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So darf es doch nicht enden, oder?

 
 
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Uwe Helmut Grave
Geschlecht:männlichOpa Schlumpf

Alter: 69
Beiträge: 1016
Wohnort: Wolfenbüttel


Beitrag01.03.2017 15:46
So darf es doch nicht enden, oder?
von Uwe Helmut Grave
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Eine verstaubte Fernsehserie trägt den Titel Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger – von mir eröffnete Fäden könnte man ähnlich betitelten: „Die seltsamen Fragen des UHG“, denn meine Gedankensprünge sind mitunter nicht einmal für mich selbst nachvollziehbar.
Wie in meinem Profil nachzulesen ist, habe ich im vergangenen Jahr als Ruheständler noch ein letztes heiteres Manuskript verfasst und wollte mich in den kommenden Jahren eigentlich nur noch damit befassen, selbiges gemächlich an den Verlag zu bringen – und ansonsten tüchtig zu faulenzen. Schriftstellern? Nein danke, es langt. Doch die regelmäßige Beschäftigung mit den vielfältigen Beiträgen in diesem Forum erzeugt immer öfter ein Fingerzucken, und allmählich reift in mir die Idee für einen Roman mit ernsthaftem Hintergrund.
Nicht die Aussicht, dass ich wahrscheinlich so lange an diesem Werk herumtüfteln werde, dass ich seine Fertigstellung letztendlich wohl gar nicht mehr erlebe, hält mich davon ab, anzufangen – sondern der Umstand, dass das erwähnte heitere Manuskript ursprünglich ebenfalls etwas Ernstes werden sollte. Am Schluss kam dabei aber nur das heraus, was ich seit Jahrzehnten zu schreiben gewohnt war: Unterhaltungsliteratur (vielleicht ein klein bisschen gehobener als meine bisherigen Machwerke) – sodass sich mir die Frage stellt: Kann ich überhaupt verhindern, dass es mir mit dem geplanten, bisher noch nicht begonnenen Werk genauso ergeht?
Während ich an obigem Manuskript arbeitete und über ernste Themen wie Sterben, Depressionen und Halluzinationen (die vielleicht gar keine waren) schrieb, hatte ich neben mir einen mit Bleistift vollgekritzelten Terminkalender liegen. Tag für Tag rief ich mir unter Zuhilfenahme der Notizen mein glimpflich überstandenes Nahtoderlebnis ins Gedächtnis, eine Art Hau-Ruck-Therapie für die geschundene Seele - und trotzdem wandelte sich nach und nach meine Absicht, „die Menschheit aufzurütteln“ (überspitzt formuliert) in: „die Leser aufzuheitern“.
Meine Frage an alle Forenmitglieder: Habt ihr schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht? Explizit an die erfahrenen Autoren gerichtet: Habt ihr Bücher geschrieben, bei denen am Ende vom Stil und/oder Inhalt etwas völlig anderes herauskam als es am Anfang geplant war? Oder an die weniger erfahrenen Autoren, die noch an ihrem Erstlingswerk feilen: Ergeht es euch manchmal so mit einzelnen Kapiteln, die plötzlich anders enden als sie sollten? Machen sich eure Gedanken oder gar die Protagonisten unkontrolliert selbständig? Was theoretisch gar nicht sein dürfte, denn wir Autoren sind doch die Chefs.
Wie geht ihr damit um? Stemmt ihr euch erfolgreich dagegen, oder gebt ihr dem inneren Drängen einfach nach?


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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

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Beitrag01.03.2017 16:05

von lupus
Antworten mit Zitat

Servus Uwe,

wenn ich mir das so durchlese, glaube ich, dass du dir zum einen unnötige, zum anderen - verzeih! - falsche Gedanken machst. Falsch deshalb:

Zitat:
[...] sondern der Umstand, dass das erwähnte heitere Manuskript ursprünglich ebenfalls etwas Ernstes werden sollte. Am Schluss kam dabei aber nur das heraus, was ich seit Jahrzehnten zu schreiben gewohnt war: Unterhaltungsliteratur[...] –  
Während ich an obigem Manuskript arbeitete und über ernste Themen wie Sterben, Depressionen und Halluzinationen [...] schrieb, hatte ich neben mir einen mit Bleistift vollgekritzelten Terminkalender liegen. Tag für Tag rief ich mir unter Zuhilfenahme der Notizen mein glimpflich überstandenes Nahtoderlebnis ins Gedächtnis, eine Art Hau-Ruck-Therapie für die geschundene Seele - und trotzdem wandelte sich nach und nach meine Absicht, „die Menschheit aufzurütteln“ (überspitzt formuliert) in: „die Leser aufzuheitern“.


