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Textprobe aus Das Vermächtnis der Idun


 
 
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lengulins
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
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Beiträge: 33



L
Beitrag21.11.2016 11:12
Textprobe aus Das Vermächtnis der Idun
von lengulins
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo, ich freue mich Euch eine Textprobe vorzulegen und erwarte Eure vernichtende Kritik. Es handelt sich um ein Jugend Fantasy-Liebesroman für etwa 12-16 Jährige. Vielen Dank für Eure Mühe!

* * *
Eine Zeitung hing in der Klappe fest, eine Weitere und ein Werbeprospekt fielen mir zusammen mit zwei Briefen entgegen.
Einer der beiden Umschläge schwebte schwungvoll auf den nassen Asphalt. Lissi bückte sich und las den mit vornehmen Lettern bedruckten Absender laut vor: »Institut für Molekularpathologie und Gendiagnostik Genf, Abteilung forensische Genetik.« Sie runzelte die Stirn und reichte mir das Kuvert. »Der ist an dich adressiert.«
Mit einem flüchtigen Blick registrierte ich den Absender. »Bestimmt irgendwelche Werbung.« Ich legte ihn zu der übrigen Post und öffnete das kleine Gartentor.
»Forensische Genetik. Weißt Du, was die machen?« Lissi holte Luft und während sie mir folgte, schwafelte sie geschäftig weiter. »Die erstellen Abstammungsgutachten oder identifizieren Leichen für die Rechtsmedizin.«
»Ja sicher, und warum sollten sie ausgerechnet mich …?« Ich stoppte abrupt im Satz. Das war merkwürdig. Ich war gerade dabei die Haustür aufzuschließen, als mir auffiel, dass beide Briefe vom selben Absender stammten. Beide waren an mich gerichtet und beide sahen wirklich nicht aus, als handelte es sich um Infobroschüren für Dopingtests.
»Hast du etwas in Auftrag gegeben?«
»Nein, natürlich nicht!« Ich konzentrierte mich auf das Schloss, öffnete die Eingangstür und lies meine Tasche in die Ecke fallen.
Lissi kam mir nach und zog sich einen Handschuh von den Fingern. »Deine Eltern?«
»Nicht dass ich wüsste.«
Ich legte die Post auf den kleinen Schrank im Flur und entledigte mich meiner Jacke und der nassen Schuhe. Mein Blick fiel immer wieder zu den beiden Briefen, welche obenauf lagen.
»Vielleicht solltest du sie öffnen.« Lissi hüpfte auf einem Bein und hatte den Fuß mit dem schwer abzuziehenden Schuh in den Händen. »Sie sind immerhin an dich adressiert.« Sie war sichtlich neugierig:
»Denkst Du wirklich?« Theoretisch machte ich keine Post auf, die mich nichts anging. Es handelte sich scheinbar um offizielle Dokumente. Vielleicht hatten meine Eltern etwas bei diesem Institut angefordert.
Ich schnappte mir die Briefe und eilte ins Wohnzimmer voraus.
Lissi kam mir nach und setzte sich neben mich auf die Couch. »Eigentlich darf niemand ohne dein Einverständnis so einen Test durchführen.«
»Vielleicht ist es ja auch gar kein Test. Vielleicht sind es ja nur statistische Erhebungsbögen.«
»Na dann ist es ja auch nicht weiter schlimm, wenn du ihn öffnest.« Lissis Logik war manchmal genauso nervend wie einleuchtend. Sie saß mit verschränkten Armen in die Polster zurückgelehnt und hatte diesen »Ist mir eigentlich egal, was du machst, aber ich würde es tun«- Blick drauf.
Ich nahm den obersten Brief und betrachtete ihn im Licht. Man konnte nicht hindurchsehen und die Gummierung schien sich nicht lösen zu lassen, ohne das Kuvert zu beschädigen.
»Mach ihn schon auf!«, bettelte sie.
Unentschlossen griff ich zu einem Kugelschreiber und steckte das vordere Ende in die kleine Öffnung am oberen Umschlagrand.
Lissi weitete die Augen und zuckte ungeduldig mit den Schultern. »Na mach schon!«, stöhnte sie, als ich zögerte.
Ich hebelte an dem Stift und riss das Papier geradlinig am Falz auf. Zwei Schriftstücke lagen darin. Am Anschreiben hing ein dünner Zettel, der Durchschlag eines labortechnischen Untersuchungsergebnisses. Ich zerrte die Dokumente aus dem Kuvert und überflog die Zeilen. Das Erste was mir ins Auge fiel, war eine der oberen Betreffzeilen: »Genetisches Abstammungsgutachten (short tandem repeat DNA-Analyseverfahren)«. Das Schreiben verwies auf die von mir angeblich zur Verfügung gestellten Proben und die nun darauf aufbauende, abgeschlossene Analyse. Dabei wurde noch einmal im Detail auf die Vorgehensweise und die Genauigkeit des Testverfahrens eingegangen, bis am Ende des Schriftstückes, die beiden dick hervorgehobenen Zeilen das Ergebnis der Untersuchung verkündeten. »Bei der Überprüfung aller 23 getesteten DNA- Kombinationen und dem anschließenden Vergleich kamen wir zu folgendem Ergebnis: Die DNA der Probe 1 (Herr Steve Arnold) stimmt nicht mit der DNA aus Probe 2 (Frau Harper Arnold) überein. Ein Verwandtschaftsverhältnis kann zu 100% ausgeschlossen werden.«
Entrüstet ließ ich die Arme auf meine Beine fallen und starrte die Zeilen böse an. »Das ist ein Fake!«
Lissi hatte sich zu mir gebeugt und nahm mir das Schreiben aus der Hand. Das dünne Durchschlagpapier verblieb auf meinen Knien. Die Überschrift lautete DNA Band Reports. Es zeigte mehrere, mir nichts sagende, Diagramme. Vermutlich der direkte Beweis ihres Ergebnisses.
»Hier steht, dass dein Dad nicht dein leiblicher Vater ist.«  Lissi studierte fasziniert die Zeilen. Meine Verwirrt- und Unsicherheit schien sie nicht zu bemerken.
»Natürlich ist er mein Vater«, protestierte ich. »Die haben garantiert die Adressen vertauscht. Ich habe nie eine Probe oder dergleichen abgegeben. An Niemand! Das muss ein Versehen sein.«
»Willst du nicht den anderen Brief noch öffnen?«
Eigentlich tat das dem auch keinen Abbruch mehr. Sicher würde es sich ebenso um ein Versehen handeln, wenn nicht sogar von diesem Stümperverein der gleiche Inhalt doppelt rausgeschickt wurde. Ich griff nach der Sendung und gab mir keine große Mühe den Umschlag vorsichtig aufzureißen. Wozu auch?
Die zwei Seiten steckten wie ein Zwillingspaar darin. Ich zog das gefaltete Papier heraus und überflog das Anschreiben.
Als hätte ich es vorher gewusst. »Das ist nochmal haargenau das Gleiche.«
Lissi beugte sich zu mir herüber und studierte das Blatt. Im selben Augenblick als sie scharf die Luft einzog, bemerkte ich es auch. Nur scheinbar handelte es sich um dasselbe Dokument, mit dem wesentlichen Unterschied, dass die DNA der Probe 1 sich auf meine Mutter bezog. Und wieder stand in dicken Buchstaben: »Die Proben sind nicht identisch. Ein Verwandtschaftsverhältnis kann zu 100% ausgeschlossen werden.«
In mir drehte sich alles. Immer wieder starrte ich auf die Zeilen, bis sie vor meinen Augen tanzten. Das ergab doch alles keinen Sinn. Warum sollte jemand so einen Test für mich machen? Welches Interesse hätten meine Eltern daran? Ich ließ mich in die Kissen zurückfallen. Lissi hatte das Anschreiben beiseitegelegt und tippte auf ihrem Handy.
»Vielleicht ist die ganze Geschichte ein Schwindel. Ich meine, jeder aus der Schule kann mir zwei Seiten Papier in den Briefkasten stecken.«
»Das Institut gibt es jedenfalls.« Sie hielt mir das Handy unter die Nase. Der Internetauftritt präsentierte sich in derselben gestalterischen Aufmachung wie der Briefkopf meiner Anschreiben. »Schau mal!« Sie reichte mir das Kuvert und zeigte auf den Poststempel.«
Es gab keine Briefmarke. Die Frankierung war geduckt und das Signum der Post in derselben Farbe darüber gestempelt. Man konnte es kaum identifizieren, außer man hatte eine gewisse Vermutung und die traf eindeutig zu. Der Brief wurde ohne Zweifel in Genf aufgegeben.
»An der Echtheit der Briefe brauchst du zumindest nicht zu zweifeln.«
»Aber wer schickt Proben von uns nach Genf, in die Schweiz? Wer hat denn ein Interesse…?«
Lissi hielt mir wieder das Handy hin. »Du musst dort anrufen!« Sie zeigte auf das Display. Das Bild eines Call-Servicemitarbeiters war dort abgebildet und darunter prangte die Servicerufnummer.
»Ich soll in Genf anrufen?«
»Ja, warum denn nicht? Soll ich es machen?«
Ich blickte skeptisch auf das Handy. »Was soll ich denen denn erzählen?«
»Du hast hier eine Vorgangsnummer«, ihr Finger glitt über eine Zahlen- Buchstabenkombination im Kopfbogen des Schreibens, »unter dieser Akte finden sie wer der Auftraggeber war oder zumindest, von wem sie ihr Geld erhalten haben.«
Mürrisch griff ich nach dem Telefon auf der Station und tippte die Nummer von Lissis Handy ab. Ich war schüchtern und in der Kommunikation mit Behörden oder Instituten nicht geübt. Diese Aktion kostete mich Überwindung.
Am anderen Ende meldete sich eine Frauenstimme mit französischem Akzent. Ich gab ihr beide Aktenzeichen. Es dauerte eine Weile und ich hörte, wie leise im Hintergrund die Tasten des Keyboards klackerten.
»()ören sie? Beide Analysen sind vo()gestern mit der Post sowohl an sie, als auch ihren Anwalt ()ausgegangen.«
»An meinen Anwalt?« Ich stutzte. Hatte noch jemand dieses dubiose Schreiben erhalten?»Ein Duplikat ging an ()echtsanwalt Dr. ()einrich Eschleber in Merolstein/ Burg«, flötete sie.
Merolstein war mein Geburtsort. Ich bin mein ganzes Leben noch nicht dort gewesen, wusste aber, dass meine Eltern ursprünglich aus der Stadt kamen.
»Und dieser Herr Eschleber hat die Analyse in Auftrag gegeben?«
»Nun, das kann ich nicht sagen…« Ich hörte im Hintergrund wieder das leise Anschlagen der Tastatur. »Die Erstattung lief über die Kreisspa()kasse Merolstein. Es ()andelte sich um eine Vorabüberweisung.
Stimmt etwas mit der Analyse nicht?«, fragte sie, nachdem ich nicht reagierte.
Meine Gedanken flogen kreuz und quer. Was hatte sie gefragt? Ob irgendwas nicht stimmt? Ja, alles stimmt nicht. Ich kannte keinen Anwalt. Es gab auch keinen Grund einen DNA- Test für mich zu machen. Das alles klang nach einem bösen Traum.
»Alles bestens«, stammelte ich wenig überzeugend.
»Kann ich ihnen sonst noch weiter ()elfen.« Die Frau an der Gegenstelle klang sichtlich bemüht, aber ich wusste nicht, was ich sie bei dieser eindeutigen Lage noch hätte Fragen sollen.
»Nein, vielen Dank, das war schon Alles!«, sagte ich immer leiser werdend und nahm den Hörer vom Ohr.
Aus der Muschel drang ein dumpfes: »De rien madame, c’est normal. Au revoir!«, dann betätigte ich die rote Taste.
Ich blieb still sitzen, obwohl Lissi mich mehrere Male eindringlich ansah und mit dem Kopf zu nicken begann. Ich brauchte eine Weile, bis ich das Gespräch verdaut hatte.
»Ein Duplikat ging an einen Anwalt in meinem Geburtsort.« Mein Bauch gurgelte. Er fühlte sich plötzlich leer und ganz unbehaglich an.
»Und der war der Auftraggeber?«
»Scheint so!«
Lissi stöhnte und verdrehte die Augen. »Hast du wenigstens einen Namen?«
»Heinrich Eschleber, Merolstein. Doktor Heinrich Eschleber.« Ich fasste an meinen Bauch. Irgendwie war mir kotzübel.
Lissi tippte wieder auf ihrem Handy und ließ wenig später sanfte Kritik über den Internetauftritt des Anwalts walten. »Einer dieser aufgeblasenen Advokaten.« Das Display zeigte einen älteren Herrn mit Bart, der in einem teuren Bürostuhl lehnte. »Den rufst du jetzt an und fragst, was das soll!«
»Was?« Ich riss die Augen auf!
»Ja natürlich, der lässt ein Gutachten über dich in der Schweiz erstellen, bestimmt um deutsche Gesetze zu umgehen. Wenn der nicht will, dass er eine dicke, fette Anzeige bekommt, wird er schon reden.« Sie nahm den Hörer und tippte die Nummer des Anwalts ein. Dann stellte sie den Lautsprecher an und übergab mir das Gerät.
Ich drückte die Taste zum Abbruch des Zielrufs. So schnell nicht! »Warte einen Moment!« Natürlich hatte sie Recht. Dieser Anwalt hatte nicht die Befugnis Nachforschungen über mich anzustellen, aber ich musste mich sammeln und das böse Tier in meinem Bauch besänftigen. Ich ließ mir Lissis Handy geben und studierte die Website des Anwalts. Er war Strafverteidiger und in Sachen Familienrecht unterwegs. Eine merkwürdige Kombination.
Viel gab die Internetpräsenz nicht her. Unter den eingetragenen Partnern registrierte ich die Caspeitz Gruppe, eine nach TÜV zertifizierte Detektei.
Pah! Zertifiziert! Ich las weiter: Seriös und gut ausgebildete Detektive sind dann von Nutzen, wenn die öffentliche Hand aufgrund des stark eingeschränkten Handlungsbereichs nicht mehr ermitteln darf und die Observation im berechtigten Interesse der Mandantschaft durchgeführt werden muss. Belastende Informationen und Beweismittel durch eine Detektei konnten schon oft zur Beweisführung eines Anwalts beitragen und sind oft die einzige Chance gesetzliche Ansprüche zu bezeugen, ohne sich strafbar zu machen.
Mir schwante nach welchem Schema eine TÜV zertifizierte Detektei arbeitete. Unter seriösen Vorgaben wurden mit Hilfe der Anwälte Schlupfwinkel deutscher Gesetze umgangen und illegale Arbeitsmethoden zur Informationsbeschaffung angewandt. Hier in dem Fall eine Genanalyse im Ausland.Ich hatte einen bitteren Geschmack im Mund und ärgerte mich vermeintliches Opfer solcher Machenschaften zu sein. Nach einer Weile griff ich zum Hörer und riskierte das Telefonat.
An der Gegenseite meldete sich eine unfreundliche Frauenstimme, die mich nach kurzen Erkundungen an ihren Chef vermittelte. Der Anwalt nuschelte und sprach so leise, dass ich es kaum verstehen konnte. Auf meine Frage hin, warum er Informationen über meine Abstammung sammelte, wurde er plötzlich ungemütlich. Seine Nachforschungen würde er im Dienste seiner Mandanten anstellen und diese wären natürlich vertraulich.
Lissi pantomimte im Hintergrund, bis sie schließlich ihren Mund an mein Ohr hielt und flüsterte: »Frag ihn, ob er schon jemals etwas vom Bundesdatenschutz gehört hat! Er ist auf Anforderung verpflichtet dir alle Informationen zu deinen erhobenen Daten zu erteilen. Also, warum sie erhoben wurden und von wem.«
»Sagen sie ihrer Souffleuse«, entgegnete der Anwalt barsch, bevor Lissi überhaupt geendet hatte, »dass ich das Datenschutzgesetz kenne und sie gern mit einer richterlichen Verfügung wiederkommen kann. Bis dahin bleiben meine Akten unter Verschluss. Einen wunderschönen Tag noch!« Ich hörte das Klacken in der Leitung und dann den signifikanten Dauerton.
»Der hat einfach aufgelegt.« Ich starrte ungläubig auf den Hörer. Das Display zeigte: 1:49. Das Gespräch hatte nicht einmal zwei Minuten gedauert. Er hatte uns abgespeist, wie zwei kleine Kinder.
»Ich sag doch, das ist ein Arschloch! Diese Advokaten nehmen sich alles raus.« Lissi meckerte ungehalten weiter und wetterte über die Justiz.
Ich bekam von dem wenig mit. Ihre Worte wurden von meinem Kopf wie ein begleitendes Rauschen aufgenommen. In meinen Gedanken verschwamm alles zu einem nebligen Dunst. Ich fühlte mich elend, erniedrigt, matt und erschlagen. Die Luft im Raum schien mich zu ersticken und mit kurzen Stichen mein Hirn zu foltern. Ich zog die Beine an und lehnte die Stirn auf die Knie.
Lissis Geschnatter verebbte irgendwann. Sie saß still neben mir. »Alles gut bei dir?«
Ich spürte ihre Hand auf meinem Rücken und ihr Gesicht, welches sie zu meinem Kopf gebeugt hatte. Mir lief einsam eine Träne in der Flucht zwischen Nase und Wange hinab. Sie brannte in den Augen und schmeckte salzig auf meinen Lippen. »Was ist, wenn das wahr ist?«, flüsterte ich leise, mehr zu mir selbst, als zu Lissi. »Was ist, wenn Mom und Dad nicht meine Eltern sind?«
Sie zuckte die Achseln. »Na, theoretisch ändert das nichts. Warum sollte es auch?« Sie machte eine Pause und überlegte. »Selbst wenn der Anwalt rausbekommen haben sollte, dass du zu deiner Geburt im Krankenhaus vertauscht wurdest, du bist 16. Wen interessiert’s? Deine Eltern sind die, die du festlegst. Immerhin bist du alt genug.«
Die Leichtigkeit, mit der Lissi die Veränderungen meines Lebens aufnahm, stabilisierte mich etwas. Trotzdem bekam ich den Nebel nicht aus dem Kopf. Ich stand auf und stolperte zur Terrassentür, um sie zu öffnen. Von draußen strömte mir kalte, feuchte Luft ins Gesicht. Sie fühlte sich angenehm auf der Haut an und neutralisierte vorübergehend den stechenden Schmerz in meinem Hirn. Ich atmete tief ein und spürte, wie die kühlen Luftmassen sich in meiner Lunge ausbreiteten. Die Welt wurde wieder klarer.
Ich suchte nach einem Anhaltspunkt um die Sicht auf die Dinge zu normalisieren. Mein Blick fiel auf das Sideboard neben der Tür. Meine Mutter hatte im selben Holzdesign einen teuren Bilderrahmen ergattert und ihr Lieblingsfoto, eine Aufnahme von uns Dreien vor den Klippen von Dover, zur Schau gestellt. Ich überragte meine Familie und stach wie Goliath zwischen Mom und Dad heraus. Ich stand mittig und umarmte schulterliegend meine Eltern. Mom, eine hübsche Frau mit Lachfältchen um die Augen, trug eine brünette, gelockte Frisur. Mein Dad war früher schwarzhaarig. Schon Mitte zwanzig lichtete sich sein Haupt und mittlerweile blitzte eine polierte Glatze auf dem Foto.
Ich jedoch war anders. Unabhängig von meiner immensen Größe zierte aus unerklärlichen Gründen weißes Haar meinen Kopf. Meine Mutter sprach von einem Gendefekt, wobei meine Haut, wie bei Albinismus üblich, keine besondere Helle aufwies. Im Gegenteil, für europäische Verhältnisse gehörte ich eher zu den gebräunten Typen und weder mein Körper, noch meine Augen waren außerordentlich lichtempfindlich.
Auf dem Bild trug ich noch eine Wallemähne, ähnlich dem Schweif eines Schimmels. Mir gefällt der Casual-Hair-Look und ich blicke neidvoll auf alle Mädels, die ohne viel Aufwand und mit elegantem Schwung ihre Haarpracht im Griff haben. Allerdings hatte ich mich vor einigen Monaten davon getrennt und trug jetzt eine gestylte Pixie-Cut-Kurzhaarfrisur. Die Seiten und der Nacken waren knapp geschnitten. Dafür hatte ich über dem rechten Auge eine sehr, sehr lange, graduierte Strähne, die mich zwar nervte, aber irgendwie cool aussah.
Viele Versuche mein Haar zu färben, scheiterten. Keine Coloration oder Tönung hatte dauerhaft auf meinem weißen Haupt gehalten. Andere verglichen mein Haar, mit dem Schopf eines Engels. Mich erinnerte es an die Strähnen einer alten Hexe. Das war auch der Grund, warum ich mich schlussendlich zu diesem radikalen Schritt entschloss.
Ich suchte weiter nach Gemeinsamkeiten oder Unterschieden in unseren Gesichtern. Mom hatte wohlgerundete Wangen, ich hingegen hervortretende Backenknochen, die auf dem Foto besonders gut zur Geltung kamen, da ich in die Kamera grinste. Zudem waren die Nasen verschieden. Sie besaß eine kleine Stupsnase, ich eine Schmale, Vornehme. Wenn überhaupt, zeigte ich Ähnlichkeit mit meinem Vater, wobei »Ähnlichkeit« auch hier ein weit hergeholter Begriff war. Seine kantige Nase endete mit einem großen Knubbel an der Spitze und die Wangen betonten schlank die Konturen seines Schädels.
Der Wind heulte plötzlich auf und wehte mir die Gardine ins Gesicht. Aus dem Flur hörte ich die Haustüre durch die Zugluft ins Schloss fallen. Mom war von Arbeit gekommen und blickte mit vollbeladenen Einkaufstaschen zum Wohnzimmer herein. »Hallo ihr Zwei!«
Lissi klimperte gerade noch auf ihrem Handy, sprang aber sofort in die Höhe und sah mich erörternd an. »Ich glaube, ich lass euch mal lieber allein.« Sie machte einen vielsagenden Blick auf die beiden Umschläge und führte mit Daumen und kleinem Finger die Ruf-mich-an-Geste an ihrem Ohr aus. Dann winkte sie kurz und hechtete an meiner Mutter vorbei in die Diele. Mom schaute ihr fragend nach, aber Lissi hatte vermutlich nicht einmal ihre Schuhe zugebunden, als sie uns ein »Tschüss« rein rief und uns verlies.

