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Als wäre es mein Tattoo


 
 
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Abifiz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 236
Wohnort: Deutschland, in Nähe von Marburg seit 2007


Beitrag17.01.2017 04:31
Als wäre es mein Tattoo
von Abifiz
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Freunde des Lyrischen.


Um diesen Text einer Art Liedes der Wut, des Hasses, der Verzweiflung und der Schuld habe ich zwei Monate lang meine Zweifel gehabt.

Das muß ich nun erklären:

Ich bin sehr alt. In meinem Leben habe ich -- neben den vielen Sachtexten -- Lyrik und Prosa um das Leben meiner jüdischen Familie (bzw. das Leben der Familien, aus welchen meine entstand) zwischen 1837 und 1924, sowie 1938 und 1949 verfaßt. Einige wenige Texte drehen sich darüber hinaus um die Jahre 1488 und 1513 noch in Spanien.

Das meiste ist in einer kleineren Sprache. Einiges auch auf Latein, Spanisch, Französisch, Englisch und auch schließlich auf Deutsch.

Das meiste ist zu aufwühlend für eine Veröffentlichung. Ich bin ein Scheuer geblieben, trotz der Verantwortungen, die ich beruflich getragen habe.

Durch drei durchgestandene Hochdosis-Chemotherapien und die längeren Narkosen vieler Operationen ist das Paradoxon entstanden, daß ich mich danach bei meinen eigenen literarischen Texten (einschließlich der Briefe) nicht mehr erinnert habe, sie geschrieben zu habe. Nur die Tatsache, daß sie in meiner Schrift mit den vielen Korrekturen zu lesen waren; dann ihr Kontext und ihr Inhalt, sagten mir,  "Das -- mein lieber alter Mann -- hast du selber zu Papier gebracht!"

Als ich vor zwei Monaten auf diesen lyrischen Text gestoßen bin, hat mich also nicht  der Aspekt stutzig gemacht, daß ich mich nicht daran erinnern konnte, ihn je niedergeschrieben zu haben, sondern der Umstand, daß er mich allzusehr an Walt Whitman erinnerte; er damit auch wohl eine Übersetzung meinerseits hätte sein können. Dies, obwohl es durchaus einen geschichtlichen Kontext dazu gab, welcher die Ballade als von mir verfaßt hätte ausweisen können.

Ich habe zwei Monate lang recherchiert, ganz besonders die letzten vier Tage, nachdem ich darüber in "Schönes bleibt" etwas gepostet hatte.

Ich mußte heute einsehen: Ist tatsächlich von mir. Nach bisherigem menschlichem Ermessen hat Whitman nichts dergleichen geschrieben. Außerdem mußte ich bei meinen Recherchen einsehen, daß Whitman im Sezessionskrieg in Wahrheit nie selber einen Schuß abgegeben hat.

Es bleibt dabei: Abifiz hat hier unter dem Einfluß Whitmans zu dichten versucht. Wahrscheinlich (ich habe nämlich datierte Papiere der selben Material-Beschaffenheit bei mir gestern entdeckt) zwischen 1958 und 1959 geschehen.

Zum Inhalt:


Drei meiner männlichen Vorfahren hatten auch junge und (nach damaligen Kriterien) heranwachsende Männer geliebt, nicht nur Frauen, bzw. beim jüngeren Bruder meines Großvaters wahrscheinlich gar keine Frauen. Sonstige Hinweise deuten hier auf den älteren Bruder meines Ur-Ur-Großvaters, der als Oberst der Reserve eine k.u.k.-Kavallerie-Einheit 1859 in der Lombardei befehligte. Er verliebte sich in einen jungen einheimischen Scout seiner Einheit, der in Wirklichkeit jedoch im piemontesischen Sold stand, und eine Schwadron in einen Hinterhalt führte, welcher mehr als der Hälfte der Männer das Leben kostete.

Bei einer späteren Begegnung in einem Scharmützel erschoß mein Groß-Onkel den Verräter, was ihm sein restliches Leben lang ein peinigender, steter Albtraum blieb.



