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Der Mann, der von seinem Bauch erdrückt wurde


 
 
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Matthias Jecker
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Beiträge: 328



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Beitrag04.10.2016 09:01
Der Mann, der von seinem Bauch erdrückt wurde
von Matthias Jecker
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(Diese kleine Geschichte widme ich jenen Kritikern meiner Gedichte, deren wohlmeinende Worte bei mir eine unpassende Antwort ausgelöst haben.)

Ich kannte bis heute Morgen einen Mann, der fuhr wie ich jeden Tag mit dem Zug zur Arbeit. Es hatte lange gedauert, bis ich mich mit ihm „anfreundete“. Ich mochte sein Aussehen nicht, ich kannte schon früh seine Art zu denken und hörte oft die Sätze, die er sprechen würde, schon im Voraus, als wären er und ich zwei TV-Empfänger, die ihr Signal auf verschiedenen Wegen ehalten.

Aber irgendwie konnten wir uns dennoch riechen. Und mit der Zeit war es mir sogar recht, ihn gegenüber sitzen zu sehen, wenn ich die Augen öffnete, um auf die Uhr zu schauen. Dass wir beide ohne Handy oder so im Zug saßen, schuf zusätzlich Vertrautheit, die langsam zu Gewöhnung und schließlich zu einem Heimatgefühl anwuchs.

„Noch ein Quäntchen Schlaf nachgeholt?“, hörte ich ihn sagen, noch bevor er den Mund auftat. Ich gähnte. Da kam es: „Noch ein Quäntchen Schlaf nachgeholt?“ Wer immer sonst im Abteil saß, schien ihn nicht zu bemerken, schien i h n nicht zu interessieren. Hände mit Handys oder so beschäftigt. Er redete irgendwas und niemand hörte zu. Außer mir.

„Mhm“, machte ich. Änderte ein wenig meine Beinstellung. Gerne hätte ich die Füße etwas verschoben, aber sein gewaltiger Bauch zwang ihn, mir seine hochgerutschten Hosenschöße und seine Schuhe mit den abgelaufenen Absätzen so in die Quere zu stellen, dass ich aufrecht sitzen und die Knie etwas anziehen musste.

„Immer noch das Kreuz mit dem Kreuz?“, fragte er mich freundlich, wirkte auf mich jedoch ein bisschen scheinheilig. Und schon erzählte er wieder, wie sehr ihn das eigene plage. Da ich ohne Apparate, insbesondere ohne Kopfhörer war, musste ich zuhören, ob ich wollte oder nicht. Ich bemühte mich, nicht auf das erwähnte „Voraushören“ zu achten. Denn bei unserer langjährigen Bekanntschaft wollte ich ihm seine kindliche Freude an den eigenen Schmerzen nicht durch gelangweiltes Zum-Fenster-hinaus-Schauen schmälern.
Ich hätte doch auf mich hören sollen. Es hätte ihm wohl das Leben gerettet.

Seine Probleme waren nur zu verständlich. Er „rollte“ sich selbst den ganzen Tag durch die Welt wie Sisyphos den Stein auf den Berg. Jeden Morgen waren die Last und die Aufgabe wieder dieselbe. Wobei ich den Eindruck hatte, dass beides sogar immer größer wurde.

Wenn er sich einmal ausruhen durfte wie im Zugsabteil drin, konnte er seine Last nicht ablegen, genau wie Sisyphos, wenn der nicht vom Stein überrollt werden wollte. Nein, er musste seinen Schwerbauch im Schoß wiegen und unter seiner Last weiter keuchen, als ginge es zu Fuß den Berg hoch.

Ich bin von Natur aus kein guter Zuhörer. Im Gespräch schweife ich oft mit den Augen ab auf Dinge, welche mit der Unterhaltung nichts zu tun haben. Sein Bauch jedoch verstellte und dominierte alles andere, ich musste enorm die Augen verdrehen, wenn ich mal den Blick zur vorbeiflitzenden Landschaft oder zu den Wangengrübchen einer Abteilsnachbarin wandern lassen wollte. Und so mochte er „unsere Gespräche von Anfang an“, wie er immer wieder betonte.

Kann auch sein, dass er so sehr mit dem Ertragen der Last seines Bauches beschäftigt war, dass er kleine Fluchtreaktionen auf sein Gelaber nicht wahrnehmen konnte.

