Kinderreime bis zum Abwinken

[davidmuc]

“Weißt Du, wie man Software hackt?”
“Das heißt, irgendwann zu merken,
wenn es unverhofft wär. - Sekt?”
“Was treibt einen Mann zu Werken,

Datengräbern, trist verpackt?”
“Ähnlich dunkel und verschroben,
schreibt der Utopist: vertrackt
alle Silben rund verschoben.”

[Zinna]

Liebe menetekel, (und ihr anderen Heiterlinge)

mit Vergnügen schaue ich immer wieder hier herein.

An dieser Stelle hatte ich Mühe:

[Tula]

noch ein Corona-Gedicht
Keine Langeweile

vor dem Fenster lockt die Welt
und man darf zu Hause bleiben.
Wer sich einen Rechner hält,
wird nun Liebesbriefe schreiben.

Freunde aus der Schulzeit sucht
jener, dem ein Glück verflossen.
Doch ihr Foto zeigt (verflucht!)
Falten statt der Sommersprossen.

Also lieber das Portal,
wo sie stets Bikini tragen.
Im Profil (bestimmt oval)
lächelst DU nur bis zum Kragen.

Heidi, Mona, Edelgard
lieben dich bei jeder Spende.
Sinnlich auch die Visa-Card:
Du bist mein - am Monatsende!


LG
Tula

[davidmuc]

Mai

 

Wenn das grüne Licht, der Duft
nun zum Fest des Monats dampfen,
holt sogar der Dichter Luft.

Wozu drinnen Donuts mampfen:
Licht, das uns solar umkreist,
steigt aus den noch feuchten Linden.

Wenn er es dann klar umreißt,
kann er kaum ein Leuchten finden:
Wenn der Mai zumeist erschien,

hat es oft gesund geregnet:
so hat dieser Scheißtermin
unser Erdenrund gesegnet.

[poetnick]

Jemand sprach, es wurde Licht;
leider fehlt es mir an Lumen
und so grab ich Schicht um Schicht
weiter, finde meistens Krumen;

etwas das den Mann kaum nährt
und hier dämmerts schlimmer -
bin der letzte wo erfährt,
Mensch es liegt gar nicht am Dimmer!

[davidmuc]

Einmal steht die Schraube still.
Nur die Spatzen schaun von Zweigen,
twittern aus dem Staube schrill.
Mich umgibt ein Zaun von Schweigen.

Durch ihn zwinkert froh der Mai,
frisch geputzt und moderfrei.

[menetekel]

Viele Schrauben drehen stiller,
wenn Corona lasziv lacht;
nur dein Atmen klingt jetzt schriller -
ungeölt, verhundertfacht.

Selbst der Mai wirkt mehr verhalten,
und ein kleiner Spatz verstummt;
grämlich sitzen all die Alten,
denen man den Mund vermummt.

Doch der Pfau schlägt seine Räder
wie er es noch stets getan -
tief im Innern fragt sich jeder:
Spukt hier Radio Eriwan?

[davidmuc]

Wohin wohl mein Rad mich führt?
Die vertraut-verstaubte Runde:
Homeoffice ist fad, mich rührt
draußen die geraubte Stunde.

Du im Park, du bliebst mir gut,  
und kein Zaun umkreist die Wiese
du wirst Fleisch und gibst mir Blut,
unser Glück, beweist die Krise,

kann so schön sein, hält dich wer:
denn die Krise kann mich mal.
Bleibst du auch geschwächt mir mild,

nimmt auch alle Welt dich her:
so umkreist kein Mann mich, Karl,
Dass so mein Gemächt mir schwillt.

[menetekel]

Danke schön, ihr Lieben all, und danke, Zinna, für deine unvermummte Lobpreisung.

Jetzt kommen wir zu viergezeilten, daktylischen Vierhebern mit wechselnden Kadenzen. - Schiller, Keller, Liliencron und George (Das Buch der hängenden Gärten) haben sich gern dieser Form bedient. a b a b.

Haltet den Mundschutz, den Fäustling, das Handgel
vor dem Discounter als Vorschub  bereit;
pfeift auf die Dosen, die Brezen, das Sandmehl,
falls die Security fesch ist und - breit.

*hüstel

Die sind echt arm dran. Müssen 8 bis 11 Stunden rumstehen, quasi bewegungslos und ohne Sitzgelegenheit ...

[davidmuc]

Lass uns jetzt gehen. Wir wissen, die Karten,
werden uns, wenn ich sie lege, verwirrn:
Kurz ist der Weg zu den Kissen, die warten,
bis sich im Schlaf unsre Wege verliern.

Dort ist am Ufer der Rand schon gebrochen.
Hier bist du sicher und hier reist du weich.
Draußen hat mancher der Brand schon gerochen,
hier sind wir - ist es ein Traum? - weißt du, reich.

[Michel]

Wie Du es schaffst, nicht nur Schüttelreime, sondern zweite Ebenen unterzubringen, nötigt mir wieder und wieder extremen Respekt ab!

Hier der Romanschreiber, der stets beflissen
Absatz an Absatz an Absatz gefügt.
Dort der Verschüttler, dem zwischen den Kissen
Reimen mit wenigen Zeilen genügt.

Hier der Verschwafler, dem nächtens der Angstschweiß
steht auf der Stirn, wenn der Text sich nicht dehnt.
Dort der Vertauscher, der tatsächlich längst weiß,
wie man die Lettern verkehrtherum lehnt.

