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Winterkalender (sieben Lieder)


 
 
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Feire Fiz
Geschlecht:männlichWortedrechsler
F

Alter: 68
Beiträge: 54
Wohnort: Görlitz


F
Beitrag24.01.2017 19:22
Winterkalender (sieben Lieder)
von Feire Fiz
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Winterkalender
 
   1 Der Baum vor meinem Fenster
   2 Regen
   3 Goldenes Weltalter
   4 jehí or wa-jehí or
   5 Wintersonne
   6 Im Wald
   7 Anbruch
  
  
  
   1
   Der Baum vor meinem Fenster
  
  
"Halten kann ich dich nicht länger
Licht! dem Gotteskeim entsprossen
Hab dein Übermaß genossen
Brich hervor aus meiner Enge!"
 
Ach wer wird der Feuerwälder
Tigeraugnes Gold verhüllen?
Schwester Wärme bräunt die Fülle
Wie ein altes Ölgemälde
 
Staunend schau ich auf und sehe
Leuchtend geht das Fest zur Neige
Honigtrunken steigt der Reigen
Um Aurora zu erspähen
 
Achtung! stachen spitze Blicke
Durch der Blätterwaben Gitter?
Sternenblitze Sonnensplitter
Rissen kalte grelle Lücken
 
Toter Schlangen wirr Gebälke
Starren schon in offnen Wunden
Baumfee will vom Stoff gesunden
Läßt zu Erde ihn verwelken
 
Willst in Licht den Geist verzücken
Du ohn Stundenglas und Hippe?
Kann ja durch dein schwarz Gerippe
In des Himmels Helle blicken!
 
 
 
   2
   Regen
 
 
Ihr seht der Wolken Mondesfleisch verbleichen
In Räumen ohne Ferne ohne Streben
Auf dem Asphalt hört ihr die Reifen kleben
Der Nässe Leim will jeden Schwung erweichen
 
Die Tropfen sprühen längs der Sonne Speichen
Ihr Spinnenrad verdreht des Tages Leben
Gardinengrau in grauen Lichtgeweben
Vernetzt der Wegewirrsal blindes Zeichen
 
Und wollt ihr nun in Zeugungen erblitzen?
Entladungen! die durch die Blutbahn stürmen
Geschleuderte! die sich in Kapseln schirmen
 
Geräderte! die Staub und Sterne schwitzen
Zufallgewürfelt in das Chaos münden -
Wer wird euch in dem Nebelschoß entzünden?
 
 
 
   3
   Goldenes Weltalter
 
 
Vergessen hast du schon die blasse Ahnung
Die dich befiel als Frost die Gluten mischte
Des Frühlings widerschreckende Ermahnung
Den roten Grund der Keime jäh erfrischte
 
Der Büsche Schwall zerbrach in dürren Schäumen
Das alte Meer in rosiger Entzündung
Der Fischer zieht sein Netz ein voll von Träumen
Die mürben Sprüche einer Engelskündung
 
Erwacht bist du zur Armut der Vollendung
Die spärlich letzten gelben Fingerzeige
Sind Tropfen dir saturnischer Verschwendung
Licht füllt den Kelch wenn du ihn leerst zur Neige
 
 
 
   4
   jehí or wa-jehí or
 
 
Das älteste der Wesen
Ein Wort im Geist gelesen
Des Geistes Sinngestalt
Die Raum und Leib durchkündet
Erscheinend sich empfindet
Im Sein Bewußtsein gründet
Das LICHT wird niemals alt!
 
 
 
   5
   Wintersonne
 
 
Willst du mich mit deinem harten Glanze
Mit der Zähne Lächeln überzeugen?
Schneeverjüngt blühst du im Wolkenreigen
Bis der Schleier lodert fort im Tanze
 
Abendrot entblößt von deinem Lachen
Muß zu früh dein Treiben offenlegen
Willst du deine Glut am Frost erregen?
All dein Licht erstarrt zum Blick des Drachen
 
Sieh! Der Möwenmäuler sichelscharfe
Lästerlippen schäumen wütendweißen
Speichel aus und ihre Zungen reißen
Silberstürme aus der Strahlenharfe
 
Deine Lust verraten ihre Lieder
Deines Schweigens gläserne Gefühle
Splittern durch die Konsonanzenmühle
Weichgemahlen flockt dein Leib hernieder
 
 
 
