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firstoffertio
Show-don't-Tellefant

Beiträge: 6083 Wohnort: Irland
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 01.12.2016 20:00 Herausgeholt von firstoffertio
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Herausgeholt
Die Frau hat vier Gesichter. Sie ist in Begleitung zweier Männer, der eine fast noch ein Junge, der andere ein Greis. Alle drei stehen einfach nur da.
Die Frau hat vier Gesichter. Sie schaut mich mit ihrem herzförmigsten Gesicht nicht wirklich an. Ihre Augen wirken wie Schlitze. Sieht sie mich? Dieses Gesicht zeigt ein freundliches, leises, weises Lächeln.
Hingegen sind Augen und Münder ihrer Begleiter geöffnet. Sie ist in Begleitung zweier Männer. Der eine fast noch ein Junge, der andere ein Greis. Alle drei stehen einfach nur da.
Die Frau hat vier Gesichter. Sie schaut mich mit ihrem herzförmigsten Gesicht nicht wirklich an. Ihre Augen wirken wie Schlitze. Sieht sie mich? Dieses Gesicht zeigt ein freundliches, leises, weises Lächeln. Die Frau trägt ein unförmiges Kleid. Sie ist korpulent. Die Unförmigkeit des Kleiderschnitts wird wettgemacht durch die Farbigkeit des Gewands, und durch die ornamentalen Muster, die es rundherum aufweist. Dabei bleibt es dezent und ist ganz und gar nicht aufdringlich.
Hingegen sind Augen und Münder ihrer Begleiter geöffnet. Sie ist in Begleitung zweier Männer. Der eine fast noch ein Junge, der andere ein Greis. Beide Männer tragen rote Mützen. Der eine, trotz seiner Jungenhaftigkeit, einen Bart. Außerdem einen durchlöcherten Mantel. Die Löcher sind so perfekt rund, dass sie mir beabsichtigt, als Teil des Designs, erscheinen. Die Mütze des Greises hingegen ist zerknautscht. Sein Mantel von gelblicher Farbe, und dieser hat Schlitze. Ich muss an die Mode des 16. Jahrhunderts denken, doch quillt bei ihm kein Unterstoff aus den Schlitzen hervor. Seine ganze Erscheinung erinnert mich an eine Morchel.
Alle drei stehen einfach nur da.
Woher ich weiß, dass die Frau vier Gesichter hat? Ich bin um sie herum gegangen. Währenddessen sagte der Jüngere: “Die Gedanken sind frei.” Und der Greis fragte: “Wer kann sie erraten?” Die Frau blieb stumm. Ich fragte mich, ob sie viererlei Gedanken gleichzeitig denkt, hinter ihren vier Gesichtern. Und konnte keinen erraten.
“Sie spricht nicht oft, nicht zu jedem”, klärte der Greis mich auf.
Und der Jüngere begann zu singen: “S'gibt koa Ding, wo net hätt sei eigens Liad.”
Ich fragte, woher sie kämen, die drei.
Und weiß nun: Die drei kommen aus dem Niemandsland.
“Aus deinem Niemandsland,” betonte der Greis. “Jeder Mensch hat sein eigenes, wozu kein anderer Zugang hat, nicht einmal Wegerecht. Darum kann keiner es beanspruchen, niemand darum Kriege kämpfen. Im Grunde will es auch niemand anderer wirklich haben. Es ist weder von ökonomischem, politischem, menschengesellschaftlichem noch wissenschaftlichem Wert. Es ist zu unabhängig.”
“Außer, wenn du darüber sprichst”, warf der Jüngere ein.
“Nicht unbedingt”, entgegnete der Greis. “Aber diese Gefahr besteht, ja.”
Ich befürchtete, dies würde eine längere Diskussion zwischen den beiden werden, denn der Jüngere begann wieder zu singen: “Hört die jungen Leute sagen, dass wir offne Worte wagen.”
Aber nun schaltete sich die Frau ein. Ihre vier Gesichter sangen vierstimmig im Chor: “Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht in deinem Kopf, dann sind sie nirgendwo.(1)”
Das klang wunderschön.
