18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Einstand
Hässliche Babys


 
 
Gehe zu Seite 1, 2  Weiter
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Telica
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
T

Alter: 42
Beiträge: 59
Wohnort: Wassenberg


T
Beitrag24.11.2016 18:02
Hässliche Babys
von Telica
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich schreibe spaßeshalber an einem Frauenroman, habe aber erst wenige Kapitel. Bevor ich da zu viel Mühe reinstecke, wollte ich euch mal lesen lassen. Was haltet ihr von dem Anfang? Banal? Langweilig?

Ich bin gespannt...

„Jerome-Noel, geh mal auf die Seite, sonst beißt dich der Hund!“ rief die Frau ihrem Kind hektisch zu, als ich mit Toni an ihr vorbeikam. Ich schaute die Frau giftig an und wandte mich dann an ihren Sprössling, der irgendwas zwischen drei und fünf Jahre alt und mit einer Art Laufrad unterwegs war. „Keine Sorge. Der Hund beißt nicht!“ (nicht mal Kinder mit so blöden Namen wie Jerome-Noel, füge ich in Gedanken hinzu.) Daraufhin schaute mich die Mutter giftig an, hatte ich doch ihre Autorität untergraben. Gott, ich hasste Mütter.  Besonders die Sorte mit frechen Kleinkindern, die mir tagtäglich im Park begegneten. Mütter waren die natürlichen Feinde von Hundebesitzern. Vergleichbar mit Fahrradfahrern, aber die wurden wohl von allen gehasst, Müttern, Hundebesitzern, Autofahrern. Am schlimmsten waren natürlich fahrradfahrende Mütter mit Kleinkindern.
Zügig liefen Toni und ich weiter. Toni war mein Ein und Alles. Wenn mich Leute nach der Rasse meines wunderschönen schwarzweißen Hundes fragten, antwortete ich gerne mit „Krojami“. Falls mein Gegenüber entgegnete, dass er die Rasse kenne oder schon von ihr gelesen hätte, beeilte ich mich das Gespräch zu beenden. Wer unterhält sich schon gerne mit Idioten. Krojami war mein persönlicher Wortwitz und bedeutete Kroatischer Jagdhundmischling, eine nette Bezeichnung für den Straßenhund aus Kroatien, den ich aus der Tötungsstation gerettet hatte.
Als wir um die Ecke bogen, erhellte sich mein Blick. Da vorne war mein Kumpel Tobias mit seiner Hündin Joy. Früher hatten sich Tobi und ich täglich zum Gassi gehen verabredet, aber vor zwei Jahren hatte er die Seite gewechselt. Seit der Geburt seiner Tochter Mia hatte er nur noch selten Zeit. Meistens übernahm nun seine Frau Kathrin das Gassi gehen, wahrscheinlich bis zum nächsten Spielplatz und zurück. Arme Joy. Aber heute hatte sich Tobi ausnahmsweise wieder Zeit für uns genommen. Nicht nur die beiden Hunde freuten sich über ein Wiedersehen, auch wir hatten viel nachzuholen. Wir unterhielten uns so angeregt, dass ich mich nicht von ihm trennen wollte. Tobias ging es wohl genauso, denn er lud Toni und mich zum Abendessen ein. Freudig nahm ich die Einladung an. Dreißig Minuten später bereute ich diese Entscheidung abgrundtief. Die zweijährige Mia war ausgesprochen nervtötend. Und ziemlich hässlich war sie außerdem. Sie hatte sehr dicke, rote Backen, abstehende Ohren und spärliche, glatte Haare. „Spaghettilocken“, nannte das Kathrin liebevoll. Um 17 Uhr gab es „Abend“essen, Eltern müssen wohl so zeitig essen, damit ihre Gören früh ins Bett kommen. „Mia, möchtest du Käse oder Salami auf dein Brot?“ fragte Kathrin ihre zweijährige Tochter. Diese glotzte sie nur dümmlich an, schaukelte dann wild hin und her, warf ihren Kopf zurück und fing an zu weinen. „Was hat sie denn?“, fragte ich irritiert. „Ach, sie ist nur müde.“, antwortet die stolze Mama. Ich blickte auf die Uhr. Klar, es war ja auch schon 17.06 Uhr, da konnte man schon müde werden. So früh die Höflichkeit es zuließ, verabschiedete ich mich und machte mich mit meinem Hund auf den Heimweg.
Zuhause angekommen zog ich meine Stiefel aus und versorgte erstmal meinen hungrigen Hund. Mein Blick schweifte durch meine Zweizimmerwohnung. Obwohl ich schon Mitte dreißig war, versprühte mein Zuhause immer noch den Charme einer Studentenbude, ein wenig zu klein, Möbel, die nicht zueinanderpassten und stets ein bisschen zu unordentlich. Ich sollte mir wirklich mal eine Erwachsenenwohnung zulegen. Im Kühlschrank griff ich mir eine Mousse Au Chocolat (ich war süchtig nach den Dingern) und machte es mir unter einer Wolldecke auf meiner Couch bequem. Meine Hand streichelte meinen prallen Bauch. Wie hatte das nur passieren können. Ich steckte wirklich in der Patsche, dachte ich.