Und je mehr er erzählte, je mehr er von seinem Inneren berichtete, um so mehr wuchs sein Bauch, der schon immer furchterregend ausgesehen hatte und mit jedem Tag furchterregender wurde. Ging er die Treppe zum Bahnsteig hoch oder runter, machte man ihm Platz, ging ihm aus dem Weg. Er hätte auch keineswegs den Atem gehabt, jemandem „Guten Morgen“ zu sagen.

Er muss es gewusst haben. Er muss gewusst haben, dass dieses Gewicht, das er mit sich schleppte und das ihm im Sitzen die Knie auseinander trieb, irgendwann zu groß für ihn sein würde und allmorgendlich für sein Gegenüber und seine Nebenleute zur Last wurde. Trotzdem wurde er nie schlanker. Nie sprach er davon, dass er einen Arzt aufsuchen wolle, wenn er erzählte, vom „Kreuz mit dem Kreuz“.

Er muss gewusst haben, dass sein Kreuz nicht nur ihm, sondern auch andern unangenehm war und dass sein Bauch schließlich nicht nur sein Gegenüber einpferchen, sondern auch ihn selbst erdrücken würde. So, wie es heute geschah.

Die Rettung musste mit speziellen Tragriemen und vier Trägern den Zug entern. Draußen wartete eine fahrbare Bahre. Ob man den Bauch mit der Leiche weggebracht hat und ihn zusammen mit ihr einäschern wird?

Oder ist der Bauch wie Sisyphos‘ Stein für die Ewigkeit gemacht? Blöder Gedanke! Aber diese Wampe hatte in meiner Vorstellung tatsächlich schon längst ein Eigenleben begonnen. Ein wenig unruhig erwarte ich nun den nächsten Morgen. Fast rechne ich damit, dass mir morgen der Bauch in alter Schwere gegenüber sitzt.

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V.K.B.
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Beitrag04.10.2016 14:46

von V.K.B.
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Ich habe es gerade gelesen und frage mich, was du mit der Geschichte willst. Spannend ist das nicht. Witzig auch nicht. Exemplarisches Statement über die Gesellschaft oder Menschheit? Keine Ahnung, ich stehe hier auf dem Schlauch. Warnung vor Fettleibigkeit. Oder möchtest du dich nur darüber lustig machen? Abgrenzung? Was bin ich froh dass ich kein Dicker bin?

Mir eröffnet und erschließt sich dieser Text leider nicht, daher weiß ich auch nicht, was ich zu Verbesserung raten könnte.


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Matthias Jecker
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Beitrag04.10.2016 19:17

von Matthias Jecker
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Hallo VKB

Vielen Dank für deine Mühe. Es ist nicht schlimm, wenn dabei nichts herausgekommen ist.
"Nicht spannend, nicht witzig" ist aber doch schon einiges.

Freundliche Grüsse und einen schönen Abend dir!
MJ
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poetnick
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Beitrag04.10.2016 21:31

von poetnick
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Hallo Matthias,

Zitat:
(Diese kleine Geschichte widme ich jenen Kritikern meiner Gedichte, deren wohlmeinende Worte bei mir eine unpassende Antwort ausgelöst haben.)


Die Kritiker müssen in der Tat schon 'gewichtig' sein, wenn ihnen eigens eine Geschichte zuteil wird.
Der Beschriebene, stellvertretend für eine Zunft oder Kaste?, hat es besonders schwer mit sich selbst. Er kommt nicht an sich vorbei. Ja sogar Blicke werden von der Schwerkraft seines Bauches beinahe absorbiert.

Irgendwann war es zuviel, dass Mass lief über, der Mann verschied an sich selbst, Selbstabsorption, da kein vermittelnder Kontakt und Abtausch nach aussen mehr möglich war.

Die Geschichte der Verhältnisse von Kritiker zu Autoren - und umgekehrt ist reich(ranitziki Laughing ) an überlieferten Akten der Hassliebe oder des Liebeshasses, was auch immer. (Karl Kraus/Franz Werfel).
Wie im Grossen, so im Kleinen...


Zitat:
Aber irgendwie konnten wir uns dennoch riechen. Und mit der Zeit war es mir sogar recht, ihn gegenüber sitzen zu sehen, wenn ich die Augen öffnete, um auf die Uhr zu schauen.


Doch irgendwo stand am Beginn eine Situation von Interesse und verhaltenen Sympathie. Die Kritik am eigenen Schaffen, der Kreativität, des Selbstausdrucks ist eines der Felder, wo Mensch sehr leicht kränkbar ist. Schliesslich kommt es zur Eskalation und die 'Bäuche' schwellen dermassen an, dass kein Weg mehr an diesen vorbei geht.

