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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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20.10.2018 00:28
von davidmuc
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Hallo menetekel,
Was für ein liebenswürdiges und liebenswertes Gedicht!
die sprachlichen & inhaltlichen Kontraste: diesen Stil der Collage habe ich auch in früheren Gedichten von Dir schon bewundert, die ich zurückverfolgte, als ich in dieses Forum trat:
Schreiben Sie mal ein Gedicht mit: "Merino-Lämmern" "Attenhofen" "Hirtenhund" und "Annalen":
Darauf stoße ich mit einer komprimierten Hafenidylle an:
Wir hudigten den Frauen, Nachmittagen,
da lagen wir im Hafen und verschlangen
ein Fischfilet, verschlafen und verhangen
im Blick: - der sah den Tauen nach mit Fragen.
Es wehte Duft, der Schwall Benzin vom Leck
Wir warn die Mitte, ließen unser Neben
daneben sein, genießen unser Leben,
sehn in der Luft der Schwalben Ziehn vom Deck.
Ups, das geällt mir. Das muss ich außerhalb des Trash posten. In diesem Thresad beflügeln mich die Texte=Dichter=Musen.
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 904 Wohnort: die alte Stadt
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20.10.2018 09:28
von Tula
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Hallo menetekel
Du gibst der bukolischen Idylle ein unverhofftes Comeback.
Vielleicht verdient der Hund ebenso eine letzte Chance:
Dann fiel ihm ein, es wäre schön,
die Schafe auch mal nackt zu sehn.
Beim ersten schon - ein Hundsein-Sinn!
Noch blökte es, dann sank es hin ....
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 834 Wohnort: nach wie vor
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20.10.2018 16:13
von poetnick
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Hallo M.
Zitat: | Drum geht er ein in die Annalen;
das Paar, indes, übt nun Verzicht. |
Buchhalterseele von einem Hund,
das sind dann fürderhin platonische Schäferstündchen...
Auch eine Form der Vertreibung aus dem Paradies.
In Tulas Fortsetzung steckt ebenfalls echter Pusztawitz.
Feine gedrehte Geschichte.
P.S David, Dein neu-inspiriertes Werk werde ich später nochmal im 'Separee-Thread' besuchen.
LG - Poetnick
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2452 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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20.10.2018 16:18
von menetekel
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Danke schön, David, Tula und Poetnick.
Da ich ja ein hinreichend verkitschtes Herz habe, reizt mich eine Schäferidylle natürlich ganz besonders. ---
Tula übertreibt es mit der Liebe zum Schaf allerdings ein wenig ...
Empört lachende Grüße
m., die sich auch ins Separee trollt
Eins noch: Wie wäre es, wenn einer von euch einen zusätzlichen Faden mit kleinen, einfachen Schreibaufgaben einrichtete? - Wie schon von David beschrieben: Mache aus "Einführung in die Verslehre", "Jahrbuch Lyrik ", "Totalversagen" (oder so) ein Gedicht. Gereimt oder ungereimt,
Ich wäre Feuer und Flamme.
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2452 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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26.10.2018 07:39
von menetekel
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So, ihr Lieben,
da nun bald die Mammutaufgabe der Wettbewerbs-Kommentare auf uns zukommt, lasst uns vorher noch schnell nach einer leichten Muse rufen und eine Moritat schreiben.
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Moritat und Bänkelsang gehören ins Umfeld der Ballade. Sie beinhalten den Vortrag einer (oft bebilderten) Gräueltat (spektakuläre Morde, eine tödlich endende Liebe) etc. Gern auch von einer Drehorgel begleitet.
Diese Straßenkunst ist im 16. Jahrhundert entstanden und fand dann im 17. große Verbreitung. Ihre Geschichten reichen weit ins 20 Jahrhundert hinein (Mühsam, Brecht, Degenhardt) und erleben in meiner Wohngegend gerade wieder eine Renaissance. Mit allem Schnickschnack. - Ich liebe sie auch.
Bezüglich der formalen Aspekte (Hebungen, Verslänge etc.) gibt es keine genauen Vorgaben.
Moritaten sollten jedoch relativ einfach gestaltet werden, weil es sich nun mal um Volkskunst handelt.