   6
   Im Wald
 
 
Das Leichentuch des Lichtes wird zerfallen
Aus schwarzer Fäulnis glänzt ein frischer Segen
Und aus zerscherbten Pfützen wäscht der Regen
Ein Lächeln von verschimmernden Kristallen
 
Die Schmelze läßt den klaren Schmerz verschwimmen
Im lauen Einerlei gelaßner Lüste
Und durch die filigranen Strauchgerüste
Löst sich ein Seufzer leiser Vogelstimmen
 
Dort von der Buche spiegeldunklen Häuten
Von austernrauhen Eichen und Robinien
Siehst du der Mutter perlmuttweiche Linien
In die planetenreifen Tropfen gleiten
 
Ihr Brunnenlied im Grabesschoß der Erde
Erfüllt die arabesken Himmelsrisse
Aromisch mit dem Trunk der Finsternisse
In Knospenmündern quillt es still Es-werde
 
 
 
   7
   Anbruch
 
 
Aus fernen Welten kommst du hergeschwirrt
Schon blinkt dein Gruß und in dem Zwitschernest
Des jungen Tages schlüpft ein Freudenfest
Ein Sonnenvogel der bald flügge wird
 
Der goldenen Leere himmelweites Dach
Zerspringt wie eine Eierschale bricht
Da schreckt von Angesicht zu Angesicht
Der Wärme Flügel mich und ich bin schwach
 
Wie hab ich dich ersehnt du süßes Wort
Erbettelt deiner Ankunft herben Klang
Des Winters Vorhalt dehnte sich zu lang
 
Da bricht herein dein duftender Akkord
Mein Herz verschlägt sich glücklich weh und bang
Zu deiner Blütenreinheit Schneegesang



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purpur
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Beiträge: 964



Beitrag24.01.2017 20:09

von purpur
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Hallo, lieber Feire Fitz,

ich bin verzückt,
mir fehlen die Worte!
Leider, aber
ich genieße,
gleich
nochmals!
 Kommt noch was?
HerzlichePpGrüße
Pia
Btterer Nachgeschmack,
das Baumsterben,
betrübt mich sehr.
Wie wahr doch...
"Das LICHT wird niemals alt!"


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Feire Fiz
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Alter: 68
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F
Beitrag24.01.2017 23:11

von Feire Fiz
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Danke, Pia.
Das "Baumsterben" im ersten Gedicht meint "nur" den Herbst, wo letzlich das schwarze Gerippe dasteht.
Das Nie-alt-Werden des Lichts meint den schlichten physikalischen Sachverhalt, daß Licht immer nur als gegenwärtige Lichtausbreitung stattfindet: Im Unterschied zur Luft ist es mit seinem Ausbreitungsmedium identisch, deshalb altert es nicht, obwohl es der Erstling der Schöpfung ist. Ein metaphysisches Rätsel.
 
Es freut mich sehr, sehr!, wie es Dich "verzückt". Danke!


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purpur
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Beiträge: 964



Beitrag24.01.2017 23:54

von purpur
Antworten mit Zitat

Hallo Feire Fitz,

Dein Opus hab ich noch lange nicht
in seiner Umfänglichkeit begriffen,
höchstens "angedaut". Bastele gerade
in c4d eine Lichtregie in einer
Unterwasserwelt und Deine Worte
"das Licht wird nicht alt" spielt eine
entscheidende Rolle Wink dabei!
 Kommt noch was?
HerzlichePpGrüße
Pia

ps "Erstling der Schöpfung" ist auch
wunderbar Wink


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Feire Fiz
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Beitrag25.01.2017 14:51

von Feire Fiz
pdf-Datei Antworten mit Zitat

"Erstling der Schöpfung" ist üblicherweise die Kurzfassung des Weisheisliedes in "Sprüche" (lat. "proverbia", gehört zur "salomonischen" Literatur des Alten Testaments) Kap. 8, Vers 22 ff mit dem Anfang:
"JHWH hat mich gehabt im Anfang seiner Wege".
 
Aber ich habe mich (bereits mit dem hebräischen Titel) auf das erste Schöpfungswort in Genesis 1 bezogen, wo es heißt: "Und es sprach Gottheit: Es werde Licht; und es ward Licht."


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Eredor
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Beitrag01.02.2017 19:57

von Eredor
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Auf Wunsch des Autors in den Feedback verschoben.

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