Wenn ich es richtig verstehe, Zeit darüber (gemeinsam?) zu lachen und mit der Reset-Taste des Zwerchfells einen Neustart zu ermöglichen...bis zur nächsten Kritik - wenigstens.

LG - Poetnick


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Matthias Jecker
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Beitrag04.10.2016 22:20

von Matthias Jecker
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Ich lache gerne über mich, dummerweise auch sehr gerne über andere.
Dass es Momente in meinem Forenleben gibt, wo mein Gelächter einen falschen Ton erhält für das Ohr des Kritikers, weil sich entgegen meiner Selbsteinschätzung plötzlich dünne Stellen im dicken Fell zeigen und "der Bauch" mich erdrückt, war eine wichtige Erfahrung.

Nein, "Reset" ist nicht unbedingt die Lösung. Aber sich die Ironie verbieten, wenn man bis zum Kopf in der über einem ausgeschütteten Scheisse steht. Denn Kritiker, welche einen gar nicht im Güllenloch sehen wollten, könnten es sich anders überlegen, wenn sie die stinkige Reaktion lesen.

Danke für deinen verständnisvollen Kommentar
MJ
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V.K.B.
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Beitrag05.10.2016 15:31

von V.K.B.
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Die Widmung hatte ich beim ersten Lesen komplett übersehen. Aber dieser eingedenk, und wenn man sich deinen letzten Gedichtsfaden durchliest, erkennt am eindeutig, dass (und wie) die Geschichte als Parabel gemeint ist.

Auch dazu habe ich allerdings wenig anzumerken, da ich wegen dem Schreiben hier bin und nicht um mich auf anderer Leute Schlachtfelder zu positionieren.


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cindysherman
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Beitrag05.10.2016 15:35

von cindysherman
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Nach der Einleitung hat man eigentlich keine Lust dir ein Feedback über den Text zu geben... Man befürchtet als nächster Gegenstand einer Geschichte zu werden, oder einfach dementiert.

Ich mach es trotzdem, weil der Text mir sowohl gefällt als auch nicht gefällt und ich den Zwiespalt für mich selbst ergründen möchte.
Zuerst, was mir gefällt:

Dass man jemanden voraushört. Ein interessantes Phänomen, gerade bei bestimmten Floskeln und Phrasen und dem dazugehörigen Aussehen.

Dass einem jemand zuwieder ist und mit der Zeit irgendwie doch sympathisch. Vielleicht nur, weil derjenige sich von den Angepassteren abhebt.

Dass man dem Zuhören manchmal ausgeliefert ist. Und wie man damit umgeht. zb. schreibend.

Diese Bausteine laden mich ein, dem Gedankenstrom zu folgen und machen neugierig, wohin er mich trägt.

Die Elemente, die mich abstoßen:

Ein "von Natur aus schlechter Zuhörer". Indiz, dass der Autor zu selbstbezogen ist. Was wiederum dem Lesevergnügen schadet.

Der Bauch- aber nur, weil er zum ersten Teil der Geschichte eigentlich nicht passt. Es wirkt, als würdest Du den Text "aufmotzen" wollen durch "Special Effects". Eine Geschichte über den Bauch wäre auch ok, aber hier im Potpourri wirkt es, als wäre eine schlichtere, abgespecktere Variante mehr gewesen.

Der Schluss. Die Wortwahl ist so durcheinander zwischen Wampe, Sisyphos Stein, Ewigkeit, Blöder Gedanke, den Zug entern... Einfach nicht klar ob das hier am Stammtisch erzählt wird oder in einem Brief niedergeschrieben (vermutlich also dazwischen: Tagebuch?). Dadurch wird auch die Absicht des Textes verschwommen.

Der Schluss schließt sich nicht an den ersten Teil der Beobachtung, weil nun erst der Bauch alles andere verdeckt, als wäre er mit jedem Morgen gewachsen. Das wurde aber nicht beschrieben.
Wenn dieser Mann einem zum ersten Mal begegnete, würde man sicher nur den Bauch wahrnehmen und danach, mit Zeit, erst andere Details bemerken und zu einem Bild ergänzen. In diesem Text ist es umgekehrt, deswegen wirkt der Bauch so "rangeklatscht". Ich rieche die Absicht, irgendwie stärker auf die Tube zu drücken.

Die verpasste Chance: "diese Wampe hatte in meiner Vorstellung tatsächlich schon längst ein Eigenleben begonnen."

