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Die Ballade vom sterbenden Schwan


 
 
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Yaouoay
Geschlecht:männlichEselsohr

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Beiträge: 232
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Beitrag30.01.2017 12:25
Die Ballade vom sterbenden Schwan
von Yaouoay
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Die Ballade vom sterbenden Schwan

Im See zu Alqua
Seit unbestimmtem Alter
Ein Tier, lauter wie Schnee,
Treibt durch den klaren See …

Türkise als Augen,
Blinzeln am Morgen
Durch raureifen Nebel
Des Tieres – so edel.

Wintergefieder,
Stolz wie die Lieder
Gesungen von Engeln,
Die niemals bemängeln.

Flügel von Seide,
Strahlen durch Weite,
Strahlen durch Nacht,
Rauben dem Monde die Macht.

Gleitet durch Wassern,
Klar wie ein Bergquell,
Gleitet durch Straßen;
Majestätischer Schwan …
Gleitet durch Reine,
Durch Frische und Feine,
Durch Klarheit wie Glas,
In seegroßem Maß.

O Schwan zu Alqua,
Kein Lebensalter,
Zeitlos wie Wasser,
Zeitlos wie Licht.
O Schwan zu Alqua,
Kein Lebensalter,
Zeitlos wie Sterne;
Riesig, doch schlicht.

Die Spur wirbelt Wasser-
Tropfen, doch blasser
Gleitet der Schwan
Durchs Wasser dahin.

Blass; weiß wie Schnee,
Zieht durch den See,
Wirbelt das Wasser,
Wird immer blasser.

Das Wasser getrübt,
Der Schwan zieht betrübt
Weiter durch seine Gefilde,
Doch Wasser … hat keine Schilde.

Die Zeit holt ihn ein,
Den Schwan – lauter und rein;
Braut sich zusammen
Zu Gebirgen, schwarz-klammen.

Neben Bahnen des Schwans
Zieht Bahnen das Schwarz,
Zeigt grau ihm die Zeit,
Die jetzt ihm noch bleibt.

Der Schnee ist getrübt,
Der Schwan sieht betrübt,
Dass seine Gefilde
Verlieren an Milde.

Und nun treibt die Zeit,
Die ihm nur noch bleibt,
Durchs lautere Herz,
Hinterlässt Kummer, Schmerz.

Er gleitet durch Wassern,
Grau wie der Himmel,
Gleitet durch Straßen,
Nostalgischer Schwan …
Gleitet durch Bräune,
Durch Kloake und Träume
Von Klarheit wie Glas
In brunngroßem Maß.

O Schwan zu Alqua,
Gezählte Lebensalter,
Einst zeitlos wie Wasser,
Das schwindet wie Licht.
O Schwan zu Alqua,
Gezählte Lebensalter,
Einst zeitlos wie Sterne,
Jetzt winzig und schlicht.

Blitzende Augen werden nun matt,
Glitzernde Federn sterben nun ab,
Freude und Müße werden nun knapp,
Tränen tropfen ins Braune hinab.

Lustlose Bahnen wirbeln im Braun,
Leben und Freude kümmern ihn kaum,
Klarheit und Reine bilden den Traum,
Der länger wird – von Tag zu Tag ….

Dreck in Kokons von Nässe,
Spritzen lustlos durch Luft auf die Blässe,
Trüben das Licht, das einst hell war und schön,
Perlen ins Wasser, hinterlassen nur Braun.

Er siecht, der Schwan, er geht;
Richtet sich auf zum letzten Gebet,
Trägt Krusten von Schmutz, Ruß und Gift,
Welches stark im Herzen ihn trifft.

Im Blut fließt Schmutz, grau und schwarz
Wie Wasser am Leibe des Schwans,
vergiftet Herz, Hirn und Mut;
Läutet ein Krümmen und Tod.

Jetzt gleitet durch Brühe
Der Schwan, wenn auch mit Mühe;
Paddelt mit müd-kranken Beinen
Durch Schatten von toten Gebeinen.

Niemand sieht ihn sterben,
Seine Reinheit dem Wasser vererben,
Doch war er einst das schönste der Tiere,
Jetzt nur noch im Zeitfluss eine Schliere.