*************************************************************



Als wäre es mein Tattoo


Bestrickende Lügen von trunkener Liebe
formte er mit flinken Händen
nur für mich
Lügen rissig
Lügen spröde
durch Wahrheitswucht zerbrochen
sang mir von seinen Träumen
durch die Last entkräftet
der allzu jungen Jahre Last
vierzehn hat er mir verraten

Sonnenhelle
stumme Zeugin
welche ihn sah
nicht anblicken mehr werd ich können
welche ihn sah anflehen
meiner richtenden Waffe
zum Lauf sich streckend
zu leben
hungrig
unereilbarem Ufer nach

mir erinnert seiner Hände
flink
mir erinnert lockenden Rufs
trunken
fernster Horizonte unsichtbarer Berge
zu leben
hungrig
Träumer
dürstend

meiner Enttäuschung Brandwunde
meines Alters Brandmal
zu lesen eingeritzt
der Haß
lodert noch in meinen Zügen
spüre ich noch den Schauder
zu Dir die Schuld aufdeckend
Lügner
hungrig
Träumer
dürstend

ich trag es als ob es wäre
ein Tattoo
wie mein Tattoo
trag es in mir
ich trage mein Tattoo

mein Tattoo

Weitere Werke von Abifiz:


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Soleatus
Klammeraffe


Beiträge: 999



Beitrag18.01.2017 19:56

von Soleatus
Antworten mit Zitat

Hallo Abifiz!

Durch den vor-gestellten Text hast du das eigentliche Gedicht vollkommen ver-stellt: Es ist mit nicht möglich, irgendetwas dazu zu sagen.

Gruß,

Soleatus
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Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag18.01.2017 20:34

von Ralf Langer
Antworten mit Zitat

Leider wahr
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Abifiz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 236
Wohnort: Deutschland, in Nähe von Marburg seit 2007


Beitrag18.01.2017 20:41

von Abifiz
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Erklärt mir das bitte: Ich verstehe es noch nicht.

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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag18.01.2017 21:27

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-


Hallo abfiz,


für mich war dein persönlicher zugleich literarischer backgrund Vorspann sehr aufschlussreich, u.a. auch ein versteckter Hinweis für eine Spur des Textes [ Absicht? Wink ]. Mir kam da der Gedanke, dass hier das textale LI 'Don Qichote' sein könnte, der seinem treuen Diener Sancho Panza kurz vor seinem Tode sein großes Eingeständnis beichtet [ sein empfundenes Versagen, sein misslungener Kampf gegen die Obrigkeit ... als fast schon empfundene Lebenslüge seines sich eingestandenen pseudo_Agierens ].

Interessant finde ich im Text den perspektivischen Kunstgriff dieses LDu's [ äußerlich zwar die Stil-Krücke Sancho Panza ]  / text_immanent letztlich mMn LI's inneres Du, das hier quasi als homosexuelle ICH/DU-Figur auftritt ... findet hierin LI quasi seine aufrichtigste Nähe zu sich selbst,

finde ich schon einen bemerkenswerten Kunstgriff Smile

Die hier gewählte Langgedicht Form ist mMn nicht nur erzähl_treffend, umso mehr mMn sehr empathsch intensiv, zeigt sie LI's Qualen seiner letzten Beichte nackt und ungeschönt  / und: ist zwar aprior ein Erzählen seinem Sancho Panza gegenüber ... letztlich text_immanet doch ein Gespräch einzig mit und zu sich selbst.

abfiz, ein sehr interessantes Gedicht  / fast schon eine quasi erkenntnis_Elegie an sich selbst, wird LI's Erkenntnis zu einem quasi Tatoo-Brandmal seiner Seele.

Gruß Stimmgabel ...


-


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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 889

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag18.01.2017 22:46

von Babella
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Mich haben deine Zeilen sehr berührt, sowohl die Erläuterung als auch das Gedicht. Das Bild mit dem Tattoo ist sehr einprägsam - eine einzige Entscheidung, ein Erlebnis, ein paar Sekunden können über ein ganzes Leben entscheiden, und man wird so etwas nicht los.