Es war, als träfe man eine Frau mit vier Gesichtern. Sie schaute einen mit ihrem herzförmigsten Gesicht nicht wirklich an. Ihre Augen wirkten wie Schlitze. Sieht sie mich, würde man sich fragen. Dieses Gesicht zeigte ein freundliches, leises, weises Lächeln. Die Frau trüge ein unförmiges Kleid. Sie wäre korpulent. Die Unförmigkeit des Kleiderschnitts würde wettgemacht durch die Farbigkeit des Gewands, und durch die ornamentalen Muster, die es rundherum aufweisen würde. Dabei bliebe es dezent und wäre ganz und gar nicht aufdringlich.
Hingegen wären Augen und Münder ihrer Begleiter geöffnet. Sie wäre in Begleitung zweier Männer. Der eine fast noch ein Junge, der andere ein Greis. Beide Männer trügen rote Mützen. Der eine, trotz seiner Jungenhaftigkeit, einen Bart. Außerdem einen durchlöcherten Mantel. Die Löcher so perfekt rund, dass sie uns beabsichtigt, als Teil des Designs, erschienen. Die Mütze des Greises hingegen wäre zerknautscht. Sein Mantel von gelblicher Farbe, und dieser hätte Schlitze. Wir müssten an die Mode des 16. Jahrhunderts denken, doch quölle bei ihm kein Unterstoff aus den Schlitzen hervor. Seine ganze Erscheinung erinnerte uns an eine Morchel.
“Aber was ist mit den Händen?” fragte ich. “Ich sehe eure nicht.”
“Sie sind stumm”, antwortete das erste Gesicht der Frau.
“Sie können schreiben”, sagte das zweite.
“Erschaffen, machen”, das dritte.
Und das vierte, herzförmigste erklärte mir: “Du hast uns mit ihnen aus deinem Niemandsland geholt.”
Der Greis kicherte. Es wäre Nacht geworden. Der Jüngere sänge nun, fast aufmüpfig: “And if I ever lose my hands, lose my plough, lose my lands … Yes if I ever lose my mouth ...(2)”
Ich tanzte mit der Frau im Mondschatten. “Was wirst du beim nächsten Mal aus deinem Niemandsland holen?”, fragte sie mich dabei.
“Ich weiß es noch nicht. Ich war dort noch nicht überall. Es ist so groß, und mit jedem Tag wird es größer. Eine Tänzerin, die dir gar nicht ähnelt, ist schon fast draußen. Sie muss aber erst in den Brennofen. Und Ergebnisse verschiedener Tests müssen dort noch verarbeitet werden. Erfahrungen mit mir neuen Geräten. Haufenweise neue Nachrichten, jeden Tag. Es braucht Zeit, bis all das im Niemandsland registriert und bearbeitet wird. Aber heute traf ich dort eine Frau mit vier Gesichtern. Sie schaute mich mit ihrem herzförmigsten Gesicht nicht wirklich an. Ihre Augen wirkten wie Schlitze. Sah sie mich? Dieses Gesicht zeigte ein freundliches, leises, weises Lächeln. Die Frau trug ein unförmiges Kleid. Sie war korpulent. Die Unförmigkeit des Kleiderschnitts wurde wettgemacht durch die Farbigkeit des Gewands, und durch die ornamentalen Muster, die es rundherum aufwies. Dabei blieb es dezent und war ganz und gar nicht aufdringlich.
Hingegen waren Augen und Münder ihrer Begleiter geöffnet. Sie war in Begleitung zweier Männer. Der eine fast noch ein Junge, der andere ein Greis. Beide Männer trugen rote Mützen. Der eine, trotz seiner Jungenhaftigkeit, einen Bart. Außerdem einen durchlöcherten Mantel. Die Löcher waren so perfekt rund, dass sie mir beabsichtigt, als Teil des Designs, erschienen. Die Mütze des Greises hingegen war zerknautscht. Sein Mantel von gelblicher Farbe, und dieser hatte Schlitze. Ich musste an die Mode des 16. Jahrhunderts denken, doch quoll bei ihm kein Unterstoff aus den Schlitzen hervor. Seine ganze Erscheinung erinnerte mich an eine Morchel.”
Nun kicherten alle drei, die Frau mit ihren vier Gesichtern gleichzeitig. Es dauerte lange, bis sie sich beruhigt hatten.
