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fahrrad im regen


 
 
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Matthias Jecker
Geschlecht:männlichEselsohr
M


Beiträge: 328



M
Beitrag11.10.2016 23:22
fahrrad im regen
von Matthias Jecker
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

hinter dem bahnhof, da steht im nassen ein rad, verlassen,
die speichen stumm. da dreht kein fuß die müden pedale.
die stimmung grau in grau, ein vorhang verhüllt die totale.
am imbiss hantiert eine frau verträumt mit espressotassen.

der tag steht still, kein flug der stunden und minuten.
und weiss nicht, was er will und wird‘s so bald nicht wissen.
der schicksalsfaden scheint an stellen gerissen,
aus wolken heftig beweint von luftigen engeln und putten.

und trotzdem fährt die bahn, als wär ihr kein schicksal je wichtig,
pünktlich und ganz nach plan um sieben vor elf, gleis sieben.
die elf seit je meine zahl, die sieben (glück!) doppelt geschrieben,
das los entscheidet, die wahl ergibt weder falsch noch richtig.

so fahr ich und kleb doch fest, was hilft es, mich weg zu bewegen.
gelesen, doch schlecht gepresst, ein kaum vergorener tropfen.  
nichts abgeholt, nichts bestellt. nur fäden, um löcher zu stopfen.
geworfen in graue welt, stumm wie ein fahrrad im regen.

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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag12.10.2016 05:40

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-


fahrrad im regen


hinter dem bahnhof, da steht im nassen ein rad, verlassen,
die speichen stumm. da dreht kein fuß die müden pedale.
die stimmung grau in grau, ein vorhang verhüllt die totale.
am imbiss hantiert eine frau verträumt mit espressotassen.

der tag steht still, kein flug der stunden und minuten.
und weiss nicht, was er will und wird‘s so bald nicht wissen.
der schicksalsfaden scheint an stellen gerissen,
aus wolken heftig beweint von luftigen engeln und putten.

und trotzdem fährt die bahn, als wär ihr kein schicksal je wichtig,
pünktlich und ganz nach plan um sieben vor elf, gleis sieben.
die elf seit je meine zahl, die sieben (glück!) doppelt geschrieben,
das los entscheidet, die wahl ergibt weder falsch noch richtig.

so fahr ich und kleb doch fest, was hilft es, mich weg zu bewegen.
gelesen, doch schlecht gepresst, ein kaum vergorener tropfen.  
nichts abgeholt, nichts bestellt. nur fäden, um löcher zu stopfen.
geworfen in graue welt, stumm wie ein fahrrad im regen.

----------------------------------------


Hallo Matthias Jecker,

für mich das bisher [ gelesene ] beste lyrische Stück aus deiner Feder. Hier greift mMn Inhalt [ ein echtes Stück Holz mit Kontur ] und geformte Reimung ineinander  / wechseln Stops und Fließungen in eine gemeinsame Bewegung, wollte sich Realität in seinerselbst eigenwilligen Bewegung erzählen.

Als (be)trüge uns die Zeit, dann und wann   meinen wir, sie stünde schweigend still; wär ihr grade heute eine Bewegung egal und dennoch, als führe sie auf eigenartige Weise weiter. Besteigen wir den Zug, hätten wir ein Ziel und sind uns darüber doch unsicher  / schauen durchs Zugfenster und sehen das stumm stehende Fahrrad im Regen; daneben die hantierende Frau am espresso_Automaten  / stellen uns die Frage, ist beides nur Trug oder gibt es so etwas: ein stehender Moment, der sich dennoch in seinerselbst bewegt.

Zur Umsetzung  / gefällt mir hier die innere, variierende Bewegung sehr. Was es rhythmisch genau ist, weiß ich nicht  / irgendwie als Grundfolie ein jambisch auftaktender Hexameter in Kreuzreimung, der aber ab und an auch trochäisch eingeleitet wird  / und mit durchgehend weiblichen Kadenzen und gesetzten, variierenden Zäsuren.

Was mir auffällt:  entgegen des Inhalts die mMn teilweise zu sehr Vermeidung von Doppelbetonungen, teilweise das mMn zu sehr Einhalten daktylischer Dehnungen  / warum?
... verschachtelt sich mMn damit zu sehr und verkrampft mancher Inhalt.

