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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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04.12.2007 13:18
von Enfant Terrible
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Wie immer, erst mal vielen Dank für eure Kritik!
Grammatikalisch korrekt ist Schwuchtel tatsächlich weiblich, bei uns sagen jedoch alle Jugendlichen "der Schwuchtel", und diese Authenzität wollte ich übertragen.
Zitat: | Ach, noch etwas: Laura tritt zunächst als Gegnerin für die Piesacker auf, die sich mit ihnen durchaus auf Augenhöhe befindet. Nachher tritt sie aber ziemlich in den Hintergrund. Ich hoffe, sie kommt später noch mehr zur Geltung, denn ansonsten würde sie als sinnlos eingebauter Charakter verpuffen. |
Lass dich überraschen, ich hab schon noch was mit ihr vor
Zitat: | Michael begeht den größten Fehler, den man machen kann: Auf das Geseiere der Idioten einzugehen und die Mutprobe auch noch mit zu machen! Wenn die Jungs ihm das Buch STEHLEN, warum petzt der das nicht seinen Lehrern? Na, gut, er wär dann ne Petze, aber dumm ist er doch auch nicht. |
Du hast natürlich Recht, auch wenn ich deinem Standpunkt entnehmen kann, dass du nie Mobbing-Opfer warst (ohne dir nahe treten zu wollen). Die Betroffenen können gar nicht anders, als auf die Schikanen einzugehen, und Petzen verschlimmert eher die Situation. Die Story wäre ja auch schnell zu Ende, würde Michael alles richtig machen, oder?
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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04.12.2007 18:20
von Enfant Terrible
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So, erst mal die Fortsetzung:
Um zehn Uhr war Bettruhe. Michael blieben zwei Stunden, in denen er sich unruhig von der einen Seite des Etagenbetts auf die andere wälzte, mit dem Schlaf kämpfend. Er beneidete Christian, den Jungen, der unter ihm schlummerte. Zwar war dieser auch nicht sonderlich beliebt, doch ihm gönnte das berüchtigte Trio wenigstens seine Ruhe.
Der Schlafmangel machte ihm nicht sonderlich viel aus. Doch beim Gedanken an die bevorstehende Suche wickelte Michael, ein Zittern unterdrückend, die Decke fester um sich. Er fröstelte, obwohl er vollkommen angezogen im Bett lag.
Die Zeit schien schwankend im Raum zu hängen. Einerseits verging sie viel zu langsam, um ihn mit der Aufregung zu quälen, doch gleichzeitig schien sie ihm rasend die Mutprobe und ihre Gefahren entgegen zu tragen. Das Zimmer, das sich Michael mit Christian teilte, lag im Erdgeschoss, also würden Georg mit seinen Kumpanen keine Probleme haben, hineinzukommen. Wie lange würde es noch dauern?
Um sich abzulenken, dachte der Junge an den Inhalt seines Buches nach, so weit wie er gelesen hatte, bevor es von Georg und seiner Bande gestohlen worden war. In der Dunkelheit sah er den Geschichtenband vor seinem inneren Auge schweben: Obwohl es die Spuren eifrigen Lesens trug und Michael ganze Regale voller schönerer, spannenderer Bücher hatte, lag ihm an eben diesem Schmöker besonders viel. Es war das Letzte, was ihm sein Vater geschenkt hatte, bevor ein Autounfall sein Leben beendete. Und wenn Michael nach längerer Lektüre die Augen schloss, konnte er Papas lächelndes Gesicht sehen.
Ein klopfendes Geräusch riss ihn aus den Grübeleien, sodass sich Michael ruckartig im Bett aufsetzte. Er suchte nach dem Ursprung des Lärms und sah Georg im Fenster. Offenbar hatte der Dicke gerade mit einem Stein gegen das Fenster geworden. Noch mal Glück gehabt, dass das Fensterglas nicht zerbrochen war!
Georg gab Michael zu verstehen, dass er herauskommen sollte. Lautlos formte Michael die Frage „Wie?“, woraufhin ihm Georg bedeutete, er solle aus dem Fenster klettern. Als Michael den Kopf schüttelte, schien er wütend zu werden und streckte den Mittelfinger.
Michael erkannte, dass er keine Wahl hatte, und kletterte so lautlos wie möglich vom Etagenbett herunter. Er warf Christian einen verstohlenen Blick zu, doch der Junge hatte ihm den Rücken zugedreht und schnarchte kaum hörbar. Da schluckte Michael und öffnete vorsichtig das Fenster. Er hatte das Gefühl, sein Herzschlag könnte das gesamte Haus wecken; beinahe waren ihm die Beine weggesackt. Das Zirpen der Grillen draußen klang wie Spott und eine Warnung zugleich.
In Georgs bösartiges Grinsen blickend, stieg er auf die Fensterbank und hüpfte schließlich nach draußen auf das Gras. Er wollte noch zurückschauen, doch Georg zischte: „Was, hast du jetzt schon Schiss, Arschgesicht?! Oder willst du in die Heia?!“
„N-nein, ich wollte nur –“
„Dann komm mit!“
Georg führte ihn hinter das Gebäude des Schullandheims, auf die Wiese, wo schon die beiden anderen Jungen warteten.