* * *

12Wie es weitergeht »


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Soleatus
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Beitrag21.11.2016 11:22

von Soleatus
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Hallo Lengulins!

"Na mach schon!", stöhnte sie, als ich zögerte.

- Der Satz scheint mir programmtisch, jedenfalls entspricht er meinem Verhalten beim Lesen. Geht das alles wirklich nicht kürzer, mehr auf den Punkt?

Gruß,

Soleatus
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lengulins
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Beitrag21.11.2016 11:35
Hallo Soleatus,
von lengulins
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super, dass das hier so schnell geht. Damit hätte ich nicht gerechnet.

Du hast natürlich recht. Zuviel Trallala drum rum. Ich bin mir manchmal nicht sicher, ob ich etwas mehr "Dehnen" oder lieber "Kürzen" soll. Da ich eine recht komplexe Handlung auf 300 Seiten niedergeschrieben habe, spare ich natürlich lieber am "Kürzen". Aber was sein muss, muss sein: der Satz kommt raus.
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Soleatus
Klammeraffe


Beiträge: 999



Beitrag21.11.2016 11:52
Re: Hallo Soleatus,
von Soleatus
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Hallo nochmal,

nein, nicht falsch verstehen (offensichtlich ist Kürze nicht immer ein guter Gedanke): Es ging mir nicht um diesen Satz, sondern um die Behäbigkeit und Breite der Darstellung allgemein.

Um bei der Stelle zu bleiben:

Ich nahm den obersten Brief und betrachtete ihn im Licht. Man konnte nicht hindurchsehen und die Gummierung schien sich nicht lösen zu lassen, ohne das Kuvert zu beschädigen. "Mach ihn schon auf!", bettelte sie. Unentschlossen griff ich zu einem Kugelschreiber und steckte das vordere Ende in die kleine Öffnung am oberen Umschlagrand. Lissi weitete die Augen und zuckte ungeduldig mit den Schultern. "Na mach schon!", stöhnte sie, als ich zögerte. Ich hebelte an dem Stift und riss das Papier geradlinig am Falz auf. Zwei Schriftstücke lagen darin.

Ich nahm den obersten Brief und betrachtete ihn unentschlossen. "Na mach schon!", stöhnte Lissi, und zögernd öffnete ich den Umschlag mit einem Kugelschreiber. Zwei Schriftstücke kamen ans Licht.

Mir reicht das. Wofür die "Gummierung", wofür die "Falz", wofür das "vordere Ende des Kugleschreibers" und die "kleine Öffnung am oberen Umschlagrand"? Was haben die mit der Geschichte zu tun? Und so weiter, ganz viele Einzelheiten und Wiederholungen, die niemand braucht und will, der darauf wartet, zu erfahren, um was es geht.

Gruß,

Soleatus
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lengulins
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Beitrag21.11.2016 12:17

von lengulins
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Laughing Sie zerstören gerade mein mühevoll aufgebautes Weltbild.

Naja nicht schlimm! Eigentlich fasse ich mich auch lieber kurz. Bevor ich losgeschrieben habe, waren natürlich etliche Internetratgeber meine einzigen Lehrer. "Wenn Sie etwas spannend schreiben wollen, dann zögern Sie die Handlung hinaus", stand dort größtenteils geschrieben.
Gesagt, getan. Vermutlich zu viel des Guten.
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Seraiya
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Beitrag21.11.2016 16:42

von Seraiya
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Hallo lengulins,

Das ist gar nicht schlecht, aber unnötig in die Länge gezogen. Wenn ein Text besonders spannend sein soll, kann das leicht ins Gegenteil umschlagen und der Leser ist genervt von der Hinhaltetaktik des Autors.
Du solltest das Ganze mMn etwas mehr auf den Punkt bringen. Ich fing irgendwann an zu überspringen und querzulesen, weil ich das nervig und langweilig fand. Ist mMn viel "Blabla" drin.
Gegen Ende wird es für mich etwas anstrengend, als es um die Unterschiede im Aussehen geht. Das ist an dieser Stelle für meinen Geschmack zu detailliert.

Zitat:
Ich überragte meine Familie und stach wie Goliath zwischen Mom und Dad heraus. Ich stand mittig und umarmte schulterliegend meine Eltern. Mom, eine hübsche Frau mit Lachfältchen um die Augen, trug eine brünette, gelockte Frisur. Mein Dad war früher schwarzhaarig. Schon Mitte zwanzig lichtete sich sein Haupt und mittlerweile blitzte eine polierte Glatze auf dem Foto.  Ich jedoch war anders. Unabhängig von meiner immensen Größe zierte aus unerklärlichen Gründen weißes Haar meinen Kopf. Meine Mutter sprach von einem Gendefekt, wobei meine Haut, wie bei Albinismus üblich, keine besondere Helle aufwies. Im Gegenteil, für europäische Verhältnisse gehörte ich eher zu den gebräunten Typen und weder mein Körper, noch meine Augen waren außerordentlich lichtempfindlich.
    

