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Es regnet Rehe auf Beton


 
 
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Autor Nachricht
Cholyrika
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 60
Beiträge: 467



Beitrag26.11.2016 15:23
Es regnet Rehe auf Beton
von Cholyrika
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Es regnet Rehe auf Beton

Es ist die Sehnsucht nach Unsterblichkeit,
diese bittere Ironie des Wahnsinns,
die mich treibt Gedichte zu schreiben.

Ich erinnere mich an
eine Zeit ohne Worte.
Eine Zeit ohne Sätze.
Eine Zeit ohne Lieder.
Angst machte sich breit.

Hinter den Gardinen
lauerten Seelenfänger
und verrieten die Lebenden
an den Tod.

Und dann regnete es Rehe auf Beton.
Tausende Rehe fielen vom Himmel,
tausende Rehe sahen uns an
und verschwanden mit der Fantasie.
Man suchte Ersatz.
Ersatz für Liebe,
Ersatz für Mütter,
Ersatz für Zukunft.
Der Beton wurden gereinigt.
Vorbereitet für das Unmögliche.
Damit sich aus der Sehnsucht allein
neues Leben auf ihm entwickelt.
Poetisches,
reines,
zartes Leben.

Und in allen Ländern
wurden Konferenzen abgehalten.
Man beobachtete
den kalten Beton,,
stellte Kameras auf,
übertrug weltweit und zeitnah
die ausbleibenden Fortschritte.
Es wurde Bücher geschrieben
und Kommentare verfasst.
Es gab neue Studienlehrgänge,
neue Doktoren,
neue Professuren.

Doch es bewegte sich nichts.
Der Beton  
blieb leer.
Ohne Leben.
Ohne jegliches sich
entwickelndes Leben.

Es ist die Sehnsucht nach
Unsterblichkeit,
diese bittere Ironie des Wahnsinns,
der mich treibt Gedichte zu schreiben

und das Leben an anderen Stellen
zu suchen.

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llll
Leseratte
L


Beiträge: 121



L
Beitrag26.11.2016 21:30

von llll
Antworten mit Zitat

Hallo Cholyrika
das ist doch deutlich ein Gedicht
und gehört verschoben nach "Lyrik" !

Außerdem würd ich diese ersten 3 Zeilen oben weglassen, denn
" Ich erinnere mich an
  usw. ......................."
ist mMn ein starker Anfang für dieses Gedicht
und dann erst als Folge, als conclusio des Gedichts,
diese letzte Strophe, aber ohne abgesetzte letzte Zeile :

"Es ist die Sehnsucht nach
Unsterblichkeit,
diese bittere Ironie des Wahnsinns,
DIE mich treibt Gedichte zu schreiben
und das Leben an anderen Stellen
zu suchen."

Veränderung in Blockbuchstaben, denn was Dich treibt
kann sich mMn nicht auf den Genitiv "des Wahnsinns" beziehn,
sondern vielmehr auf den Nominativ "diese bittere Ironie".
( Die "Unsterblichkeit" finde ich etwas zu pathetisch hoch gegriffen...... )

Das surreale Bild der Rehe ist sehr ausdrucks- und bedeutungsvoll !
llll
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jon
Geschlecht:weiblichEselsohr
J

Alter: 57
Beiträge: 270
Wohnort: Leipzig


J
Beitrag29.11.2016 15:41

von jon
Antworten mit Zitat

Mir gefällt der Text, gut sogar. Ein Zwischending zwischen freier Lyrik (die Verse sprechen dafür) und lyrischer Prosa (der Rhythmus könnte für ein Gedicht zwingender sein).

Zitat:
Es regnet Rehe auf Beton

regnete - oder?

Zitat:
Es ist die Sehnsucht nach Unsterblichkeit,
diese bittere Ironie des Wahnsinns,
die mich treibt Gedichte zu schreiben.

So Prosa-nah sollte die Zeichensetzung stimmen. Hier wäre ein Komma nach "treibt" zu empfehlen.

Zitat:
Ich erinnere mich an
eine Zeit ohne Worte.
Eine Zeit ohne Sätze.
Eine Zeit ohne Lieder.
Angst machte sich breit.

Hardcore-Lyriker würden vielleicht anmerken, dass "keine Worte" und "keine Sätze" sind so ähneln, dass es fast redundant ist. Aber ich bin ja kein Hardcore-Lyriker wink

Zitat:
Hinter den Gardinen
lauerten Seelenfänger
und verrieten die Lebenden
an den Tod.

Auch das ist ein wenig redundant, oder?

