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SvV, Psychiatrie


 
 
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TheMandalakind
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
T

Alter: 33
Beiträge: 41



T
Beitrag16.10.2016 14:00
SvV, Psychiatrie
von TheMandalakind
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ihr Lieben,

hier mal ein zweiter Text von mir. Hierbei handelt es sich um einen Prolog, der dem ersten Kapitel etwa ein halbes Jahr vorgreift. Eure Meinung würde mich interessieren, vor allem die Frage, ob ihr weiterlesen würdet oder nicht. Gerne auch mit Begründung.

LG, Mandala

Prolog

Ihr Körper ist zum Zerreißen gespannt, während Luisa wie ein Raubtier auf und ab läuft. Vier Schritte vor, vier zurück. Vier vor, vier zurück. Linkes Bein, rechtes Bein, links, rechts, Drehung. Größer ist das Zimmer nicht. Wenn nur der Druck aufhörte. Das Gefühl, als Vulkan in einem Marmeladenglas eingesperrt zu sein.
Ich kann nicht mehr.
Plötzlich ist sie ganz ruhig. Der Aufruhr weicht kalter Entschlossenheit.
„Ich hätte gerne meinen Rasierer, ich möchte duschen gehen.“ Sven ist in Eile, richtet Medikamente und hastet zwischen dem Computer und der Tür hin und her. Ohne sie anzusehen gibt er das Gewünschte. Nun weicht die Ruhe. Hektik und Nervosität überfällt Luisa. Auf dem Gang begegnet ihr Susanne, doch Luisa weicht ihrem fragenden Blick aus.

Wie hypnotisiert, mit geröteten Wangen sitzt Luisa auf dem Klodeckel. Erleichterung. Ein Strom von Euphorie durchfährt sie. Tief, ruhig strömt der Atem in ihren Bauch. Alle Last ist von ihr abgefallen, tröpfelt langsam aus ihrer Vene.
„Luisa?“ Nun nimmt sie das Rauschen der Wasserleitung wahr. Ob Susanne schon lange da steht? In erfolglosem Bemühen, imaginären Schmutz von den Händen zu scheuern?
„Luisa!“ Die Stimme Susannes wird drängender. „Bitte mach auf!“ Wie aus tiefem Schlaf erwachend sieht Luisa sich um und erschrickt. Ihre Hose und der Fußboden haben einiges abbekommen. Die Tür fällt zu und Luisa ist allein. Allein mit ihrer Angst, die sich immer heftiger ihrer Seele bemächtigt. Das wird Ärger geben!
Die Toilettentür öffnet sich und Sven steht da. Mit einem Blick erfasst er die Situation. „Mitkommen. Aber halte ein Handtuch darunter.“ Kopflos vor Angst folgt Luisa ihm in das Stationszimmer. Sven desinfiziert die Verletzungen und verbindet sie. „Die Sauerei im Bad beseitigst du, Putzzeug gebe ich dir. Bis die Therapeuten morgen kommen, bleibst du im Time-Out Raum.“
„Es tut mir so leid“, wispert Luisa.
„Warte, ich helfe dir“, ruft Susanne, als Luisa zum Bad läuft. Ein dicker, schmerzender Kloß im Hals verhindert, dass Luisa antworten kann. „Nein, das macht Luisa allein“, sagt Sven in barschem Ton, während Luisa Tränen in die Augen treten. Während sie das Blut aufwischt, steht Sven im Türrahmen und sieht ihr zu. „Dort noch. Und jetzt komm mit.“

Der Raum ist klein und kahl. Nichts als eine Matratze liegt darin. Und Bettzeug. „Wenn du dich selbstverletzt, wirst du fixiert.“
Die Tür fällt zu, ein Schlüssel im Schloss wird gedreht.

Weitere Werke von TheMandalakind:
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag16.10.2016 22:56

von Jenni
Antworten mit Zitat

Hallo Mandalakind,

Luisa ist in der Psychiatrie und verletzt sich selbst. Ich finde die Situation nicht ganz nachvollziehbar, denn wenn sie eine Gefahr für sich selbst darstellt und schon deshalb stationär betreut wird, würde sie doch dort nicht derart sich selbst überlassen? Nicht nur sich selbst überlassen, sondern noch komfortabel und ohne Rückfragen mit Rasierklingen versorgt. Hinterher dagegen wird sie eingesperrt. Mir erscheint das nicht plausibel.

Ein anderer Punkt ist die Erzählperspektive. Ich vermute, du möchtest aus Luisas Sicht erzählen, was mir für diese Szene auch sinnig erscheint. Tatsächlich ist die Perspektive jedoch recht inkonsistent:
Zitat:
Ihr Körper ist zum Zerreißen gespannt, während Luisa wie ein Raubtier auf und ab läuft. Vier Schritte vor, vier zurück. Vier vor, vier zurück. Linkes Bein, rechtes Bein, links, rechts, Drehung.

Das ist Luisa, personal. Jedoch während das "zum Zerreißen gespannt" offenbar ihre Wahrnehmung ist, klingt der Vergleich mit dem Raubtier eher wie eine externe Beobachtung.
Zitat:
Größer ist das Zimmer nicht. Wenn nur der Druck aufhörte. Das Gefühl, als Vulkan in einem Marmeladenglas eingesperrt zu sein.

Luisa, personal, intern.
Zitat:
Ich kann nicht mehr.

Luisas Gedanken.
Zitat:
Plötzlich ist sie ganz ruhig. Der Aufruhr weicht kalter Entschlossenheit.

Ist das für sie plötzlich, das Ruhigwerden? Sie hat ja einen Entschluss gefasst, und das bestimmt nicht aus dem Nichts heraus. Diesen Entschluss verschweigst du jedoch zugunsten der späteren Überraschung, was einen definitiven Perspektivenbruch darstellt.
Zitat:
„Ich hätte gerne meinen Rasierer, ich möchte duschen gehen.“ Sven ist in Eile, richtet Medikamente und hastet zwischen dem Computer und der Tür hin und her. Ohne sie anzusehen gibt er das Gewünschte.

Sven ist in Eile könnte natürlich ihre Interpretation seines Verhaltens sein, und wenn die Perspektive vorher sauber personal Luisas wäre, würde ich das wohl so lesen. An dieser Stelle wusste ich aber tatsächlich nicht mehr, was ich glauben sollte, bzw. hatte Schwierigkeiten, dir zu folgen.
...
Das sind ja eigentlich Kleinigkeiten, wo du dir einfach selbst bewusster sein solltest, aus welcher Sicht du eben das Geschehen schilderst, was der Erzähler also weiß und wie er Wahrgenommenes interpretiert. Wenn du da sauberer arbeitest, erleichterst du es mir als Leserin, deiner Erzählung zu folgen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Dass du allerdings Luisas Vorhaben verschweigst mit dem einzigen Grund, mich damit zu überraschen, das ist ein grober Perspektivfehler und funktioniert so nicht. Da fühle ich mich dann sehr verschaukelt.
Insofern, mich auf deine Frage beziehend: Da würde ich wohl eher nicht weiterlesen.