Mal meine Leseweise [ für mich, logo für mich  Wink teilweise inhalts_beweglicher und realer zäsiert  / auch mit zäsierten Doppelbetonungen:


fahrrad im regen


hinter dem bahnhof da steht im nassen ein rad, verlassen,
die speichen stumm. kein fuß verdreht die müden pedale.
die stimmung bedeckt, ein grauer vorhang, versteckt die totale.
am imbiss hantiert eine frau verträumt mit espressotassen.

der tag steht still, kein flug der stunden und minuten
anscheinbar. als wollt es die Zeit, wollte sie’s heute nicht wissen
wohin sich schicksal bewegt, scheint faden
an stellen gerissen,
aus wolken heftig beweint von luftigen engeln und putten.

und trotzdem fährt die bahn an. als Wär ihr das ziel nicht wichtig,
pünktlich nach plan, pünktlich um sieben vor elf, gleis sieben.
die elf seit je meine zahl, die sieben (glück!) doppelt geschrieben,
fährt los, entscheidet die wahl, ergibt sich kein falsch noch richtig,

fahr mit, verklebt am zeitenaal mich weg zu bewegen.
gelesen, zu wenig gepresst, ein kaum vergorener tropfen.
nichts abgeholt, nichts bestellt. nur fäden um löcher zu stopfen
geworfen ins schweigende heut, stumm wie ein fahrrad im regen.

-------------------------------------------------------

Matthias Jecker, es war mir ein Vergnügen, dieses deine Stück [ Lyrik !!! ] lesen zu dürfen, mich zu inspirieren Smile

... Gruß Stimmgabel ...


-


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firstoffertio
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Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag12.10.2016 22:47

von firstoffertio
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Ich finde das auch sehr gut.

Sprachlich ist da nix langweilig.
Und der Rhythmus, ja, benennen kann ich den auch nicjt. Aber ich empfinde ihn als in Bewegung, also im Gegensatz zum Fahrrad, mehr so wie im Zug sitzend. Und so finde ich den Inhalt wirklich gut sprachlich eingefangen, der Text ueberzeigt mich auf mehreren Ebenen.
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James Blond
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 70
Beiträge: 448
Wohnort: HAMBURG


Beitrag13.10.2016 08:11

von James Blond
Antworten mit Zitat

Ich kann mich den Komplimenten leider nicht ganz anschließen.
Zwar scheint hier insgesamt ein stimmungsvolles Bild vorzuliegen, doch stören mich zahlreiche Unstimmigkeiten.

Auch wenn ich Metrumswechseln grundsätzlich nicht abgeneigt bin, z.B. wenn sie zur Lebhaftigkeit eines Textes beitragen, so frage ich mich hier, ob in dies zur trostlosen Langeweile passt. Hier stört (mich) diese metrische Munterkeit eher.

Des weiteren irritiert mich der häufige Wechsel von bildlicher Beschreibung zur reflexiven Betrachtung, wenn z.B. der Schicksalsfaden gerissen scheint, die Bahn vom Schicksal unbeeindruckt fährt, die Glückszahl erscheint, die Wahl nichts entscheidet, wird das Bild bereits interpretiert und am Ende leider(!) auch noch expliziert: "geworfen in graue welt, stumm wie ein fahrrad im regen." Ein Kardinalfehler: Du überlässt nichts dem Leser.

Auch scheinen dir die Metaphern sukzessive zu entgleiten. Wenn Engel und Putten aus Wolken weinen, ein schlecht gepresster und vergorener Tropfen bemängelt wird, dann hat man sich zu weit vom ursprünglichen Bild entfernt.

Hinzu kommen noch sachliche Unstimmigkeiten: Gleis 7 wird als Ziffer am Bahnsteig geschrieben stehen, doch "7 vor 11" wird die Bahnhofsuhr nicht anzeigen, sondern 10:53, demnach wird auch die Glückssieben hier nicht doppelt geschrieben zu finden sein.

Dennoch ein hoffnungsvoller Versuch in die richtige Richtung. Du scheinst eine Affinität zu Bahnhöfen zu haben. Nutze sie!