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gast







Beitrag24.11.2016 18:40

von Gast
Antworten mit Zitat

Zitat:
Bevor ich da zu viel Mühe reinstecke, wollte ich euch mal lesen lassen.


Wie darf man das verstehen?
Nach oben
Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag24.11.2016 18:46

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Dito.
Ist nicht böse gemeint, aber bevor ich da zu viel Mühe reinstecke, interessiert mich an dieser Stelle, ob dir das Stück überhaupt etwas bedeutet. Ich mach mir die Mühe ungern, wenn dann alles in der Tonne landet, anstatt daran zu arbeiten.



LG,
Seraiya
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Telica
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
T

Alter: 42
Beiträge: 59
Wohnort: Wassenberg


T
Beitrag24.11.2016 18:51

von Telica
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Natürlich bedeutet mir das was, ich wollte nur bescheiden sein... Wink

Die Sache ist die, es ist ziemlich viel autobiographisches in dem Text, aber wenn das etwas ist, was ich lieber für mich behalten sollte, falls das Thema langweilig ist oder einfach zu banal, da würde ich es nur für mich schreiben. Falls nicht, gebe ich mir mehr Mühe Smile
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Telica
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
T

Alter: 42
Beiträge: 59
Wohnort: Wassenberg


T
Beitrag24.11.2016 18:59

von Telica
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ach, und es wäre natürlich super, wenn ihr euch die Mühe machen würdet, meinen Text zu lesen und zu kommentieren! Vielen Dank schon mal! Smile
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gast







Beitrag24.11.2016 19:07

von Gast
Antworten mit Zitat

Zitat:
... aber wenn das etwas ist, was ich lieber für mich behalten sollte, falls das Thema langweilig ist oder einfach zu banal, da würde ich es nur für mich schreiben.


Demnach bist du nicht an Textarbeit interessiert, willst nur kurze Rückmeldung: interessant oder nicht?

Ich empfehle die Nutzung der Umfrageoption.
Nach oben
JackyFoaker
Gänsefüßchen
J


Beiträge: 21



J
Beitrag24.11.2016 19:36

von JackyFoaker
Antworten mit Zitat

Hm,

die ersten 2-3 Zeilen lesen sich ein wenig holprig. Mir würde die ganze Geschichte im Präsens besser gefallen.
Thematisch trifft es nicht meinen Nerv, weil mir der Typ "selbstgefällige Hundehalterin" generell suspekt ist. Die Prota wertet auch zu viel. Aber das ist eben auch ein Nischenthema, es geht sicher vielen anderen Single-Hundebesitzerinnen ähnlich. Vielleicht ist hier ja jemand, der da mehr im Thema drin ist und etwas dazu sagen kann.
Sprachlich und handwerklich bin ich selbst nicht fit genug, um dir Tipps zu geben.

LG Jacky


_________________
Woher soll ich wissen, was meine Protagonistin will, bevor ich lese, was ich tippe?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag24.11.2016 20:00

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Hi nochmal,


Viel Idee für den weiteren Verlauf sehe ich hier noch nicht. Das Ende bringt eine interessante Wendung. Banal ist das in meinen Augen nicht, je nachdem, was man daraus macht.
Meins wäre es nicht. Abgesehen von Hunden und Babys (der Titel passt mMn übrigens überhaut nicht zum Auszug) ist mir die Prota zu sehr auf sich selbst und ihr überlegen sein den Muttis gegenüber fixiert. Das hauen die letzten beiden Sätze nur bedingt raus. Ich würde an dieser Stelle nicht weiter lesen, denke aber, dass es sich lohnt daran zu arbeiten.
Ob der Text autobiographisch ist, mag ich ehrlich gesagt gar nicht wissen. Wichtig ist, was dir wichtig ist. Wenn du das aufschreiben möchtest, tu das, so lange du damit klarkommst, dass man auch eine Prota, die dich selbst darstellt, möglicherweise in der Luft zerreißt und ätzend findet und ihr Denken und Handeln nicht nur in Frage stellt, sondern auch verurteilt. Das kann passieren, muss aber nicht.