Ich würde dir raten, die Szene entweder wirklich aus Luisas Perspektive zu beschreiben und dabei nicht zu verschweigen, was sie doch gerade am dringlichsten beschäftigen muss. Oder du wählst eine andere Perspektive. Probier doch beides mal aus, das ist eine gute Übung und du kannst dir darüber klar werden, was der Szene besser tut.

VG Jenni
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jon
Geschlecht:weiblichEselsohr
J

Alter: 57
Beiträge: 270
Wohnort: Leipzig


J
Beitrag17.10.2016 12:19

von jon
Antworten mit Zitat

Hallo Mandalakind,

ich würde nicht weiterlesen. Das ist als Einstieg zu beliebig, Ritzen ist schon so oft als Phänomen öffentlich genannt, dass der reine Umstand, dass Luisa sich ritzt, kein "Aufmerksamkeits-Chatcher" mehr ist. Auch sonst ist nichts "Besonderes" in der Szene; z. B. gelingt es dir nicht, mir Luisa nahezubringen. Und da das Ganze sprach-atmosphärisch auch eher unterer Durchschnitt, entsteht auch da keine Spannung, die mich anzieht.

Die Perspektiv-Analyse von Jenni finde ich beachtenswert. Sie geht hier und da sehr ins Detail, sehr in die Feinheiten, aber das hilft vielleicht um so besser, das Thema zu verinnerlichen.


Im Detail zum Stil:

Zitat:
Ihr Körper ist zum Zerreißen gespannt, während Luisa wie ein Raubtier auf und ab läuft. Vier Schritte vor, vier zurück. Vier vor, vier zurück. Linkes Bein, rechtes Bein, links, rechts, Drehung. Größer ist das Zimmer nicht. Wenn nur der Druck aufhörte. Das Gefühl, als Vulkan in einem Marmeladenglas eingesperrt zu sein.

Der Vulkan im Marmeladenglas gefällt mir sehr (zum einen ist das Gefühl des Eingesperrt seins und der inneren Enge schön spürbar, zum anderen zeigt das zerbrechliche Glas, dass es eigentlich kein nennenswert stabiles "Gefängnis" ist). Das Bild vom Raubtier dagegen ist abgegriffen. Dass du es erst nennst und dann nochmal malst (durch die Bewegungen), wirkt auch nicht gut. Der ganze erste Satz ist eigentlich abgegriffen und trotz der Bilder eher Ansage (tell) als Film (show).
Was hältst du von der Idee, den ersten Satz einfach zu streichen und den Namen bei "Größer ist Luisas Zimmer nicht." einzufügen?


Zitat:
Plötzlich ist sie ganz ruhig. Der Aufruhr weicht kalter Entschlossenheit.

Auch mich stört hier der völlig unerklärliche Umschwung. Er kommt aus dem Nichts. Folge doch im Text einfach der Kausalkette! Also nicht "Vulkan - ruhig - Entschluss" sondern "Vulkan (eventuell spezifizieren) - Entschluss - ruhig". Das könnte(!) so aussehen:
… Das Gefühl, als Vulkan in einem Marmeladenglas eingesperrt zu sein.
Sie weiß, wie sie das Glas zerbrechen könnte. Und dass das die schlechteste Entscheidung wäre. Aber sie erträgt es einfach nicht länger. Sie muss es tun.
Die Entscheidung ist gefallen. Das macht sie ruhig. …



Zitat:
„Ich hätte gerne meinen Rasierer, ich möchte duschen gehen.“ Sven ist in Eile, richtet Medikamente und hastet zwischen dem Computer und der Tür hin und her. Ohne sie anzusehen gibt er das Gewünschte. Nun weicht die Ruhe. Hektik und Nervosität überfällt Luisa. Auf dem Gang begegnet ihr Susanne, doch Luisa weicht ihrem fragenden Blick aus.

Das rast mir zu sehr durch den Plot.
Frage eins: Wieso ist dieser Sven (wer ist das? das muss man raten) in dem ohnehin schon engen Zimmer? Wieso kann er darin "eilen", was ist das für ein Zimmer, dass da Medikamente "gerichtet" werden? Und wieso gibt Sven ihr den Rasierer einfach so - hat er den in der Tasche? Im Zimmer lag er nicht, dann hätte Luisa ihn einfach nehmen können. Vor allem aber wäre beim Rumtigern garantiert ihr Blick darauf gefallen, oder auf den Schrank, in dem sie das Teil weiß.
Frage zwei: Warum weicht jetzt plötzlich die Ruhe wieder? Und zwar so massiv, dass du es mit "Hektik und Nervosität überfallen Luisa." sogar doppelt sagen musst. Und wohin geht Luisa nun? Duschzeug holen oder hat sie es schon dabei? Dann hat sie den Entschluss schon vorher getroffen.
Frage drei (in Kenntnis des ganzen Textes): Wieso bekommt sie einen Rasierer, mit dem sie sich verletzen kann? Es gibt Geräte, da kann man nicht einfach so Klingen ausbauen.

Zitat:

Wie hypnotisiert, mit geröteten Wangen sitzt Luisa auf dem Klodeckel. Erleichterung. Ein Strom von Euphorie durchfährt sie. Tief, ruhig strömt der Atem in ihren Bauch. Alle Last ist von ihr abgefallen, tröpfelt langsam aus ihrer Vene.

Bildfehler: Ein Strom strömt oder fließt, er "durchfährt" nichts. Ein Stromstoß kann etwas/jemanden durchfahren. Nicht beides vermischen! Und: Wenn die Last schon abgefallen ist, dann tröpfelt sie nicht erst raus.

Zitat:
„Luisa?“ Nun nimmt sie das Rauschen der Wasserleitung wahr. Ob Susanne schon lange da steht? In erfolglosem Bemühen, imaginären Schmutz von den Händen zu scheuern?

Susanne fragt das während des Händewaschens?
Das Rauschen der Leitung nimmt sie wahr, das Plätschern des Wassers im Becken aber nicht?
Schon lange wo steht? (Das "da" suggeriert einen bestimmten Ort, man fragt sich, welchen.)


Zitat:
„Luisa!“ Die Stimme Susannes wird drängender. „Bitte mach auf!“ Wie aus tiefem Schlaf erwachend sieht Luisa sich um und erschrickt. Ihre Hose und der Fußboden haben einiges abbekommen. Die Tür fällt zu und Luisa ist allein. Allein mit ihrer Angst, die sich immer heftiger ihrer Seele bemächtigt. Das wird Ärger geben!

Absatz vor "wie aus"
Läuft das Wasser immer noch? Ist Susanne an die Kabine getreten? Klopft sie an die Wand/Kabinentür (eventuell mit dem Ellenbogen, damit keine Keime an die Hand kommen)? – Nicht ganz so minimalistisch durch den Plot eilen!
Welche Tür fällt zu? Hat Luisa Susanne vorher weggehen hören?
Woher kommt jetzt plötzlich Angst? Vor allem so eine "seelenbemächtigende" (das ist weit mehr als das Wissen, dass es "Ärger geben" wird). – Nicht übertreiben! Vor allem im Bereich der Gefühle sollte man sehr exakt schreiben.