Ich denke - und das ist mir auch in anderen deiner Beiträge schon aufgefallen - du gehst von einer Misskonzeption 'ernster Themen' aus, oder der E-Lit, wenn du willst. E-Lit zu schreiben, bedeutet nicht, nicht zu unterhalten, das E in E-Lit bedeutet nicht, dass nur ernsthafte Themen und diese nur in einem ernsten Ton zu transportieren wären. Gelegentlich ist es gerade diese, durch nicht leicht zu schaffende, Diskrepanz, die E-Lit ausmacht, wo einem dann das Lachen im Hals stecken bleibt, wo man sich dann fragt: ja, Herrschaft, darf ich eigentlich lachen (ich mein nicht pc-mäßig, sondern jeder entscheidet für sich selbst, manchmal auch pc-mäßig).

Es gibt massenhaft Beispiele in der (E-)Literatur, wo ernste Themen behandelt werden, aber auf ausnehmend humorige Art.

In solch einem Fall gehts dann eher darum, wie die Literatur aufbereitet ist. Sprachlich, strukturell, dialogisch, Erzählebenen, perspektivisch usw.

Ich denk mir, das sollte deine Überlegungen mehr leiten, als die Frage: will ich unterhalten oder nicht, will ich die Leserschaft aufbauen oder in einen seelischen Abgrund stürzen.

lgl


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lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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Uwe Helmut Grave
Geschlecht:männlichOpa Schlumpf

Alter: 69
Beiträge: 1016
Wohnort: Wolfenbüttel


Beitrag01.03.2017 17:46

von Uwe Helmut Grave
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Stimmt, lupus, manchmal ziehe ich (gedanklich) wohl eine zu harte Grenze zwischen, bleiben wir bei den Abkürzungen, E-Lit und U-Lit. U-Lit habe ich in allen möglichen Variationen verfasst und lese sie auch gern, während E-Lit für mich stets etwas ist, dem ich gern aus dem Weg gehe - was vor allem an dem Allgemeingültigkeitsanspruch liegt, den viele sogenannte E-Literaten an den Tag legen. Da hat eine/r was Interessantes (oder Ungewöhnliches) erlebt, schreibt darüber und verlangt dann vom Rest der Welt, man solle gefälligst aus diesen "wichtigen Erfahrungen" lernen. Manche dieser Autoren reagieren stinkbeleidigt, wenn man das Geschilderte in Frage stellt, beispielsweise auf Grund eigener gegenteiliger Erfahrungen.
Mit solchen Zeitgenossen möchte ich nicht in einen Topf geworfen werden, ebendeshalb fiel es mir immens schwer, ernsthaft beim ursprünglichen Nahtodthema zu bleiben und es mit der nötigen Ernsthaftigkeit zu behandeln.
Im Prinzip wäre damit alles abgehandelt - Problem erkannt, psychologisch gelöst, danke, Dr. Wolfgang. Cool
Doch in diesem speziellen Fall verhielt es sich anders, denn mein Jenseits-Roman präsentiert nicht auf unterhaltsame Weise ein Thema, das zwangsläufig für jeden (!) Menschen früher oder später zu einer ernsten Angelegenheit wird, nämlich Sterben/Tod; stattdessen hat sich die Handlung während des Schreibens regelrecht verselbständigt, und als ich fertig war, stand im Mittelpunkt eine Phantasiewelt mit - tja, wie soll ich das nennen? - menschlichen Bewusstseinen (?), von denen ich mir ziemlich sicher bin, dass sie mir "drüben auf der anderen Seite" in dieser Form nicht begegnet sind (glaube ich jedenfalls). Noch deutlicher: Jene Welt existierte überhaupt nicht beim Beginn des Schreibprozesses, bestenfalls ansatzweise.
Ich schreibe das jetzt aber keinen geheimnisvollen sphärischen Beeinflussungen zu, sondern in erster Linie meiner überbordenden Phantasie, weshalb ich mir vorstellen könnte, dass es anderen Autoren/Autorinnen schon mal ähnlich ergangen ist. Irgendwer hat doch sicherlich etwas Vergleichbares erlebt, und genau das interessiert mich.