JB
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag13.10.2016 09:24

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-


fahrrad im regen


hinter dem bahnhof, da steht im nassen ein rad, verlassen,
die speichen stumm. da dreht kein fuß die müden pedale.
die stimmung grau in grau, ein vorhang verhüllt die totale.
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der tag steht still, kein flug der stunden und minuten.
und weiss nicht, was er will und wird‘s so bald nicht wissen.
der schicksalsfaden scheint an stellen gerissen,
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und trotzdem fährt die bahn, als wär ihr kein schicksal je wichtig,
pünktlich und ganz nach plan um sieben vor elf, gleis sieben.
die elf seit je meine zahl, die sieben (glück!) doppelt geschrieben,
das los entscheidet, die wahl ergibt weder falsch noch richtig.

so fahr ich und kleb doch fest, was hilft es, mich weg zu bewegen.
gelesen, doch schlecht gepresst, ein kaum vergorener tropfen.
nichts abgeholt, nichts bestellt. nur fäden, um löcher zu stopfen.
geworfen in graue welt, stumm wie ein fahrrad im regen.

----------------------------------------

Hallo James Blond, du sagst:
James Blond hat Folgendes geschrieben:

Des weiteren irritiert mich der häufige Wechsel von bildlicher Beschreibung zur reflexiven Betrachtung,

wenn z.B. der Schicksalsfaden gerissen scheint,
die Bahn vom Schicksal unbeeindruckt fährt,
die Glückszahl erscheint,
die Wahl nichts entscheidet,

wird das Bild bereits interpretiert

und am Ende leider(!) auch noch expliziert:  "geworfen in graue welt, stumm wie ein fahrrad im regen."

Ein Kardinalfehler: Du überlässt nichts dem Leser.
.



Ich überlegte mir,
sag ich nun:
ich bin da ganz anderer Meinung oder,
begehst du in deiner Konklusio nicht einen Kardinalfehler ...

denn: im Kontext sowie in deinen Aufzählungen steckt ja genau LI's kopfkino_Denke, und zwar explizit eine konjunktive Denke  / sagt LI:

der schicksalsfaden scheint an stellen gerissen,

dennoch fährt der Zug an, in Richtung Ungewiss und LI sitzt bewusst im Zug  / zieht LI's Gedankenspiel am inneren Auge vorbei [ lässt es bewusst zu ], sieht das stumme Fahrrad, den aufklärenden Regen, sieht die Frau hantieren ... in einer emotionalen LI-Stimmung, als stünde 'empfunden' der Tag (die Zeit) still, heute [ so fahr ich und kleb doch fest, was hilft es, mich weg zu bewegen ].
MMn ein sehr bewusster Akt von LI, doch genau jenen LI-Kontrast von empfundenen Stillstand und gleichzeitiger Bewegung zu konfrontieren,

umso mehr begründet sich mMn damit sehr kongruent LI's Reflektionen zu den realen draußen_Bildern, die LI aufgreift.

Worin in dieser dialektischen Kontrastierung [ der Plot des Textes ] quasi schon die Interpretation / Ausdeutung des Textes angelegt sein soll, bleibt mir ein Rätsel Wink

... steht eben nirgendswo im Text: für Li ist es Gewissheit, das die Zeit ihre Bewegung verloren hat, LI's heute_Stimmung quasi manifest geworden ist.


... das Tückische an 'scheint' ... geht's dabei eben nicht immer nur um Sonne und das Gehirn zubretzeln lassen  Wink

... selbst wenn anstelle von 'scheint' der Wert 'anscheint' stünde, wäre der Plot in seiner Kontrastierung genauso erhalten  / okay, dann noch zugespitzter.


Gruß Stimmgabel ...


-


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James Blond
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 70
Beiträge: 448
Wohnort: HAMBURG


Beitrag13.10.2016 13:05
Kardinalfehler
von James Blond
Antworten mit Zitat

Hm, ich lese hier immerzu Kopfkino. Surprised

Als ob nicht alles immer auch Kopfkino wäre! Schließlich trifft sich alles im Bewusstsein.

Aber es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen den Dingen wie Fahrrad im Regen, Bahn im Bahnhof, Imbissdame mit Espressotasse und Schicksalsfäden, Engeln und Putten, Glückszahlen und Fehlgärungen: Während erstere auch für einen anderen Beobachter feststellbar sind, verbleiben und agieren letztere ausschließlich im Bewusstsein des LyrIs.

Natürlich ist diese Mischung aus innerer und äußerer Wahrnehmung nicht verboten und die Lyrik ist voll davon. Ich würde allerdings sagen: leider! Denn das Bild im ersten Vers spricht ja unmittelbar für sich und bedarf keines weiteren Kommentars. Im Gegenteil: Jeder erklärende Kommentar wie "der tag steht still, kein flug der stunden und minuten." schwächt nur die Wirkung, stattdessen könnte z.B. ein Blick auf eine kaputte Bahnhofsuhr das entsprechende Bild einfangen.