Dunkel verschlingt das sterbende Tier;
Es gibt nur noch ein kleines Hier,
Gefangen im Dunkel, was alles zerstört;
Gleich Rodung, Rottung und Mord.

Allein; verlassen von Glück,
Stirbt der Schwan:
Von Stunde zu Stunde ein Stück,
Schwimmt seine letzte Bahn.

Trüb, apathisch wird sein Bick,
Während er mühsam paddelt durch Schlick,
Die Zeit, als alles lauter war;
Verblasst, verschwimmt, ist nicht mehr da.

Totes Fleisch von Wassertieren
Strebt zur Seite, als er kommt;
Machen Platz dem letzten Leben,
Bevor auch dies endlich verkommt.

Ein Schmerz zuckt durch das abgezehrte,
Beinah leblose Geschöpf,
Bricht den letzten Hoffnungsschimmer
In unsichtbare Schrecken auf.

Jetzt wartet er nur noch
Auf den gnadenvollen Stoß,
Sucht mit trüben Augen nach dem Loch,
An dessen Rand er lässt sich los.

Und nach einer Ewigkeit gleitet an das Boot.
Ohne Willen steigt er auf,
Gleitet langsam in den Tod.
Ein letztes Mal richtet er sich auf,
Bevor er geht – für immer fort
Im klammen, kalten Hort.

Er ruft seinen magischen Ruf
Durch die Dichte der Nebel aus Ruß,
Es hallt nicht, es schwingt nicht,
Im Dunkel – wo auch Licht
Getilgt wird von Schwärze,
Es stirbt jede Kerze …

Auch der Schwan tut seinen letzten Zug,
Denn Atem ist nicht genug:
Erbarmungslos zerstört,
Niemand hat gehört,
Wie die letzten Tiere leiden;
Und schließlich verscheiden.

Ein letztes Gebet,
Bevor stolz der Schwan geht,
Doch gebrochen von Leid,
Vom schwarzen Federkleid,
Seine Stimme krächzt dumpf
Durch den kalten Erdsumpf.

Ein letztes Gebet,
Bevor das letzte Tier geht,
Ein letzter Ruf nach Erbarmen,
Nach lieben und warmen
Händen, die ihn retten,
Doch niemals gerettet hätten,
Denn jede Hand ist tot;
So gleitet das Boot,
Stumm, ungehört,
Kalt, ungestört,
Dahin in den Wassern,
Schwärze in Massen,
Schönheit vor Jahren,
Als der Schwan schwamm im Klaren.

Im See zu Alqua
Seit unbestimmtem Alter
Ein Tier, lauter wie Schnee,
Trieb durch den klaren See.

Im Deutschunterricht bin ich nicht ganz fertig geworden. In Bio habe ich das  Blatt noch zu Ende vollgeschrieben.
Zuhause habe ich das Gedicht abgetippt und nochmal fünf Strophen hinzugefügt. Es ist ein wenig lang geraten, aber das war so geplant.

Es ist nicht mein bestes Gedicht, aber ich wollte es gerne mal präsentieren, da es mein neustes ist.
Ich habe es nicht noch einmal überarbeitet: Es ist so gut wie in der Originalfassung.

Liebe Grüße
Yaouoay

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Soleatus
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Beitrag31.01.2017 12:02

von Soleatus
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Hallo Yaouoay,

ich finde es schade, dass du auf eine Überarbeitung deines Gedichts verzichtet hast. Ich finde in ihm manches, das mich anspricht, aber auch vieles, was nur mittreibt im Wortstrom; als hättest du alles aufgeschrieben, was dir einfällt zu deinem Gegenstand. Bei mir als Leser kommt das nicht so gut an, ich möchte lieber einen gestaltenen, und das meint: durchdachten Text lesen, in dem die Dinge aufeinander bezogen sind und sich gegenseitig größer und wichtiger machen. Das geschieht selbstverständlich auch in deinem Text, aber eben durch vieles verwässert, das nicht eigentlich nötig ist.

Also, kurz gesagt: Die Hälfte kann raus (ich weiß, das darf man eigentlich keinem Verfasser sagen; ich mache es trotzdem, sei mir nicht böse!).

