Kinderreime bis zum Abwinken

[davidmuc]

O Deutschland einig Hamster-schland
Ein Trost, der Bio-Lachs ist fair
Und nach der Schlacht des Schlamms  Der Hand
Gefühl: das Fax ist leer?

Es blinkt am Display TONER rot,
verstaubt im kalten Fax der Deal:
die Angst vor dem Coronatod,
oh Fuck, der DAX, der fiel!

[menetekel]

Die andere Seite

Beim Dax gibts keinen Leinenzwang,
er taumelt losgelöst umher;
der freut sich über jeden Gang
viel lauter als bisher.

Er hatte nicht nur einen Herrn
und diente mancher schlauen Frau,
der nahm sein Futter meistens gern
bemerkte höchstens "Wow!"

Und nun?

Er gräbt der tiefen Löcher viel,
genießt den schnöden Aktiensturz
und fühlt sich endlich mal agil -
bis hin zum frohen Furz!

[Tula]

Was jammern alle um den Dachs?
Es hat's doch gut, das Mardertier.
Wenn es mal muss, reicht ihm ein 'Klacks',
doch ich brauch Klopapier!


Durchhalten, man muss sich ohnehin nicht mehr die Hand geben

[Nina]

im supermarkt wo ich vorhin war, gab es auch kein klopapier mehr. *lach*
haben jetzt alle diarrhoe? *g*


-

im umgang hat sich was getan
es wuselt alle straßen lang
man fasst nur noch das mittel* an
vor allem andern ist man bang.

der mensch wird nun mehr menschenfeind
der nun umschwirrt ist vom virus
no umarmen, kein open mind
auch mit dem küssen ist jetzt schluss.

am schlimmsten ja ist doch der dax
da er extrem beim fallen ist
die börse kriegt nen riesenknacks
weil nun nichts mehr zu retten ist

es fällt es stürzt es kracht herab
was viele jahre heilig galt
corona schneidet alles ab
und macht vor keinen ländern halt

-
*desinfektionsmittel

besser gings nicht *g*

[davidmuc]

Auch ich muss aus aktuellem Anlass die Vorgabe etwas abändern: eher als VoKuhila.

Hamsterchanson

in den Markt am stillen Rhein
deutsches Volk in Rudeln schneit
nur noch ein Marillenstein
wo’s nach Nudeln schreit

Refrain:
Wenn die Welt wie heute läuft
grins ich, ihr verzeihnd,
die noch einmal Leute häuft,
ihr zu Zier vereint.

Ja, die Deutschen prassen leise
Eins in leerer Stände Reigen
Doch die Tänzer lassen Preise
ins Horrende steigen

Ach, ich muss mit Worten, Händen
mich gegen das Horten wenden

[menetekel]

In Zeiten der Kontaktsperre können wir unsere Auflagen gern ein wenig lockern!
Diese Freiheit dürfen wir uns ohne
jedwede Einbuße von Verantwortungsgefühl nehmen.
Schlimm genug, dass wir uns in Zeiten wie diesen gleichsam um Humor "bemühen" müssen   ...

Deshalb ganz besonderen Dank für all eure Beiträge.
Ich mach jetzt einfach mal weiter im Programm.

Wir kommen nun zu einer ganz regelmäßigen, festen Form - was David vermutlich besonders zupass kommen wird: Zwei männlich endende vierhebige Reimpaare wechseln sich ab. a a b b.

Im Fitnesscenter

Bange bin ich, find nicht Ruh,
schließe meine Wohnung zu.
Draußen laufen soll ich nicht -
bleibt der Flur im Neonlicht.

Herznahe Grüße
m.

[Kiara]

Backen will ich, brauche Mehl,
doch der Einkauf der schlug fehl.
Muss ich eben, ohne Kuchen,
das Gesundbleiben versuchen.

[Michel]

Kuchen will ich, brauche Mehl,
Safran macht den Kuchen gel.
Mehl ist aus? Dann nehm ich nur
Safran.
Noch was?
Zellstoff pur!

[poetnick]

Bin im Ausgang so allein
schaue durch dein Fenster rein.
Lässt du doch die Jalousie
sausen wie ne Pandemie.

[Michel]

Gehe ganz alleine aus,
sehe: Da schaut einer raus!
Husten tu' ich, ganz gemein,
Krönchen in die Lüftung rein ...

Au Backe.

[Nina]

-

draußen ist jetzt sperrgebiet
schau, dass dich da keiner sieht!
halt' die maske vor den mund,
rauchen ist eh ungesund.

-

[Zinna]

Tagespresse

Supermarktregale: leer.
Nudeln, Reis und auch das sehr
importante Klopapier -
weggebeamt in Hamstergier.

Unterm Druck von einem Keim
throne ich im Spa daheim
leidend, so als Warenknecht,
knüll ein Zeitungsblatt zurecht.

[davidmuc]

Jeder Platz ist heute leer,
kommen kaum noch Leute her
und die Nachbarn schaun gezielt:
wer hat übern Zaun geschielt?

Und ich simple elend fach,
was nun alles fehlend, ach!
Klopapier und Mehl und Salz.
Hopfen, Herz & Seel & Malz.

[Nina]

[Tula]

Mittel-Alter-liche Romanze

Leergefegt - das weite Land -
nahm der Feind mit Überhand.
Und so zieht das Eheglück
sich auf stille Burg zurück.

