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Eine Erinnerung als Geschichte verarbeitet


 
 
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Schattenjägerin
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 25
Beiträge: 2
Wohnort: Göttingen


Beitrag20.10.2016 14:53
Eine Erinnerung als Geschichte verarbeitet
von Schattenjägerin
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Wäre das Herz in meiner Brust noch dazu im stande gewesen, zu schlagen. Es hätte sich dem wilden, leidenschaftlichen Chaos angeschlossen, dem feurigen Rhythmus von Verenes Bewegungen. Sie beim Tanz zu betrachten, diese wunderschöne junge Dame, mit den langen goldenen Locken. In diesen Momenten konnte ich mir nichts schöneres vorstellen, auf dieser scheinbar endlosen und doch so kleinen Welt. Und dann dieser Augenblick, als sie beinahe für einen Skandal gesorgt hatte, als sie zu mir herüber kam und meine Hände ergriffen hatte. Wir gemeinsam den Walzer getanzt hatten, da konnte ich mich wieder erinnern. Die Kälte meines toten Körpers war für einen kurzen Moment vergessen, und ich erinnerte mich an all die Gefühle, die ich schon zu vergessen geglaubt hatte. Wärme, Freude und echte Zuneigung. Ich schloss meine Augen, und sah mich selbst. Die Erinnerung, an jene verhängnisvolle Nacht, auf dem Anwesen meines Vaters vor über einhundert Jahren. Damals war ich es gewesen, das Zentrum des nächtlichen Maskenballs. Alle jungen Männer waren nur gekommen, um meine Aufmerksamkeit, meine Gunst zu erringen. Doch ich hatte nur Augen für die jungen Damen gehabt, meine Freundinnen mit denen mich weit mehr verbunden hatte, als nur Freundschaft.
Und es war auch jener Abend gewesen, im Jahre 1769, als ich aus meinem Leben gerissen worden bin, und mein Vater wenige Zeit später vor Trauer zerbrach.

Die Feierlichkeiten waren vorbei, und die meisten Gäste hatten das Anwesen bereits verlassen. Leise war ich Verene gefolgt, hinaus auf den großen Balkon, am Ende des Ballsaals. Ich ließ sie meine Schritte hören, als ich neben sie trat und mich gegen das Geländer lehnte, bemüht darum sie nicht zu erschrecken. Für einen Moment standen wir beide einfach nur da, und schauten hinauf zum Sternenhimmel. Ich liebte die Sterne, schon immer hatte ich sie gerne beobachtet, und darüber nachgedacht welche Geheimnisse sie wohl vor uns bewahrten.
Schließlich war es Verene, die meine Nähe suchte. Sanft lehnte sie sich an mich, und legte ihren Kopf an meine Schulter. Ich legte meinen Arm um sie, und sog die kühle Nachtluft ein, welche sich mit dem süßen Duft von Verenes Parfüm vermischte. Das Geräusch ihres Herzschlags, ihr ruhiger Atem und die Wärme ihres Körpers, da war sie wieder die Erinnerung. Erinnerungen an Gefühle, Körperwärme und Zärtlichkeit. "An was denkst du, wenn du hinauf blickst, in den Sternenhimmel", brach Verene unser gemeinsames Schweigen. Ich küsste sie sanft auf ihre zarte Wange, was Verene ein süffisantes Lächeln entlockte. "Ich denke an die älteste Geschichte der Welt, das alte Spiel, der uralte Kampf. Licht gegen Dunkelheit. Gut gegen böse."
Verene schaute mich an, und Traurigkeit lag in ihrem Blick. "Wenn ich da so hoch schaue, dann ist dort eindeutig mehr Dunkelheit, als Licht." Ich strich über ihre Wange, und sie nahm meine Hand in ihre. "Komm, lass uns noch einmal zusammen tanzen. Jetzt wo die ganzen Langweiler fort sind, und ich dich für mich allein habe." Wir küssten uns, und ihr Lächeln steckte mich an, bestärkte meine schönen Erinnerungen an das Leben.
Ich hielt inne, und wir blickten beide erneut hinauf, in den Nachthimmel. "Du siehst die Sache übrigens falsch. Am Anfang gab es nur Dunkelheit. Und egal wie finster die Nacht auch sein mag, die Sonne wird dennoch immer wieder aufsteigen, und einen neuen Tag mit sich bringen. Wenn du mich fragst, dann gewinnt das Licht."