Nur allmählich verstummten sie wieder.
(1) Andre Heller
(2) Cat Stevens
Weitere Werke von firstoffertio:
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MoL
Quelle

Beiträge: 1935 Wohnort: NRW
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 03.12.2016 23:16
von MoL
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8 Federn von mir.
Lieber Autor (Ich denke ich weiß, wer du bist ...?)!
Deine Geschichte ist ... hypnotisch. Saugt mich ein, immer wieder. Strudelig. Sehr geil. Gefällt mir unheimlich gut.
Auch wenn ich das Gefühl habe, noch nicht alles verstanden zu haben.
Läuft.
LG, MoL
_________________ NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
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Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021. |
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Constantine
Bücherwurm

Beiträge: 3512
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 04.12.2016 02:13
von Constantine
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Bonjour,
im Vergleich zum Beitrag Der Platz am Borstener Feld finde ich deine Wiederholungen gelungener und passender zum Text. Die Themenvorgaben sind prima erfüllt.
Du hast es in meine Top Ten geschafft: sept points.
Merci beaucoup,
Constantine
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Literättin
Exposéadler
 Alter: 57 Beiträge: 2078 Wohnort: im Diesseits
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 04.12.2016 17:51
von Literättin
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Diese Geschichte bereitet mir wahrlich Kopfzerbrechen, obwohl sie irgend etwas hat, ein bisschen Alice im Wunderland, das mich nicht loslässt und das, obwohl ich dieses bizarre Figuren-Trio nicht mag. Sie wirken beunruhigend, kicherig-düster, albern und doch unter Spannung setzend und stammen zu allem Überfluss auch noch aus dem Niemandsland des "Ich". All dies kombiniert sich in mir zu einer befremdlich selbst-entfremdenden Stimmung.
Also: Eine Art weiblicher viergesichtiger Buddha und zwei Gartenzwergen ähnliche Gnome, die ein wenig daherreden und Lieder singen. Dies in einer sich selbst erweiternden Wiederholungsschleife. Dass diese drei Figuren zu Anfang noch eine Frau und zwei Männer genannt werden, das bleibt nicht eine Sekunde hängen, so wirklich figurenhaft (ich muss beinahe an Wurzelseppähnliche Staubfänger in Omas düsterer Eichenfurnier-Schrankwand denken) kommen sie daher.
Aus all dem werde ich nicht so recht schlau. Dennoch zieht mich eines in den Bann: Dass der Text wieder und wieder neu ansetzt. Das hat etwas sogartiges und ich widme mich diesen Figuren, obwohl ich am liebsten vor ihnen Reißaus nehmen, ihren Singsang und ihr Gerede abschütteln will.
Hier gibt es für mich so gar keine Rätsels-Lösung in irgendeine Richtung. Und merkwürdiger Weise brauche ich ab irgendwann auch keine mehr. Die Liedtexte scheinen so zusammenhanglos wie die zusammengewürfelten Figuren in ihren präzise beschriebenen Bekleidungen. Entweder hat hier alles eine Bedeutung oder nichts und vielleicht ist das eine so egal wie das andere.
Vielleicht ist das ganze einfach nur ein spontan entstandenes bizarres Bild des Autoren, der alles vergessen und wie neu losgelegt hat. Ein Experiment?
Eines schafft dieser Text jedenfalls: Ich kann ihn nicht vergessen. Das Herzförmigste geistert in meinem Kopf herum und das ausklingende Bild, dass es dauert, bis sie sich beruhigen.
Das Niemandsland schwächelt ein wenig behauptet herum, ist aber benannt und als Niemandsland eines jeden Menschen auch ansatzweise sinnig. Ich schätze, es ist die kreative Phantasie, der Ort, in dem Dinge entstehen, bevor sie eingeordnet werden, obwohl ja wiederum der Bearbeitungsprozess im Niemandsland dem widerspräche. Der Neuanfang wird hier im Text selbst immer wieder durchexerziert: Als sei aller vorher vergessen. Und dann wiederholt es sich doch. In scheinbar sinnlos sich erweiternden Variationen, bis hinein in den Konjunktiv. Insgesamt verunsichernd. Ist das das Ziel?