Hier bin ich nicht mehr im Geschehen, sondern bekomme als Leser etwas erklärt, was in der Geschichte jedoch offensichtlich und selbstverständlich ist. Solche Infostellen hauen mich raus. Die Person weiß, wie die vermeintlichen Eltern aussehen, wie sie selbst aussieht und warum sie das Haar auf bestimmte Weise trägt. Hier verliert mich der Text und ich spule vor.


Ansonsten finde ich das bis auf Kleinigkeiten solide. Gerne gelesen.


LG,
Seraiya
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lengulins
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Beitrag21.11.2016 17:04
Hallo Seraiya,
von lengulins
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hab Dank für Deine Beurteilung. Langweilen sollt ihr Euch natürlich auf keinen Fall. Werde jetzt echt überdenken alle unnötigen Stellen zu kürzen.
Ihr eigenes Aussehen hat im folgenden Verlauf einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Story. (Sie lernt die Weißhaarigen und die Riesen erst später noch kennen.) Trotzdem den Part auf ein Minimum kürzen, oder nur den Vergleich mit ihren Eltern?
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Seraiya
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Beitrag21.11.2016 17:15

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Meine Meinung ist subjektiv und nur eine von vielen. Was du umsetzt, ist allein dir überlassen.

Allgemein ist es von Vorteil, wenn solche "alltäglichen Infos" genauso alltäglich/beiläufig in die Handlung mit einfließen. Lass die Figur z.B. eines der Fotos in die Hand nehmen, ihr zum ersten Mal knapp die offensichtlichsten Unterschiede auffallen lassen. Das reicht in meinen Augen aus.
Das Lächeln der Mutter oder wann Papa die Haare verloren hat, interessiert hier nicht. Und auch die Erklärungen zum Aussehen der Hauptfigur würde ich knackiger halten und dann nochmal darauf zurückkommen, anstatt direkt alles zu erwähnen. Ich als Leserin möchte nicht bemerken, dass der Autor mir etwas erklärt. Überleg dir, was dir an dieser Stelle wirklich wichtig ist und was der Leser wirklich wissen muss. Die Haarsträhne z.B., (die irgendwie nervt und dabei cool aussieht), kann man sich aus dem Gesicht streifen, dann weiß der Leser, dass die Strähne da ist und das reicht für mich.
(Und was ist der Figur in diesem Moment wichtig? Sicher nicht über ihre missglückten Tönungen nachzudenken. Ihr geht es um etwas anderes)


LG,
Seraiya
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lengulins
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Beitrag21.11.2016 23:17
gekürzte Fassung
von lengulins
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Eine Zeitung hing in der Klappe fest, eine Weitere und ein Werbeprospekt fielen mir zusammen mit zwei Briefen entgegen.
Einer der beiden Umschläge schwebte schwungvoll auf den nassen Asphalt. Lissi bückte sich und las den mit vornehmen Lettern bedruckten Absender laut vor: »Institut für Molekularpathologie und Gendiagnostik Genf, Abteilung forensische Genetik.« Sie runzelte die Stirn und reichte mir das Kuvert. »Der ist an dich adressiert.«
Mit einem flüchtigen Blick registrierte ich den Absender. »Bestimmt irgendwelche Werbung.« Ich legte ihn zu der übrigen Post und öffnete das kleine Gartentor.
»Forensische Genetik. Weißt Du, was die machen?« Lissi holte Luft und während sie mir folgte, schwafelte sie geschäftig weiter. »Die erstellen Abstammungsgutachten oder identifizieren Leichen für die Rechtsmedizin.
Hast du etwas in Auftrag gegeben?«
»Nein, natürlich nicht!« Ich konzentrierte mich auf das Schloss, öffnete die Eingangstür und lies meine Tasche in die Ecke fallen.
Lissi kam mir nach und zog sich einen Handschuh von den Fingern. »Deine Eltern?«
»Nicht dass ich wüsste.«
Ich legte die Post auf den kleinen Schrank im Flur und entledigte mich meiner Jacke und der nassen Schuhe. Mein Blick fiel immer wieder zu den beiden Briefen, welche obenauf lagen.
»Vielleicht solltest du sie öffnen.« Lissi hüpfte auf einem Bein und hatte den Fuß mit dem schwer abzuziehenden Schuh in den Händen. »Sie sind immerhin an dich adressiert.«
Ich schnappte mir die Briefe und eilte ins Wohnzimmer voraus.
Lissi kam mir nach und setzte sich neben mich auf die Couch. Sie lehnte sich mit verschränkten Armen in die Polster zurück und hatte diesen »Ist mir eigentlich egal, was du machst, aber ich würde sie öffnen«- Blick drauf.
Ich nahm das obere Kuvert und betrachtete es unentschlossen.
»Na mach schon!«, stöhnte sie.
Genervt griff ich zu einem Kugelschreiber und riss das Papier geradlinig auf.
Zwei Schriftstücke lagen darin. Am Anschreiben hing ein dünner Zettel, der Durchschlag eines labortechnischen Untersuchungsergebnisses. Ich zerrte die Dokumente aus dem Kuvert und überflog die Zeilen. Das Erste was mir ins Auge fiel, war eine der oberen Betreffzeilen: »Genetisches Abstammungsgutachten (short tandem repeat DNA-Analyseverfahren)«. Das Schreiben verwies auf die von mir angeblich zur Verfügung gestellten Proben und die nun darauf aufbauende, abgeschlossene Analyse. Dabei wurde noch einmal im Detail auf die Vorgehensweise und die Genauigkeit des Testverfahrens eingegangen, bis am Ende des Schriftstückes, die beiden dick hervorgehobenen Zeilen das Ergebnis der Untersuchung verkündeten. »Bei der Überprüfung aller 23 getesteten DNA- Kombinationen und dem anschließenden Vergleich kamen wir zu folgendem Ergebnis: Die DNA der Probe 1 (Herr Steve Arnold) stimmt nicht mit der DNA aus Probe 2 (Frau Harper Arnold) überein. Ein Verwandtschaftsverhältnis kann zu 100% ausgeschlossen werden.«
Entrüstet ließ ich die Arme auf meine Beine fallen und starrte die Zeilen böse an. »Das ist ein Fake!«
Lissi hatte sich zu mir gebeugt und nahm mir das Schreiben aus der Hand. Das dünne Durchschlagpapier verblieb auf meinen Knien. Die Überschrift lautete DNA Band Reports. Es zeigte mehrere, mir nichts sagende, Diagramme. Vermutlich der direkte Beweis ihres Ergebnisses.
»Hier steht, dass dein Dad nicht dein leiblicher Vater ist.«  Lissi studierte fasziniert die Zeilen. Meine Verwirrt- und Unsicherheit schien sie nicht zu bemerken.
»Natürlich ist er mein Vater«, protestierte ich. »Die haben garantiert die Adressen vertauscht. Ich habe nie eine Probe oder dergleichen abgegeben. An Niemand! Das muss ein Versehen sein.«
»Willst du nicht den anderen Brief noch öffnen?«
Sicher würde es sich ebenso um ein Versehen handeln, wenn nicht von diesem Stümperverein der gleiche Inhalt doppelt rausgeschickt wurde. Ich griff nach der Sendung und gab mir keine große Mühe den Umschlag vorsichtig aufzureißen. Wozu auch?
Die zwei Seiten steckten wie ein Zwillingspaar darin. Ich zog das gefaltete Papier heraus und überflog das Anschreiben.
Als hätte ich es vorher gewusst. »Das ist nochmal haargenau das Gleiche.«
Lissi beugte sich zu mir herüber und studierte das Blatt. Im selben Moment, als sie scharf die Luft einzog, bemerkte ich den gravierenden Unterschied. Die DNA der Probe 1 bezog sich auf meine Mutter. Und wieder stand in dicken Buchstaben: »Die Proben sind nicht identisch. Ein Verwandtschaftsverhältnis kann zu 100% ausgeschlossen werden.«
In mir drehte sich alles. Verwirrt starrte ich immer wieder auf die Zeilen, bis sie vor meinen Augen tanzten. Das ergab doch alles keinen Sinn. Warum sollte jemand so einen Test für mich machen? Welches Interesse hätten meine Eltern daran? Ich ließ mich in die Kissen zurückfallen.
Lissi hatte das Anschreiben beiseitegelegt und tippte auf ihrem Handy.
»Vielleicht ist die ganze Geschichte ein Schwindel. Ich meine, jeder aus der Schule kann mir zwei Seiten Papier in den Briefkasten stecken.«
»Das Institut gibt es jedenfalls.« Sie hielt mir das Handy unter die Nase. Der Internetauftritt präsentierte sich in derselben gestalterischen Aufmachung wie der Briefkopf meiner Anschreiben. »Schau mal!« Sie reichte mir das Kuvert und zeigte auf den Poststempel.«
Die Frankierung war maschinell erzeugt und das Signum der Post darüber gedruckt. Der Brief wurde ohne Zweifel in Genf aufgegeben.
»An der Echtheit der Briefe brauchst du zumindest nicht zu zweifeln.«
»Aber wer schickt Proben von uns nach Genf, in die Schweiz? Wer hat denn ein Interesse…?«
Lissi hielt mir wieder das Handy hin. »Du musst dort anrufen!« Sie zeigte auf das Display. Das Bild eines Call-Servicemitarbeiters war dort abgebildet und darunter prangte die Servicerufnummer.
»Ich soll in Genf anrufen?«
»Ja, warum denn nicht? Soll ich es machen?«
Ich blickte skeptisch auf das Handy. »Was soll ich denen denn erzählen?«
»Du hast hier eine Vorgangsnummer«, ihr Finger glitt über eine Zahlen- Buchstabenkombination im Kopfbogen des Schreibens, »unter dieser Akte finden sie wer der Auftraggeber war oder zumindest, von wem sie ihr Geld erhalten haben.«
Mürrisch griff ich nach dem Telefon auf der Station und tippte die Nummer von Lissis Handy ab. Ich war schüchtern und in der Kommunikation mit Behörden oder Instituten nicht geübt. Diese Aktion kostete mich Überwindung.
Am anderen Ende meldete sich eine Frauenstimme mit französischem Akzent. Ich gab ihr beide Aktenzeichen. Es dauerte eine Weile und ich hörte, wie leise im Hintergrund die Tasten des Keyboards klackerten.
»()ören sie? Beide Analysen sind vo()gestern mit der Post sowohl an sie, als auch ihren Anwalt ()ausgegangen.«
»An meinen Anwalt?« Ich stutzte. Hatte noch jemand dieses dubiose Schreiben erhalten?
»Ein Duplikat ging an ()echtsanwalt Dr. ()einrich Eschleber in Merolstein/ Burg«, flötete sie.
Merolstein war mein Geburtsort. Ich bin mein ganzes Leben noch nicht dort gewesen, wusste aber, dass meine Eltern ursprünglich aus der Stadt kamen.
»Und dieser Herr Eschleber hat die Analyse in Auftrag gegeben?«
»Nun, das kann ich nicht sagen…« Ich hörte im Hintergrund wieder das leise Anschlagen der Tastatur. »Die Erstattung lief über die Kreisspa()kasse Merolstein. Es ()andelte sich um eine Vorabüberweisung.
Stimmt etwas mit der Analyse nicht?«, fragte sie, nachdem ich nicht reagierte.
Meine Gedanken flogen kreuz und quer. Was hatte sie gefragt? Ob irgendwas nicht stimmt? Ja, alles stimmt nicht. Ich kannte keinen Anwalt. Es gab auch keinen Grund einen DNA- Test für mich zu machen. Das alles klang nach einem bösen Traum.
»Alles bestens«, stammelte ich wenig überzeugend. »Kann ich ihnen sonst noch weiter ()elfen.« Die Frau an der Gegenstelle klang sichtlich bemüht, aber ich wusste nicht, was ich sie bei dieser eindeutigen Lage noch hätte Fragen sollen.
»Nein, vielen Dank, das war schon Alles!«, sagte ich immer leiser werdend und nahm den Hörer vom Ohr.
Aus der Muschel drang ein dumpfes: »De rien madame, c’est normal. Au revoir!«, dann betätigte ich die rote Taste.
Ich blieb still sitzen, obwohl Lissi mich mehrere Male eindringlich ansah und mit dem Kopf zu nicken begann. Ich brauchte eine Weile, bis ich das Gespräch verdaut hatte.
»Ein Duplikat ging an einen Anwalt in meinem Geburtsort.« Mein Bauch gurgelte. Er fühlte sich plötzlich leer und ganz unbehaglich an.
Lissi stöhnte und verdrehte die Augen. »Hast du wenigstens einen Namen?«
»Heinrich Eschleber, Merolstein. Doktor Heinrich Eschleber.« Ich fasste an meinen Bauch. Irgendwie war mir kotzübel.
Lissi tippte wieder auf ihrem Handy und ließ wenig später sanfte Kritik über den Internetauftritt des Anwalts walten. »Einer dieser aufgeblasenen Advokaten.« Das Display zeigte einen älteren Herrn mit Bart, der in einem teuren Bürostuhl lehnte. »Den rufst du jetzt an und fragst, was das soll!«
»Was?« Ich riss die Augen auf!
»Ja natürlich, der lässt ein Gutachten über dich in der Schweiz erstellen, bestimmt um deutsche Gesetze zu umgehen. Wenn der nicht will, dass er eine dicke, fette Anzeige bekommt, wird er schon reden.« Sie nahm den Hörer und tippte die Nummer des Anwalts ein. Dann stellte sie den Lautsprecher an und übergab mir das Gerät.
Ich drückte die Taste zum Abbruch des Zielrufs. So schnell nicht! »Warte einen Moment!« Natürlich hatte sie Recht. Dieser Anwalt hatte nicht die Befugnis Nachforschungen über mich anzustellen, aber ich musste mich sammeln und das böse Tier in meinem Bauch besänftigen. Ich ließ mir Lissis Handy geben und studierte die Website des Anwalts. Er war Strafverteidiger und in Sachen Familienrecht unterwegs. Eine merkwürdige Kombination.
Viel gab die Internetpräsenz nicht her. Unter den eingetragenen Partnern registrierte ich die Caspeitz Gruppe, eine nach TÜV zertifizierte Detektei.
Pah! Zertifiziert! Ich las weiter: Seriös und gut ausgebildete Detektive sind dann von Nutzen, wenn die öffentliche Hand aufgrund des stark eingeschränkten Handlungsbereichs nicht mehr ermitteln darf und die Observation im berechtigten Interesse der Mandantschaft durchgeführt werden muss.
Mir schwante nach welchem Schema eine TÜV zertifizierte Detektei arbeitete. Unter seriösen Vorgaben wurden mit Hilfe der Anwälte Schlupfwinkel deutscher Gesetze umgangen und illegale Arbeitsmethoden zur Informationsbeschaffung angewandt. Hier in dem Fall eine Genanalyse im Ausland.
Ich hatte einen bitteren Geschmack im Mund und ärgerte mich vermeintliches Opfer solcher Machenschaften zu sein. Nach einer Weile griff ich zum Hörer und riskierte das Telefonat.
An der Gegenseite meldete sich eine unfreundliche Frauenstimme, die mich nach kurzen Erkundungen an ihren Chef vermittelte. Der Anwalt nuschelte und sprach so leise, dass ich es kaum verstehen konnte. Auf meine Frage hin, warum er Informationen über meine Abstammung sammelte, wurde er plötzlich ungemütlich. Seine Nachforschungen würde er im Dienste seiner Mandanten anstellen und diese wären natürlich vertraulich.
Lissi pantomimte im Hintergrund, bis sie schließlich ihren Mund an mein Ohr hielt und flüsterte: »Frag ihn, ob er schon jemals etwas vom Bundesdatenschutz gehört hat! Er ist auf Anforderung verpflichtet dir alle Informationen zu deinen erhobenen Daten zu erteilen. Also, warum sie erhoben wurden und von wem.«
»Sagen sie ihrer Souffleuse«, entgegnete der Anwalt barsch, bevor Lissi überhaupt geendet hatte, »dass ich das Datenschutzgesetz kenne und sie gern mit einer richterlichen Verfügung wiederkommen kann. Bis dahin bleiben meine Akten unter Verschluss. Einen wunderschönen Tag noch!« Ich hörte das Klacken in der Leitung und dann den signifikanten Dauerton.
»Der hat einfach aufgelegt.« Ich starrte ungläubig auf den Hörer. Das Display zeigte: 1:49. Das Gespräch hatte nicht einmal zwei Minuten gedauert. Er hatte uns abgespeist, wie zwei kleine Kinder.
»Ich sag doch, das ist ein Arschloch! Diese Advokaten nehmen sich alles raus.« Lissi meckerte ungehalten weiter und wetterte über die Justiz.
Ich bekam von dem wenig mit. Ihre Worte wurden von meinem Kopf wie ein begleitendes Rauschen aufgenommen. In meinen Gedanken verschwamm alles zu einem nebligen Dunst. Ich fühlte mich elend, erniedrigt, matt und erschlagen. Die Luft im Raum schien mich zu ersticken und mit kurzen Stichen mein Hirn zu foltern. Ich zog die Beine an und lehnte die Stirn auf die Knie.
Lissis Geschnatter verebbte irgendwann. Sie saß still neben mir. »Alles gut bei dir?«
Ich spürte ihre Hand auf meinem Rücken und ihr Gesicht, welches sie zu meinem Kopf gebeugt hatte. Mir lief einsam eine Träne in der Flucht zwischen Nase und Wange hinab. Sie brannte in den Augen und schmeckte salzig auf meinen Lippen. »Was ist, wenn das wahr ist?«, flüsterte ich leise, mehr zu mir selbst, als zu Lissi. »Was ist, wenn Mom und Dad nicht meine Eltern sind?«
Sie zuckte die Achseln. »Na, theoretisch ändert das nichts. Warum sollte es auch?« Sie machte eine Pause und überlegte. »Selbst wenn der Anwalt rausbekommen haben sollte, dass du zu deiner Geburt im Krankenhaus vertauscht wurdest, du bist 16. Wen interessiert’s? Deine Eltern sind die, die du festlegst. Immerhin bist du alt genug.«
Die Leichtigkeit, mit der Lissi die Veränderungen meines Lebens aufnahm, stabilisierte mich etwas. Trotzdem bekam ich den Nebel nicht aus dem Kopf. Ich stand auf und stolperte zur Terrassentür, um sie zu öffnen. Von draußen strömte mir kalte, feuchte Luft ins Gesicht. Sie fühlte sich angenehm auf der Haut an und neutralisierte vorübergehend den stechenden Schmerz in meinem Kopf. Ich atmete tief ein und spürte, wie die kühlen Luftmassen sich in meiner Lunge ausbreiteten. Die Welt wurde wieder klarer.
Ich suchte nach einem Anhaltspunkt um die Sicht auf die Dinge zu normalisieren. Mein Blick fiel auf das Sideboard neben der Tür. Meine Mutter hatte im selben Holzdesign einen teuren Bilderrahmen ergattert und ihr Lieblingsfoto, eine Aufnahme von uns Dreien vor den Klippen von Dover, zur Schau gestellt. Ich überragte meine Familie und stach wie Goliath zwischen Mom und Dad heraus. Ich war eindeutig anders. Unabhängig von meiner immensen Größe zierte aus unerklärlichen Gründen weißes Haar meinen Kopf. Meine Mutter sprach von einem Gendefekt, wobei meine Haut, wie bei Albinismus üblich, keine besondere Helle aufwies. Im Gegenteil, für europäische Verhältnisse gehörte ich eher zu den gebräunten Typen und weder mein Körper, noch meine Augen waren außerordentlich lichtempfindlich.
Auf dem Bild trug ich noch eine Wallemähne, von der ich mich allerdings getrennt hatte. Mein Haar war jetzt kurz. Die Seiten und der Nacken waren knapp geschnitten. Dafür hatte ich über dem rechten Auge eine sehr, sehr lange, graduierte Strähne, die mich zwar nervte, aber irgendwie cool aussah.
Ich suchte weiter nach Gemeinsamkeiten, musste aber zu meinem Erschrecken feststellen, dass ich weder die wohlgerundeten Gesicht meiner Mutter, noch die scharfen Konturen meines Vaters besaß.
Der Wind heulte plötzlich auf und wehte mir die Gardine ins Gesicht. Aus dem Flur hörte ich die Haustüre durch die Zugluft ins Schloss fallen. Mom war von Arbeit gekommen und blickte mit vollbeladenen Einkaufstaschen zum Wohnzimmer herein. »Hallo ihr Zwei!«
Lissi klimperte gerade noch auf ihrem Handy, sprang aber sofort in die Höhe und sah mich erörternd an. »Ich glaube, ich lass euch mal lieber allein.« Sie machte einen vielsagenden Blick auf die beiden Umschläge und führte mit Daumen und kleinem Finger die Ruf-mich-an-Geste an ihrem Ohr aus. Dann winkte sie kurz und hechtete an meiner Mutter vorbei in die Diele. Mom schaute ihr fragend nach, aber Lissi hatte vermutlich nicht einmal ihre Schuhe zugebunden, als sie uns ein »Tschüss« rein rief und uns verlies.
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Selanna
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Beitrag27.11.2016 19:48