DAS wäre auch eine interessante Geschichte. Welches Eigenleben? Synchron mit dem Bauchträger? Oder als irgendwie gelebter Protest? Wie auch immer. Wenn hier das Zentrum der Geschichte sein soll: der Bauch taucht auch ohne Mann wieder auf -dann würde ich das durchziehen.

Alles Gute damit! Schreiben ist schön!

cindy
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Matthias Jecker
Geschlecht:männlichEselsohr
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Beiträge: 328



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Beitrag07.10.2016 10:15

von Matthias Jecker
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Hallo VKB

Die Widmung tut überhaupt nichts zur Sache. Die Geschichte steht absolut auf eigenen Füssen. Trotzdem scheint sie mir als kleines Versöhnungs-Häppchen an gewisse Kritiker in meinem letzten Gedichtefaden brauchbar.

Hallo Cindysherman

Vielen Dank für deine sehr anregende Kritik.
Mein grösstes Problem war sicher, den Bauch und den Erzähler näher aneinander heran zu rücken. Aber alle deine Hinweise haben mir schon mal geholfen, fürs erste eine Neue Version zu erstellen, die hoffentlich das Thema konsequenter einengt. Gerne werde ich nochmals drübergehen, wenn du neuerdings Kritik übst.

Einen schönen Tag euch beiden.
MJ
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Matthias Jecker
Geschlecht:männlichEselsohr
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Beiträge: 328



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Beitrag07.10.2016 10:16

von Matthias Jecker
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Der Bauch

Ich erzähle hier von einem Mann, den ich nach längerer Bekanntschaft gut zu kennen glaube, obwohl unser Kontakt oft von der wortlosen Art  war. Er fuhr bis heute wie ich mit dem Zug zur Arbeit und saß mir fast immer gegenüber.

Es hatte lange gedauert, bis ich mich mit ihm „anfreundete“. Ich mochte sein Aussehen nicht, ich kannte schon früh seine Art zu denken und hörte oft die Sätze, die er sprechen würde, schon im Voraus, als wären er und ich zwei TV-Empfänger, die ihr Signal auf verschiedenen Wegen erhalten.

Aber irgendwie konnten wir uns dennoch riechen. Und mit der Zeit war es mir sogar recht, ihn gegenüber sitzen zu sehen, wenn ich die Augen öffnete, um auf die Uhr zu schauen. Dass wir beide ohne Handy oder so im Zug saßen, schuf zusätzlich zum Geruch eine Vertrautheit, die langsam zu Gewöhnung und schließlich zu einem Heimatgefühl anwuchs.

„Noch ein Quäntchen Schlaf nachgeholt?“, hörte ich ihn sagen, noch bevor er den Mund auftat. Ich gähnte. Schon kam es: „Noch ein Quäntchen Schlaf nachgeholt?“ Wer immer sonst im Abteil saß, schien ihn nicht zu bemerken, schien i h n nicht zu interessieren. War mit Handy oder so beschäftigt. Er hingegen redete irgendwas und niemand hörte zu. Außer mir.

„Mhm“, machte ich. Änderte ein wenig meine Beinstellung. Gerne hätte ich die Füße etwas verschoben, aber sein gewaltiger Bauch zwang ihn, mir seine hochgerutschten Hosenschöße und seine Schuhe mit den abgelaufenen Absätzen so in die Quere zu stellen, dass ich aufrecht sitzen und die Knie etwas anziehen musste.  Er war eher ein Bauch, der sprechen konnte, als ein Mensch mit Bauch.

„Immer noch das Kreuz mit dem Kreuz?“, fragte er mich freundlich, wirkte auf mich jedoch ein bisschen scheinheilig. Und schon erzählte er wieder, wie sehr ihn das eigene plage. Ohne Kopfhörer im Ohr musste ich zuhören, ob ich wollte oder nicht. Ich bemühte mich, nicht auf das erwähnte „Voraushören“ zu achten. Denn bei unserer langjährigen Bekanntschaft wollte ich ihm seine kindliche Freude an den eigenen Schmerzen nicht durch gelangweiltes Zum-Fenster-hinaus-Schauen schmälern.
Ich hätte trotzdem auf mich hören sollen. Es hätte ihm wohl das Leben gerettet.

Seine Probleme waren nur zu verständlich. Der sprechende Bauch „wälzte“ sich selbst den ganzen Tag durch die Welt wie Sisyphos den Stein auf den Berg. Jeden Morgen waren die Last und die Aufgabe wieder dieselbe. Wobei ich den Eindruck hatte, dass beides sogar immer größer wurde.