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Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3761



Beitrag01.03.2017 18:16

von Nordlicht
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Ich denke, man kann sich selbst und seine grundlegende Lebenseinstellung beim Schreiben letztendlich nicht völlig außen vor halten. Du scheinst das Leben mit viel Humor anzugehen, und das drückt sich wohl entsprechend in deinen Geschichten aus.

Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben:
U-Lit habe ich in allen möglichen Variationen verfasst und lese sie auch gern, während E-Lit für mich stets etwas ist, dem ich gern aus dem Weg gehe - was vor allem an dem Allgemeingültigkeitsanspruch liegt, den viele sogenannte E-Literaten an den Tag legen. Da hat eine/r was Interessantes (oder Ungewöhnliches) erlebt, schreibt darüber und verlangt dann vom Rest der Welt, man solle gefälligst aus diesen "wichtigen Erfahrungen" lernen.


Entschuldige, ich will nicht auf dem leidigen E-U-Thema rumreiten, aber mir scheint, dass du da in dem zitierten Satz von Memoiren sprichst? Die können freilich (wie jedes Genre) unter E fallen, ich würde sie jedoch nicht als Paradebeispiel für E anführen. E-Lit sollte Fragen aufwerfen (gern philosophischer Art), die Beantwortung aber eher dem Leser überlassen werden. Arroganz des Autoren macht weder E noch U aus, sondern einfach ein arrogantes Buch.

Dass sich die Handlung beim Schreiben verselbständigen will, kenne ich auch. Ich plotte meine Handlung allerdings, wenn auch nicht bis ins letzte Detail, und gehe damit so um, dass ich die Charaktere im Kopfkino ihr Ding machen lasse und ihnen am Computer aber wieder einen Stoß in meine angepeilte Richtung gebe. Sie gelangen dann zwar oft auf einem von mir ursprünglich nicht vorgesehenen Weg an den Wendepunkten der Geschichte an und handeln/entscheiden am Wendepunkt anders, als ich erwartet hatte - aber im Großen und Ganzen bleibt der Rahmen der Geschichte so, wie ursprünglich gedacht.  

Ich sitze (mehr im Geiste als in der Tat) seit geraumer Weile an einer Geschichte, die ich nicht plotten will und kann, und sehe mich da eher mit dem gegenteiligen Problem konfrontiert: meinen Charakteren einfach die Zügel schießen zu lassen und zu schauen, wohin sie mich bringen.
Rein theoretisch finde ich das ein sehr interessantes Experiment; praktisch gesehen blockiert es mich ohne Ende, weil ich ich den Kern und die Aussage der Geschichte, die mir vorschweben, nicht verlieren will. Also vielleicht ein ähnliches Problem, wie du hast?


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Uwe Helmut Grave
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Beitrag01.03.2017 18:46

von Uwe Helmut Grave
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nordlicht hat Folgendes geschrieben:
...dass du da in dem zitierten Satz von Memoiren sprichst?

Jein. Natürlich können das auch Memoiren sein, doch die Schilderung ungewöhnlicher Erlebnisse sind ja nicht zwangsläufig Memoiren - denn darunter verstehe ich die zusammengefassten Erinnerungen eines kompletten (bisherigen) Lebens.
Du bist eigentlich das perfekte Beispiel, schließlich hast du ein Buch verfasst, das von deinem/eurem Entschluss handelt, zukünftig in Kanada zu leben, davon, was ihr dort Abenteuerliches erlebt habt, und ich vermute mal, jenes (sicherlich unterhaltsame, aber dennoch ernst gemeinte) Werk enthält wertvolle Tipps für eventuelle Nachahmer.
Und jetzt stell dir mal vor, Nicole, auch wenn's schwerfällt, du bestehst eigensinnig darauf, dass du die Umsiedler-Wahrheit schlechthin gepachtet hast, und jedwede Schilderungen anderer Umsiedler sind blanker Unsinn, weil nur du und dein Partner die wahren Experten sind ... DAS ist die Sorte von arroganten Autoren, die ich meine - und so will ich auf gar keinen Fall werden, also gab ich meinem Skript, vielleicht unbewusst (?), eine harsche Wende. Ich wollte halt nicht zum Oberklugscheißer in Sachen Sterben mutieren.


