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kriminalistisch beduselt- land der grossen grauen


 
 
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HerbertH
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 544
Wohnort: terra sol III


Beitrag15.12.2016 23:42
kriminalistisch beduselt- land der grossen grauen
von HerbertH
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

latex - glühende augen - höllenhunde
gepackt - gebissen - ins unterholz geschleift

acht bis zwölf stunden - vor auffinden der leiche
beim joggen wahrscheinlich - dann war es mord

wir klären dann die sachlage - die ham da sogar ein schloss
sie geht joggen . und knüpft sich dann - auf

lesbisch vielleicht - und dass sie ihren arsch hierher - bewegen soll
und dann - dass er mich an meinem - hamburger arsch lecken kann

soziopathisch - weil ich eine gute kraft - beim putsch brauche




was heisst das alles? - wer kann mich aufklären?

und dann war da noch - die vergewaltigung - mit todesfolge

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ricochet
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 68
Beiträge: 398
Wohnort: Graz


Beitrag18.12.2016 09:49
Re: kriminalistisch beduselt- land der grossen grauen
von ricochet
Antworten mit Zitat

Inkognito hat Folgendes geschrieben:

was heisst das alles? - wer kann mich aufklären?


Das fragt sich sogar dein lyrisches Ich? Ich frage mich just dasselbe. Es fängt schon damit an, dass ich den Text nicht als Lyrik bezeichnen würde. Da finden sich ein paar Informationsfetzen aus einem Zusammenhang gerissen, fern aller typischen lyrischen Ausdrucksmitteln (was an sich ja nicht viel zu bedeuten hätte), kunstvoll entstellt. Ich würde lieber von Textfragment reden, aber das ist wohl Geschmackssache. Nur, so etwas, wie: " ... joggen . und ..." muss ja wohl nicht sein. Das ist schon der Overkill des Manirierten. Es sei denn, es handelt sich um einen Tippfehler. Bei Gegenwartslyrik weiß man das nie so genau. Very Happy

Dennoch geht  ein Faszination davon aus, die ich durchaus würdigen möchte. Du verbreitest ein extrem irritierendes Flair. Ich meine, eine Ahnung davon zu haben, um was es gehen könnte und das ist schon mehr, als sich (bei mir) bei vielen Gedichten Paul Celans einstellt. Dafür bin ich dankbar. Und mehr lag wohl auch nicht in deiner Absicht.

LG


rico


_________________
Ich schreibe, also bin ich.
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag18.12.2016 12:40

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Inko!

Da hat jemand am 15. Dezember um 20.15 Uhr "Wolfsland" im ARD geschaut und ...

es hat ihn  ... aufgeregt? angeregt? Wozu? Zur Entrüstung? Zur Fragestellung? "Was man da so alles vorgesetzt bekommt?"

Reicht ein solcher Film und die anschießende "Gefühlslage" als Auslöser für einen lyrischen Text? Ja! Das könnte reichen.

Aber reicht es, ein paar Satz-Fetzen fast wörtlich ( "dass er mich an meinem - hamburger arsch lecken kann" ) und ein paar Bild-Sequenzen samt den ungereimten Sprüngen und ungewichteten Aussagen aneinander zu reihen?

Die Frage stelle ich mir gerade und kann sie auch nur für mich beantworten:

Der Text gibt ganz gut das zerfetzte und auf Effekt ausgerichtete Dreh-Werk dieses "Fernsehkrimi-Formates" wieder. Und die Fragen, die der Text am Schluss stellt, kann man sich danach durchaus stellen.

Auch trifft die "Machart des Textes" durchaus die des Films und setzt dem Leser etwas vor, dass wahrscheinlich ähnliches auslöst, wie der Film im Schreibenden ausgelöst hat: Die Frage: "Was soll das?"  

Sehr treffend auch die letzte Feststellung so ganz nebenbei: "Dann war da ja auch noch die Vergewaltigung mit Todesfolge."

Trotz all dieser für mich nachvollziehbaren Teile, bleibt bei mir die Frage nach der eigenständigkeit des Textes, seiner Botschaft ohne Kenntnis des Films, seiner zweiten erweiterten Ebene.

Ich denke, dass man den Text unbedingt auf dem Hintergrund des Titels lesen muss, um ihn auf erweiterte Füße zu stellen. "beduselt"!!! "Land der großen Grauen"!!