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Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag20.10.2016 22:59

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Hallo Schattenjägerin,


Zitat:
  Wäre das Herz in meiner Brust noch dazu im stande gewesen, zu schlagen. <- Hier müsste ein Komma hin. Es hätte sich dem wilden, leidenschaftlichen Chaos angeschlossen, dem feurigen Rhythmus von Verenes Bewegungen. Sie beim Tanz zu betrachten, diese wunderschöne junge Dame <- klingt distanziert, mit den langen goldenen Locken. In diesen Momenten konnte ich mir nichts schöneres <- groß vorstellen, auf dieser scheinbar endlosen <- Confused und doch so kleinen Welt. Und dann dieser Augenblick, als sie beinahe für einen Skandal gesorgt hatte, als sie zu mir herüber kam und meine Hände ergriffen hatte. Wir gemeinsam den Walzer getanzt hatten, da konnte ich mich wieder erinnern. Die Kälte meines toten Körpers war für einen kurzen Moment vergessen, und ich erinnerte mich an all die Gefühle, die ich schon zu vergessen geglaubt hatte. Wärme, Freude und echte Zuneigung. Ich schloss meine <- "die", wessen Augen sonst? Augen, und sah mich selbst. Die Erinnerung, an jene verhängnisvolle Nacht, auf dem Anwesen meines Vaters vor über einhundert Jahren. Damals war ich es gewesen, das Zentrum des nächtlichen Maskenballs. Alle jungen Männer waren nur gekommen, um meine Aufmerksamkeit, meine Gunst zu erringen. Doch ich hatte nur Augen für die jungen Damen gehabt, meine Freundinnen mit denen mich weit mehr verbunden hatte, als nur Freundschaft.
Und es war auch jener Abend gewesen, im Jahre 1769, als ich aus meinem Leben gerissen worden bin, und mein Vater wenige Zeit später vor Trauer zerbrach.

Die Feierlichkeiten waren vorbei, und die meisten Gäste hatten das Anwesen bereits verlassen. Leise war ich Verene gefolgt, hinaus auf den großen Balkon, am Ende des Ballsaals. Ich ließ sie meine Schritte hören, als ich neben sie trat und mich gegen das Geländer lehnte, bemüht darum sie nicht zu erschrecken. Für einen Moment standen wir beide einfach nur da, und schauten hinauf zum Sternenhimmel. Ich liebte die Sterne, schon immer hatte ich sie gerne beobachtet, und darüber nachgedacht welche Geheimnisse sie wohl vor uns bewahrten. <- klingt gewollt tiefsinnig
Schließlich war es Verene, die meine Nähe suchte. Sanft lehnte sie sich an mich, und legte ihren Kopf an meine Schulter. Ich legte meinen Arm um sie, und sog die kühle Nachtluft ein, welche sich mit dem süßen Duft von Verenes Parfüm vermischte. Das Geräusch ihres Herzschlags, ihr ruhiger Atem und die Wärme ihres Körpers, hier vlt. ein Bindestrich da war sie wieder die Erinnerung. Erinnerungen an Gefühle, Körperwärme und Zärtlichkeit. "An was denkst du, wenn du hinauf blickst, in den Sternenhimmel", <- klingt gestelzt brach Verene unser gemeinsames Schweigen. Ich küsste sie sanft auf ihre zarte Wange, was Verene ein süffisantes Lächeln entlockte. "Ich denke an die älteste Geschichte der Welt, das alte Spiel, der uralte <- ja, alt, ich habs verstanden. Kampf. Licht gegen Dunkelheit. Gut gegen böse <- groß ."
Verene schaute mich an, und Traurigkeit lag in ihrem Blick. "Wenn ich da so hoch schaue, dann ist dort eindeutig mehr Dunkelheit, als Licht." Ich strich über ihre Wange, und sie nahm meine Hand in ihre. "Komm, lass uns noch einmal zusammen tanzen. Jetzt wo die ganzen Langweiler fort sind, und ich dich für mich allein habe." Wir küssten uns, und ihr Lächeln steckte mich an, bestärkte meine schönen Erinnerungen an das Leben.
Ich hielt inne, und wir blickten beide erneut hinauf, in den Nachthimmel. "Du siehst die Sache übrigens falsch. Am Anfang gab es nur Dunkelheit. Und egal wie finster die Nacht auch sein mag, die Sonne wird dennoch immer wieder aufsteigen, und einen neuen Tag mit sich bringen. Wenn du mich fragst, dann gewinnt das Licht."   


