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Nathan


 
 
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Leveret Pale
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 25
Beiträge: 786
Wohnort: Jenseits der Berge des Wahnsinns


Beitrag28.11.2016 18:31
Nathan
von Leveret Pale
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Das ist der Anfang eines Romans, dessen Rohfassung ich vor kurzem abgeschlossene habe und zurzeit überarbeite. Funktioniert der Einstieg im ersten Kapitel? Der Fokus der Geschichte liegt vor allem auf dem hier beschriebenen Charakter Nathan und wie er immer mehr Menschen, inklusive des Erzählers, in seinen Bann schlägt.
Das erste Kapitel ist jetzt nicht im normalen Erzählstill des Romans geschrieben, aber der Stil wechselt im Laufe des Buches gelegentlich, so gibt es auch ein Kapitel, dass in einem dramentypischen Dialog geschrieben ist.

Kapitel 1 von 29: Nathan der Weise
Mein Mitschüler Nathan war ein komischer Kauz.
Das fing bereits bei seinem Aussehen an. Die Haare waren stets zerzaust, die Wangenknochen traten aus dem abgemagerten Gesicht hervor, in seinen eingefallenen Augenhöhlen wohnte ein Blick, der durch alles hindurchzusehen schien. Er ging schleppend, als würden seine spinnenartigen Beine den Körper hinterziehen. Eine Dopefahne war sein stetiger Begleiter. Es gab die wildesten Gerüchte über ihn. Man nannte ihn einen Psychopathen. Er war ein notorischer Schulschwänzer und wenn er mal auftauchte, wirkte er selten nüchtern. Dennoch galt er als hochintelligent. Seine Noten glänzten und man sah ihn oft Bücher lesen, die für uns so kryptische Titel trugen, wie „Das Sein und das Nichts“, „Entweder - Oder“, „Warum Krieg?“ oder „Naked Lunch“.
Doch nicht nur sein Auftreten erregte Aufsehen, auch seine Handlungen waren äußerst exzentrisch.
Als wir im Deutschunterricht die Ringparabel aus „Nathan der Weise“ von Lessing lasen, fragte unser Deutschlehrer, wohl im Scherz, Nathan, was er von der Ringparabel halten würde. Nathan antwortete ohne mit der Wimper zu zucken in einem sachlichen Ton:
„Statt den Ringen hätte Lessing auch drei Pferdeäpfel nehmen können, das wäre anschaulicher. Die kann man nämlich auch kaum auseinanderhalten, und sie entsprechen deutlich akkurater der Natur solcher Scheißdogmen.“
Die Klasse brach in schallenden Gelächter aus, unser Deutschlehrer erblasste und sagte: „Nathan, nach der Stunde zu mir.“
Und natürlich ging Nathan nach der Stunde einfach nach Hause, statt mit dem Lehrer zu diskutieren. Denn so war Nathan, verrückt, aber auch ein Rebell, der einfach machte und sagte, was er wollte und sich auf nur Gespräche einließ, die ihn interessierten.
Wir nannten ihn seitdem oft Nathan der Weise, wie den Typen aus der Ringparabel. Das war eigentlich als Witz gedacht, aber wir lagen damit sicherlich nicht ganz falsch, denn unser Nathan hatte tatsächlich, trotz allem Unsinn, den er trieb, etwas Weises an sich.
 Er besaß eine befremdliche Aura, als wäre er nicht von dieser Welt, wie ein Prophet. Und er wusste von Dingen Bescheid, die kaum einer von uns verstand, egal ob es um Quantenphysik oder Psychologie ging, und diskutierte sie bei Gelegenheit oft breit mit unseren Lehrern aus, bis sie vor ihm kapitulierten. Nicht selten vollführte er auch merkwürdige Tricks und Wunder, die sich nicht mit Logik allein erklären ließen.
 Manchmal habe ich das Gefühl, er wäre ein Messias gewesen, der von Alpha Centauri entsandt worden war, um die menschliche Rasse zu bekehren, aber dann beim Anblick ihrer Dummheit resigniert hatte.
Kurzgefasst: Er war ein sonderbarer Freak, er verstörte mit seinen Handlung und Taten und gleichzeitig besaß er befremdlich viel Wissen, als würde er über allem stehen. Er hatte mehr mit einem Dämon, als mit einem Menschen gemein. Ich hatte allen Grund Angst vor ihm zu haben und ihm aus den Weg zu gehen, was ich dann auch tat.
Ich war ein Jahr lang mit ihm in einer Klasse und schaffte es ihm die ganze Zeit aus dem Weg zu gehen. Wahrscheinlich hätte ich nie ein Wort mit ihm gewechselt, wenn nicht die Berlinklassenfahrt am Ende des Schuljahres gewesen wäre.
Man teilte mich mit ihm, Luis und David in ein Zimmer ein.
Nun gab es kein Entkommen mehr vor dieser merkwürdigen Kreatur. Ich machte mich auf alles gefasst, von wilden Drogenorgien in unserem Zimmer bis hin zu Polizeieinsätzen und üblen Streichen. Bald merkte ich aber, dass meine Angst vor ihm großteils unbegründet war. Er war mir gegenüber gleichgültig, vergrub sein Gesicht in Büchern, rauchte Joints, oder verschwand für mehrere Stunden spurlos. Er schien kein Interesse an mir zu hegen, und auch keine daran, uns Schwierigkeiten zu machen. Bald entspannte ich mich in seiner Nähe.
 Es war schließlich die Abschlussfahrt der 10ten Klasse, die letzte Woche vor den Sommerferien, nach denen mit der Oberstufe und dem Abitur der Ernst des Lebens auf uns mit aller Kraft eindreschen sollte. Keiner von uns wollte Stress, ich schon gar nicht.

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denLars
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 31
Beiträge: 522
Wohnort: Düsseldorf
Extrem Süßes!


LOONYS - Die Vergessenen Rosen der Zeit
Beitrag28.11.2016 19:05

von denLars
Antworten mit Zitat

Hallo Inkognito,

mir gefällt im Allgemeinen sehr gut, wie du deinen Charakter Nathan hier einführst. Ihn durch die Augen eines anderen Protagonisten zu betrachten, halte ich für eine clever gewählte, natürlich schon oft erprobte Methode. Die Faszination, die dein Ich-Erzähler für ihn entwickelt, hat sich auf mich übertragen.

Mein Hauptkritikpunkt ist folgender: An manchen Stellen könntest du noch mehr zeigen als beschreiben; konkreter werden und noch ein, zwei Beispiele oder Anekdoten ins Feld führen.

Zitat:
Es gab die wildesten Gerüchte über ihn. Man nannte ihn einen Psychopathen.


Hier zum Beispiel hätte ich mir gewünscht, dass du ein paar dieser Gerüchte kurz nennst. Was erzählen sich die Leute genau über ihn? Weshalb nennen sie ihn einen Psychopathen? Gab es einen genauen Anlass dafür?

Kurz nebenbei:

Zitat:
Seine Noten glänzten


Die Konstruktion hört sich für mich irgendwie nicht richtig an. "Seine Noten waren glänzend" oder "Er schrieb glänzende Noten" wirkt auf mich korrekter.

Zitat:
Doch nicht nur sein Auftreten erregte Aufsehen, auch seine Handlungen waren äußerst exzentrisch.


Das Auftreten wird ja auch immer durch Handlungen beeinflusst, weshalb die beiden stark miteinander verschwimmen. Außerdem hast du im vorangegangenen Teil schon ein paar Handlungen angesprochen. Ich frage mich gerade überhaupt, ob du diesen Satz brauchst. Inhaltlich bietet er nichts Neues - klar, er ist eine Überleitung. Aber wenn ich diesen Part ohne ihn lese, fehlt mir nicht unbedingt was. Das Ganze wird sogar flüssiger.

Zitat:
Nicht selten vollführte er auch merkwürdige Tricks und Wunder, die sich nicht mit Logik allein erklären ließen.


Hier habe ich mich gefragt, ob du diese Tricks und Wunder noch im späteren Verlauf der Handlung zeigst.
Wenn ja: Vielleicht ein paar kleine Andeutungen machen.
Wenn nein: Wieder mehr ausarbeiten und konkreter werden. Was hat er gemacht?

Zitat:
Manchmal habe ich das Gefühl, er wäre ein Messias gewesen, der von Alpha Centauri entsandt worden war, um die menschliche Rasse zu bekehren, aber dann beim Anblick ihrer Dummheit resigniert hatte.


Dieser Gedankengang kommt für mich ein wenig aus dem Nichts. Plötzlich nehme ich deinen Ich-Erzähler komplett anders wahr - und dafür weiß ich eigentlich noch zu wenig über ihn. Ist er Science-Fiction-Fan? Gläubig? Vielleicht kannst du vorher noch elaborieren, was genau zu diesem Gedankengang geführt hat.

Zitat:
Kurzgefasst: Er war ein sonderbarer Freak, er verstörte mit seinen Handlung und Taten und gleichzeitig besaß er befremdlich viel Wissen, als würde er über allem stehen.


Hier könntest du auch wieder konkrete Beispiele und Situationen anführen, falls das nicht im späteren Verlauf nachgeholt wird.

Du hast geschrieben, dass sich dieser essayistische, fast schon anekdotische Stil nicht durch das ganze Buch zieht - deshalb kann ich im Moment nicht so recht beurteilen, wie gravierend es ist, dass die Behauptungen über Nathan manchmal noch im Raum des Unkonkreten schweben. Ich kann mir aber vorstellen, dass es noch im weiteren Verlauf sehr viel bildhafter wird.

Deshalb wäre ich sehr gespannt darauf, noch etwas mehr zu lesen.

Aber nicht nur deshalb, sondern auch, weil mich der Charakter des Nathans neugierig gemacht hat, ich den Deutschunterricht-Teil als gelungen empfand und auch deine Andeutungen am Ende dieses Kapitels bei mir funktioniert haben.

Ich hoffe, das hier hilft dir etwas weiter. Eigentlich wollte ich hier gar nichts lesen - und vor allem nicht einen Kommentar schreiben - aber deine Anfangssätze haben mich in ihren Bann gezogen. Das kannst du also schon mal als Erfolg verbuchen. Wink
Jetzt muss ich wieder daran, mein eigenes Zeug zu überarbeiten.

Liebe Grüße
Lars
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Elster
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Beiträge: 140



E
Beitrag28.11.2016 19:45

von Elster
Antworten mit Zitat

Hallo,

ich finde, das liest sich ganz gut. Allerdings sind es für mein Gefühl zu viele Zuschreibungen, die sich auch ein bisschen widersprechen.
Kauz, Psychopath, Schulschwänzer, Prophet, Messias, Alpha Centauri. Die Stellen, an denen du konkret wirst, wie das Beisiel in der Deutschstunde, gefallen mir um einiges besser und lassen ein deutlicheres Bild von Nathan entstehen. Gerade Kauze, Psychopathen und Schulschwänzer sind in einer zehnten Klasse ja auch gar nichts besonderes, wenn ich mich richtig erinnere, wimmelt es davon.
Was ich nicht wirklich verstehe, ist, warum der Ich Erzähler Angst hat. Das überrascht mich ein wenig.

Über ein paar Sachen am Anfang bin ich gestolpert:
Zitat:
in seinen eingefallenen Augenhöhlen wohnte ein Blick, der durch alles hindurchzusehen schien
Das wohnte stört mich hier.

Zitat:
Er ging schleppend, als würden seine spinnenartigen Beine den Körper hinterziehen

Meinst du hinterher ziehen?

Als Einstieg funktioniert das auf jeden Fall, gerade dein erster Satz gefällt mir sehr gut. Ich würde weiterlesen!

LG Elster
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Diamond
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D


Beiträge: 280



D
Beitrag28.11.2016 20:01

von Diamond
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Hallo inkognito,

insgesamt finde ich den Charakter, den Dein Prota einführt, interessant. Aber eine Seite lang einen Antagonisten einzuführen, finde ich persönlich kritisch, weil es gleichbedeutend damit ist, dass eine Seite lang nichts passiert.
Interessanter wäre doch: Wer ist der Erzähler, wo ist er, welchem Problem sieht er sich gegenüber und warum, und wie löst er die Krise. Und da dürfte dann auch Nathans Rolle mit einfließen. Aber ich lese nichts dergleichen, von daher sehe ich da etwas Überarbeitungsbedarf, denn Deine relativ lockere Schreibweise löst für mich das Problem mit der fehlenden Handlung nicht - leider. Ansonsten gern gelesen.

VG Diamond
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Ithanea
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Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag28.11.2016 21:25

von Ithanea
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Hallo Inko,

mich überzeugt die Einführung in diesen Text bzw. die Vorstellung des tragenden Charakters Nathan nicht. Dabei ist das schon einer der Typen, für die ich ja was übrig hab. Wenn du der bist, für den ich dich halte, trau ich dir eigentlich zu, dass dus besser kannst.
Was stört?
Da ist schon vieles zu oft gelesen.
- Folgende Worte für Charakterisierung eines Typen, der heraussticht: komischer Kauz, verrückt, Rebell, sonderlich, Freak.
- Folgende Bilder für Charakterisierung eines Typen, der heraussticht: zerzauste Haare, eingefallene Augenhöhlen, abgemagertes Gesicht,
- dauerdrauf und nie da, wenn doch liest er wichtige Weltliteratur und kann alle Lehrer in die Tasche stecken
Das in der Summe ist ein bisschen das geballte Klischee. Was, ein Superindividualist, der sich am Arsch lecken lässt, hochintelligent ist und nicht abgeneigt, sich zuzuknallen? Okay, habs kapiert. Ich weiß natürlich, dass du gerade den Teil mit hochintelligent vs. abgefuckt/ihr könnt mich alle mal brauchst und nicht ändern solltest, denn das soll ja diesen Charakter ausmachen. Darum würde ich überdenken, ob du nicht an den beiden ersten Schrauben - Wörtern und Bildern, die so "allgemeinplatzig", weil schon oft verwendet - drehen willst, um da was neues draus zu machen.
Sonst so
- jede Klasse hat nen Psycho. Das ist nichts, was besonderes Interesse oder Unbehagen oder Belustigung wecken kann, es sei denn, die Story, wie er zum Psycho-Attribut kam, kann das
- Dopefahne habe ich noch nie gehört. Ich nehme an, das heißt, Nathan riecht nach Dope. Jetzt kriegt man halt vom Kiffen nicht so eine Mundfahne wie vom Trinken. Allerdings können seine Klamotten, seine Haare und sein Dope natürlich schon nach Dope riechen. Keine Ahnung, kann man schon lassen, mich hats irritiert.
- wieso landet der ich mit Nathan, Luis und David in einem Zimmer? Normalerweise kann man sich seine Zimmerkumpels bei sowas doch selbst suchen. Ich schätze, Nathan ist übrig geblieben, weil es ihm grad wurscht war und die drei hatten halt den letzten Platz im Zimmer? Könnte man noch ein wenig ausbauen, wenn man wollte.

Wenn die Klassenfahrt los geht, hätt ich schon Lust, weiterzulesen, weil ich so Jugendstorys mag und ich gespannt bin, was passieren wird. Die Lust vermiesen würde mir die Befürchtung, dass Nathan ein wandelndes Klischee bleibt. Also mal gucken. Ich hätte Bock auf Charakterisierung eines außergewöhnlichen Menschen, dann kanns auch altbacken-essayistisch sein, ich hätte Bock auf Jugendstory mit Klassenfahrt, dann kanns handlungsorientierter und sprachlich jugendlicher werden, oder einen Mix, Zwischenkapitel in Dramenform sowieso, ich hätte keinen Bock auf Wiederholung des allgemein Bekannten und Nichttrauen eigene Charaktere und Bilder zu finden.

Hi diamond, hab auch eine Frage, sowie Anmerkung zu deinem Feedback:
diamond hat Folgendes geschrieben:
Aber eine Seite lang einen Antagonisten einzuführen, finde ich persönlich kritisch, weil es gleichbedeutend damit ist, dass eine Seite lang nichts passiert.

Wie kommst du auf die Idee, bei Nathan handelt es sich um einen Antagonisten? Ich fühl mich bis jetzt eher an sowas wie Demian oder Tschick erinnert und gehe davon aus, dass Nathan so eine Art Faszination und früher oder später Anstoß an den Prota, sich mit sich selbst außeinanderzusetzen, darstellt.
Die Andeutungen "Bann" und "Dämon" könnten jetzt darauf anspielen, dass sich das ganze zu so einer Mysterymonstergeschichte entwickelt, aber das will ich ja mal wohl nicht hoffen (wobei ich gerade sehe - Science Fiction als Klassifizierung. Ähm.)
Daran anknüpfend: Bei Geschichten, die auf diese Art funktionieren, dass sie die eigentliche Hauptfigur des Textes durch die Augen eines im Vergleich dazu unscheinbaren Ich-Erzählers darstellen, ist eine einseitige Vorstellung jetzt nichts unübliches. Hesse gönnt sich (nachdem er jedoch erst in einer Vorgeschichte erzählen muss, warum von Demian zu erzählen überhaupt wichtig ist) zwei, in denen es um Demians Erscheinung und Wirkung geht, bis dieser dann mal spricht. Tschick hab ich gerade leider nicht zur Hand, aber ich meine, wenn Tschick dann mal in der Schule auftaucht, ist auch erst ne Weile von Alkoholfahnen und Asi-Hintergründen die Rede, bis die Handlung anläuft. Ich würde, ohne bessere Beispiele parat zu haben, sogar raten, dass sich diese Beschreibungen noch an der unteren Grenze bewegen. Kommt halt drauf an, was man schreiben will.
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Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


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Wohnort: Süddeutschland


Beitrag28.11.2016 22:38

von Selanna
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Ich musste auch sofort an Demian denken! Ich glaube, das ist von vornherein ja schon mal ein Kompliment. Und Du konntest mich auch sofort für Nathan interessieren, denn hochintelligente, nihilistische Außenseiter sind ja häufig interessante Figuren Wink . Ich bin sehr neurgierig, wie sich der Ich-Erzähler mit Nathan auseinandersetzen muss.

Wenn ich mir die Kommentare vor mir anschaue, ist es vielleicht eine Überlegung wert, sich klarer für eine Machart zu entscheiden: entweder du bringst viel mehr anschauliche, konkrete Beispiele wie die gelungene Pferdeäpfelparabel oder Du beschreibst Nathan in erster Linie, ohne schon Anekdoten einzufügen. Ich hätte zwar nichts gegen die zweite Möglichkeit, aber ich denke, slebst wenn die letztere Möglichkeit zwar genauso konsequent wäre wie die erste, dass sie vielen Lesern eher nicht so sehr gefiele...