Handwerklich ist da auch noch Luft nach oben. Insgesamt lese ich für das kurze Textstsück zu oft dasselbe.


Zitat:
  „Jerome-Noel, geh mal auf die Seite, sonst beißt dich der Hund!<- das klingt noch zu künstlich. Und insgesamt eher unrealistisch, auch wenn es genauso gewesen sein mag. Die wenigsten Mamas, die ich kenne, sorgen direkt dafür, dass das eigene Kind Panik vor Hunden bekommt. Zumal es genug Familien mit Hunden gibt, es hier im Text als undenkbar dargestellt wird.    Komma rief die Frau ihrem Kind hektisch zu, als ich mit Toni an ihr vorbeikam. Ich schaute die Frau giftig an und wandte mich dann an ihren Sprössling, der irgendwas zwischen drei und fünf Jahre alt <- zwischen drei und fünf ist nicht viel Platz für "irgendwas". Ich habe zwischendrin das Gefühl, die Prota möchte besonders bissig klingen, was sie nicht nur unsympathisch macht, sondern auch etwas überheblich. und mit einer Art Laufrad <- es gibt Laufräder, Fahrräder, Roller, Dreiräder. Keine Ahnung was "eine Art Laufrad" sein soll. Das unterwegs war. „Keine Sorge. Der Hund beißt nicht! <-Ausrufezeichen wenn möglich nur bei Aufforderungen/Befehlen oder Geschrei nehmen.  (nicht mal Kinder mit so blöden Namen wie Jerome-Noel, füge ich in Gedanken hinzu.) Daraufhin schaute <- bissel mehr Kreativität wäre schön mich die Mutter giftig an, hatte ich doch ihre Autorität untergraben. Gott, ich hasste Mütter.   <- so ganz allgemein? Hm. Besonders die Sorte mit frechen Kleinkindern, die mir tagtäglich im Park begegneten. Mütter waren die natürlichen Feinde von Hundebesitzern. Vergleichbar mit Fahrradfahrern, aber die wurden wohl von allen gehasst, Müttern, Hundebesitzern, Autofahrern. Am schlimmsten waren natürlich fahrradfahrende Mütter mit Kleinkindern.
Zügig liefen Toni und ich weiter. Toni war mein Ein und Alles. Wenn mich Leute nach der Rasse meines wunderschönen schwarzweißen Hundes fragten, antwortete ich gerne mit „Krojami“. Falls mein Gegenüber entgegnete, dass er die Rasse kenne oder schon von ihr gelesen hätte, beeilte ich mich das Gespräch zu beenden. Wer unterhält sich schon gerne mit Idioten. Krojami war mein persönlicher Wortwitz und bedeutete Kroatischer Jagdhundmischling, eine nette Bezeichnung für den Straßenhund aus Kroatien, den ich aus der Tötungsstation gerettet hatte.
Als wir um die Ecke bogen, erhellte sich mein Blick.<- sie hat wohl kaum einen Spiegel dabei, um das zu beobachten. Wenn du beim Ich bleibst, solltest du dich auf das beschränken, was das Ich wahrnimmt. Da vorne war mein Kumpel Tobias mit seiner Hündin Joy. Früher hatten sich Tobi und ich täglich zum Gassi gehen verabredet, aber vor zwei Jahren hatte er die Seite gewechselt. Seit der Geburt seiner Tochter Mia hatte er nur noch selten Zeit. Meistens übernahm nun seine Frau Kathrin <- "Kathrin, seine Frau", klingt für mich besser das Gassi gehen, wahrscheinlich bis zum nächsten Spielplatz und zurück. <- sie wird mir durch ihre Wertungen, die sehr arrogant daherkommen, zunehmend unsympathischer Arme Joy. Aber heute hatte sich Tobi ausnahmsweise wieder Zeit für uns genommen. Nicht nur die beiden Hunde freuten sich über ein Wiedersehen, auch wir hatten viel nachzuholen. Wir unterhielten uns so angeregt, dass ich mich nicht von ihm trennen wollte. Tobias ging es wohl genauso, denn er lud Toni und mich zum Abendessen ein. Freudig nahm ich die Einladung an. Dreißig Minuten später bereute ich diese Entscheidung abgrundtief. <- könnte raus Die zweijährige Mia war ausgesprochen nervtötend. Und ziemlich hässlich war sie außerdem. Sie hatte sehr dicke, rote Backen, abstehende Ohren und spärliche, glatte Haare. „Spaghettilocken“, nannte das Kathrin liebevoll. Um 17 Uhr gab es „Abend“essen, Eltern müssen wohl so zeitig essen, damit ihre Gören früh ins Bett kommen. Absatz - bei wörtlicher Rede immer Absatz „Mia, möchtest du Käse oder Salami auf dein Brot?“ fragte Kathrin ihre zweijährige Tochter. Diese glotzte sie nur dümmlich an, schaukelte dann wild hin und her, warf ihren Kopf zurück und fing an zu weinen. „Was hat sie denn?“, fragte ich irritiert. „Ach, sie ist nur müde.“, <- kein Punkt innerhalb der wörtlichen Rede, wenn dann noch was kommt antwortet die stolze Mama. Ich blickte auf die Uhr. Klar, es war ja auch schon 17.06 Uhr, da konnte man schon müde werden. So früh die Höflichkeit es zuließ, verabschiedete ich mich und machte mich mit meinem Hund auf den Heimweg.

