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MoschusMann


 
 
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Scha(r)fsinn
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
S

Alter: 51
Beiträge: 5
Wohnort: Münster


S
Beitrag25.09.2016 16:38
MoschusMann
von Scha(r)fsinn
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

"Drop it", harscht Mehmet sie an als die Schahada, der Ruf des Muezzins ertönt. Verärgert lässt er- für ihren Körper viel zu schnell- von ihr ab. Hart presst sie die Lippen aufeinander, kein  Wort der Enttäuschung soll entweichen. Ihr Mund brennt noch von dem Kuss, giert nach mehr und doch weiß sie, dass sie besser nichts sagen und noch weniger einfordern sollte.
„Aschhadu an la ilaha illa ‚llah"
„Aschhadu an la ilaha illa ‚llah"
Blechern schallt der Singsang des Muezzins über Lautsprecher zu ihnen herüber. Keine Nachsicht entnimmt sie daraus. „Without exception“, hatte  Mehmet sie angeblafft, als sie doch einmal versuchte ihn wieder ins Bett zu ziehen. In diesem Augenblick war ihr nicht ohne Bitternis klar geworden, dass er keine Kompromisse eingehen würde.
Kann der Strom hier nicht einmal zu einem passenden Zeitpunkt ausfallen?, schießt es durch ihren Kopf und unterdrückt den Impuls ihn doch noch einmal zu berühren.
Without exception, hallt es in ihrem Kopf wieder.
So bleibt ihr nichts übrig, als ihm nur zuzusehen wie er nackt das Zimmer durchquert, sein schwarzes Haar zerzaust, seine Haut glänzt schweißnass. Er zieht eilig die Tür hinter sich zu, ohne ihr einen Gruß zu hinterlassen. Sie hört, wie er durch den Flur in das winzige Bad hastet und die Dusche andreht. Wasser gluckert  durch die alten Rohre und nicht nur das rauscht in ihren Ohren.
Die Bettdecke zieht sie sich bis ans Kinn, als könne das schäbige Ding sie schützen. Doch der unerbittliche Ruf lässt sie trotz der Hitze frösteln.
„Aschhadu anna Muhammadan rasulu ‚llah"
Er reinigt seinen Körper, Haare mit gespreizten Fingern,  seine Brust mit dem Leberfleck, der die Form der Insel Norderney hat und der sie manchmal an ihre Heimat Deutschland denken läßt. Seine von der Arbeit am Strand gebräunte Haut, die immer leicht nach Moschus riecht.
Sein Geruch war ihr gleich aufgefallen, so männlich, so anders. Der Duft wird intensiver, je näher sie sich waren.  Unbeschreiblich, sich davon betören zu lassen.
Ich kann das Stadium seiner Begierde  riechen und er begehrt mich sehr.
Der Muezzin ruft fordernd weiter.
Aschhadu anna Muhammadan rasulu ‚llah
Das Wasserrauschen stoppt, sie hört seine nackten Füßen auf den Fliesen, er läuft hastig an der Tür vorbei, ohne inne zu halten, ohne Zögern.
Er hat mich abgewaschen. Sie zittert, versucht sich auf die nackte Glühbirne über sich zu konzentrieren, der Putz an der Decke bröckelt.
 
Wie schön es mit ihm bei mir zu Hause wäre, denkt sie nicht zum ersten Mal. Er würde jede Nacht friedlich neben mir schlafen ohne 15-Stunden-Schichten  und ohne den Weckruf eines Muezzin.
Sein Geruch überdeckt den meines Weichspülers, ich bringe ihm Frühstück ans Bett. Brötchen, Marmelade und auf jeden Fall richtig guten Kaffee. Vielleicht ein bisschen Obst dazu. „Guten Morgen, Askim“, würde er mit perfektem deutsch sagen und mich lachend  auf meine Nasenspitze küssen. Er würde sich anfangs über die Kirchenglocken wundern, so wie ich mich über den Muezzin gewundert hatte. Und sie würden sich in ihrem Himmelbett lieben, ohne Störungen. Er würde es mögen, dachte sie und ein Prickeln breitet sich über ihre ganze Haut aus.
„Aschhadu anna Muhammadan rasulu ‚llah“
Der Muezzin hat sicher ein hartes Gesicht, vielleicht einen brutalen Mund. Zumindest lässt seine Stimme das vermuten. Spielt sich auf, als Herrscher der Moschee. Pah, im Zweifel würde sich Mehmet für sie entscheiden. Für ein freies Leben in Deutschland bei ihr.

Sie schaut gelangweilt einer Mücke zu, die die Glühbirne hektisch umkreist. Dummes Ding, denkt sie.

