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Autor |
Nachricht |
menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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25.09.2019 06:55
von menetekel
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Ja,
der Jodlerclub wusste die Vor- und Nachteile einer Cloud genau zu benennen.
Geradezu visionär! ---
Nun kommen wir zu einer weiteren schönen Variation der jambisch-dreihebigen Vierzeiler mit wechselnden Kadenzen: xaxa.
Jenseits der Cloud
Am Bildschirm, auf dem Schreibtisch,
da steht ein Wasserglas;
du magst daraus nichts trinken
und träumst von Bier im Fass.
Viel Spaß.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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25.09.2019 17:20 In der Dämmerung von menetekel
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Ein Tag läuft aus und Wolken
verfärben sich ins Rot.
Er steht verloren Posten
und ist so gut wie tot,
weil ihn des Abends Strahlen
alsbald vernichten kann –
noch kreist ein blinder Habicht,
verfliegt sich tief im Tann.
Der Mond bringt ihn zum Schweigen.
zerdrückt den Schrei zur Nacht,
verfasst Entlassungsscheine
im kalten Licht, das lacht.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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25.09.2019 21:42
von firstoffertio
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Das kalte Licht des Mondes
raubt mir des nachts den Schlaf.
Ich sitze lieber morgens
allein bei einem Schaf
und seh ihm zu beim Grasen,
zufrieden, wie es scheint.
Dann legt sich's hin zum Kauen.
Ich weiß nicht, was es meint.
Das Maul bewegt sich rhythmisch,
Ich bin hypnotisiert
von diesem Vorgang, immer.
Er wirkt so routiniert.
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3376 Wohnort: bei Freiburg
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26.09.2019 20:58
von Michel
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Das Maul bewegt sich rhythmisch
und zieht mich zu sich hin -
bald wird es mich verschlucken,
denn bald ist Halloween!
Wenn dann das Schaf des Grauens
die Fangzähne schon bleckt,
hab ich noch in der Mütze
die Wer-Laus nicht entdeckt.
Das Maul bewegt sich rhythmisch,
ich schaue hilflos hie:
Moderne Monster schaffen
mit Hypnotherapie.
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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26.09.2019 22:50 Der SchafMacher von davidmuc
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All meine Sinne gelten
der Melodie im Wort,
wo’s mich beschlich: umsungen
allhier als wie im dort.
Doch ich beginne selten
zu sprechen, weils nichts bringt.
mein Herz kann sich, umschlungen,
nichts brechen, weils nicht springt.
Stumm auch mein Lover eben,
als ich ihn traf, und scheu,
ich bin ein Aff mit Strähnchen
und er ein Schaf und treu
Nun musst ich Aff erleben:
mir wurd das Schaf zu braun!
Ob ich es schaff mit Tränchen
beim Flüchten brav zu schaun?
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 903 Wohnort: die alte Stadt
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27.09.2019 01:15
von Tula
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Naturbetrachtung
Ich steh' allein am Fenster
und grüble in die Nacht.
Vom Äther senkt sich Stille,
diskret vom Mond bewacht.
Der rekelt sich gelassen
auf seinem Schaukelbett.
Ein Schäfchen in der Ferne
belächelt ihn kokett.
Es schlendert langsam näher
und bald ganz nah heran,
und springt auf seine Schaukel (!)
und kuschelt sich gar an …
Schon wirft das Schäfchen Wolle
auf seinen Silberbauch.
Der zittert vor Erregung,
die Wolle zittert auch ...
Die Spitze seiner Sichel
versinkt im dichten Fell.
Ihm glüht der Leib vor Eifer
wie weiches Karamell.
Nach wenigen Minuten
ist dieser Kampf vorbei.
Zerzaust zieht's Schäfchen weiter,
dem Mond scheint's einerlei.
Ich steh' allein am Fenster
und fluche auf die Nacht.
Sie hat mit Mond und Schäfchen
nur Kummer eingebracht.
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3376 Wohnort: bei Freiburg
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30.09.2019 11:26
von Michel
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Du stehst allein am Fenster
und so verstreicht die Zeit.
Ich winke schlaflos rüber:
Jetzt sind wir schon zu zweit.
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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30.09.2019 17:36
von menetekel
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Liebe First, ich beneide dich um deine flauschigen Tiere und verstehe sehr gut, dass die auf dich beruhigend wirken. Sicherlich ebenso inspirierend ... nur bin ich mir nicht sicher, ob sie stets das korrekte Kaumetrum einhalten.