... dass ich die Charaktere im Kopfkino ihr Ding machen lasse und ihnen am Computer aber wieder einen Stoß in meine angepeilte Richtung gebe.

Das ist mir bisher eigentlich auch immer gelungen, doch in diesem Fall ließ sich das Kopfkino nicht lenken. Was jetzt aber nicht bedeutet, dass ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden bin.
Ich klopfe mir jeden Tag stundenlang selbstgefällig auf die Schulter. Cool (Nun brauche ich nur noch eine/n Verleger/in, der/die das Klopfen für mich übernimmt.)


... und sehe mich da eher mit dem gegenteiligen Problem konfrontiert: meinen Charakteren einfach die Zügel schießen zu lassen und zu schauen, wohin sie mich bringen ... weil ich ich den Kern und die Aussage der Geschichte, die mir vorschweben, nicht verlieren will. Also vielleicht ein ähnliches Problem, wie du hast?

Allerdings, nur seitenverkehrt. Ein interessanter Aspekt: Es geht auch andersherum.


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Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3761



Beitrag01.03.2017 21:20

von Nordlicht
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Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben:
Natürlich können das auch Memoiren sein, doch die Schilderung ungewöhnlicher Erlebnisse sind ja nicht zwangsläufig Memoiren - denn darunter verstehe ich die zusammengefassten Erinnerungen eines kompletten (bisherigen) Lebens.


Nee, so viel ich weiß unterscheidet man da zwischen:
zusammengefassten Erinnerungen eines kompletten (bisherigen) Lebens = Biografie (oder Autobiografie, wenn's um einen selbst geht)
und
Memoiren = zusammengefasste Erinnerungen eines begrenzten Lebensabschnitts

Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben:
Ich wollte halt nicht zum Oberklugscheißer in Sachen Sterben mutieren.


Hm, ich denke, die Klugscheißer-Gefahr ist recht gering, wenn man sich wirklich auf das Erzählen seiner eigenen Erlebnisse (oder meinetwegen des eigenen Kopfkinos) beschränkt und sachlich bliebt. Sonst müsste man ja sämtliche Ratgeber als Klugscheißerbücher abstempeln.

Klugscheißer-Modus kommt ja eigentlich erst da zum Greifen, wo der Autor entweder a) andere Autoren/Literaturrichtungen niedermacht (immer wieder im DSFo zu beobachten Laughing ) oder b) sich wegen eines übertriebenen Sendungsbewusstseins oder Arroganz für wesentlich schlauer als die Leser und/oder andere Autoren hält (auch das sieht man hier immer mal wieder).

Ich finde das Schreiben von Sachtexten, wozu für mich auch Memoiren und Biografien gehören, wesentlich schwieriger als das Schreiben von Fiktion - unter anderm auch wegen dieser Stolperfalle. Insofern wundert mich dein Abdriften ins Reich des Humors und der Fiktion nicht smile Denn wenn der Prota zumindestens halb erfunden und nicht wirklich identisch mit dem Autoren ist, macht man sich als Autor gleich weniger verletzlich, und es ist auch leichter zu entscheiden, was man wie präsentiert. Und vor allem hat man die Freiheit, was dazu zu erfinden.

Mein Buch handelt übrigens nicht vom Auswandern, aber Umsiedeln ... ja, das trifft es dann doch ganz gut.


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meerenblau
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Beiträge: 1320



M
Beitrag01.03.2017 21:39

von meerenblau
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Also manchmal, Uwe, machst Du Dich aber auch wirklich selber klein. E oder U, hin oder her, was soll´s? Entscheidend ist doch (neben dem Geld, das man (vielleicht) verdient), ob man sich selber eine Freude mit dem Schreiben gemacht hat und wievielen anderen Menschen man mit seinem Geschreibsel ein paar spanndende oder schöne Stunden bescherte. Und da muss ich mal sagen, Deine Gespenster- und Spuk-Skripte lese ich noch heute (kein Witz), aber das Gesabbel von einem ach so wichtigen E-Autor kann mir gestohlen bleiben. Was für mich zählt, ist das, was ich möchte. Und nicht, ob da irgendwer anno dazumals mal einen Nobelpreis abgegriffen hat!