So richtig gepackt hat mich dieser Text nicht. Dass er im Gedächtnis bleibt ist der leisen Beunruhigung geschuldet, die er in mir hinterlässt, eine Art unheimlicher, alberner Grusel, eine Art Fremdheits- oder Entfremdungsgefühl, als sei etwas verschoben worden, das sich nicht orten lässt ...
Ich ahne, dass so "anspruchsvoll, mehrschichtig", präzise und fein dieser Text gearbeitet ist, er mir doch starr, hölzern und bizarr rüberkommt und ich ahne, dass es vor allem diese hölzerne Starre ist, die mir mein persönliches Unbehagen bereitet.
Je länger ich schreibe und je öfter ich diesen Text lese, umso unsicherer werde ich hier mit der Punktevergabe. Der Verfasser wird's ja sehen. Ich auch. Bzw. umgekehrt.
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Oktoberkatze
Eselsohr
 Alter: 57 Beiträge: 321
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 06.12.2016 22:08
von Oktoberkatze
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Thema: seh ich im übertragenen Sinn gut erfüllt
Motto: formal und inhaltlich ansprechend umgesetzt
Inhalt: sehr bildreicher Text
Fazit: hat mir sehr gut gefallen, 7 Punkte
_________________ Die meisten Denkmäler sind innen hohl |
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Heidi
Reißwolf
H Alter: 41 Beiträge: 1496 Wohnort: Hamburg
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Lapidar
Bücherwurm
 Alter: 60 Beiträge: 3364 Wohnort: in der Diaspora
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 07.12.2016 19:45
von Lapidar
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Eine interessante Fuge.
ich nehme an, dein Niemandsland ist deine Fantasie und deine schöpferische Schriftstellergedanken.
Sehr mystisch.
_________________ "Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym. |
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tronde Klammeraffe
T
Beiträge: 540
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T 07.12.2016 21:36
von tronde
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Hallo!
Das Motto finde ich sehr gut umgesetzt. Sprachlich sind die Variationen ok und auch in der Wiederholung nicht langweilig, aber der Inhalt packt mich nicht.
Für mich wirkt es so, als soll die Inspiration aus dem Niemandsland kommen; das finde ich nicht und daher hadere ich mit der Themenumsetzung.
Wohl keine Punkte.
Liebe Grüße
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V.K.B.
[Error C7: not in list]
 Alter: 50 Beiträge: 5797 Wohnort: Cocytus
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 08.12.2016 00:16
von V.K.B.
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Hallo Inko,
interessante Geschichte. Sehr abgefahren. Gerne gelesen. Die Niemandsland-Vorgabe ist gut umgesetzt, das Neu-Anfangen hingegen wirkt recht bemüht. Schon fast nerven die sich ständig wiederholenden Passagen. Ich kann außer einem Stilmittel, um der Vorgabe gerecht zu werden, auch keinen wirklichen Wert für die Geschichte darin sehen.
Trotzdem gerne gelesen, die Geschichte hat irgendwie was. Ich hoffe, dass ich noch ein paar Punkte dafür übrig habe. Aber leider kann man nur 10 Texte bewerten, mal sehen, ich hab noch nicht alles durch.
Edit: Nach langer Überlegung, ewigen Vergleichen, alles vergessen und immer wieder von vorne beginnen wie neu, meine endgültige Wertung: leider nicht in meine Top Ten geschafft und von daher keine Punkte. Was aber nicht heißt, dass dich die Geschichte jetzt schlecht fand, eigentlich habe ich alle gerne gelesen. Aber da man nur zehn bepunkten kann, muss der Rest eben leer ausgehen, auch wenn's schwer fällt.
_________________ Song of my soul
my voice is dead
die thou unsung
as tears unshed
shall dry and die
in Lost Carcosa |
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holg
Exposéadler
 Moderator
Beiträge: 2271 Wohnort: knapp rechts von links
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 08.12.2016 13:10
von holg
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Ich sehe das Thema Niemandsland und die Vorgabe Neuanfang umgesetzt.
Aber ich verstehe den Text nicht. Das ist mir zu kryptisch, zu Neblig. Es geht um Erschaffen, Erkiesen, Gebären einen kreativen Akt; mystifiziert verschwommen, unscharf.