von Selanna
Antworten mit Zitat

Hallo
ich denke, Deine Idee passt für einen Jugend-Fantasy-Liebesroman recht gut. Ein besonderes Mädchen, das gerade merkt, dass sie nicht ganz so ist, als sie bisher dachte Shocked Was ich vorab noch generell anmerken wollte: 1. Du willst Lissi nicht als beste Freundin aufbauen, oder? Denn dann würde ich an Deiner Stelle noch ein paar ihrer Textstellen umbauen, denn so kommt sie relativ kalt und egoistisch rüber. Wenn sie Britin ist, wäre "Lissy" oder "Lissie" realistischer, denke ich.
2. Wenn die Prota aus Deutschland stammt, warum heißt sie dann Harper?
3. Ich habe den Eindruck, dass Du manchmal eine Art Wortschatz einstreust, der für die Geschichte zu kühl, distanziert und eher für Sachtexte geeignet ist und nicht in eine Jugend-Fantasy-Liebesgeschichte passt. Aber das ist Ansichtssache.

Was mir sonst noch so dazu einfiel:

lengulins hat Folgendes geschrieben:
Eine Zeitung hing in der Klappe fest, eine Weitere weitere und ein Werbeprospekt ist das wirklich eine Familie, die zwei Zeitungen abonniert? Ist kein großes Ding, aber wie wäre es mit einer Zeitung und Werbemüll? fielen mir zusammen mit zwei Briefen entgegen.
Einer der beiden Umschläge schwebte schwungvoll wenn ich jetzt probeweise Kuverts fallen lasse, schweben sie nicht auf den Boden, weil sie zu schwer sind, und schweben und schwungvoll finde ich etwas widersprüchlich auf den nassen Asphalt. Lissi bückte sich und las den mit vornehmen Lettern ein wissenschaftliches Institut hat oft einen nüchternen Schriftzug[/color] bedruckten Absender laut vor: »Institut für Molekularpathologie und Gendiagnostik Genf, Abteilung forensische Genetik.« Sie warum nennst Du ihren Namen noch nicht? Ist das Absicht? runzelte die Stirn und reichte mir das Kuvert. »Der ist an dich adressiert.«
Mit einem flüchtigen Blick registrierte ich den Absender. »Bestimmt irgendwelche Werbung.« Ich legte ihn zu der übrigen Post und öffnete das kleine Gartentor.
»Forensische Genetik. Weißt Du, was die machen?« Lissi holte Luft und während sie mir folgte, schwafelte sie geschäftig weiter. Das was Lissi da macht, ist mE nicht schwafeln, da sie ja knapp eine korrekte Information gibt »Die erstellen Abstammungsgutachten oder identifizieren Leichen für die Rechtsmedizin. Hast du etwas in Auftrag gegeben?«
»Nein, natürlich nicht!« Ich konzentrierte mich auf das Schloss, öffnete die Eingangstür und lies ließ meine Tasche in die Ecke fallen.
Lissi kam mir nach und zog sich einen Handschuh von den Fingern irgendwie verwirrt mich das. Also ist es Winter? Und willst Du den Winter so einführen?. »Deine Eltern?«
»Nicht dass ich wüsste.«
Ich legte die Post auf den kleinen Schrank im Flur und entledigte mich meiner Jacke und der nassen Schuhe. Mein Blick fiel immer wieder zu den beiden Briefen, welche obenauf lagen.
»Vielleicht solltest du sie öffnen.« Lissi hüpfte auf einem Bein und hatte den Fuß mit dem schwer abzuziehenden Schuh in den Händen. Das klingt nicht zwangsläufig so, als würde sie sich gerade den Schuh ausziehen. Wie wäre es mit "während sie sich aus dem schwer abziehbaren Schuh wand"? »Sie sind immerhin an dich adressiert.«
Ich schnappte mir die Briefe und eilte ins Wohnzimmer voraus.
Lissi kam mir nach und setzte sich neben mich auf die Couch. Sie lehnte sich mit verschränkten Armen in die Polster zurück und hatte diesen »Ist mir eigentlich egal, was du machst, aber ich würde sie öffnen«- Blick drauf.
Ich nahm das obere Kuvert und betrachtete es unentschlossen.
»Na, mach schon!«, stöhnte sie.
Genervt griff ich zu einem Kugelschreiber und riss das Papier geradlinig sorgfältig? auf. Ich würde hier keinen Absatz machen, es gehört ja zusammen
Zwei Schriftstücke lagen darin. Am Anschreiben hing ein dünner Zettel, der Durchschlag eines labortechnischen Untersuchungsergebnisses. Ich zerrte die Dokumente aus dem Kuvert und überflog die Zeilen. Das Erste was mir ins Auge fiel, war eine der oberen Betreffzeilen: »Genetisches Abstammungsgutachten (short tandem repeat DNA-Analyseverfahren)«. Diese vier vorhergehenden Sätze würde ich zusammenkürzen Das Schreiben verwies auf die von mir angeblich zur Verfügung gestellten Proben und die nun darauf aufbauende, abgeschlossene Analyse. Dabei wurde noch einmal im Detail auf die Vorgehensweise und die Genauigkeit des Testverfahrens eingegangen, bis am Ende des Schriftstückes, die beiden dick hervorgehobenen Zeilen das Ergebnis der Untersuchung verkündeten. »Bei der Überprüfung aller 23 getesteten DNA-[Leerzeichen löschen]Kombinationen und dem anschließenden Vergleich kamen wir zu folgendem Ergebnis: diese Sätze sind Hinauszögerung genug, darum also die Sätze davor, wie angemerkt, kürzen smile Die DNA der Probe 1 (Herr Steve Arnold) stimmt nicht mit der DNA aus Probe 2 (Frau Harper Arnold) überein. Ein Verwandtschaftsverhältnis kann zu 100% ausgeschlossen werden.«
Entrüstet Ist sie wirklich entrüstet? Oder eher schockiert, fassungslos, erschrocken? ließ ich die Arme auf meine Beine fallen und starrte die Zeilen böse an. »Das ist ein Fake!«
Lissi hatte sich zu mir gebeugt und nahm mir das Schreiben aus der Hand. Das dünne Durchschlagpapier verblieb auf meinen Knien. Die Überschrift lautete DNA Band Reports vllt in Anführungszeichen setzen. Es zeigte mehrere, mir nichts sagende, Diagramme. Vermutlich der direkte Beweis ihres dafür ist der Bezug zu lang her. Ich würde "des" schreiben Ergebnisses.
»Hier steht, dass dein Dad nicht dein leiblicher Vater ist.«  Lissi studierte fasziniert die Zeilen. Meine Verwirrt- und Unsicherheit ich persönlich finde es stilistisch nicht schön, zwei identische Suffixe so zu verkürzen schien sie nicht zu bemerken. Wenn ich mir Lissi bisher so anschaue: bemerkt sie es nicht oder interessiert es sie nicht?
»Natürlich ist er mein Vater«, protestierte ich. »Die haben garantiert die Adressen vertauscht. Ich habe nie eine Probe oder dergleichen abgegeben. An Niemandniemanden! Das muss ein Versehen sein.«
»Willst du nicht den anderen Brief noch öffnen?« Ich finde, wenn Lissi das hier fragen kann, ist sie auch vorher eher desinteressiert
Sicher würde es sich ebenso um ein Versehen handeln, wenn nicht von diesem Stümperverein der gleiche Inhalt doppelt rausgeschickt wurde verstehe ich nicht. Ist das der Beweis oder die Widerlegung des Stümpervereins. Ich griff nach der Sendung und gab mir keine große Mühe Komma den Umschlag vorsichtig aufzureißen. Wozu auch?
Die zwei Seiten steckten wie ein Zwillingspaar darin wie steckt ein Zwillingspaar in einem Kuvert? smile. Ich zog das gefaltete Papier heraus und überflog das Anschreiben.
Als hätte ich es vorher gewusst. »Das ist nochmal haargenau das Gleiche.«
Lissi beugte sich zu mir herüber und studierte das Blatt. Im selben Moment, als sie scharf die Luft einzog, bemerkte ich den gravierenden Unterschied. Die DNA der Probe 1 bezog sich auf meine Mutter. Und wieder stand in dicken Buchstaben: »Die Proben sind nicht identisch. Ein Verwandtschaftsverhältnis kann zu 100% ausgeschlossen werden.«
In mir drehte sich alles. Verwirrt starrte ich immer wieder auf die Zeilen, bis sie vor meinen Augen tanzten. Das ergab doch alles keinen Sinn. Warum sollte jemand so einen Test für mich machen in Auftrag geben?? Welches Interesse hätten meine Eltern daran? Ich ließ mich in die Kissen zurückfallen.
Lissi hatte das Anschreiben beiseitegelegt und tippte auf ihrem Handy.
»Vielleicht ist die ganze Geschichte ein Schwindel. Ich meine, jeder aus der Schule kann mir zwei Seiten Papier in den Briefkasten stecken.«
»Das Institut gibt es jedenfalls.« Sie hielt mir das Handy unter die Nase. Der Internetauftritt präsentierte sich in derselben gestalterischen Aufmachung wie der Briefkopf meiner Anschreiben. »Schau mal!« Sie reichte mir das Kuvert und zeigte auf den Poststempel.«
Die Frankierung war maschinell erzeugt und das Signum der Post ich weiß es nicht, aber heißt es nicht ganz simpel: Poststempel? darüber gedruckt. Der Brief wurde ohne Zweifel in Genf aufgegeben.
»An der Echtheit der Briefe brauchst du zumindest nicht zu zweifeln.«
»Aber wer schickt Proben von uns nach Genf, in die Schweiz? Wer hat denn ein Interesse…?«
Lissi hielt mir wieder das Handy hin. »Du musst dort anrufen!« Sie zeigte auf das Display. Das Bild eines Call-Servicemitarbeiters war dort abgebildet und darunter prangte die Servicerufnummer.
»Ich soll in Genf anrufen?«
»Ja, warum denn nicht? Soll ich es machen?«
Ich blickte skeptisch auf das Handy. »Was soll ich denen denn erzählen?«
»Du hast hier eine Vorgangsnummer«, ihr Finger glitt über eine Zahlen- Buchstabenkombination im Kopfbogen des Schreibens, »unter dieser Akte finden sie Sie, wer der Auftraggeber war oder zumindest, von wem sie ihr Sie Ihr Geld erhalten haben.«
Mürrisch griff ich nach dem Telefon auf der Station und tippte die Nummer von Lissis Handy ab. Ich war schüchtern und in der Kommunikation mit Behörden oder Instituten nicht geübt. Diese Aktion kostete mich Überwindung. der Absatz klingt ein wenig umständlich und offen erklärend
Am anderen Ende meldete sich eine Frauenstimme mit französischem Akzent. Ich gab ihr beide Aktenzeichen. Es dauerte eine Weile und ich hörte, wie leise im Hintergrund die Tasten des Keyboards klackerten.
»()ören sieSie ? Beide Analysen sind vo()gestern mit der Post sowohl an sieSie, als auch ihren IhrenAnwalt ()ausgegangen.« Warum nimmst Du auch die Rs raus?
»An meinen Anwalt?« Ich stutzte. Hatte noch jemand dieses dubiose Schreiben erhalten?
»Ein Duplikat ging an ()echtsanwalt Dr. ()einrich Eschleber in Merolstein/ Burg«, flötete sie.
Merolstein war mein Geburtsort. Ich bin mein ganzes Leben noch nicht dort gewesen, wusste aber, dass meine Eltern ursprünglich aus der dieser Stadt kamen.
»Und dieser Herr Eschleber hat die Analyse in Auftrag gegeben?«
»Nun, das kann ich nicht sagen…« Ich hörte im Hintergrund wieder das leise Anschlagen der Tastatur. »Die Erstattung lief über die Kreisspa()kasse Merolstein. Es ()andelte sich um eine Vorabüberweisung. Stimmt etwas mit der Analyse nicht?«, fragte sie, nachdem ich nicht reagierte.
Meine Gedanken flogen kreuz und quer. Was hatte sie gefragt? Ob irgendetwas nicht stimmt? Ja, alles stimmte nicht. Ich kannte keinen Anwalt. Es gab auch keinen Grund einen DNA-Leerzeichen löschen Test für mich zu machen wenn Du "machen" ersetzen kannst, klingt es sicher schöner. Das alles klang nach einem bösen Traum.