Danke für das Einstellen, Abifiz, das ist doch ein sehr persönliches Ding - aber wie anders teilt sich Geschichte mit als eben persönlich, individuell, subjektiv? Mit zunehmendem Alter werden mir solche persönlich mitgeteilten Erinnerungen von Menschen, die älter sind als ich, immer wertvoller: Zeitgeschichte, die sich irgendwann so nicht mehr erzählen lässt. Ich kann deine Scheu vor dem Veröffentlichen verstehen, aber trotzdem: Wirf das nicht weg. Denk an Leute wie mich, die alte Aufzeichnungen und Bücher ehrfürchtig in den Händen halten und sich dabei in mystischer Weise eng verbunden fühlen mit Menschen, die sie nicht kannten, und Zeiten, die sie nicht erlebt haben.
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag19.01.2017 13:13

von menetekel
Antworten mit Zitat

Soleatus schreibt:
Zitat:


Durch den vor-gestellten Text hast du das eigentliche Gedicht vollkommen ver-stellt: Es ist mit nicht möglich, irgendetwas dazu zu sagen.


Ralf schreibt:

Zitat:
Leider wahr


abifiz schreibt:

Zitat:
Erklärt mir das bitte: Ich verstehe es noch nicht.



Meine offene Antwort: Weniger schwallen und mehr dichten! Twisted Evil

Diese überlange Einleitung wird von mir recht negativ aufgenommen.
Die gemahnt micht an Leute, die seitenlang ihr Gedicht zu erklären suchen oder diejenigen, die erklären, warum sie es nicht erklären wollen (oder können!).
Beide Arten tun dies in der Regel nach dem Einstellen ihrer herrlichen Werke.
Du machst es vorher ...  ohh Rolling Eyes

Leicht entnervte Grüße
m.


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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag19.01.2017 15:55

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

Babella hat Folgendes geschrieben:

Das Bild mit dem Tattoo ist sehr einprägsam - eine einzige Entscheidung, ein Erlebnis, ein paar Sekunden können über ein ganzes Leben entscheiden, und man wird so etwas nicht los.
.


Hallo Babella, ich finde, du hast hier sehr schon jenes LI-Empfinden [ wie ich es nenne, die Don Quichotte'eske Selbsterkenntnis ] herausgearbeitet ... bleiben solche flashes zuweil als irreversibles Tattoo zurück.


Gruß Stimmgabel ...


-


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albaa
Geschlecht:weiblichLeseratte
A


Beiträge: 131



A
Beitrag20.01.2017 12:55

von albaa
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Lieber abifiz!

Also ich habe kein Problem mit der Einleitung – außer, dass sie mich betroffen macht! Ich wünsche dir alles Gute, hoffe und halte dir die Damen, dass du das Schlimmste hinter dir hast und es dir bald wieder viel besser gehen wird!


Über einige Kommentare hier habe ich mich gewundert. Ohne nähere Erklärung, was die Befindlichkeit der Kritiker so stört, finde ich diese knappen (Soleatus, Ralf) und persönlich untergriffigen (menetekel) Friss-und-stirb-Kommentare ziemlich unsensibel, und darüber hinaus wenig hilfreich für andere User, die sich mit dem Gedicht beschäftigen möchten. Muss man vor lauter bierernster Kunstbeflissenheit alles Menschliche ausblenden?

Außerdem funktioniert das soweiso nicht:

Siehe – weil wir aaO gerade darüber sprechen - das einfache Beispiel „Der Rauch“: Man benutzt das, was man über Brecht weiß zur Interpretation (sei es Brecht als Weiberheld, oder Brecht als politischer Mensch).

Oder: Was wäre die Interpretation von Lorca-Gedichten ohne das Wissen um seine Homosexualität.