 Die Frage, was der Text bei einem Leser bewirkt, der den Hintergrund dieses "Fernsehformat-Krimis" nicht hat, kann ich nicht beantworten.

Mir steht dieser Krimi im Augenblick störend im Weg, um dem Text offen und frei begegnen zu können. Immerhin hat er mich zu einem Kommentar gereizt und ich werde die hoffentlich weiteren Kommentare interessiert verfolgen.

Einen schönen Sonntag. Aranka
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ricochet
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 68
Beiträge: 398
Wohnort: Graz


Beitrag18.12.2016 14:48

von ricochet
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Hallo Aranka,


also mir war die Hintergrundsstory nicht klar. Grundsätzlich halte ich es für eine Schwäche eines Textes, wenn es solcher Infos bedarf, dass man den Text zu- oder einordnen kann. Was ein Text braucht, um verstanden zu werden, muss er selbst mitbringen.
So erklärt sich einiges ...

LG


rico
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag18.12.2016 19:02

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo rico,

ich bin mir gar nicht sicher, ob der Text diese Hintergrundkenntnisse braucht, oder ob sie nicht sogar hinderlich sind und einschränken. Ich bin da nicht ganz frei in der Beurteilung.

Ich denke, dass der Text in nicht vorbelasteten Lesern andere Gedanken auslöst.

Ich werde noch ein wenig Abstand gewinnen und immer mal wieder reinschauen.

Lieben Gruß. Aranka
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NikCe
Eselsohr
N


Beiträge: 251



N
Beitrag18.12.2016 19:43

von NikCe
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Hallo.

Für mich funktioniert der Text nicht, ich bin heillos überfordert mit den herumflirrenden Satzteilen, die irgendwie zusammengehören, aber dann doch nicht. Für mich liest sich das, wie gedankenloses Herumgeschmirre aus einem Notizheft. Als eine Zwischenstufe zum fertigen Text sicher ausbaubar, aber in diesem Zustand keine Lyrik für mich, nicht mal noch ein Text, der eine Leserschaft braucht bzw. verkraftet.
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finis
Klammeraffe
F


Beiträge: 577
Wohnort: zurück
Die lange Johanne in Bronze


F
Beitrag19.12.2016 00:52

von finis
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Hallo Inko,

Vorab gleich: Ich habe den Film, der anscheinend als Vorlage gedient hat oder als Inspiration oder als Fundament, nicht gesehen.
Und tatsächlich werde ich das Gefühl nicht los, dass mir etwas fehlt. Ich weiß nicht, ob es der Film ist. Da ich ihn nicht gesehen habe, kann ich natürlich nicht einschätzen, ob er mehr Zusammenhang, bzw. besser: mehr Greifbares geschaffen hätte.

Klar, der Titel birgt schon sehr viel und gibt eine Richtung vor. Bei mir entsteht der Eindruck, dass es eine Art satirische Auseinandersetzung mit Fernsehkrimis sein soll. Viele (mittlerweile?) "klassische" Elemente werden aufgeführt. Zwischendurch die etwas hilflose Frage "was heißt das alles?", und das "mich" im Folgenden mE doppeldeutig und sowohl auf den Fall als auch auf das lyrische Ich bezogen.

Für mich hat das Gedicht zwei grundlegende Probleme:
- einmal die sehr konkrete Situation, die sich in Ungewissheit auflöst. Es ist eine seltsame Mischung aus konkreten Fakten und vagen Vermutungen, die langsam aber sicher von der Ausgangslage völlig abdriften. Ich frage mich sogar: Wozu überhaupt. Warum am Anfang beinahe akribisch eine  Situation beschreiben, wenn es dann im Endeffekt nur darum geht allgemeinere Ungewissheiten unter die Lupe zu nehmen (?). Besteht darin schon die Satire? Ich weiß es nicht. Ich vermute (!), dass Handlung und Struktur des Gedichts dem Krimigeschehen nachempfunden sind. Dafür fehlt mir dann aber doch in den weiteren Ausführungen das Konkrete. Und der Zusammenhang. Die klare Struktur. Wo bin ich gerade, wer spricht, wo will ich hin. Was mir tatsächlich fehlt, ist der rote Faden, die Stringenz. So ein Krimi ist doch in der Regel sehr klar aufgebaut - das könnte Deinem Gedicht zu etwas Klarheit verhelfen mit ein paar Umstellungen und einer Klarstellung wer eigentlich spricht. Wer erzählt die konkrete Situation, von wem stammen die Spekulationen über die Personen - doch nicht etwa die gleiche Person, die am hamburgischen Arsch geleckt werden soll?