Formal schleppen, meiner Meinung nach, oft die Reime schwächerere Zeilen ins Gedicht - die Notwendigkeit des Reimworts ... Vielleicht schaust du's daraufhin doch noch einmal an?!

Gruß,

Soleatus
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Yaouoay
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Beitrag31.01.2017 12:18

von Yaouoay
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Lieber Soleatus,

durchaus ist das nicht mein bestes Gedicht und ich habe erwartet, dass speziell etwas bezüglich der Länge gesagt würde. Vielleicht wäre es intelligenter gewesen, mit einem schöneren, kürzeren und repräsentativeren Gedicht einzusteigen. Ich werde gleich mal mein Lieblingsgedicht online stellen.
Vielen Dank für dein Feedback; ich werde dieses Gedicht einer umfangreichen Überarbeitung unterziehen.

Liebe Grüße
Yaouoay
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Yaouoay
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Beitrag31.01.2017 12:22

von Yaouoay
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Yaouoay hat Folgendes geschrieben:
Ich werde gleich mal mein Lieblingsgedicht online stellen.


Ich habe in der Werkstatt die Empfehlung bekommen, nicht mit dem Veröffentlichen zu aasen. Ich werde erst einmal abwarten und demnächst in einer Antwort in diesem Beitrag eine überarbeitete Version des Gedichtes veröffentlichen.

Liebe Grüße
Yaouoay
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Lorraine
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Beitrag01.02.2017 15:01

von Lorraine
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Hallo Yaouoay (und Willkommen),.

mir ging es ganz ähnlich wie Soleatus, als ich deinen "Schwanensee" entdeckte.

Soleatus hat Folgendes geschrieben:
Formal schleppen, meiner Meinung nach, oft die Reime schwächerere Zeilen ins Gedicht - die Notwendigkeit des Reimworts ... Vielleicht schaust du's daraufhin doch noch einmal an?!


Einen oder zwei Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, will ich dir hierlassen: Eine Ballade darf sehr, sehr lang sein, finde ich - wenn sie mir etwas erzählt, ohne sich allzusehr zu wiederholen, Länge ist nicht gleich Langeweile. Ich könnte mir hier gut vorstellen, dass du in die Breite gehst smile will sagen, die Verslänge veränderst, dabei (nur eine Anregung) vielleicht die Endreime, die dir passend und/oder unverzichtbar scheinen, als Binnenreime behalten könntest, weitere Assonanzen dazu nimmst, und ... vielleicht dem Schwan ein Versmass mitgibst, welches sich seinen Bewegungen anpassen lässt, sie nicht dominiert?
Ich stelle mir diesen See als ein weites Binnengewässer vor, in einer Landschaft, die nur sehen oder bewohnen können, die eine mir unbekannte Sprache sprechen. Schliesslich musste ich "Alqua" ja erst nachschlagen - obwohl ich mir schon dachte, dass es "Schwan" bedeuten könnte.
Es wäre bestimmt einen Versuch wert, dieser Ballade eine Form zu geben, die nicht abschreckt und den Inhalt "verdünnt",  sondern dem Schwan einen Platz in seiner Geschichte gibt und bewahrt.

LG
Lorraine
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Yaouoay
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Beitrag01.02.2017 17:45

von Yaouoay
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Ich habe die ersten sechs Strophen umgeschrieben:



Zu Alqua, weißer Stadt, treiben Binnenmeere, matt;
Weite Silbertücher, glatte Wellendächer,
Darauf, im reinen Glanz, vollführt ein stolzes Tier den Tanz,
Der niemals enden kann – und nie begann.

Strahlende Augen durch Spritzen und raureifen Nebel blitzen,
Abseits von Sorgen, türkis wie der Morgen.
Flügel von Seide, Wintergefieder, glitzern durch Weite,
Glitzern hell durch die Nacht, rauben dem Monde die Macht.

Zu Alqua, weißem Reich, durch Wassern, klar, rein und weich,
Gleitet der Schwan, majestätisch, zieht seine Bahn
Seit Zeiten vor Alqua: zeitlos wie Wasser, zeitlos wie Licht.
Gleitet von Anbeginn der Zeit: zeitlos wie Sterne; riesig, doch schlicht.