  




LG,
Seraiya
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Telica
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
T

Alter: 42
Beiträge: 59
Wohnort: Wassenberg


T
Beitrag24.11.2016 20:15

von Telica
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen herzlichen Dank schon mal für eure Kommentare und Verbesserungen, die ich gerne einarbeiten werde!
 Das mit autobiographisch hätte ich tatsächlich nicht schreiben sollen, jetzt halten mich alle für ein Monster Laughing Natürlich hasse ich keine Mütter und Kinder, im Gegenteil! Laughing  Worauf ich hinauswill, die Prota soll am Anfang unsympathisch wirken, aber sie ist schwanger und findet mit der Zeit ihr Babyglück, deswegen die überzogene und bissig-böse Haltung zu Beginn.
Aber vielleicht habe ich es damit übertrieben Embarassed
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Telica
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
T

Alter: 42
Beiträge: 59
Wohnort: Wassenberg


T
Beitrag24.11.2016 20:28

von Telica
pdf-Datei Antworten mit Zitat

[quote="Ashcloud"]
Zitat:


Demnach bist du nicht an Textarbeit interessiert, willst nur kurze Rückmeldung: interessant oder nicht?

Ich empfehle die Nutzung der Umfrageoption.


Doch, ich bin an Textarbeit sehr interessiert und wäre für Verbesserungsvorschläge sehr dankbar! Bin Schreib-Anfänger Embarassed
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag24.11.2016 22:25

von MoL
Antworten mit Zitat

Liebe Telica!

Telica hat Folgendes geschrieben:
(...) die Prota soll am Anfang unsympathisch wirken, aber sie ist schwanger und findet mit der Zeit ihr Babyglück, deswegen die überzogene und bissig-böse Haltung zu Beginn.
Aber vielleicht habe ich es damit übertrieben Embarassed


Ja, das denke ich auch. Schau mal, du verprellst dir damit schon gleich zu Beginn allerhand Leser, indem du sie beleidigst:
- Alle Jerome-Noels, aber auch alle Jeromes und Noels und das sind nicht wenige!
- Mütter
- Fahrradfahrer
- Hundebesitzer, die auch (kleine) Kinder haben
Und was ist mit der eigenen Mutter der Protagonistin, hasst sie die auch?
Ich verstehe, worauf du hinauswillst, aber die Äußerungen deiner Protagonistin sind einfach so unspezifisch, dass sie nerven. Warum sollte ich die Gedanken einer Person weiterverfolgen wollen, die mich hasst?

Die Überraschung am Ende ist dir gelungen, aber bis dahin ist mir die Dame schon so unsymphatisch geworden, dass ich eigentlich nur weitergelesen habe, weil das hier dein Einstandstext ist. Wäre das ein Buch, ich hätte es nach dem dritten Satz entnervt zugeklappt. Versuch, das Ganze etwas abzumildern. Deine Protagonistin darf ja Menschen doof finden, nur eben nicht alle. Und sie sollte ihre Aversionen besser begründen, sonst wirken sie einfach nur doof und platt.