»Alles bestens«, stammelte ich wenig überzeugend.
»Kann ich ihnen Ihnen sonst noch weiter ()elfen.« Die Frau an der Gegenstelle am anderen Ende der Leitung? klang sichtlich bemüht, aber ich wusste nicht, was ich sie bei dieser eindeutigen Lage noch hätte Fragen fragen sollen.
»Nein, vielen Dank, das war schon Alles alles!«, sagte ich immer leiser werdend und nahm den Hörer vom Ohr.
Aus der Muschel drang ein dumpfes: »De rien Komma madame, c’est normal. Au revoir!«, dann Daraufhin/ Dann betätigte ich die rote Taste. Oder einfach: Ich legte auf.
Ich blieb still sitzen, obwohl Lissi mich mehrere Male eindringlich ansah und mit dem Kopf zu nicken begann Oder einfach: nickte. Ich brauchte allerdings? eine Weile, bis ich das Gespräch verdaut hatte.
»Ein Duplikat ging an einen Anwalt in meinem Geburtsort.« Mein Bauch gurgelte. Würde ich weglassen. ME gurgelt ein Bauch bei Hunger, während des Essens oder wenn man gleich Durchfall bekommt und das meinst Du hier ja alles nicht, oder? Smile Er fühlte sich plötzlich leer und ganz unbehaglich an.
Lissi stöhnte und verdrehte die Augen. »Hast du wenigstens einen Namen?«
»Heinrich Eschleber, Merolstein. Doktor Heinrich Eschleber.« Ich fasste an meinen Bauch. Irgendwie war mir kotzübel. Gerade war der Bauch doch noch leer?
Lissi tippte wieder auf ihrem Handy und ließ wenig später sanfte Kritik über den Internetauftritt des Anwalts walten. »Einer dieser aufgeblasenen Advokaten.« Das Display zeigte einen älteren Herrn mit Bart, der in einem teuren Bürostuhl lehnte. »Den rufst du jetzt an und fragst, was das soll!«
»Was?« Ich riss die Augen auf!.
»Ja Komma natürlich, der ! Der lässt ein Gutachten über dich in der Schweiz erstellen, bestimmt um deutsche Gesetze zu umgehen. Hier fehlt ein Satz à la: Wenn er ein Gutachten erstellt, dann ... oder da... oder Du schließt den nachfolgenden Satz anders an Wenn der nicht will, dass er eine dicke, fette Anzeige bekommt, wird er schon reden.« Sie nahm den Hörer und tippte die Nummer des Anwalts ein. Dann stellte sie den Lautsprecher an und übergab mir das Gerät.
Ich drückte die Taste zum Abbruch des Zielrufs Zielruf klingt aber nicht nach Teenie. So schnell nicht! »Warte einen Moment!« Natürlich hatte sie Recht. Dieser Anwalt hatte nicht die Befugnis Komma Nachforschungen über mich anzustellen, aber ich musste mich sammeln und das böse Tier gerade war ihr noch kotzübel. Ich würde mich für ein Bild entscheiden in meinem Bauch besänftigen. Ich ließ mir Lissis Handy geben und studierte die Website des Anwalts. Er war Strafverteidiger und in Sachen Familienrecht unterwegs. Eine merkwürdige Kombination.
Viel gab die Internetpräsenz nicht her. Unter den eingetragenen Partnern registrierte ich die Caspeitz Gruppe, eine nach TÜV zertifizierte Detektei.
Pah! Zertifiziert! Warum einen Hieb gegen den TÜV? Hat das einen Bezug auf später? Ich las weiter: Seriös und gut ausgebildete Detektive sind dann von Nutzen, wenn die öffentliche Hand aufgrund des stark eingeschränkten Handlungsbereichs nicht mehr ermitteln darf und die Observation im berechtigten Interesse der Mandantschaft durchgeführt werden muss.
Mir schwante Komma nach welchem Schema eine TÜV zertifizierte Detektei arbeitete. Unter seriösen Vorgaben wurden mit Hilfe der Anwälte Schlupfwinkel deutscher Gesetze umgangen entweder werden die Schlupfwinkel genutzt oder Gesetze umgangen und illegale Arbeitsmethoden zur Informationsbeschaffung angewandt. Hier in dem Fall In diesem Fall eben eine Genanalyse im Ausland. Vielleicht kannst Du die Kanzlei-/Detektei-Beschreibung noch ein wenig kürzen?
Ich hatte einen bitteren Geschmack im Mund und ärgerte mich Komma vermeintliches Opfer solcher Machenschaften zu sein. Du kannst fürchten, ein vermeintliches Opfer zu sein, aber erst wenn Du eines bist, wirst du dich ärgern Nach einer Weile griff ich zum Hörer Du könntest das konsekutiv zum Ärger im Vorsatz verknüpfen und riskierte das Telefonat.
An der Gegenseite spricht man hier wirklich von der "Gegenseite"? meldete sich eine unfreundliche Frauenstimme, die mich nach kurzen Erkundungen klingt umständlich an ihren Chef vermittelte oder durchstellte/mit ... verband. Der Anwalt nuschelte und sprach so leise, dass ich es kaum verstehen konnte. Auf meine Frage hin, warum er Informationen über meine Abstammung sammelte, wurde er plötzlich ungemütlich. War das nicht die erste Frage? Auf welche Fragen vorab hat er denn genuschelt? Seine Nachforschungen würde er im Dienste seiner Mandanten anstellen und diese wären natürlich vertraulich. Wäre es nicht logisch, jetzt zu sagen, dass man selbst ja der Betroffene sei?
Lissi pantomimte im Hintergrund, bis sie schließlich ihren Mund an mein Ohr hielt wenn ich einem Telefonierenden etwas souffliere, flüstere ich ihm nicht ins Ohr. Wenn Du das so machst, ist es realistisch. Hast Du das schon mal gemacht? und flüsterte: »Frag ihn, ob er schon jemals etwas vom Bundesdatenschutz gehört hat! Er ist auf Anforderung verpflichtet Komma dir alle Informationen zu deinen erhobenen Daten zu erteilen. Also, warum sie erhoben wurden und von wem.«
»Sagen sie ihrer Sie Ihrer Souffleuse«, entgegnete der Anwalt barsch, bevor Lissi überhaupt geendet hatte, »dass ich das Datenschutzgesetz kenne und sie gern mit einer richterlichen Verfügung wiederkommen kann. Bis dahin bleiben meine Akten unter Verschluss. Einen wunderschönen Tag noch!« Ich hörte das Klacken in der Leitung und dann den signifikanten Dauerton.
»Der hat einfach aufgelegt.« Ich starrte ungläubig auf den Hörer. Das Display zeigte: 1:49. Das Gespräch hatte nicht einmal zwei Minuten gedauert. Er hatte uns abgespeist, wie zwei kleine Kinder.
»Ich sag doch, das ist ein Arschloch! Diese Advokaten nehmen sich alles raus.« Lissi meckerte ungehalten weiter und wetterte über die Justiz Die Justiz ist etwas anderes als bestimmte Anwälte. Meckert Lissi wirklich über die Behörden der Rechtspflege?.
Ich bekam von dem davon? wenig mit. Komma statt Punkt? Ihre Worte wurden von meinem Kopf wie ein begleitendes Rauschen aufgenommen. In meinen Gedanken verschwamm alles zu einem nebligen Dunst. Ich fühlte mich elend, erniedrigt, matt und erschlagen. Die Luft im Raum schien mich zu ersticken und mit kurzen Stichen mein Hirn zu foltern. Ich zog die Beine an und lehnte die Stirn auf die Knie. Hier würde ich mehr Kommata statt Punkte benutzen, damit alles mehr ineinandergreift und weniger nebeneinandersteht
Lissis Geschnatter verebbte irgendwann. Sie saß still neben mir. »Alles gut bei dir?«
Ich spürte ihre Hand auf meinem Rücken und ihr Gesicht, welches sie zu meinem Kopf gebeugt hatte also sie spürt auch ihr Gesicht?. Mir lief einsam eine Träne in der Flucht zwischen Nase und Wange hinab. Sie brannte in den Augen und schmeckte salzig auf meinen Lippendie letzten beiden Sätze sind mE sehr poetisch und ich wäre vorsichtig, ob sie in diesem Text nicht kitschig wirken könnten . »Was ist, wenn das wahr ist?«, flüsterte ich leise, mehr zu mir selbst, als zu Lissi. »Was ist, wenn Mom und Dad nicht meine Eltern sind?«
Sie zuckte die Achseln. »Na, theoretisch ändert das nichts. Warum sollte es auch?« Sie machte eine Pause und überlegte. »Selbst wenn der Anwalt rausbekommen haben sollte, dass du zu deiner Geburt im Krankenhaus vertauscht wurdest, du bist 16. Wen interessiert’s? Deine Eltern sind die, die du festlegst. Immerhin bist du alt genug.«
Die Leichtigkeit, mit der Lissi die Veränderungen meines Lebens in meinem Leben? aufnahm, stabilisierte mich etwas hört sich sehr theoretisch an . Trotzdem bekam ich den Nebel welcher Nebel? Ist das auf matt und erschlagen bezogen? nicht aus dem Kopf. Ich stand auf und stolperte zur Terrassentür, um sie zu öffnen Oder einfach: öffnete die Terrassentür?. Von draußen strömte mir kalte, feuchte Luft ins Gesicht. Sie fühlte sich angenehm auf der Haut an und neutralisierte vorübergehend den stechenden Schmerz in meinem Kopf. Ich atmete tief ein und spürte, wie die kühlen Luftmassen sich in meiner Lunge ausbreiteten. Die Welt wurde wieder klarer.
Ich suchte nach einem Anhaltspunkt um die Sicht auf die Dinge zu normalisieren. Mein Blick fiel auf das Sideboard neben der Tür. Meine Mutter hatte im selben Holzdesign einen teuren Bilderrahmen ergattert und ihr Lieblingsfoto, eine Aufnahme von uns Dreien vor den Klippen von Dover, zur Schau gestellt das ist etwas gestelzt. Ich überragte meine Familie und stach wie Goliath zwischen Mom und Dad heraus. Ich war eindeutig anders. Unabhängig von meiner immensen Größe zierte aus unerklärlichen Gründen weißes Haar meinen Kopf. Meine Mutter sprach von einem Gendefekt, wobei meine Haut, wie bei Albinismus üblich, keine besondere Helle aufwies. Im Gegenteil, für europäische Verhältnisse gehörte ich eher zu den gebräunten Typen und weder mein Körper, noch meine Augen waren außerordentlich lichtempfindlich.
Auf dem Bild trug ich noch eine Wallemähne, von der ich mich allerdings inzwischen? getrennt hatte. Mein Haar war jetzt kurz. Die Seiten und der Nacken waren knapp kurz? geschnitten. Dafür hatte ich über dem rechten Auge eine sehr, sehr lange, graduierte vllt ein eingängigeres Synonym? Insbesondere, da gleich darauf ein Wort wie "cool" folgt? Strähne, die mich zwar nervte, aber irgendwie cool aussah.
Ich suchte weiter nach Gemeinsamkeiten, musste aber zu meinem Erschrecken feststellen, dass ich weder das wohlgerundeten Gesicht meiner Mutter, noch die scharfen Konturen meines Vaters besaß.
Der Wind heulte frischte auf? Heulen finde ich etwas extrem. Ein Wind heult in einer stürmischen Nacht ums Haus, da hätte die Prota keine Terrassentür geöffnet plötzlich auf und wehte mir die Gardine ins Gesicht. Aus dem Flur hörte ich die Haustüre durch die Zugluft ins Schloss fallen. Mom war von der Arbeit gekommen und blickte mit vollbeladenen Einkaufstaschen zum Wohnzimmer herein. »Hallo ihr Zwei!«
Lissi klimperte gerade noch auf ihrem Handy, sprang aber sofort in die Höhe und sah mich erörternd an. »Ich glaube, ich lass euch mal lieber allein.« Sie machte einen vielsagenden Blick auf die beiden Umschläge und führte mit Daumen und kleinem Finger die Ruf-mich-an-Geste an ihrem Ohr aus. Dann winkte sie kurz und hechtete an meiner Mutter vorbei in die Diele. Mom schaute ihr fragend nach, aber Lissi hatte vermutlich nicht einmal ihre Schuhe zugebunden, als sie uns ein »Tschüss« rein über die Schulter zurief? rief und uns verliesß.