Michel scheint sie (zu Unrecht?)t für gefährlich zu halten. Und das, obwohl er durch seine Mütze maximal geschützt ist! - Kann natürlich sein, dass solch ein Schaf seine Wolle wiedererkennt. Und dann? Weiß ich auch nicht weiter ... David schon. Ist nämlich der Geliebte selbst ein Schaf und braun dazu, heißt es über seine Weiterverwertung nachdenken.
Tula ist mehr der Naturfreund und schaut sich die Schäfchen lieber von unten an.
Selbst Michel bekennt sich allmählich zu dieser Sichtweise. Aber erst, nachdem dem "Schaf des Grauens" von kundiger Hand der Garaus gemacht wurde. *hüstel.
Vegetarische Grüße
m.
P.s.: Alles sehr schön. Und diesmal als komplette "Geschichte" zu verstehen. - Morgen gibt es übrigens frisches Futter!
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 834 Wohnort: nach wie vor
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30.09.2019 19:39
von poetnick
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Menetekel schrieb:
Zitat: | P.s.: Alles sehr schön. Und diesmal als komplette "Geschichte" zu verstehen.
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Wait, the story continues...
Michel schrieb:
Zitat: | Du stehst allein am Fenster
und so verstreicht die Zeit.
Ich winke schlaflos rüber:
Jetzt sind wir schon zu zweit. |
Ich winkte munter weiter;
bei mir sei Platz für zwei,
sie rief: Ich schlaf' mal drüber!
Das war auch schon im Mai.
Und schließlich wollt' ich fensterln,
warf Kies zum Maisonette;
da wies sie mich fort, flüsternd:
Hast einen Stein im Bett.
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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01.10.2019 07:00
von menetekel
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Lieber Poetnick,
das Fensterln ist ohnenhin eine schöne Sitte. Vor allem, wenn die Befensterte mit dem Treiben des Fensterlnden einverstanden ist.
Soll nicht immer der Fall sein. - Da werde ich doch lieber Weinkönigin *strahl.
Zuvor kommen wir noch zum vierzeiligen, daktylischen Dreiheber, der Bewegung und Schwung ins lyrische Tun bringt, ganz wie es für die meisten "Sportarten" erforderlich ist.
Zu früh gefreut
Ich stehe seit Jahren am Fenster,
doch niemand will, kraxelnd, zu mir!
Erkenne jetzt bloß noch Gespenster
und Schafe des Grauens im Bier.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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01.10.2019 23:35
von davidmuc
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Mariechen saß gähnend im Warten
Da kam dieser einsame Mann,
die Rosen erwähnend, im Garten -
Es kommt aufs Gemeinsame an!
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 903 Wohnort: die alte Stadt
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01.10.2019 23:53
von Tula
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Hihi, hab' auch gleich an ein Volkslied gedacht
Es dunkelte schon auf der Heide,
da hab' ich ihr Liebe geschworn.
Zu mehr kam es nie, denn wir beide
ham' uns auf dem Heimweg verlorn.
Ich hörte noch Kichern und Tuscheln
und schließlich das Rascheln des Strohs.
Ich ahnte zwei Schatten beim Kuscheln
und lauschte: "Den Arsch bin ich los!"
Hast du mal ein Liebchen, vermeide
ein Stelldichein ganz ohne Licht.
Lauf' niemals mit ihr auf die Heide
und rezitier' nie ein Gedicht.
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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02.10.2019 07:49 Was hat er nur, was … von menetekel
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Und hast du ihr Verse geflüstert,
sieh zu, dass du flinkfüßig bist -
kann sein, dass die Miene sich düstert,
es Zeit für zwei Ohrfeigen ist!
Doch naht sich der Michel mit Mütze,
verhält es sich anders derweil:
Die Frauen und Mädchen sind Stütze
im Suchen der Reime auf "eil."
Vermag er’s mit seinen Gedichten,
dem besseren Metrikgespür?
Nicht eine will davon berichten
und schließt, wenn du fragst, ihre Tür.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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03.10.2019 22:53
von davidmuc
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Sehr inspirierend und schön ihr beiden...
Wenns dusterer wird auf der Heide,
da drüben am Wald hinterm Berg
da stand ich als Hirt auf der Weide
die Sonne sinkt bald hinterm Werk.
Mein Herz hoffte, lebte und’s bangte:
Dass Du einmal herkommst, als mir
dies Herz kaum noch bebte und’s langte
geh hin, wo du mehr kommst als hier.
Und siehst du am Pfahl eine Mütze,
So weißt du, sie wär dir gemeint
Du weintest mir mal eine Pfütze,
ich habe ein Meer dir geweint.