Zitat:
Die Toilettentür öffnet sich und Sven steht da. Mit einem Blick erfasst er die Situation. „Mitkommen! Aber halte ein Handtuch darunter!ABSATZ Kopflos vor Angst folgt Luisa ihm in das Stationszimmer. Sven desinfiziert die Verletzungen und verbindet sie. „Die Sauerei im Bad beseitigst du, Putzzeug gebe ich dir. Bis die Therapeuten morgen kommen, bleibst du im Time-Out Raum.“

Auch das rast durch die Handlung.
"Kopflos vor Angst" ist eine übertrieben wirkende und durch die Handlung nicht unterfütterte Behauptung.

Zitat:
„Es tut mir so leid“, wispert Luisa.
„Warte, ich helfe dir“, ruft Susanne, als Luisa zum Bad läuft. Ein dicker, schmerzender Kloß im Hals verhindert, dass Luisa antworten kann. ABSATZ „Nein, das macht Luisa allein“, sagt Sven in barschem Ton, während Luisa Tränen in die Augen treten. Während sie das Blut aufwischt, steht Sven im Türrahmen und sieht ihr zu. „Dort noch. Und jetzt komm mit.“

Und wieder: Grade noch zerknirscht, schon unterwegs - ohne dass sie aufgestanden wäre, das Putzzeug genommen hätte oder sonstwas. Ja mehr noch: Eigentlich springt es, denn im Textfluss spricht Susanne schon und dann erfahren wir erst, dass Luisa zum Bad läuft (oder geht sie?).
Woher der Kloß? Was genau schmerzt da? Wieso Tränen? (Ja natürlich: Es ist vorstellbar, dass Luisa über ihr "Versagen" enttäuscht ist. Es ist aber auch vorstellbar, dass es die Emotionen sind, die durch das Ritzen eben nur kurzfristig "entspannt" werden. Es kann sein, dass sie wegen Svens Schimpfen weint. Oder weil sie sich (wieder) ausgeliefert fühlt. Es kann sein … Du siehst, ein bisschen genauer solltest du werden.)
Wieso ist Sven dabei? Läuft er mit?
… und plötzlich ist Luisa schon am Aufwischen.


Zitat:
Der Raum ist klein und kahl. Nichts als eine Matratze liegt darin. Und Bettzeug. „Wenn du dich selbstverletzt, wirst du fixiert.“
Die Tür fällt zu, ein Schlüssel im Schloss wird gedreht.

Das ist aber nicht der Schluss des Prologes, oder? Das wäre klanglich nicht empfehlenswert: Der Absatz holt "ganz weit" mit der Beschreibung des Zimmers aus, lässt eine der Figuren agieren (Sven sagt was) und … nichts weiter: Keine weitere Handlung, keine Emotion oder Handlung von und damit kein Bezug zu Luisa, einfach abgehackt und fertig. Zudem: Der Rhythmus klingt einfach nicht nach einem Schluss. (Ein "Dann ist sie allein." müsste wenigstens noch hintendran.) und auch inhaltlich ist einfach noch viel zu viel offen.
Sie hat sich doch selbst verletzt - und wird nicht fixiert.


Alles in allem: Nimm dir mehr Zeit, das Geschehen sichtbar zu machen!


_________________
Es ist nicht wichtig, was man mitbringt, sondern was man dalässt. (Klaus Klages)
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Zotteltier
Geschlecht:weiblichEselsohr
Z

Alter: 38
Beiträge: 266
Wohnort: Niedersachsen


Z
Beitrag17.10.2016 15:59

von Zotteltier
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Eine Anmerkung von mir:

Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass man einer Patienten, welche sich ritzt eine Rasierklinge zum Rasieren gibt. Vielleicht solltest du dir eine etwas originellere Art des SSV ausdenken.

Ferner weiß ich nicht, ob so ein Time-Out Raum wirklich existiert? Wegen SSV wird man auch in einer deutschen Psychiatrie nicht fixiert.

Außerdem scheint Luisa sich nicht zum ersten Mal zu ritzen. Da wird sie kaum so blöd sein und sich dabei die Hose einsauen.
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Megan E. Moll
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 34
Beiträge: 69



Beitrag17.10.2016 19:34

von Megan E. Moll
Antworten mit Zitat

Von der Thematik aus betrachtet, würde ich schon weiterlesen.
Ein paar Details "drumherum" fehlen mir aber auch.
Zum Beispiel wäre es wichtig zu erfahren, wann die Geschichte spielt. Die Psychiatrien haben einen enormen Wandel hinter sich. So wie du das in deinem Text beschreibst, klingt das nach den 70er vielleicht 80er Jahren? Würde ich jetzt schätzen. smile

Ich kann meinen Senf nur aus heutiger Sicht der mir bekannten Psychiatrien dazugeben:
Wenn Sven ein neuer Mitarbeiter ist und/oder unter Stress dazu neigt, Dinge auszublenden oder zu vergessen, könnte ich mir schon vorstellen, dass er ihr im Stress der beschriebenen Aktion gedankenlos den Rasierer gibt. Dann müssten aber später Konsequenzen für ihn erwähnt werden, weil er einer Gefährdeten Person so gedankenlos einen scharfen Gegenstand gegeben hat.

Natürlich kann es auch sein, dass der letzte selbstverletzende Vorfall lange genug her ist, sodass Luisa von den Betreuern wieder etwas mehr Vertrauen entgegengebracht bekommt und das in deiner Szene direkt zum SVV ausnutzt. Aber selbst dann hätte Sven sie nicht alleine gehen lassen dürfen.

Heutzutage wird auch in Psychiatrien weniger mit Bestrafungen gearbeitet. Da wird nach einem solchen Vorfall eher durch Gespräche und Fürsorge daran gearbeitet, hinter den Auslöser des Problems zu steigen. Erst wenn eine Situation außer Kontrolle gerät, bei einer Außeinandersetzung z.B. und der Patient nicht zu beruhigen ist, dann wird auf Einsperren zurückgegriffen und das Fixieren kommt dann sogar erst, wenn akute Gefahr für den Patienten oder die Anwesenden besteht. Fixierungen müssen auch begründet und dokumentiert werden, da überlegt man sich lieber zwei mal, ob man darauf zurückgreift, oder ob durch deeskalierende Maßnahmen ein Vorfall verhindert werden kann.

Time-Out Räume gibt es tatsächlich, nicht in jeder Einrichtung aber es ist sinnvoll, einen zur Verfügung zu haben. Darin darf man aber in der Regel niemanden länger als 15 Minuten am Stück einsperren. Und in dieser Zeit muss die Person unter Beobachtung stehen. Im Normalfall wird so ein Raum eingesetzt, falls jemand richtig ausrastet - Mit um sich schlagen, Tischen werfen, etc. Darin soll die Person sich auspowern oder zur Ruhe kommen.  