Wenn er sich einmal ausruhen durfte wie beim Zugfahren, konnte der Mann seine Last nicht ablegen, genau wie Sisyphos, wenn der nicht vom Stein überrollt werden wollte. Nein, er musste seinen Schwerbauch im Schoß wiegen und unter seiner Last weiter keuchen, als ginge es zu Fuß den Berg hoch.

Ich gehöre nicht zu den sogenannten „guten Zuhörern“. Im Gespräch schweife ich oft mit den Augen ab auf Dinge, welche mit der Unterhaltung nichts zu tun haben. Sein Bauch jedoch verstellte und dominierte alles andere, ich musste enorm die Augen verdrehen, wenn ich mal den Blick zur vorbeiflitzenden Landschaft oder zu den Wangengrübchen einer Abteilsnachbarin wandern lassen wollte. Und so mochte er „unsere Gespräche von Anfang an“, wie er immer wieder betonte.

Kann auch sein, dass so ein Wanst kein Sensorium für die kleinen Fluchtreaktionen auf sein Gelaber besitzt.

Und je mehr er erzählte, je mehr er von seinem Inneren berichtete, um so mehr wuchs der Bauch, der schon immer furchterregend ausgesehen hatte und mit jedem Tag furchterregender wurde. Wälzte er sich die Treppe zum Bahnsteig hoch oder runter, dann machte man ihm Platz, ging ihm aus dem Weg. Er hätte auch keineswegs den Atem gehabt, jemandem „Guten Morgen“ zu sagen.

Er muss es gewusst haben. Er muss gewusst haben, dass dieses Gewicht, das er mit sich schleppte und das ihm im Sitzen die Knie auseinander trieb, irgendwann zu groß für ihn sein würde. Trotzdem wurde er nie schlanker. Nie sprach er davon, dass er einen Arzt aufsuchen wolle, wenn er erzählte, vom „Kreuz mit dem Kreuz“.

Er muss gewusst haben, dass sein Kreuz nicht nur ihm, sondern auch andern unangenehm war und dass er schließlich nicht nur sein Gegenüber, sondern auch sich selbst erdrücken würde. So, wie es heute geschah.

Die Rettung musste mit speziellen Tragriemen und vier Trägern den Zug entern. Draußen wartete eine fahrbare Bahre. Ob man den Bauch wie eine normale Leiche begraben oder einäschern wird?

Oder ist so ein Bauch wie Sisyphos‘ Stein für die Ewigkeit gemacht? Ein wenig unruhig erwarte ich nun den nächsten Morgen. Fast rechne ich damit, dass mir morgen der Bauch in alter Schwere gegenüber sitzt.
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Poolshark
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Beitrag07.10.2016 13:51

von Poolshark
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Guten Tag.
Ich wollte nur mal fix die Nachricht dalassen, dass ich seit zwei Tagen lese: "Der Mann, der von seinem Buch erdrückt wurde."
Das macht auch immer noch total viel Sinn.
 Laughing


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"But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
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cindysherman
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Beitrag07.10.2016 20:16

von cindysherman
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Hallo Matthias,
insgesammt liest es sich leichter. Aber ich finde nach wie vor: der Bauch kommt zu spät ins Bild. Ich würde mal versuchen, damit anzufangen.

Lieben Gruß!
cindy
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Dmitrij
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Beitrag14.10.2016 00:29
die schlanke Bemerkung
von Dmitrij
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Den ganzen Satz mit "Knie etwas anziehen musste" finde ich genial.
Ich habe 2 Versionen dieser Geschichte gelesen. Sowohl mit Pendeln und fetten Leuten, als auch mit aufdringlichen Rezensenten kenne ich mich bestens aus.

Es gibt in der Handlung einen logischen Hacken. Erstens, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man in einem aus mehreren Wagonen bestehenden Zug einen Sitzplatz ausgerechnet neben dem Dicken mehrmals freiwillig ergattert? Zweitens, falls dein Protagonist die Flucht  sucht, kann er sich wohl in einem anderen Wagon platzieren.
Also ich glaube deiner Geschichte einfach nicht.


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Matthias Jecker
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Beitrag16.10.2016 11:38

von Matthias Jecker
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Hallo Cindy Sherman
Danke für dein neuerliches Feedback.
Dein Rat hilft vielleicht, den Leser doch noch auf die von mir gewünschte Deutung des Bauch-Mannes zu lenken, was angesichts des letzten Kommentars echt nötig zu sein scheint.
Darum im Folgenden noch eine "Neue Version".