Wie gesagt, ich finde die Einleitung hilfreich, denn sonst hätte mich dieses Gedicht (noch mehr) irritiert. Ich hätte es in der Jetztzeit angesiedelt und ein Eifersuchtsdrama vermutet, bei dem ein pädophiler, homosexueller Freier (?) seinen minderjährigen Liebhaber tötet. Ja vermutlich hätte ich auf Homosexualität getippt, obwohl es keine wirklichen Anhaltspunkte dafür gibt; aber ich hätte doch weniger eine Frau vermutet – ich finde dieses Gedicht doch sehr männlich – allein schon wegen der „Hinrichtungsszene“.

Trotz der Erklärung, was sich da (vermutlich?) real wirklich abgespielt hat (übrigens hast du interessante Vorfahren) verschwindet meine Irritation nicht.

Eine Art Lebensbeichte – wie Stimmgabel meint, die Aufarbeitung einer Lebenslüge? Ja, Aufarbeitung? Nein, da spießt sich was ... Für eine Lebenlüge im Hinblick auf sein empfundenes Versagen, sein misslungener Kampf gegen die Obrigkeit, finde ich anders als Stimmgabel keine Anhaltspunkte.

Zur realen Situation damals: Ich nehme an, der Oberst durfte sich nicht zu seiner Homosexualität bekennen. Was war mit dem Jungen? Handelte er auf Befehl? Ein tragischer Held?

Für das Gedicht ist das nicht wirklich wichtig, weil das LI nur um sich selbst kreist; es gibt auch keinen Hinweis auf Krieg und die tatsächlichen Ereignisse.

Für mich klingt dieses Gedicht eher weinerlich. Das LI träumt immer noch von dieser „trunkenen Liebe“, man erfährt nicht, warum er den Jungen erschossen hat, warum der das LI belogen und betrogen hat. Ohne das Hintergrundwissen hätte ich also vermutet, der Liebhaber nützte seinen Freier nur aus, spielte ihm Liebe nur vor - was natürlich auch real so gewesen sein könnte.

Auch mit dem Hintergrundwissen verbinde ich Brandmal, Brandwunde, Tatoo, ebenfalls nicht wirklich mit Schuldgefühlen und Gewissenbisse über das eigene Versagen als Feldherr, wegen der (verliebte oder hormongesteuerte) Blindheit, die so vielen Soldaten das Leben gekostet hat, sondern steht die "enttäuschte Liebe" im Vordergrund.

Ich empfinde weder Verständnis noch Sympathie für dieses LI. Ich lese eine selbstmitleidige, dem was passiert ist (mit Hintergrundwissen), völlig unangemessene, egozentrische Jämmerei. Wenn ich die Hintergrundinformationen nicht gehabt hätte, dann umso mehr:  Ein Tatoo ist etwas Oberflächliches, ebenso wie ein Brandmal oder eine Brandwunde, nur kurzzeitig und wenig schmerzhaft – also mE nicht als Metapher ausreichend, wie sich ein Mensch fühlen sollte, der so große Schuld auf sich geladen hat.

Ich tue mir schwer, das Gedicht formal zu beurteilen oder formale Verbesserungsvorschläge zu machen, weil mir der Stoff so unsympathisch ist. Nur eins:

meiner Enttäuschung Brandwunde
meines Alters Brandmal
zu lesen eingeritzt
der Haß
lodert noch in meinen Zügen
spüre ich noch den Schauder
zu Dir die Schuld aufdeckend
Lügner
hungrig
Träumer
dürstend


Das ist für mein Gefühl die alles entscheidende Strophe. Das Wort „Enttäuschung“ machte mir an dieser Stelle eben das LI zusehends unsympathischer.

Aber: Diese ambivalenten Formulierungen, sind interessant: Man weiß hier nicht genau, ob sich das LI selbst als Lügner und Schuldigen erkennt, oder die Schuld immer noch dem LD zuschiebt. Ich vermute Stimmgabel ist das auch schon aufgefallen. Aber für meine Gefühl, dringt das LI nicht wirklich zu einer Selbsterkenntnis durch, sondern es bleibt bei seiner Schuldzuweisung an das LD. Oder vielleicht doch? Ist das die Selbsterkenntnis?:

Lügner
hungrig
Träumer
dürstend

... aber die Conclusio, dass das LI bloß ein harmloses Tattoo mit sich herumträgt, lässt mich an einer solchen Selbsterkennntnis zweifeln?