In der Geschichte, die du hier beschreibst, ist Sven derjenige, der sich falsch verhält und wird höchstwahrscheinlich Probleme mit seinem Arbeitgeber (mindestens) bekommen. Weil er in erster Linie das Selbstverletzende Verhalten erst ermöglicht hat und dann auf das Einsperren zurückgreift. Da wird heutzutage wirklich hart nachgebohrt, ich musste selber schonmal begründen, warum jemand ohne eigene Körperspannung im Rollstuhl angeschnallt werden muss, das sei schließlich eine Fixierung. Rolling Eyes Die simple Antwort war "Weil er sonst rausfällt." Aber das nur, um eine Vorstellung davon zu übermitteln, wie streng die Gesetze dahingehend sind.

Deinen Schreibstil finde ich aber schön, ich finde es gut, dass die Sätze alle mit unterschiedlichen Worten anfangen, dadurch ließt es sich schön abwechslungsreich. smile
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TheMandalakind
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
T

Alter: 33
Beiträge: 41



T
Beitrag17.10.2016 21:17

von TheMandalakind
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ihr smile

Vielen Dank für die Antworten. Zunächst etwas Allgemeines: Doch, genau so läuft es auch heute immer noch in Psychiatrien ab. Auch wenn inzwischen alle sagen: „Bei uns gibt es kein Belohnungs- und Bestrafungssystem“ wird es dennoch durchgezogen.
Speziell in Luisas Fall ist Sven gestresst, wir wissen nicht ob er überhaupt eine Fachkraft für Psychiatrie ist (da gibt es keine gesetzliche Bestimmung für) und hinterher ist er sauer, weil er jetzt den Papierkram und Ärger hat. Somit die „Erziehungsmaßnahme“ des Time-Out Raums. Der ist in der Tat oft Bestandteil eines Therapievertrages: Wenn du dich verletzt, musst du da rein. Das ist natürlich Quatsch, da das Kind sowieso schon in den Brunnen gefallen ist.
Aber gut. Diese Zustände sind einer der Gründe, warum ich Luisas Geschichte erzähle.

Die Erzählperspektive bei mir ist bewusst eine Mischung aus „von oben“ und „aus Luisas Sicht“. Ich kenne kein einziges gutes Buch, das konsequent nur eine Perspektive verwendet und macht Geschichten mE spannender, da der Leser mehr erfährt als das, was der Prota gerade erlebt. Das Ruhigwerden ist schon plötzlich, weil es ein impulsiver Plan ist, den sie da hat. Da wird auch nicht nachgedacht, sondern gehandelt. Aber da du es als störende Lücke/Sprung empfindest, überlege ich mir nochmal, was ich da machen kann. Als „Oh, ich überrasche den Leser mal“ war es nämlich nicht gedacht. Es ist eher so, dass man selbst so in der Story drin ist, dass man gar nicht auf andere Ideen kommt wink

Dass Sven in Eile ist, ist für mich eher ein „Fakt“, also sowohl als Autorin als auch für Luisa, da er zwischen dem Richten der Medikamente – die eine gewisse Konzentration und Sorgfalt erfordern – zusätzlich noch zwischen der Tür und dem PC hin und her läuft. „An dieser Stelle wusste ich aber tatsächlich nicht mehr, was ich glauben sollte“ Inwiefern?

@jon
„Was hältst du von der Idee, den ersten Satz einfach zu streichen und den Namen bei "Größer ist Luisas Zimmer nicht." einzufügen?“ Was meinst du mit Namen? Das Raubtier?

Dein Vorschlag "Vulkan (eventuell spezifizieren) - Entschluss – ruhig" gefällt mir sehr gut! Ich schaue mal, wie ich das in der Überarbeitung mache. Und das mit dem rasenden Plot auch. Ich möchte verdeutlichen, wie schnell alles geht, aus Luisas Sicht. Dass sie da für sich auch keine Möglichkeit findet, auszubrechen. Zu sagen: Sven, mir geht es nicht gut, was soll ich tun? Sondern sich eher so fühlt, wie auf einer sehr schnellen Rolltreppe abwärts. Bildfehler – stimmt.

Ja, Susanne fragt während des Händewaschens und da Luisa auf dem Klodeckel sitzt ist auch klar, wo „da“ ist – im Bad, am Waschbecken. Ich versuche auf jeden Fall, das etwas auszuformulieren und danke dir nochmal für die Antwort.

@ Zotteltier Wie oben geschrieben, doch, das findet leider genau so statt. Und dass sie sich vollsaut hat nichts mit Dummheit zu tun, sondern mit einem Rauschzustand, in dem man relativ wenig von der Umwelt wahrnimmt.
„Ferner weiß ich nicht, ob so ein Time-Out Raum wirklich existiert? Wegen SSV wird man auch in einer deutschen Psychiatrie nicht fixiert.“ Dafür, dass du keine Ahnung hast, weißt du ja bemerkenswert viel wink

@Megan E. Moll Die Geschichte spielt in der Gegenwart. Konsequenzen hat Sven nicht wirklich zu befürchten, Selbstverletzungen in Psychiatrien sind Alltag und im Zweifel hat immer der Patient schuld wink Und sei es, dass Sven behauptet, sich vorher vergewissert zu haben, dass Luisa nicht vorhat sich selbst zu verletzen. Was Fixierungen angeht ist es auch nicht eindeutig. Du brauchst nicht zwingend eine Sitzwache, es reicht schon, wenn der Raum videoüberwacht ist. Die 15 Minuten Regel kenne ich nicht und auch keine Psychiatrie, die sich daran hält. Die Psychiatrie ist eine Black Box, da weiß keiner, der nicht schon mal drin war, wie es darin zugeht… Dein Beispiel spielt sozusagen in einer anderen Welt, anders kann ich das echt nicht sagen.
Freut mich, dass dir der Stil sonst gefällt smile
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Seraiya
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Beitrag17.10.2016 22:02

von Seraiya
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Eine Freundin von mir hat sich mal selbst eingewiesen, sie hat sich weder geritzt, noch war sie suizidgefährdet, dennoch hat man ihr den Rasierer + Klingen beim CheckIn abgenommen und ihr mitgeteilt, dass die Ärztin das entscheiden muss.

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TheMandalakind
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T
Beitrag17.10.2016 22:15

von TheMandalakind
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Abgenommen kriegt man es, ja. Im Falle deiner Freundin wohl hauptsächlich um andere nicht in Versuchung zu führen. Aber um duschen zu gehen bekommt man es wieder, und gibt es dann wieder ab. Es sei denn, sowas passiert jedes Mal, dann natürlich nicht mehr. Aber das ist die Ausnahme.
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Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag17.10.2016 22:33

von Seraiya
Antworten mit Zitat

TheMandalakind hat Folgendes geschrieben:
Abgenommen kriegt man es, ja. Im Falle deiner Freundin wohl hauptsächlich um andere nicht in Versuchung zu führen.