_____________________________________________________________
Folgen eines abscheulichen Ehestreits
User, tretet nah heran,
hört euch die Geschichte an:
Lest, was neulich in Berlin,
in der Hauptstadt, nicht (!) alpin,
lieblich, brodelnd, an der Spree,
auf `ner Dampferfahrt, oje,
spielte ab sich mörderisch
nah dem Bier- und Würstchentisch,
als die Frau nach ihrem Mann
und dem Kleinkind irgendwann,
schrie besessen, wie am Spieß,
Contenance vermissen ließ;
niemand hatte je gehört,
dass ein Weib sich so empört!
Touris standen blass umher,
farblich so wie Camembert,
als die Frau, nun schwer erbost,
ihn traktierte und, enthost,
selbst das Hemd vom Leibe riss
und hernach ins Wasser schmiss.
Röte zierte ihr Gesicht,
was bedeutet Gutes nicht,
weil sie nämlich ganz zuletzt
- alle glotzten schwer entsetzt -
ihren Mann durchs Gatter stieß,
wo sein Mut ihn ganz verließ,
hatte doch erworben nie
Kenntnis von der Schwimmerie!
Darum schrie er seinerseits,
weil das Wasser ihm bereits
aus dem Mund, der Lunge quoll -
Musikanten geigten Moll -
doch es sprang ihm niemand nach,
blätterten im Almanach ...
und sein Weib blieb ungerührt,
bis man es von hinnen führt‘ !
Diese Gräueltat geschah,
weil der Mann nach Möpsen sah,
die umprangten nicht sein Weib,
sondern einen andren Leib.
Hüte dich, o Ehemann,
denke nach, und schaue dann!
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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gold Papiertiger
Beiträge: 4939 Wohnort: unter Wasser
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26.10.2018 08:19
von gold
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menetekel hat Folgendes geschrieben: | So, ihr Lieben,
da nun bald die Mammutaufgabe der Wettbewerbs-Kommentare auf uns zukommt, lasst uns vorher noch schnell nach einer leichten Muse rufen und eine Moritat schreiben.
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Moritat und Bänkelsang gehören ins Umfeld der Ballade. Sie beinhalten den Vortrag einer (oft bebilderten) Gräueltat (spektakuläre Morde, eine tödlich endende Liebe) etc. Gern auch von einer Drehorgel begleitet.
Diese Straßenkunst ist im 16. Jahrhundert entstanden und fand dann im 17. große Verbreitung. Ihre Geschichten reichen weit ins 20 Jahrhundert hinein (Mühsam, Brecht, Degenhardt) und erleben in meiner Wohngegend gerade wieder eine Renaissance. Mit allem Schnickschnack. - Ich liebe sie auch.
Bezüglich der formalen Aspekte (Hebungen, Verslänge etc.) gibt es keine genauen Vorgaben.
Moritaten sollten jedoch relativ einfach gestaltet werden, weil es sich nun mal um Volkskunst handelt.
_____________________________________________________________
Folgen eines abscheulichen Ehestreits
User, tretet nah heran,
hört euch die Geschichte an:
Lest, was neulich in Berlin,
in der Hauptstadt, nicht (!) alpin,
lieblich, brodelnd, an der Spree,
auf `ner Dampferfahrt, oje,
spielte ab sich mörderisch
nah dem Bier- und Würstchentisch,
als die Frau nach ihrem Mann
und dem Kleinkind irgendwann,
schrie besessen, wie am Spieß,
Contenance vermissen ließ;
niemand hatte je gehört,
dass ein Weib sich so empört!
Touris standen blass umher,
farblich so wie Camembert,
als die Frau, nun schwer erbost,
ihn traktierte und, enthost,
selbst das Hemd vom Leibe riss
und hernach ins Wasser schmiss.
Röte zierte ihr Gesicht,
was bedeutet Gutes nicht,
weil sie nämlich ganz zuletzt
- alle glotzten schwer entsetzt -
ihren Mann durchs Gatter stieß,
wo sein Mut ihn ganz verließ,
hatte doch erworben nie
Kenntnis von der Schwimmerie!
Darum schrie er seinerseits,
weil das Wasser ihm bereits
aus dem Mund, der Lunge quoll -
Musikanten geigten Moll -
doch es sprang ihm niemand nach,
blätterten im Almanach ...
und sein Weib blieb ungerührt,
bis man es von hinnen führt‘ !
Diese Gräueltat geschah,
weil der Mann nach Möpsen sah,
die umprangten nicht sein Weib,
sondern einen andren Leib.