Jetzt bin ich abgeschweift, aber das war anscheinend richtig: Eigentlich wollte ich vorschlagen, dass du dich auf einen Begriff einigen solltest – was nun: Brandwunde, Brandmal oder Tattoo? Aber mittlerweile glaube ich, dass es genauso zu dieser ganzen Ambivalenz passt.

So, jetzt habe ich einfach laut gedacht. Ich kann auch völlig daneben liegen.

Lieben Gruß
albaa
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Soleatus
Klammeraffe


Beiträge: 999



Beitrag20.01.2017 14:13

von Soleatus
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Hallo Abifiz!

Ein Leser trifft ein Gedicht: Das macht zwei. Eine weitere Beteiligung ist weder nötig noch, in meinem Fall, erwünscht; auch nicht, oder vielleicht sogar: besonders nicht die des Verfassers - dafür ist später immer noch Zeit.

Bevor du mir eine Chance lässt, unvoreingenommen auf den Text zu schauen, zwingst du mir schon deine Wahrnehmung auf: "Ein Lied der Wut, des Hasses, der Verzweiflung und der Schuld". Dadurch bin ich gezwungen, durch diese Brille auf den Text zu sehen; und das will ich nicht. Ich will wissen, wie ich mich zu diesem Text stelle, nicht, wie du dich zu ihm gestellt hast; und ich will nicht gesagt bekommen, wie ich ihn zu betrachten habe. Du rufst "Walt Whitman" auf und zwingst mich, den Text in Beziehung zu dessen Texten zu betrachten; das will ich ebensowenig.

Ergebnis: Die Beschäftigung mit dem Text fällt aus, und ich habe nichts zu ihm zu sagen.

Und das auch, weil das ausschweifende Kreisen des "Vorspann-Ichs" um sich selbst, sein Reden über alles mögliche nicht zum eigentlichen Text gehörende, nicht auf es bezogene nicht auf den Text hinführt; es ist ihm fremd, und es entfremdet ihn.

Kurz: Ein Text steht und fällt mit sich selbst und aus sich selbst; diese Möglichkeit solltest du ihm einräumen. Wenn du das nicht magst, fiktionalisiere den Vorspann gleichfalls (es ist ja ohnehin nicht mehr wirklich weit bis dahin) und gestalte eine Einheit, also ein Prosimetrum, aus beiden Teilen; das könnte ein Weg sein, beiden Teilen gerecht zu werden.

Gruß,

Soleatus
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Stimmgabel
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Beiträge: 4370
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Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag20.01.2017 16:08

von Stimmgabel
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-


Hallo albaa,


ich habe mit Interesse deinen Begleitweg mit dem Text gelesen  / möchte jetzt nur kurz erwähnen, dass ich auf jeden Fall von deinem Weg zu meinem einiges (gerne) aufgreifen möchte [ zuweil Pro'eskes wie auch anders_Wegiges ]; fehlt mir jetzt nur die Zeit ... komme aber dann drauf zurück Smile


in diesem Sinne einen Gruß Stimmgabel,

zumal dieser Text mMn in seiner Eigenwilligkeit ein Vabanque zwischen innerem Aufruhr und innerem Aufbäumen und exaltem LI_outen aufzeigen will [ okay,

auch für mich teilweise ein etwas Zuviel an Jammer'eskem dennoch: für mich main_spurig quasi ein homomorphes Selbstreflektieren von LI zu sich; wie ich es ja schon (für mich) annahm, hier LI quasi als homosexuelle ich/du Figur zu sich selbst auftritt ... bis hin zur Don Quichotten Beichte / Folie ... ],

doch dann später detaillierter.



