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davidmuc
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 711
Wohnort: München


Beitrag29.03.2019 01:24

von davidmuc
Antworten mit Zitat

Strohfeuer III

Feldmann sieht im Januar die Kleine
ja da weiß er gleich: na klar, die eine!
Und er hofft im Februar, sie wär
auch interessiert. Das war sie, er

grübelt gleich, was gibt der März noch her,
und schon plagte ihn sein Herz noch mehr.
Kaum erst blüht des Frühlings stiller Prunk,
da befürchtet im April er Stunk.

Feldmann spürt den Frust, im Mai er frisst:
Einsamkeit ist auch nicht freier, Mist!
Doch da kommt ihm: die triffst du nie jünger:
Feldmann macht aus Stunk im Juni Dünger.

Liebeslyrik, ganz okay, der Juli
bloß danach versagt ihm jäh der Kuli.
Feldmann packt bald im August Verlangen,
nur der Kleinen ist die Lust vergangen.

Neues will er ab September wagen,
oder bis zu den Novembertagen
seine Pläne und den Trost vertagen,
vorher könne er ein Toast vertragen.



[ natürlich alles  eine Hommage an Ror Wolf ]
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag29.03.2019 09:38

von menetekel
Antworten mit Zitat

Liebe Gold, lieber Poetnick,

erstmal vielen Dank für  die Pinsellobpreisungen. Embarassed ---

Lieber Tula,
"ohne Moos nix los" gilt leider nicht nur für die Künste. - Ohne Kohle auch nichts.
Zuweilen lässt sich durchaus ein Strohfeuer erzeugen -
aber wie steht es dabei um die neudeutsche "Nachhaltigkeit?"
Eben. Eine Gleichung mit mehreren Unbekannten ...
Und ohne Satz? Kein Platz in der Nationalbibliothek!

Ein Dilemma, das auch in Davids Strohfeuer II seine Würdigung findet. Es komm sogar noch schlimmer!
Nachdem der Romananfang nun endlich getippt ist, wird der von einem Kormoran gefressen. Eine nicht zu überbietende Gemeinheit des Schicksals!
Oder doch?
Ja, wenn die Liebe nicht nur den Bach, sondern auch in Feldfurchen niedergeht, ist der Siedepunkt erreicht.
Aber gut, dass wieder Neues daraus erwächst.

Alles ausgesprochen witzige und feinsinnige Gedichte. Very Happy love

Euch allen vielen Dank und liebe Grüße
m.


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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag30.03.2019 18:24
Wenn Greta grübelt
von menetekel
Antworten mit Zitat

Steht ein Trampel auf dem Mist,
bleibt das Klima wie es ist;

kräht der Hahn von früh bis spät,
bastelt er an dem Couplet,

das er gern mit Trampie singt,
dem sogleich ein Höcker swingt,

doch sein andres Attribut,
fällt vom Trampel in die Glut.

Ja, man kann in dieser Welt,
Heißzeit sehen bis es schellt!


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Tula
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 905
Wohnort: die alte Stadt


Beitrag30.03.2019 21:37

von Tula
Antworten mit Zitat

Hallo menetekel
Wenn's um wirklich ernste Dinge geht, ist guter Humor besonders wertvoll, so wie dieses. Was sich da jetzt alles auf dem Misthaufen versammelt, ist auf beeindruckende Weise furchterregend. Der neueste Zulauf tanzt kamm-schwingend Samba, das ärgert mich ganz besonders. Ein so freundliches Volk wählt solch einen Vollidioten ...

LG
Tula


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(Dichter und Leser)
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag31.03.2019 09:27

von menetekel
Antworten mit Zitat

Und vielleicht wird er uns noch viel länger erhalten bleiben ...
Aus meiner (pessimistischen) Sicht lässt sich ein Wahlausgang nicht mehr voraussehen.
Es gibt inzwischen allzu viele Mittel der Manipulation.

Liebe Grüße
m.


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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag31.03.2019 10:07

von menetekel
Antworten mit Zitat

So, ihr Lieben,
jetzt wenden wir uns den trochäischen Fünfhebern zu.
Die Endungen (weiblich oder männlich) bleiben euch überlassen.
Auch eine Kombination ist möglich.

Schöne neue Welt

Schau, wie eklig brodelt es im Sumpf,
tauchst du ein, ganz ohne deinen Strumpf

in das Braun - mit  linkem Vorderfuß,
gleichsam als ein Widerständlergruß.

Nutzen wirds, wie immer, nicht sehr viel. -
Einfach weitergehen ist ein Deal,

der als "ja" gewertet werden wird,
wenn die erste Scheibe wieder klirrt.