Hüte dich, o Ehemann,
denke nach, und schaue dann! |
_________________ es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern
Make Tofu Not War (Goshka Macuga)
Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso) |
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Abari Alla breve
Alter: 43 Beiträge: 1838 Wohnort: ich-jetzt-hier
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26.10.2018 08:39
von Abari
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Klasse, menetekel.
_________________ Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.
LG
Abari |
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 834 Wohnort: nach wie vor
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26.10.2018 17:42
von poetnick
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Hallo M.
das ließe sich durchaus gesungen vorstellen.
Den Blick stets voraus, um nicht aus den Kurven zu geraten.
Eine nüchterne Moral, die uns Freud und Leid abspart.
Eine runde Geschichte, die hier durchs Verhängnis führt...
LG - Poetnick
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2452 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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27.10.2018 16:07
von menetekel
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Hallo Gold und Abari,
vielen Dank für euer Lob. Manchmal sind es ganz alltägliche Dinge, die zur Gewalttat führen.
Hallo Poetnick,
dann dürfte ich allerdings nicht selber singen ...
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Zwischendurch möchte ich daran erinnern, alle eigenen Texte, die ihr hier eingestellt habt, für den Heimbedarf zu kopieren. - Ich selber tippe zu weit über 90 % direkt ins Antwortkästchen und habe deshalb heute alles final gesichert, sofern es amüsant genug war.
Diese Verfahrensweise kann ich nur empfehlen; Texte gehen schneller verloren als man schauen kann ....
Euch allen ein schönes Wochenende
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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27.10.2018 23:52
von davidmuc
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Liebe menetekel!
Mit großer Freude habe ich den Auftrag gelesen,
mit schlagendem Herz Deine grausige Geschicht
- Glückwunsch! - und mich darauf förmlich reingehängt:
Marlenchen war ein leichtes Wesen
und jedem heißer Flirt.
Ihr Herze schmolz, erweicht’ es Lesen,
da wurd ihr Fleiß erhört.
Sie war ganz lichter Dinge zu jeder Bettchenstund:
Mit einem armen Dichterlinge trieb sie’s im Städtchen bunt.
Sie konnte, hübsch und jung, auch reden
als sie sich blank verschrieb,
doch nahm nach Dämmerung auch jeden,
der dann im Schrank verblieb.
Er fluchte “Schaut, ich leide! Zieht ihr die Beene lang!”
Und er ergänzte laut: “ich scheide”, da wurds Marlene bang.
Da stieß sie heimlich seinen Degen
wohl in ihr klares Herz:
"Denn gibst du mir nicht deinen Segen,
der Fund des Haares klärts!"
Er kam vor diesen Richter, der das Verhör gelenkt,
Der hat am End den riesen Dichter für das Malheur gehängt:
Man ahnt bei manchem milden Werke
nicht, dass es Wahn verbirgt.
Es ist treibst du’s mit Wilden, merke:
des Lebens Bahn verwirkt.
Melodie natürlich "Sabinchen war ein Frauenzimmer".
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2452 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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28.10.2018 15:32
von menetekel
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Ja,
"Sabinchen war ein Frauenzimmer, gar fromm und tugendsam ..."
mag ich ebenfalls sehr gern.
Darf ich dir bei dieser Gelegenheit eine Lit.-Empfehlung geben?
Still im Aug' erglänzt die Träne
Lieder die zu Herzen gehen
Versuch aber unbedingt, die gebundene Ausgabe vom Braunschweiger Georg Westermann Verlag (1960) zu bekommen, die ist bezaubernd illustriert.
Ich bin mir 100%ig sicher, dass du großes (!) Gefallen an diesem Kleinod finden wirst.
------------------------------------
Und schau mal in dein Postfach.
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Zurück zu Sabinchen:
Ich finde, du hast den Text amüsant umgesetzt. - Daneben gibt es übrigens noch schnucklige Waidmanns- und Wildererlieder. Eins davon:
Zitat: | Das Rehlein
....
Ich drückte los und sterbend lag es da,
das man zuvor noch munter hüpfen sah.
Ich nahm die Büchse, schlug sie in den Baum
und sprach: Das Leben ist ja nur ein Traum.
Volksgut |
Wenn das nicht einer inneren Logik folgt ...
Dazu ein ganz herrliches Bild.
Ich nehme an, dass du als Musiker weniger Angst vor Kitsch hast als Normalsterbliche.
