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wolfgang Leseratte
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Beiträge: 121
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W 20.09.2016 06:56 Ordnung muss sein! von wolfgang
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Herbert soll Lebensmittel einkaufen. „Hetz nicht!“, sagt er zu seiner Frau, die ihn gefragt hat – vor einer halben Stunde. Herbert erhebt sich aus seinem Sessel und schaltet das Radio aus. Seine Lieblingssendung, die Schlagerparade, ging eben zu Ende. Herbert schlurft auf den Gang. Er sucht seine Schuhe. Wo stehen die Schuhe? Die Schuhe stehen im Schuhschrank neben der Eingangstür. Herbert schlurft zum Schuhschrank; er nimmt den linken Schuh, dann nimmt er den rechten Schuh. Er zieht sich den rechten Schuh an. Wo nur zum Teufel ist der linke Schuh?Herbert sieht vergebens im Schuhschrank nach. Dass Dinge nicht an ihrem Platz sind, ermüdet und erschöpft Herbert. Meine Frau, die Dingsbums, müsste das wissen. Schließlich teilen wir seit vierzig Jahren Tisch und Bett miteinander. Herbert schlurft zurück in sein Zimmer und plumpst in den Sessel. Wo ist der linke Schuh? Herbert überlegt, was Gott ihm damit sagen will? Ist der fehlende Schuh ein Zeichen für eine biblische Plage? Ist sein fehlender Schuh, das Omen für den drohenden Weltuntergang? Er will sich am Kopf kratzen, schlägt sich aber stattdessen mit dem linken Schuh an die Stirn. Ach da ist mein oller Schuh! Herbert hatte ihn die ganze Zeit über in der Hand. Erfreut, dass Gott es mit ihm gut meint, zieht er den Schuh über und stolziert in die Küche, wo auf dem Tisch die Einkauftasche und das Geld liegen. Aber beides findet er dort nicht. Wo zum Teufel sind die Einkauftasche und das Geld für den Einkauf? Herbert läuft der Schweiß aus allen Poren. Er hasst es, wenn Dinge nicht an ihrem Platz sind. Seine Frau, die Dingsbums, weiß das genau. Wo ist die überhaupt? „Verdammt!“, schreit Herbert, „ich will jetzt einkaufen!“ Und dabei schlägt er mit der Faust auf den Tisch. „Warum lärmst du so! Das hält ja keiner aus“, ruft seine Frau aus dem Wohnzimmer. Herbert rennt aus der Küche, durch den Gang, ins Wohnzimmer. „ Ach“, sagt er, „Madame geruhen fernzusehen, während meiner einer sich abmüht. Einkauftasche und Geld sind nicht an ihrem Platz. Ich kann nicht einkaufen. Und du schaust Glücksrad.“ „Ich war bereits einkaufen. Du hast Schlagerparade gehört, da wollte ich nicht stören.“ Herbert stutzt. „Dann räum die Wohnung auf, man findet ja nichts – du Schwein.“
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MT Reißwolf
Alter: 52 Beiträge: 1090 Wohnort: Im Süden (Niedersachsens)
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20.09.2016 07:15
von MT
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Guten Morgen, Wolfgang,
Dein Text überzeugt mich leider nicht. Offenbar willst Du auf eine Demenz Herberts hinaus. Das hältst Du mir als Leser aber dermaßen plakativ und direkt vors Gesicht, dass ich keinerlei Überraschung habe. Keine Formulierung mit einem "Wow"-Effekt, keine Szene, die mich mitzureißen vermag.
Das liegt u.a. auch an den Erläuterungen, die Du überflüssigerweise dem Leser gibst. Zum Beispiel: Herbert hatte ihn die ganze Zeit über in der Hand. Oder: Schließlich teilen wir seit vierzig Jahren Tisch und Bett miteinander. Das sind Dinge, die weiß der Leser, deshalb ist es unschön, sie so direkt vorgesetzt zu bekommen.
Sorry, aber für mich funktionieren Deine Zeilen leider nicht.
LGMT
_________________ Das Schicksal verzichtet oft auf Kommentare, es begnügt sich damit, zuzuschlagen.
Siegfried Lenz |
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wolfgang Leseratte
W
Beiträge: 121
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ErnestH Gänsefüßchen
E Alter: 25 Beiträge: 33
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E 25.09.2016 14:21
von ErnestH
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Hallo Wolfgang!
Auch ich möchte ein paar Sachen zu deinem Text sagen.
Zuerst das Setting, wie ich es verstanden habe: alter dementer Mann, der Schwierigkeiten hat sich zuhause zurechtzu finden und auch (vielleicht deshalb) etwas agressiv daherkommt.
Grundsätzlich finde ich es wichtig sich mit alltäglichen Szenen zu befassen, die zu kurz kommen -> Demenz ist so ein Thema
Leider nicht gelungen finde ich allerdings die sprachliche Umsetzung. Zum einen finde ich die Wiederholung von "schlurfen" nicht wirkungsvoll in diesem Text -es ist eher störend-, zum anderen sind einige Formulierungen etwas abgegriffen...
Mir fehlt eine wirkliche Pointe oder irgendeine wahre Wendung am Schluss. Außerdem frage ich mich, was es mit den Einschüben auf sich hat, in denen "Herbert" nach dem Sinn hinter dem Verlust und Finden des Schuhs fragt.
Kurzum: die Idee ist nicht schlecht, allerdings, finde ich, müsstest du noch einige Passagen ändern, dann wäre der Text rund...
LG Ernest
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Fion Gänsefüßchen
F Alter: 59 Beiträge: 34
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F 26.09.2016 07:57
von Fion
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Moin Wolfgang
Tja, wahrscheinlich bin ich zu doof, aber ich kam während des Lesens nicht auf einen Demenz-Kranken.
Und dann war ich auch noch über das Ende, seine Sprache oder deine Wortwahl, er-schüttert/staunt.
Habe noch keinen Kontakt zu Demenzpatienten.
Ich empfand Herbert, als einen (mit sich) unzufriedenen Menschen.
(Mit anderen Worten) In der Story steht alles drin.
Nimm aber ein paar Schuhe raus. (Es klingt wie in einem Englisch.Buch)
Lieben Gruß
Fion
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