Dem Text haftet eine gewisse Ruhe an, die ich angenehm finde. Am Ende bleibt jedoch leider nichts hängen. Ich kann nur empfehlen das Ganze etwas natürlicher zu gestalten, eindringlicher, tiefer. Hier geht es schließlich um die Erinnerungen an etwas sehr Kostbares und die Aussicht auf etwas Gutes.

Der Inhalt könnte interessant sein (für mich jetzt nicht unbedingt, ich musste automatisch an Vampire und andere Untote denken), aber die Sprache schreckt mich noch ein wenig ab. Es klingt für mich zu gewollt, als säße dort jemand und würde sich selbst beim Sprechen zuhören und sich deswegen besonders viel Mühe geben tiefsinnig zu klingen. Vielleicht ist das aber auch die Art der Prota und dieser Zeit/Welt whatever. Das lässt sich anhand dieses kurzen Stückes für mich schwer beurteilen.

Etwas anderes sind die Wortwiederholungen und die vielen Adjektive. Gerade bei so einem knappen Stück müssen die mMn nicht sein - die Wiederholungen. Die Adjektive empfinde ich als schwach und langweilig. Hier wünsche ich mir mehr Kreativität und das mir nicht alles so aufs Brot geschmiert wird.
Die Charaktäre bzw. der Dialog sind in diesem kurzen Teil ziemlich flach, so dass ich kein Interesse daran habe weiter zu lesen. Das einzig Interessante ist die Tatsache, dass die Frau bereits "aus dem Leben gerissen wurde" und Gefühle nur noch anhand von Erinnerung wahrnimmt. Aber das reißt es für mich nicht raus.

Nur mein subjektiver Senf.
Vielleicht ist etwas Hilfreiches dabei.



LG,
Seraiya


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Robert Arnold Müller
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Beitrag20.10.2016 23:52

von Robert Arnold Müller
Antworten mit Zitat

Die Kombi lesbische Vampire gefällt mir ziemlich gut. Ich glaube, aus diesem innovativen Szenario ist noch einiges rauszuholen. Ich würde eventuell weiterlesen, wenn es dann noch etwas mehr zur Sache geht. Reichlich Blut und andere Körpersäfte würden die Story schmackhaft machen, aber ich glaube, du bist schlau genug, um dir darüber im Klaren zu sein.

Ja, Seraiya hat zum Teil recht, das mit dem "gestelzt" klingen und so stimmt schon, aber in diesem Universum finde ich es irgendwie passend.
Aber warum zu viele Adjektive? Soll sie alles nochmal extra mit nem eigenen Satz umschreiben?


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Seraiya
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Beitrag21.10.2016 00:04

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Robert Arnold Müller hat Folgendes geschrieben:

Aber warum zu viele Adjektive? Soll sie alles nochmal extra mit nem eigenen Satz umschreiben?

Nein, mit Umschreibung hat das für mich nichts zu tun. Es geht darum, dem Leser eine eigene Vorstellung zuzugestehen und Blicke oder Gesten für sich sprechen zu lassen, anstatt alles mit leicht, sanft, zart, warm, kalt zu betiteln und dadurch vorwegzunehmen. Es ist ein Unterschied, ob ich lese, wie jemand "zart meine Hand berührt" oder ob "Fingerkuppen den Handrücken streifen". Letzteres ist ebenfalls nur die Geste und es bleibt mir als Leserin überlassen diese Geste zu deuten.
Und mMm formt sowas auch einen Teil der Persönlichkeit, über die ich lese.


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Robert Arnold Müller
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Beitrag21.10.2016 00:19

von Robert Arnold Müller
Antworten mit Zitat

Kann man so machen, muss man aber nicht

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Seraiya
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Beitrag21.10.2016 00:35

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Natürlich nicht.

Seraiya hat Folgendes geschrieben:

Nur mein subjektiver Senf.


Jeder hat einen anderen Geschmack und einen anderen Anspruch. Adjektive falsch eingesetzt, die dem Autor die Arbeit abnehmen, doch nichtssagend bleiben, wirken auf mich plump und billig, aber das ist ein anderes Thema und hier fehl am Platz.