Hallo Dmitri

Diese Wahrscheinlichkeit ist im Fall meiner Geschichte eigentlich 100 Prozent.
Pendler bin ich nicht und Rezensenten habe ich keine.
Aufgrund deines Kommentars konnte ich die Abteilwahl ausschalten (s.u. Neue Version). Dies von Anfang an so zu machen, war mir als zu plump offensichtlich erschienen. Aber zusammen mit CShermans Ratschlägen ist es nun wie unten herausgekommen.
Hoffentluch spricht es dich auch abseits deiner Erfahrungswelt an.

Danke an euch beide.
MJ
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Matthias Jecker
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Beiträge: 328



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Beitrag16.10.2016 11:43

von Matthias Jecker
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Der Bauch

Ich erzähle hier von einem Mann, den ich nach längerer Bekanntschaft gut zu kennen glaube, obwohl unser Kontakt oft von der wortlosen Art war. Er fuhr bis heute wie ich mit dem Zug zur Arbeit und saß mir jedesmal gegenüber.

Es hatte lange gedauert, bis ich mich mit ihm „anfreundete“. Ich mochte sein Aussehen nicht. (Es wurde bestimmt von seinem Leib und Unterleib. Er schien nur aus seinem Bauch zu bestehen, dem Kopf und Glieder wie leblos anhingen. Ich hatte stets das Gefühl, ich sitze nur einem Teil des Mannes gegenüber. Oder einer Puppe, welche von einem „Bauchredner“ belebt wurde. Er war eher ein Bauch, der sprechen konnte, als ein Mensch mit Bauch.)

Ich kannte schon früh seine Art zu denken und hörte oft die Sätze, die er sprechen würde, schon im Voraus, als wären er und ich zwei TV-Empfänger, die ihr Signal auf verschiedenen Wegen erhalten.

Aber irgendwie konnten wir uns dennoch riechen. Und mit der Zeit war es mir sogar recht, ihn gegenüber sitzen zu sehen, wenn ich die Augen öffnete, um auf die Uhr zu schauen. Dass wir beide ohne Handy oder so im Zug saßen, schuf zusätzlich zum Geruch eine Vertrautheit, die langsam zu Gewöhnung und schließlich zu einem Heimatgefühl anwuchs.

„Noch ein Quäntchen Schlaf nachgeholt?“, hörte ich ihn sagen, noch bevor er den Mund auftat. Ich gähnte. Schon kam es: „Noch ein Quäntchen Schlaf nachgeholt?“ Wer immer sonst im Abteil saß, schien ihn nicht zu bemerken, schien i h n nicht zu interessieren. War mit Handy oder so beschäftigt. Er hingegen redete irgendwas und niemand hörte zu. Außer mir.

„Mhm“, machte ich. Änderte ein wenig meine Beinstellung. Gerne hätte ich die Füße etwas verschoben, aber sein gewaltiger Bauch zwang ihn, mir seine hochgerutschten Hosenschöße und seine Schuhe mit den abgelaufenen Absätzen so in die Quere zu stellen, dass ich aufrecht sitzen und die Knie etwas anziehen musste.  

„Immer noch das Kreuz mit dem Kreuz?“, fragte er mich freundlich, wirkte auf mich jedoch ein bisschen scheinheilig. Und schon erzählte er wieder, wie sehr ihn das eigene plage. Ohne Kopfhörer im Ohr musste ich zuhören, ob ich wollte oder nicht. Ich bemühte mich, nicht auf das erwähnte „Voraushören“ zu achten. Denn bei unserer langjährigen Bekanntschaft wollte ich ihm seine kindliche Freude an den eigenen Schmerzen nicht durch gelangweiltes Zum-Fenster-hinaus-Schauen schmälern.
Ich hätte trotzdem auf mich hören sollen. Es hätte ihm wohl das Leben gerettet.

Seine Probleme waren nur zu verständlich. Der sprechende Bauch „wälzte“ sich selbst den ganzen Tag durch die Welt wie Sisyphos den Stein auf den Berg. Jeden Morgen waren die Last und die Aufgabe wieder dieselbe. Wobei ich den Eindruck hatte, dass beides sogar immer größer wurde.

Wenn er sich einmal ausruhen durfte wie beim Zugfahren, konnte der Mann seine Last nicht ablegen, genau wie Sisyphos, wenn der nicht vom Stein überrollt werden wollte. Nein, er musste seinen Schwerbauch im Schoß wiegen und unter seiner Last weiter keuchen, als ginge es zu Fuß den Berg hoch.