Das war jetzt mein Resümee, inwiefern das hilft, sei dahin gestellt.
Trotzdem liebe Grüße
Selanna
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llll
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L


Beiträge: 121



L
Beitrag28.11.2016 23:08

von llll
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Sehr spannend und vielversprechend !
Die Anekdote, wie dieser Nathan zu seinem Spitznamen "der Weise" kommt, ist echt gut !
Man wird prompt neugierig, Ausführlicheres über diesen merkwürdigen Typ "Nathan" zu erfahren !
In letzterem Lob ist nun zugleich die Kritik verpackt :
Offensichtlich besorgt, das Interesse des heutzutage notorisch flüchtigen Lesers zu fangen, fastgar zu erzwingen,
wird von Anfang an allzu vieles allzu knapp nur angedeutet :
Das hat mMn das Staccato und die Stringenz für eine echt gute Kurzgeschichte oder Erzählung,
die dann mit einem Eclat, einem ganz besonderen, unvergesslichen Ereignis auf dieser Klassenfahrt endet :
prima und basta !!!
Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie nach diesem feuerwerkartigen Beginn,
der - atemlos übereifrig andeutungsweise - bereits massenhaft Munition verschießt,
noch Luft und Atem und Spannung für einen ganzen Roman bleiben soll ???
Eine echt druckreife bzw. eine wirklich veröffentlichte Kurzgeschichte oder Erzählung
ist einem in der Schublade dümpelnden Roman unbedingt vorzuziehn !
llll
(... mit ihm in einer Klasse und schaffte es KOMMA ihm die ganze Zeit aus dem Weg zu gehen. )
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Leveret Pale
Geschlecht:männlichKlammeraffe

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Beitrag29.11.2016 00:19

von Leveret Pale
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Vielen Dank für all das Feedback, ich werde morgen mich daran machen es umzusetzen und detailliert auf alle eingehen, aber hier erstmal ein paar Klarstellungen, die wichtig sind und die ich vergessen habe:

- nur Kapitel 2-9 spielen auf der Klassenfahrt
- Kapitel 10-29 spielen zum Großteil im Raum München
- Nathan ist der Hauptcharakter.  Es gibt kein Kapitel, in dem er nicht vorkommt.
- ich habe ScienceFiction nicht umsonst in die Genrebeschreibung getan, auch wenn es nicht ganz zutrifft.
- Das Genre ist eigentlich irgendwo zwischen Phantastik und Surrealismus zu verordnen mit vielen postmodernen Elementen (4th-Wall-Breaks, Metareferenzen, Parodie bekannter Werke, Wechsel der Stile von Drama, zu Bericht zu Traumdichtung). Die angedeuteten Wunder werden auch eine Rolle spielen, weshalb der Erzähler Nathan nicht zu unrecht als Messias bezeichnet.
Nathan "verzerrt" die Realität um sich herum immer mehr, es tauchen übernatürliche Elemente auf, aber so schleichend, dass es von den Charakteren irgendwann als normal wahrgenommen wird, bis in Kapitel 21 crackrauchende, sprechende Vietcong-Hühner lebensmüde, schopenhauer´sche Zombies mit Kettensägen zerschnetzeln und alle als "Nuggets" beleidigen, während ein schwarzer, asexueller Drogendealer die ganze Zeit in einem pinken Einhornkostüm herumläuft - und niemand von der Sekte, die sich bis dahin um Nathan gebildet hat, findet da noch etwas merkwürdig daran. Mohammed, H.P. Lovecraft und Jesus treten auch als Charaktere auf. (ich weiß jetzt schon, dass ich für das Buch keinen Verlag finden werde.  Naja, mal sehen. notfalls SP, aber darüber kann ich mir nächstes Jahr den Kopf zerbrechen, wenn ich alle Bearbeitungen durch habe)
- der Titel des Buches wird wahrscheinlich "Crackrauchende Hühner" lauten

Generell kann man sich die Handlung wie einen abgefuckten Trip vorstellen,, der immer mehr eskaliert, oder eine Doppelhelix. Ein Doppelhelix (wie bei der DNA), bei der eine Seite die Realität und die andere das Übernatürliche ist. Diese Doppelhelix liegt schräg und halb im Wasser- Am Anfang sieht man nur die Realität, aber das Übernatürlich bahnt sich schleichend in die Handlung, bis am Ende kein Stein auf dem anderen mehr liegt und die Realität ganz weit weg ist, ergo unter Wasser, während das abgefuckte Übernatürliche oben ist.

Zitat:
Mein Hauptkritikpunkt ist folgender: An manchen Stellen könntest du noch mehr zeigen als beschreiben; konkreter werden und noch ein, zwei Beispiele oder Anekdoten ins Feld führen.

Danke. Ich habe offensichtlich den Anfang etwas mit Adjektiven und Beschreibungen überfrachtet. Ich werde noch ein oder zwei Anekdoten hinzufügen, die dann die trockene Beschreibung seiner Persona ersetzen.

Ah, der normale Leser würde ja davor noch das Inhaltsverzeichnis sehen, was den Blick auf die Geschichte auch etwas beeinflusst:
Crackrauchende Hühner
1.  Nathan der Weise
2.  Das erste Mal high mit dem Messias
3.  Das erste Wunder
4.  Linksradikale
5.  politisches Geschwafel
6.  Die Cannabisvermehrung von Neukölln
7.  Ein ganz normaler Tag, fast
8.  Intermezzo: Kratomträume
9.  Die Rückkehr des Penners
10.  Heimfahrt
11.  Ankunft und Befragung
12.  Bahnsteigphilosophie
13.  Nathans Domizil
14.  Der Bunker
15.  Einhorn
16.  Asiafood
17.  Stachus
18.  Sektentreffen mit Hühnern
19.  Bombenbauen
20.  Es regnet brennende Scheiße
21.  Chainsawchickencurry
22.  Der spezielle Abend
23.  Intermezzo: Kratomträume, schon wieder
24.  Scheißewerfen
25. Startvorbereitungen
26.  Mit der LSD-Rakete Richtung Erleuchtung
27.  Intermezzo: Monologe
28.  Erkenntnis und Tod
29.  Wiederauferstehung
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Leveret Pale
Geschlecht:männlichKlammeraffe

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Wohnort: Jenseits der Berge des Wahnsinns


Beitrag29.11.2016 17:03

von Leveret Pale
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Funktioniert es jetzt besser?

1.  Nathan der Weise
Mein Mitschüler Nathan war ein komischer Kauz.
Das fing bereits bei seinem Aussehen an. Die Haare waren stets zerzaust, die Wangenknochen traten aus dem abgemagerten Gesicht hervor, in seinen eingefallenen Augenhöhlen wohnte ein Blick, der durch alles hindurchzusehen schien.
 Sein Gang war schleppend. Die spinnartigen Beine waren dem Körper immer einen Meter voraus, der bei jedem Schritt etwas in die Knie ging und wieder hochwippte.
 Es gab die wildesten Gerüchte über ihn. Man nannte ihn einen Psychopathen, und spätestens seit dem Vorfall mit Herr Maasen zweifelte niemand mehr daran, dass er einer war.
Der Vorfall ereignete sich letzten Winter.
Herr Maasen war damals unser Englischlehrer. Niemand mochte ihn, und er mochte niemanden. Er war ein aufgeblasener Despot, der von allen gefürchtet werden wollte, offensichtlich, um zu kompensieren, dass er wie ein weichgespühltes Muttersöhnchen aussah. Anfangs hatten wir den Fehler gemacht, ihn wegen diesen Aussehens, kleingebaut, weiche, schwabbelige Statur, fettiges blondes Haar und Quietschestimme, zu unterschätzen und ihm keinen Respekt entgegenzubringen. Nach zwei Schulwochen,  zehn Verweisen und zahlreichen Strafarbeiten hatte er uns allen Angst eingehämmert, allen natürlich, außer Nathan.
 Herr Maasen gab an dem Tag die letzte Schulaufgabe an die Klasse heraus. Wie bei jeder seiner Tests, war der Notenschnitt fatal. Als der alte Sadist Nathan dessen Schulaufgabe austeilte, lächelte er bereit und sagte:
„Nathan. Du hast einen sehr großen Wortschatz und dein Essay ist wirklich ausgezeichnet geschrieben, aber leider hast du das Thema verfehlt, weshalb ich dir eine Sechs geben muss.“ Nathan nahm sie, blätterte durch sein Essay und stand auf. Er ging zum Waschbecken neben der Tafel.
„Nathan, wohin gehst du?“, fragte Herr Maasen.
„Ihr Thema war scheiße und mein Essay besser, als alles, was Sie jemals zustand bringen könnten. Die Note ist inakzeptabel.“, sagte Nathan und entzündete mit diesen Worten die Schulaufgabe mit einem Zippo. Die orangenen Flammen zügelte einen halben Meter aus dem weißen Becken. Nathan drehte den Wasserhahn auf, es zischte, Dampf stieg auf und Wasser spülte die Asche davon. Die ganze Klasse sah atemlos zu, selbst diejenigen, die noch gerade wegen ihrer schlechten Noten geschluchzt hatten, hielten den Atem an.
„Spinnst du?“, brüllte Herr Maasen „Feuer in der Schule. Dafür wirst du fliegen!“
„Wenn sie es darauf ankommen lassen wollen“, sagte Nathan stoisch, zuckte mit den Schultern, nahm seinen Schulranzen und ging zur Tür.
„Wohin gehst du? Ich will mit dir nach der Stunde zum Direktor. Das ist Brandstiftung. Gib mir das Feuerzeug!“, brüllte Maasen. Seine Wangen wurden so knallrot, wie jedes Mal, wenn er einen Wutanfall bekam, und gaben ihm das Aussehen eines Milchbubis aus einer Zwiebackwerbung. Darüber machten wir uns häufig lustig, aber nur wenn er außerhalb der Hörweite war.
„Ich nehme mir frei für heute. Das ist mir zu bescheuert“, sagte Nathan und verschwand durch die Tür. Herr Maasen sah ihm wie paralysiert hinterher, dann wirbelte er schlagartig herum und schrie uns an: „Was glotzt ihr so? Diktat! Sofort und auf Note! Die nächsten zwei Stunden und wehe jemand sagt auch nur ein Wort, der fliegt!“
Wir hassten Nathan in diesen Stunden der stillen Qualen, die er uns bereitet hatte, aber als wir am nächsten Morgen in die Schule kamen, war das alles wieder vergeben.
 Ich kann mich noch bildhaft daran erinnern. Bereits vom Weiten konnte ich die kleine Gestalt sehen, die nackt, bis auf die Eierzwicker-Unterhosen, auf dem Dach auf und ab sprang und brüllte. Neben ihr stand ein Fiat Punto. Es war Herr Maasen und sein Auto.
Er wollte hinunter, aber von der Schülermasse unten erhielt nichts, als spöttisches Gelächter.
 Die Leiter zum Dach fehlte und als die Feuerwehr endlich Herr Massen mit einem Kran aus seiner Pein befreite, war so durchgefroren, dass er die nächsten drei Wochen im Bett verbringen musste. Bis sein Auto vom Schuldach verschwand, dauerte es fast genauso lange und brauchte wieder die Hilfe der Feuerwehr.
 Alle wusste, dass Nathan, der grinsend in einiger Entfernung auf einer Bank saß und einen Joint rauchte, der Verantwortliche war, aber nicht einmal die Polizei konnte seine Schuld beweisen, noch herausfinden, wie das Auto samt Herr Maasen, der einen Filmriss hatte, auf das Dach gelangt war.
Niemals wieder bekam Nathan an der Schule eine schlechtere Note als eine Zwei und das Verbrennen der Schulaufgabe hatte keine Konsequenzen für ihn, im Gegensatz zu Herr Maasen. Dieser wagte es nie wieder, ungerechte Noten zu verteilen. Er wurde sogar ein richtig netter und zuvorkommender Lehrer, auch wenn er immer zitterte, wenn Nathan das Wort erhob. Es war fast schon schade, als dieser pawlowsche Hund am Ende des Schuljahres kündigte.
Als Held feierten wir Nathan trotzdem nicht offen. Er blieb der verschrobene Außenseiter und auch Schüler, die sich mit ihm anlegten, wurden Opfer allerlei obskurer Streiche, von Kobraschlangen im Schulranzen, bis zum spontanen Diarrhöe mitten im Unterricht.
Aus diesen Gründen machten wir einen großen Bogen um ihn. Nathan seinerseits, ging auch uns aus dem Weg.
 Er war ein notorischer Schulschwänzer und wenn er mal auftauchte, wirkte er selten nüchtern, noch an uns Mitschülern interessiert. Man sah ihn oft in Büchern vertieft, die für uns so kryptische Titel trugen, wie „Das Sein und das Nichts“, „Entweder - Oder“, „Warum Krieg?“ oder „Naked Lunch“.
Als wir im Deutschunterricht die Ringparabel aus „Nathan der Weise“ von Lessing lasen, fragte unser Deutschlehrer, wohl im Scherz, Nathan, was er von der Ringparabel halten würde. Nathan antwortete ohne mit der Wimper zu zucken in einem sachlichen Ton:
„Statt den Ringen hätte Lessing auch drei Pferdeäpfel nehmen können, das wäre anschaulicher. Die kann man nämlich auch kaum auseinanderhalten, und sie entsprechen deutlich akkurater der Natur solcher Scheißdogmen.“
Die Klasse brach in schallenden Gelächter aus, unser Deutschlehrer erblasste und sagte: „Nathan, nach der Stunde zu mir.“
Und natürlich ging Nathan nach der Stunde einfach nach Hause, statt mit dem Lehrer zu diskutieren, aber diesmal war der Lehrer klug genug, nicht mit einem Schulverweis zu drohen.
So war Nathan, verrückt, aber auch ein Rebell, der einfach machte und sagte, was er wollte.
Wir nannten ihn seitdem oft Nathan der Weise, wie den Typen aus der Ringparabel. Das war eigentlich als Witz gedacht, aber wir lagen damit sicherlich nicht ganz falsch, denn unser Nathan hatte tatsächlich, trotz allem Unsinn, den er trieb, etwas Weises an sich.
Seine Zeugnisse gehörten, trotz seiner notorischen Abwesenheit und Auflehnung, zu der besten der Schule. Er galt als hochintelligent, auch wenn weder Schulpsychologen noch Pädagogen ihn dazu bringen konnten, sich entsprechend zu verhalten.
 Er besaß eine befremdliche Aura, als wäre er nicht von dieser Welt, wie ein Prophet. Und er wusste von Dingen Bescheid, die kaum einer von uns verstand, egal ob es um Quantenphysik oder Psychologie ging, und diskutierte sie bei Gelegenheit oft breit mit unseren Lehrern aus, bis sie vor ihm kapitulierten. Nicht selten vollführte er auch merkwürdige Tricks und Wunder, wie seine Streiche, die sich nicht mit Logik und Physik allein erklären ließen.
 Manchmal habe ich das Gefühl, er wäre ein Messias gewesen, der von Alpha Centauri entsandt worden war, um die menschliche Rasse zu bekehren, aber dann beim Anblick ihrer Dummheit resigniert hatte.
Er hatte mehr mit einem Dämon, als mit einem Menschen gemein. Ich hatte, um ehrlich zu sein, Angst vor ihm. Ich hatte ja auch allen Grund dazu, wenn man bedenkt, wie Herr Maasen ergangen war und wie launisch Nathan zu sein schien.
Ich war zwei Jahre lang mit ihm in einer Klasse und schaffte es ihm die ganze Zeit aus dem Weg zu gehen. Wahrscheinlich hätte ich nie ein Wort mit ihm gewechselt, wenn nicht die Berlinklassenfahrt am Ende des zweiten, gemeinsamen Schuljahres gewesen wäre.
Man teilte mich mit ihm, Luis und dem zweiten Klassensonderling David in ein Zimmer ein, weil Luis und ich es nicht mehr schafften in einem anderen Zimmer unterzukommen.
Nun gab es kein Entkommen mehr vor dieser merkwürdigen Kreatur. Ich machte mich auf alles gefasst, von wilden Drogenorgien in unserem Zimmer bis hin zu Polizeieinsätzen und üblen Streichen. Bald merkte ich aber, dass meine Angst vor ihm großteils unbegründet war. Er war mir gegenüber gleichgültig, vergrub sein Gesicht in Büchern, rauchte Joints, oder verschwand für mehrere Stunden spurlos. Er schien kein Interesse an mir zu hegen, und auch keine daran, uns Schwierigkeiten zu machen. Bald entspannte ich mich in seiner Nähe.
 Es war schließlich die Abschlussfahrt der 10ten Klasse, die letzte Woche vor den Sommerferien, nach denen mit der Oberstufe und dem Abitur der Ernst des Lebens auf uns mit aller Kraft eindreschen sollte. Keiner von uns wollte Stress, ich schon gar nicht.
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Heidi
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Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag29.11.2016 23:32

von Heidi
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Hallo Unbekannte/r,

die erste Version gefiel mir beinahe besser, obwohl diese auch nicht schlecht ist - deshalb hab ich auch rumgedoktort.
Die Dialoge (wenn der Lehrer spricht) lesen sich noch steif. Teilweise wirken die Streiche von Nathan übertrieben, was an sich ja auch so sein kann (weil der Erzähler sie halt so übertrieben wahrgenommen hat), aber sich dann mit der einen oder anderen Formulierung bzw. mit dem Einsatz von Fremdwörtern wie paralysieren oder obskur reibt. Auch die Eier-Zwicker-Unterhose oder der Milchbubi wollen mMn nicht so recht zu Fremdwörtern wie diesen passen.
Insgesamt gefällt mir die Idee aber und der Schluss von diesem Kapitel macht schon neugierig darauf, was "Ich" nun mit Nathan erlebt.

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Mein Mitschüler Nathan war ein komischer Kauz.


Markiertes könnte weg, das ergibt sich im Laufe des Textes sowieso und raubt ein Stück weit die Spannung.

Zitat:
Das fing bereits bei seinem Aussehen an. Die Haare waren stets zerzaust, die Wangenknochen traten aus dem abgemagerten Gesicht hervor, in seinen eingefallenen Augenhöhlen wohnte ein Blick, der durch alles hindurchzusehen schien.
 Sein Gang war schleppend. Die spinnartigen Beine waren dem Körper immer einen Meter voraus, der bei jedem Schritt etwas in die Knie ging und wieder hochwippte.


Gerade bei einer Personenbeschreibung lässt sich durch Vermeidung des Hilfsverbs "war" sehr viel rausholen. Im Moment wirkt das wie aufgezählt.
Mal angenommen, du willst in einem ähnlichen Stil schreiben, wie er bei "Tschick" zu finden ist (da würde ich dann nicht wegen Hilfsverben meckern), dann müsste das insgesamt deutlicher werden. Der violett markierte Teil passt mMn nicht zu so einem "umgangssprachlichen" Stil.

Zitat:
Herr Maasen war damals unser Englischlehrer. Niemand mochte ihn, und er mochte niemanden.


Sehr schön.

Zitat:
Er war ein aufgeblasener Despot, der von allen gefürchtet werden wollte, offensichtlich, um zu kompensieren, dass er wie ein weichgespühltes <-- weichgespült Muttersöhnchen aussah.


Zitat:
Anfangs hatten wir den Fehler gemacht, ihn wegen diesen <-- dieses Aussehens, kleingebaut, weiche, schwabbelige Statur, fettiges blondes Haar und Quietschestimme, zu unterschätzen und ihm keinen Respekt entgegenzubringen.


seines fände ich aber besser
Auch würde nach Aussehens ein : oder - besser kommen. Das irritiert sonst beim Lesen.
Insgesamt finde ich aber, dass die Beschreibung an dieser Stelle zu viel ist. Erst mal reicht es ja, wenn er wegen des Aussehens nicht ernst genommen wird und wie er nun aussieht, könnte auch später noch kommen.

Zitat:
Nach zwei Schulwochen,  zehn Verweisen und zahlreichen Strafarbeiten hatte er uns allen Angst eingehämmert, allen natürlich, außer Nathan.


weg

Zitat:
Herr Maasen gab an dem Tag die letzte Schulaufgabe an die Klasse heraus. Wie bei jeder <-- jedem seiner Tests, war der Notenschnitt fatal.


Zitat:
Als der alte Sadist Nathan dessen Schulaufgabe austeilte, lächelte er bereit <-- breit und sagte:


Ich ahne worauf du mit Einschüben wie dem Sadisten hier hinauswillst, aber das hinkt noch. Wenn du flapsig schreiben willst - und das halte ich für diese Geschichte sehr passend -dann muss der Stil insgesamt anders werden. Da hast du noch zu viele Formulierungen drin, die sich damit reiben. Vielleicht irre ich mich aber auch: Dann besser den Sadisten an dieser Stelle streichen.

Zitat:
„Nathan. Du hast einen sehr großen Wortschatz und dein Essay ist wirklich ausgezeichnet geschrieben, aber leider hast du das Thema verfehlt, weshalb ich dir eine Sechs geben muss.“


Hört sich nicht wie gesprochenes Wort an, sondern wie ein Erzähltext. Das geht besser.

Zitat:
Nathan nahm sie, blätterte durch sein Essay und stand auf. Er ging zum Waschbecken neben der Tafel.


Die Tafel kann weg.

Zitat:
„Nathan, wohin gehst du?“, fragte Herr Maasen.
„Ihr Thema war scheiße und mein Essay besser, als alles, was Sie jemals zustand bringen könnten. Die Note ist inakzeptabel.“, sagte Nathan und entzündete mit diesen Worten die Schulaufgabe mit einem Zippo.


 Laughing

Zitat:
Die orangenen Flammen zügelte einen halben Meter aus dem weißen Becken.


Das nehm ich dir nicht ab. Einen halben Meter. Shocked
Weißes Becken finde ich auch nicht so dolle.