GN


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Schattenjägerin
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Beitrag21.10.2016 12:56

von Schattenjägerin
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für eure Kritik. Das Ganze ist innerhalb von ein paar Minuten entstanden, und ich bin selbst nicht damit zufrieden. Bin momentan noch auf der Suche, nach meinem eigenen Stil. Deshalb halte ich jedes Experiment fest, und hole mir gerne Kritik, um mich verbessern zu können.

@Robert Arnold Müller
Es wird noch etwas heftiger zur Sache gehen, Pläne habe ich genügend. Vor allem hingehend einer lesbischen Vampirsekte. Welche sich explizit vom heutigen new age Vampir aus Twilight und Konsorten distanzieren wird.


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Robert Arnold Müller
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Beitrag21.10.2016 13:13

von Robert Arnold Müller
Antworten mit Zitat

Schattenjägerin hat Folgendes geschrieben:

Es wird noch etwas heftiger zur Sache gehen, Pläne habe ich genügend. Vor allem hingehend einer lesbischen Vampirsekte. Welche sich explizit vom heutigen new age Vampir aus Twilight und Konsorten distanzieren wird.


Genau sowas hab ich mir darunter vorgestellt, nachdem ich mir dein Profil und ein paar deiner bisherigen Beiträge durchgelesen hab! Das ist die Richtung,  für die du stehen könntest. Düster, untot und verdammt sexy!


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Muskat
Eselsohr


Beiträge: 343



Beitrag21.10.2016 16:16
Schattenjägerin
von Muskat
Antworten mit Zitat

Hallo Schattenjägerin,

herzlich willkommen im Forum.

Ich las gerade, dass dein Einstieg innerhalb von Minuten entstand. Du bist neu hier, deshalb mein Rat an dich:

Stell doch dann einen Text ein, wenn du ihn mit viel Mühe überarbeitet hast. Dann, wenn du nichts mehr zu verbessern findest und gerne Hilfe in Anspruch nehmen möchtest. Die findest du hier. Aber jeder Kritiker wendet Zeit auf, um den Text zu lesen, sich Gedanken dazu zu machen und dir Verbesserungsvorschläge zu geben.

Die Zeit und Mühe solltest du ebenso für deinen Text aufwenden, nicht wahr?

Liebe Grüße

Muskat
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scopie
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 152



Beitrag21.10.2016 22:59

von scopie
Antworten mit Zitat

Hallo Schattenjägerin,

ich habe Schwierigkeiten, der Protagonistin ihre Gefühllosigkeit abzukaufen. Besser gesagt: Ich verstehe das Prinzip nicht.
Die Darstellung von Gedanken, Gefühlen und Verhalten der Figur wirkt auf mich widersprüchlich. Obwohl die Figur immer wieder sagt, sie würde ihr altes Leben vermissen, verhält sie sich, als hätte sich nichts geändert (bis auf die schwermütigen Gedanken). Sie macht den Eindruck, als sei sie ganz normal emotional beteiligt. "Gefühle" und "Zuneigung" sind nur noch Dinge der Erinnerung, und doch ist sie berührt von Verenes Schönheit und den Bewegungen der Frau, erkennt diese als "leidenschaftlich" und "feurig", fühlt sich angezogen. Sie tanzt Walzer mit Verene, aber da auch "Freude" nur noch in ihrer Erinnerung existiert und der Frau-mit-Frau-Tanz obendrein hinsichtlich ihres Rufes eher riskant als nutzbringend ist, gibt es dafür eigentlich keinen Grund. Dann folgt die Frau Verene auf den Balkon, aber auch da frage ich mich wieder nach dem Motiv, wenn ihre zwischenmenschlichen Gefühle auf Sparflamme laufen. (Wie kann man lesbisch sein, ohne "[echte] Zuneigung" zu empfinden?) Auch hier wird der Widerspruch deutlich:
Zitat:
Das Geräusch ihres Herzschlags, ihr ruhiger Atem und die Wärme ihres Körpers (Aufzählung von Sinneswahrnehmungen), da war sie wieder[,] die Erinnerung. Erinnerungen an Gefühle, Körperwärme und Zärtlichkeit (hier sind es wieder nur Erinnerungen).
Da blicke ich nicht durch. Wie viel sie empfindet, was sie heute fühlen kann und was nicht mehr, das kann ich den Beschreibungen nicht genau entnehmen.
Und: Selbst wenn mir das alles logisch vorkäme, würden die Erinnerungen immer noch zu lebhaft wirken in Anbetracht der Tatsache, dass die 'Verwandlung' über ein Jahrhundert her ist. Wenn ich bspw. daran denke, dass Erblindete schon nach relativ kurzer Zeit Probleme haben, sich an visuelle Eindrücke zu erinnern, müsste die Protagonistin ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis haben (dann wiederum wären die Erinnerungen an alte Gefühle aber nichts Besonderes für sie).