Ich habe deinen Vorschlag, Lorraine, versucht umzusetzen. Wie ist es gelungen? Ist es ratsam, das restliche Gedicht auf diese Weise zu bearbeiten? Habt ihr weitere Tipps, wie ich es besser machen könnte? Es ist sehr schwierig, ein solch großes Gedicht umzuschreiben; deshalb brauche ich einen Ansatz, wie ich an die Sache rangehen soll.

Liebe Grüße
Yaouoay
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Lorraine
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Beitrag02.02.2017 16:54

von Lorraine
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Hm. Du bringst mich ein wenig in Verlegenheit. Ich bin, was das Reimen angeht, wirklich nicht die richtige Adresse und wenn ich schrieb "passend/unverzichtbar", was deine verwendeten Reimwörter angeht, dann ist das sehr dehnbar und ein Vers wie
Zitat:
Strahlende Augen durch Spritzen und raureifen Nebel blitzen

verträgt das Reimpaar nicht besser, weil es anders platziert ist.*

Ich weiss nicht, wie wichtig dir der Stoff ist, aus dem deine Ballade schöpft (die ja, so könnte man kritisch anmerken, nur das Ende einer Geschichte erzählt?), aber wenn du einen Dramenvers wähltest, den Blankvers nämlich, der dir gewisse Freiheiten lässt (eigentlich sehr viele), dann könntest du versuchen, deinen vielen ansprechenden Ideen Struktur zu geben und sie müssten sich nicht dem lauten, zum Teil doch etwas komisch und sinnentleert wirkenden Reim-Echo unterordnen (wobei der Blankvers das Reimen nicht ausschliesst)? Es gibt eine Ballade von Schiller, die zeigt, was der Blankvers erzählenderweise kann: Das verschleierte Bild zu Sais.
Mir liegt es fern, jemand das Reimen ausreden zu wollen, vielleicht meldet sich ja jemand, der dir besser raten kann als ich - das wäre wünschenswert.


Zitat:
Zu Alqua, weißer Stadt, treiben Binnenmeere, matt;
Weite Silbertücher, glatte Wellendächer,
Darauf, im reinen Glanz, vollführt ein stolzes Tier den Tanz,
Der niemals enden kann – und nie begann.


Hier sind es weniger die Reime (die tatsächlich etwas diskreter wirken), die auffallen ... und dennoch: Als Leserin kann ich mich fragen, ob ein Tanz, der nie begann, wirklich vollführt würde? Ich kann mich auch fragen, ob der Verfasser sich nicht eben durch dieses Reimen seinem Inhalt entfernt, ihn verbiegt. Die Antwort kennst nur du.

VlG
Lorraine

*Bitte nicht vergessen, dass alles, was ich hier schreibe, nur eine (meine) Sicht repräsentiert, auf keinen Fall eine Entmutigung zur Folge haben sollte! smile
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Yaouoay
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Beitrag09.02.2017 19:24

von Yaouoay
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Durch Wasser, lauter und klar, gleitet seit Kind Christi Jahr
Ein Tier von reinerem Glanz, gen Alqua - in herrlichem Tanz.
Wintergefieder und Flügel von Seide ... glitzern, reinweiß wie Kreide,
Durch raureifen Nebel am Morgen, tilgen drohende Sorgen.
Zu Nacht wird er zu einem Stern, gesendet droben vom Herrn,
Strahlt, lauter wie Schnee, über den pechschwarzen See.

Am heutigen Tage, der Morgen graut, hat sich die Schwärze im See angestaut;
Wie in der Nacht ist der See schwarz wie Teer, der Schwan zieht durch schmutziges Wasser nunmehr.
Das Licht des stolzen Schwanentiers, wird schwach, getrübt vom Braun des Schliers,
Glimmt noch schwach im Herz der Welt, wobei es kaum noch was erhellt.
_____

Ich experimentiere jetzt ein bisschen; was haltet ihr davon?

LG~Y


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Soleatus
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Beitrag09.02.2017 19:59

von Soleatus
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Hallo Yaouoay!