Ich gehöre nicht zu den sogenannten „guten Zuhörern“. Im Gespräch schweife ich oft mit den Augen ab auf Dinge, welche mit der Unterhaltung nichts zu tun haben. Sein Bauch jedoch verstellte und dominierte alles andere, ich musste enorm die Augen verdrehen, wenn ich mal den Blick zur vorbeiflitzenden Landschaft oder zu den Wangengrübchen einer Abteilsnachbarin wandern lassen wollte. Und so mochte er „unsere Gespräche von Anfang an“, wie er immer wieder betonte.

Kann auch sein, dass so ein Wanst kein Sensorium für die kleinen Fluchtreaktionen auf sein Gelaber besitzt.

Und je mehr er erzählte, je mehr er von seinem Inneren berichtete, um so mehr wuchs der Bauch, der schon immer furchterregend ausgesehen hatte und mit jedem Tag furchterregender wurde. Wälzte er sich die Treppe zum Bahnsteig hoch oder runter, dann machte man ihm Platz, ging ihm aus dem Weg. Er hätte auch keineswegs den Atem gehabt, jemandem „Guten Morgen“ zu sagen.

Er muss es gewusst haben. Er muss gewusst haben, dass dieses Gewicht, das er mit sich schleppte und das ihm im Sitzen die Knie auseinander trieb, irgendwann zu groß für ihn sein würde. Trotzdem wurde er nie schlanker. Nie sprach er davon, dass er einen Arzt aufsuchen wolle, wenn er erzählte, vom „Kreuz mit dem Kreuz“.

Er muss gewusst haben, dass sein Kreuz nicht nur ihm, sondern auch andern unangenehm war und dass er schließlich nicht nur sein Gegenüber beengen, sondern auch sich selbst erdrücken würde. So, wie es heute geschah.

Die Rettung musste mit speziellen Tragriemen und vier Trägern den Zug entern. Draußen wartete eine fahrbare Bahre. Ob man den Bauch wie eine normale Leiche begraben oder einäschern wird?

Oder ist so ein Bauch wie Sisyphos‘ Stein für die Ewigkeit gemacht? Ein wenig unruhig erwarte ich nun den nächsten Morgen. Fast rechne ich damit, dass mir morgen der Bauch in alter Schwere gegenüber sitzt.
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Dmitrij
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Beitrag16.10.2016 14:58
ist besser und lebendiger, aber....
von Dmitrij
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Mach bitte aus diesem Dicken deinen Arbeitskollegen, oder einen Bekannten dritten Grades. Erst dann werde ich glauben, dass du mit ihm zusammen zu sitzen indirekt gezwungen bist;-)

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Matthias Jecker
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Beitrag16.10.2016 15:13

von Matthias Jecker
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"indirekt"? - direkter geht's nimmer.
Danke für dein Reinschauen!
MJ
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Dmitrij
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Beitrag17.10.2016 11:03
Selbstverständlich Indirekt
von Dmitrij
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""indirekt"? - direkter geht's nimmer."
Schon wieder spüre ich in deiner Antwort gewisse subtile Ignoranz meinem Vorschlag gegenüber. Der Korrektheit halber muss ich dich darauf hinweisen, dass zwischen direkt und indirekt zwingen ein gewaltiger Unterschied besteht. In dieser Geschichte hat der Dicke niemanden mit Gewalt oder sonstigen Drohungen dazu gezwungen, mit ihm zusammen zu sitzen.


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Matthias Jecker
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Beitrag17.10.2016 11:24

von Matthias Jecker
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Lieber Dmitrij

Mir ging es bei diesem Text um

a) meinen eigenen Spass beim Ausdenken und Schreiben
b) ein Eingeständnis, dass ich mich oft "aus dem Bauch heraus" in schwierige Lagen bringe
c) eine entschuldigende Verbeugung vor jenen Kommentaren hier im Forum, denen ich flapsige Antworten zukommen liess, weil in meinem "Bauch" andere Kommentare rumorten
d) eine Erzählung davon, wie ein Ich (in dem Fall ich) von seinem "Bauchgefühl" in seinen Taten und Worten eingeengt wird, sich davon zu befreien sucht und doch schon ahnt, dass das wieder geschehen wird.