Ebenso hier: "und trotzdem fährt die bahn, als wär ihr kein schicksal je wichtig,"
Das "trotzdem" würde reichen, die nachgelieferte Erläuterung kann entfallen.

Wenn das LyrI sich im letzten Vers selbst resümierend als "geworfen in graue welt, stumm wie ein fahrrad im regen." beschreibt, erspart der Autor dem Leser die Eigenleistung, indem er eine Einsicht expliziert, auf die das ganze Gedicht hin angelegt ist.

Mir scheint, der Autor traut den von ihm entworfenen Bildern noch nicht so recht, immer muss er noch eins erklärend draufsetzen. Weniger erklären, mehr darstellen wäre aber die bessere Wahl.

JB
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2451
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag14.10.2016 16:45

von menetekel
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Hallo Matthias,

mir sagt das Gedicht sehr zu.
Es bleibt im Bild, zeigt die Verlorenheit des Individuums an einem schlichten Fahrrad auf. Das aber gekonnt und Empathie auslösend.

Ich sehe nur an wenigen Stellen Änderungsbedarf. Es kann sich dabei durchaus um Flüchtigkeiten handeln.

Zitat:
hinter dem bahnhof, da steht im nassen ein rad, verlassen,
die speichen stumm. da dreht kein fuß die müden pedale.
die stimmung grau in grau, ein vorhang verhüllt die totale.
am imbiss hantiert eine frau verträumt mit espressotassen. [Schon wieder die Vorsilbe "ver" ...]

der tag steht still, kein flug der stunden und minuten.
und weiss nicht, was er will und wird‘s so bald nicht wissen.
der schicksalsfaden scheint an stellen eingerissen (?),
aus wolken heftig beweint von luftigen engeln und putten.

und trotzdem fährt die bahn, als wäre ihr kein schicksal je wichtig,
pünktlich und ganz nach plan um sieben vor elf, gleis sieben.
die elf seit je meine zahl, die sieben (glück!) doppelt geschrieben,
das los entscheidet, die wahl ergibt weder falsch noch richtig.

so fahr ich und kleb doch fest, was hilft es, mich wegzubewegen.
gelesen, doch schlecht gepresst, ein kaum vergorener tropfen.
nichts abgeholt, nichts bestellt. nur fäden, um löcher zu stopfen.
geworfen ins graue, stumm wie ein fahrrad im regen.



Ich hoffe, meine Tipps sind behutsam genug. Sie sind lediglich dem Rhythmus geschuldet, nicht unbedingt einem passgenauen Metrum.

LG, Mektek
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Matthias Jecker
Geschlecht:männlichEselsohr
M


Beiträge: 328



M
Beitrag19.10.2016 20:40

von Matthias Jecker
pdf-Datei Antworten mit Zitat

***Hallo stimmgabel***

Deine Änderungen bringen sehr viel Drive in das Ganze, die Tendenz, den gleichmässigen Fluss durch Kurzsätze oder Ellipsen in Aufzählung plus Kommata in eine hastigere Bewegung zu bringen, finde ich eine gute Sache.
den Zeitenaal kann ich nicht einbauen, der ist nun wirlklich zu weit weg von zug und fahhrad. da müsste es noch sehr viel regnen, bis der aus dem fluss stiege.
Einiges an deiner Überarbeitung ist nicht mein Stil, könnte es aber werden, falls das Ding in Revision geht. Was mir allerdings jetzt schon starkes Kopfzerbrechen verursacht: Bei dir verschwinden einige der in fahrplanmässiger ordnung  überall vorhandenen Binnenreime.

Zu deinem zweiten Kommentar: Da nimmst du in gewandterer Argumentation vorweg, was ich in meiner Antwort an JB darzulegen versuche. Besten Dank für diese analytischen Zeilen, ich wollte, mein Gedicht würde das so perfekt ausbreiten, wie es deine Analyse zusammenfasst.

***hallo firstoffertio***

das ist ja wunderbar. mir gefiel es ja eigentlich auch, sonst hätte ich es hier nicht hingebracht.