Aber eigentlich wollte ich ja auf Deine Frage eingehen: Ja, das passiert mir sogar oft, und zwar meistens dann, wenn ich einen Roman "einfach drauflos" schreibe. Dann entwickeln die Figuren manchmal ein Eigenleben, das durchaus meine Pläne durchkreuzt. Aber solange es dann doch wieder stimmig und passend ist, ist es ja gut. Ich denke, die Geschichte sagt Dir dann selber, wie sie erzählt werden möchte, und Du schreibst das dann eben so auf.

Wenn Du Dich hinsetzt und was "ernstes" schreiben möchtest, es dann aber doch (wieder?) humoristisch wird, dann war die Geschichte von Anfang an schon humorvoll, Du hast es selber eben nur noch nicht gewusst. Es würde aber auch nichts bringen, sie dann in ein "ernstes" Korsett zu zwängen: Dadurch würdest Du nur eine Art Zwitter erschaffen, mit dem dann niemand so richtig glücklich wäre.

Dass die Autoren die Chefs sind, ist nur begrenzt richtig. Eigentlich ist die Geschichte der Chef.
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Willebroer
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Wohnort: OWL


Beitrag01.03.2017 21:49

von Willebroer
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Bei "Uwe" gilt ja vielleicht das alte Prinzip "Nomen est Omen":

Fängt mit U an und hört mit E auf. Pfiffig Blinzeln
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lupus
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Beitrag01.03.2017 21:58

von lupus
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Am Ende hat man bei jeder (Auto)Biografie noch die Möglichkeit 'Roman' drauf zu schreiben. Wenn gut gemacht geht man dann als 'unzuverlässiger Erzähler' durch und wieder und v.a. hier: wenn gut gemacht, gilt das dann auch gleich um eine Nuance mehr als E. Ganz ohne Gesabbel.

Aber ja, Nordlicht hat recht: a) andere Autoren/Literaturrichtungen niedermacht (immer wieder im DSFo zu beobachten) Smile


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Tjana
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Beitrag01.03.2017 22:39

von Tjana
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Hallo Uwe,
ja, dass Charaktere und sogar ganze Kapitel sich selbständig machen, kenne ich durchaus. Beim ersten Mal brauchte mein Erstaunen darüber eine Weile – hmm will ich das? Was mache ich im Weiteren damit?
Inzwischen macht mich diese Eigendynamik sogar glücklich und wenn wieder einmal eine völlig ungeplante Figur an meine Tür klopft, öffne ich ihr gerne. Allerdings versuche ich, trotz der Begeisterung über unerwartete Wendungen oder Personen, die entscheidenden Zügel nicht aus der Hand zu geben. Aber es hat deutliche Vorteile, sich ein wenig davon leiten zu lassen.
So hat sich z.B. mein erster Roman entwickelt. Er sollte nach der Grundidee schon ein ernstes Thema unterhaltend vermitteln (weil es zu Hauf Sachbücher darüber gibt), doch am Ende ist es zugunsten eines anderen Themas auf den zweiten Rang gerutscht – und ich bin absolut zufrieden damit.

Also, lass es doch fließen, wenn die Geschichte dir sagt, wie sie erzählt werden will. Alles andere würden Leser bemerken.
LGT


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Kätzchen
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Beitrag02.03.2017 10:24

von Kätzchen
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Bei mir machen sich vor allem Charaktere ständig selbstständig.
Ich wollte mal einen von Ihnen umbringen, das war ein fest gezimmerter Plan. Und plötzlich hat ein anderer Charakter eine so besondere Beziehung zu meinem Mordopfer aufgebaut, dass ich es nicht mehr konnte.
Ich sah ihn dann auf meiner Schulter sitzen und etwas wie: "You have no power here!" schreien.

Man, daran muss man sich echt gewöhnen Rolling Eyes
Andererseits ist es auch nett, sich mit den Charakteren auf ihren Willen einzulassen, dann ist es selbst für mich beim Schreiben spannend, was wohl noch so passiert.

Let it flow, sag ich nur.

Liebe Grüße
-Katze


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Uwe Helmut Grave
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Beitrag02.03.2017 13:39

von Uwe Helmut Grave
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Nordlicht hat Folgendes geschrieben:
Sonst müsste man ja sämtliche Ratgeber als Klugscheißerbücher abstempeln.

