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Schwarze Witwe

 
 
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rezna
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
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Beiträge: 83



R
Beitrag07.12.2007 01:00
Schwarze Witwe
von rezna
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Es gab eine Phase in meinem Leben, da wollte ich unbedingt eine berühmte Künstlerin werden. Und dann gab es diese Phase, da wollte ich unbedingt mit meiner Lyrik das Tor zum Dichterolymp aufschließen. Und nun ist es so, daß ich glaube, eine Bestsellerautorin zu werden. Ich errate, was Sie jetzt denken. Ich leide unter Größenwahn. Ich glaube für das geboren zu sein was ich tue. Ich steige wackelig und unbeholfen auf ein Dreirad und sehe mich schon im gelben Trikot. Selbstüberschätzung und übersteigertes Selbstvertrauen. Oder Sie möchten denken, daß Sie selber ja ähnlich ambitioniert waren, in Ihrer Kindheit, oder Jugend. Ein gelungenes Referat erhob sie zum großen Redner vor Millionen. Es bedurfte dem Schein einer Kerze, um sich auf den Titelblättern aller Zeitungen zu sehen, wie sie als Feuerwehrmann ein ganzes Hochhaus retteten, alleine natürlich, weil die anderen auf einer Weihnachtsfeier waren. Oder Sie möchten denken, daß ich nicht wüßte, was ich wollte.
Ich verrate Ihnen, daß es Sie überraschen wird, was wirklich dahinter steckt: Mangelndes Selbstvertrauen.
Ich kann malen, aber ich werde damit nie etwas reißen, selbst wenn ich im Stillen die Größten aller Größen übertreffen würde. Ich male nicht. Ich verhindere sozusagen etwas, dessen Existenz ohnehin nie wahrgenommen worden wäre. Bis ich mich Hals über Kopf in einen Typen verknallte, der, wie ich herausfinden sollte, malte - und das mit einigem Erfolg. Plötzlich begann meine Kreativität zu fließen. Ich konnte nicht ruhen, malte wie besessen, machte ein Bild nach dem anderen, eines besser als das andere. Ich plante Vernissagen, arrangierte geistig die Lokations und sah mich schon meine Kunststücke präsentiert. Und dann tat ich etwas, das ich gewiß nie wieder tun werde: Ich malte ihn. Es klappte nicht beim ersten Mal, nein, es war wie verhext, es war, als führe jemand meinen Bleistift immer anders. Freilich malte ich ihn aus dem Gedächnis - er ahnt ja bis heute nicht, daß ich je für ihn geschwärmt habe - aber deswegen war es nicht schwerer. Immerhin strebte ich nur zu malen was ich ständig vor meinem inneren Auge hatte. Und eines Tages gelang es. Es war perfekt, sah aus wie er. Und von diesem Augenblick an, war meine Liebe verloschen. Natürlich bebten meine Gefühle noch nach, aber es war irgendwie, als hätte jemand ein Licht ausgemacht. Ich hörte auf zu malen und begrub meine Phantasien von der großen Künstlerin.
 Ähnlich erging es mir auch mit den Gedichten. Einst nur für mich in meiner Einsamkeit als Ausdruck meines Kummers dahingeschrieben, erahnte ich plötzlich unzählige Lesungen. Ich sah bereits die Gedichtbände in den Regalen stehen, und meine mystische Persönlichkeit von Independent-Ressigeuren verfilmt. Es erschien mir plötzlich egoistisch, meine Werke in den Schubladen vergilben zu lassen, ohne sie den Menschen zur Identifikation zur Verfügung zu stellen. Es war, als schenke Gott mir etwas für die Allgemeinheit, und ich kapsle es von allen ab. Erst, als ich ihm - meinem geliebten Dichter -  heimlich ein Gedicht zukommen ließ - und ich weiß bis heute nicht, ob er es je erhalten hat - verloschen meine Ambitionen.
 Sie wären überrascht, zu erfahren, welche Motivationen mich zu diesem Buch gebracht haben.