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Tula
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 905
Wohnort: die alte Stadt


Beitrag06.04.2019 23:53

von Tula
Antworten mit Zitat

Hallo menetekel

ja, ein ernstes Thema, bei dem man gar nicht weiß, wie heiter man es eigentlich angehen darf. Hier der Versuch einer Fortsetzung


traurig ist's

wenn die erste Scheibe plötzlich klirrt,
mach' dir keine Sorgen, alles wird

kurzerhand schnell wieder weggefegt.
Klirrt die zweite? Ruhe, das belegt

weiter nichts als nur ein Randproblem.
Wird's dir bei der dritten unbequem,

halte dennoch ein, du willst doch nicht,
dass ein Rüpel dir die Nase bricht.

Bei der zehnten stellst du vielleicht fest,
dass es deine war. Wobei, du lässt

diesen Fall wohl besser seinen Lauf.
Sicher hört der Spaß von selber auf.


LG
Tula


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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5012
Wohnort: Berlin


Beitrag07.04.2019 00:26

von Nina
Antworten mit Zitat

hallöchen zusammen, ein gruß in die runde,

ich würde ja gern auch mal wieder hier mitdichten, doch bei den
"trochäischen fünfhebern" muss ich derzeit noch passen. vielleicht
bis bald,

liebe grüße
nina
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag07.04.2019 08:59

von menetekel
Antworten mit Zitat

Lieber Tula,
dir ist eine spannende und leider allzu wahre Fortsetzung gelungen. -
Ich selber kann mit der jetzigen politischen Entwicklung (Rechtsruck) nur sehr schlecht bis gar nicht umgehen. Einer Entwicklung, die selbst in den Literaturforen zu beobachten ist. - Den Göttern sei's gedankt, dass dsfo zu diesem Thema klar Stellung bezieht.

Liebe Nina,
du kannst natürlich gern jambische Fünfheber schreiben, wenn dir die leichter fallen ... das ist keine Frage.  Oder aber auf die nächste "Lektion" warten, der wir uns stellen werden. - Schön, dass du noch und wieder an Bord bist.

Herzliche Grüße love love
m.


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Fridolin
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 85
Beiträge: 304
Wohnort: Fellbach


Beitrag08.04.2019 16:42

von Fridolin
Antworten mit Zitat

Liebe Menetekel,

schaue grad vorbei, schade, dass keine 6-hebigen Trochäen möglich sind, hätte da doppelt geschüttelte 'trochäische Alexandriner' zu bieten.

LG Friedhelm
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poetnick
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 835
Wohnort: nach wie vor


Beitrag08.04.2019 22:55

von poetnick
Antworten mit Zitat

Habe Tulas Scherben nochmal aufgegriffen. Komisch nur bruchstückhaft.


Kratzen im Hals

Und dem Klirren volkt das Kehren, neue
Besen wollen's eisern richten. Scheue

warten hinter Hecken ab, noch ganz klamm-
heimlich; doch allmählich stehn sie stramm:

prall erregiert zur Potenz der Menge,
treibt man endlich zwischen Sang und Senge.

Lachen, frag ich: hältst Du Dich versteckt?
Tief im Halse kratzt es (ab), verreckt.


_________________
Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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davidmuc
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 711
Wohnort: München


Beitrag10.04.2019 01:25
Wir sind man darf ja nix sagen.
von davidmuc
Antworten mit Zitat

Wir sind man darf ja nix sagen.

Wollt ihr, wie die Freiheit schmecke, wissen?

Alle Ideale weggeschmissen
Alle Kommentare weggestrichen
Alle stumm, die von der Strecke wichen
Alle, die sich dazu frei entschließen,
Dass Migrantenströme schreiend fließen,
grauen Herren aus den Geldrevieren
gönnen, dass nur sie die Welt regieren,
Himmelaugenblau dem Volke wählen,
Jenen, die sich nach solch  Dingen sehnen:
Denen soll ich wirklich singen? Denen
Wird am  Ende selbst die Wolke fehlen.
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag11.04.2019 06:58

von menetekel
Antworten mit Zitat

Lieber Fridolin,
gleich kann dein Einsatz erfolgen, denn ich stelle in Kürze die Sechsheber vor und freue mich schon auf deinen Beitrag.

Lieber Poetnick,
bei deinem Gedicht bleibt einem tatsächlich das Lachen im Halse stecken; aber die Zeiten sind nun mal so *seufz). Die metrisch nicht ganz einwandfreien Verse

Zitat:
prall erregiert zur Potenz der Menge,
treibt man endlich zwischen Sang und Senge.


gefallen mir am besten. Besonders das Wortspiel zwischen Erregung und Erektion, das bei einer Begradigung verloren ging.