"Experimentieren" klingt gut ... Und es zeigt auch schon Erfolge, deine Sprache wird freier und ausdrucksstärker. Noch besser wäre sicher, nicht soviel zu wiederholen, aber das ist eine Frage des Lexikons, keine der Metrik.

Am heutigen Tage, der Morgen graut,
Hat sich die Schwärze im See gestaut;
Wie zur Nacht ist der See schwarz wie Teer,
Der Schwan zieht durch schmutziges Wasser nunmehr.
Das Licht des stolzen Schwanentiers
Wird schwach, getrübt vom Braun des Schliers,
Glimmt noch schwach im Herzen der Welt,
Wobei es kaum noch etwas erhellt.

- Ich bin dafür, Reime durch Zeilenwechsel hervorzuheben - das sind so tiefe Einschnitte, das muss eigentlich sein. Ansonsten habe ich in deinem zweiten Teil nur ganz wenig geändert zugunsten einer besseren Erkennbarkeit der vier Hebungen.

Wie zur Nacht ist der See schwarz wie Teer

- Da hängen zwei Betonungen aufeinander, aber da ist völlig in Ordnung! Man könnte das leicht vermeiden durch ein "so" vor dem "schwarz", aber wofür? "Dem Herz" ist Umgangssprache.

Gruß,

Soleatus
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Yaouoay
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Beitrag09.02.2017 20:48

von Yaouoay
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Durch Wasser, lauter und klar,
Gleitet seit Kind Christi Jahr
Ein Tier von reinerem Glanz,
Gen Alqua - in herrlichem Tanz.
Wintergefieder und Flügel von Seide
Glitzern, reinweiß wie Kreide,
Durch raureifen Nebel am Morgen,
Tilgen drohende Sorgen.
Zu Nacht wird er zu einem Stern,
Gesendet droben vom Herrn,
Strahlt, lauter wie Schnee,
Über den pechschwarzen See.

Am heutigen Tage, der Morgen graut,
Hat sich die Schwärze im See gestaut;
Wie zur Nacht ist der See schwarz wie Teer,
Der Schwan zieht durch schmutziges Wasser nunmehr.
Das Licht des stolzen Schwanentiers
Wird schwach, getrübt vom Braun des Schliers,
Glimmt noch schwach im Herzen der Welt,
Wobei es kaum noch etwas erhellt.
_____

Das hört sich durchaus gut an!

Lorraine hat Folgendes geschrieben:

Ich stelle mir diesen See als ein weites Binnengewässer vor, in einer Landschaft, die nur [fehlt hier was?] sehen oder bewohnen können, die eine mir unbekannte Sprache sprechen. Schliesslich musste ich "Alqua" ja erst nachschlagen - obwohl ich mir schon dachte, dass es "Schwan" bedeuten könnte.
Es wäre bestimmt einen Versuch wert, dieser Ballade eine Form zu geben, die nicht abschreckt und den Inhalt "verdünnt", sondern dem Schwan einen Platz in seiner Geschichte gibt und bewahrt.


Wäre ein solcher Platz vielleicht mit einer umfangreicheren Beschreibung der Umgebung geschaffen?
Oder mit Abschnitten in einer anderen Sprache? (Zum Beispiel in meiner Kunstsprache - da müsste es aber nicht "Alqua", sondern "Alyil" heißen ... smile )

Soleatus hat Folgendes geschrieben:

Noch besser wäre sicher, nicht soviel zu wiederholen,

Wo wiederholt es sich denn noch? smile
Ich finde, ich habe es auf das Äußerste komprimiert; und kann keine Wiederholung ausmachen ...

LG~Y


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Soleatus
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Beitrag10.02.2017 10:41

von Soleatus
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Hallo Yaouoay!

Am heutigen Tage, der Morgen graut,
Hat sich die Schwärze im See gestaut;
Wie zur Nacht ist der See schwarz wie Teer,
Der Schwan zieht durch schmutziges Wasser nunmehr.
Das Licht des stolzen Schwanentiers
Wird schwach, getrübt vom Braun des Schliers,
Glimmt noch schwach im Herzen der Welt,
Wobei es kaum noch etwas erhellt.