- das zweite Problem: Satzfetzen, die sich nicht von selbst in den Kontext einfügen. Die ich als Leser nicht einordnen kann. Vermutlich wg mangelnder Filmkenntnis? "soziopathisch" kann ich mir noch erschließen, es gibt oft genug Kommissare, die so dargestellt werden. Aber "weil ich eine gute kraft - beim putsch brauche" kann ich weder in einen örtlich-zeitlichen Kontext einordnen noch in die innere Logik des Gedichts. Da müsstest Du noch ein Brückenelement einfügen, damit es verständlicher wird.

Der stärkste Aspekt des Gedichts ist für mich der letzte Vers. Dieses lapidare gefällt mir sehr und es birgt einen interessanten Denkanstoß.

Ich weiß nicht, ob mein Kommentar Dir hilft oder nicht. Vielleicht bringt es auch nichts, dieses Gedicht ohne Vorkenntnisse zu lesen - ich weiß es nicht. Ich denke, das ist die große Frage, die Du Dir stellen musst: Wer sind Deine Leser? Und was wissen sie?

Liebe Grüße
finis
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HerbertH
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 544
Wohnort: terra sol III


Beitrag20.12.2016 00:05
Re: kriminalistisch beduselt- land der grossen grauen
von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

ricochet hat Folgendes geschrieben:
Inkognito hat Folgendes geschrieben:

was heisst das alles? - wer kann mich aufklären?


Das fragt sich sogar dein lyrisches Ich? Ich frage mich just dasselbe. Es fängt schon damit an, dass ich den Text nicht als Lyrik bezeichnen würde. Da finden sich ein paar Informationsfetzen aus einem Zusammenhang gerissen, fern aller typischen lyrischen Ausdrucksmitteln (was an sich ja nicht viel zu bedeuten hätte), kunstvoll entstellt. Ich würde lieber von Textfragment reden, aber das ist wohl Geschmackssache. Nur, so etwas, wie: " ... joggen . und ..." muss ja wohl nicht sein. Das ist schon der Overkill des Manirierten. Es sei denn, es handelt sich um einen Tippfehler. Bei Gegenwartslyrik weiß man das nie so genau. Very Happy

Dennoch geht  ein Faszination davon aus, die ich durchaus würdigen möchte. Du verbreitest ein extrem irritierendes Flair. Ich meine, eine Ahnung davon zu haben, um was es gehen könnte und das ist schon mehr, als sich (bei mir) bei vielen Gedichten Paul Celans einstellt. Dafür bin ich dankbar. Und mehr lag wohl auch nicht in deiner Absicht.

LG


rico


Hallo rico,

danke für Deine Einschätzung. Sie trifft vieles sehr gut, wie ich finde. Es ist von der Form her eine Collage, aus den Versatzstücken, mit denen das Fernsehen die Zuschauer bombardiert. Es beleuchtet einen Zustand mit den Mitteln der Sprache. Diese ist so zerrissen, wie das, was aus den Geräten herauspurzelt. Und es ist meine Art, diesen Zustand zu kritisieren.

Einige Gedanken dazu habe ich versucht, hier lyrisch unterzubringen. Ob das vollständig gelungen ist, kann man sich streiten.

Dein Inko


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HerbertH
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 544
Wohnort: terra sol III


Beitrag20.12.2016 00:17

von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Aranka hat Folgendes geschrieben:
Hallo Inko!

Da hat jemand am 15. Dezember um 20.15 Uhr "Wolfsland" im ARD geschaut und ...

es hat ihn  ... aufgeregt? angeregt? Wozu? Zur Entrüstung? Zur Fragestellung? "Was man da so alles vorgesetzt bekommt?"

Reicht ein solcher Film und die anschießende "Gefühlslage" als Auslöser für einen lyrischen Text? Ja! Das könnte reichen.

Aber reicht es, ein paar Satz-Fetzen fast wörtlich ( "dass er mich an meinem - hamburger arsch lecken kann" ) und ein paar Bild-Sequenzen samt den ungereimten Sprüngen und ungewichteten Aussagen aneinander zu reihen?