Zitat:
Nathan drehte den Wasserhahn auf, es zischte, Dampf stieg auf und Wasser spülte die Asche davon.


Das meine ich mit zu schön formuliert für einen flapsigen Stil.

Zitat:
Die ganze Klasse sah atemlos zu, selbst diejenigen, die noch gerade wegen ihrer schlechten Noten geschluchzt hatten, hielten den Atem an.


Zwei mal diese Atem-Sache. Ich denke, sie können statt den Atem anzuhalten, auch erstarrt da sitzen oder so was.

Zitat:
Seine Wangen wurden so knallrot, wie jedes Mal, wenn er einen Wutanfall bekam, und gaben ihm das Aussehen eines Milchbubis aus einer Zwiebackwerbung.


Der Milchbubi, na, der geht aber besser. Ansonsten ein amüsantes Bild.

Zitat:
Darüber machten wir uns häufig lustig, aber nur wenn er außerhalb der Hörweite war.


Der kann auch weg, davon gehe ich aus (jedenfalls würde ich als Schülerin dieses Lehres das tun Twisted Evil ).

Zitat:
Wir hassten Nathan in diesen Stunden der stillen Qualen, die er uns bereitet hatte, aber als wir am nächsten Morgen in die Schule kamen, war das alles wieder vergeben.


 Laughing Mann, was bin ich froh, dass ich nicht mehr zur Schule muss.


Zitat:
Ich kann mich noch bildhaft daran erinnern. Bereits vom Weiten konnte ich die kleine Gestalt sehen, die nackt, bis auf die Eierzwicker-Unterhosen, auf dem Dach auf und ab sprang und brüllte. Neben ihr stand ein Fiat Punto. Es war Herr Maasen und sein Auto.
Er wollte hinunter, aber von der Schülermasse unten erhielt nichts, als spöttisches Gelächter.
 Die Leiter zum Dach fehlte und als die Feuerwehr endlich Herr Massen mit einem Kran aus seiner Pein befreite, war so durchgefroren, dass er die nächsten drei Wochen im Bett verbringen musste. Bis sein Auto vom Schuldach verschwand, dauerte es fast genauso lange und brauchte wieder die Hilfe der Feuerwehr.
 Alle wusste, dass Nathan, der grinsend in einiger Entfernung auf einer Bank saß und einen Joint rauchte, der Verantwortliche war, aber nicht einmal die Polizei konnte seine Schuld beweisen, noch herausfinden, wie das Auto samt Herr Maasen, der einen Filmriss hatte, auf das Dach gelangt war.


Weiß nicht, die Stelle ist noch sehr unausgereift, da musst du noch mal ran. Vor allem der Sprung aus der vorigen Szene in diese kommt unvermittelt, da müsstest du besser überleiten, dass sich das "Vergeben" auf diese Sache bezieht, aber auch so sitzt das noch nicht. Das Setting ist sehr dünn, der Standort des Ich-Erzählers fehlt usw.

Zitat:
Niemals wieder bekam Nathan an der Schule eine schlechtere Note als eine Zwei und das Verbrennen der Schulaufgabe hatte keine Konsequenzen für ihn, im Gegensatz zu Herr Maasen.


Besser: aber für Herrn


Zitat:
Die Klasse brach in schallenden <-- schallendes Gelächter aus, unser Deutschlehrer erblasste und sagte: „Nathan, nach der Stunde zu mir.“



Zitat:
Er besaß eine befremdliche Aura, als wäre er nicht von dieser Welt, wie ein Prophet. Und er wusste von Dingen <-- über Dinge Bescheid, die kaum einer von uns verstand, egal ob es um Quantenphysik oder Psychologie ging, und diskutierte sie bei Gelegenheit oft breit mit unseren Lehrern aus, bis sie vor ihm kapitulierten.


Zitat:
Nun gab es kein Entkommen mehr vor dieser merkwürdigen Kreatur.


Kreatur halte ich für einen unpassenden Begriff, wenn es um einen Menschen geht.

Man merkt dir die Schreibfreude an. Cool

Liebe Grüße,
Heidi
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Selanna
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Beitrag30.11.2016 15:41

von Selanna
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Das neue Beispiel für Nathans Verhalten ist auch richtig gelungen!

Ich finde nur, da das neue Beispiel einerseits wesentlich krasser als die Pferdeäpfelparabel ist und andererseits sehr viel ausführlicher erzählt wird, verliert die Anekdote mit den Pferdeäpfeln an Wucht.
Könntest Du vielleicht die ganze Psychopathensache nach der alten Anekdote bringen? Dann hätten die Pferdeäpfel ihre starke Wirkung nicht verloren und die Fiat-Angelegenheit ist genügend extrem, dass ihr die Voranstellung der anderen Anekdote nicht schadet.

Wann kommt die Fortsetzung? Wink

Liebe Grüße
Selanna
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Leveret Pale
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Beitrag30.11.2016 17:31

von Leveret Pale
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Zitat:
Wann kommt die Fortsetzung?

Sobald ich das erste Kapitel fertig überarbeitet habe, also wahrscheinlich irgendwann heute Abend.

Vielen Dank Heidi für die so ausführlichen Kommentare! Ich werde mich gleich daran machen, einiges davon umzusetzen. Very Happy
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Leveret Pale
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Beitrag30.11.2016 19:36

von Leveret Pale
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Also, hier Kapitel 1 in der neusten Fassung:
Funktioniert die äußere Beschreibung jetzt besser oder habe ich es übertrieben? Ist die Reihenfolge jetzt besser und gibt es Stellen, die man vielleicht noch anpassen könnte? Bin da etwas unsicher ...

1.  Nathan der Weise

Nathan war ein komischer Kauz.
Das fing bereits bei seinem Aussehen an. Die Haare standen widerspenstig in alle Richtungen ab, die Wangenknochen traten aus dem abgemagerten Gesicht hervor. An dem Grund seiner eingefallenen Augenhöhlen lagen blaue Opale, die einen stechenden, analytischen Blick ausstrahlten. Wenn Nathan einen ansah, konnte man das spüren. Es fühlte sich an, als würde eine kalte Geisterhand in einem herumtasten. Man man zuckte unwillkürlich zusammen und rieb sich am Körper, um das klebrige Gefühl dieser sonderbaren Kälte zu vertreiben.
 Sein Gang war schleppend. Die spinnartigen Beine waren dem Körper immer einen Meter voraus, der bei jedem Schritt etwas in die Knie ging und wieder hochwippte.
Als wir im Deutschunterricht die Ringparabel aus „Nathan der Weise“ von Lessing lasen, fragte unser Deutschlehrer, wohl im Scherz, Nathan, was er von der Ringparabel halten würde. Nathan antwortete ohne mit der Wimper zu zucken in einem sachlichen Ton:
„Statt den Ringen hätte Lessing auch drei Pferdeäpfel nehmen können, das wäre anschaulicher. Die kann man nämlich auch kaum auseinanderhalten, und sie entsprechen deutlich akkurater der Natur solcher Scheißdogmen.“
Die Klasse brach in schallenden Gelächter aus, unser Deutschlehrer erblasste und sagte: „Nathan, nach der Stunde zu mir.“
Und natürlich ging Nathan nach der Stunde einfach nach Hause, statt mit dem Lehrer zu diskutieren. Denn so war Nathan, verrückt, ein Rebell, der einfach machte und sagte, was er wollte.
Wir nannten ihn seitdem oft Nathan der Weise, wie den Typen aus der Ringparabel. Das war eigentlich als Witz gedacht, aber wir lagen damit sicherlich nicht ganz falsch, denn unser Nathan hatte tatsächlich, trotz allem Unsinn, den er trieb, etwas Weises an sich, aber auch etwas Gefährliches und Skrupelloses.
Viele bezeichneten ihn als einen Psychopathen, und spätestens seit dem Vorfall mit Herr Maasen zweifelte kaum jemand daran, dass er einer war.
Der Vorfall ereignete sich letzten Winter. Herr Maasen war damals unser Englischlehrer. Niemand mochte ihn, und er mochte niemanden. Er war ein aufgeblasener Despot, der von allen gefürchtet werden wollte, offensichtlich, um zu kompensieren, dass er wie ein weichgespültes Muttersöhnchen aussah. Anfangs hatten wir den Fehler gemacht, ihn wegen seines Auftretens - kleingebaut, weiche, schwabbelige Statur, fettiges blondes Haar und Quietschestimme - zu unterschätzen und ihm keinen Respekt entgegenzubringen. Nach zwei Schulwochen, zehn Verweisen und zahlreichen Strafarbeiten hatte er uns allen Angst eingehämmert, allen, außer Nathan.
 Herr Maasen gab an dem Tag die letzte Schulaufgabe an die Klasse heraus. Wie bei jedem seiner Tests, war der Notenschnitt fatal. Als der Despot Nathan dessen Schulaufgabe austeilte, lächelte er breit und sagte:
„Nathan. Du hast einen sehr großen Wortschatz und dein Essay ist wirklich ausgezeichnet geschrieben. Wirklich gut. Aber leider hast du das Thema verfehlt. Note Sechs.“ Nathan nahm sie, blätterte durch sein Essay und stand auf. Er ging zum Waschbecken neben der Tafel.
„Nathan, wohin gehst du?“, fragte Herr Maasen.
„Ihr Thema war scheiße und mein Essay besser, als alles, was Sie jemals zustand bringen könnten. Die Note ist inakzeptabel.“, sagte Nathan und entzündete mit diesen Worten die Schulaufgabe mit einem Zippo. Die orangenen Flammen zügelten aus dem Waschbecken. Nathan drehte den Wasserhahn auf und das Feuer erlosch zischend, Dampf stieg auf.
Die ganze Klasse sah atemlos zu, selbst diejenigen, die noch gerade wegen ihrer schlechten Noten geschluchzt hatten, erstarrten.
„Spinnst du?“, brüllte Herr Maasen „Feuer in der Schule. Dafür wirst du fliegen!“
„Wenn sie es darauf ankommen lassen wollen“, sagte Nathan stoisch, zuckte mit den Schultern, nahm seinen Schulranzen und ging zur Tür.
„Wohin gehst du? Ich will mit dir nach der Stunde zum Direktor. Das ist Brandstiftung. Gib mir das Feuerzeug!“, brüllte Maasen. Seine Wangen wurden so knallrot, wie jedes Mal, wenn er einen Wutanfall bekam. Sie gaben ihm das Aussehen eines Milchbubis aus einer Zwiebackwerbung. Darüber machten wir uns häufig lustig, aber nur, wenn er außerhalb der Hörweite war.
„Ich nehme mir frei für heute. Das ist mir zu bescheuert“, sagte Nathan und verschwand durch die Tür. Herr Maasen sah ihm wie paralysiert hinterher, dann wirbelte er schlagartig herum und schrie uns an: „Was glotzt ihr so? Diktat! Sofort und auf Note! Die nächsten zwei Stunden und wehe jemand sagt auch nur ein Wort, der fliegt!“
Wir hassten Nathan in diesen Stunden der stillen Qualen, die er uns bereitet hatte, aber als wir am nächsten Morgen in die Schule kamen, war das alles wieder vergeben.
 Ich kann mich noch bildhaft daran erinnern. Bereits vom Weiten konnte ich die kleine Gestalt sehen, die nackt, bis auf die Eierzwicker-Unterhose, auf dem Dach auf und ab sprang und brüllte. Neben ihr stand ein Fiat Punto. Es war Herr Maasen und sein Auto.
Er wollte hinunter, aber von der Schülermasse unten erhielt nichts, als spöttisches Gelächter.
 Die Leiter zum Dach fehlte und als die Feuerwehr endlich Herr Massen mit einem Kran aus seiner Pein befreite, war so durchgefroren, dass er die nächsten drei Wochen im Bett verbringen musste. Bis sein Auto vom Schuldach verschwand, dauerte es fast genauso lange und benötigte wieder die Hilfe der Feuerwehr.
 Alle wusste, dass Nathan, der in einiger Entfernung grinsend auf einer Bank saß und einen Joint rauchte, der Verantwortliche war, aber nicht einmal die Polizei konnte seine Schuld beweisen, noch herausfinden, wie das Auto samt Herr Maasen, der einen Filmriss hatte, auf das Dach gelangt war.
Niemals wieder bekam Nathan an der Schule eine schlechtere Note als eine Zwei und das Verbrennen der Schulaufgabe hatte keine Konsequenzen für ihn, im Gegensatz zu Herrn Maasen. Dieser wagte es nie wieder, ungerechte Noten zu verteilen. Er wurde sogar ein richtig netter und zuvorkommender Lehrer, auch wenn er immer zitterte, wenn Nathan das Wort erhob. Es war fast schon schade, als er am Ende des Schuljahres kündigte.
Als Held feierten wir Nathan trotzdem nicht offen. Er blieb der verschrobene Außenseiter.  Wir machten einen großen Bogen um ihn. Nathan seinerseits, ging auch uns aus dem Weg.
 Er war ein notorischer Schulschwänzer und wenn er mal auftauchte, wirkte er selten nüchtern, noch an uns Mitschülern interessiert. Man sah ihn oft in Büchern vertieft, die für uns so kryptische Titel trugen, wie „Das Sein und das Nichts“, „Entweder - Oder“, „Warum Krieg?“ oder „Naked Lunch“.
Seine Zeugnisse gehörten, trotz seiner notorischen Abwesenheit und Auflehnung, zu der besten der Schule. Er galt als hochintelligent, auch wenn weder Schulpsychologen noch Pädagogen ihn dazu bringen konnten, sich entsprechend zu verhalten.
 Er besaß eine befremdliche Aura, als wäre er nicht von dieser Welt, wie ein Prophet. Und er wusste über Dinge Bescheid, die kaum einer von uns verstand, egal ob es um Quantenphysik oder Psychologie ging, und diskutierte sie bei Gelegenheit oft breit mit unseren Lehrern aus, bis sie vor ihm kapitulierten. Nicht selten vollführte er auch merkwürdige Tricks und Wunder, wie den Streich an Herr Maasen, die sich nicht mit Logik und Physik allein erklären ließen.
 Manchmal habe ich das Gefühl, er wäre ein Messias gewesen, der von Alpha Centauri entsandt worden war, um die menschliche Rasse zu bekehren, aber dann beim Anblick ihrer Dummheit resigniert hatte.
Er hatte mehr mit einem Dämon, als mit einem Menschen gemein. Ich hatte, um ehrlich zu sein, Angst vor ihm. Ich hatte ja auch allen Grund dazu, wenn man bedenkt, wie Herr Maasen ergangen war und wie launisch Nathan zu sein schien.
Ich war zwei Jahre lang mit ihm in einer Klasse und schaffte es ihm die ganze Zeit aus dem Weg zu gehen. Wahrscheinlich hätte ich nie ein Wort mit ihm gewechselt, wenn nicht die Berlinklassenfahrt am Ende des zweiten, gemeinsamen Schuljahres gewesen wäre.
Man teilte mich mit ihm, Luis und dem zweiten Klassensonderling David in ein Zimmer ein, weil Luis und ich es nicht mehr schafften in einem anderen Zimmer unterzukommen.
Nun gab es kein Entkommen mehr vor dieser merkwürdigen Kreatur. Ich machte mich auf alles gefasst, von wilden Drogenorgien in unserem Zimmer bis hin zu Polizeieinsätzen und üblen Streichen. Bald merkte ich aber, dass meine Angst vor ihm großteils unbegründet war. Er war mir gegenüber gleichgültig, vergrub sein Gesicht in Büchern, rauchte Joints, oder verschwand für mehrere Stunden spurlos. Er schien kein Interesse an mir zu hegen, und auch keine daran, uns Schwierigkeiten zu machen. Bald entspannte ich mich in seiner Nähe.
 Es war schließlich die Abschlussfahrt der 10ten Klasse, die letzte Woche vor den Sommerferien, nach denen mit der Oberstufe und dem Abitur der Ernst des Lebens auf uns mit aller Kraft eindreschen sollte. Keiner von uns wollte Stress, ich schon gar nicht.

Kapitel 2 kommt heute auch noch ...
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Leveret Pale
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Beitrag30.11.2016 21:11

von Leveret Pale
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2.  Das erste Mal high mit dem Messias

Am dritten Abend der Fahrt hatten wir frei und alle aus unserer Schule gingen zur Spree feiern.
Nun ja, fast alle. David, der auch in meinem Zimmer war, sagte und tat wie immer nichts. Er lag einfach auf seinem Bett und hörte Bach oder Beethoven oder was auch immer. Er war halt ein introvertierter Autist, glaubte ich zumindest damals. Er sprach nie mit irgendjemanden aus unserer Klasse, nur durch seine Meldungen im Unterricht, wussten wir, dass er nicht stumm war.
 Und noch jemand wollte nicht mit, nämlich Nathan, was mich wunderte. Zum ersten Mal fragte ich mich, was dieses Wesen eigentlich machte, während wir feierten, wohin Nathan verschwand, wenn wir auf Ausflügen waren, und was er dachte und fühlte, und, ob er wirklich so verrückt war, wie wir alle glaubten.
Ich machte mich gerade in unserem Zimmer fertig für die Feier, als mir diese Gedanken kamen. Ich schielte zu Nathan herüber.
Er lag auf seinem Bett, nur in Boxershorts, in seinem Mundwinkel steckte ein qualmender Joint und auf seiner flachen Brust lag ein Buch. Irvin Yalom, irgendetwas mit Psychoanalyse und Existentialismus.
Luis stand bereits in der Tür, kämmte seine blonden, aufgestylten Haare und betrachtete sich selbst in der Kamera seines iPhones.
„Ähm, Nathan“, fragte ich zögerlich. Es waren die ersten Worte, die ich jemals an ihn gerichtet hatte. Er reagierte nicht. „Kommst du mit zur Spree?“
Ohne von dem Buch aufzusehen antwortete er: „Wozu?“
„Du weißt schon, saufen, kiffen. Spaß haben. Wir haben Unmengen an Wein und Bier. Ludwig hat sogar Gras, also wenn du mehr willst. Wir machen halt Party.“
„Klingt langweilig.“, sagte Nathan, zog an seinem Joint und nahm ihn aus dem Mund, um ihn über einem Aschenbecher, der neben seinem Bett lag, abzutippen. Er sah mich noch immer nicht an, atmete aus und sagte: „Alkohol ist scheiße. Tut euch so einen Dreck nicht an.“
„Saufen ist geil“, rief Luis „Kommst du jetzt? Es ist doch besser, wenn der Irre hier bleibt.“
„Warte“, entgegnete ich und plötzlich durchdrangen mich die leuchtendblauen Augen Nathans. Ich war überrascht, und für einen Moment stockte mein Atem. Ich spürte die sezierende Kälte seines Blicks auf mir und wollte mich abwenden, aber im selben Moment, befahlen mir Nathans Augen weiterzusprechen. Ich gehorchte, wie ich später oft gehorchen sollten, wenn mich der Blick treffen würde. „Was ist daran langweilig? Es macht Spaß. Ich dachte, du wärst ein Partylöwe, ich habe von der Hausparty bei dir vorletztes Jahr gehört. Das soll der Hammer gewesen sein. Und was ist schlecht an Alkohol?“ Ich konnte es nicht fassen. Der wahrscheinlich größte Junky der Schule hatte einen Joint im Mundwinkel und erklärte mir, Alkohol wäre Dreck. Ich wollte das nachvollziehen.
Nathans Blick sezierte mich, tiefer. So musste sich eine Zwiebel fühlen, wenn man sie schälte, fürchterlich. Nathan Stimme war scharf und es schwang ein feindseliger Unterton mit: „Alkohol ist ein Gift, es tötet Zellen in deinem ganzen Körper und versetzt dich in ein ekelerregendes Delirium. Es macht dich zu einem dummen, kotzenden Idioten, der keinen gescheiten Satz mehr auf die Reihe bringt. Null Mehrwert.
Und Partys langweilen mich schon seit Jahren. Inhaltlose kollektive Zeitverschwendung, von der ich nur Kopfschmerzen kriege.“
„Sagt der Typ mit einem Joint in der Hand“, rief Luis.
„Ist medizinisches Cannabis. THC-frei, macht nicht high. Es enthält nur gesundes Cannabidiol. Ich rauche das nur wegen dem Geschmack und wegen der gesundheitsfördernden Wirkung.“
„Ah, was auch immer du laberst. Kommen, gehen wir.“, drängte Luis. Er war ungeduldig, er wollte saufen und Mädchen aufreißen. Das hatte ich wenige Minuten zuvor auch noch gewollt, aber nun glaubte ich, dass Nathan interessanter sein könnte. Ich hatte das Gefühl an einer Schwelle zu etwas viel Größeren zu stehen, zu einer anderen Welt, in die nur Nathan mich führen konnte. Tief in mir drin sehnte sich irgendetwas schrecklich danach über diese Schwelle zu treten, wie Alice dem Kaninchen einfach ins Wunderland zu folgen. Ich traf eine Entscheidung, die mein Leben für immer verändern sollte.
„Ich bleibe hier“, sagte ich.
 Luis starrte mich an, als hätte ich gerade verkündet Lepra wäre keine Krankheit, sondern ein geiler Lifestyle. Dann zeigte er mir den Vogel und rief beim Hinausgehen „du hast dich bei dem Irren mit einem Hirnschaden angesteckt.“ Die Tür des Hotelzimmers krachte zu.
„Idiot“, sagte Nathan, es klang wie eine Feststellung. „Und warum bleibst du jetzt hier?“
„Ich ... Ich glaube, dass du recht haben könntest, oder so. Ich will wissen, was du jetzt machst und was deiner Meinung nach besser als eine Party ist. Ich will etwas neues erleben, meinen Horizont erweitern und bist ja ... Ich will dich nicht beleidigen, aber du ist etwas anders, als die meisten und irgendwie macht mich das neugierig.“
„Anderssein ist in einer kranken Gesellschaft wie dieser nicht selten etwas Wunderbares, also danke für das Kompliment.“, sagte Nathan, zog an seinem Joint und blätterte eine Seite um. Ich trat von einem Bein auf das andere.
„Wie hast du das mit Herr Maasen eigentlich gemacht?“
„Ein Zauberer verrät niemals den Zuschauern, wie seine Tricks funktionieren, sonst wäre es ja langweilig.“, sagte Nathan.
„Und seinen Schülern?“, fragte ich. Nathan sah auf und musterte mich. In seinen Augen funkelte eine Mischung aus Neugier und raubtierhaften Hunger.
„Denen schon, sofern sie soweit sind.“
Ich holte tief Luft. „Darf ich dein Schüler werden? Zumindest für den Abend?“, fragte ich und spürte wie das Blut in mein Gesicht schoss. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, lächerlich.
„Warum nicht“, sagte Nathan und zuckte mit den Schultern „Du bist ab jetzt mein Schüler.“ Ich spürte ein elektrisches Kribbeln aufsteigen, aber Nathan widmete sich wieder seinem Buch und zog an seinem Joint. Ich stand vor ihm, wartete, er blätterte um. Ich räusperte mich.
„Ähm, Nathan.“
„Hmm.“
„Du liest doch nicht die ganze Zeit, oder?“, fragte ich bestürzt.