-


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James Blond
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Alter: 71
Beiträge: 448
Wohnort: HAMBURG


Beitrag20.01.2017 16:29

von James Blond
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Als ob jemals ein von allem Kontext befreites Gedicht gelesen worden wäre!
Vermutlich wäre es dann nicht einmal als Gedicht erkannt worden und hätte vielleicht als Lese- oder Sehtest seine Aufgabe erfüllt. lol2

Nein - ob mit oder ohne Begleittext: Es ändert nichts an der Sache, dass hier jedes mal eine ganze Menge flankierender Informationen mit verschifft werden, die Ort, Autor, Titel und Leser beitragen. Wer noch an die "reine Rezeption" eines Textes glaubt, hat sich mit der Materie noch nicht ausreichend beschäftigt.

Gleichwohl lässt sich hinterfragen, zu welchem Zweck ein Metatext mitgeliefert wird. Zum  Teil sind Entstehungsgeschichten ja ganz unterhaltsam, zum Teil liefern sie erst den Schlüssel zum leichteren, zum tieferen oder zum besseren Verständnis. Wenn ich mitgeteilt bekomme, dass dieser Text einer klösterlichen Handschrift aus dem 12. Jh entstammt, jener hingegen von einem noch feuchten Bierdeckel aus dem Müller Bräu, dann ist das unter Umständen schon hilfreich.

Allerdings könnte es auch peinlich werden, sofern persönliche Lebensumstände, stilistische Bezüge und Verständnisanleitungen vorab mitgeliefert werden. Es entsteht so leicht der Eindruck einer versuchten Bedeutungsüberhöhung, als versuche man etwas nachzuliefern, was der Text allein so nicht hergibt - der Text wird dann an seinem Prolog gemessen und scheitert an den Erwartungen. Peinlich wird es in diesem Fall auch, weil hier ein Forum für Lyrik in eine Sozialecke für Verständnissuchende umfunktioniert wird - was wohl auch die etwas harschen Reaktionen erklärt.

Anyway - man braucht den Vorspann ja nicht zu lesen, ich habe es abgebrochen, als sich die Familienstory auf das 15. Jh zubewegte und bin dann zum Titel gesprungen.

Zum Gedicht möchte ich lediglich mitteilen, dass es mir nicht gefällt, was allerdings kein schwerwiegendes Urteil ist, weil mir hier so vieles nicht gefällt. wink

Tattoo hin - Brandmal her: Mir erschließt sich die Tragik nicht, trotz der vielen schwer wiegenden Worte, mit denen danach gegriffen wird. Es bleibt ein Unterschied, ob man traumatisiert etwas von sich gibt oder ob man in der Lage ist, es für andere auch sprachlich adäquat darzustellen: es ist wie der Weg vom Symptom zur Diagnose.

Gruß
JB
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Pudelzucker
Gänsefüßchen

Alter: 36
Beiträge: 41



Beitrag23.01.2017 22:55

von Pudelzucker
Antworten mit Zitat

Lieber abifiz,

normalerweise bin ich nicht im Lyrikbereich unterwegs, was mich in diesem Fall aber mal nicht davon abhalten soll meine unqualifizierte Meinung abzugeben wink

Was ich sehr mag sind die Refrain-artigen Wortgruppen am Ende der mittleren Verse, in jeweils leichter Abwandlung. Das verleiht dem ganzen eine schöne Intensität.

Zum Motiv fällt mir als erstes ein, dass sich ein Tattoo ja auch vor allem dadurch auszeichnet, dass es (in der Regel) nicht nur für den "gezeichneten" sichtbar ist, sondern auch für jeden anderen, als sichtbares Mal getragen wird. Also interessanter Vergleich.

Klang-ästhetisch sozusagen muss ich allerdings zugeben, dass ich kein großer Freund von Anglizismen bin. Wüsste jetzt aber auch nicht wie man dem abhelfen kann, da es da ja kein schöneres Synonym zu geben scheint.