Stimmt auch wieder - obwohl das auf manche zutrifft, und zwar in allen ratgebenden Bereichen. Es genügt halt nicht, mal einen Gartenschlauch benutzt zu haben, um sich Pflanzenexperte zu nennen.
Auf mich bzw. mein humoriges Jenseitsromanskript umgemünzt: Ich war an einem Ort, an dem ich (noch) nichts verloren hatte - trotzdem würde ich nie auf den irrwitzigen Gedanken kommen, einen "Leben-nach-dem-Tod"-Ratgeber zu schreiben bzw. arglosen Lesern einen detailgetreuen Erlebnisbericht als absolute Wahrheit zu präsentieren, denn dafür ist in meinem Gedächtnis zu wenig hängengeblieben (und die Möglichkeit des Halluzinierens kann ich ebenfalls nicht völlig ausschließen). Fest steht lediglich, dass nichts von dem, was mir zugestoßen ist, mit handelsüblichen "Hey-Leute-ich war-tot!"-Büchern überein stimmt, also keine Tunnel, kein Glöckchengeläut und sonstiger Firlefanz ... vielleicht war ich ja einfach nur zu doof um richtig zu sterben. Twisted Evil
Sorry, jetzt weiche vom Thema "sich selbständig machende Handlung" ab. (Obwohl die Faden-Überschrift eigentlich auch zur Todesthematik gut passt. Cool )


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lupus
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Beitrag02.03.2017 13:45

von lupus
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Möglicherweise hab ich ja was falsch verstanden, aber mir schien, es ging Uwe weniger um die Verselbständigung der CHaraktere, als viel mehr darum, dass sich während des Schreibens das Grundkonzept ändert. Das verändert die Sprache, den Duktus, Satzbau etc. Und das kann tatsächlich zu einem Problem werden, weil zu Beginn eine Lesererwartungshaltung aufgebaut wird. Diese zu enttäuschen (und das gilt für U wie für E) muss schon ziemlich gut gemacht sein.

Zwei Erzählebenen böten sich vlt an.


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Uwe Helmut Grave
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Beitrag02.03.2017 13:55

von Uwe Helmut Grave
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meerenblau hat Folgendes geschrieben:
Also manchmal, Uwe, machst Du Dich aber auch wirklich selber klein.

Das ist wirklich nicht meine Absicht - obwohl das ein schöner Trick wäre: sich selbst kleinmachen, damit einen die Leute mitleidig streicheln und sagen: "Aber nein, mein Kleiner, in Wahrheit bist du riesengroß."
Wie ich eingangs bereits erwähnte, spiele ich mit dem Gedanken, mich in den kommenden Jahren (wie viele/wenige das auch immer noch sein mögen) noch einmal zwecks Romanschreibens an die Tastatur zu setzen und mein eigentlich letztes Manuskript - so hatte ich es mir ursprünglich fest vorgenommen - zum vorletzten zu degradieren. Weil ich aber aus den bereits genannten Gründen noch ein wenig mit mir hadere, dachte ich, ich suche mal im DSFo-Bereich "Hilfe zur Selbsthilfe" (oder so ähnlich) ein paar Foristen, die mir beim Nachdenken helfen - und es kommen viel mehr Beiträge, als ich zu hoffen wagte. Danke.


Und da muss ich mal sagen, Deine Gespenster- und Spuk-Skripte lese ich noch heute ...

Äh, ich auch manchmal - und dann frage ich mich: Hab das tatsächlich ich verfasst? Vieles ist meinem Gedächtnis längst entfallen.

Dann entwickeln die Figuren manchmal ein Eigenleben ... Eigentlich ist die Geschichte der Chef.

Gut zu wissen, dass es mir nicht allein so ergeht - somit kann ich mir ganz sicher sein, dass dieses Phänomen nichts Gespenstisches an sich hat. Cool


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Beitrag02.03.2017 14:02

von Uwe Helmut Grave
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Willebroer hat Folgendes geschrieben:
Fängt mit U an und hört mit E auf.


U + E (Lit) ... das passt ja prima. Kürzlich konnte ich sogar alle drei Buchstaben einsetzen, um in der Bahn meiner Frau Monika eine Freude zu machen: "Wir fahren gerade nach ULM = Uwe Liebt Monika." (Ja, ja, zu schleim... äh, Komplimente zu machen verlernt man nie. Cool )


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Beitrag02.03.2017 14:07

von Uwe Helmut Grave
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Tjana hat Folgendes geschrieben:
...ja, dass Charaktere und sogar ganze Kapitel sich selbständig machen, kenne ich durchaus.