- Kapitel 2 geht hier noch weiter-
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Selanna
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Beitrag01.12.2016 12:51

von Selanna
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Hey Inkognito!
ja, mE ist die Reihenfolge jetzt stimmig und das Kapitel ist mit jeder Version besser geworden Daumen hoch
Nur würde ich zwischen  "wieder hochwippte." und "Als wir im Deutschunterricht" noch einen überleitenden Satz einbauen.

Dass Nathan, der kiffende Außenseiter und Wundertäter, auf einmal ziemlich unheimlich geworden ist (Geisterhand etc), ist Absicht, oder?

Liebe Grüße
Selanna
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Leveret Pale
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Beitrag02.12.2016 19:02

von Leveret Pale
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Danke für dein Feedback. Ich werde mich mal an einer funktionierenden Überleitung versuchen. Bis dahin würde ich mich auch über etwas Rückmeldung zu Kapitel 2 freuen.

Ja, das ist Absicht.
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Selanna
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Beitrag02.12.2016 19:31

von Selanna
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Unter dem Text zum zweiten Kapitel verweist Du darauf, dass es noch weitergeht und es wird bei mir zwar auch ein Button angezeigt "wie es weitergeht", aber wenn ich darauf klicke, heißt es "Das gewählte Thema oder der Beitrag existiert nicht". Habe ich bislang zu wenig Beiträge verfasst, um den 2. Teil einsehen zu können?
Auf jeden Fall dachte ich mir, ergibt es wenig Sinn, nur einen Teil des Kapitels zu kennen und nur darauf ein Feedback beziehen zu können ...

Also entweder stimmt was mit dem Button nicht, oder ich bin noch zu wenig engagiert gewesen, um die Fortsetzung lesen zu können. Sorry.

Liebe Grüße
Selanna
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Leveret Pale
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Beitrag02.12.2016 21:03

von Leveret Pale
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Nen, da muss irgendwo ein Fehler sein Laughing  Ich habe nur die erste Hälfte des 2. Kapitels eingestellt, weil das etwas länger ist und ich es für sinnvoller halte, längere Texte Häppchenweise zu überarbeiten.
Mit mindestens 15 Beiträgen kannst du alles lesen, außer es ist im Red Light District und du hast keinen Altersnachweis erbracht oder es ist in einer AG, zu der du keinen Zugang hast.
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Selanna
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Beitrag03.12.2016 00:26

von Selanna
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Hey Inkognito,

ich habe mir Mühe gegeben und deswegen vielleicht etwas mehr in Deinem Text herumgeschmiert, weswegen es jetzt so aussieht, als hätte ich jede Menge zu bemängeln. Was nicht stimmt. Ich finde, Du hast Nathan sehr gut im Dialog und in Gestik umgesetzt. Er ist sehr selbstsicher, gleichgültig bis herablassend. Ich habe in erster Linie nur meine Gedanken mit in Deinen Text geschrieben und alles ist freundlich gemeint:

Am dritten Abend der Fahrt hatten wir frei und alle aus unserer Schule gingen zur Spree feiern.
Nun ja, fast alle. David, der auch in meinem Zimmer war, sagte und tat wie immer nichts. Er lag einfach auf seinem Bett und hörte Bach oder Beethoven [warum ausgerechnet die beiden? Assoziierst Du das mit höherer Bildung, Konservatismus oder fiel Dir das spontan ein?] oder was auch immer. Er war halt ein introvertierter Autist, glaubte ich zumindest damals [okay, heute denkt der Ich-Erzähler also anders? Wink]. Er sprach nie mit irgendjemanden aus unserer Klasse, nur durch seine Meldungen im Unterricht, [kein Komma] wussten wir, dass er nicht stumm war. [Du führst einen zweiten Kauz ein und erwähnst ihn dann nicht weiter. Erklärt sich mir die Einführung Davids an dieser Stelle im zweiten Teil des Kapitels? Wenn nicht, würde ich ihn vllt. wann anders einführen]
 Und noch jemand wollte nicht mit, nämlich Nathan, was mich wunderte [also, ich hatte bisher nicht das Gefühl, dass er jemand ist, der gern mit den nervigen Durchschnittsmitschülern abhängt. Warum wundert das den Ich-Erzähler?]. Zum ersten Mal fragte ich mich, was dieses Wesen [dass der Ich-Erzähler nun von Wesen spricht, zeigt sehr deutlich, dass er Nathan schon als keinen normalen Menschen mehr sieht. Ich nehme an, genau das willst Du zeigen?] eigentlich machte, während wir feierten, wohin Nathan verschwand, wenn wir auf Ausflügen waren [also ist Nathan ohnehin nie mitgegangen, warum wundert sich der Ich dann am Anfang des Absatzes?], und was er dachte und fühlte, und, ob er wirklich so verrückt war, wie wir alle glaubten.
Ich machte mich gerade in unserem Zimmer fertig für die Feier, als mir diese Gedanken kamen. Ich schielte zu Nathan herüber [hinüber?].
Er lag auf seinem Bett, nur in Boxershorts, in seinem Mundwinkel steckte ein qualmender Joint und auf seiner flachen Brust lag ein Buch. Irvin Yalom, irgendetwas mit Psychoanalyse und Existentialismus.
Luis stand bereits in der Tür, kämmte seine blonden, aufgestylten Haare und betrachtete sich selbst in der Kamera seines iPhones [ich kann mir Luis jetzt sehr gut vorstellen Laughing ].
„Ähm, Nathan“, fragte ich zögerlich. Es waren die ersten Worte, die ich jemals an ihn gerichtet hatte. Er reagierte nicht. [neue Zeile?] „Kommst du mit zur Spree?“
Ohne von dem Buch aufzusehen [Komma]antwortete er: „Wozu?“
„Du weißt schon, saufen, kiffen. Spaß haben. Wir haben Unmengen an Wein und Bier. Ludwig hat sogar Gras, also wenn du mehr willst. Wir machen halt Party.“
„Klingt langweilig.[kein Punkt; Antwort ist schön launig]“, sagte Nathan, zog an seinem Joint und nahm ihn aus dem Mund, um ihn über einem Aschenbecher, der neben seinem Bett lag, [oder einfach: einem Aschenbecher neben sich] abzutippen. Er sah mich noch immer nicht an, atmete aus und sagte: „Alkohol ist scheiße. Tut euch so einen Dreck nicht an.“
„Saufen ist geil“, rief Luis „Kommst du jetzt? Es ist doch besser, wenn der Irre hier bleibt.“
„Warte“, entgegnete ich und plötzlich durchdrangen mich die leuchtend [besser getrennt geschrieben? Ich weiß es nicht] blauen Augen Nathans. Ich war überrascht, und für einen Moment stockte mein Atem. Ich spürte die sezierende Kälte seines Blicks auf mir und wollte mich abwenden, aber im selben Moment, [kein Komma] befahlen [Du meinst wirklich „befehlen“, oder? Wenn Du es nur so dahinsagst, wäre mir das Wort in dem Kontext zu hart. Dann wäre sogar „zwingen“ weniger heftig] mir Nathans Augen weiterzusprechen. Ich gehorchte, wie ich später oft gehorchen sollten [sollte], wenn mich der Blick treffen würde [klingt seltsam]. „Was ist daran langweilig? Es macht Spaß. Ich dachte, du wärst ein Partylöwe, ich habe von der Hausparty bei dir vorletztes Jahr gehört. Das soll der Hammer gewesen sein. Und was ist schlecht an Alkohol?“ Ich konnte es nicht fassen. Der wahrscheinlich größte Junky [Junkie?] der Schule hatte einen Joint im Mundwinkel und erklärte mir, Alkohol wäre Dreck. Ich wollte das nachvollziehen.
Nathans Blick sezierte mich, tiefer. So musste sich eine Zwiebel fühlen, wenn man sie schälte, fürchterlich. Nathan Stimme war scharf und es schwang ein feindseliger Unterton mit: „Alkohol ist ein Gift, es tötet Zellen in deinem ganzen Körper und versetzt dich in ein ekelerregendes Delirium. Es macht dich zu einem dummen, kotzenden Idioten, der keinen gescheiten Satz mehr auf die Reihe bringt. Null Mehrwert.
Und Partys langweilen mich schon seit Jahren. Inhaltlose kollektive Zeitverschwendung, von der ich nur Kopfschmerzen kriege.“
„Sagt der Typ mit einem Joint in der Hand“, rief Luis.
„Ist medizinisches Cannabis. THC-frei, macht nicht high. Es enthält nur gesundes Cannabidiol. Ich rauche das nur wegen dem Geschmack und wegen der gesundheitsfördernden Wirkung.“ [Einerseits könnte ich mir vorstellen, dass Nathan Typen wie Luis komplett ignoriert - andererseits willst Du hier nur beiläufig einbringen, dass Nathan auf sein Gras nicht high wird, oder]
„Ah, was auch immer du laberst. Kommen, gehen wir.[kein Punkt]“, drängte Luis. Er war ungeduldig, er wollte saufen und Mädchen aufreißen. Das hatte ich wenige Minuten zuvor auch noch gewollt, aber nun glaubte ich, dass Nathan interessanter sein könnte. Ich hatte das Gefühl [Komma] an einer Schwelle zu etwas viel Größeren [Größerem] zu stehen, zu einer anderen Welt, in die nur Nathan mich führen konnte. Tief in mir drin sehnte sich irgendetwas schrecklich danach [Komma] über diese Schwelle zu treten, wie Alice dem Kaninchen einfach ins Wunderland zu folgen. Ich traf eine Entscheidung, die mein Leben für immer verändern sollte. [Oder: Ich traf eine Entscheidung. - Das andere hört sich - verglichen mit dem Rest des Textes - konventionell an]
„Ich bleibe hier“, sagte ich.
 Luis starrte mich an, als hätte ich gerade verkündet [Komma] Lepra [da ja Nathan im Spiel ist: wie wäre es mit Schizophrenie/Borderline etc. statt Lepra? Oder ist das politisch inkorrekt? Dann lieber nicht] wäre keine Krankheit, sondern ein geiler Lifestyle. Dann zeigte er mir den Vogel und rief beim Hinausgehen „du hast dich bei dem Irren mit einem Hirnschaden angesteckt.“ Die Tür des Hotelzimmers krachte zu.
„Idiot“, sagte Nathan, es klang wie eine Feststellung [alles nach dem Komma würde ich streichen, da es ja nur eine Feststellung sein kann, oder?]. „Und warum bleibst du jetzt hier?“ [Sitzt David eigentlich immer noch nebenan auf dem Bett und hört Klassik?]
„Ich ... Ich [ich, kleingeschrieben, oder?] glaube, dass du recht haben könntest, oder so. Ich will wissen, was du jetzt machst und was deiner Meinung nach besser als eine Party ist [Oder einfach: Was machst du denn dann/jetzt und was soll besser sein als eine Party?]. Ich will etwas neues [Neues] erleben, meinen Horizont erweitern und [du] bist ja ... Ich will dich nicht beleidigen, aber du [b]ist etwas anders, [kein Komma] als die meisten und irgendwie macht mich das neugierig.“
„Anderssein ist in einer kranken Gesellschaft wie dieser nicht selten etwas Wunderbares, also danke für das Kompliment.[kein Punkt]“, sagte Nathan, zog an seinem Joint und blätterte eine Seite um. Ich trat von einem Bein auf das [aufs] andere.
„Wie hast du das mit Herr Maasen eigentlich gemacht?“
„Ein Zauberer verrät niemals den Zuschauern, wie seine Tricks funktionieren, sonst wäre es ja langweilig.[kein Punkt]“, sagte Nathan.
„Und seinen Schülern?“, fragte ich [Ich erniedrigt sich damit ein wenig. Aber ich nehme an, auch das ist gewollt bzw muss so sein, sonst funktioniert der Dialog nicht]. Nathan sah auf und musterte mich. In seinen Augen funkelte eine Mischung aus Neugier und raubtierhaften [raubtiefhaftem] Hunger.
„Denen schon, sofern sie soweit sind.“ [boah, ist der herablassend! Geil]
Ich holte tief Luft. „Darf ich dein Schüler werden[Ist mir zu erniedrigend. Vielleicht in etwa: Okay. Dann heute als dein Schüler. Für einen Abend]? Zumindest für den Abend?“, fragte ich [lass es ihn wenigstens sagen, ohne Fragezeichen] und spürte wie das Blut in mein Gesicht schoss. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, lächerlich. [es ist auch ohne Frage und nur als Feststellung schon krass genug]
„Warum nicht“, sagte Nathan und zuckte mit den Schultern „Du bist ab jetzt mein Schüler.“ Ich spürte ein elektrisches Kribbeln aufsteigen, aber Nathan widmete sich wieder seinem Buch und zog an seinem Joint. Ich stand vor ihm, wartete, er blätterte um. Ich räusperte mich.
„Ähm, Nathan.“
„Hmm.“
„Du liest doch nicht die ganze Zeit, oder?“, fragte ich bestürzt.

So. Meinen Part habe ich erledigt. Wann werde ich dafür mit einem funktionierenden Fortsetzungsbutton belohnt? wink

Liebe Grüße
Selanna
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Leveret Pale
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Beitrag03.12.2016 12:29

von Leveret Pale
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Zitat:

Hey Inkognito,

ich habe mir Mühe gegeben und deswegen vielleicht etwas mehr in Deinem Text herumgeschmiert, weswegen es jetzt so aussieht, als hätte ich jede Menge zu bemängeln. Was nicht stimmt. Ich finde, Du hast Nathan sehr gut im Dialog und in Gestik umgesetzt. Er ist sehr selbstsicher, gleichgültig bis herablassend. Ich habe in erster Linie nur meine Gedanken mit in Deinen Text geschrieben und alles ist freundlich gemeint:

Hallo Selanna. Vielen Dank für deine Mühe und die vielen Kommentare! Und ich stelle die Texte ja hier ein, damit ich schonungslose Kritik erhalte, mithilfe derer ich den Text verbessern kann, also musst du nicht zimperlich sein.
Ich mache mich jetzt mal an die Umsetzung all deiner Anmerkungen.