Ein weiterer Punkt, der mir nicht ganz klar ist, ist das Verhältnis der beiden Figuren. Ihr Umgang ist vertraut, und doch scheint es, als würden die Erinnerungen durch Verene zum ersten Mal ausgelöst. Was ist an diesem Abend anders?

Was die Gesamtwirkung und das Sprachliche betrifft, schließe ich mit Seraiyas Beitrag an.

Sollte ich gerade einfach nur ein Brett vor dem Kopf haben, bitte entschuldige. Ich würde die Logik hinter dem Gefühlsleben der Figur gerne verstehen.

Grüße
scopie
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
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Beitrag24.10.2016 02:11

von V.K.B.
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Hallo und willkommen im Forum,

erst einmal, ich fand den Text angenehm zu lesen. Die Adjektive haben mich nicht abgeschreckt und ich fand die Figuren auch nicht zu flach, schließlich ist das nur ein kurzer Abschnitt, was soll man denn da alles erwarten?

Was die Gefühle anbelangt, schließe ich mich aber scopie an, denn mir kam sie auch nicht als gefühllos vor. Wenn sie es wäre, warum sollte sie überhaupt mit Verene tanzen und sich von ihr angezogen fühlen? Warum sich überhaupt noch an sozialen Interaktionen wie einem Ball beteiligen?

Falls ihre Gefühle nach wie vor da, aber eben nicht mehr so intensiv wie zu Lebzeiten sind und sie diese Intensität zurückerlangen möchte oder sich wenigstens zurücksehnt, mach das etwas expliziter. Du weißt, was im Kopf deiner Protagonistin vor sich geht, der Leser nicht.

Noch eine Sache ist mir aufgefallen bezüglich Logik: Sie saugt die Nachtluft ein, atmet also. Warum sollten Untote atmen? Wenn das Herz nicht mehr schlägt, steht der Blutkreislauf still, also auch das Gehirn bekommt keinen Sauerstoff mehr und kann demzufolge auch nicht mehr arbeiten. Einzige halbwegs logische Erklärung für den Untot-Zustand: Ein quasi-magisches Wesen bewohnt den toten Körper und bewegt ihn psychokinetisch. Da die Nervenbahnen nicht mehr funktionieren, muss das Wesen sich über den ganzen Körper legen und Sinneseindrücke direkt wahrnehmen, ohne auf Sinnesorgane des toten Körpers angewiesen zu sein, die nicht mehr funktionieren können. Warum dann atmen? Dies weitergedacht, warum sollte ein Vampir überhaupt Blut saugen, ohne Stoffwechsel und Verdauung? Ergibt höchstens Sinn, wenn das Wesen eigentlich Lebensenergie saugt und das Blut nur Symbol bzw. Trägerstoff ist. Aber ich glaube, mit solchen Fragen stelle ich das Vampirgenre selbst in Frage und das ist nicht Schuld deines Textes.

Schöne Grüße,
Veith


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Rainer Prem
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Beiträge: 1270
Wohnort: Wiesbaden


R
Beitrag24.10.2016 13:18

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

Hallo,

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:

...

Noch eine Sache ist mir aufgefallen bezüglich Logik: Sie saugt die Nachtluft ein, atmet also. Warum sollten Untote atmen? ...


Ganz einfach: Damit sie unter Lebenden nicht auffallen.

Grüße
Rainer

PS: Es gibt übrigens so viele gegensätzliche Vampirklischees, wie man sich nur vorstellen kann. Prinzipiell muss man sich als Autor nur aussuchen, welche man davon unterstützt und welchen man widerspricht. Letztens gelesen: "Was ist mit Knoblauch?" "Hey, ich bin Italiener!"
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