Alles läuft am ersten Tag
wie am Schnürchen, und ein Schlag
(sachte!) auf den Schwabbel-Po
lassen beide sorglos froh.

Zweiter Tag: man teilt ein:
jeder hält ein Zimmer rein.
Leider ist er ungeübt,
was die Laune etwas trübt.

Auch die Kinder müssen ran,
Ordnung geht ja jeden an.
Dass auch hier die Praxis fehlt,
wird mit Schreien nicht verhehlt.

Schon am dritten wird es klar,
dass nicht alles wirklich war
wie es schien: er ist banal.
Sie: ein Schmerz im Mastkanal.

Die Erkenntnis: Geist und Leib
brauchen einen Zeitvertreib.
Fußball spielt er auf dem Flur.
Sie setzt auf die Yoga-Kur.

Doch selbst damit hat das Volk
auf der Burg nicht lang' Erfolg.
Ist das Land dann wieder frei,
trennt man sich: der Krieg – vorbei!


Nicht entmutigen lassen: es gibt wenigstens drei bewährte Gegenmittel:  Spaziergang (allein), Alkohol (in Maßen) und dumme Gedichte schreiben

LG
Tula

[menetekel]

Ach ja.
Und hoffentlich behalten die Optimisten Recht, so dass Prousts "Tage des Lesens" noch lange im dafür vorgesehenen Einband bleiben dürfen ...

Liebe Grüße
und vielen Dank für die durchweg tragikomischen Beiträge.
Noch schnell eins druff:

Im Angebot
Trinken will ich, brauche Bier,
ReWe-Märkte deuten mir
Markenpils aus Mexiko:
ein "Corona"-Sixpack - oh!

(Stimmt wirklich)

[menetekel]

Jetzt kommt noch was andres Hübsches:  auftaktlose daktylische Vierheber, die männlich enden. a a b b

Hamsterfahrt

Vierlagig, schmeichelnde Haptik, das war
früher normal und noch keineswegs rar;
heute wirds dir aus dem Wagen geraubt -
bargeldlos-dreist, was zu Hause verstaubt.

[Tula]

Wusstest du schon?


Jemand bewies jetzt: im Forschungs-Labor
nahm sich ein Irrer die Ausrottung vor.
Greta persönlich hat mitfinanziert,
weil uns die Krise die Umwelt saniert.

Lidl und Aldi und Plus im Verbund
stoßen sich herzlich am Hamstern gesund.
Pfizer und Bayer, wer hätt‘ es geahnt,
haben den Virus seit langem geplant.

Bleibt noch die Lobby von .mobi und .com,
täglicher Nonsens im Netz macht sie fromm.
Selbst Bauer Mecke macht mit im Komplott:
jahrelang haltbar sein Kürbis-Kompott!

Schließlich die Frage: wohin führt das Spiel?
Alles hat sicher ein orphisches Ziel.
Däniken kichert, nur er weiß es schon:
erste Etappe der Fremd-Invasion!



Durchhalten  

LG
Tula

[davidmuc]

Ausgang offen


Nachts dauernd geil und bei Tag so verpeilt,
laufen  die Leute im Park - so verteilt,
Zeigt sich ein Lächeln, ein Mund ohne Schutz,
strahlt es geläuterter und ohne Schmutz.

Stumme Passanten in magischer Tracht:
Starre ergreift uns mit tragischer Macht.
Wer sich sonst häufig begegnet und reist,
steht - weil es Hirn endlich regnet und Geist.

[menetekel]

Lieber Tula,

Dänikens Kichern erschließt sich mir sofort.
Die von ihm seinerzeit gesichteten riesigen Landebahnen lassen noch   
allerhand vermuten ...

Lieber David,
Kann gut sein, dass die Invasoren geil sind. Nur worauf?
Die Weltherrschaft eines Virus noch unbekannter Herkunft, könnte evtl. die Aera der Winzigen einleiten. Die Natur erholt sich und wir gelten als

trial and error.

[Michel]

Hach, ich lese hier immer wieder gern mit. @tula: Großartig.

Beinahe menschlich

Wieder ist Jagdzeit. Wir treiben dahin:
Straßen und Gassen und Kneipen. Darin
drängelt und stößt man sich. Langsam wird's spät.
Wolln doch mal sehen, ob heut noch was geht.

Wummernde Bässe und peitschendes Licht.
Strobogewitter. Die Tanzfläche dicht.
Bäumende Leiber in peitschendem Sog.
Schwitzende Kellnerin. Schrei-Dialog.

Da, die Brünette! Die greife ich mir.
Warten und Lauern und wachsende Gier.
Schneller als möglich schien. Bin an ihr dran!
Unbemerkt ziehe ich sie in den Bann.

Feuchte und Wärme und lockender Kuss.
Drängen und Stechen. Erlösung. Erguss.
Morgen probiere ich Neues: Ein Mann!
Morgen schon hustet sie und steckt ihn an.

[davidmuc]

Rund um die Welt tobt ein wütender Brand -
Soll ich darüber noch brüten? Der Wand,
scheint es egal, was uns außen bedrängt,
wen sie von innen und draußen beengt:

da, wo sich  Herz noch gesellt und Verstand
ist, was man braucht, schon bestellt und versandt.
Nur, wo die Welt sich in Schatten versenkt,
da wird das Brot an die Satten verschenkt.