Ich mag den Text nicht. Da er die Vorgaben einhält, wird er wohl dennoch Punkte bekommen.
_________________ Why so testerical? |
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Seraiya
Mondsüchtig

Beiträge: 938
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 08.12.2016 22:51
von Seraiya
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Hallo Inko,
Leider kann ich aufgrund von Zeitmangel nicht alle Texte so kommentieren, wie ich es gerne würde und wie sie es verdienen.
Hier hat mich zunächst überrascht, dass ich die Wiederholungen immer wieder mitgelesen habe, anstatt sie zu überspringen. Kompliment dafür. Ich bin noch nicht ganz sicher, was dieser Text will, was er aussagen möchte. Es bleiben Fragen zurück, was mir gefällt, doch auch Verwirrung.
Eigentlich gefällt er mir, doch ich glaube, dass ich ihn nicht gänzlich verstanden habe.
LG,
Seraiya
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Michel
Bücherwurm
 Alter: 51 Beiträge: 3656 Wohnort: bei Freiburg
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 09.12.2016 21:12
von Michel
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Ich fremdle. Nicht mit dem surrealen Bild von den vier Gesichtern, nicht mit der stetig erweiterten Permutation des Ursprungsbildes, sondern weil ich beim Lesen gleichsam im Niemandsland verloren gehe. (Das mir übrigens zu offensichtlich genannt wird.) Das Lachen bleibt den Figuren, mir bleibt die Ratlosigkeit.
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hobbes
Tretbootliteratin
 Moderatorin
Beiträge: 4639
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 09.12.2016 23:34
von hobbes
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Den Text verstehe ich (noch) nicht. Die Frau mit den vier Gesichtern verstehe ich nicht. Aber das sie aus dem Niemandsland geholt wurden, das mag ich total.
Ich komme also wieder und das gerne.
Und den Greis mag ich auch. So ein schönes Wort. Morchel auch.
Oh, ich habe gerade mal nachgeschaut, wie eine Morchel aussieht. Nun finde ich das schon gar nicht mehr so hübsch. Aber nun ja, daran soll es nicht scheitern.
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weltensegler
Wortedrechsler

Beiträge: 88 Wohnort: Nürnberg
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 12.12.2016 12:42
von weltensegler
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Absolut fesselnder, surrealistischer Moment, der mich irgendwie an die Welt von Michael Ende erinnert. Sehr schön
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rieka
Sucher und Seiteneinsteiger

Beiträge: 983
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 12.12.2016 14:03
von rieka
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Für meine Begriffe ist dir eine hervorragende Darstellung des inneren Niemandslands des Protagonisten, in 3 Gestalten symbolisiert, gelungen.
Die Darstellung dieser fantastischen inneren Welt, die dadurch natürlich aus dem ‚Niemand‘ HERAUSGEHOLT wird, wie der Titel sagt, dadurch kein Niemandsland mehr ist, beeindruckt mich. Schöne Parabel.
Beneidenswert, wer mit solchen Bildern gefüllt ist. Inco, du bist gemeint!
Die mehrmalige Wiederholung der Beschreibung der Gestalten – musste sie sein? Sie weckt Fragen in mir. Wäre der Inhalt nicht auch ohne das rübergekommen? Hast du damit die Zeichenmenge erfüllt? Hast du damit einen inneren Tanz dargestellt? Einen Rhythmus hat der Text dadurch bekommen, das hat, nicht hinsichtlich des Inhaltes und der Aussage, aber des Klangs wegen mein Interesse gesteigert. Welche Bedeutung hat das? Ich wüsste es gern von dir.
7 Punkte
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Municat
Eselsohr
 Alter: 55 Beiträge: 380 Wohnort: Zwischen München und Ingolstadt
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 12.12.2016 14:11
von Municat
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Lieber unbekannter AUtor
Über was lachen denn die Kreaturen aus der Gedankenwelt des Erzählers am Schluss Deiner Geschichte so herzhaft? Darüber, dass ihnen der Hausherr der Gedanken von genau der Situation erzählt, in der sie gerade selbst sind, oder darüber, dass er glaubt, seine Gedanken registrieren lassen zu können?