Ich hoffe, das sind jetzt nicht zu viele Anmerkungen geworden, es sind ja alles nur Vorschläge smile  Schau es Dir mal an, vielleicht ist ja etwas Brauchbares dabei.

Liebe Grüße
Selanna


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lengulins
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Beitrag27.11.2016 23:57
Hallo Selanna
von lengulins
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Hallo Selanna,
vielen Dank für die große Mühe, die Du Dir gemacht hast. Ich freue mich immer auf Feedback, auch wenn man danach erstmal merkt, wie viel man Fehler übersehen hat.

Zitat:
1. Du willst Lissi nicht als beste Freundin aufbauen, oder? Denn dann würde ich an Deiner Stelle noch ein paar ihrer Textstellen umbauen, denn so kommt sie relativ kalt und egoistisch rüber. Wenn sie Britin ist, wäre "Lissy" oder "Lissie" realistischer, denke ich.
 

Lissi hat nur eine kleine unbedeutende Rolle, die für die Geschichte recht unbedeutend ist. Trotzdem wollte ich sie natürlich auf keinen Fall unfreundlich erscheinen lassen. Da werde ich noch etwas feilen müssen. Über die Schreibweise des NAmens habe ich auch schon oft hin und her überlegt, bin aber mittlerweile der Meinung, dass er mir so ganz gut gefällt.
Zitat:

2. Wenn die Prota aus Deutschland stammt, warum heißt sie dann Harper?

Das wird erst im Laufe der Geschichte ersichtlich. Es gibt eine Gruppe mit skandinavisch klingenden Namen und eine mit amerikanischen Vornamen. Den restlichen Leuten habe ich deutsche Namen gegeben. Das war mir zur Unterscheidung der Gruppen wichtig.
Zitat:

3. Ich habe den Eindruck, dass Du manchmal eine Art Wortschatz einstreust, der für die Geschichte zu kühl, distanziert und eher für Sachtexte geeignet ist und nicht in eine Jugend-Fantasy-Liebesgeschichte passt. Aber das ist Ansichtssache.

Manchmal denke ich, ich rede auch so geschwollen. Schlimm, oder?

Ich haette noch erwähnen sollen, dass es sich nicht um den Anfang der Geschichte handelt. Es fehlen 3 Seiten, die ich hier unterschlagen habe. Die Mädels hatten einen schlechten Tag, es ist mieses Wetter und sie müssen von der Schule den weiten Weg nach hause laufen. Ich nehme an, dass war nicht gut überlegt von mir, so gab es einige Ungereimtheiten zu Beginn.

Ein kleine Frage hätte ich noch. Nicht böse sein über die Ausdrucksweise, aber manche Kritikpunkte würde ich als Erbenzählerei bezeichnen. Ein Beispiel:
Zitat:

Eine Zeitung hing in der Klappe fest, eine  weitere  und ein Werbeprospekt ...ist das wirklich eine Familie, die zwei Zeitungen abonniert?

Bleiben Leser wirklich an solchen Textstellen hängen und grübeln? Ich persönlich mache mir darüber überhaupt keine Gedanken, zumal wir tatsächlich in der Woche mehrere kostenlose Zeitungen erhalten (wohne allerdings in einer Großstadt)
noch ein Beispiel:
Zitat:

Lissi pantomimte im Hintergrund, bis sie schließlich ihren Mund an mein Ohr hielt wenn ich einem Telefonierenden etwas souffliere, flüstere ich ihm nicht ins Ohr. Wenn Du das so machst, ist es realistisch. Hast Du das schon mal gemacht? und flüsterte: »Frag ihn, ob er schon jemals etwas vom Bundesdatenschutz gehört hat! Er ist auf Anforderung verpflichtet Komma dir alle Informationen zu deinen erhobenen Daten zu erteilen. Also, warum sie erhoben wurden und von wem.«
»Sagen sie ihrer Sie Ihrer Souffleuse«, entgegnete der Anwalt barsch...

Meines Erachtens  flüstert eine Souffleuse einem Akteur seinen Text zu. Das ist ihre Aufgabe, nicht mehr und nicht weniger. In diesem Fall ist das etwas zu laut geschehen.  
Warum findest Du die Wortwahl in diesem Zusammenhang nicht getroffen? Würden Leser hier tatsächlich ins straucheln geraten?

Sorry, dass ich mit Kritik antworte, aber das macht mich wirklich neugierig.
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Selanna
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Beitrag28.11.2016 01:06
Re: Hallo Selanna
von Selanna
Antworten mit Zitat

Smile
Zu Lissi: War bloß eine Idee, die mir auffiel. Wenn Dir Lissi am besten gefällt, ist es die beste Lösung, denke ich.

Zum geschwollenen Wortschatz: Das ist ganz offensichtlich auch ein Problem von mir. Embarassed wir können einen Club aufmachen

Zum fehlenden Anfang: Ach so, dann alle Anmerkungen diesbezüglich streichen.

Zum Erbsenzählen: Und noch einmal erwischt Embarassed Embarassed  Ich bin den Text von oben nach unten durchgegangen und habe markiert und angemerkt, was wir so in den Sinn kam. Manches kannst Du übernehmen, anderes ignorieren oder über noch anderes nur den Kopf schütteln. Bleibt Dir überlassen Laughing Ich hab einfach nur meine Sicht der Dinge eingebracht, ganz unverbindlich, und wollte damit helfen. Und nein, ich denke nicht, dass ein Leser darüber stolpert, wenn man zwei Zeitungen aus dem Briefkasten zieht. Die Einwurfzeitungen, die ich bekomme, sind für mich eben nur Werbemüll und keine richtigen Zeitungen und wenn jemand zwei wirkliche Zeitungen hat, denke ich an meinen Professor an der Uni. Aber wenn Du den Einwurf komisch findest, ignorier ihn doch einfach. - Es ging mir nicht ums Soufflieren, sondern um das Ins-Ohr-Flüstern beim Soufflieren. Das mit dem Ohr fand ich wirklich unrealistisch. Ich habe oft die Situation, dass ich meinem Lebensgefährten was zuflüstere, wenn er mit Handwerkern telefoniert, und ich achte da immer drauf, nicht nah am Hörer zu sprechen und somit nicht nah bei ihm. Eine Souffleuse ist nie am Ohr des Textlosen, weil es ja ihr Beruf ist, möglichst unbemerkt zuzuflüstern. Aber vllt habe ich das Telefonsoufflieren nach langer Handwerkererfahrung auch nur perfektioniert. - Auch davon wird der Erfolg des Buchs nicht abhängen Smile


Liebe Grüße
Selanna


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Logan
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Beitrag28.11.2016 05:02

von Logan
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Liebe Lengulins

Der Text war (mir persönlich) zu wenig "dicht", zu viele Wörter, die zu wenig Handlung beschreiben, zu viele Momente, die du (meiner Meinung nach) zu sehr in die Länge ziehst. Meine Augen wurden schnell müde.

Du hast eine einfache Sprache verwendet (mit einer Ausnahme am Anfang), auf unnötig gestelzte Verben oder Substantive verzichtet, auch nicht zu viele Schachtelsätze verwendet. Das finde ich gut und passend.

Warum die Namen und Ausdrücke auf Englisch?

Liebe Grüsse
Logan


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"Omega: Das Erbe der Gottmaschine" von Oscar Winter. Im Hybrid Verlag erschienen.

»Ernest Hemingway hat mal geschrieben: Die Welt ist so schön, und wert, dass man um sie kämpft. Dem zweiten Teil stimme ich zu.«
William Somerset
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lengulins
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Beitrag29.11.2016 11:33
T2
von lengulins
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Ich sehe immer wieder, dass extrem viele Forumsteilnehmer die eingestellten Beiträge lesen. Natürlich hat nicht immer jeder Lust und Zeit auf einen Artikel zu antworten. Mir fehlt in diesem Forum leider eine Art Schnellbewertungssystem- ähnlich der Sternebewertung von z. Bsp. Amazon. Ich will hier nicht komplette Systeme umstellen, aber wer Lust hat, könnte eine Kurznachricht posten (in etwa: 80% (3), was soviel bedeuten könnte, wie 80% gelesen, Bewertung 3 von 5 Sternen) Darüber würde ich mich sehr freuen. Natürlich bleiben auch alle anderen Beiträge mit ausführlicher Kritik willkommen.

Da ich bei meinem ersten Einstandstext viele gute und wichtige Kritiken bekommen habe, würde ich gern die Gelegenheit nutzen und Euch einen zweiten Textauszug, der so fast das Ende meiner Geschichte zeigt, vorlegen.
 
Idun, die Mutter meiner Protagonistin, hat vor vielen Jahren ihre magische Macht (die heilenden Äpfel der Idun) mit einem Bannspruch in einer alten Eiche versiegelt. Harper (Prota.) möchte den Bann lösen, hat aber keine besonderen göttlichen Fähigkeiten, kann aber mit dem Baum über eine Art Trance kommunizieren. An dieser Stelle setzt der Textauszug ein. Viel Vergnügen beim Lesen!