Neidvoll betrachte ich Schüttelreimzeilen,
weiß nicht, welch Karten ich auslegen soll.
Lieber beim Vorposter lesen und weilen.
Gruß an den Schütteler - hochachtungsvoll!

[davidmuc]

Das geht natürlich runter wie ein Martini:  gerührt, ... ... ...
 
Tausend Dank, Michel. Das freut im etwas trüben Dahinvegetieren...
- Und Danke auch der der strahlenden Inspiratorin der anregenden Runde für die frisch moderierenden Texte. Den George werde ich mir im Anschluss noch reinziehen, habe eine Schwäche für den Spinner.



Viele im Lande bereuen die Flaute,
mir ist die Welt so versifft längst vertraut,
Anderes wichtig: mich freuen die Laute,
wie man sie findet und trifft - auch versaut.

Denn das Gehirn folgt der List meiner Triebe,
ist auch die Luft hier im Tal so vermieft,
freue ich mich, wird es trist, meiner Liebe
und bin im Himmel nochmal so vertieft.

[Tula]

Neid Los!

Stolz bin ich auf die Triumphe, die machen
mich so verwirklicht und innerlich reich.
Neid auf den Nachbarn? – Da kann ich nur lachen.
Nichts ist er, wenn er auch prasst wie ein Scheich.

Stolz bin ich ebenso auf die Diplome.
Ich  bin ein Fachmann, die Kapazität.
Neid auf den Chef? – Nein, der hat schon Symptome
leichter Verkalkung. Wird Zeit, dass er geht.

Stolz wär‘ ich gern auf den alten versackten
Leib der mir bleibt, da behebt mir kein Charme:
Neid auf den Trottel, den Muskelbepackten,  
den mit der wonnigen Schönen im Arm.


 
Tula

[menetekel]

Hallo, ihr Lieben,

ich war ein paar Tage mit mietrechtlichen Problemen beschäftigt.
Die verursachten viel Arbeit und wenig Lustgefühle; meine Muser sind sich deshalb woanders sonnen gegangen. -
Auf Weiber ist in dieser Hinsicht einfach mehr Verlass - wie sich euren Beiträgen leicht entnehmen lässt.

Toppteile!
Nachbarschaftstechnische Schwierigkeiten treffen zudem den derzeitigen Sargnagel auf den Kopf! *seufz. Entschuldigt also mein Aussetzen.

Doch unverdrossen naht sich ein weiterer Vierzeiler mit einer deutlich spürbaren Zweiteilung. a a b b.
Auf das erste auftaktlose vierhebige Reimpaar weiblicher Prägung folgt ein männlich endendes Verspaar: Aufgesang und Abgesang (Satz, Gegensatz; Erwartung, Aufschluss).

[Michel]

Kam ein Mann her, lasst euch sagen,
hat mir auf die Zwölf geschlagen.
Beule wuchs mir, hoch und breit -
Danach war echt Schlafenszeit.

[menetekel]

Würde M. sein Mützchen tragen,
gäbe der sich nicht geschlagen!
Leider ist das ja perdu -
dient 'nem Elfchen als Tutu.

 

[Zinna]

Kommt ein andrer Mann, ein stummer,
schickt dich sandend in den Schlummer,
ohne Keule, denn er ist,
wohlbekannt - ein Pazifist.

[Michel]

Kommt ein Sandmann angeflogen,
hat den Sandsack schon gezogen.
Schüttet völlig ungeniert -
Beule gibt’s jetzt auch paniert.

[davidmuc]

Ein freudiger Gruß an die Runde, schön Euch zu lesen...

Der Bezug ist etwas nach oben verschwunden--- MIetstreit, dass kenne ich leider zur Genüge aus meiner letzten ...Bleibe? - bis zur Entmietung, zur Umwandlung in eine Eigentumswohnung, versteht sich.  

Ton, Steine, Schergen

Stoppt den Brand, den miet-entfachten,
Lasst uns den Profit entmachten.
Häuser stehn zur Miete leer:
Nur für die Elite mehr.

[davidmuc]

Welcher Dichter scheute Laute
der, wie ich, auf Leute schaute,
Leute, wie Forellen stumm,
stehn an allen Stellen rum.

Leute, die mir nahgekommen,
mich zum Edeka genommen,
wo man mich umschleicht, umringt,
mich, bis es mir reicht, umschlingt.

Wenns ichs Dichten lasse heute,
ist der Grund: ich hasse Leute.

[menetekel]

David, Brüderlein,
du sprichst mir aus der geschundenen Seele.

Der Sandmann meldet sich derzeit eher selten und selbst der Appetit auf "panierte Beule" (köstlich!) hat sich ins Vegane verschoben.

Manchmal kommt es mir bei uns wie in einer riesigen, glückichen Wohngemeinschaft vor - einem Eden der Überlebenslacher ... wenigstens etwas.

[menetekel]

Läuft im Fernsehn abends "Heute",
sehe ich oft tote Leute:
Mir wird ziemlich blümerant -
bin nicht wirklich tolerant.

Kurz vor sechs, in "Leute heute",
bin ich schon des Hinschieds Beute;
Coronöses liegt im Sarg,
mittendrin im Freizeitpark!

Sehne mich nach dem Normalen,
Glücksmomenten, gern in Zahlen;
Michels Mütze käme gut
oder auch ein alter Hut.