Die letzten Bilder stehen im Konjunktiv. Willst Du damit sagen, dass der Herr der Gedanken (also der Erzähler) mehr Distanz zu den Kreaturen entwickelt, die er selbst aus dem Rech seiner Gedankenwelt holt? Vielleicht, weil er zu viel über sie nachdenkt? Zuerst nimmt er sie direkt wahr, anschließend reflektiert er. Bei den Ergebnissen verschiedener Tests habe ich mich gefragt, ob die Person, die hier mit ihren eigenen Gedanken kommuniziert, vielleicht von anderen Menschen, die diese Fähigkeit verloren haben, für verrückt gehalten wird. Vielleicht steckt er in einer Klinik und wird untersucht. Die Idee, dass man die Freiheit der eigenen Gedanken aufgibt, wenn man über sie redet, ist für Therapeuten jedenfalls fatal.
Umsetzung der Vorgaben
Das Niemandsland besteht hier ganz klar in den Gedanken des Erzählers. Das Bild, das Du zeichnest, ist interessant.
Die wiederkehrenden Neuanfänge werden über die Tatsache transportiert, dass der Erzähler immer wieder die selben Kreaturen beschreibt - mit kleinen Abweichungen sogar in den selben Worten. Es wirkt, als würde er alles, was er zuvor schon gesagt (gedacht) hat, wieder vergessen.
Abgrenzung zur Unterhaltungsliteratur ... ja, schon. Hintergründig ist der Text auf jeden Fall.
Stilistisch ist mir nichts ins Auge gesprungen, was den Gesamteindruck stört. Man muss ich auf den Text einlassen, dann übernimmt die teilweise märchenhafte Erzählweise einen Teil des Bildes, das entsteht.
Meine Bewertungen gebe ich erst ab, wenn ich alle Texte kommentiert habe.
_________________ Gräme dich nicht, weil der Rosenbusch Dornen hat, sondern freue dich, weil der Dornbusch Rosen trägt  |
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bamba
Eselsohr

Beiträge: 202
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 13.12.2016 15:07
von bamba
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Sehe die Szene mit der Frau wie eine Bühnensituation. Die Wiederholungen verstehe ich nicht und frag mich, gab es nicht mehr zu erzählen? Sorry, keine Punkte.
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Tjana
Reißwolf
 Alter: 62 Beiträge: 1932 Wohnort: Inne Peerle
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 13.12.2016 19:33
von Tjana
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Das wäre auch meine Idee gewesen, das Niemandsland in einem selbst, wenn ich denn hätte mitschreiben können.
Das Vergessen und neu machen, fehlt mir allerdings. Wahrscheinlich erkenne ich es nur nicht. Genauso, wie mir die Wiederholung ganzer Passagen zu viel ist, mich an „ich packe meinen Koffer und lege hinein …“ denken lässt und durch diese unfreiwillige Komik aus dem Text reißt.
_________________ Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein) |
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Jenni
Papiertiger

Beiträge: 4303
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 14.12.2016 13:39
von Jenni
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Dieses Niemandsland ist Phantasien. Es wächst und enthält alles, was der Protagonist sich vorstellt (in dem Moment, in dem er es sich vorstellt).
Er holt also diese drei Figuren hervor, erschafft sie damit, und erschafft sie, indem er sie immer wieder neu zu begreifen und beschreiben versucht.
Thema und Motto sind damit unbedingt umgesetzt.
Aber dann setzt es schon aus. Ich habe wirklich versucht dahinterzusteigen, was die Symbolik dieser Figuren anbelangt. Tausend und keine Anhaltspunkte gibst du da. Alles vage, nichts konkret. Nichts konkret außer ihre Kleidung, die so genau beschrieben wird - im Gegensatz zum Beispiel zu Mimik oder Verhalten der Figuren. Und wie belanglos, was sie äußern. Was bedeutet aber ihre Kleidung?
Drei Figuren, oh wie symbolträchtig, und was kann das alles heißen. Freud? Märchenlogik?
Der junge und der alte Mann stellen die Zeit dar vielleicht oder Vergänglichkeit. Die Frau die Gegenwart? Die Frau, die in alle Himmelsrichtungen schaut. Hat das etwas mit Göttichlichkeit zu tun? Buddha wird manchmal mit vier Gesichtern dargestellt - und wie ich dann so suche, finde ich, dass es im christlichen Glauben ebenfalls Engelswesen mit vier Gesichtern gibt.