Nein, mit anderen Patienten hatte das nichts zu tun, ich war dabei und habe für sie auch nochmal nachgehakt. Sie musste dann zwei Gespräche führen, zunächst mit dem Leiter der Station und danach mit der behandelnden Ärztin. Die Ärztin wollte erst alles Erfahrene auswerten, bevor sie diesbezüglich eine Entscheidung trifft.
Absurd war es insofern, weil die Patienten sich frei bewegen und gegenseitig in den Zimmern besuchen konnten, wodurch eine gefährdete Person auch Zugang zu einer Rasierklinge bekommen konnte, sobald sie das Bad eines weniger labilen Patienten betreten hat.
So oder so empfinde ich die Darstellung im Text ebenfalls als unglaubwürdig.


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TheMandalakind
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Beitrag17.10.2016 22:36

von TheMandalakind
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Okay, das ist seltsam. Möglicherweise wird das bei Erwachsenen nochmal anders gehandhabt. Bei Kindern/Jugendlichen sind diese Gegenstände jedenfalls verboten und im Stationszimmer eingesperrt, wo man sich abholen kann.
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Megan E. Moll
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Beiträge: 69



Beitrag17.10.2016 22:46

von Megan E. Moll
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TheMandalakind hat Folgendes geschrieben:

@Megan E. Moll Die Geschichte spielt in der Gegenwart. Konsequenzen hat Sven nicht wirklich zu befürchten, Selbstverletzungen in Psychiatrien sind Alltag und im Zweifel hat immer der Patient schuld wink Und sei es, dass Sven behauptet, sich vorher vergewissert zu haben, dass Luisa nicht vorhat sich selbst zu verletzen. Was Fixierungen angeht ist es auch nicht eindeutig. Du brauchst nicht zwingend eine Sitzwache, es reicht schon, wenn der Raum videoüberwacht ist. Die 15 Minuten Regel kenne ich nicht und auch keine Psychiatrie, die sich daran hält. Die Psychiatrie ist eine Black Box, da weiß keiner, der nicht schon mal drin war, wie es darin zugeht… Dein Beispiel spielt sozusagen in einer anderen Welt, anders kann ich das echt nicht sagen.


Wenn ich das so lese, bin ich ehrlich gesagt schockiert. Die Psychiatrien, die ich (beruflich) kennengelernt habe, hatten sehr wohl Regeln und Richtlinien zum Schutz der Patienten. Ich selber arbeite mit behinderten Menschen und habe Abteilungen für mein Klientel kennengelernt, in denen z.B. die 15 Minuten Regel (Mit Kontaktaufnahme alle 5 Minuten zum Patienten) schon befolgt wurde. Fixiert werden durfte da auch niemand einfach so. Natürlich kann es sein, dass es Unterschiede zwischen den Abteilungen gibt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die nicht behinderten Patienten stundenlang eingesperrt werden dürfen.
Wenn du wirklich Psychiatrien kennst, in denen es so zugeht, wie von dir beschrieben, dann würde ich da ernsthaft gegen vorgehen. Blink
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TheMandalakind
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Beiträge: 41



T
Beitrag17.10.2016 23:07

von TheMandalakind
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Das ist gut, dass du schockiert bist. Ich kenne vier Psychiatrien und alle liefen nach diesem Schema ab. Es ist zBsp so, dass pro Schicht nur eine Examinierte Krankenpflegekraft auf Station sein muss. Das hat zur Folge, dass da auch MFA arbeiten, also "Arzthelfer". Es gibt gute Beispiele, keine Frage, aber unterm Strich ist mein Eindruck, das dies Einzelfälle sind. In Freiburg gibt es die Station 8, die ist auf Leute mit Borderline spezialisiert. Da hat jeder von denen eine Fachausbildung in Richtung Psychiatrie und das merkst du. In einer anderen Klinik, die behauptete, DBT zu machen (ein Spezialprogramm für Borderline, was eben NICHT nach Belohnungs- und Bestrafungssystem geht) wurde eine Freundin von mir nach einer Selbstverletzung über Nacht ins Isolierzimmer gesteckt, wegen angeblicher Suizidgefahr. Selbst die Krankenpflegerin fand das absurd, weil es ein Schnitt quer über den Oberschenkel war. Also alles andere als lebensgefährlich.
In "normalen" Krankenhäusern ist das auch so mit strengen Regeln bezüglich Fixierungen. Wenn man aber mit Beschluss in der Psych ist, stimmt der Richter idR auch direkt Fixierungen unter bestimmten Bedingungen zu. Das hat bei einer Freundin von mir dazu gefühlt, dass sie quasi wochenlang fixiert war und Wundstellen hatte, sich eingenässt hat, da keiner Zeit hatte, sie für die Toilette loszumachen. Auf EU Ebene wurde von der Behindertenrechtskonvention thematisiert, dass unser Psych System als Folter bezeichnet werden kann.

Zum Thema vorgehen: Was kann ich machen? Als ich Zeugin dessen wurde, war ich 16 und was meine Freundin angeht, kann ich nicht für sie sprechen, das muss sie selbst tun.
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Michel
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Beitrag18.10.2016 08:53

von Michel
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Gut gemeint (oder so genannt) ist eben nicht immer gut gemacht. Ich beziehe mich auf die Psychiatrien, nicht auf den Text. Die Freiburger haben eben auch den Luxus, als Uni-Klinik mit ganz anderen Ressourcen arbeiten zu können - und sie dürfen sich die Patienten aussuchen und Leute, die nichts ins Forschungsprogramm passen, auch mal abweisen. Gute Arbeit machen sie, finde ich, auf jeden Fall. (Ich hab mit ihnen zusammengearbeitet und einen Teil meiner Ausbildung dort gemacht.)
Das "Timeout" kenne ich eher als "Schreib eine Verhaltensanalyse, danach reden wir darüber." Damit soll verhindert werden, dass Problemverhalten durch viel Aufmerksamkeit noch verstärkt (belohnt) wird. Stimmt, das hat anfangs schon etwas von einer Bestrafung.

Zum Text: Für mich holpert der Einstieg noch etwas. Ist das Absicht, mit "Ihr" anzufangen und nicht mit Luisas Namen? Die Figur Sven kommt mir zu einseitig negativ gezeichnet rüber: Abwesend (fehlt nur noch, dass er mit dem Smartphone daddelt), unaufmerksam, am Ende strafend. Vielleicht geht es mir so, weil ich auf der anderen Seite arbeite, aber ich hoffe, das wird nicht so ein "Psychiatrie ist Scheiße"-Text. Luisas Erleben finde ich klar gezeichnet und nachvollziehbar, es deckt sich mit Erzählungen, die ich von Patienten kenne. Die Bilder sind beinahe poetisch und schon autsche ich und denke: Liest sich ein bisschen wie eine Einladung, es auch mal zu probieren. Da bin ich ganz erleichtert, dass Teil 2 (Furcht/Beschämung/etc.) auch seinen Platz findet.
Die Vorbereitung (Waffen besorgen) sind mir etwas zu knapp. Da braucht es keinen Riesenabsatz, wie sie an die Klinge kommt, aber so klingt es zu einfach. Nach der Szene bleibe ich neugierig: Was hat sie in den Zustand gebracht? Aber das kommt vielleicht in Kapitel 2.
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Rainer Zufall
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Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag18.10.2016 10:06

von Rainer Zufall
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Hallo,
Zitat:
Somit die „Erziehungsmaßnahme“ des Time-Out Raums. Der ist in der Tat oft Bestandteil eines Therapievertrages: Wenn du dich verletzt, musst du da rein.