Hier ist der zweite Teil von Kapitel 2:
Kapitel 2.2
[...]
„Ähm, Nathan.“
„Hmm.“
„Du liest doch nicht die ganze Zeit, oder?“, fragte ich bestürzt.
„Nein, nein. Ich hatte eigentlich vor mich mit Kratom zu betäuben, bis ihr von euren Feiern zurück seid.“
„Kratom. Was ist das? Eine Droge?“
„Eine Droge.“ Er stand auf, drückte den Joint aus und ging zu seinem Spind.
 Ich spürte das Adrenalin in meinen Adern kribbeln. Ich stand an der Schwelle zum Wunderland, entschlossen zu springen, aber trotzdem noch verunsichert genug, um zu fragen:
„Was ist das genau? Ist das illegal, also eigentlich, du weißt, ich ... ähm trinke und kiffe nur gelegentlich. Ich nehme keine harten Drogen.“
„Danach wirst du nicht mehr trinken. Und der Begriff harte Drogen ist Bullshit. Wenn überhaupt, dann ist Alkohol eine harte Droge. Das ist doch höchstens als Desinfektionsmittel vernünftig zu etwas zu gebrauchen. Es ist nur legal, weil es eine Tradition ist“, er spuckte das Wort Tradition förmlich aus, als würde das Wort sich in Form von braunen Dreck in seinem Mund manifestieren.
„Aber wenn es doch wirklich so schädlich wäre, würde es doch bekannt sein und alle würden darüber reden.“, wandte ich ein.
„Es ist bekannt. Google mal Dr. David Nutt oder die Pharmakinetik von Ethanol, oder die Statistiken der Bundesdrogenbeauftragten. Siebenundsiebzigtausend Tote jedes Jahr allein in der BRD, aber die Menschen sind eben ignorant, wenn es um ihr liebstes Betäubungsmittel geht.“, sagte Nathan und machte mit einer Handbewegung deutlich, dass das Thema damit für ihn vom Tisch war.
Er griff in den Spind und holte ein Buch hervor und legte es auf dem Tisch. Für einen Herzschlag glaubte ich, es wäre ein Zauberbuch, aber dann las ich verwirrt, dass es ein Reiseführer für Indonesien war.
Er klappte es auf. Innerhalb der Seiten war ein Tresor eingebettet, er schloss ihn auf, nahm ein Tütchen heraus und schloss ihn zu und verstaute das Buch wieder im Spind. Er kam mit dem Tütchen zu mir und hielt es vor mein Gesicht. Kratom stand drauf. Es es war gefüllt mit einem bräunlich-grünen Pulver, das mich an Matcha erinnerte.
„Es ist legal, falls dich die Gesetze interessieren“, sagte er „aber nur weil keiner von den Idioten, die im Bundestag sitzen, auch nur den geringsten Plan von irgendetwas hat. Ansonsten würden sie es wahrscheinlich, wie alles andere Gute auch, verbieten.
Das sind die Blätter eines Baumes, der in Südostasien wächst. Die Asiaten konsumieren die Blätter seit Jahrhunderten und in den USA gibt es zurzeit etwa sechs Millionen Kratomkonsumenten. Bisher gab es keinen einzigen bekannten Todesfall, der sich direkt darauf zurückführen lässt. Es ist also sicher und erprobt, nur in Europa kennt das irgendwie kein Schwein.
Dieses Zeug entspannt dich total ohne deine Gedanken zu verwirren, es erhebt dich auf eine Wolke, ohne deinem Körper zu schaden, und du wirst keinen Kater davon haben und nicht kotzen.“
„Okay.“, sagte ich „klingt gut.“
„Willst du es probieren?“
„Ja, warum nicht, wenn es sicher ist und zum Schülersein gehört.“
„Keine Ahnung, ob es dazu gehört. Ich war noch nie ein Lehrer und ich halte nichts von solchen Autoritätspersonen“, sagte Nathan und zuckte mit der Schulter, als ob damit alles gesagt wäre. War es auch irgendwie.
Er zog aus seiner Hosentasche eine Feinwaage und stellte sie zusammen mit drei Pappbechern, die er aus seinem Reisekoffer zauberte, auf den Tisch.
„David, willst auch endlich mal probieren?“, fragte er.
David sah zu uns auf, dann sagte er: „Ja.“
Ich war wie paralysiert. David hatte noch nie mit einem von uns gesprochen.
Er war ein hochintelligenter Eigenbrötler, aber Nathan hatte wohl bereits seit langem Kontakt mit ihm, dem lockeren Umgangston nach zu schließen.
 Wer sogar mit David sprechen und ihn zum Drogenkonsum animieren konnte, der musste übernatürliche Kräfte besitzen. Dieser Gedanke verwunderte mich dann aber auch nicht mehr so sehr, schließlich kannte ich Nathan bereits seit zwei Jahren zumindest als stiller Beobachter und spätestens seit dem Vorfall mit Herr Maasen hatte mein Glaube an die Realität eh Risse bekommen.
Nathan legte einen Fetzen Papier auf die Waage und maß für jeden von uns etwas von dem Pulver ab und schüttete es in die Becher. Dann verschwand er damit im Bad und kam mit drei Bechern voller Schlamm zurück. Aus seiner Taschen zauberte er mehrere Beutel Kaffeezucker, wohl geklaut aus einem Restaurant, und streute sie großzügig in die Brühe.
„Ich habe leider nicht die richtigen Zutaten dabei, aber mit Zimt, Zucker, Kakao und etwas Schokoeis kann man daraus die leckersten Shakes machen. So wird das wie Hundescheiße schmecken, aber ihr werdet es nicht bereuen. Es wird die Pforten eurer Wahrnehmung ein Stückchen weiter öffnen und euch einen angenehmen Abend bescheren“, sagte er und leerte sein Glas in einem Zug.
David und ich nahmen unsere. Ich starrte die Brühe an. Sie roch wie Grüner-Matcha-Tee, sah auch irgendwie so aus. Ich hatte von dem Zeug noch nie zuvor gehört, es könnte tödliches Gift oder einfach nur eins dieser wirkungslosen Legal Highs sein, wie die Katzenminze, von der Luis mal erzählt hatte und von der er ohne eine echte Wirkung, bis auf Übelkeit, mehrere Joints geraucht hatte.
Es könnte aber einfach wirklich nur getrockneter, wieder aufgeweichter Schlamm sein. Wer wusst schon, was sich dieser Verrückte so gab. Ich fühlte mich an die Szene in Matrix erinnert, in der Morpheus Neo die Blaue Pille des Vergessens und der Konformität anbietet und die Rote Pille des Erwachens in die Realität, gleichzeitig bestand aber auch immer dieses unterschwellige Gefühl, beides könnte fake sein.
 War Nathan ein Erwecker oder ein Betäuber oder ein Illusionist? Waren die Pforten der Wahrnehmung, von denen er sprach echt, oder eine Wahnvorstellung? Ich würde es erfahren. Ich nahm einen Schluck, mein Gesicht verzog sich und ich schüttelte mich. Es schmeckte wirklich wie Hundescheiße, unendlich bitter.
„Austrinken, komplett“, befahl Nathan. Ich gehorchte. Mit einem Zug leerte ich die ekelhafte Brühe und warf den Becher im hohen Bogen in den Mülleimer. David tat mir gleich. Es schüttelte mich, und ich spürte, wie sich alles in mir zusammenzog. Nun gab es kein Zurück mehr, ich hatte mich dem Verrückten ausgeliefert, ich hatte Sicherungsschnüre gekappt und stürzte ins Ungewisse. Ich hatte Angst, aber keine Zeit mich darin zu vertiefen, denn Nathan ging bereits wild mit den Armen fuchtelnd und kommandierend an sein Werk.
„David, hast du Pink Floyd auf deinem Smartphone?“, rief er „Bei meinem ist der Akku alle.“
„Ja“, sagte David und nach einem Zögern: „The Division Bell?“
„The Division Bell, richtig. Das ist mein Mann, fang mit High Hopes an.“, und an mich gerichtet: „du kennst Pink Floyd wahrscheinlich nicht, oder?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Was für Musik hörst du so?“
„Vor allem Rap. Manchmal auch Pop, aber nur auf Partys halt“, sagte ich.
„Den gleichen Mainstreamrotz wie alle also.“, schnaubte Nathan verächtlich.
„Die ersten Alben von Genetikk sind nicht schlecht. Du kannst ein Genre nicht gleich verurteilen, nur weil der Großteil davon schlecht ist.“, wandte David ein. Ich kam nicht drumherum ihn anzustarren. Ich hatte ihn vor diesem Tag noch nie normal reden hören, und hier, im Beisein Nathans, bildete er sogar ganze Sätze über so triviale Sachen, wie Musik. War das real oder war ich bereits mitten im halluzinogenen Drogendelirium? Ich zwickte mich, als keiner hinsah, aber es tat weh und änderte nichts an der Situation.
„Ja. Ja, du hast recht, sorry. Die alten Alben Genetikk sind okay.“, sagte Nathan „Da waren sie noch nicht Kommerz, sie waren authentisch. Heutzutage ist aber kaum noch jemand authentisch, alle verbogen und verlogen, Langweiler, oder sie machen einen auf harten Gangster. Lächerlich. Hey, Daniel, hast du eine Musikbox?“
Daniel, das ist mein Name, Daniel Vogt, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt.
„Ja, habe ich“, ich ging zu meinem Rucksack und nahm die Box heraus.
„Hat sie Bluetooth?“
„Ja.“
„Gib sie David. David, High Hopes. Wir wärmen uns damit hier auf, bevor wir uns nach draußen verziehen. Ich bereits gestern ein nices Plätzchen zum Chillen gespottet.“
Nathan nahm von einer Stuhllehne ein abgeranztes weißes Shirt. Er schlüpfte hinein wie ein Wiesel.
Plötzlich hörte ich Kirchenglocken spielen und das Surren von Bienen, es kam von allen Seiten, wie ein ätherisches Orchester. Ich war verwirrt, doch dann spielten engelhafte Keyboardklänge, setzte Gilmours göttliche Stimme ein:
„Beyond the horizon of the place we lived when we were young“, und ich realisierte, dass das die Musik war, die aus meiner Box kam und mich vom Kratom getragen in ihren magischen Bahn zu ziehen begann.
„Setzt euch Leute, lasst die Wirkung kommen“, sagte Nathan und plumpste auf den Boden, lehnte sich gegen seinen Koffer an und schloss die Augen. Ich setzte mich ihm gegenüber, David neben mich. Ich ließ mich von der Musik tragen. Normalerweise hätte mich so ein ruhiges und langsames Lied innerhalb von Sekunden gelangweilt, aber nun genoss ich es und bald schmolzen meine Angst und mein Misstrauen gegenüber Nathan dahin.
Ich spürte, wie das Kratom begann zu wirken, wie Wärme durch meine Adern kroch. Ein ekstatisches Kribbeln stieg in meiner Seele auf und wurde von Minute zu Minute stärker, während ich immer tiefer in mir selbst und der Musik versank. Ich fühlte mich geborgen, als würde mich ein Engel umarmen. Ich sah Nathan an, er war wie ausgeschnitten, als hätte ihn übernatürlicher Künstler in die Collage des chaotischen, mit Kleidungsstücken und Müll überhäuften Junggesellenhotelzimmers, hineingeklebt. Die Musik war herrlich, nie zuvor hatte ich Töne so wahrgenommen. Ich nahm jedes Instrument einzelnd war, und gleichzeitig ihr harmonisches Zusammenspiel, das wie in Wellen durch meinen Körper drang und alle meine Sinne gleichzeitig verführte. Vor meinen inneren Augen eröffneten sich weite, grüne Wiesen mit leuchten grünem Gras, stechendblauen Himmel.
Wir schwebten so vor uns hin, sicherlich eine halbe Stunde, vielleicht auch eine ganze, vielleicht auch zwei, wer weiß. Wir hörten mehrerer Lieder, aber wir kamen letztendlich zurück zu „High Hopes“.
„Versteht ihr eigentlich, worum es in diesem Lied geht?“, erklang Nathans Stimme wie die eines Erzählers in einem Film aus dem Off.
„Drogen?“, fragte ich und lächelte. Ich hatte das Gefühl auf einer warmen Wattewolke zu schweben.
„Nein. Kindheit“, sagte David.
„Kindheit?“, fragte ich verwundert.
„Kindheit. Es geht um das größte Drama der menschlichen Existenz, das Erwachsenwerden und Abstumpfen. Als Kinder sehen wir die Welt als ein einziges Wunder, alles ist verheißungsvoll und interessant, jedes Atom kann uns begeistern und wir ziehen uns alles rein. Doch wir werden irgendwann erwachsen, und ernüchtern. Wir erkennen wie grau, öde und sinnlos die Welt ist.
Wir designieren, desillusionieren, geben auf. Manche flüchten sich in dumpfen Konsum oder Religionen oder andere Ideologien, die uns Mystizismus, Sinn oder Heil vorgauckeln.
Die Magie stirbt, die Welt verliert ihr mystisches Funkeln. Das Verheißungsvolle, das Neue, die Romantik sie alle sterben, und mit ihnen wir als Menschen. Das Leben ist kein Leben mehr, es ist ein Sterben.
Benjamin Franklin sagte, die meisten Menschen sterben mit 25 und werden erst mit 75 begraben, das war irgendwann im 18 Jahrhundert.
In unser digitalisierten, durchrationalisierten Welt sterben viele bereits aber als Kinder und werden erst mit 90 begraben, nach einem Leben in einer grauen Blase.“
„Das ist traurig“, sagte ich, auch wenn ich mich nicht traurig fühlte. Ich fühlte mich gut, ich spürte Frieden, ich war losgelöst von allem Negativen und betrachtete es von außen.
 So wie ich da saß, fühlte ich mich wie der Häuptling eines Indianerstammes, der gerade die Friedenspfeife mit der ganzen Welt geraucht hatte, und nun erfüllt und etwas erschöpft in das Feuer der Existenz starrte. Das Feuer war Nathan, und es sprach zu mir, und ich lauschte neugierig. Sämtliche Vorbehalte, sämtliche Hemmungen und Ängste gegenüber diesem Verrückten waren vom Rausch hinweggespült und durch Vertrauen und Respekt ersetzt worden.
„Ja, es ist traurig, aber kein Grund aufzugeben.“, sprach mein Prophet „Das Erwachsenwerden eröffnet auch tausend neue Türen zur Magie, man muss sie nur finden. Und sie erst überhaupt suchen, und daran scheitern die meisten. Aber nicht wir!“
Nathan stand plötzlich auf. Er zog sich seinen grauen Hoodie über und setze eine schwarze Pilotenbrille auf, obwohl draußen bereits die Sonne über den Häuserdächern unterging. Das Lied endete.
„Wir gehen raus“, sagte Nathan und griff nach einer Flasche Wasser und einer Packung Tortillachips, bevor er durch die Tür verschwand. Ich hatte keine Möglichkeit zu protestieren. Nun ging ein kleiner Stich durch mein Herz, ich wollte mich nicht von meiner Wolke erheben. Ich fühlte mich zu müde, zu entspannt, aber dann tat ich es doch, und die Wolke folgte mir und machte mich aktiv. Die Müdigkeit und Tiefenentspannung wichen Neugier und Energie. Wie durch einen warmen Nebel glitt ich, während ich Nathan und David folgend die Treppe des Hotels herunterrannte.
In der Lobby verabschiedeten wir uns von unseren Lehrern, die uns ermahnten vor 23 Uhr zurück zu sein. Es war da erst 19 Uhr oder so.
Die Welt war wunderschön. Beton leuchtete, das Glas glitzerte rotgolden wie Diamanten im Sonnenuntergang. Die Konturen traten stark hervor, die Farben waren kräftiger, die Klänge sanfter, alles verschmolz zu einer harmonischen Melodie. Ich hatte keine Halluzinationen oder so, alles war wie immer, allerdings fielen mir all die kleinen Details erst jetzt auf und alles wirkte intensiver. Ich war das erste Mal in der Welt, ich war wieder ein Kind, und Nathan war mein Führer durch die Welt, mein neuer Vater.
„Ich bin plötzlich richtig wach“, sagte ich zu Nathan.
„Das ist auf Kratom immer so. Es verstärkt deine positiven Empfindungen. Wenn du aktiv sein willst, macht es dich aktiver, wenn du dich zurücklehnst, entspannt es dich.“
„Nice.“, sagte ich und nickte, dann fragte ich, ohne recht zu wissen, warum: „Ist das die Realität?“
„Ja und Nein. Wir sind wie auch im Alltag noch weit weg davon. Du hast erst die Tür deiner Lügenblase aufgemacht. Du bist noch nicht einmal wirklich über die Schwelle getreten. Und vergiss nicht, du bist high. Auf Drogen siehst du genauso wenig die Realität, wie nüchtern, du siehst nur eine andere Verzerrung der Realität, andere Phänomene. Es geht meiner Meinung nach darum, möglichst viele verschiedenen Verzerrungen kennenzulernen, und dann daraus die echte Realität zu konstruieren.“