Die schönsten Arien dieser Welt ("Ach, ich habe sie verloren ...") sind kitschig bis auf's Gerüst.
Ausfallend schön eben.
Liebe Grüße
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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28.10.2018 22:14
von davidmuc
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Hallo menetekel,
besten Dank, auch für dern Tipp: ist schon auf der Bestellliste!
Sehr schön in die wunderbar kitschige Ecke des Bänklsangs passt auch "Herz aus Stein" von Isolation Berlin (leicht googlebar).
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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02.11.2018 00:13
von firstoffertio
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Moritat vom Schriftsteller
Es stellte sich ein Mann das Ziel:
Ich schreibe, ob mit Federkiel
oder mit einem Schreibprogramm,
ist ganz egal, nur ohne Scham
will ich die Worte zimmern,
ob sie nun blau, nun rosa schimmern.
Gedacht, getan, er führt den Plan
ganz ohne Rücksicht aus, fortan
schreibt er von Liebe erst, sein Schreiben
will dabei dann nicht länger bleiben.
Es führt ihn weiter: Fetzen, Scherben
schildert er, und dann Verderben.
Totschlag, Mord, er wird bekannt
als der düsterste im Land.
Tropft aus seinen Werken Blut,
winden seine Plots in Schutt
und Asche sich, er kann's nicht lassen,
Greueltaten zu verfassen.
“Ekelhaft”, schreibt über ihn
mancher Kritiker. Er nimmt es hin.
Zerstückelt ihn im nächsten Werk
mit Messern, Gabeln, wohl bemerkt.
Die Leser gruselt's wonnevoll:
Das Buch von dem war wirklich toll!
Doch schließlich trifft ihn das Schicksal heftig.
Mit der nächsten Geschichte beschäftigt,
sitzt er am Schreibtisch, beschreibt den Mord
eines Schriftstellers an anderem Ort.
Als einer, der fand: alles Lug und Trug,
ihn mit seinem Werk erschlug.
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2452 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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03.11.2018 09:44
von menetekel
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Danke für deinen erbaulichen Beitrag, First.
Ich möchte gern noch eine ähnlich schauerlich gelagerte Mordsache verlinken (Eugen Roth):
http://www.buchdesign-kiessling.info/dieter/gedichte/roth/ro-04.htm
Liebe Grüße
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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03.11.2018 22:23
von firstoffertio
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Das ist lustig, ja.
Danke für den Link.
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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05.11.2018 23:34
von davidmuc
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Feine Sache, first!
Hier die schauerliche Moritat über:
Die Angst des Tormanns beim Elfmeter - frei nach Handke.
Zur Baustelle kam Josef Bloch, und dass
man ihn am selben Tag entlassen musst,
das ahnte er so sehr, ja doch, und blass -
der Ärmste war doch einst der Massen Lust:
Als junger Tormann, das ist lange her...
- da steht, wie ist die Zeit verflogen, Wien.
Die Spielfeldseite längst am Hange leer,
wenn beim Elfmeter alle Wogen fliehn:
Dies alles zieht vorbei an Bloch und ruht.
Im Kino fand er in den Massen Käthchen,
nein, Gerda - als er Liebe roch und Blut.
Da meuchelt er das arme Kassenmädchen.
Verfolgt spürt er den Sog des festen Balls,
weil dessen Schützen die Bewegung reicht:
des Torwarts Geste, die ihn stumm verrät.
Der Ball fliegt in die Hände, bestenfalls,
wenn man im Stehn mit keiner Regung weicht,
selbst wenn kein Tormann das Warum versteht.
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 904 Wohnort: die alte Stadt
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06.11.2018 01:49
von Tula
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Schneewitzchen
(oder: wie unsere Zwergen-Firma doch noch dem Tod entrann)
Leser aus dem ganzen Lande,
kommet und vernehmt die Schande
von der Hexe, die wir nährten,
sieben brave Spießgefährten,
wir, die lieb und unbescholten
eine Praktikantin wollten,
die nicht nur als Arbeitsbiene,
sondern auch dem Image diene.
Selbst in Zwergen-Firmen peppt
so 'was als Erfolgsrezept.
Nach fünfhundert Werbebriefen,
die wir flüchtig überliefen,
fand sich endlich ein Gesicht,
das von Qualitäten spricht!