Lieber David,
die Folgen einer ungesteuerten (oder besser, von den falschen Leuten kontrollierten) Globalisierung sind jetzt schon abzusehen. Und auch deren Nutznießer.
Überraschend kommt dies für mich nicht; vermutlich für keinen hier. -
In deinem Gedicht findest du einen anrührenden Schluss ... kann gut sein,
dass unser aller Leben bald überdacht werden muss; ein Leben, welches in Sciencefictionromanen bereits vorausgesehen wurde. Wolkenfrei.

Liebe Grüße
m.


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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag11.04.2019 07:31
Sechsheber
von menetekel
Antworten mit Zitat

So, ihr Lieben,

folgerichtig widmen wir uns jetzt den sechshebigen Zweizeilern.
Reimlose elegische Distichen (Hexameter + Pentameter) lassen wir außen vor, weil die sich nur schwerlich ins Komische und in unser Konzept fügen.
Dank Opitz gibt es aber die Verbreitung gereimter Sechsheber zu bestaunen. Und zwar in der Form von jambischen Alexandrinern, mit einer spürbaren Zäsur nach der dritten Hebung.
Hier ein Beispiel von Angelus Silesius

Der cherubinische Wandersmann von Angelus Silesius:

Zitat:
Blüh auf, gefrorner Christ, der Mai ist vor der Tür:
Du bleibest ewig tot, blühst du nicht jetzt und hier.


Aus: "Der cherubinische Wandersmann."

Durch den antithetischen Bauplan der Form ist diese gut für die Darstellung von Epigrammen und Sinnsprüchen geeignet, die im Barock sehr beliebt waren.
In darauf folgenden Zeiten konnten Alexandriner ihren Beliebtheitsgrad nicht einhalten. Doch gab es immer wieder Versuche der Wiederbelebung.  Beispielsweise bei Goethe, Schiller, Lenau und Rückert:

Zitat:
Am Abend wird man klug für den vergangnen Tag
Doch niemals klug genug für den, der kommen mag.


Aus: Die Weisheit des Brahmanen.

Die Zäsur ist nicht mehr so deutlich spürbar wie bei den Barockdichtern und deshalb leichter zu handhaben.

Wer es dringend trochäisch haben möchte, sollte es einfach tun. Auch weibliche Endungen sind statthaft.

Liebe Grüße und viel Spaß

Der Erste "darf" ein neues Thema (Inhalt) anstoßen wenn er will.
m.


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firstoffertio
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Beitrag11.04.2019 23:56

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Und wenn die Wolken fehlen, ist Himmel meeresblauer?
Pass auf, hinter der Sonne schwimmt etwas auf der Lauer.
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Fridolin
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Beitrag12.04.2019 16:33

von Fridolin
Antworten mit Zitat

Doppelt geschüttelte Alexandriner:

Der Lenz vor Wonne singt || mit frohem Wesen Lieder,
von fern die Sonne winkt: || du kommst erlesen wieder!

Der Lenz schickt Winde leis, || auf bunte Wiesen lädt er,
Vom Wind die Linde weiß: || selbst zu Verliesen weht er.

Man lobt, wer Gutes tut, || meist um die schöne Tat.
Nie ist es, tut es gut, || um solche Töne schad.

O Mensch, bereu es nicht, || was dir die Zeit erwählt.
Den Blick auf Neues richt, || was für dich weiter zählt.

Es mag, wem Leid beschert, || wohl sehr das Leben hassen.
Jedoch gescheit belehrt, || kann Mut sich heben lassen.
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menetekel
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Beitrag12.04.2019 17:31
Lyrische Zukunft
von menetekel
Antworten mit Zitat

Das Alter formt fast jeden Hansel klug auf Erden,
jedoch aus Wolkenguckern will  so recht nichts werden:

Rheumatische Poeten suchen blaue Blumen
und finden meist nur ziemlich faulige Agrumen;

damit verköstigt man so zwanzig, dreißig Leser
und wird im Remittendengrab zum Reichsverweser.


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menetekel
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Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag12.04.2019 17:46

von menetekel
Antworten mit Zitat

Wow, Fridolin,
du hast es echt druff! love
Ich glaube, Firstens und mein Versuch treffen es wohl eher nicht so ganz ...
Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du meine Verse exemplarisch hinbiegen könntest, weil ich das schon ganz gern lernen möchte.

Gingen meine denn wenigstens als vers commun durch? - Aber ich sehe schon, das haut nicht hin.
Gibt es auch sechshebigen Jamben ohne Zäsur? Außerhalb der Sonettdichtung? *hüstel

Grämliche Grüße
m.

