Kinderreime bis zum Abwinken

[menetekel]

Die von mir gewählte Variation (jambischer Dreiheber mit männlicher Kadenz, gefolgt von einem weiblich schließenden Zweiheber) bringt zusätzliche (klangliche) Harmonie ein. Diese Form eignet sich auch für Gefühlvoll-Empfindsames und funkioniert nicht nur im Kreuzreim sondern ebenso mit zwei Waisen (x a x a) gut.
Eine andere, sehr schöne (umgekehrte) Spielart zeigt uns einen Wechsel zwischen einem siebensilbigen und einem viersilbigen Vers

[poetnick]

[Michel]

Schnitt ein Friseur im Städtchen,
hieß Haareszeit.
Doch war danach manch Mädchen
kopfhaarbefreit.

[menetekel]

Tach, Michel

Nicht allen stehen Glatzen
als Accessoires -
oft hilft das Fell von Katzen
in Schlaf-Boudoirs.

[Tula]

Gegensätze ziehen sich aus

Auch eine schnöde Glatze
treibt's gerne bunt,
und selbst die schönste Katze
kommt auf den Hund.

[poetnick]

Auszug

Der Haarsatz im Gedränge:
die Haut schafft Platz
und auf entfernte Fänge
da pirscht die Katz.


P.S. Hallo Michel!

[Michel]

Der Tugend stille Größe
ist für die Katz,
wenn ich mich längst entblöße
am Haaransatz.

[gold]

mit meiner Lücke
spielt die Katz
im Pony kratz, kratz, kratz

[Michel]

Auch wenn mein Werk in Teilen
verrucht erscheint:
Ich hatte in den Zeilen
die Stirn gemeint.

[gold]

[Tula]

zu hoch


Es sind des Dichters Flüge -
ein Knäuel Zwirn.
Es "birnt" im Wortgefüge -
die Stirn der Dirn'

[menetekel]

Auf Michels Stirn die Mütze:
Wer weiß warum?
Ist Trost sie ihm und Stütze
verleiht gar Mumm?

Ist sie des Köpfchens Zierde
im kühlen Sein?
Erweckt sie Weibsbegierde
am Nasenbein?

Hat Mutter sie gehäkelt
in stiller Stund -
vom Sohne erst bemäkelt
als Fashionschund?

Es gibt der Fragen viele,
doch Michel schweigt;
trägt treu die Hornhautschwiele,
die er jetzt zeigt.

[poetnick]

M's Ode ist nicht zu toppen; mir bleibt der Versuch der Selbstbeobachtung. Vieles geht durch die Maschen.



Ein Lied auf meine Mütze;
des Skalpes Halt,
gestrickte, letzte Stütze
an der er wallt.



P.S. metrisch noch umgestrickt

P.P.S.  und damit bis Mitte August mit Skalp und Mütze in Berg und Wald

[menetekel]

Danke schön, ihr Lieben.

Es wird Zeit für etwas anderes, nämlich die dreihebige vierzeilige Strophe in regelmäßigen Trochäen mit männlicher Kadenz. - Lt. Horst Joachim Frank empfiehlt sich diese Form besonders für Herzschmerz oder allgemeines Jammern; beides fällt Poeten in der Regel nicht schwer.  
Reimfolge: a b a b oder x a x a.

Schwimmbadschnellbesuch,
weil die Hitze naht:
Dieser Fluchtversuch
scheint mir ziemlich fad!

Natürlich können auch mehrstrophige Gedichte angeliefert werden und spannendere als mein dröges Beispiel, nä?

Liebe Grüße
m.

[Michel]

Schwimmbad war zu heiß,
Flucht, sie scheitert schon -
und das EKG
sendet Dauerton.

Vielleicht war die Mütz'
heute doch zu dick.
Doch die Glatz' ich schütz':
Lieber tot und schick.

Au Backe, die Verkürzungen gehen mir selbst auf den Senkel ...

[Nina]

nabend allerseits.
ich wußte ja noch gar nicht, dass du auch dichtest, michel. daumen hoch!
ich versuchs auch mal wieder.


sonnenbrandgesicht
wohl nicht eingecremt
stand zu lang im licht
das sich jetzt noch grämt

mütze liegt zuhaus
gleich daneben creme
morgen legst du's raus
heißt es dann mitnehm'

jeder sonnenstrahl
macht dich wieder rot
gestern warst du fahl
creme bringts fix ins lot  

 

[davidmuc]

Puh, so kurze Zeilen, wie der flache Atem nach der Sommerpause.
Nun gut, wenn es unter Trash läuft, ist der Einstieg leichter.

zählt und hält sein wort
dem ich hold sein werd?
meine welt, sein hort -
1000 volt sein herd

schwüles brüten, glühn
wasser wird zu schweiß
bunte blüten, grün
hell umschwirrt zu weiß

deine mail ist platt
ahnungslos, verbraucht
alles bloß verraucht
wie die playlist: matt

[menetekel]

Lieber Michel, liebe Nina,
vielen Dank für eure Berichte über ein Leben mit und ohne Mütze.
Über 40 ° empfiehlt sich ggfs. ein leichter Sonnenhut ...

Und David, mein Lieber,
wie schön, dass du aus der Sommerpause in den Sommer zurückgekehrt bist. Ich hatte schon - großflächig eingecremt - eine Vermisstenanzeige schalten wollen.

"Dir, Seele des Weltalls"

Sonnenuntergang,
matter Wolken Zug -
zögerst allzu lang:
Ach, ich hab genug!

Augen glasen schon -
Glut bestimmt das Sein;
und ich fühle Hohn,
schwöre Stein und Bein,

niemals mehr das Lied,
welches Mozart schuf,
laut zu singen. - "Beat",
"Rammstein" sei mein Ruf!

[Michel]

Nicht allein die Mütz
bringt mich langsam um,
ahne in der Hitz
's Krematorium.

Regen tränkt die Luft,
Atem wieder frei.
Urnen in der Gruft
ist das einerlei.

Kühle Luft belebt,
Schlaf scheint trotzdem fern:
Nachbars Bude bebt -
"Rammstein" hört er gern.

[Tula]

stamm-rein

ist das einerlei:
Chaos oder Glück?
Wird der Mops zu Brei,
springt das Reh zurück.

Wird dem Teufel flau,
wenn er Fliegen frisst?
Zielt er ganz genau,
hat er sich verpisst.

Kerbe oder Nut,
wie's im Bauche bläht.
Das Gedicht ist gut,
weil man's nicht versteht.


 
Tula

[menetekel]

Hallo Michel,
bei uns im Haus gebe ich zuweilen selbst die böse Nachbarin.
Dann entwickelt sich ein dreißigminütiger Krieg zwischen deutschem Schlagergut und der Rammsteingruppe. Aba nuar tagsüber!

Köstlich auch der Kurztripp in eine andere Art der Verhaltensforschung mit philosophischem Hintergrund:

[menetekel]

Itzo kommen wir zu einem beliebten Vierzeiler-Verwandten, der, auftaktlos-daktylisch, ans Licht drängt (a b a b)

Eintrübung

Leicht wie ein Vers des Herrn Muc
schiebt sich die Wolke ins Blau.
Schau nicht nach oben und zuck:
Klima und Stimmung sind rau.