Die fetten Wörter meinte ich (beim orangenen "etwas" kann ich mir vorstellen, es zu "verwirklichen"). Wiederholungen sind nicht an sich schlecht, nur sollte das entsprechende Wort dann immer wieder von einer anderen Seite gezeigt werden, aus einem anderen Winkel angeschaut; und ich bin nicht sicher, ob das hier gelingt, oder ob nicht zum Beispiel das "Schwärze" den folgenden Vergleich "schwarz wie Teer" eher schwächt?

Hat sich das Dunkel im See gestaut;
Wie zur Nacht ist der See schwarz wie Teer

- Zum Vergleich; da kommt das Schwarz unerwarteter, wuchtiger?! Aber klar, das ist immer eine Abwägungsfrage. Nur "einfach so" Wörter wiederholen sollte man nicht ...

(Es gibt auch Gedichtformen, die auf dem Spiel mit der Wiederholung aufbauen, zum Beispiel die "Tritina". Wenn ich auf ein eigenes Gedicht verweisen darf: Hier findest du eine, die auch "Schwarz" als "Wiederholungswort" verwendet.)

Gruß,

Soleatus
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Beitrag10.02.2017 17:14

von Yaouoay
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Am heutigen Tage, der Morgen graut,
Hat sich das Dunkel im See gestaut;
Wie zur Nacht ist der See schwarz wie Teer,
Der Schwan zieht durch schmutziges Wasser nunmehr.
Das Licht des stolzen Vogeltiers
Wird müd, getrübt vom Braun des Schliers,
Glimmt noch schwach im Herzen der Welt,
Wobei es kaum noch etwas erhellt.


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Yaouoay
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Beitrag13.02.2017 16:26

von Yaouoay
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So, ich hab's heute in der Schule endlich geschafft, das Gedicht zuende zu schreiben ...
_____

Durch Wasser, lauter und klar,
Gleitet seit Kind Christi Jahr
Ein Tier von reinerem Glanz,
Gen Alqua - in herrlichem Tanz.
Wintergefieder und Flügel von Seide
Glitzern, reinweiß wie Kreide,
Durch raureifen Nebel am Morgen,
Tilgen drohende Sorgen.
Zu Nacht wird er zu einem Stern,
Gesendet droben vom Herrn,
Strahlt, lauter wie Schnee,
Über den pechschwarzen See.

Am heutigen Tage, der Morgen graut,
Hat sich das Dunkel im See gestaut;
Wie zur Nacht ist der See schwarz wie Teer,
Der Schwan zieht durch schmutziges Wasser nunmehr.
Das Licht des stolzen Vogeltiers
Wird müd, getrübt vom Braun des Schliers,
Glimmt noch schwach im Herzen der Welt,
Wobei es kaum noch etwas erhellt.

Sein nostalgischer Blick
Schweift über stinkenden Schlick,
Vesucht die Wahrheit zu erfassen ...
Dass die einst bunt-milde Welt
Die Zeit nicht mehr hält,
Doch die Hoffnung hat ihn verlassen.

Und seine nun grau-braune Brust
Teilt das Wasser mit Frust,
Dick-träge Wellen erscheinen ...
Doch nicht nur sein Kleid
Färbt sich mit Leid;
Sein Herz beginnt, zu weinen.

Und so siecht das Schwanentier,
Gebrochen von grausamer Zeit,
Gleitet am Schluss durch trüben Schlier,
Der ihn dennoch befreit.

Und ein letztes Mal reckt er den Hals,
Entsinnt sich der schönen Zeit, als
Er, reiner als Schnee,
Glitt durch kristallklaren See ...
Doch schließlich obsiegt,
Dass dieses versiegt,
Der Schwan treibt besiegt
Gen Alqua - zieht letzte Bahnen ...
Zu Nacht, gleich dem Tag,
Scheidet er zu seinen Ahnen.
_____

Außerdem habe ich begonnen, es zu einem abcb-Gedicht mit w-m-w-m-Kadenzen umzuschreiben. Was haltet ihr davon:
_____

Durch Wasser unbeschwerter Reinheit
Gleitet ein Vogel noch klareren Glanz'
Seit Jahren unbestimmten Anfangs
Gen Alqua - in herrlichem Tanz.