Ich hatte gehofft, dass der Text auch ohne persönlichen Bezug erkennbar als Inhalt a) und d) habe. Leider wurde das nicht nur von dir anders verstanden. Sicher teilweise wegen der "Widmung" ganz zu Anfang. Die allerneuste Version sollte aber mMn deine Vorschläge überflüssig machen, da sie eine ganz andere Geschichte betreffen, welche hier nicht das Thema ist.

"direkter Zwang" ist richtig, weil kein Mensch ohne seinen "Bauch" in einem Zugsabteil sitzen kann.

Guten Tag dir
MJ
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Dmitrij
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Beitrag17.10.2016 13:52
Auch in diesem Fall ist "indirekt gezwungen" korrekt
von Dmitrij
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Danke für die Aufklärung, Matthias!
 Soweit ich zurückblicken kann, pendle ich jeden Werktag zur Uni/bzw. meiner Arbeit. Ich schätze meine Zeit sehr, um die in einem belanglosen Gespräch zu verplempern. Viele meine Bekannten, die ab und zu mit mir in den selben Wagen einsteigen, wissen es inzwischen. Aus diesem Grund setzen sie sich meistens dort, wo wir einander nicht stören.
Solange z.B. du ein Auto hast der Zug nicht ein Mal am Tag fährt und die Plätze keinen bestimmten Personen zugewiesen sind, entsteht für dich kein Drang, sich genau dem Dicken gegenüber zu platzieren, außer dass du sowieso nichts anderes vor hast, als sich sein Geplapper anzuhören. Und ehrlich gesagt selbst dann, wenn dir tatsächlich keine andere Wahl bleibt ist es Indirekt, da der Dicke passiv agiert und niemand dich absichtlich dazu zwingt, mit diesem Mann zu sitzen oder auf ihn zu schauen. Du und die anderen Passagiere sind indirekt dazu gezwungen, seine Anwesenheit zu ertragen.


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cindysherman
Geschlecht:weiblichLeseratte
C

Alter: 46
Beiträge: 112
Wohnort: Berlin


C
Beitrag17.10.2016 23:05

von cindysherman
Antworten mit Zitat

...eine Erzählung muss ja nicht immer auf Logik beruhen.
Aber dass der Bauch für eine unbedachtes Bauchgefühl des Ich Erzählers steht -das habe ich in dem Text nie gelesen. Nur in den Anmerkungen. Wäre aber interessant, dass auch im Text zu erkennen.

Ich glaube, ich habe eine Überarbeitung erwartet, wo sie der Autor vorher überlegt, was genau er sich warum ausdenkt und dann -meinetwegen aus dem Bauch heraus- eine zweite Fassung aufschreibt, nicht die erste um irgendwie am Leben erhält. Die Erwartung wurde enttäuscht, aber sie war ja nicht zu hören.

Ich bin vielleicht nicht die richtige Sorte Leser.
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Matthias Jecker
Geschlecht:männlichEselsohr
M


Beiträge: 328



M
Beitrag19.10.2016 18:50

von Matthias Jecker
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Dmitrij
Ich sehe das Problem mit dir und den Bekannten auf Pendlerfahrt. Aber das wäre doch eine ganz eigene Geschichte, an der du eingehend und mit unerwarteten Wendungen die Geschehnisse um den direkten/indirekten Zusammensitz-Zweang kreisen lassen könntest. Ich würde sowas mit Interesse und einer gewissen Vor-Spannung lesen.
Wenn ich dich auch nur entfernt richtig vertsanden habe, willst du mir sagen, dass sich meine "Allegorie" nicht eigne, um mein Thema darzustellen, weil eben im Zug kein Abteilzwang bestehe. Das leuchtet einerseits ein, andrerseits müsste man dann z.B. Dürrenmatt sagen, dass es in der schweiz keine Eisanbahntunnel gebe, welche aus dem Berg, in den sie hineingefahren sind, nicht wieder herausfahren.
But I see your point (falls du wirklich das gemeint hast).

Hallo Cindy Sherman
Du warst genau die passende Leserin und Kritikerin für mich.
Aufgrund deiner ernsthaften Hinweise und Vorschläge konnte ich die geschichte so überarbeiten, dass sie inzwischen von neuen Lesern, die die Diskussion nicht kennen, als das erkannt wird, was sie sein soll.
Schade, dass ausgerechnet du dich von diesen Überarbeitungen verschaukelt fühlst und meine Bemühung nicht anerkennen magst.
Ich danke dir trotzdem für deine Hilfe und hoffe sehr auf weitere kritische Bemerkungen von deiner Seite, sollte ich wieder was hier einstellen.

Mit bestem Dank grüsst
MJ
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