„Zeig mir mehr.“, rief ich überschwänglich, obwohl ich mir nicht sicher war, Nathan richtig verstanden zu haben. Ich war euphorisch von der Droge und der adrenalinschwangeren Aufbruchsstimmung, die einen immer packt, wenn man eine Grenze überschreitet und Tabus zerschmettert. Mir gefiel das alles. Ich war keinen ganzen Abend im Bann des Propheten Nathan und war bereits besessen von ihm und seiner exzentrischen Weltsicht.
„Geduld.“
„Was muss ich tun?“, fragte ich und verkneifte es mir Meister hinzuzufügen.
„Erst einmal, streich Müssen aus deinem Wortschatz. Du bist frei, alles was du tust, tust du, weil du dich dafür entscheidest. Du musst deinen eigenen Weg gehen“, sagte Nathan.
Ich nickte. Plötzlich kam neue Musik aus der Box, sie war rockiger, fetziger, punkiger. Es war Jesus of Suburbia von Green Day. Wie passend, denn wie ich später erfahren sollte, verdankte auch unser Messias seinen Wahn nicht nur dem Ritalin, sondern kam auch tatsächlich aus der Vorstadt, einem wahnsinnigen Vorort Münchens namens Unterhaching, der neben einem verlassenen Flughafen lag und in dem es nur so von Potheads und Spinnern wimmelte. Dazu aber später mehr.
Die Musik ließ mein Herz höherschlagen, die Harmonie zerfiel zu einer energiegeladenen Kakofonie der Gefühle. Nathan tanzte über den Bordstein, und ich tat es ihm gleich. David lief mit der Box hinterher. Wir kamen zu einem Kinderspielplatz inmitten einer Betonblocksiedlung.
„Zieht euch das rein! Mitten in den öden Wüsten aus Armut, Beton und Hoffnungslosigkeit, ein Brunnen des Friedens, der Kindheit! Lasst uns spielen.“
  Nathan warf sich auf die Schaukel und begann manisch kichernd hin und her zu schwingen. Ich starrte ihn einen Moment lang an. Er war damals 17, ich 16, beide also mindestens ein Jahrzehnt zu alt, um auf einem Kinderspielplatz zu spielen, ohne wie Idioten dazustehen.
Ich zuckte mit den Schultern, mir war total egal, was die Gesellschaft von mir dachte, ich war high, und Spielen klang verlockend. Ich ging auf die Schaukel neben ihm, stellte mich drauf und begann ebenfalls zu schaukeln. Die Welt tanzte in einem Kaleidoskop, ich lachte, schwang und flog hin und her, immer höher in die Ekstase. Der Wind zerrte erfrischend an meinen Haaren und Klamotten. Nathan schwang neben mir, ebenfalls immer höher und wilder.
„Ist das nicht geil?“, rief der verrückte Messias.
„Und wie!“, schrie ich. Das war besser als jede Achterbahn, die ich in den letzten Jahren ausprobiert hatte. High Hopes und Nathan hatten Recht, das Erwachenswerden war ein Drama. Ich dachte daran, wie ich als Kind geglaubt hatte, dass wenn ich intensiv und lang genug schaukelte, sich die Schaukel überschlagen und ich mit Überschall in eine andere Dimension katapultiert werden würde. Verrückte Kindergedanken, aber plötzlich wirkten sie wieder so nah, und ich schwang, und schwang, und schwang immer höher, und so tat es Nathan. Es war, als könnte er meine Gedanken lesen.
Plötzlich, als wir beide am höchsten Punkt waren, ließen wir synchron los. Die Ekstase entlud sich, wie ein Orgasmus. Ich war ein Vogel, ich flog über den Kinderspielplatz, lachte. Ich breite meine Schwingen in meiner Wolke aus Wärme und Glück aus. Grinsend landete ich in einem Gebüsch und überschlug mich. Ich lachte, ich spürte keinen Schmerz. Der Wirkstoff von Kratom ist ein Opioid, welches sechsmal stärker Schmerzen stillt als Heroin, jedoch mit viel weniger Nebenwirkungen. Aus diesem Grund ist es auch ein Forschungsobjekt mehrerer Wissenschaftler.
„Kommt, lasst uns wieder etwas Musik hören und entspannen“, sagte David, der die ganze Zeit auf einer Bank daneben gesessen und zugeschaut hatte.
Wir liefen zu einem kleinen Rasenfleckchen neben dem Spielplatz und ließen uns nieder. Die ganze Welt schwankte ein bisschen, um mein Sichtfeld herum wuchsen die hässlichen Betonblöcke der Plattenbausiedlung zum Himmel, und ich versank im warmen, kuscheligen Gras. Nun war ich wirklich müde, das Kratom drückte mich richtig in den Boden. Aus der Musikbox liefen abwechselnd David Bowie, Pink Floyd, Green Day und irgendwelche PsyTrance Stücke. Es war wunderschön, die Erde umarmte mich, die Nymphen der Natur säuselten mir die Lieder ins Ohr, ich fühlt mich gut, aber nicht dumm oder verwirrt, nur ruhig und zufrieden, wieder bis in den Kern meiner Seele entspannt. Wir schwiegen, ließen die Tortillias und das Wasser kreisen. Allein beim Geruch der Maischips, kreierte mein Gehirn Bilder von weiten, großen Maisfeldern. Ich kaute langsam, teils aus Trägheit, teils aus Genuss.
Es wurde immer dunkler. Es gab keine Beleuchtung auf dem Spielplatz, sodass wir bald vereinzelte Sterne am Himmel funkeln sahen. Ich dachte nach. Luis und meine anderen Freunde, sie saßen nun an der Spree, lachten über sinnlose Dinge, torkelten verwirrt rum, kotzten und qualmten sich mit Zigaretten voll. Das kam mir auf einmal dreckig und irgendwie abstoßen und dämlich vor. Es war traurig, das Saufen, es war erwachsen und roh. Warum sollte man sich so etwas antun, wenn man doch die Welt so schön mit Kratom genießen, wenn man wieder ein Kind sein konnte? Ich war froh Nathan gefolgt zu sein. Ich sah zu ihm hinüber. Er starrte träumerisch zum Himmel, als würde er irgendwo da oben zwischen den Sternen eine lang verlorene Heimat sehen können.
„Daniel“, sagte er plötzlich.
„Ja?“, fragte ich.
„Was siehst du, wenn du zu den Sternen aufblickst?“
„Ein paar Sterne, aber nicht alle. Die meisten kann man wegen dem Licht der Stadt nicht sehen.“
„Hmm ... Interessant. Und was symbolisiert die Stadt für dich?“
„Zivilisation, Fortschritt.“, sagte ich, ohne nachzudenken und es sprudelte aus mir heraus „Meinst du etwa, dass das Wissen des Fortschritts und unser zivilisiertes Leben uns blenden? Sodass wir nicht mehr die Wahrheit sehen können, nicht mehr die großen erhabenen Dinge, wie die Sterne, die Lichter anderer Welten?“
Was hatte ich da gesagt, was für eine krude Logik hatte mir das Kratom entlockt? Ich wollte mich schon dafür entschuldigen, dass ich Bullshit gelabert hatte, aber Nathan kam mir zuvor.
„Das war nicht das, worauf ich hinauswollte. Aber es ist ein interessanter Gedanke. Unsere Gene sind nicht für die Zivilisation geschaffen, die ganze Technologie, Facebook, Fernsehen, der ganze moderne Konsumismus, sie sprechen unsere Instinkte zwar an, aber fucken uns gleichzeitig einfach zu hart ab. Wir sind blind durch Reizüberflutung und Propaganda, laufen im Kreis, gefangen in einem sinnbefreiten Materialismus und entfremdet von unserer Heimat, der Erde.“
„Ist aber Materialismus nicht richtig?“, wandte David ein.
„Epistemologisch, empirisch und ontologisch gesehen, ja, glaube ich, befürchte ich, aber er kann uns keine Antwort darauf geben, warum und wozu wir existieren. Materialismus allein ist ein fürchterlicher Lifestyle, er hat keinen höheren Lebenssinn. Das ist die traurige Wahrheit unserer Existenzen. Wir träumen von mehr, aber es gibt dort nichts, oder zumindest können wir es nicht sehen.“
„Ist das aber nicht wie bei der Heisenbergsche Unschärferelation?“, wandte David ein. „Man kann die Wahrheit nicht erkennen, denn sobald man sie ansieht, verändert sie sich. Du kannst nicht mit Bestimmtheit sagen, dass Materialismus die Wahrheit ist, genauso wenig, wie du dadurch Metaphysik widerlegen kannst.“
„Das ist aber ein sehr materialistischer Standpunkt, die Unschärferelation auf die Wahrheit anzuwenden und damit den Materialismus in Frage zu stellen, der die Unschärferelation überhaupt erst anwendbar macht. Die Schlange beißt sich in den Schwanz. Es ist ein Widerspruch. Eine Umkehrung aller Werte gegen sich selbst. Fast schon Nihilismus“, sagte Nathan und dann seufzte er: „Und wir wissen wieder nur, dass wir nichts wissen können, und wir müssen glauben und hoffen. Hoffnung ist das Einzige, was bleibt, das süßeste und tödlichste aller Gifte. Die ganze Menschheit, die Industrie, der Kapitalismus, die Wissenschaft, alles läuft auf Hoffnung. Alle hoffen, sagen sich eines Tages, wenn genug Geld da ist oder morgen, nur noch etwas, oder wenn wir das herausfinden, aber sie wissen alle tief in ihrem Inneren, dass das ein Gift ist, eine Lüge, am Ende gibt es kein Ziel, hat man eins erreicht, jagt man das nächste bis der Sensenmann kommt und alles futsch ist.“
Ich war verwirrt, auf einmal kam ich mir wie ein Trottel vor. Was machte ich hier eigentlich? Ich war high auf irgendetwas Absonderlichen. Ich saß mit einem genialen Autisten und einem Propheten auf einem Kinderspielplatz und verstand kein Wort von ihrem philosophischen Gelaber. Ich sprach diese Gedanken leichtsinnig und vom Kratom enthemmt aus.
„Das stimmt nicht“, sagte Nathan scharf und obwohl ich zugedröhnt war, zuckte ich erschrocken zusammen. „Du bist nicht dumm, du bist kein Trottel, hör auf dich selbst zu erniedrigen. Mach dich nicht unnötig klein, das machen andere schon genug.“
„Entschuldigung“, sagte ich perplex, den ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte, aber das brachte Nathan noch mehr auf die Palme.
„Entschuldige dich nicht bei mir! Fuck, Mann. Du hast dich vor niemanden zu rechtfertigen oder für irgendetwas zu entschuldigen, außer vor dir selbst. Entschuldige dich niemals dafür wer du bist! Wenn du etwas nicht verstehst, dann frag nach und lerne. Aber heul doch nicht rum, dass du nichts weißt. Das ist doch bescheuert.“
„Er ist nicht so weit.“, erklang plötzlich Davids Stimme. Zum ersten Mal glaubte ich, Arroganz in seiner Stimme zu hören. Konnte es sein, dass David nie mit uns anderen sprach, weil er sich für etwas Besseres hielt?
Nathan fokussierte mich.
„Noch nicht.“, sagte er.
Die hervorstehenden Wangenknochen und eingefallenen Augenhöhlen ließen düstere Schatten und harte Konturen entstehen. Seine Augen flackerten wie römische Lichter in der Nacht, und ich hatte wieder das Gefühl, sie würden mir einen Befehl geben.
„Noch nicht“, wiederholte ich und fügte hinzu: „Aber ich will. Ich will verstehen, wie ihr denkt“, das wollte ich wahrhaftig. Ich kam mir tatsächlich vor, als hätte ich mein ganzes Leben in einem Schuhkarton verbracht und Nathan war derjenige, der mich nicht nur aus dem Schuhkarton herausziehen konnte, nein, er würde mich in die ganze weite Welt führen können. Und das wollte ich sehen, ich wollte es erleben.
Ich sagte es ihm, genau so.
Seine Züge entspannten sich, er lächelte.
„Ich habe es dir doch gesagt“, sagte er zu David „Dieser Junge hat was, er ist kein Schaf, er ist ein Wolf wie wir, hungrig nach dem Fleisch des Lebens, keiner, der zu lange das Gras zu seinen Füßen kauen kann, das bereits von der ganzen Herde angeschissen wurde.“
David schwieg.
„Wie kann ich lernen? Worüber habt ihr geredet? Wird Kratom mir den Weg zeigen? Oder andere Drogen?“, fragte ich überschwänglich und vom Rausch enthemmt.
„Nein, Kratom ist höchstens ein schwacher Mentor. LSD wird dir mehr zeigen, wenn du dich darauf einlässt, aber Drogen sind nur Hilfsmittel. Werkzeuge, die den Lernprozess beschleunigen können, aber nicht zwingend notwendig für ihn sind. Das ist kein Spielzeug. Vergiss das nie. Hierzu gehört viel mehr, als nur Drogen. Es gehört viel Wissen dazu, aber ich kann es dir zeigen.“
„Danke.“, sagte ich.
„Du bist selber mir gefolgt. Dank dir selber, dafür, dass du diesen Pfad gewählt hast.“
Und so wurde ich ein Apostel des Propheten Nathan von München, und wie es sich bald zeigen sollte, war ich bei weitem noch nicht der Letzte. Nathan stand gerade erst am Anfang.
Wir lagen noch sicherlich eine Stunde im Gras, schwebten im Rausch und Nathan erklärte mir alles, was ich nicht vorhin nicht verstanden hatte. Ich kann mich aber, um ehrlich zu sein, nicht mehr wirklich an viel von den ganzen philosophischen und physikalischen Gerede erinnern. Viel mehr als das interessierte mich nämlich Nathan, wie er dachte, wie gestikulierte, wie er einfach die Dinge tat und sagte, die er für richtig hielt, ohne sich einen Dreck um Konventionen oder die Meinung anderer zu kümmern. Ich mochte den Klang seiner Stimme mehr, als den Inhalt, den sie verkündete.
Ich war angefixt von seinem unkonventionellen Verhalten und seinen Drogen und eingenommen von seinem Charisma.
Als wir ins Hotel zurückkamen, war es bereits 22 Uhr. Ich war schrecklich müde, die Wirkung des Kratoms war bis auf ein schwaches Wohlgefühl verschwunden. Außer uns war noch niemand von unserer Schule zurück, und sie waren es auch nicht, als wir uns nach dem Duschen schlafen legten. Bevor ich mich umdrehte, sah ich noch einmal zu Nathan hinrüber. Er lag in seinem Bett genau so, wie vier Stunden zuvor, als ich ihn gefragt hatte, ob er den zur Party gehen würde. Mit dem Joint im Mundwinkel blätterte er sich durch die Psychoanalyse. Sie war neben den Drogen das mächtigste seiner Werkzeuge, mit denen er nicht nur in seinem eigenen Kopf herumschraubte.
„Nathan“, sagte ich. Er sah nicht auf. „Ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“
Er sah noch immer nicht auf und sagte: „Hast du den Filmen überhaupt gesehen?“
„Welchen Film? Meinst du die Serie Mr. Robot?“
„Dachte ich mir. Typisch Postmoderne. Alles kopieren und miteinander vermixen, bis es jeder kennt, aber niemand mehr weiß, woher es kommt.“
„Woher kommt es denn?“, fragte ich neugierig.
„Casablanca, ein schwarzweiß Mafiafilm von 1942.“
„Hmm“, sagte ich „Danke. Gute Nacht“.
„Gute Nacht.“
Ich drehte mich um und schloss die Augen, aber ich brauchte lange, bis ich wirklich einschlief. In meinem Kopf begann eine Gedankenschleife.
Was, wenn alle Kunst, alle Schrift, alle Filme, alle coolen Zitate nur eine Kopie oder eine veränderte Kopie von einer Kopie von einer Kopie gemischt mit einer Kopie von einer Kopie und so weiter war? Die Sprüche von heute, die Kopien der von gestern, die Filme von heute, Kopien von Hamlet, Hamlet eine Kopie von griechischen Dramen, die griechische Dramen eine Kopie der Göttersagen, die Göttersagen eine veränderte Kopie der Naturreligionen und so weiter und so weiter. Gab es dann überhaupt Originale? Was war noch echt und authentisch und was war nur der Mix allem vorhergegangen? In diesem Gedankenkarussell gefangen, sank ich in einen tiefen Schlaf. Das erste Mal erlebte ich dabei auch die wirren, surrealen Opioidträume, die das Kratom verursacht, aber ich vergaß ihren Inhalt, kaum dass ich die Augen wieder öffnete. Sie hinterließen einen verwirrenden, kunterbunten Nachgeschmack.