»Wir müssen los!« Ich rappelte mich hoch und zog Zac mit nach oben. »Bitte lass mir Zeit. Ich komme von selbst aus der Trance.«
Er zog die Stirn in Falten. »Eine halbe Stunde. Maximal.«
Ich nickte kurz und hatte es plötzlich sehr eilig meine Hand an die knorpelige Stelle des Stammes zu legen und meine Augen zu schließen. Wieder raschelte es in den Ästen und diese wundersame Melodie erklang. Der Baum zog mich erneut in ein Meer aus Visionen. Bilder erschienen in meinen Kopf, beginnend bei Zac und mir, wie wir gemeinsam mit verschränkten Händen ein Bastband hielten. Dieser Augenblick war eben erst vergangen. Wie in einem Rausch wurden meine Einblicke in der Zeit zurückgeworfen, bis ich an dem Punkt angelangte, als Idun vor der Eiche kniete und hingebungsvoll ihr Haupt senkte.

Es war eine raue, stürmische Nacht. Der Wind fegte ihr durch die Kleider und die Dunkelheit warf ihr trübes, nebliges Echo über die Umgebung. Blätter wirbelten die Straße hinunter, blieben an ihr kleben und wurden mit der nächsten Böe hinweggerissen. Idun verharrte lange und still auf dem Boden. Ein Baby quengelte und riss sie aus ihrem Gebet. Sie hob mechanisch ihren Körper, streckte ihren schlanken Hals und hauchte während der Bewegung warmen Atem in die fast kahle Krone des Baumes. Ihr Odem verwirbelte sich im Wind und stieg hinauf in das dürre Geäst. Das Holz knackte, als sich der neblige Hauch in den Wipfeln auflöste. Idun pustete ein zweites Mal und auch eine dritte Atemwolke verfing sich in dem Gezweig. Ein Energieschub ihres göttlichen Odems flutete das taube Holz der alten Eiche. Eine leichte Druckwelle, beginnend an den Wurzeln, die die schlammige Erde aufrissen, bis hinauf in die letzten Spitzen der Zweige, erschütterte den Baum. Er streckte sich bis er optisch um einige Zentimeter gewachsen war und verursachte ein imposantes Knirschen und Knacken. Dann stand er frisch und stark und so jung, wie eine tausendjährige Eiche in den kühlen Herbstnächsten wirken konnte, vor ihr.
»Tut mir Leid mein Freund. Das ist alles, was ich für dich tun kann«, flüsterte Idun und hauchte ein letztes Mal ihren warmen Atem nach oben. Die verbliebenen Blätter wackelten. Dann fielen sie matt zu Boden und wurden von der nächsten Böe hinfort getragen.
Das Baby quengelte erneut. Idun erhob sich. Unter den Tiefen ihres dicken Mantels war das winselnde Bündel verborgen. Sachte blies sie über das Gesicht der Kleinen, bis das Quengeln erstarb und ein wohlwollendes Quieken zu hören war. Zwei winzige Hände erschienen und versuchten unbedarft nach dem entfernten Kopf der Mutter zu greifen. Sie küsste dem Kind auf die Stirn und lächelte ihm sanft zu. »Das ist unser Baum, unser Geheimnis, unsere Verbindung. Vergiss das nicht!« Sie stupste der Tochter sorgsam mit dem Zeigefinger über die Nase. Ein vergnügter Laut war zu hören. Dann wandte sie sich um. Eine dunkle Gestalt trat aus dem Schatten der Straße. Er war gewandet, wie ein Bettler und bildete im Finstern der Nacht eine Einheit mit der Umgebung. Sie küsste das Kind erneut und übergab ihm das kleine Bündel. Dann legte sie den Kopf in den Nacken und riss die Arme empor. Die Gestalt trat ehrfürchtig einige Schritte zurück, während Idun mystische Worte in den Himmel schrie, abgehackte, kalte, fremde Worte. Das Baby begann zu weinen. Die verhangene Wolkendecke riss auf und die Schwaden gruppierten sich zu dicken grauen, sich schnell bewegenden Steifen am schwarzen Firmament. Die schmale Sichel des Mondes leuchtete spärlich hindurch. Der Wind fegte durch den langen Mantel der Idun und riss ihr die Kapuze vom Kopf. Ihr weißes Haar wehte und strahlte im kargen Mondlicht.
Langsam neigte sie ihr Haupt und senkte gleichzeitig die Arme im weiten Bogen bis vor ihren Körper.
Der Himmel stand mit vereinzelten, dicken Wolkengruppierungen über ihnen, als sie sich der Eiche zuwandte. »Es ist so weit, mein Freund!« Sie ging auf den Baum zu und legte ihre Stirn an die raue Rinde. »Sei tapfer und beschütze das, was zu mächtig für diese Welt ist! Die Erde ist noch nicht bereit dafür. Möge der Mond Zeuge meines Vergehens sein. Möge Ragnarök nicht nur Zerstörung, sondern auch Neubeginn heißen. Möge einzig mein Kind, unvoreingenommen fremder Befindlichkeiten, aus eigener Kraft und eigenem Willen diesen Verlauf stoppen können.« Ihre Miene verfinsterte sich und der Sturm entfachte erneut, als sie ihre letzten Worte in die Nacht hinaus brüllte: »Möge Odin büßen, für das, was er Thiazi angetan hat.« Damit wuchtete sie ihre offene, gespreizte Hand an den Stamm. Der Wind toste durch die Zweige, riss alles mit, was nicht befestigt war und die dicken grauen Wolken bildeten eine sich immer schneller drehende Spirale am Himmel. »Möge sein Körper welken, seine Gebeine kraftlose, verkümmerte Werkzeuge werden und sein Verstand rosten wie oxidiertes Metall! Möge Odin und die Seinesgleichen den Weg der Irdischen nehmen!«
Sie riss den Kopf nach oben und kniff die Augen zusammen, dass sich eine tiefe Furche über ihrer Nase bildete. Ihre andere Hand presste sie angestrengt zur Faust. Der Boden vibrierte und ließ den Baum vor ihr wackeln. Blitze zuckten am Himmel und grollten. Die Umgebung wurde in ein Auf und Ab von Hell und Dunkel gerissen. Der Sturm peitschte Gegenstände durch die Luft und zwang die Gestalt, die noch immer das Kind in den Armen hielt, auf die Knie. Iduns Gesicht war ausdruckslos und schmerzverzerrt, als sie die Augen öffnete. Nur das Weiße in den hohlen Löchern glänzte. Ihre Finger krallten sich in die Rinde und formten die hölzerne Substanz wie einen feuchten Schlamm. Energien strömten durch ihren Körper. Ab und zu sah man eine Welle gleisenden Lichts bogenförmig aus ihrem Leib austreten und an einer anderen Stelle wieder hineinfluten. Ihr Arm bildete das finale Ende des Energieaustritts und leitete das gewaltige Strahlenbündel in die Eiche weiter. Erst als das letzte Feuer ihre Finger verlassen hatte und die Wunde am Baum ihr Innerstes verhüllte, verebbten der rauschende Sturm und das immense Grollen.
Idun zog den Arm zurück und brach zusammen.

Die Spinne

So musste es sich anfühlen, wenn man vom Hochhaus springt. Frontallandung auf dem Rücken und ich hatte überlebt. Mir schmerzte mein Kreuz, mein Kopf dröhnte, meine Gliedmaßen mussten mir abgerissen worden sein und lagen verstreut in der Umgebung. Einzig mein rechter Arm blieb zerquetscht an meinem zerschundenen Körper hängen. Eine schwere Last lag auf ihm und malträtierte das offene Fleisch. Ich blinzelte, aber ein Stich in mein Hirn ließ mich innehalten.
»Ah, da wären wir also wieder.«
Eine fremde Frauenstimme hatte mit mir gesprochen. Fremd und doch irgendwie vertraut. Ich konnte sie nicht zuordnen. Wo war ich überhaupt? Was war passiert? Ich überlegte, aber in meinem Kopf herrschte gähnende Leere. Die Neugier besiegte den stechenden Schmerz. Ich öffnete gequält meine Lider. Nur schemenhaft nahm ich meine Umgebung wahr. Ich lag auf dem Boden. Über mir erstreckte sich der Himmel und die Sonne blinzelte durch das Geäst eines Baumes. Verschwommen sah ich eine Frau, die dicht neben mir kniete und meinen Körper untersuchte. Hatte ich einen Unfall? Ich konnte die Augen nicht offen halten. Zu schwer erschienen mir meine Lider und meine Gedanken fanden keinen klaren Halt in dieser verworrenen Situation. Ich musste Schlafen!
Jemand rüttelte an meinen Schultern. »Hier wird jetzt nicht gepennt! Du wachst jetzt auf!« Benommen öffnete ich meine Augen einen kleinen Schlitz breit. Ich bin so müde!
Etwas klatschte auf nackte Haut und im selben Augenblick schmerzte grauenhaft meine linke Wange. Gequält sah ich meine Peinigerin an. »Abelone?«
Abelone, das Mädchen mit den weißen Haaren aus der Schule. Ich musste mich orientieren. War ich mit ihr unterwegs gewesen? Nein, ich mochte sie ja nicht mal. Zac! Zac mochte ich. Er war…
Hektisch schaute ich die Gegend ab und wurde sofort mit einem stechenden Schmerz in meinen Nacken bestraft. »Zac? Wo ist Zac?«, stammelte ich.
»Der ist im Augenblick überflüssig!«, antwortete Abelone scharf. »Wo sind die Äpfel?«, zischte sie.
Mein linker Arm griff an meine Schläfe. Ich hatte meine Gliedmaßen also doch noch. Mein trüber Blick scannte meinen Körper. Noch alles dran! Ich lag auf der Erde. Unter mir quetschten sich die Grasbüschel breit und neben mir thronte die alte Eiche. Die wulstige Erhebung lag gut einen Arm breit über mir.
Idun, ich hatte meine Mutter gesehen. Hier hatte sie gestanden und mit einem riesen Spektakel dem Baum ihr Geheimnis anvertraut. Ich lächelte zufrieden und schloss meine Augen.
»Ich sagte: hier wird nicht geschlafen!« Abelone packte mich an den Haaren und riss mich in die Höhe. Schmerzverzerrt jaulte ich und griff nach oben. Sie zog mich hinter sich her und ließ mich wie einen schweren Sack Mehl gegen den Baum fallen.
Ich hustete und behielt schwerlich meine Augen offen. »Abelone…« Was machte sie mit mir? Es tat weh. »Ich kann nicht mehr«, winselte ich.
Abelons Haar wehte und sie sah mich mit einem fiesen Gesicht an, als sie sich zu mir beugte. »Du wirst den Trip so lange machen, bis du mir die Äpfel bringst!« Sie krallte meinen lädierten Arm und quetschte die Handfläche an den kühlen Stamm.

Endlich spürte ich Erlösung. Eine wunderschöne Melodie erklang und meine Schmerzen verblassten.
Die Eiche präsentierte mir den Anfang der letzten Vision. Meine Mutter stand vor dem Baum und blies ihren warmen Atem in die Krone. »Hab Dank, mein treuer Freund. Deine Aufgabe ist nun erfüllt.« Dann wandte sie sich um. Aus dem Schatten der Straße trat eine junge Frau. Ihr weißes, kurzes Haar glänzte im Mondlicht. Idun streckte ihr die offenen Arme entgegen. Zögerlich tat sie den ersten Schritt aus dem Dunkel. Dann lächelte sie und rannte in ihre Umarmung. Die beiden Frauen verharrten lange in dieser Position, kosteten den Duft und die Nähe Ihresgleichen. Idun hob mit der Hand den Kopf der Tochter und blickte ihr ins Angesicht. »Mein Kind, wie habe ich mich gesehnt nach diesem Moment.« Tränen liefen ihr über die Wange. »Kein Wesen auf dieser Welt ist vergleichbar mit deiner Schönheit und Anmut. Du bist ein wunderbarer Mensch geworden.« Zufrieden blickte sie zu ihrer Tochter auf. Aber du bist gekommen, um dein schweres Schicksal anzutreten.« Sie zog sie hinüber zum Antlitz der Eiche. »Eine immense Bürde, die du auf deine Schultern lastest.« Ihre Augen studierten das Gesicht ihrer Tochter. »Groß möge die Zahl der Liebenden sein, die du mit immerwährender Gesundheit und Lebenskraft versorgen kannst. Schütze sie! Klein möge die Zahl der Missgünstlinge und Neider sein. Bekämpfe sie!« Sie schloss die Augen und atmete tief durch. »Bist Du bereit?«
»Ja!«
»Dann komm!«
Sie zog sie in das Grasbett neben dem gewaltigen Stamm und hob zärtlich ihre Hand. »Ein kurzer Schmerz, für die Gabe der Unendlichkeit!«
Dann hauchte sie einen Abschiedskuss auf die Fingerkuppen der Tochter und platzierte sie auf der knochigen Ausbuchtung. »Lebe wohl!«
Während ein starker Schmerz an dem Arm zog und ein betäubendes Gefühl in den Körper ausstrahlte, verschwamm Idun vor ihrem geistigen Auge. »Warte!«, schrie sie, aber die Finsternis hatte Iduns Schatten verschluckt und die Energie ihres Erbes nahm unaufhaltsam Besitz von ihr, bis die körperlichen Kräfte versagten und sie in sich zusammenbrach.