***Hallo James Blond***

Ich verstehe sehr gut, was du bezüglich „Entgleiten der Metaphern“ schreibst. Das ist auch für mich fragwürdig, wenn ich es jetzt lese. Um so mehr, als ich weiss, dass einiges im Text sich halt gut ins Reim- und Binnenreimschema fügte. Ob es nicht doch so stehen bleiben kann, ist die Frage, wenn gewiefte Leser problemlos über die Putten u.a. hinweg lesen und das Ganze als stimmig empfinden.

Etwas weniger überzeugend finde ich deine Kritik an den Wechseln von bildlicher Beschreibung und reflexiver Betrachtung. Eigentlich ist dieser mix doch Thema des Textes und die übers Kreuz gewirkten Reime und Binnenreime nähen ein patchwork zusammen.
Ich streiche mal das „graue“ in der letzten Zeile. Hoffe, damit vom „Kardinalfehler“ zu eienr eher lässlichen Sünde zu wechseln.

Zur „Munterkeit“ des Rhythmus. Ich war überrascht, dass man das so empfinden kann, nun sehe ich es teilweise auch so. Für mich war die Metrik ein bisschen Regen, ein bisschen Zugwiegen, ein bisschen Weichengeräusch, ein bisschen „Nowhere-Land“-Musik, ein bisschen „es wird ja doch alles gut“. Und ein bisschen ausprobiert und überlegt, um jede Strophe eine Art rhythmischen Spannungsbogen haben zu lassen. Die trostlose Langeweile herrscht da eher zwischen den Strophen.
Nun hat aber Stimmgabel eine interessante Alternative aufgezeigt.

Interessant dein Hinweis auf das „doppelt geschrieben“. Niemand sonst ist das aufgefallen. Mir zuvor auch nicht. Man könnte nun sagen: Naja, es geht doch um den Kopf des „Dichters“, und was der „schreibt“, steht auf Papier und nicht auf Anzeigetafeln.
Aber man könnte auch abändern zu:
pünktlich und ganz nach plan um elf uhr sieben, gleis sieben.
die elf seit je meine zahl, die sieben (glück!) doppelt geschrieben,
wäre das die lösung?

Zu deinem zweiten Kommentar:
Ich traue keinem meiner Texte. Ich gehöre zu jenen, welche Rückmeldung zum Text suchen und nicht mitfühlende oder abschätzige Kommentare zur eigenen Person. Deine Alternativen zu meinem Text sind achtenswert, aber sie würden doch nicht genau das gleiche bringen wie mein Text. Auch Gregor Simsa durfte mal was denken zu all dem, was da so geschah, oder irre ich mich da? Naja, sicher gibt es gewichtigere literarische Figuren als meinen Reisenden, welche Bild und Reflexionen mischten.
Über die letzte Zeile brauchen wir nicht diskutieren. Ich sehe das Problem. und ich bin mir nicht sicher, ob es durch das Wegfallen von „graue“ wirklich kleiner wird. Dennoch wollte ich dieses Zitat drin haben, weil... naja, aus verschiedenen Gründen.
 
***Hallo menetekel***
Danke für deine Hinweise, u.a. auf das doppelte „ver“. Da stand mal „geschickt“ statt „verträumt“, und du weisst ja, wie schell man mich hier zum sexisten stempelt...
Wäre „mit leeren Espressotassen“ eine Möglichkeit in deinen Augen?
Schicksalsfäden (überhaupt Fäden) können mMn nicht „einreissen“, nur „reissen“ oder „abreissen“, ganz dicke Schicksalstauee vielleicht „anreissen“. An dieser Stelle wich ich bewusst von sechs Hebungen ab, um den Faden „reissen“ zu lassen.
zeile 9: da möchte ich unbedingt bei der normalen hebungszahl sechs bleiben.
zeile 13: ja, o.k., regelgemäss nach deiner änderung
zeile 16: a) „Der Mensch ist in die Welt geworfen“ steht dem Text ein bisschen zu Gevatter b) James Blond hat richtig moniert, dass es hier ein wenig bevormundend wirkt. c) Deine Lösung weicht von der normalen Hebungszahl ab. Deshalb meine Änderung: „geworfen in die welt, stumm wie ein fahrrad im regen“.

So, Leute, nun veruche ich mal ein paar Retouchen am Text und stelle so bald wie möglich eine Neue Version ein oder belasse es einfach bei einem herzlichen Dankeschön für die Kritiken.
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