Nachtrag:

First und ich sind gerettet! Und rehabilitiert.
Der große Lenau schreibt:

Zitat:
Die frische Quelle rinnt herab am Steingesenke.
Der Reiter führt sein Ross zur lang ersehnten Tränke.


Also jenseits der Spruchdichtung existieren die Sechsheber als lyrische Strophen.

*zufriedenmalguck
m.


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Abari
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Der bronzene Durchblick


Beitrag12.04.2019 18:17
Lyrische Vergangenheit
von Abari
Antworten mit Zitat

Wie bist du freudig einst im Buch umher gekrochen
und hast, wie keiner, dich in seiner Kraft gebogen.
Wie hofftest du, es käme schon ein Vers geflogen
wenn du nur innig das zerpflückte Wort berochen.

Wie wolltest du so gerne sein Geheimnis lüften,
das dir - wie manches andre - auf der Zunge lag.
Doch kam es nicht dazu; weil man es nicht vermag
allein mit Geist zu lösen. In Gedichtes Düften

kann man wohl schwelgen, sich mit Köpfchen nah'n,
das ist - steril betrachtet - für Weisheit ganz gesund.
Doch sieht man nicht dabei dem andern auf den Grund
der Seele, die darin, ihr leidlich auf den Zahn

zu fühlen, spüren lässt. So kommt, verkopfte Boten,
und spielt nicht dauernd bloß den leidenden Zeloten.

[Sorry für den Schnellschuss.]


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Abari
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Der bronzene Durchblick


Beitrag12.04.2019 18:29

von Abari
Antworten mit Zitat

menetekel hat Folgendes geschrieben:
Gingen meine denn wenigstens als vers commun durch? - Aber ich sehe schon, das haut nicht hin.
Gibt es auch sechshebigen Jamben ohne Zäsur? Außerhalb der Sonettdichtung?


Die Zäsur ist mW in der Barockdichtung fix, wurde aber damals schon von einigen Dichtern verschliffen (Hofmannswaldau zB). Es ist also legitim, sie zu brechen, aber es sollte gute, nachvollziehbare Gründe dafür geben.

Schiller schrieb an Goethe, dass durch "die zweischenklichte Natur des Alexandriners die Bewegungen des Gemüts und die Gedanken" in ein Prokrustesbett gezwungen[würden], nämlich unterschiedslos "unter die Regel des Gegensatzes gestellt". (zit. nach Burdorf) Dem kann ich nur beipflichten.

Edith: Es muss oben natürlich heißen:

kann man wohl schwelgen und sich mit dem Köpfchen nah'n,


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LG
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davidmuc
Geschlecht:männlichKlammeraffe

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Beiträge: 711
Wohnort: München


Beitrag13.04.2019 01:56

von davidmuc
Antworten mit Zitat

Hier mein bescheidener Versuch, den Alexandriner an den Anfängen zu fassen- wenngleich den Anschluss verpassend: Dazu dauert diese Technik manchmal einfach zu lange. (Und ein paar Tage sind immer noch ein Schnellschuss, wenn man um halb 3 nachts nochmal alles umkrempeln will)

Francesco Petrarca (1304 - 1374)

Den Frieden find ich nicht ⋅ doch träum nicht mehr vom Schlachten,
bin Furcht und Zuversicht ⋅ und werd im Warmen Eis;
nach stolzem Himmelsflug ⋅ da bin ich leer vom Schmachten
und greif nichts, wo die Welt ⋅ ich zu umarmen weiß.

Im Kerker sitz ich frei ⋅ gefangen hält mich wer,
der mich nicht hält noch mich ⋅ von diesen Stäben löst:
Denn Amor tötet nicht ⋅ gibt nicht der Welt mich her,
der mich nicht leben lässt ⋅ noch mich ins Leben stößt.

Ich schreie zungenlos ⋅ und sehe augenlos
ich denk nicht an das Jetzt ⋅ nichts in mir denkt an Hier:
Ich hasse mich, und Lieb ⋅ hält mich alleine wach,

ich nähre mich von Schmerz ⋅ dass ich bald weine, lach,
ich sterb nicht und ich leb ⋅  mich auszulaugen, oh’ s
hat alles eine Grund ⋅ denn alles  hängt an dir!
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Abari
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Alter: 43
Beiträge: 1838
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Der bronzene Durchblick


Beitrag13.04.2019 02:14

von Abari
Antworten mit Zitat

davidmuc und Fridolin, ich beneide Euch ein bisschen um Eure gekonnten Schüttelverse.

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