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Zinna schweißt zusammen, was
Beiträge: 1551 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
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04.10.2019 21:04
von Zinna
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Als Suchende gingen wir beide -
den Korb gab ich dir in die Hand,
inmitten der krautigen Heide -
durch pleistozänischen Sand.
Gesät standen heuer die Kappen,
orange-rot, die Stiele genetzt.
Zugleich wollten wir diese kappen,
beim Schneiden hast du mich verletzt.
Das Erikarosa, die Pfütze:
So rot, die im Boden verlief.
Den Finger barg ich in der Mütze.
Dein Grinsen war bleich, meins blieb schief.
_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3376 Wohnort: bei Freiburg
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04.10.2019 21:31
von Michel
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Großartig. Da fällt mir selbst erst mal gar nichts ein.
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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05.10.2019 07:16
von menetekel
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Für den bedichteten Mützenträger ist es ja auch schwieriger, sich zum eigenen "Fall" zu äußern, nä?
Mittlerweile ließe sich bereits ein kleines Büchlein füllen: "Michels Mütze." Mit dem schönen Schwarz-Weiß-Foto als Cover. Ich sehe es förmlich vor mir. ---
Diesmal finden sind wirklich besonders bemerkenswerte Gedichte zum Thema. Die sind einfach alle klasse. Ach, und Zinnas
Zitat: | Das Erikarosa, die Pfütze:
So rot, die im Boden verlief.
Den Finger barg ich in der Mütze.
Dein Grinsen war bleich, meins blieb schief. |
ist sooo traurig-schön. Aber sowas von.
Begeisterte Grüße in alle Richtungen
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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05.10.2019 07:35
von menetekel
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Zum eher Volksliedhaften gehören natürlich auch die paargereimten jambischen Dreiheber im Wechsel von weiblichen und männlichen Kadenzen.
Und läge in der Pfütze
ein Mann mit seiner Mütze,
kanns nicht der Michel sein:
Er passte nicht hinein!
Viel Spaß
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3376 Wohnort: bei Freiburg
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05.10.2019 10:32
von Michel
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Käm' auf die Pfütze an!
Dann wäre dieser Mann
vielleicht ja doch der Michel -
nach stundenlang Gepichel ... ... der war schlecht.
Und läge nun die Mütze
allein in jener Pfütze,
vom Regenwasser schwer:
Sie dauerte mich sehr.
Doch tropft, oh welch Gemeinheit,
nach Radeln nun das Beinkleid!
Ich konstatiere das:
Auch Liegerad macht nass.
Die Mütze liegt ganz friedlich
im Haus und hat's gemütlich.
Doch ich bin nass wie Lurch:
Der Helm lässt Wasser durch.
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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05.10.2019 21:35
von davidmuc
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Bin Opfer mal, wie Schütze,
such ich in Schal wie Mütze
samt Nacht und Stadt mein Glück.
Ein Kerl greift glatt mein Stück!
Wie dreist mich dieser Typ drängt
Wer nun O je, wie trüb denkt,
der rege sich nicht auf:
Solange ich nicht sauf:
versaut, vertraut, verschossen
verknalltt, verschaut .. verdrossen?
Ist grob auch seine Macht
so siegt doch meine, sacht.
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 903 Wohnort: die alte Stadt
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07.10.2019 01:43
von Tula
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So oder so
im Großen wie im Kleinen
lässt sich nur schwer verneinen,
dass du mit Fug und Recht
nicht mehr bist als ein Knecht.
Du kannst bei Großwesiren
sehr schnell den Kopf verlieren.
Selbst auf 'ne kleine Frau
passt dieser Schluss genau.
Die großen Firmen zahlen
sehr gut, weil sie dich 'mahlen'.
Doch ist die Bude klein,
kann's noch viel schlimmer sein.
Hast du ein großes Laster,
dann fehlt es dir an Zaster.
Ist's nur ein kleiner Spleen,
wird er dir nicht verziehn.
Lass auch die Star-Allüren,
man wird dich niemals küren.
Sei froh, wenn dein Gedicht
dir aus dem Herzen spricht.
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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07.10.2019 07:37
von menetekel
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Ein guter Rat
Zeigt dir ein Star Allüren,
wirst du sie erst erspüren
und dann, mit Fug und Recht,
zitieren aus dem Brecht:
Ideen scheitern oft –
und meistens unverhofft –
an minder großen Leuten
als die, die sie verstreuten.
Ein klug gesetztes Lügen
wird jedermann genügen.
Drum zeig dich öfter klein;
das wirkt von vornherein!
*Alle großen Ideen scheitern an den Leuten (Bertolt Brecht)
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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