Das habe ich anders gehört und gelesen.
Erstens von einer Fortbildung. Und zweitens ich zitiere mal Wikipedia, einfach als Beispiel.
Zitat:
Grundsätzlich ist anzumerken, dass die Methode bei Depressiven, Suizidgefährdeten und Menschen, die zu selbstverletzendem Verhalten und psychischen Erkrankungen (z. B. Borderline-Syndrom) neigen, keine Anwendung finden darf. Bei der Anwendung der Methode ist auf die nicht beängstigenden Rahmenbedingungen zu achten. In einigen Einrichtungen der Jugendhilfe und der psychiatrischen Versorgung sind eigens Time-out-Räume vorhanden, die nach den Maßgaben reizarm eingerichtet sind und sich besonders für den Einsatz des Time-out-Verfahrens eigenen.


Ich kenne das Time-out aus beruflichen Gründen, da sollte sie aber nicht aus Strafgründen eingesetzt werden. Aber klar, das kann erstens trotzdem so ankommen und  zweitens ist auch klar, dass die Methode auch prinzipiell dazu benutzt werden kann, einen unliebsamen "Störer" loszuwerden.

Nur darf sie explizit als Methode bei selbstverletzendem Verhalten oder bei Depression etc. NICHT eingesetzt werden.
Es wäre da schon ein sehr böser Missgriff, wenn das jemand anwendet, selbst wenn man ihm Unkenntnis zugutehält und er nur ein Arzthelfer ist.
Jedenfalls kann ich es mir einfach nicht vorstellen, dass selbst ein unausgebildeter Pfleger das im Prinzip nicht weiß oder zumindest eingeführt worden ist in die Überlegung,  wen er in den Timeoutraum schicken darfsollmuss. Da hätte dieser Sven z. B. mit bösen Konsequenzen zu rechnen, wenn die Hauptfigur den Kopf gegen die Wand schlägt.



Die Tatsache, dass jetzt so lange über die psychiatrische Praxis geredet wird, zeigt mir aber eine große Schwierigkeit.
Ich weiß nicht so recht, was dein Anliegen mit dem Text ist. Willst du die mangelnde Sorgfalt in der Psychiatrie brandmarken? Dann würde ich eher eine Reüportage schreiben. Oder willst du einen Roman mit interessanten Figuren schreiben? Die Frage ist echt ernst gemeint.
Bei zweitens ist mir der Sven zu eindimensional. Da ist keinerlei Brechung. Und der Anfang ist mir noch zu undurchsichtig, was die Perspektive betrifft. Und gerade in diesem Fall fände ich es wichtig, dass es wirklich stimmig ist und bei einer rein personalen Sicht bleibt.
Ich hatte mich auch kurz gefragt, wer da am Anfang welche Person  ist, hatte kurz eine Beobachterin angenommen.
Ich würde 1. Michels Vorschlag folgen, gleich mit dem Namen zu beginnen. Und ich würde 2. das, was Jenni geschreiben hat, sehr ernst nehmen, mir ist in etwa dasselbe aufgefallen (hatte diesen Kommentar zuerst übersehen, weshalb ich das hier nachreiche, der bringt das sehr auf den Punkt).
Ich habe deine Antwort zwar gelesen, aber die hat mich nicht überzeugt, denn es kann ja nicht im Interesse deiner Geschichte sein, dass der Leser kurz denkt, da wären zwei Personen (von Sven und später Susanne abgesehen)  also außer Luisa noch eine zweite, sie beobachtende Person.

Auch stilistisch hätte ich was, aber da ist so viel auch Geschmackssache. Und ich kann mir vorstellen, dass sich das erübrigt, wenn die Perspektive deutlicher eingehalten wird.

Aber zurück zu dem Sven. Wenn dieser Sven das aus Unkenntnis zum Beispiel macht oder gar aus Böswilligkeit, müsste das irgendwie stärker in den Text einfließen. Oder zumindest später. Sonst hast du immer das Problem, dass die Leser dir die externen Umstände deiner Geschichte nicht glauben und sich daran festkrallen statt an Luisas Geschichte.

Du wirst vielleicht dagegen halten, dass es in der Realität aber so war. Nur ist das kein Argument. Wenn du Fiktion schreibst, musst du darauf aufpassen, dass der Leser dir glaubt. Die von dir vorgestellten Fakten, Schauplätze, Charaktere folgen nicht mehr einem "so war es aber " sondern der internen Logik einer Geschichte.

Viele Grüße von Zufall
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jon
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Beitrag18.10.2016 10:35

von jon
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Zitat:
. Ich kenne kein einziges gutes Buch, das konsequent nur eine Perspektive verwendet …

Ich vermute mal ganz stark, dass dir die Sache mit der Perspektive nicht wirklich klar. Oder dass es nicht wirklich gute Bücher sind.

Zitat:
„Was hältst du von der Idee, den ersten Satz einfach zu streichen und den Namen bei "Größer ist Luisas Zimmer nicht." einzufügen?“ Was meinst du mit Namen? Das Raubtier?

Luisa - wie der Satz ja zeigt.

Zitat:
Ich möchte verdeutlichen, wie schnell alles geht, aus Luisas Sicht.

Verstehe. Im Moment klingt es aber eher, als habe sie geistige Aussetzer und würde die "Zwischenschritte" nicht mitbekommen. wink Nein im Ernst: Es ist wichtig für den Leser, dass er sieht, wo die Handlung grade spielt. Du musst z. B. nicht schreiben, dass Luisa ins Stationszimmer geht, wohl aber, dass sie nun (da sie Sven trifft/anspricht) im Stationszimmer ist. (Im Stationszimmer trifft sie auf Sven. Er ist in Eile, … "Ich will duschen", sagt sie, "und brauche meinen Rasierer." Er schaut nicht auf, reicht …) Und es wichtig für den Leser, dass er mitbekommt, was passiert. Das kann man kurz halten, keine Frage, aber etwas "Film" braucht der Leser schon für sein Kopfkino.