Danke fürs Teilen!
Viele Grüße
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Abifiz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 236
Wohnort: Deutschland, in Nähe von Marburg seit 2007


Beitrag25.01.2017 00:57

von Abifiz
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi Pudelzucker und Albaa.


Wie es gehört (?! Shocked ) fang' ich mit einigen der letzten Beiträge, den Eurigen an.

Gerade weil ich kein Deutscher und kein Deutsch-Muttersprachler bin, liebe ich die deutsche Sprache. Von den Deutschen hab' ich fast (!) durchgehend den gegenteiligen Eindruck: Zumindest unbewußt, manchmal aber sogar vorbewußt verachten sie ihre Sprache. (Und ihre Kultur und Nation dazu; dies gelegentlich sogar bewußt, was insgesamt eine pathische, exaltiert-extravagante, ambivalent-negativ fixierte Bindung an jenem mütterlichen Imago-Objekt impliziert, von welchem man als teilnehmender Beobachter den Eindruck mitunter bekommt, es habe sich nie bei den Nachkriegsgenerationen zu einem Übergangsobjekt weiterentwickeln dürfen oder je durch ein Durchgangsobjekt in der Gewalt seiner Primär-Ambivalenzen abmildern lassen...)

Es tut mir gut, in einem Forum zu sein, in welchem zumindest etliche unter den "Forenten" wenigstens ihre Sprache lieben. Freilich gibt es manchmal notwendige oder sinnvolle oder fruchtbare Übernahmen aus anderen Sprachen auch. (Und dies in jeder Sprache!) Und manchmal treffen alle drei Kennzeichnungen zu, wie bei "Tattoo".
Es handelt sich bei letzterem um einen unverzichtbaren, semantisch reichen und tragenden (auch mehrere Ambivalenzen tragenden) Terminus aus dem polynesischen Sprachbereich herkommend, nämlich aus dem Samoanischen, welcher dann in der englischen Schreibweise auch ins Deutsche migrierte.

Es bedeutet nach meinen Studien (ich war auch dort) "mit Schlaggewalt eingeritzt". Die Bedeutung "Kunstwerk" konnte von mir als apokryph nachgewiesen werden.

In der jüdischen literarischen Tradition und im modernen jüdischen religiösen, kulturellen und allegorischen Narrativ geht sein Assoziationsfeld brutal in die ambivalente Kennzeichnung Kains und die vernichtende Haß-Kennzeichnung der sogenannten Auschwitz-Nummer, die ja in die Haut eingeritzt wurde, sowie in die erzwungene und nie mehr zu vergessende Kampfbereitschaft der Zahal über; ist also ein höchst geladenes Morphem der mehrfachen und widersprüchlichen Ambivalenzen, wie von Stimmgabel sofort erfaßt.

Selbstverständlich ist das Lamento der Einleitungsbejammernden objektiv kretinisch hoch drei, was mich bei Soleatus frappant gewundert hat, wenn auch zweifelsohne spontan und aufrichtig:

Schließlich wäre

a) ohne Einleitung nullnix komma niente, bzw. nur pädophiler Suada-Schrott zu verstehen;

b) besteht immer noch eine -- sagen wir -- 2% Möglichkeit, daß der Text mitnichten daraus entquillt, woher ich es -- mittlerweile ziemlich berechtigt -- vermute, sondern aus der Feder von Whitman, und ich nur der Übersetzer bin;

c) bestand zu Anfang ein begründeter Verdacht, es könne eben nicht von mir sein; erfordere Suche (auch hier im Forum!); womit die Notwendigkeit entstand, diese Verwicklung einzubringen, denn Sterbliche wissen normalerweise durchaus, ob sie etwas geschrieben haben oder ein anderer es getan hat;

d) ein Mindestmaß an Ehrlichkeit verlangt von mir schlichtweg, ohne wenn und aber ab, daß ich mit Restvorbehalt veröffentliche; wie übrigens auch im Dialog mit dem Administrator befunden.