Das alles so - vielleicht hat das alles ja nur vorgeblich eine höhere Bedeutung. Oder ich muss am Freitag lesen, wie blöd ich bin, weil ich etwas überlesen, nicht begriffen, oder nicht gewusst habe. Ich mag das nicht, diese artifizielle Rätselhaftigkeit.
Wenn der Text von mir Punkte bekommt, dann deshalb, weil er mich beschäftigt hat. Ich entscheide das am Ende im Vergleich.
2 Punkte.
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nebenfluss
Show-don't-Tellefant

Beiträge: 5523 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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 16.12.2016 02:36 Re: Herausgeholt von nebenfluss
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Hallo Inko,
diesen Text habe ich leider nicht verstanden, oder, wie man in einem E-Wettbewerb wohl zutreffender sagt: Ich habe keinen sinnstiftenden Zugang zu ihm gefunden.
Ich mochte diesen Satz bzw. Gedankengang:
Zitat: | Ich fragte mich, ob sie viererlei Gedanken gleichzeitig denkt, hinter ihren vier Gesichtern. |
und auch dieses, hm, Jahrmarktmäßige der Szenerie.
Habe rumgedacht, in welcher Beziehung Ich zu diesen Figuren stehen könnte, aber weder ihre Beschreibung noch die - auf mich sehr gekünstelt wirkenden - Sätze und Zitate haben mir dazu etwas erschlossen.
Vielleicht will das hermetisch bleiben, vielleicht keine Deutung vorgeben ... oder es gibt eine ganz konkrete Deutung und der Schreibende wollte herausfinden, ob man sie erkennt?
Bin gespannt, ob es jemand 'geschafft' hat.
************
Vorgaben & Punktevergabe:
Niemandsland: befindet sich in dem/der Prota, aber was es symbolisieren soll, habe ich nicht begriffen.
immer wieder neu(anfangen): macht der Text, denkt die Prota, aber auch hat hier es bei mir nicht gefunkt.
Deshalb leider keine Aufnahme in die Punktränge.
_________________ "Ich bin Ethan Figman. Ich bin der Trickfilmberater Ihrer Tochter, Mrs Jacobsen."
(Meg Wolitzer, "Die Interessanten") |
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firstoffertio
Show-don't-Tellefant

Beiträge: 6083 Wohnort: Irland
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 18.12.2016 23:08
von firstoffertio
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MoL hat Folgendes geschrieben: | 8 Federn von mir.
Lieber Autor (Ich denke ich weiß, wer du bist ...?)!
Deine Geschichte ist ... hypnotisch. Saugt mich ein, immer wieder. Strudelig. Sehr geil. Gefällt mir unheimlich gut.
Auch wenn ich das Gefühl habe, noch nicht alles verstanden zu haben.
Läuft.
LG, MoL |
(War ich's?) Egal.
Es freut mich, wie du meinen Text beschreibst: Strudelig. Saugt mich ein, hypnotisch. Da ist mir doch etwas gelungen.
Es ging mir nicht darum, etwas Bestimmtes zu verstehen zu geben, mach dir also nicht zu viel daraus, wenn du das nicht findest. Da ist keine bestimmte Botschaft, eher ein Angebot, etwas damit anzufangen. Wenn nicht, dann nicht.
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firstoffertio
Show-don't-Tellefant

Beiträge: 6083 Wohnort: Irland
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 18.12.2016 23:13
von firstoffertio
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Constantine hat Folgendes geschrieben: | Bonjour,
im Vergleich zum Beitrag Der Platz am Borstener Feld finde ich deine Wiederholungen gelungener und passender zum Text. Die Themenvorgaben sind prima erfüllt.
Du hast es in meine Top Ten geschafft: sept points.
Merci beaucoup,
Constantine |
Danke, Constantine. Dass du die Themenvorgaben erfüllt siehst, und die Wiederholungen gelungen und passend findest, freut mich. Dieser Text ereignet sich sicher mehr auf einer "formalen" Ebene denn auf einer erzählerischen.
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