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Selanna
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Beitrag05.12.2016 00:56

von Selanna
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Hallo Inkognito,

hier einmal die erste Hälfte und was mir so dazu einfiel.
Hier wird schon sehr klar, dass Nathan etwas anderes als ein Mensch ist, ich hätte das vielleicht etwas langsamer durchblicken lassen, aber ich denke, das liegt daran, dass sich bei mir Geschichten immer langsam entwickeln, und das entspricht auch nicht dem allgemeinen Geschmack.
Nathan hat noch immer eine coole, abgehobene Art, aber sein Charakter kam mir manchmal noch nicht ganz logisch vor. Manchmal ist er den anderen sehr überlegen und das merkt man an Sprache und Themen. Dann gibt er plötzlich Allgemeinplätze von sich und redet flapsig mit vielen Anglizismen... das würde ich vereinheitlichen.
Ansonsten habe ich es gern gelesen, nur fehlt mir ein wenig die Zeit, den Rest nehme ich mir später noch vor smile

[...]
„Ähm, Nathan.“
„Hmm.“
„Du liest doch nicht die ganze Zeit, oder?“, fragte ich bestürzt.
„Nein, nein [Ein „Nein“ fände ich konsequenter und das passt besser zu Nathan]. Ich hatte eigentlich vor [Komma] mich mit Kratom zu betäuben, bis ihr von euren Feiern [das hört sich an, als wären es mehrere Feste. Vllt eher: von eurem Feiern?] zurück seid.“
„Kratom. Was ist das? Eine Droge?“
„Eine Droge.“ Er stand auf, drückte den Joint aus und ging zu seinem Spind.
 Ich spürte das Adrenalin in meinen Adern kribbeln [da fände ich eine verbalisierte Begrünung für das Adrenalin gut: A la „Die Aussicht/ Die Ankündigung/ etc. ließ das Adrenalin …]. Ich stand an der Schwelle zum Wunderland, entschlossen zu springen, aber trotzdem noch verunsichert genug, um zu fragen: [kein Absatz - und er ist also doch nicht verunsichert genug, denn er fragt tatsächlich. Da müsstest Du den Satz vor dem Doppelpunkt etwas umbauen]
„Was ist das genau? Ist das illegal, also eigentlich, du weißt, ich ... ähm trinke und kiffe nur gelegentlich. Ich nehme keine harten Drogen.“
„Danach wirst du nicht mehr trinken. Und der Begriff harte Drogen ist Bullshit. Wenn überhaupt, dann ist Alkohol eine harte Droge. Das ist doch höchstens als Desinfektionsmittel vernünftig zu etwas zu gebrauchen. Es ist nur legal, weil es eine Tradition ist“, er spuckte das Wort Tradition förmlich aus, als würde das Wort sich in Form von braunen Dreck [warum braun? Dreck ist in meiner Vorstellung oft braun-undefinierbar, das könnte man also weglassen oder durch etwas Ausdrucksstärkeres ersetzen. Oder ist das eine Anspielung zwischen NS und Tradition? Wahrscheinlich nicht, aber wenn, müsstest Du’s deutlicher machen] in seinem Mund manifestieren.
„Aber wenn es doch wirklich so schädlich wäre, würde es doch bekannt sein und alle würden darüber reden.[kein Punkt]“, wandte ich ein. [kann es wirklich sein, dass ein Jugendlicher nicht weiß, dass Alkohol sehr schädlich ist? Stellst Du den Ich hier nicht ein bisschen zu naiv dar?]
„Es ist bekannt. Google mal Dr. David Nutt oder die Pharmakinetik von Ethanol, oder die Statistiken der Bundesdrogenbeauftragten. Siebenundsiebzigtausend Tote jedes Jahr allein in der BRD, aber die Menschen sind eben ignorant, wenn es um ihr liebstes Betäubungsmittel geht.[kein Punkt]“, sagte Nathan und machte mit einer Handbewegung deutlich, dass das Thema damit für ihn vom Tisch war.
Er griff in den Spind und holte ein Buch hervor und [2mal „und“ in einem Satz ist gewollt?] legte es auf dem Tisch. Für einen Herzschlag glaubte ich, es wäre ein Zauberbuch, aber dann las ich verwirrt, dass es ein Reiseführer für Indonesien war. [Reiseführer sind ja doch häufig Taschenbücher, mit glänzendem Cover, einer sehr fett gedruckten Titel und einer Landschaft darunter. Unter einem Zauberbuch stelle ich mir etwas Gebundenes, Altes, Schweres, Teures vor. Kann man das wirklich verwechseln? Und wie sehr glaubt Ich denn schon, dass Nathan ein „Wundertäter“ ist? Wenn ich an die kiffenden Intellektuellen in meiner Klasse denke, hätten die ein Buch aus dem Spind geholt, nachdem wir von Drogen sprachen, ich hätte in dem Buch nie ein Zauberbuch vermutet …]
Er klappte es auf. Innerhalb der Seiten war ein Tresor eingebettet, er schloss ihn auf, nahm ein Tütchen [WW] heraus und schloss ihn zu und [wieder 2mal „und“] verstaute das Buch wieder im Spind. Er kam mit dem Tütchen [WW] zu mir und hielt es vor mein [vors?] Gesicht. Kratom stand drauf. Es es [2mal „es“] war gefüllt mit einem bräunlich-grünen Pulver, das mich an Matcha erinnerte.
„Es ist legal, falls dich die Gesetze interessieren“, sagte er[Komma] „aber nur [Komma?]weil keiner von den Idioten, die im Bundestag sitzen, auch nur den geringsten Plan von irgendetwas hat. Ansonsten würden sie es wahrscheinlich, wie alles andere Gute auch, verbieten.
Das sind die Blätter eines Baumes, der in Südostasien wächst. Die Asiaten konsumieren die Blätter seit Jahrhunderten und in den USA gibt es zurzeit etwa sechs Millionen Kratomkonsumenten. Bisher gab es keinen einzigen bekannten Todesfall, der sich direkt darauf zurückführen lässt. Es ist also sicher und erprobt, nur in Europa kennt das irgendwie kein Schwein. [kannst Du das ihn cooler formulieren lassen? Das klingt ein bisschen dozierend]
Dieses Zeug entspannt dich total [Komma] ohne deine Gedanken zu verwirren, es erhebt dich auf eine Wolke, ohne deinem Körper zu schaden, und du wirst keinen Kater davon haben und nicht kotzen.“
„Okay.[kein Punkt]“, sagte ich[zögerlich?][Komma] „klingt gut.“
„Willst du es probieren[Nur: Willst du probieren?]?“
„Ja, warum nicht, wenn es sicher ist und zum Schülersein gehört.“
„Keine Ahnung, ob es dazu gehört. Ich war noch nie ein Lehrer [das klingt jetzt so, als ob nur Lehrer wüssten, was zum Schülersein gehört] und ich halte nichts von solchen [solchen kannst du weglassen, denke ich] Autoritätspersonen“, sagte[WW] Nathan und zuckte mit der Schulter, als ob damit alles gesagt[WW] wäre. War es auch irgendwie.
Er zog aus seiner Hosentasche eine Feinwaage und stellte sie zusammen mit drei Pappbechern, die er aus seinem Reisekoffer zauberte, auf den Tisch.
„David, willst auch endlich mal probieren?“, fragte er. [Okay, vergiss alle Anmerkungen zu David davor]
David sah zu uns auf, dann sagte er: „Ja.“
Ich war wie paralysiert. David hatte noch nie mit einem von uns gesprochen. [der Absatz ist hier nicht unbedingt nötig, denke ich]
Er war ein hochintelligenter Eigenbrötler, aber Nathan hatte wohl bereits[WW] seit langem [vllt etwas unpräziser formulieren: bereits länger] Kontakt mit ihm, dem lockeren Umgangston nach zu schließen.
 Wer sogar mit David sprechen und ihn zum Drogenkonsum animieren konnte, der musste übernatürliche Kräfte besitzen. Dieser Gedanke verwunderte mich dann [dann weglassen] aber auch nicht mehr so sehr […mich aber nicht mehr sehr], schließlich kannte ich Nathan bereits[WW: schon] seit zwei Jahren zumindest als stiller Beobachter und spätestens seit dem Vorfall mit Herr Maasen hatte mein Glaube an die Realität[an die Realität oder an die reine Rationalität oder nur an Nathans Menschsein/Durchschnittlichkeit/Normalsein/etc.?] eh[ich weiß nicht, ich finde „eh“ sehr ugs.] Risse bekommen.
Nathan legte einen Fetzen Papier auf die Waage und maß für jeden von uns etwas von dem Pulver ab und [2mal „und“] schüttete es in die Becher. Dann verschwand er damit im Bad und kam mit drei Bechern voller Schlamm zurück[die letzten zwei Sätze sind sehr schlicht konstruiert]. Aus seiner Taschen zauberte er mehrere Beutel [sind das Beutel oder Tütchen?] Kaffeezucker, wohl geklaut aus einem Restaurant, und streute sie großzügig in die Brühe [streute er sie oder schüttete er sie in die Becher?].
„Ich habe leider nicht die richtigen Zutaten dabei, aber mit Zimt, Zucker, Kakao und etwas Schokoeis [echt? Das klingt ja wie ein Getränk für kleine Jungs, die nicht einschlafen können; er ist aber nicht mit Dr. Who verwandt und mag auch Vanillesauce mit Fischstäbchen? wink]kann man daraus die leckersten Shakes machen. So wird das wie Hundescheiße schmecken, aber ihr werdet es nicht bereuen. Es wird die Pforten eurer Wahrnehmung ein Stückchen weiter öffnen und euch einen angenehmen [einen angenehmen? Möchtest Du nicht ein stärkeres Adjektiv nehmen? Sonst hätten sie auch eine Flasche Rotwein aufmachen können] Abend bescheren“, sagte er [für mich hört sich das wieder zu erklärend, dozierend an. Kannst Du das ein bisschen lockerer formulieren?] und leerte sein Glas in einem Zug.
David und ich nahmen unsere. Ich starrte die Brühe an. Sie roch wie Grüner-Matcha-Tee, sah auch irgendwie so aus. Ich hatte von dem Zeug noch nie zuvor gehört, es könnte tödliches Gift oder einfach nur eins[eines?] dieser wirkungslosen Legal Highs sein, wie die Katzenminze, von der Luis mal erzählt hatte und von der er ohne eine echte Wirkung, bis auf Übelkeit, mehrere Joints geraucht hatte. [ich seh schon, Luis ist wirklich die Dumpfbacke in der Geschichte XD]
Es könnte aber einfach wirklich nur getrockneter, wieder aufgeweichter Schlamm sein. Wer wusst[e] schon, was sich dieser Verrückte so gab. Ich fühlte mich an die Szene in Matrix [Anführungszeichen oder kursiv gesetzt?] erinnert, in der Morpheus Neo die Blaue Pille des Vergessens [Anführungszeichen?] und der Konformität anbietet und die Rote Pille des Erwachens [Anführungszeichen?] in die Realität, gleichzeitig bestand aber auch immer dieses unterschwellige Gefühl, beides könnte fake sein.
 War Nathan ein Erwecker oder ein Betäuber oder ein Illusionist? Waren die Pforten der Wahrnehmung, von denen er sprach[Komma] echt,[kein Komma] oder eine Wahnvorstellung? Ich würde es erfahren. Ich nahm einen Schluck, mein Gesicht verzog sich [, verzog mein Gesicht und es schüttelte mich?] und ich schüttelte mich [das hört sich sehr aktiv an, aber ich denke, der Geschmack ließ ihm keine Wahl]. Es schmeckte wirklich wie Hundescheiße, [aber] unendlich bitter. [ich weiß nicht, wie Hundescheiße schmeckt, aber wahrscheinlich nicht unbedingt bitter, vermute ich]
„Austrinken, komplett“, befahl Nathan. Ich gehorchte. Mit einem Zug leerte ich die ekelhafte Brühe und warf den Becher im hohen Bogen in den Mülleimer. David tat [es] mir gleich. Es schüttelte mich [noch einmal/wieder], und ich spürte, wie sich alles in mir zusammenzog. Nun gab es kein Zurück mehr, ich hatte mich dem Verrückten ausgeliefert, ich hatte Sicherungsschnüre gekappt und stürzte ins Ungewisse [dass Du 4mal dieselbe Aussage in Variation wiederholst ist Absicht, oder?]. Ich hatte Angst, aber keine Zeit mich darin zu vertiefen, denn Nathan ging bereits wild mit den Armen fuchtelnd und kommandierend [fuchtelnd und kommandierend gleichgestellt nebeneinander hört sich sehr nach Oxymoron an] an sein Werk.
„David, hast du Pink Floyd auf deinem Smartphone?“, rief er „Bei meinem ist der Akku alle.“[jmd, der „alle“ sagt, würde ich vorher auch nicht so dozierend sprechen lassen]
„Ja“, sagte David und nach einem Zögern: „The Division Bell?“
„The Division Bell, richtig. Das ist mein Mann, fang mit High Hopes an.“,[kein Komma und nachfolgend neuen Satz beginnen:] und an mich gerichtet: „du [Du] kennst Pink Floyd wahrscheinlich nicht, oder?“
Ich schüttelte den Kopf. [Echt? Kennt man das mit 15/16 nicht mal mehr dem Namen nach?]
„Was für Musik hörst du so?“
„Vor allem Rap. Manchmal auch Pop, aber nur auf Partys halt“, sagte ich.
„Den gleichen Mainstreamrotz wie alle also.[kein Punkt]“, schnaubte Nathan verächtlich.
„Die ersten Alben von Genetikk sind nicht schlecht. Du kannst ein Genre nicht gleich verurteilen, nur weil der Großteil davon schlecht ist.[Punkt]“, wandte David ein. Ich kam nicht drumherum[ugs, aber wohl gewollt. Komma] ihn anzustarren. Ich hatte ihn vor diesem Tag noch nie normal reden hören, und hier, im Beisein [wenn der Ich erst drumherum denkt, wird er hier nicht „im Beisein“ denken. Wenn Du schreibst: „mit Nathan“?] Nathans, bildete er sogar ganze Sätze über so triviale Sachen, [kein Komma?] wie Musik. War das real oder war ich bereits mitten im halluzinogenen Drogendelirium? Ich zwickte mich, als keiner hinsah, aber es tat weh und änderte nichts an der Situation.
„Ja. Ja, du hast recht, sorry. Die alten Alben Genetikk sind okay.[kein Punkt]“, sagte Nathan „Da waren sie noch nicht Kommerz, sie waren authentisch. Heutzutage ist aber kaum noch jemand authentisch, alle verbogen und verlogen, Langweiler, oder sie machen einen auf harten Gangster. Lächerlich. [Das könnte jeder zweite Musiker oder Musikfan über jede zweite Band sagen. Willst Du Nathan wirklich so eine banale Anklage gegen die Kommerzialisierung und die „Authentizität von Musikern“ in den Mund legen?] Hey, Daniel, hast du eine Musikbox?“
Daniel, das ist mein Name, Daniel Vogt, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt [Wenn du den letzten Satzteil weglässt, klänge es so, als erinnert er sich im beginnenden Drogenhigh selbst daran, dass er gemeint ist].
„Ja, habe ich“, [Neuer Satz wäre schöner?]ich ging zu meinem Rucksack und nahm die Box heraus.
„Hat sie Bluetooth?“
„Ja.“
„Gib sie David. David, High Hopes. Wir wärmen uns damit hier auf, bevor wir uns nach draußen verziehen. Ich [habe] bereits gestern ein nices Plätzchen zum Chillen gespottet.“[Nach dieser Wortwahl bin ich noch mehr dafür, dass Du Nathan weiter oben weniger geschliffen die Droge beschreiben lässt. Ich weiß nicht, worauf Du in der Geschichte hinauswillst. Aber jemand, der Bücher über Existenzialismus liest, benutzt der Wörter wie „spotten“ und „nices“?]
Nathan nahm von einer Stuhllehne ein abgeranztes weißes Shirt. Er schlüpfte hinein wie ein Wiesel[Der Vergleich ist Geschmackssache. Meinst Du flink wie ein Wiesel? Oder wie schlüpft ein Wiesel in ein Shirt?].
Plötzlich hörte ich Kirchenglocken spielen[WW: läuten?] und das Surren von Bienen, es kam von allen Seiten, wie ein ätherisches Orchester. Ich war verwirrt, doch dann spielten[WW] engelhafte Keyboardklänge, setzte Gilmours [der Prota kennt Pink Floyd nicht. Woher weiß er, wie der Sänger heißt?] göttliche Stimme ein:
„Beyond the horizon of the place we lived when we were young“, und [über diese Kombination aus Doppelpunkt am Anfang der wörtlichen Rede, die mit einem Komma beendet wird und mit einem „und“ in den Erzähltext übergeleitet wird, bin ich mir nicht ganz sicher.] ich realisierte, dass das die Musik war, die aus meiner Box kam und mich vom Kratom getragen in ihren magischen Bahn[Bann] zu ziehen begann.
„Setzt euch Leute, lasst die Wirkung kommen“, sagte Nathan und plumpste auf den Boden, lehnte sich gegen seinen Koffer an [lehnte sich gegen den Koffer oder an den Koffer an] und schloss die Augen. Ich setzte mich ihm gegenüber, David neben mich. Ich ließ mich von der Musik tragen. Normalerweise hätte mich so ein ruhiges und langsames Lied innerhalb von Sekunden gelangweilt, aber nun genoss ich es und bald schmolzen meine Angst [hatte er bisher Angst? Er war eher unsicher und aufgeregt, oder?] und mein Misstrauen gegenüber Nathan dahin.
Ich spürte, wie das Kratom begann [nach hinten schieben ] zu wirken [begann], wie Wärme durch meine Adern kroch. Ein ekstatisches Kribbeln stieg in meiner Seele auf und wurde von Minute zu Minute stärker, während ich immer tiefer in mir selbst und der Musik versank. Ich fühlte mich geborgen, als würde mich ein Engel umarmen. Ich sah Nathan an, er war wie ausgeschnitten, als hätte ihn [ein] übernatürlicher Künstler in die Collage des chaotischen, mit Kleidungsstücken und Müll überhäuften Junggesellenhotelzimmers [ich würde Schüler der 10. Klasse nicht als Junggesellen bezeichnen; kein Komma], hineingeklebt. Die Musik war herrlich, nie zuvor hatte ich Töne so wahrgenommen. Ich nahm jedes Instrument einzelnd [einzeln] war[wahr], und gleichzeitig ihr harmonisches Zusammenspiel, das wie in Wellen durch meinen Körper drang und alle meine Sinne gleichzeitig verführte. Vor meinen inneren Augen eröffneten sich weite, grüne Wiesen mit leuchten[d] grünem Gras, [und darüber einem?] stechend [getrennt] blauen[m] Himmel.
Wir schwebten so vor uns hin, sicherlich eine halbe Stunde, vielleicht auch eine ganze, vielleicht auch zwei, wer weiß. Wir hörten mehrerer[mehrere] Lieder, aber wir kamen letztendlich zurück zu „High Hopes“.
„Versteht ihr eigentlich, worum es in diesem Lied geht?“, erklang Nathans Stimme wie die eines Erzählers [in einem Film] aus dem Off.
„Drogen?“, fragte ich und lächelte. Ich hatte das Gefühl auf einer warmen Wattewolke zu schweben.


Liebe Grüße
Selanna
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Selanna
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Beitrag05.12.2016 22:40

von Selanna
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Hallo Leveret Pale,

ich bin es einmal durchgegangen, aber ich bin sicher, es ist besser, wenn noch einige andere darüber schauen. Ich denke nicht, dass ich alles, was man dazu sagen kann, gefunden und angemerkt habe, es war eine ganze Menge an Text Smile .