Wie ich bereits weiter oben schrieb: Ich bin offenbar nicht allein - auch andere "leiden" (man beachte die Häkchen) unter diesem Phänomen.

Also, lass es doch fließen, wenn die Geschichte dir sagt, wie sie erzählt werden will.

Mach ich - und ich widerspreche der Geschichte nicht; dann ist sie wenigstens selbst schuld, wenn sie hinterher keiner lesen will. Cool


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Beitrag02.03.2017 14:10

von Uwe Helmut Grave
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Kätzchen hat Folgendes geschrieben:
Ich wollte mal einen von ihnen umbringen, das war ein fest gezimmerter Plan. Und plötzlich hat ein anderer Charakter eine so besondere Beziehung zu meinem Mordopfer aufgebaut, dass ich es nicht mehr konnte.

Das ist echt stark: Die Protagonisten retten sich gegenseitig das Leben. So was hatte ich bisher noch nicht, soweit ich mich erinnere - höchstens mal einen guten Charakter, der das Böse für sich entdeckte (oder eben umgekehrt).


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Beitrag02.03.2017 14:32

von Uwe Helmut Grave
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lupus hat Folgendes geschrieben:
Möglicherweise hab ich ja was falsch verstanden, aber mir schien, es ging Uwe weniger um die Verselbständigung der Charaktere, als viel mehr darum, dass sich während des Schreibens das Grundkonzept ändert. Das verändert die Sprache, den Duktus, Satzbau etc.


Nein, nein, das hast du völlig richtig verstanden, Wolfgang - doch sich verselbstständigende Charaktere gehören gewissermaßen mit dazu. Beispielsweise war einer der beiden Hauptprotagonisten des Jenseits-Romans mir nachempfunden, und weil ich beim Schreiben noch gut (zu gut) meine depressive Stimmungslage verinnerlicht hatte, waren seine Gedanken entsprechend düster - im Gegensatz zur zweiten Figur, ein halbfiktives "Es" von der anderen Seite, an das ich mich vage zu besinnen glaubte und das wesentlich positiver agierte ...
... und bevor ich mich's versah, entdeckte ich Ähnlichkeiten zwischen "Es" und einer verstorbenen Person, die ich gut kannte, sodass sich der Charakter unmerklich änderte - und damit auch die Handlung, die immer abstruser wurde und fast schon ins Satirische abglitt.
Letztlich war der ursprünglich Mitleid erweckende erste Protagonist ein Hypochonder, der zusammen mit dem zweiten Protagonisten die jenseitigen Mächte an den Rand der Verzweiflung brachte. (Mehr verrate ich jetzt aber nicht, denn das Skript muss schließlich noch verkauft werden.)
Mit dem nächsten Roman sollte mir das eigentlich nicht passieren - doch wenn ich eure Beiträge so lese, geht meine Tendenz jetzt eher in die "Warum-eigentlich-nicht?"-Richtung.
Ja, du hast recht, durch die Änderung des einst ernst gemeinten Grundkonzepts änderten sich natürlich auch Sprache, Satzbau usw., denn letztlich klang alles viel fröhlicher, frei nach der Devise: "Sterben muss was ganz Tolles sein, sonst würden es nicht so viele Leute machen."
Derlei sprachliche Wandlungen mitten während der euphorischen Schreibphase sind mit Arbeit verbunden, logisch, es bereitet einem aber auch Autorenfreude, also neue Euphorie, weil es eine schreiberische Herausforderung ist.
Für mich war das Verfassen jenes Skripts damals eine aufbauende Therapie, die ich mir selbst in Rechnung stellen sollte. Cool


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Fjodor
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Beitrag02.03.2017 14:57

von Fjodor
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Dass ein Buch anders wurde als ursprünglich konzipiert?