 Wie Sie richtig erkannt haben, gibt es eine gewisse Linie, die sich durch all das zieht. Ich bin eine schwarze Witwe. Aber im umgekehrten Fall, wenn Sie verstehen was ich meine. Mit keinem dieser Leute war ich auch nur befreundet. Es ist ein Spiel, ganz für mich alleine. Ich borge mir die Identität der Menschen, in die ich mich verliebt habe. Das war schon immer so, und das ist der Grund, weshalb ich noch immer alleine bin. Ich fühle mich minderwertig. Wenn ich mich nun verliebe in jemanden, dann hebe ich diesen empor - und umso kleiner und nutzloser, häßlicher, dümmer und unfähiger bin dann ich selber. Aber wie setzt es doch den Geliebten herab, von solch Schmutz verehrt zu werden. Ich absorbiere ihn. Ich werde er. Und erst so zu sein wie er, gibt mir das Recht, ihn zu lieben. Erst so zu sein wie er, macht mich zu einem Menschen. Und erst mit seiner Identiät, könnte er sich in mich verlieben. Denn wenn er ein liebenswerter Mensch ist dann kann ich das auch sein. Indem ich ER bin. Sie ahnen natürlich längst den Denkfehler, der mir erst viel zu spät bewußt wurde. Er konnte mich nicht sehen. Mit seiner Identität war ich ja praktisch unsichtbar. Ich war nicht bloß der Spiegel - nein ich war er. Beziehungsweise, wer liebt sich selbst schon so sehr, daß er einen anderen begehren würde, der er selber ist?
 Und nun, denken Sie, mache ich den selben Fehler noch einmal. Brühwarm nehme ich Sie mit zu diesem Trip der Selbstverleugnung. Und soll ich Ihnen etwas sagen? Sie haben recht. Ich diesem Buch werden Sie nicht meine Geschichte erfahren, sondern seine. Nicht meine verkorkste Identität wird Sie begleiten, sondern seine. Der liebenswerteste schönste Mensch, den Sie sich vorstellen können. Er ist natürlich Schriftsteller, siebenundzwanzig Jahre alt und erfolgreich. Sie lesen hier, um genau zu sein, seinen Bestseller. Meine Aufgabe besteht lediglich darin, ihm meine Finger zu borgen, die in diese Tastatur hauen. Es sind lange, feine Finger, wie geschaffen für ein Instrument. Es ist das Instrument der Literaten, das er so flink und gekonnt spielt, spielen muß, um seinem Gedankenfluß nachzukommen. Wenn er so vertieft ist in seine Arbeit, beginnen ihm die Augen zu tränen, weil er vergißt, sie zu schließen. Der Fingersatz ist für ihn seit jeher ein Rätsel. Diese stubiden Wiederholungen asdf jklö Seitenweise, als wenn sich dieses Buchstaben nicht wie Wörter einprägen würden, die man dann auseinanderreißen muß, um ein neues Wort zu kreieren. Er war schneller ohne. Es waren nur drei Finger letztendlich, die über das Keyboard flitzten. Die beiden Mittelfinger, und der linke Daumen, der sich der Leertaste annahm. Und obwohl sein Blick mit dem Bildschirm verhaftet war, fanden die Finger ihr Ziel. Als läge eine Aura über den Tasten, die mit den Gedanken des Schriftstellers verbunden war und die Finger in die richtie Richtung zöge. Alle anderen Finger hielten sich weggespreitzt, als wären sie klebrig und es gelte zu verhindern, damit die Tastatur oder die anderen Finger zu verschmieren.  
 Er griff zu einem Glas Orangensaft, das neben ihm auf dem ansonsten leergeräumten Schreibtisch stand. Wärend seine Augen die letzten Zeilen überflogen, gönnte er seinem Gaumen die Freuden, nach denen er die letzten Minuten gelechtzt hatte. Gegen die Inspiration hatte die materielle wie physische Umwelt das Nachsehen. Und wärend die Lippen noch begierig nach dem orange gefärbten Getränk gierten, entrissen die Hände es ihnen schon wieder, da sie für die Muse gebraucht wurden.
 Eine kleine Lampe strahlte hinter dem Bildschirm verloren gegen die Wand. Sie sollte den Autor nicht stören, lediglich verhindern, daß dieser sein Augenlicht schädige. Und irgendwann fand er sich wieder, an die Wand starrend, und er konnte nicht sagen, wie lange er das getan hatte. Ein kurzer Blick verriet ihm, wann seine Finger gestreikt hatten, wann er vergessen hatte, Befehle an sie weiterzugeben. Wann seine Gedanken vom Werk abgeschweift waren. Und plötzlich - wo er eben noch voll Ideen war, seine Mimik mitgelebt hatte, mitgelacht hatte und mal lächelnd, mal drohen, mal ahnungslos oder gewitzt die Dialoge mitgespielt hatte - verlor er das Feuer für dieses Werk. Es schien ihm hohl, leer, langweilig und gewiß niemals lesenswert. Es war besser, es gar nicht erst zu schreiben. Es war weniger Zeitaufwendig, eine Existenz zu verhindern, von der sowieso niemand ahnen würde. Er streckte seinen verspannten Rücken, gähnte herzhaft und klickte auf „Beenden“. Für derlei Gedanken beinahe bedrohlich baute sich ein Fenster auf: „Wollen Sie die Änderungen im Dokument „Schwarze Witwe“ speichern?“ Der Pfeil der Maus kreiste Minutenlange über dem „nein“ - seine Gedanken spielten alle Möglichkeiten durch, die so ein Schritt nach sich ziehen könnte - und mit nur einer einzigen Bewegung, löschte er mich.