Zitat:
Und dann regnete es Rehe auf Beton.
Tausende Rehe fielen vom Himmel,
tausende Rehe sahen uns an
und verschwanden mit der Fantasie.
Man suchte Ersatz.
Ersatz für Liebe,
Ersatz für Mütter,
Ersatz für Zukunft.
Der Beton wurden gereinigt.
Vorbereitet für das Unmögliche.
Damit sich aus der Sehnsucht allein
neues Leben auf ihm entwickelt.
Poetisches,
reines,
zartes Leben.

Hier würde ich unbedingt die erste Zeile einzeln stellen, denn das ist ja das "ungeheuerliche Ereignis".
Ich finde auch, das "sie sahen uns an" (das Dasein der Rehe) und das Verschwinden sollten man trennen, das lässt das Verschwinden eher wie einen "schlimmen Schlag" klingen. Ich würde sogar Ankunft und Dasein in eine Strophe, das Verschwinden und die anschließende Suche in eine getrennte Strophen setzen.
Sie verschwinden mit der Fantasie? Meinst du "gemeinsam mit der Fantasie"? Dann hätte es ja vor dem Rehe-Regen Fantasie gegeben.
Das „allein" würde ich streichen, das klingt wie ein Vorwurf des Lyrischen Ich, wie dumm die waren, dass sie annahmen, Sehnsucht genüge. Dieser Vorwurf bricht das Absurde. Außerdem scheint mir, in gewisser Weise teilt das LyrIch in diesem Stadium diese Hoffnung, wenn es nicht gar so ist, dass das lyische man eigentlich das LyrIch (das einen poetischen Abstand herstellt, der fürs Schreiben nötig ist) selbst ist.

Zitat:
Und in allen Ländern
wurden Konferenzen abgehalten.
Man beobachtete
den kalten Beton,,
stellte Kameras auf,
übertrug weltweit und zeitnah
die ausbleibenden Fortschritte.
Es wurde Bücher geschrieben
und Kommentare verfasst.
Es gab neue Studienlehrgänge,
neue Doktoren,
neue Professuren.

ein Komma nach "Beton" zu viel
Das kalt ist zu wertend.
Doktoren und Professuren sind nun wirklich zu ähnlich, Professuren reicht völlig. Eigentlich ist auch Studiengang in dem Zusammenhang hier synonym und damit inhaltlich entbehrlich.
Es heißt Studiengänge. / es wurdeN Bücher geschrieben
Am besten gefällt mir an der Strophe "übertrug weltweit und zeitnah
die ausbleibenden Fortschritte" – das ist richtig gute Lyrik.

Zitat:
Doch es bewegte sich nichts.
Der Beton  
blieb leer.
Ohne Leben.
Ohne jegliches sich
entwickelndes Leben.

Eigentlich ist die Aussage hier mit den ersten beiden Zeilen völlig abgedeckt.

Zitat:
Es ist die Sehnsucht nach
Unsterblichkeit,
diese bittere Ironie des Wahnsinns,
der mich treibt Gedichte zu schreiben

und das Leben an anderen Stellen
zu suchen.


"Es ist diese Sehnsucht (der Rest des Satzes präzisiert nur "Sehnsucht")" – Was ist diese Sehnsucht?



Alles in allem ist hier noch Straffungspotential. Wenn es aussieht wie ein Gedicht, sollte es meiner Meinung nach auch so dicht wie ein Gedicht sein. So vielleicht?

Rehe auf Beton

Es ist die Sehnsucht nach Unsterblichkeit,
diese bittere Ironie des Wahnsinns,
die mich treibt, Gedichte zu schreiben.

Ich erinnere mich an
eine Zeit ohne Worte.
Angst machte sich breit.
Hinter den Gardinen
lauerten Seelenfänger.

Und dann
regnete es Rehe auf Beton.

Tausende Rehe fielen vom Himmel,
tausende Rehe sahen uns an,
mit tiefen Blicken aus Sehnsuchtsaugen
und mit suchendem Ohrenspiel,
als hörten sie die Fantasien flüstern.

Sie verschwanden.
Man suchte Ersatz.
Der Beton wurden gereinigt.
Vorbereitet,
damit sich neues Leben auf ihm entwickle.
Poetisches,
reines,
zartes Leben.

Und in allen Ländern
wurden Konferenzen abgehalten.
Man beobachtete den Beton
mit Kameras,
übertrug weltweit und zeitnah
die ausbleibenden Fortschritte.
Es wurden Bücher geschrieben,
Labore errichtet
und Professoren ernannt.

Der Beton
blieb leer.

Es ist die Sehnsucht nach
Unsterblichkeit,
diese bittere Ironie des Wahnsinns,
die mich treibt, Gedichte zu schreiben

und das Leben an anderen Stellen
zu suchen.


_________________
Es ist nicht wichtig, was man mitbringt, sondern was man dalässt. (Klaus Klages)
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