Vielleicht bin ich da etwas empfindlich, weil ich selbst Mutter bin, aber solche Sätze wie "Eltern müssen wohl so zeitig essen, damit ihre Gören früh ins Bett kommen", "Diese (Zweijährige) glotzte sie nur dümmlich an" oder "Und ziemlich hässlich war sie außerdem." finde ich einfach unangebracht und unsymphatisch.

Vielleicht solltest du einfach mal alle Aussagen rausnehmen und durch Handlungen oder indirektere Gedanken ersetzen, "Show, don`t tell".
Z.B. statt "Gott, ich hasste Mütter. Besonders die Sorte mit frechen Kleinkindern (...)" etwas schreiben wie "Gott, ich hasse es, wenn mir im Park Kleinkinder vor die Füße laufen, nur weil ihre Mütter anstatt sie zu beaufsichtigen nur auf ihre Smartphones starren."
So lieferst du dem Leser einen guten Grund für die Abneigung deiner Protagonistin ohne zu pauschalisieren; der Leser wird das der Protagonistin nachempfinden, denn jeder findet das wohl blöd.
Und natürlich gehört man selbst nie zu dieser Sorte Mütter.

Noch was Generelles: Bei Dingen, die nach wie vor so sind - und zwar zu dem Zeitpunkt, zu dem die Erzählerin sie erzählt - solltest du Präsens benutzen.
Beispiele:
"Toni war mein Ein und Alles." -> "Toni IST mein Ein und Alles."
"Wenn mich Leute nach der Rasse meines wunderschönen schwarzweißen Hundes fragten, antwortete ich gerne mit 'Krojami'." -> "Wenn mich Leute nach der Rasse meines wunderschönen schwarzweißen Hundes FRAGEN, ANTWORTE ich gerne mit 'Krojami'."

Ich bin gespannt, wie du deinen Text überarbeitest und hoffe, das war dir jetzt hilfreich. smile


_________________
NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
lengulins
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
L


Beiträge: 33



L
Beitrag24.11.2016 22:28
Hallo Telica
von lengulins
Antworten mit Zitat

ich bin auch Mutter, trotzdem spüre ich hier so etwas wie eine Seelenverwandtschaft und konnte über Deinen Beitrag herzlich schmunzeln. Ja, es gibt uns Zyniker und Skeptiker, die nicht jedes Kind süß und putzig finden und sich Gedanken über die verschieden Mütter auf dieser Welt machen. Ich denke, an diese Zielgruppe hast Du Deine Zeilen gerichtet. Inhaltlich fand ich es gut (hätte gern weitergelesen), sprachlich und orthographisch bin ich sicher keine große Hilfe.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 890

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag25.11.2016 00:21

von Babella
Antworten mit Zitat

Natürlich kann die Prota unsympathisch rüberkommen! Du musst nur deine Leserinnen dazu bringen, dass sie neugierig werden, wann diese überhebliche Tussi eins auf die Mütze kriegt. Es gibt doch unzählige Geschichten, die so gestrickt sind, "About a boy" wäre ein Beispiel.

Hier zum Beispiel würde ich darauf warten, dass das eigene Kind gerade laufen kann und dann so ein riesiger Köter kommt, der es erschreckt. Und dass die Suche nach einem Namen schwierig wird. Und der Nachtschlaf gestört wird. Und man spürt, dass die Freunde genervt sind und sich zurückziehen.

Und man irgendwann versteht, wie Mütter so ticken, weil man selbst so tickt ... nun ja.

Vielleicht. Meine Kinder sind nie früh ins Bett gegangen ... Aber mir haben immer alle Mütter erzählt, IHRE Kinder liegen spätestens um 7 im Bett. Oh ja, es ist nervig. Noch nerviger finde ich aber ignorante Hundebesitzer. Aber gut.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2934
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag25.11.2016 00:53

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Hallo alle.

Nur ganz, ganz kurz und abseitig, weil ich’s hier zufällig lese (und an anderen Stellen auch schon so ähnlich gelesen habe):

MoL hat Folgendes geschrieben:
Noch was Generelles: Bei Dingen, die nach wie vor so sind - und zwar zu dem Zeitpunkt, zu dem die Erzählerin sie erzählt - solltest du Präsens benutzen.
Beispiele:
"Toni war mein Ein und Alles." -> "Toni IST mein Ein und Alles."
"Wenn mich Leute nach der Rasse meines wunderschönen schwarzweißen Hundes fragten, antwortete ich gerne mit 'Krojami'." -> "Wenn mich Leute nach der Rasse meines wunderschönen schwarzweißen Hundes FRAGEN, ANTWORTE ich gerne mit 'Krojami


Der Text ist ganz konventionell im (epischen) Präteritum erzählt, daher: Nein. Nein, der Wechsel ins Präsens ist nicht nötig und auch nicht angebracht. Oder anders gesagt: man sollte es nicht tun.