Man stelle sich vor, in der Schule, in welcher ich ab der sechsten Klasse die Ilias und die Odyssee paukte, wären jene Lieder nackt vorgesetzt worden: Wer zum Geier ist Hekuba?! Was treibt so eine Muse? Wieso ist der unbeherrschte Achilles ein Pelide? Überhaupt, was für komische Namen, Schiffe und Waffen, und wo bleibt denn die Heilige Jungfrau Maria, die sonst so bei den Christen herumgeistert?!

Das wäre mir nicht nur Hekuba gewesen, sondern auch Hekuba geblieben; dabei halte ich persönlich Homér als den mir bedeutendsten Dichter von allen (und Hómer von den Simpons als die mir sympathischste pikareske Comic-Figur, mehr als Donald Duck und The Donald zusammengenommen).

Stattdessen ausgerechnet (!) ein Vereinnahmungsversuch sich zusammenzureimen, (gar ulkigerweise im Sinne der Einrichtung einer Sozialecke!!) erheischt schon elaborierte Abwegigkeit, bzw. schlichte innere Verweigerung dem Text gegenüber, wie einer es partiell und unbeargwöhnt auch bekannte.

Sei 's drum...

Das Refrain-artige ist übrigens ganz und gar unklassisch: Weder "Rom" noch "Athen" hätten je so etwas geduldet. Und in mir -- ich setze hier weiterhin meine Autorenschaft voraus -- haben den Sinn für solche Stil-Momente (in mehreren Sprachen) in der Tat "die Trommelwirbel" Whitmans geweckt, auf welche auch Lapidar auf Anhieb einging, als ich im Forum, den Sachverhalt erläuternd, nach Whitman-Kennern fahndete.

Und die Sichtbarkeit für alle ist mit ein Aspekt des Kainsmals, wobei die Christen und Ex-Christen meistens nur die schwere Schuld (somit auch Schande) dabei assoziativ wahrnehmen, nicht den fragilen Überstolz, die segnende Auszeichnung und den Zorn und die Tragik des brennenden Ambivalenten, bis hin zum Scheitern. (Im Narrativ der Kains-Saga aus der Torah kann man den späteren Mord an Kain als ein Scheitern und somit auch ein Scheitern G*ttes lesen, als das was die Acheer der vorklassischen Zeit als erschlagende Moíra zu erfassen versuchten.)

Ja, auch Lorca muß man historisch einrahmen, ist klar.

(Von Stimmgabel übrigens habe ich eine sehr hohe Meinung, nicht nur als Kritiker, sondern auch als Dichter. Bei meinen Abenden im Schreibzimmer laboriere ich noch an der Interpretation eines seiner Gedichte, die ich noch nicht wage ans fahle winterliche Tageslicht zu zerren...)

Was Du, Albaa, verspürt hast, ist in der zunehmenden Liedes-Entfaltung die symbiotische Anverschmelzung der Figur des literarischen Ichs und der Figur seines Gegenübers. So lese ich das auch.

Dir, Pudelzucker, bin ich in Dankbarkeit dadurch verpflichtet, daß Du mir zum Kains-Motiv verholfen hast. (Du mußt berücksichtigen, daß ich das Gedicht wie ein fremdes lese, wenn auch mit Kontext...)


Sehr herzlich
Abifiz


PS

Nach und nach werde ich auch auf die restlichen oder auf zukünftigen Beiträge oder auf etwaige -- von mir erhoffte -- Antworten zu meinem Geschreibsel eingehen, versprochen!

Nicht vergessen: Abifiz ist ein Langsamer, dafür ein betulicher Lahmarsch, hält jedoch sein Wort... und stirbt, wie alle andere auch... oder wenigstens geht er ab und und zu bei ungewöhnlicher Uhrzeit ins Bett: "La petite mort"!


PPS

@Albaa
Ja, die Tragik war auch die, daß der Junge den Anweisungen des piemontesischen Stabes folgte, womöglich contre coeur. Das weiß ich aber nicht, weil nicht aus den Aufzeichnungen meines (Groß-)Onkels ersichtlich, außer als indirekte und unsichere Deduktion...


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