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Marlen
Schneckenpost


Beiträge: 11



Beitrag07.12.2007 14:01

von Marlen
Antworten mit Zitat

Les' dir den Text nochmal nach Rechtschreibfehlern durch, da sind noch ne ganze Menge (z.B. Location, Kunststücke präsentieren, gewiss, Regisseur, hässlich,...)

Allgemein fand ich den Ausschnitt sehr lang und auch anstrengend zu lesen.
Der Anfang ist gut und leicht nachvollziehbar, sowas hat wohl jeder schon mal durchlebt
Zitat:
Es gab eine Phase in meinem Leben, da wollte ich unbedingt eine berühmte Künstlerin werden. Und dann gab es diese Phase, da wollte ich unbedingt mit meiner Lyrik das Tor zum Dichterolymp aufschließen. Und nun ist es so, daß ich glaube, eine Bestsellerautorin zu werden.


Dann wird es für meinen Geschmack aber irgendwie zu abstrakt und zu allgemein. Der 27-Jährige Typ erwacht nicht so recht zum Leben, obwohl du viele Beschreibungen einstreust.
Zumindest mir ging es beim Lesen so

Zitat:
Wenn er so vertieft ist in seine Arbeit, beginnen ihm die Augen zu tränen, weil er vergißt, sie zu schließen


Vergisst
Den Satz fand ich aber schön
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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5002
Wohnort: Berlin


Beitrag10.12.2007 15:47

von Nina
Antworten mit Zitat

Hi Rezna,

bist Du Engländerin? Weil Du "möchten sie denken" schreibst (wie im engl. might)... besser wäre: mögen Sie denken.

Der Text gefällt mir ziemlich gut. Ich finde sie spannend und flüssig erzählt. Lediglich im letzten Absatz verliere ich irgendwie den Kontakt zur Schreiberin, ohne genau sagen zu können, warum.

Die Idee finde ich interessant und gut umgesetzt. Auf die Rechtschreibfehler hat Marlen ja schon hingewiesen.

LG
Nina
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rezna
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
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Beiträge: 83



R
Beitrag11.12.2007 16:40

von rezna
pdf-Datei Antworten mit Zitat

danke für die kritik. wegen der fehler werde ich - wie an anderer stelle schon beschrieben - es einfach mal leute aus dem real life durchlesen lassen, ehe ich das hier rein stelle - denn ich lese bei meinen eigenen sachen drüber. (das heißt - ich sehe es nicht - auch wenn ich es weiß wie es richtig gehört)

faszinierend wie die "geliebten" wahr genommen werden. zumal genau dise "unebenheit" einen grund hat. smile

im letzten absatz verliert die schreiberin/der schreiber wink auch den kontakt zum roman, also passt das, denke ich.
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