„La ilaha illa llah“
 ...das ist sie. Die letzte Zeile. Die Zeile war ihr längst vertraut, auch wenn sie den Sinn nicht begriff und sie Mehmet auch nie gefragt hatte. Sie lauscht angestrengt, ob sie ihn schon hören kann. Stille. Bitte lasse ihn es kurz halten.
.
Als die Tür sich endlich quietschend öffnet, versucht sie mühsam ihren Atem unter Kontrolle zu bringen.
„Askim...“, flüstert er sanft als er zurück zu ihr unter die Decke schlüpft. Keine Spur von Ablehnung.Seine dunklen Augen glänzen, sein Geruch nach Moschus nebelt sie ein. Wurde es intensiver?
„Lass uns abhauen“, gibt sie zurück. Fragend schaut Mehmet sie an. „Take me away“, sagte sie auffordernd.   Zumindest bis zur nächsten Schahada, setzt sie gedanklich hinzu.


-----------------------------------------------------
Hey, mein allererster Versuch. Konstruktive Kritik erwünscht. Wenn es völliger Käse ist, auch okay. smile

LG
Alex



_________________
Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun.
(Orson Welles)
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Heldin_der_Nacht
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
H


Beiträge: 30



H
Beitrag25.09.2016 17:41
Re: MoschusMann
von Heldin_der_Nacht
Antworten mit Zitat

Hallo Alex!

Zuallererst einmal: Ich finde den Titel deines Projektes nicht gut. MoschusMann. Da musst du definitiv noch mal drüber nachdenken. Smile Das ist, soweit ich weiß, auch kein richtiges Wort zusammen.

Ich kann das Stadium seiner Begierde riechen und er begehrt mich sehr. Denkt sie das? Du wechselt zum Ende hin immer wieder in den Ich-Erzähler. Und wenn das nur ihre Gedanken sein sollen, dann kannst es vielleicht zu "Ich kann seine Begierde riechen..." ändern. So wird es definitiv klarer.
Am Ende des Absatzes das gleiche Problem erneut: Er hat mich abgewaschen

Und im zweiten Absatz hat dann ab den 3. Satz komplett der Ich-Erzähler übernommen.

Ich kann dir nur raten, bei einer Erzählform zu bleiben. Ich persönlich mag den personalen Erzähler am liebsten, obwohl hier der Ich-Erzähler aus Sicht der Frau auch durchaus Sinn macht. Schreib in der Form, die dir am meisten zusagt.

So viel dazu Wink

Was den Rest angeht... Hm, man fragt sich natürlich, warum ein deutsches Mädchen mit diesem Mann jetzt irgendwo in einem arabischen Land lebt, man will den Hintergrund erfahren. Das hat mich in dem Sinne schon neugierig gemacht und es wirft natürlich viele Fragen auf. Hast du vor, weiter zu schreiben? Bzw. was ist das überhaupt? Eine abgeschlossene Kurzgeschichte? Der Anfang/das Ende einer Geschichte?

Ob das völliger Käse ist oder nicht, das kannst nur du entscheiden. Dir muss die Geschichte doch letztendlich gefallen. Und ich hatte beim Lesen den Eindruck, dass das Thema dir wichtig ist, bzw. du dich dafür interessierst. Und wenn das so ist, dann solltest du auch weiter daran arbeiten.

Liebe Grüße!
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Fion
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
F

Alter: 59
Beiträge: 34



F
Beitrag03.10.2016 11:13

von Fion
Antworten mit Zitat

Moin Scha(r)fsinn

Auch ich finde, dass du den Erzähl-Stil noch optimieren könntest/solltest.
(Ich finde) ... Wenn wir schon so privat mit ihr im Bett liegen, dann lass uns doch auch durch ihre Augen sehen, ihre Gedanken hören, etc.

                               Aber was ganz anderes:
An der Story, die du uns geschrieben hast, klebt noch etwas.
Ich schätze, das ist der Grund, weshalb so wenige einen Kommentar schreiben.
Kopf-hoch ...
manchmal hängt es vielleicht nicht direkt mit der Story zusammen.

Ich selbst habe vor ein paar Tagen deinen Text aufgemacht, las die ersten Zeilen und dachte sofort: Och nee ... Danke.
(Wäre das der Trailer bei Anne Will, wie sähe dann die Talkrunde aus?)

Nur bis heute, hast du eine Antwort bekommen.
Und jeder hier im Forum lechzt nach Feedback.
Aber in deinem Text lauert dieses kleine heiße Kartöffelchen.
...Man würde wahrscheinlich politisch werden.
...Wie soll man dann kommentieren, wenn man sich nicht auch über den Inhalt auslassen kann/darf/soll???

Jetzt frage ich mal die Leser hier drin:
Liege ich mit der Hypo richtig?


Lieben Gruß
Fion
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