Zufälliger Link incoming:

Zitat:
Das im epischen Präteritum Erzählte befindet sich aber nicht in einem Verhältnis der Vergangenheit zur Zeit des Erzählens. Vielmehr ist es eine – wenn auch fiktive, allein durch die Erzählung produzierte – 'Gegenwart', die im epischen Präteritum präsentiert wird.


https://www.fernuni-hagen.de/EUROL/termini/welcome.html?page=/EUROL/termini/9270.htm


_________________
100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag25.11.2016 01:25

von MoL
Antworten mit Zitat

@Klemens_Fitte

Nuuuun, da kann man sicher im Bedarfsfall drüber streiten.
Hier ist es allerdings so, dass Präsens mMn sinnvoll ist.

Beispiel:
"Gott, ich hasste Mütter." - "Gott" ist hier als Ausruf zu verstehen, der eben jetzt gerade stattfindet. Gut, man könnte davon ausgehen, dass sich dieser Ausruf auf das eigene Verhalten bezieht, also ein Selbst(wert)urteil darstellt, aber ich verstehe es als auf besagte Mütter bezogen. Insofern findet der Ausruf im "Jetzt" statt und gehört in den Kontext einer Präsensformulierung gestellt.

Beispiel:
"Toni war mein Ein und Alles." - Auch hier gibt es natürlich verschiedene Interpretationsmöglichkeiten.
Variante 1: Den guten Toni hat es inzwischen dahingerafft. Dann macht die Verwendung des Präteritums Sinn, sollte aber mMn um einen Ausdruck wie "damals" oder "zu dieser Zeit" erweitert werden.
Variante 2: Toni erfreut sich nach wie vor bester Gesundheit und wird von Frauchen wie eh und je geliebt, sprich: der beschriebene Zustand ist ein IST-Zustand. Dann macht Präsens definitiv mehr Sinn.

Beispiel:
"Krojami war mein persönlicher Wortwitz" - Siehe Oben: Wenn die Protagonistin - und davon gehe ich aus - besagten Witz immernoch macht, macht Präsens mehr Sinn.

Ja, man kann darüber streiten, aber ehrlich gesagt verkompliziert die Verwendung des Präteritums hier Dinge, die nicht verkompliziert werden müssen ("Ja wie 'war', ist der arme Hund jetzt tot oder was?").

Ist natürlich meine Meinung, von der jeder gerne abweichen darf.


_________________
NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2934
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag25.11.2016 01:35

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

MoL hat Folgendes geschrieben:
Hier ist es allerdings so, dass Präsens mMn sinnvoll ist.


Nein. All deine Beispiele gehen von der Annahme aus, das Präteritum in fiktionalen Texten sei eine Zeitform, die Vergangenes ausdrücke.
Dem ist nicht so. Das "Jetzt" im Text ist ein Jetzt des Präteritums. Sagt der Erzähler in einem Text, der im (epischen) Präteritum geschrieben ist: "Ich ging", dann befinden wir uns in der Zeitebene des gerade Geschehenden; er geht. Und wenn er sagt "Ich hasste", dann ist es unerheblich, ob er das zu diesem Zeitpunkt tut oder über diesen Zeitpunkt bis ans Ende des Textes und darüber hinaus. Das Präteritum deutet nicht darauf hin, dass das Gehen der Vergangenheit angehört; das unterscheidet das Präteritum in fiktionalen Texten vom Präteritum im normalen Sprachgebrauch. Deshalb ist an dieser Stelle ein Wechsel ins Präsens weder angebracht noch notwendig noch sinnvoll.
Anders verhält es sich Edit: womöglich – ganz sicher bin ich mir nicht, müsste man nachschlagen – mit Passagen, die sich auf Tatsachen beziehen, die auch außerhalb der in sich geschlossenen Zeitebene der Erzählung Bestand haben. Die Aussage "Berlin ist eine große Stadt" hat sicher auch in einem Text ihre Berechtigung, der im (epischen) Präteritum erzählt ist – "Ich hasse Mütter" nicht.