Die Frage stelle ich mir gerade und kann sie auch nur für mich beantworten:

Der Text gibt ganz gut das zerfetzte und auf Effekt ausgerichtete Dreh-Werk dieses "Fernsehkrimi-Formates" wieder. Und die Fragen, die der Text am Schluss stellt, kann man sich danach durchaus stellen.

Auch trifft die "Machart des Textes" durchaus die des Films und setzt dem Leser etwas vor, dass wahrscheinlich ähnliches auslöst, wie der Film im Schreibenden ausgelöst hat: Die Frage: "Was soll das?"  

Sehr treffend auch die letzte Feststellung so ganz nebenbei: "Dann war da ja auch noch die Vergewaltigung mit Todesfolge."

Trotz all dieser für mich nachvollziehbaren Teile, bleibt bei mir die Frage nach der eigenständigkeit des Textes, seiner Botschaft ohne Kenntnis des Films, seiner zweiten erweiterten Ebene.

Ich denke, dass man den Text unbedingt auf dem Hintergrund des Titels lesen muss, um ihn auf erweiterte Füße zu stellen. "beduselt"!!! "Land der großen Grauen"!!

 Die Frage, was der Text bei einem Leser bewirkt, der den Hintergrund dieses "Fernsehformat-Krimis" nicht hat, kann ich nicht beantworten.

Mir steht dieser Krimi im Augenblick störend im Weg, um dem Text offen und frei begegnen zu können. Immerhin hat er mich zu einem Kommentar gereizt und ich werde die hoffentlich weiteren Kommentare interessiert verfolgen.

Einen schönen Sonntag. Aranka


Hallo Aranka,

Du hast sehr genau erkannt, wie dieses Gedicht entstanden ist. Ja, es war eine so irritierende Erfahrung, in welcher Geschwindigkeit und welcher Dekohärenz Klischees aneinandergereit wurden. Fetzenartig, weshalb ich die Textfetzen sprachlich noch weiter zerfetzt habe. Die entstehende Collage versucht, ein Bild zu malen, was sich über die Bildschirme und die Lautsprecher ergießt, was da mit Sprache und mit dem Denken passiert.

Zu Recht hast Du auf den Titel hingewiesen. Einerseits wie der Recipiient beduselt wird, andererseits, dass wir im Land der großen Grauen, der großen Entsetzensmomente leben, nicht nur im Land der grauen Wölfe.

Das Bild, was sich mir vorstellte, ist tatsächlich Anlass für die Frage der vorletzten Zeile.

Und die letzte Zeile ist nicht nur selbst eine der möglichen Krimi-Zeilenfetzen, sondern auch eine Anklage, dass wir von Medien vergewaltigt werden und geistige Tode sterben.

Insgesamt ein verstörendes Erlebnis, und ich würde mich freuen, wenn Du noch einmal auf diesen Text eingehen magst.

Dein Inko
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HerbertH
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Beitrag20.12.2016 00:22

von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

NikCe hat Folgendes geschrieben:
Hallo.

Für mich funktioniert der Text nicht, ich bin heillos überfordert mit den herumflirrenden Satzteilen, die irgendwie zusammengehören, aber dann doch nicht. Für mich liest sich das, wie gedankenloses Herumgeschmirre aus einem Notizheft. Als eine Zwischenstufe zum fertigen Text sicher ausbaubar, aber in diesem Zustand keine Lyrik für mich, nicht mal noch ein Text, der eine Leserschaft braucht bzw. verkraftet.


Hallo NikCe,

Du hast recht, man kann sich über diesen Text streiten. Mir war klar, dass er nicht allen gefallen wird.

Danke für Deine Einschätzung, die ich natürlich nicht teile smile

Dein Inko


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HerbertH
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Beitrag20.12.2016 00:37

von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

finis hat Folgendes geschrieben:
Hallo Inko,

Vorab gleich: Ich habe den Film, der anscheinend als Vorlage gedient hat oder als Inspiration oder als Fundament, nicht gesehen.
Und tatsächlich werde ich das Gefühl nicht los, dass mir etwas fehlt. Ich weiß nicht, ob es der Film ist. Da ich ihn nicht gesehen habe, kann ich natürlich nicht einschätzen, ob er mehr Zusammenhang, bzw. besser: mehr Greifbares geschaffen hätte.