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TheMandalakind
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Beitrag18.10.2016 15:27

von TheMandalakind
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@ Michel Die Freiburger (bspw.) verstehen unter einem Time-Out auch nicht das einsperren, sondern wie du sagst: Therapien entfallen, während man im Zimmer 2 Stunden lang ne VA schreibt. Das ist auch sinnvoll. Aber Bestandteil des Therapievertrages in der KJP war tatsächlich: Nach einer SV abends bleibt man über Nacht in diesem Raum.
Zum Text: Ich glaube, ich mache wenig "mit Absicht", das kommt einfach und ich schreibe es, überarbeite dann noch mal und denke: Okay, für mich stimmt es, mal sehen, was andere dazu sagen.
Sven ist für mich eine typische Figur, die nicht in einer Psych arbeiten sollte und schon gar nicht mit Kindern und Jugendlichen wink Und Menschen dieser Art habe ich zu häufig kennengelernt, trotzdem wird das kein "Psychiatrie ist Scheiße"-Text, versprochen wink Der Aufenthalt nimmt vielleicht 20% der Geschichte ein. Mich stört an so vielen Geschichten dieses: Er/Sie ist krank, kommt in die Psych, trifft auf Verständnis und kompetentes Personal und wird gesund entlassen.
Das hasse ich wirklich, weil es so unrealistisch ist. Dass die Bilder poetisch sind, ja. Aber ich gebe mir allergrößte Mühe, das nicht zu verherrlichen. Ich möchte zeigen, wie es für viele wirklich ist, denn mal im Ernst: Wenn du einem Menschen mit svv sagst "Aber das bringt doch nichts", dann ist das quatsch, denn sonst täten sie es nicht. Ja, svv ist angenehm/schön/entspannend/beruhigend und gerade das macht es so teuflisch schwer, damit aufzuhören. Ich schaue mal, wann ich mit der Überarbeitung anfange, ich habe hier so viele Anregungen bekommen, dass ich erst mal etwas Distanz davon brauche, ich werde die überarbeitete Fassung dann aber einstellen smile
In Kapitel 2 kommt das nicht, das ist ja der Prolog und der Psychiatrieaufenthalt kommt erst so ca 6 Monate später. Zu Beginn der Geschichte ritzt sie sich auch noch nicht, ich möchte den Weg rein und (raus?) beschreiben (nein - kein Happy End, eher ein vorsichtig optimistisches Ende - Mist, jetzt habe ich schon alles verraten lol2 )

@Zufall Ich weiß nicht, wie neu diese Regelung ist, aber ich habe das 2008 das letzte mal in einer KJP mitbekommen und 2011 in einer Erwachsenenpsych. Andererseits gibt es so viele Regeln, an die sich keiner hält...
Mein Anliegen mit dem Text ist nicht, die Psych zu brandmarken, bei den Mitarbeitern ist Sven auch der Einzige, der so drauf ist. Wie oben geschrieben möchte ich eher eine etwas realistischere Vorstellung von Psychiatrien geben als das Allgemeine: Da geht man hin und wird gesund. Zum Thema Böswilligkeit: Es ist Teil von Luisas Therapievertrag.

@ jon Vielleicht verstehe ich es wirklich nicht, ich nenne als Beispiel mal Harry Potter Band 1, Kapitel 1. Es beginnt mit: Mr und Mrs Dursley waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein - Mr Dursley war Direktor einer Firma - auktoriale Perspektive.

Dann: Die Dursleys hatten ein Geheimnis, und dass es jemand aufdecken könnte, war ihre größte Sorge - auktorial. Einfach unerträglich wäre es, wenn die Sache mit den Potters herauskommen würde - nicht mehr auktorial, eher der Gedanke von einem der Beiden, oder?Und dann wird es immer mehr zu Vernons Perspektive: Es hatte keinen Zweck, er musste es ihr sagen.
Dann sein letzter Gedanke, damit würden sie jedenfalls nichts zu tun haben.
Wie sehr er sich täuschte - auktorial. Dann kommen Albus Dumbledore und Minerva McGonagall usw.
Da wird die Perspektive doch auch gewechselt oder verstehe ich das falsch?
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Jenni
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Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag18.10.2016 17:29

von Jenni
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TheMandalakind hat Folgendes geschrieben:

@ jon Vielleicht verstehe ich es wirklich nicht, ich nenne als Beispiel mal Harry Potter Band 1, Kapitel 1. Es beginnt mit: Mr und Mrs Dursley waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein - Mr Dursley war Direktor einer Firma - auktoriale Perspektive.

Dann: Die Dursleys hatten ein Geheimnis, und dass es jemand aufdecken könnte, war ihre größte Sorge - auktorial. Einfach unerträglich wäre es, wenn die Sache mit den Potters herauskommen würde - nicht mehr auktorial, eher der Gedanke von einem der Beiden, oder?Und dann wird es immer mehr zu Vernons Perspektive: Es hatte keinen Zweck, er musste es ihr sagen.
Dann sein letzter Gedanke, damit würden sie jedenfalls nichts zu tun haben.
Wie sehr er sich täuschte - auktorial. Dann kommen Albus Dumbledore und Minerva McGonagall usw.
Da wird die Perspektive doch auch gewechselt oder verstehe ich das falsch?

Ja, aber du schreibst hier nicht auktorial. Du schreibst aus Luisas Sicht, gibst ihre Gedanken wieder - und verschweigst dann zugunsten der Dramatik genau den einen Gedanken, der sie zum dem Zeitpunkt am meisten beschäftigen muss.
Für mich hat das nicht funktioniert beim Lesen, und dass ich es so aufgestückelt habe, war mein vielleicht penibel erscheinender Versuch, (auch für mich selbst) dahinter zu kommen, warum es nicht funktioniert.

Ob du auktorial erzählst oder personal, deine Perspektive muss schon irgendwo konsistent sein, damit man die Geschichte eben gemeinsam mit dem Erzähler erleben kann. Es muss in einer Weise einen Erzähler geben (selbst wenn er unsichtbar bleibt), der mich durch das Geschehen führt. Sonst bleibe ich als Leserin außen vor.
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TheMandalakind
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Beitrag18.10.2016 17:41

von TheMandalakind
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Jetzt bin ich richtig verwirrt. In deinem ersten Post schreibst du doch, ich würde zwischen auktorial und Luisas Sicht schwanken Embarassed
Und ich dachte, bei Harry Potter wäre das auch so.
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jon
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Beitrag18.10.2016 18:06

von jon
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[Klugscheißmodus]
Der auktoriale (= allwissende) Erzähler weiß auch, was in den Leuten vorgeht, das mitzuteilen, widerspricht also der Perspektive nicht. Pflegt man die distanzierte Spielart dieser Erzählhaltung, hört man beim Erzähler immer den Abstand heraus, man hört immer, dass er über die Figuren spricht. Er kann natürlich des Effektes wegen auch weniger distanziert erzählen, das klingt dann unter Umständen passagenweise nach personeller Erzählweise. Wie in deinem Beispiel.

Tatsächlich sind die Erzählperspektiven oft mehr oder weniger weit spannbar. Am engsten ist die Ich-Perspektive geknüpft (was nicht heißt, dass man in ihr nicht auch alles erzählen könnte, man muss nur wissen, wie). Der auktoriale Erzählstil kann von stark kommentierend und erklärend bis zu sehr auf die Beobachtung konzentrieren variieren. Bei Harry Potter kommt – wenn ich das richtig sehe – gewissermaßen der Märchenonkel zum Einsatz, der sehr die Stimmung betont und dazu sowas wie eine lauschige Nähe zu den Figuren und zugleich zu den Lesern herstellt.