Was uns obendrein noch bannte,
war ihr Name, denn sie nannte
sich Schneewitzchen - uns war klar,
dass sie gut und edel war!
Schon am ersten Tage zeigte
sich, dass sie zum Leiten neigte.
Nicht so barsch, wie's Männer tun;
nein! mit roten Stöckelschuhn,
Mini-Röckchen, Unschuldslächeln …
ließen uns wie Hunde hecheln.
Nach drei Tagen – Resümee:
brachten WIR ihr den Kaffee.
Was uns leider doch entging
war, dass sie am Gelde hing.
Mit viel Kniffen, die von Klasse,
lehrte sie die Firmenkasse,
und uns blieb von ihrem Glück
nur ein Apfelstück zurück.
Weil der Markt uns dennoch traute
und auf dumme Zwerge baute,
hat man uns dann über Nacht
an die Firma Grimm vermacht.
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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gold Papiertiger
Beiträge: 4939 Wohnort: unter Wasser
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06.11.2018 08:10
von gold
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Tula hat Folgendes geschrieben: | Schneewitzchen
(oder: wie unsere Zwergen-Firma doch noch dem Tod entrann)
Leser aus dem ganzen Lande,
kommet und vernehmt die Schande
von der Hexe, die wir nährten,
sieben brave Spießgefährten,
wir, die lieb und unbescholten
eine Praktikantin wollten,
die nicht nur als Arbeitsbiene,
sondern auch dem Image diene.
Selbst in Zwergen-Firmen peppt
so 'was als Erfolgsrezept.
Nach fünfhundert Werbebriefen,
die wir flüchtig überliefen,
fand sich endlich ein Gesicht,
das von Qualitäten spricht!
Was uns obendrein noch bannte,
war ihr Name, denn sie nannte
sich Schneewitzchen - uns war klar,
dass sie gut und edel war!
Schon am ersten Tage zeigte
sich, dass sie zum Leiten neigte.
Nicht so barsch, wie's Männer tun;
nein! mit roten Stöckelschuhn,
Mini-Röckchen, Unschuldslächeln …
ließen uns wie Hunde hecheln.
Nach drei Tagen – Resümee:
brachten WIR ihr den Kaffee.
Was uns leider doch entging
war, dass sie am Gelde hing.
Mit viel Kniffen, die von Klasse,
lehrte sie die Firmenkasse, leerte
und uns blieb von ihrem Glück
nur ein Apfelstück zurück.
Weil der Markt uns dennoch traute
und auf dumme Zwerge baute,
hat man uns dann über Nacht
an die Firma Grimm vermacht. |
LG gold
_________________ es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern
Make Tofu Not War (Goshka Macuga)
Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2452 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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06.11.2018 09:13
von menetekel
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Hallo David,
ein durch & durch lebenserfahrenes Werk mit buddhistischem Einschlag:
Zitat: | Der Ball fliegt in die Hände, bestenfalls,
wenn man im Stehn mit keiner Regung weicht,
selbst wenn kein Tormann das Warum versteht.
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Das gilt bestimmt für viele Bereiche ...
Und hallo Tula,
dein umkehrendes Schneewittchendrama treibt mir die Lachtränen ins Gesicht:
Zitat: | Schon am ersten Tage zeigte
sich, dass sie zum Leiten neigte.
Nicht so barsch, wie's Männer tun;
nein! mit roten Stöckelschuhn,
Mini-Röckchen, Unschuldslächeln …
ließen uns wie Hunde hecheln.
Nach drei Tagen – Resümee:
brachten WIR ihr den Kaffee.
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So sind se!
Fühle mich jetzt angefixt und werde mir wohl selber noch eine Moritat aus den Rippen leiern. Die Dinger sind einfach zuuu schön!
Liebe Grüße in alle Richtungen, besonders zu unserer treuen Leserin Gold
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Kiara Reißwolf
Alter: 44 Beiträge: 1404 Wohnort: bayerisch-Schwaben
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06.11.2018 11:27
von Kiara
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Das Grimmsche Schneewitchen von Tula gefällt mir auch - lesenswert!Danke
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2452 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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06.11.2018 17:13
von menetekel
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Grüß dich Klara,
"Groupies" sind hier immer willkommen!
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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06.11.2018 21:10
von firstoffertio
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Tula, dein Schneewitzchen ist wirklich lustig.
David, deine Version der Geschichte: nicht schlecht.
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