Ergo:

MoL hat Folgendes geschrieben:
"Toni war mein Ein und Alles." - Auch hier gibt es natürlich verschiedene Interpretationsmöglichkeiten.
Variante 1: Den guten Toni hat es inzwischen dahingerafft. Dann macht die Verwendung des Präteritums Sinn, sollte aber mMn um einen Ausdruck wie "damals" oder "zu dieser Zeit" erweitert werden.
Variante 2: Toni erfreut sich nach wie vor bester Gesundheit und wird von Frauchen wie eh und je geliebt, sprich: der beschriebene Zustand ist ein IST-Zustand. Dann macht Präsens definitiv mehr Sinn.


Nein. Und das ist keine Frage der persönlichen Meinung.


_________________
100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag25.11.2016 01:43

von MoL
Antworten mit Zitat

@Klemens_Fitte

Es ging ja nicht um "Ich hasste Mütter", sondern um "Gott, ich hasste Mütter", das habe ich explizit erklärt.
Aber auch ohne den Ausruf frage ich mich, warum du einen Unterschied zwischen Fakten und Fakten ziehst: Berlin ist eine große Stadt, das ist Fakt; hasst die Protagonistin Mütter, ist das ebenso ein Fakt und Schluß.

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Das Präteritum deutet nicht darauf hin, dass das Gehen der Vergangenheit angehört; das unterscheidet das Präteritum in fiktionalen Texten vom Präteritum im normalen Sprachgebrauch.


Ich verstehe was du meinst, empfinde diese Pauschalisierung aber als schwierig. Demnach könnte es ja weder in der Theorie noch in der Praxis Vorgriffe in im (erzählerischen) Präteritum geschriebenen Texten geben.
Also so etwas wie:
"Ich ging spazieren. Damals ahnte ich noch nicht, welche Auswirkungen das haben würde."

Oder wie siehst du so etwas?


_________________
NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag25.11.2016 01:44

von MoL
Antworten mit Zitat

PS @Klemens_Fitte
Spannende Diskussion! smile


_________________
NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2934
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag25.11.2016 01:46

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

MoL hat Folgendes geschrieben:
Es ging ja nicht um "Ich hasste Mütter", sondern um "Gott, ich hasste Mütter", das habe ich explizit erklärt.


Okay, der Ausruf findet gerade jetzt statt. Ich schrub ja schon, dass eben dieses gerade jetzt ein gerade jetzt des (epischen) Präteritums ist.

MoL hat Folgendes geschrieben:

Ich verstehe was du meinst, empfinde diese Pauschalisierung aber als schwierig. Demnach könnte es ja weder in Theorie noch in der Praxis Vorgriffe in im (erzählerischen) Präteritum geschriebenen Texten geben.
Also so etwas wie:
"Ich ging spazieren. Damals ahnte ich noch nicht, welche Auswirkungen das haben würde."

Oder wie siehst du so etwas?


Doch, natürlich geht das, weil das (epische) Präteritum eben eine fiktive Zeitform ist. Noch einmal aus dem obigen Link:

Zitat:
Das fiktive Geschehen, das Erzählte selbst weist natürlich im allgemeinen eine interne Zeitstruktur auf, so daß wiederum Vor- und Nachzeitigkeit unterschieden werden können. Wenn dies – etwa durch Temporaladverbien – indiziert wird, unterscheidet sich das epische Präteritum vom gewöhnlichen (historischen) Präteritum auch erkennbar an der Textoberfläche. Denn nur im epischen Präteritum ist ein Satz wie der folgende akzeptabel: "Morgen mußte er aufbrechen." "Morgen" signalisiert Nachzeitigkeit und ist nicht mit einem Prädikat im gewöhnlichen Präteritum verknüpfbar, wohl aber mit dem epischen Präteritum, das sich auf eine (fiktive) Gegenwart bezieht.


_________________
100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag25.11.2016 01:59

von MoL
Antworten mit Zitat

Hm. Ist echt nicht böse gemeint, aber ich diskutiere jetzt gerade mit dir und habe weder Lust noch Nerv, jetzt erstmal die von dir zitierte Quelle auf Seriösität zu untersuchen. Daher antworte ich dir.