Um den Ausflug abzurunden: Manchmal bietet es sich z. B. an, die Erzählperspektive von Kapitel zu Kapitel zu ändern – das aber innerhalb des Absatzes, also gewissermaßen "mitten im Text" zu machen, birgt erhebliche Risiken in Sachen "welche Figur weiß/merkt denn nun was?" oder "welche Figur wertet was wie?". Wenn man das sauber – also verständlich und unter Erhaltung des Leseflusses, ohne Stolperstellen – hinbekommt, kann man allerdings durchaus zwischen den Perspektiven switchen, auch wenn Puristen das unprofessionell oder gar "unfein" finden. Denn auch in der Schreib-Kunst gilt: Machen kann man alles – wenn man es kann. Für alle anderen (und das sind in dem Fall wohl die meisten) gilt: Faustregeln (wie "Halte dich an eine Perspektive!") helfen, Probleme zu minimieren. [/Klugscheißmodus]

So wie ich den ersten Post von Jennie sehe, meint sie nicht, dass du regelrecht zwischen den beiden Polen schwankst, sondern für einzelne Elemente mal kurz aus der Luisa-Position heraus-schnipst. Der Leser, der sich auf personelle Erzählweise mit Luisa als Point of View eingestellt hat, kann dann Dinge fehlinterpretieren. Zum Beispiel könnte er denken, Luisa selbst stellt die Assoziation mit einem Raubtier her - was ja denkbar wäre, aber eben ein bestimmtes Licht auf ihre Selbstwahrnehmung würfe.


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Jenni
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Beitrag18.10.2016 18:09

von Jenni
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Nein, das habe ich doch nicht geschrieben. Meinem Verständnis nach erzählst du personal, aber einige Stellen brechen damit.

Abgesehen davon:
Auktorial (wovon ich nichts gesagt habe) schließt nicht aus, zeitweise aus Sichtweise einer bestimmten Figur zu erzählen. Personal schließt nicht aus, mal näher an deiner Figur zu sein und mal weiter weg. Es ist auch nicht "verboten", bzw. funktioniert auch, aus wechselnder Perspektive personal zu erzählen.

Dein Beispiel aus Harry Potter: Du beschreibst ja selbst, warum das funktioniert. Der Erzähler führt dich hin zu der Figur, du erlebst deren Sichtweise, und dann nimmt er dich quasi an der Hand, führt dich weiter.

Du dagegen gibst mir mit deinem Einstieg das Gefühl, ganz nah bei Luisa zu sein, ihre Gefühlswelt mitzuerleben - und am Ende stehe ich daneben und schaue ihr von außen zu, ohne dass es aber einen fließender Prozess oder eine Änderung des Blickwinkels gäbe. (Denn prinzipiell: das könnte vielleicht sogar funktionieren, wenn man es geschickt lenkt. Ich gehöre ja der erlaubt-ist-alles-Fraktion an wenn-es-funktioniert.) Zwischendurch jedenfalls schwankst du von Satz zu Satz, mal was sie fühlt und denkt, mal wie das von außen aussieht. Und dann kann ich als Leserin nicht mehr instinktiv interpretieren, was davon ihre Wahrnehmung ist, und was mir vielleicht irgendwo aus dem Off beschrieben wird. Dadurch wird es unverständlich, bzw. bleibe ich hängen, wo ich sonst drüberlesen würde.

Ich hoffe, ich konnte mich jetzt verständlicher machen?
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Beitrag18.10.2016 18:29

von TheMandalakind
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@ jon, danke für den Klugscheißmodus wink  Ich glaube, jetzt habe ich es verstanden. Und Jenni, nochmal danke, ich glaube jetzt ist es klarer smile
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Yvo
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Beitrag18.10.2016 19:34

von Yvo
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Ich finde den Prolog schon ziemlich gut.
Er ist schön knapp und gibt mit wenigen Zeilen schon eine Stimmung / Thema für das Kommende vor. Besonders den Anfang mag ich, würde aber zwei Sachen ändern / streichen:

Zitat:
Ihr Körper ist zum Zerreißen gespannt, während Luisa wie ein Raubtier auf und ab läuft. Vier Schritte vor, vier zurück. Vier vor, vier zurück. Linkes Bein, rechtes Bein, links, rechts, Drehung. Größer ist das Zimmer nicht. Wenn nur der Druck aufhörte. Das Gefühl, als Vulkan in einem Marmeladenglas eingesperrt zu sein.
Ich kann nicht mehr.
Plötzlich ist sie ganz ruhig. Der Aufruhr weicht kalter Entschlossenheit.


wie ein Raubtier: Raubtiere laufen zwar auf und ab, aber Luisa hat in dieser Situation ansonsten wenig Raubtierhaftes an sich. Das weckt meiner Meinung nach falsche Assoziationen.
Linkes Bein, rechtes Bein, links, rechts, Drehung. Finde ich nach "Vier Schritte vor, vier zurück. Vier vor, vier zurück." etwas zu viel "Kunstgriff inkomplette Sätze". Einfach streichen. Genaugenommen machst du in den ersten vier Sätzen nichts anderes, als zu erzählen, dass Luisa in einem kleinen Raum auf und ab geht.
Die Metapher "Vulkan im Marmeladenglas" find ich richtig gut!

Einige Fragen hab ich nach dem Lesen dennoch.

1. Warum kommt Luisa so problemlos an einen Rasierer?
2. Was hat Luisa eigentlich getriggert?
3. Warum ist Sven so ein Arschloch?
4. Wann spielt das ganze?

Zu 1.: Ich bin noch bereit, dass schulterzuckend als Ausnahme hinzunehmen, weil Sven gestresst / überarbeitet ist. Mehr wundert mich, dass Luisa scheinbar der Meinung ist, dass es so einfach geht, wie es dann auch tatsächlich geht.

Zu 2.: Kann auch sein, dass diese Informationen noch nichts für den Prolog wären. Aber irgendeinen Link zu ihrer Vergangenheit oder ihrer Gedankenwelt hätte ich mir schon gewünscht. So wirkt es etwas wie "Ich ritze mich, weil es ist halt das, was ich mache..."

Zu 3.: Mag natürlich sein, dass man in einem Jugendroman Arschloch-Charaktere braucht. Mag auch sein, dass Pflegepersonal irgendwann genervt und emotional abgestumpft ist. Aber als einzige Reaktion ein "Die Sauerei im Bad beseitigst du", "Nein, das macht Luisa allein" und "Dort noch", während man im Türrahmen steht und zusieht, hat eher etwas von einem mittelalterlichen Folterknecht als von jemanden, der in einer psychatrischen Einrichtung arbeiten sollte.

Zu 4.: Luisa, Sven und Susanne sind nicht die aktuellsten Namen. Luisa und Sven kommen sicher noch vor, aber eine Susanne unter 30 Jahren zu finden, würde schon schwer werden.

Hoffe, du konntest was mit dem Feedback anfangen. Hätte vielleicht ein paar Sachen anders gemacht, aber insgesamt finde ich den Einstieg vom Umfang, Stil und Handlung her gelungen.

Grüße,
Yvo
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