Klar, der Titel birgt schon sehr viel und gibt eine Richtung vor. Bei mir entsteht der Eindruck, dass es eine Art satirische Auseinandersetzung mit Fernsehkrimis sein soll. Viele (mittlerweile?) "klassische" Elemente werden aufgeführt. Zwischendurch die etwas hilflose Frage "was heißt das alles?", und das "mich" im Folgenden mE doppeldeutig und sowohl auf den Fall als auch auf das lyrische Ich bezogen.

Für mich hat das Gedicht zwei grundlegende Probleme:
- einmal die sehr konkrete Situation, die sich in Ungewissheit auflöst. Es ist eine seltsame Mischung aus konkreten Fakten und vagen Vermutungen, die langsam aber sicher von der Ausgangslage völlig abdriften. Ich frage mich sogar: Wozu überhaupt. Warum am Anfang beinahe akribisch eine  Situation beschreiben, wenn es dann im Endeffekt nur darum geht allgemeinere Ungewissheiten unter die Lupe zu nehmen (?). Besteht darin schon die Satire? Ich weiß es nicht. Ich vermute (!), dass Handlung und Struktur des Gedichts dem Krimigeschehen nachempfunden sind. Dafür fehlt mir dann aber doch in den weiteren Ausführungen das Konkrete. Und der Zusammenhang. Die klare Struktur. Wo bin ich gerade, wer spricht, wo will ich hin. Was mir tatsächlich fehlt, ist der rote Faden, die Stringenz. So ein Krimi ist doch in der Regel sehr klar aufgebaut - das könnte Deinem Gedicht zu etwas Klarheit verhelfen mit ein paar Umstellungen und einer Klarstellung wer eigentlich spricht. Wer erzählt die konkrete Situation, von wem stammen die Spekulationen über die Personen - doch nicht etwa die gleiche Person, die am hamburgischen Arsch geleckt werden soll?

- das zweite Problem: Satzfetzen, die sich nicht von selbst in den Kontext einfügen. Die ich als Leser nicht einordnen kann. Vermutlich wg mangelnder Filmkenntnis? "soziopathisch" kann ich mir noch erschließen, es gibt oft genug Kommissare, die so dargestellt werden. Aber "weil ich eine gute kraft - beim putsch brauche" kann ich weder in einen örtlich-zeitlichen Kontext einordnen noch in die innere Logik des Gedichts. Da müsstest Du noch ein Brückenelement einfügen, damit es verständlicher wird.

Der stärkste Aspekt des Gedichts ist für mich der letzte Vers. Dieses lapidare gefällt mir sehr und es birgt einen interessanten Denkanstoß.

Ich weiß nicht, ob mein Kommentar Dir hilft oder nicht. Vielleicht bringt es auch nichts, dieses Gedicht ohne Vorkenntnisse zu lesen - ich weiß es nicht. Ich denke, das ist die große Frage, die Du Dir stellen musst: Wer sind Deine Leser? Und was wissen sie?

Liebe Grüße
finis


Hallo finis,

Du hast völlig recht, es ist der Versuch einer Auseinandersetzung, wobei ich  statt als "satirisch" eher als "kritisch" oder auch "anklagend" bezeichnen würde.

Und auch mit der großen Frage am Ende kann ich mich anfreunden. Die Leser, die ich mir vorstelle, sind die, die wie ich von dahingeworfenen Satzfetzen irritiert sind, und die darüber nachdenken, was all das hier bedeuten soll, die wahrscheinlich auch schon Fernsehkrimis gesehen haben, Sendungen, die immer hektischer daherkommen, die einen guten Plot durch dünne Effekthascherei und Worthülsen  übertünchen.

Die Satzfetzen des Films habe ich noch weiter zerfetzt, um die Worthülsen zu entlarven. Danke für den Hinweis mit "putsch", hier ist eigentlich ein "pusch" gemeint gewesen. Die Assoziation zum "aufputschen" ist allerdings   auch nicht ganz ohne.

Die letzte Zeile ist durchaus mehrdeutig zu verstehen.

Danke für Deinen durchdachten Kommentar, zeigt er doch, dass meine Vorstellung von den Lesern nicht 100%ig zutreffen.

Liebe Grüße

Dein Inko


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