„Drogen?“, fragte ich und lächelte. Ich hatte das Gefühl [Komma] auf einer warmen Wattewolke zu schweben.
„Nein. Kindheit“, sagte David.
„Kindheit?“, fragte ich verwundert.
„Kindheit. Es geht um das größte Drama der menschlichen Existenz, das Erwachsenwerden und Abstumpfen. Als Kinder sehen wir die Welt als ein einziges Wunder, alles ist verheißungsvoll und interessant, jedes Atom kann uns begeistern und wir ziehen uns alles rein. Doch wir werden irgendwann erwachsen, und ernüchtern. Wir erkennen wie grau, öde und sinnlos die Welt ist.
Wir designieren[resignieren], desillusionieren [wenn wir desillusionieren, dann betrifft das andere, wenn es uns betrifft, dann müsste es reflexiv sein, also desillusionieren wir un], geben auf. Manche flüchten sich in dumpfen Konsum oder Religionen oder andere Ideologien, die uns Mystizismus[WW], Sinn oder Heil vorgauckeln [vorgaukeln].
Die Magie stirbt, die Welt verliert ihr mystisches[WW: geheimnisvoll, faszinierend, etc.?] Funkeln. Das Verheißungsvolle, das Neue, die Romantik[Komma] sie alle sterben[das alles stirbt], und mit ihnen wir als Menschen. Das Leben ist kein Leben mehr, es ist ein Sterben.
Benjamin Franklin sagte, die meisten Menschen sterben mit 25 und werden erst mit 75 begraben, das war irgendwann im 18 Jahrhundert.
In unser[er] digitalisierten, durchrationalisierten Welt sterben viele bereits aber als Kinder und werden erst mit 90 begraben, nach einem Leben in einer grauen Blase.“ [hier denkt man, das sagt David, aber ich nehme an, das sagt Nathan. Und es ist wieder sehr hoch gegriffen. Will Nathan Daniel wirklich mit so vortragsmäßigen Monologen faszinieren? Monologe, in die er aus dem Stegreif auch noch altkluge Zitate mit korrekter Zuschreibung einbaut? Hm… natürlich nur meine Meinung, aber wenn ein Klassenkamerad mir im netten Kifferkreis so lehrerhaft gekommen wäre, ich hätte „Klugscheißer“ gedacht und wäre gegangen. Vielleicht kannst Du den Monolog dialoghafter konstruieren? Dass Nathan mehr auf Nachfragen und auf Daniels Interesse reagiert als von sich aus so drauf los zu dozieren?]
„Das ist traurig“, sagte ich, auch wenn ich mich nicht traurig fühlte. Ich fühlte mich gut, ich spürte Frieden, ich war losgelöst von allem Negativen und betrachtete es von außen.
 So [Komma?]wie ich da saß, fühlte ich mich wie der Häuptling eines Indianerstammes, der gerade die Friedenspfeife mit der ganzen Welt geraucht hatte, und nun erfüllt und etwas erschöpft [von der Droge oder den neuen Erkenntnissen?] in das Feuer der Existenz starrte. Das Feuer war Nathan, und es sprach zu mir [ist das eine Moses-brennender Busch-Analogie?], und ich lauschte neugierig. Sämtliche Vorbehalte, sämtliche Hemmungen und Ängste gegenüber diesem Verrückten waren vom Rausch hinweggespült und durch Vertrauen und Respekt ersetzt worden.
„Ja, es ist traurig, aber kein Grund aufzugeben.[kein Punkt]“, sprach mein Prophet[Punkt] „Das Erwachsenwerden eröffnet auch tausend neue Türen zur Magie, man muss sie nur finden. Und sie erst [„erst“ nach „überhaupt“ setzen] überhaupt suchen, und daran scheitern die meisten. Aber nicht wir!“
Nathan stand plötzlich auf. Er zog sich seinen grauen Hoodie über und setz[t]e eine schwarze Pilotenbrille auf, obwohl draußen bereits die Sonne über den Häuserdächern[Hausdächern?] unterging. Das Lied endete.
„Wir gehen raus“, sagte Nathan und griff nach einer Flasche Wasser und einer Packung Tortillachips, bevor er durch die Tür verschwand. Ich hatte keine Möglichkeit zu protestieren. [den vorhergehenden mit dem nachfolgenden Satz kausal verknüpfen] Nun ging ein kleiner Stich durch mein Herz, ich wollte mich nicht von meiner Wolke erheben. Ich fühlte mich zu müde, zu entspannt, aber dann tat ich es doch, und die Wolke folgte mir und machte mich aktiv. Die Müdigkeit und Tiefenentspannung wichen Neugier und Energie. Wie durch einen warmen Nebel glitt ich, während ich Nathan und David folgend [das „folgend“ finde ich irgendwie sperrig, aber vllt ist das nur momentane Einbildung] die Treppe des Hotels herunterrannte.
In der Lobby verabschiedeten wir uns von unseren Lehrern, die uns ermahnten[Komma] vor 23 Uhr zurück zu sein. Es war da[„da“ weglassen] erst 19 Uhr oder so [das „oder so“ kommt mir nach all den Monologen davor wie ein besonders starker Stilbruch vor].
Die Welt war wunderschön. Beton leuchtete, das Glas glitzerte rotgolden wie Diamanten im Sonnenuntergang. Die Konturen traten stark hervor, die Farben waren kräftiger, die Klänge sanfter, alles verschmolz zu einer harmonischen Melodie. Ich hatte keine Halluzinationen oder so[lass das „oder so“ wenigstens hier weg], alles war wie immer, allerdings fielen mir all die kleinen Details erst jetzt auf und alles wirkte intensiver. Ich war das erste Mal in der Welt, ich war wieder ein Kind, und Nathan war mein Führer durch die Welt, mein neuer Vater.
„Ich bin plötzlich richtig wach“, sagte ich zu Nathan.
„Das ist auf Kratom immer so. Es verstärkt deine positiven Empfindungen. Wenn du aktiv sein willst, macht es dich aktiver, wenn du dich zurücklehnst, entspannt es dich.“
„Nice.[kein Punkt]“, sagte ich und nickte, dann fragte ich, ohne recht zu wissen, warum: „Ist das die Realität?“
„Ja und Nein. Wir sind [Komma]wie auch im Alltag[Komma] noch weit weg davon[davon entfernt]. Du hast erst die Tür deiner Lügenblase aufgemacht. Du bist noch nicht einmal wirklich über die Schwelle getreten. Und vergiss nicht, du bist high. Auf Drogen siehst du genauso wenig die Realität, wie nüchtern, du siehst nur eine andere Verzerrung der Realität, andere Phänomene. Es geht meiner Meinung nach darum, möglichst viele verschiedenen Verzerrungen kennenzulernen, und dann daraus die echte Realität zu konstruieren.“
„Zeig mir mehr.[kein Punkt]“, rief ich überschwänglich, obwohl ich mir nicht sicher war, Nathan richtig verstanden zu haben. Ich war euphorisch von der Droge und der adrenalinschwangeren Aufbruchsstimmung, die einen immer packt, wenn man eine Grenze überschreitet und Tabus zerschmettert. Mir gefiel das alles. Ich war keinen ganzen Abend im Bann des Propheten Nathan und war bereits besessen von ihm und seiner exzentrischen Weltsicht.
„Geduld.“
„Was muss ich tun?“, fragte ich und verkneifte [verkniff] es mir [„]Meister[„] hinzuzufügen. [Reden wir wirklich noch von zwei augenscheinlich Gleichaltrigen, die sich jetzt ein paar Stunden näher kennengelernt haben? Was war mit 16 bei Dir nötig, um einen Gleichaltrigen beinahe „Meister“ zu nennen? Ich kann mir niemanden vorstellen, den ich damals so genannt hätte. Finde ich schwierig]
„Erst einmal, streich Müssen [‚müssen‘] aus deinem Wortschatz. Du bist frei, alles was du tust, tust du, weil du dich dafür entscheidest. Du musst deinen eigenen Weg gehen“, sagte Nathan.
Ich nickte. Plötzlich kam neue Musik aus der Box, sie war rockiger, fetziger, punkiger. Es war Jesus of Suburbia von Green Day. Wie passend, denn [Komma] wie ich später erfahren sollte, verdankte auch[WW] unser Messias seinen Wahn nicht nur dem Ritalin[Kratom meinst Du, oder? Bisher war nicht bekannt, dass Nathan Ritalin genommen hätte], sondern kam auch[WW] tatsächlich aus der Vorstadt [der Gegensatz zwischen Ritalin und Vorort Unterhaching ist nicht so eingängig. Du willst eher auf die Unterhachinger Drogenszene hinaus, denke ich - oh mein Gott, in Unterhaching? Echt? Wusste ich nicht - , das solltest Du klarer umformulieren], einem wahnsinnigen Vorort Münchens namens Unterhaching, der neben einem verlassenen Flughafen lag und in dem es nur so von Potheads und Spinnern wimmelte [ich muss noch einmal darauf zurückkommen: denkst Du wirklich, Unterhaching bietet sich an, es als Anarchostadt darzustellen? Findest Du Unterhaching so viel abgedrehter als DAH, EBE, Neubiberg, Germering etc.?]. Dazu aber später mehr.
Die Musik ließ mein Herz höher[getrennt] schlagen, die Harmonie zerfiel zu einer energiegeladenen Kakofonie[Kakophonie ist etwas Misstönendes, passt das hier? Auch wenn es ein Gegensatz zu Harmonie bildet, aber fühlt sich Daniel hier misstönend?] der Gefühle. Nathan tanzte über den Bordstein, [Komma unnötig] und ich tat es ihm gleich. David lief mit der Box hinterher. Wir kamen zu einem Kinderspielplatz inmitten einer Betonblocksiedlung.
„Zieht euch das rein! Mitten in den öden Wüsten aus Armut, Beton und Hoffnungslosigkeit, ein Brunnen des Friedens, der Kindheit! Lasst uns spielen.“
  Nathan warf sich auf die Schaukel und begann manisch kichernd hin und her zu schwingen. Ich starrte ihn einen Moment lang an. Er war damals 17, ich 16, beide also mindestens ein Jahrzehnt zu alt, um auf einem Kinderspielplatz zu spielen, ohne wie Idioten dazustehen.
Ich zuckte mit den Schultern, mir war total egal, was die Gesellschaft von mir dachte, ich war high, und Spielen [Herumtollen? Schaukeln ist ja nicht wirklich spielen] klang verlockend. Ich ging auf [stieg auf oder ging zur] die Schaukel neben ihm, stellte mich drauf und begann ebenfalls zu schaukeln. Die Welt tanzte in einem Kaleidoskop, ich lachte, schwang und flog hin und her, immer höher in die [immer höher hinauf in die Ekstase/ immer höher in Ekstase? Bin mir unsicher] Ekstase. Der Wind zerrte erfrischend an meinen Haaren und Klamotten. Nathan schwang neben mir, ebenfalls immer höher und wilder.
„Ist das nicht geil?“, rief der verrückte[WW] Messias [warum nennst Du ihn Messias? Ist das schon nachvollziehbar? Wen hat er denn gerettet?].
„Und wie!“, schrie ich. Das war besser als jede Achterbahn, die ich in den letzten Jahren ausprobiert hatte. [Der Themenwechsel zwischen vorhergehenden und nachfolgenden Satz ist recht übergangslos] High Hopes und Nathan hatten Recht, das Erwachenswerden[Erwachsenwerden] war ein Drama. Ich dachte daran, wie ich als Kind geglaubt hatte, dass [Komma] wenn ich intensiv und lang genug schaukelte, sich die Schaukel überschlagen und ich mit Überschall in eine andere Dimension katapultiert werden würde. Verrückte[WW] Kindergedanken, aber plötzlich wirkten sie wieder so nah, und ich schwang, und schwang, und schwang immer höher, und so tat es Nathan. Es war, als könnte er meine Gedanken lesen[warum? nur weil er auch wild schaukelt? Das tut man doch intuitiv, wenn man nebeneinander schaukelt, auch ohne Gedankenlesen].
Plötzlich, als wir beide am höchsten Punkt waren, ließen wir synchron los. Die Ekstase entlud sich, wie ein Orgasmus. Ich war ein Vogel, ich flog über den Kinderspielplatz, lachte. Ich breite meine Schwingen in meiner Wolke aus Wärme und Glück aus [das 2mal „aus“ in einem Satz gefällt mir nicht so sehr]. Grinsend landete ich in einem Gebüsch und überschlug mich. Ich lachte, ich spürte keinen Schmerz. Der Wirkstoff von Kratom ist ein Opioid, welches sechsmal stärker Schmerzen stillt als Heroin, jedoch mit viel weniger Nebenwirkungen. Aus diesem Grund ist es auch ein Forschungsobjekt mehrerer Wissenschaftler. [Ich finde, das kannst Du hier nicht schreiben. Wer sagt das? Der Ich-Erzähler ist Daniel, der aber noch nicht mehr über Kratom weiß, als er gerade eben von Nathan gehört hat. Würde das Nathan sagen, musst Du es dem Leser irgendwie deutlich machen. Und ich weiß nicht, ob man das überhaupt so genau wissen muss. Sie sind high und deshalb schmerzunempfindlicher, das kann man sich denken]
„Kommt, lasst uns wieder etwas Musik hören und entspannen“, sagte David, der die ganze Zeit auf einer Bank daneben gesessen und zugeschaut hatte.
Wir liefen zu einem kleinen Rasenfleckchen neben dem Spielplatz und ließen uns nieder. Die ganze Welt schwankte ein bisschen, um mein Sichtfeld herum wuchsen die hässlichen Betonblöcke der Plattenbausiedlung zum Himmel, und ich versank im warmen, kuscheligen Gras. Nun war ich wirklich müde, das Kratom drückte mich richtig in den Boden. Aus der Musikbox liefen abwechselnd David Bowie, Pink Floyd, Green Day und irgendwelche PsyTrance[Bindestrich]Stücke. Es war wunderschön, die Erde umarmte mich, die Nymphen der Natur säuselten mir die Lieder ins Ohr, ich fühlt mich gut, aber nicht dumm oder verwirrt, nur ruhig und zufrieden, wieder bis in den Kern meiner Seele entspannt. Wir schwiegen, ließen die Tortill[i]as und das Wasser kreisen[das verstehe ich nicht. Wie können Tortillas kreisen? Meinst Du herumgereicht? Das wurde mir erst beim übernächsten Satz klar]. Allein beim Geruch der [Mais]chips,[kein Komma] kreierte mein Gehirn Bilder von weiten, großen Maisfeldern. Ich kaute langsam, teils aus Trägheit, teils aus Genuss.
Es wurde immer dunkler. Es gab keine Beleuchtung auf dem Spielplatz, sodass wir bald vereinzelte Sterne am Himmel funkeln sahen. Ich dachte nach. Luis und meine anderen Freunde, sie saßen nun an der Spree, lachten über sinnlose Dinge, torkelten verwirrt rum, kotzten und qualmten sich mit Zigaretten voll. Das kam mir auf einmal dreckig und irgendwie abstoßen[d] und dämlich vor [ist der Unterschied so groß? Luis und Co saufen und rauchen und lachen an der Spree, Nathan und Co schaukeln high auf einem Kinderspielplatz und essen Chips]. Es war traurig, das Saufen, es war erwachsen und roh. Warum sollte man sich so etwas antun, wenn man doch die Welt so schön mit Kratom genießen, wenn man wieder ein Kind sein konnte[das kann man im Alkoholvollrausch auch gut sein]? Ich war froh[Komma] Nathan gefolgt zu sein. Ich sah zu ihm hinüber. Er starrte träumerisch zum Himmel, als würde er irgendwo da oben zwischen den Sternen eine lang verlorene Heimat sehen können.
„Daniel“, sagte er plötzlich.
„Ja?“, fragte ich.
„Was siehst du, wenn du zu den Sternen aufblickst?“
„Ein paar Sterne, aber nicht alle. Die meisten kann man wegen dem Licht [des Lichts] der Stadt nicht sehen.“
„Hmm ... Interessant. Und was symbolisiert die Stadt für dich?“
„Zivilisation, Fortschritt.[kein Punkt]“, sagte ich, ohne nachzudenken[Komma] und [„und“ passt hier nicht] es sprudelte aus mir heraus „Meinst du etwa, dass das Wissen des Fortschritts und unser zivilisiertes Leben uns blenden? Sodass [Nur: Dass wir…] wir nicht mehr die Wahrheit sehen können, nicht mehr die großen erhabenen Dinge, wie die Sterne, die Lichter anderer Welten?“
Was hatte ich da gesagt, was für eine krude Logik hatte mir das Kratom entlockt? Ich wollte mich schon dafür entschuldigen, dass ich Bullshit gelabert hatte, aber Nathan kam mir zuvor.
„Das war nicht das, worauf ich hinauswollte. Aber es ist ein interessanter Gedanke. Unsere Gene sind nicht für die Zivilisation geschaffen, die ganze Technologie, Facebook, Fernsehen, der ganze moderne Konsumismus, sie sprechen unsere Instinkte zwar an, aber fucken uns gleichzeitig einfach zu hart ab. Wir sind blind durch Reizüberflutung und Propaganda, laufen im Kreis, gefangen in einem sinnbefreiten Materialismus und entfremdet von unserer Heimat, der Erde.“
„Ist aber Materialismus nicht richtig?“, wandte David ein. [Wenn David mit Nathan befreundet ist, bezweifle ich, dass er diese Frage stellen würde]
„Epistemologisch, empirisch und ontologisch gesehen, ja, glaube ich, befürchte ich, aber er kann uns keine Antwort darauf geben, warum und wozu wir existieren. Materialismus allein ist ein fürchterlicher Lifestyle, er hat keinen höheren Lebenssinn. Das ist die traurige Wahrheit unserer Existenzen. Wir träumen von mehr, aber es gibt dort nichts, oder zumindest können wir es nicht sehen.“
„Ist das aber nicht wie bei der Heisenbergsche Unschärferelation?“, wandte David ein. „Man kann die Wahrheit nicht erkennen, denn sobald man sie ansieht, verändert sie sich. Du kannst nicht mit Bestimmtheit sagen, dass Materialismus die Wahrheit ist, genauso wenig, wie du dadurch Metaphysik widerlegen kannst.“
„Das ist aber ein sehr materialistischer Standpunkt, die Unschärferelation auf die Wahrheit anzuwenden und damit den Materialismus in Frage zu stellen, der die Unschärferelation überhaupt erst anwendbar macht. Die Schlange beißt sich in den Schwanz. Es ist ein Widerspruch. Eine Umkehrung aller Werte gegen sich selbst. Fast schon Nihilismus“, sagte Nathan und dann seufzte er: „Und wir wissen wieder nur, dass wir nichts wissen können, und wir müssen glauben und hoffen. Hoffnung ist das Einzige, was bleibt, das süßeste und tödlichste aller Gifte. Die ganze Menschheit, die Industrie, der Kapitalismus, die Wissenschaft, alles läuft auf Hoffnung[läuft auf Hoffnung hin/zu oder meinst Du, sie wird durch Hoffnung angetrieben?]. Alle hoffen, sagen sich eines Tages, wenn genug Geld da ist oder morgen[„oder morgen“, hier wurde mir der Zusammenhang erst beim zweiten Mal lesen klar], nur noch etwas [??], oder wenn wir das herausfinden[was?], [das sind zu viele Voraussetzungen, kürzen] aber sie wissen alle tief in ihrem Inneren, dass das ein Gift ist, eine Lüge, am Ende gibt es kein Ziel, hat man eins erreicht, jagt man das nächste bis der Sensenmann kommt und alles futsch ist.“
Ich war verwirrt, auf einmal kam ich mir wie ein Trottel vor. Was machte ich hier eigentlich? Ich war high auf irgendetwas Absonderlichen[m]. Ich saß mit einem genialen Autisten und einem Propheten auf einem Kinderspielplatz und verstand kein Wort von ihrem philosophischen Gelaber. Ich sprach diese Gedanken leichtsinnig und vom Kratom enthemmt aus.
„Das stimmt nicht“, sagte Nathan scharf und obwohl ich zugedröhnt war, zuckte ich erschrocken zusammen. „Du bist nicht dumm, du bist kein Trottel, hör auf dich selbst zu erniedrigen. Mach dich nicht unnötig klein, das machen andere schon genug.“
„Entschuldigung“, sagte ich perplex, den[n] ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte, aber das brachte Nathan noch mehr auf die Palme.
„Entschuldige dich nicht bei mir! Fuck, Mann. Du hast dich vor niemanden[m] zu rechtfertigen oder für irgendetwas zu entschuldigen, außer vor dir selbst. Entschuldige dich niemals dafür[Komma] wer du bist! Wenn du etwas nicht verstehst, dann frag nach und lerne. Aber heul doch nicht rum, dass du nichts weißt. Das ist doch bescheuert.“
„Er ist nicht so weit.[kein Punkt]“, erklang plötzlich Davids Stimme. Zum ersten Mal glaubte ich, Arroganz in seiner Stimme zu hören. Konnte es sein, dass David nie mit uns anderen sprach, weil er sich für etwas Besseres hielt?
Nathan fokussierte mich.
„Noch nicht.[kein Punkt]“, sagte er.
Die hervorstehenden Wangenknochen und eingefallenen Augenhöhlen ließen düstere Schatten und harte Konturen entstehen[das hört sich an, als hätten sich seine Züge gerade verschoben. Wenn du „bilden“ nimmst, ist es vllt besser]. Seine Augen flackerten wie römische Lichter in der Nacht, und ich hatte wieder das Gefühl, sie würden[gäben] mir einen Befehl geben.
„Noch nicht“, wiederholte ich und fügte hinzu: „Aber ich will. Ich will verstehen, wie ihr denkt[Punkt]“,[Neuer Satz:] das wollte ich wahrhaftig. Ich kam mir tatsächlich vor, als hätte ich mein ganzes Leben in einem Schuhkarton verbracht und Nathan war derjenige, der mich nicht nur aus dem Schuhkarton herausziehen konnte[WW], nein, er würde mich in die ganze weite Welt führen können[WW]. Und das wollte ich sehen, ich wollte es erleben.
Ich sagte es ihm, genau so.
Seine Züge entspannten sich, er lächelte.
„Ich habe es dir doch gesagt“, sagte er zu David[Punkt] „Dieser Junge hat was, er ist kein Schaf, er ist ein Wolf wie wir, hungrig nach dem Fleisch des Lebens, keiner, der zu lange das Gras zu seinen Füßen kauen kann, das bereits von der ganzen Herde angeschissen wurde.“
David schwieg.
„Wie kann ich lernen? Worüber habt ihr geredet? Wird Kratom mir den Weg zeigen? Oder andere Drogen?“, fragte ich überschwänglich und vom Rausch enthemmt.
„Nein, Kratom ist höchstens ein schwacher Mentor[Bist Du Dir sicher, dass eine Droge ein Mentor sein kann? Das halte ich für fraglich]. LSD wird dir mehr zeigen, wenn du dich darauf einlässt, aber Drogen sind nur Hilfsmittel. Werkzeuge, die den Lernprozess beschleunigen können, aber nicht zwingend notwendig für ihn sind. Das ist kein Spielzeug. Vergiss das nie. Hierzu gehört viel mehr, als nur Drogen. Es gehört viel Wissen dazu, aber ich kann es dir zeigen.“
„Danke.[kein Punkt]“, sagte ich.
„Du bist selber mir [mir selber] gefolgt. Dank dir selber, dafür, dass du diesen Pfad gewählt hast.“
Und so wurde ich ein Apostel des Propheten Nathan von München, und wie es sich bald zeigen sollte, war ich bei weitem noch[„noch“ streichen] nicht der Letzte. Nathan stand gerade erst am Anfang. [den letzten Satz würde ich streichen]
Wir lagen noch sicherlich eine Stunde im Gras, schwebten im Rausch und Nathan erklärte mir alles, was ich nicht [„nicht“ streichen] vorhin nicht verstanden hatte. Ich kann mich aber, um ehrlich zu sein, nicht mehr wirklich an viel von den[m] ganzen philosophischen und physikalischen Gerede erinnern. Viel mehr als das interessierte mich nämlich Nathan, wie er dachte, wie [er] gestikulierte, wie er einfach die Dinge tat und sagte, die er für richtig hielt, ohne sich einen Dreck um Konventionen[WW] oder die Meinung anderer zu kümmern. Ich mochte den Klang seiner Stimme mehr, als den Inhalt, den sie verkündete.
Ich war angefixt von seinem unkonventionellen[WW] Verhalten und seinen Drogen und eingenommen von seinem Charisma.
Als wir ins Hotel zurückkamen, war es bereits 22 Uhr. Ich war schrecklich müde, die Wirkung des Kratoms war bis auf ein schwaches Wohlgefühl verschwunden. Außer uns war noch niemand von unserer Schule zurück, und sie waren es auch nicht, als wir uns nach dem Duschen schlafen legten. Bevor ich mich umdrehte, sah ich noch einmal zu Nathan hin[r]über. Er lag [genauso] in seinem Bett genau so[dafür dieses „genau so“ streichen], wie vier Stunden zuvor, als ich ihn gefragt hatte, ob er den[n] zur Party gehen würde[ginge]. Mit dem Joint im Mundwinkel blätterte er sich durch die Psychoanalyse. Sie war neben den Drogen das mächtigste seiner Werkzeuge, mit denen er nicht nur in seinem eigenen Kopf herumschraubte [mir gefallen diese Vorgriffe nicht. Sind sie nötig?].
„Nathan“, sagte ich. Er sah nicht auf. „Ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“
Er sah noch immer nicht auf und sagte: „Hast du den Filmen überhaupt gesehen?“
„Welchen Film? Meinst du die Serie Mr. Robot[in Anführungszeichen oder kursiv setzen]?“
„Dachte ich mir. Typisch Postmoderne. Alles kopieren und miteinander vermixen, bis es jeder kennt, aber niemand mehr weiß, woher es kommt.“
„Woher kommt es denn?“, fragte ich neugierig.
„Casablanca[Anführungszeichen oder kursiv], ein schwarzweiß [entweder du deklinierst es oder Du verwendest einen Bindestrich] Mafiafilm von 1942.“
„Hmm“, sagte ich „Danke. Gute Nacht“.
„Gute Nacht.“
Ich drehte mich um und schloss die Augen, aber ich brauchte lange, bis ich wirklich einschlief. In meinem Kopf begann [er kann nicht einschlafen, weil sie sich dreht, oder kein Ende findet, sich windet, aber nicht, weil sie beginnt, oder?] eine Gedankenschleife.
Was, wenn alle Kunst, alle Schrift, alle Filme, alle coolen Zitate nur eine Kopie oder eine veränderte Kopie von einer Kopie von einer Kopie gemischt mit einer Kopie von einer Kopie und so weiter war? Die Sprüche von heute, die Kopien der von gestern, die Filme von heute, Kopien von Hamlet, Hamlet [als/nur] eine Kopie von griechischen Dramen, die griechische[n] Dramen eine Kopie der Göttersagen, die Göttersagen eine veränderte Kopie der Naturreligionen und so weiter und so weiter. Gab es dann überhaupt Originale? Was war noch echt und authentisch und was war nur der Mix allem vorhergegangen[en]? In diesem Gedankenkarussell gefangen, sank ich in einen tiefen Schlaf[gerade konnte er doch gerade wegen der Gedanken nicht einschlafen, und jetzt schläft er trotzdem ein?]. Das erste Mal erlebte ich dabei auch die wirren, surrealen Opioidträume, die das Kratom verursacht, aber ich vergaß ihren Inhalt, kaum dass ich die Augen wieder öffnete. Sie hinterließen einen verwirrenden, kunterbunten Nachgeschmack.

Du hast Dir hohe Ziele gesetzt, das Thema und die Figurenzeichnung sind sehr ambitioniert, Du willst in jeder Hinsicht sehr viel ... aber ich fürchte, Du solltest noch ein wenig an den Charakteren und an den Dialogen arbeiten. Auch inhaltlich sind die Dialoge mE noch nicht so tiefschürfend, wie Du sie gerne hättest, zumindest schätze ich Dich so ein, dass sie es sein sollen.

Insgesamt muss ich sagen, dass mir das zweite Kapitel nicht so sehr gefallen hat wie das erste. Ich weiß nicht, ob Du Somerset Maugham kennst (ich mag ihn sehr, wie Du an meinem Standardzitat unten erkennst smile, aber er hat einige Protas weise Männer kennenlernen lassen und diese haben weniger vortragsmäßig auf den "Schüler" eingewirkt, was wesentlich sympathischer und natürlicher wirkt. Nathan doziert regelrecht (hier wiederhole ich mich, aber das hat mich nach einer Weile einfach gestört), es ist nicht charmant verpackt. Ich würde hier mehr auf Dialog setzen, Daniel mehr Wissen fordern lassen, statt dass Nathan ungefragt so viel auf einmal ausspuckt. Er wirkte anfangs so unzugänglich, und jetzt entpuppt er sich so ziemlich als das Gegenteil. Und das, was er sagt, sind keine einzigartigen Erkenntnisse, es streift hier ein bisschen Philosophie, dort ein bisschen Physik und ein wenig Chemie, ein wenig Namedropping als Garnitur. Mir ist auch seine Wirkung auf Daniel nicht klar geworden. Was tut er denn, um auf einmal der "Messias" zu sein? Er kennt eine Droge, die Daniel nicht kannte, ansonsten hängen sie zugedröhnt zusammen ab, philosophieren ein wenig herum und amüsieren sich wie etliche Jugendliche spätabends auf einem leeren Spielplatz.
Bei den Drogenschilderungen bewegst Du Dich zwischen "Trainspotting" und einer Cobain-Biographie, nur weiß ich noch nicht recht, worauf Du hinaus willst. Ein Anti-Drogen-Roman wird es eher nicht. Aber reflektierst Du Nathans Drogenkonsum noch? Willst Du die Drogen rein positiv als bewusstseinserweiterndes Mittel darstellen, das Daniel die höhere Erkenntnis bringt? Ich wäre vorsichtig, ob das ein guter Weg ist.
Und zur Verortung: Ich habe sehr große Zweifel, ob Unterhaching eine passend durchgeknalle Drogenszene bietet. Ein schwieriges Terrain ist mWn momentan der Frankfurter Bahnhof (s. FAZ); Städte an der tschechischen Grenze wie u.a. in Sachsen oder der Oberpfalz haben ein großes Meth-Problem etc. pp. - da kann Unterhaching eher nicht mithalten.

Es ist nicht schlecht, das wollte ich keinesfalls sagen. Der Text ist eine gute Basis, auf der Du einiges aufbauen kannst. Aber es fehlt noch etwas Feinschliff, denke ich.

Liebe Grüße
Selanna


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
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