Blätter flogen und tanzten um meine Nase, als ich erwachte. Wieder fühlte ich mich, als wäre ich vom zehnten Stock gesprungen. Auf meinem Bauch spürte ich eine kleine Last, die sich bewegte und mir an verschiedenen Stellen in die Haut zwickte. Erschrocken riss ich die Augen auf. Einer der Raben tänzelte auf mir herum und krähte zur Straße. Den Weg hinauf stand Abelone, den Rücken mir zugewandt. Sie beobachtete ein Spektakel jenseits der Bäume. Der Rabe krähte erneut. »Du Verräter«, schimpfte ich leise, »ich dachte, wir sind Freunde geworden.« Der Schwarze antwortete mit einem schwachen »Kräh« und flatterte von mir herunter. Abelone stand mit den Armen in den Hüften reglos am Fußsteig. Hinter den Bäumen donnerte und krachte es. Wipfel schienen sich zu biegen und Äste zu brechen. »Zac«, dachte ich. Er hat sie von mir weggelockt.
Ich quälte mich auf, so leise es ging, und kroch hinter die Eiche. Dort zog ich mich nach oben. Meine Glieder schmerzten, mein Kopf war am Zerbersten. Ich musste hier unbedingt weg! »Das Auto!«, kam mir in den Sinn. Es stand noch am Gemeindeamt. Vielleicht war Liam noch dort. Ich stieß die Luft aus und stützte mich vom Baum ab. Dann rannte ich los. Der Rabe flog lautlos hinterher und während ich flüchtete, sah ich auch den anderen hoch im Geäst sich erheben und uns folgen.
Ich wagte keinen Blick zurück, zu fixiert war ich Liams Fahrzeug vor Abelone zu erreichen. Meine Beine glühten, aber die bleierne Betäubung wich den impulsiven Kräften des Adrenalins.
Ich rannte und ging die verschiedenen Optionen durch. Die Autoschlüssel! Hatte Zac sie stecken gelassen? Im Kofferraum lagen noch der Ring und der Speer. Würde Abelone sie als Gegenleistung akzeptieren? Wohl kaum! Liam könnte noch im Auto schlafen. Ich musste ihn warnen.
Als ich zum Abzweig kam, blickte ich kurz zurück. Abelone hatte mich ausgemacht und setzte sich in Bewegung. Das wilde Treiben hinter den Bäumen war verstummt.
»Liam!«, brüllte ich. Das Auto stand noch an Ort und Stelle, aber ich konnte ihn von der Ferne nirgends sehen. »Liam!« Ich rannte, so schnell ich konnte. Hinter mir hörte ich Abelone irgendetwas rufen oder fluchen. Ihre Schritte klangen ruhig. Scheinbar hatte sie es nicht eilig mich einzuholen. Mit schnellem Tempo fing ich mich an der Kofferraumklappe ab. Liam war nicht im Wagen und auch nicht in der unmittelbaren Umgebung. Ich wuchtete hektisch am Griff der Heckklappe und wie durch ein Wunder ging sie gemächlich auf. Der Leinensack lag unangetastet darin. Ich fasste nach ihm und zerrte an dem Band, welches ihn zusammenhielt.
Der Schlüssel - vielleicht steckte der Schlüssel ja? Ich stürzte zur Fahrerseite und riss an der Tür. Sie musste doch aufgehen! Wie verrückt rüttelte ich an dem Öffner. Es tat sich nichts. Verzweifelt blickte ich zurück und sah Abelone, wie sie wenige Meter von mir entfernt schon die Krallen nach mir ausstreckte. Ich fuhr herum und kam noch ein paar Schritte, bis ich einen Stoß im Rücken spürte und mit Schwung auf den Boden gedrückt wurde. Meine Wange schleifte über den Asphalt und derbe Kratzer rissen in meine Haut. Der Jutesack glitt aus meiner Hand und knallte auf den Boden. Der Speer schleuderte durch die Öffnung und blieb halb im Sack hängen.
Ich quälte mich aus meiner schmerzenden Bauchlage in Rückenposition. Mein Kopf brummte.
Abelone stand über mir und giftete zu mir herunter: »Die Äpfel!« Dabei streckte sie impulsiv ihren Arm mir entgegen.
Die Äpfel, natürlich! Was war mit ihnen geschehen? Ich hatte die Energie von der Eiche erhalten und dann? Hatte ich Iduns Gabe verloren? Ich erinnerte mich nicht. Hatte ich etwas in der Hand, als ich aus der Trance erwachte? Wenn, dann musste es noch am Baum liegen. Verzweifelt schielte ich in die Richtung. Wie sollte ich da jetzt hinkommen?
Abelone folgte meinem Blick. Dann sah sie mich an und kniff die Augen zusammen. Sie sagte nichts, aber ich spürte, dass sie mich für dumm und einfältig hielt. Wie eine Katze zum Sprung wandte sie sich und wollte gerade losrennen, als Zac und zwei weitere Männer von der Hauptstraße in den Abzweig gelaufen kamen. Einer der Typen griff nach dem Riesen, verfehlte ihn aber und kam etwas ins Straucheln. Der andere holte auf.
»Zac! Die Äpfel…Die Eiche!« Ich wedelte hektisch mit meinem Zeigefinger Richtung Baum.
Er blickte verwirrt zurück und verlangsamte sein Tempo. In diesem Augenblick streckte ihn sein Verfolger zu Boden. Glücklich abgerollt, kickte Zac ihm seinen Fuß an den Hals. Schwungvoll wurde er zurückgeschleudert und fiel dem anderen Kontrahenten in die Laufbahn. Zac kam wieder auf die Beine.
Ich atmete schwer aus. Abelone schien unschlüssig. Sie schaute erst zu mir, dann zu den heraneilenden Männern. Auf allen vieren kroch ich langsam zurück ohne die Szenerie aus den Augen zu lassen. Zac kam weiter auf mich zu, Abelone ihm entgegen. Ich krabbelte unaufhörlich und spürte plötzlich einen Gegenstand unter meiner Handfläche.
Der Speer. Er wirkte auf mich nicht sonderlich bedrohlich. Allerdings könnte er Zac helfen Abelone auf Distanz zu halten. Ich zog ihn aus dem Sack. Das Holz fühlte sich merkwürdig an, als würde es leben und Energien hindurchströmen.
Ich warf ihm die Lanze mit der Rückhand entgegen. Zac riss erschrocken die Augen auf. Ich hörte förmlich, wie er die Luft durch seine Lippen scharf einatmete. Der Speer kam parallel zu seinem Körper auf ihn zu geschwungen und landete in seiner ausgestreckten Hand.
Die beiden Verfolger hielten inne und auch Abelone blieb zwischen uns stehen.
Zac blicke verächtlich zu dem Geschoss und verkrampfte seine Hand. Gungnir bebte unheimlich in seinem Griff. Dann schaute er zu mir und schüttelte verzeihend seinen Kopf. Der Speer löste sich widerstrebend aus seiner festen Umklammerung und wedelte direkt in Abelons Hand, die ihren Arm bereits erwartend entgegenstreckte.
Sie blickte überheblich zu mir zurück. »Du Narr! Das ist Gungnir, der Speer Odins. Er kehrt immer zu uns Asen zurück und verfehlt nie sein Ziel!« Mit einer einfachen Bewegung in den Fingern wendete sie die Lanze und zielte.
Ich riss die Augen auf. Ich wollte schreien und öffnete den Mund. Meine Stimme versagte, mein ganzer Körper versagte und blieb wie eingefroren stehen. Ich hätte etwas tun müssen. Ich hätte mich in die Flugbahn werfen sollen. Aber ich stand nur starr da und beobachtete, wie der Speer schwungvoll durch die Luft glitt und »sein Ziel nicht verfehlte«.
Das konnte sie doch nicht tun. Das war Mord. Das… das ging nicht.
Abelone sah recht zufrieden mit ihrer Leistung aus. Sie klopfte sich die Hände und blickte zu mir zurück.
Zac lag am Boden. Der Speer hatte ihn im Bauchraum durchbohrt und ragte mit der Spitze aus seinem Rücken. Er hielt mit den Händen das Ende des Schaftes. Blut strömte aus der Wunde, verteilte sich auf der Kleidung und tropfte auf den Asphalt.
»Was hast Du getan?« Ich stolperte zu Zac hinüber. Er hatte den Kopf geneigt und atmete schwer.
»Das ist jetzt deine Chance«, höhnte Abelone. »Theoretisch besitzt du die Kraft des Heilens…«, sie verdrehte ironisch die Augen, »wenn du sie nicht irgendwo verloren hast«. Damit lehnte sie sich an Liams Wagen, verschränkte die Arme und genoss die untergehende Nachmittagssonne.

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Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag29.11.2016 12:11

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Hi,

Nur mal ganz kurz ... die Anzahl der Sichtungen/Aufrufe sagt nicht aus, dass so viele Mitglieder den Text gelesen haben. Ich z.B. klicke einen Text jedes Mal an, wenn jemand kommentiert, dessen Meinung mich interessiert und lese mir dann auch bei Gelegenheit noch die Antwort des Autors dazu durch. So kann es passieren, dass ich einen Text zwanzig Mal anklicke, was dann so aussieht, als hätten ihn innerhalb kurzer Zeit zwanzig Leute mehr gelesen.


LG,
Seraiya
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lengulins
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
L


Beiträge: 33



L
Beitrag29.11.2016 13:26
Hallo Seraiya
von lengulins
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Seraiya,
garantiert hast Du recht, aber ich würde die Anzahl der Leser nicht herabwürdigen. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie viel aktive Teilnehmer es hier gibt.
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Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag29.11.2016 13:49
Re: Hallo Seraiya
von Seraiya
Antworten mit Zitat

Ich herabwürdige gar nichts. Confused
Viele Leser lernen durch die Kommentare anderer. Wenn du darauf achtest, wirst du feststellen, dass nach einem Kommentar manchmal innerhalb von 15 Minuten zwanzig bis vierzig Aufrufe mehr vorhanden sind als zuvor.

lengulins hat Folgendes geschrieben:
Mir fehlt in diesem Forum leider eine Art Schnellbewertungssystem- ähnlich der Sternebewertung von z. Bsp. Amazon. Ich will hier nicht komplette Systeme umstellen, aber wer Lust hat, könnte eine Kurznachricht posten (in etwa: 80% (3), was soviel bedeuten könnte, wie 80% gelesen, Bewertung 3 von 5 Sternen) Darüber würde ich mich sehr freuen. Natürlich bleiben auch alle anderen Beiträge mit ausführlicher Kritik willkommen.

Und wenn sowas hier zur Normalität werden würde, würde ich persönlich ganz schnell das Forum verlassen.
3 von 5 Sternen sagt nichts darüber aus, was an einem Text stimmt und was nicht.
Das hier ist kein Schnellrestaurant und genausowenig ein Buffet, an dem man sich mal eben bedienen kann, sondern ein Schriftstellerforum. Schreiben braucht Zeit. Lesen braucht Zeit. Kommentieren braucht Zeit. Sternchen sind ein Niveau, das hier hoffentlich niemals einziehen wird.


Viel Erfolg noch!
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Moonbow
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 42
Beiträge: 39
Wohnort: Marburg / Hessen


Beitrag29.11.2016 15:05

von Moonbow
Antworten mit Zitat

Hallo lengulins,

da du ja auch mit einem kurzem Feedback zufrieden bist, hier was mir während (nur) schnellem drüber lesen aufgefallen ist.

Der Text würde gewinnen, wenn so manches Adjektiv verschwinden würde.

Nur mal ein kleines Beispiel:

Zitat:
Eine schwere Last lag auf ihm und malträtierte das offene Fleisch.


ob schwer oder nicht, ist mMn völlig egal. Du verwendest viele Adjektive die man nicht braucht.

Als Tipp: Schaue beim späteren Überarbeiten jedes Adjektiv genau an. Wenn der Text nix verliert, streiche es.


Dann gibt es einige "Logiklücken"

Zitat:
Iduns Gesicht war ausdruckslos und schmerzverzerrt


versuch dir mal selbst so ein Gesichtsausdruck vorzustellen. Mir gelingt das nicht.

Und zum Schluss das größte Problem.

Du versuchst das ganze sehr bildlich darzustellen. Das ist prinzipiell nicht verkehrt. Wenn das Ganze aber zu sehr ins Detail beschrieben wird, zerstört es für mich völlig den Lesefluss. Es hat so was von BILLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLD____handlung_BILDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD___handlung_(mit zu vielen Adjektiven)____usw.

Es kann natürlich sein, dass es anderen Leuten so gefällt. mMn ist es die hohe Kunst, dass Bild im Kopf des Lesers mit so wenig Wörtern und Informationen wie möglich zu erzeugen. Eine schwierige Gratwanderung, die ich hier im Text nicht gut unglücklich gelöst finde.


_________________
Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.
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Soleatus
Klammeraffe


Beiträge: 999



Beitrag29.11.2016 19:51

von Soleatus
Antworten mit Zitat

Hallo Lengulins!

Deine Sprache ist auch im zweiten Teil an vielen Stellen zu umständlich.

Er streckte sich bis er optisch um einige Zentimeter gewachsen war und verursachte ein imposantes Knirschen und Knacken.

Warum ist da "verursachte" Prädikat?

Er streckte sich, bis er um einige Zentimeter gewachsen schien, und knirschte und kackte dabei XXX.

- Die Komma sind nötig, den Nebensatz abzusetzen.

- Statt XXX irgendein bildliches Wort, kein leblos-leeres wie "imposant". Oder weglassen, da muss nichts hin, die Doppelung ist schon Verstärkung.

- Wieso wächst er "optisch"??

- Und vor allem: "Knirschte" und "knackte". Das ist doch das, was da geschieht, es knirscht und knackt; warum substantivierst du das und ordnest es einem Scheinverb, einer Leerstelle wie "verursachen" unter? Das kostet Leseraufmerksamkeit ohne Ende ...

Gruß,

Soleatus

PS "Sterneverteilen" ist Quatsch, siehe Seraiyas Beitrag. - S.
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