Am ehesten noch bei meinem Erstling, wo mir der philosophische Gehalt und eine Grundidee sehr wichtig war. Nach dem Prinzip "Learning By Doing" wurde mir während des Entstehungsprozesses klar, dass ein Roman von einer handfesten Story lebt. Letztlich enthielt das fertige Buch durchaus das, was mir ursprünglich vorschwebte, hatte aber zugleich ein solide konstruiert wirkendes Handlungsgerüst. -- Das Buch hätte komplett misslingen können, hätte ich damals nicht über den eigenen Tellerrand geschaut und wäre nicht z.B. hier im Forum auf typische Fehler von Debütanten gestoßen worden. -- Wäre ich jedoch damals zehn Jahre jünger gewesen, hätte ich mich vermutlich auf mein eigenes "Genie" verlassen und hätte nicht erkannt, dass die eine oder andere typische Falle auch mich betraf. -- Das Fertigstellen eines umfangreichen Romans war für mich eine faszinierende Erfahrung, weil mir mit Mitte 40 damals was gelang, wofür mir persönlich in jüngeren Jahren wohl die Reife gefehlt hätte. (Andere kriegen das natürlich früher hin)

Was Uwe beschreibt, dass etwas Ernstgemeintes heiter und leichter als geplant gerät, aber auch umgekehrt, kann mir bei einzelnen Szenen bzw. Kapiteln passieren. Innerhalb eines geplanten Rahmens gibt es da Freiräume für Spontanität. Raum für Humor ist in meinen Geschichten immer vorhanden.
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Uwe Helmut Grave
Geschlecht:männlichOpa Schlumpf

Alter: 69
Beiträge: 1016
Wohnort: Wolfenbüttel


Beitrag02.03.2017 15:21

von Uwe Helmut Grave
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Fjodor hat Folgendes geschrieben:
Das Fertigstellen eines umfangreichen Romans war für mich eine faszinierende Erfahrung, weil mir mit Mitte 40 damals was gelang, wofür mir persönlich in jüngeren Jahren wohl die Reife gefehlt hätte. (Andere kriegen das natürlich früher hin)

Wobei es sicherlich auch darauf ankommt, wann man mit dem regelmäßigen Schreiben beginnt. Je eher man damit anfängt, indem man beispielsweise erst einmal das Grundhandwerk erlernt (Orthographie, Satzaufbau usw.) und je häufiger man seiner Phantasie freien Lauf lässt und sie dadurch "bei Laune hält", desto früher kriegt man es wohl hin. (Das mit der "geistigen Reife" ergibt sich dann von ganz allein, spätestens im Greisenalter. Cool )
Mir persönlich hat noch mit 26, als ich meine ersten Honorare erwirtschaftete, die Geduld (und wahrscheinlich auch die Erfahrung) zum Romanschreiben gefehlt, weshalb ich erst einmal mit Comics und Kurzkrimis begann.
(Das gehört jetzt wohl eher in einen "Wie alles anfing"-Faden, von denen es hier im Forum vermutlich mehrere gibt.)


Raum für Humor ist in meinen Geschichten immer vorhanden.

Das hört sich gut an (habe ich auch stets so gehalten).
Wäre ein schöner Titel für einen weiteren Faden: "Kommen U-Lit-Skripte auch ohne Humor aus?" - Nein, keine Bange, ich eröffne jetzt kein neues Thema.
.


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Fjodor
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1500



Beitrag02.03.2017 16:55

von Fjodor
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@Uwe: Hätte ich mit 20 angefangen und ernsthaft veröffentlichen wollen, wäre ich natürlich von irgendwem schon auf meine Fehler gestoßen worden und hätte mich vermutlich auch schon früher für "Schreibregeln" interessieren müssen, um bestehen zu können. Das ist auch wieder richtig.

Geschrieben habe ich vorher auch, aber eben journalistisch.
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meerenblau
Reißwolf
M


Beiträge: 1320



M
Beitrag03.03.2017 18:16

von meerenblau
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Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben:


Gut zu wissen, dass es mir nicht allein so ergeht - somit kann ich mir ganz sicher sein, dass dieses Phänomen nichts Gespenstisches an sich hat. Cool
[/quote]

Ich denke, dieses Phänomen ist das wirkliche Talent eines Schriftstellers. Das ist eben der Punkt bei diesen ganzen Ratgebern, da kann man noch so sehr viel über Perspektive, Expose, Charakterdarstellung etc. lernen - das alles nutzt nichts, wenn man nicht "lebendig" schreiben kann. Und dazu gehört eben auch, dass eine Geschichte - wie alles "lebendige" - wächst und sich weiterentwickelt.
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