Wintergefieder und Flügel von Seide
Glitzern am Morgen durch Grau,
Durch Raureif, Nebel und nächtliche Kälte,
Geben dem Himmel das Blau.

Zu Nacht glänzt das Tier wie ein Leuchtturm,
Glitzert, lauter wie Schnee,
Heller als Mondlicht und Sterne,
Über den pechschwarzen See.

...
_____

Wie findet ihr die beiden Versionen?
Natürlich ist es noch nicht fertig; es ist quasi eine Zwischenversion, die man dann noch mal überarbeitet.

Liebe Grüße und Danke im Voraus smile
Yaouoay


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Beitrag21.02.2017 21:12

von Yaouoay
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Okay,
ich habe jetzt mal ein paar Fragen. Zum Thema Lyrik.
Denn ich kenne mich nicht genügend mit der Wissenschaft der Lyric Wink aus, um sie mir selbst zu beantworten.

Wann ist ein Gedicht ein Gedicht?
Und wann wäre dieses Gedicht in sich zu akzeptieren?
Bei welchem Metrum, bei welcher Reimform, bei welcher Kadenz - bei welcher Kombination genannter Aspekte?
Gibt es da Vorgaben, oder ist es dem Künstler im Prinzip freigestellt, solange es dem Publikum (und natürlich ihm selbst) gefällt?
Würde es zu diesem Gedicht (oder dieser Ballade) passen, sie ungereimt zu konzipieren, oder sollte man sich da nach bestimmten Schemata richten?

Ich hoffe, dass ihr mir weiterhelfen könnt, denn ohne genügend Hintergrundwissen ein solches Gedicht zu überarbeiten, ist wirklich schwer.

Liebe Grüße
Yaouoay


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Beitrag22.02.2017 10:11

von Soleatus
Antworten mit Zitat

Hallo Yaouoay!

Ein Gedicht liegt vor, wenn ein Verfasser seinen Text "Gedicht" nennt. Und das gilt dann, dagegen zu sagen gibt es nichts. Also gar keine Vorgaben, nein.

Welchen Vers du hier verwendest, ob du strophisch schreibst, ob du reimst oder nicht: Alles ist möglich.

Worüber du bei Gelegenheit nachdenken könntest, ist die Bildlichkeit deiner Verse.

Zu Nacht glänzt das Tier wie ein Leuchtturm,
Glitzert, lauter wie Schnee,
Heller als Mondlicht und Sterne,
Über den pechschwarzen See.


Da zum Beispiel entschiede ich mich für "glänzt" oder "glitzert" - so, wie es jetzt da steht, nehmen sich die beiden Vorstellungen gegenseitig Wirkung weg. Außerdem: "Glänzt" ein Leuchtturm? Das scheint mir schief, auch haben die beinden verglichenen Dinge sonst wenig gemein.

Nachts ist der Schwan ein Leuchtturm,
Glänzt, so lauter wie Schnee,
Heller als Sterne und Mondlicht,
Über den pechschwarzen See.


Aber wenn, dann kannst du auch gleichsetzen - dann aber mit "Schwan", "Tier" ist zu ungenau. "Sterne und Mondlicht": So rum eine Steigerung. "Nachts": Besser, alle Verse beginnen betont.

Nur ein Vorschlag; und ein Hinweis, in welche Richtung man inhaltlich denken kann / sollte.

Wenn du bei Gelegenheit eine bestimmte Form versuchen / dich in sie einschreiben willst, könntest du ja hier einen Faden aufmachen; ich schaute dann vorbei, und vielleicht mag dann ja auch noch jemand anders die entsprechende Form angehen? Zusammen macht derlei immer mehr Spaß ...

Gruß,

Soleatus
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Yaouoay
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Beitrag22.02.2017 17:46

von Yaouoay
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für die Anregungen.
Die zweite Version (das abcb-Gedicht) hätte ich vielleicht noch einmal überarbeiten sollen. Aber dass es inhaltlich übereinstimmen sollte, sehe ich genauso.

Ich setze das zweite Gedicht dann also in dem Stil fort und stelle es demnächst rein.

LG~Y


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