Ich denke, du gibst dem erzählerischen Präteritum einen kleinen, aber entscheidenden Hauch mehr Macht, als es hat.
Am Besten wird das vielleicht ersichtlich, wenn man sich den Tod des Erzählers vor Augen führt: Das kann im Präteritum NIE so sein, wie im Präsens. Der einfache Grund: Schreibt man im Präteritum, hat man immer diese Millisekunde Nachsatz. Schließlich muss der Erzähler noch in der Lage sein, erzählen zu können. Schreibt man im Präsens, fällt das weg.

Natürlich könnte man auch so etwas schreiben (und das wird auch tatsächlich nicht selten getan) wie: "Ich sah das Licht auf mich zukommen und ..." ENDE
Ist aber logisch betrachtet falsch.
So etwas geht folgerichtig nur im Präsens:
"Ich sehe das Licht auf mich zukommen und ..." ENDE

Zum Thema Vorgriffe: Nur, weil eine fiktive Zeitschiene existiert, kann man nicht einfach die Abfolge der Zeiten gestalten, wie man möchte, siehe oben: Sobald ich etwas im Präteritum schreibe ist klar, das eine gewisse Zeitspanne zwischen dem Erlebten und dem Berichten darüber existiert; das können Jahrzehnte sein oder nur Millisekunden, aber dieser Abstand ist da. Ergo lebt der Erzähler in einer anderen Gegenwart als in der erzählten Gegenwart. Ergo weiß er mehr immer als der Leser, etwa, ob etwas noch immer so ist (und dann braucht es das Präsens), oder ob etwas eben nicht mehr ist (und dann kann man das Präteritum verwenden).


_________________
NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2934
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag25.11.2016 02:06

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

MoL hat Folgendes geschrieben:
Am Besten wird das vielleicht ersichtlich, wenn man sich den Tod des Erzählers vor Augen führt: Das kann im Präteritum NIE so sein, wie im Präsens. Der einfache Grund: Schreibt man im Präteritum, hat man immer diese Millisekunde Nachsatz. Schließlich muss der Erzähler noch in der Lage sein, erzählen zu können. Schreibt man im Präsens, fällt das weg.


Ähm … nein. Würdest du das, was ich argumentiere – dass das (epische) Präteritum eben keine Vergangenheitsform ist, sondern das Jetzt des Textes – ernstnehmen, dann braucht es eben keinen Nachsatz und es ist klar, dass das (epische) Präteritum und eben die Erzählsituation an sich eine konstruierte/fiktive ist und natürlich der Erzähler uns im (epischen) Präteritum den tatsächlichen Moment seines Sterbens schildern kann, als wäre es das Präsens, weil es das Präsens des Textes ist.
Einfach nicht die sprachliche Vergangenheitsform des (epischen) Präteritums mit einer tatsächlichen Vergangenheitsform verwechseln – dann ist alles klar.


_________________
100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Poolshark
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 42
Beiträge: 827
NaNoWriMo: 8384
Wohnort: Berlin


Beitrag25.11.2016 02:08

von Poolshark
Antworten mit Zitat

Ist das ganze nicht auch ein bisschen abhängig von dem Erzähler? Wenn man eine Protagonistin hat, die so auf der Couch vor sich hinplaudert, dann wird sie so Sachen sagen wie "Toni ist mein Ein und Alles."
So, wie sie da auf der Couch sitzt, wäre ihre persönliche Geschichte noch nicht zu Ende, die Vergangenheit noch nicht abgeschlossen und Toni immer ihr Ein und Alles. Dann hätte diese Aussage ein ähnliches Gewicht, wie: Berlin ist eine große Stadt.
Seh ich in dieser Geschichte nicht so, aber wäre dann eben ein stilistisches Mittel.


_________________
"But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 2 Gehe zu Seite 1, 2  Weiter

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Einstand
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Hässliche Mädchen
von Cholyrika
Cholyrika Werkstatt 18 31.07.2019 08:53 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Inhalt
[Die schlechteste Geschichte der Welt...
von Aibe
Aibe Inhalt 5 04.05.2017 17:23 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Redlight District
Der Hässliche
von Anfaenger23
Anfaenger23 Redlight District 10 21.09.2014 03:29 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Einstand
Der Hässliche
von Anfaenger23
Anfaenger23 Einstand 13 25.07.2014 20:22 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungBuchBuchEmpfehlungEmpfehlungBuchBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlung

von Enfant Terrible

von Dyrnberg

von ConfusedSönke

von Traumtänzerin

von Kojote

von spinat.ist.was.anderes

von Magpie

von Merope

von Enfant Terrible

von CAMIR

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!