„Ey, die Schwuchtel hat sich doch getraut!“, johlte Kurt und knuffte Werner. „Ich hab die Wette gewonnen, rück die Knete raus!“
Mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck holte Werner einen zerknitterten Fünfeuroschein aus der Tasche seiner Baggy Pants hervor und drückte ihn seinem Freund in die Hand.
„Klappe! Ihr weckt noch die Pauker!“, warnte Georg.
„Ach die! Ist doch klar, was die grad treiben!“, entgegnete Kurt und lachte schmutzig.
„Bevor die damit fertig sind, müssen wir aber los!“
Als befürchteten sie, Michael könnte es sich anders überlegen und weglaufen, packten Kurt und Werner ihn am Arm und zogen ihn mit sich. Die vier Jungen verließen das Gelände des Schullandheims und gingen die Landstraße entlang in Richtung des Waldes.
Michael war dabei so zumute, als ginge er nicht nur einer Mutprobe, sondern seiner Hinrichtung entgegen. Es half auch nichts, dass er sich einredete, die Geschichten rund um den Wald wären nichts als Schauermärchen. Augen zu und durch, dann würden ihn seine Peiniger auch in Ruhe lassen. Für immer. Aber war der Preis nicht zu hoch? Nein, mahnte er sich, schließlich musste er nichts weiter tun, als dieses Buch zu finden…
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JimSlade Wortedrechsler
Alter: 42 Beiträge: 81
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05.12.2007 09:39
von JimSlade
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He, super Fortführung!
Zitat: | Obwohl es die Spuren eifrigen Lesens trug und Michael ganze Regale voller schönerer, spannenderer Bücher hatte, lag ihm an eben diesem Schmöker besonders viel. Es war das Letzte, was ihm sein Vater geschenkt hatte, bevor ein Autounfall sein Leben beendete. Und wenn Michael nach längerer Lektüre die Augen schloss, konnte er Papas lächelndes Gesicht sehen. |
Super! Damit sind meine Bedenken bezüglich der Wichtigkeit des Buches komplett zerstreut! Michael ist in einem guten Konflikt. Diese Momente, in denen er in seinem Bett liegen, sind sehr schön eingefangen und erzeugen eine dichte Atmosphäre.
Christian schläft ganz schon tief, oder? Als der Stein fast das Fenster zerbrochen hätte, dachte ich im ersten Moment: "Oh, dann wacht Christian jetzt wohl auf!"
Zwei kleinere Grammatik-Sachen sind mir aufgefallen, eigentlich reite ich nicht auf sowas rum, aber einer muss ja der Buh-Mann sein:
Zitat: | Um sich abzulenken, dachte der Junge an den Inhalt seines Buches nach, so weit wie er gelesen hatte, |
Ist eher: "dachte der Junge über den Inhalt seines Buches nach"
Zitat: | Es war das Letzte, was ihm sein Vater geschenkt hatte, bevor ein Autounfall sein Leben beendete. |
"bevor ein Autounfall sein Leben beendet hatte" Genau wie im Nebensatz davor.
Toll war übrigens das Detail, dass die Jungs ihn an den Armen packen und mit schleifen - wie zu seiner Hinrichtung. Ich bin mal gespannt, ob an den Schauermärchen wirklich was dran ist!
P.S.: Ich wurd tatsächlich ne Zeit lang gemobbt, so mit 10 bis 12. Klein, Brille, schmächtig - super Opfer. Hab ne Mischung aus Petzen und über die Scherze, die über mich gerissen wurden, lachen angewendet, um das zu beenden. Wie denen das Lachen im Halse stecken blieb, als meine Witze über mich lustiger waren als deren!
_________________ "If it bleeds, we can kill it." (Arnold Schwarzenegger in 'Predator') |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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05.12.2007 17:42
von Enfant Terrible
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Danke sehr für deine Kritik! Du hast mir mit deinen Hinweisen auf Fehler wirklich sehr geholfen, und es freut mich, dass du was mit meiner Story anfangen kannst. Das gibt mir den Ansporn, weiterzuschreiben!
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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05.12.2007 18:57
von Enfant Terrible
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Na dann!
Bald, viel zu bald, hatten sie den ominösen Wald erreicht. Wie eine undurchdringliche Mauer ragten die Bäume vor Michael in den Himmel hinauf; dunkler, als dass sich dafür eine Beschreibung finden ließ.
„Tja, Arschgesicht, latsch nur rein!“, rief Georg. Seine Stimme wirkte beinahe aufmunternd gegen die nervenzerfetzende Stille, die sich für einen Moment aufgebaut hatte. Wie konnte es in einem Wald nachts nur so still sein, als hätte etwas auf einen Schlag alle Geräusche ermordet. Und dieses Etwas streckte schon seine eisigen Fangarme nach Michael aus…
„Wenn du dir in die Hose machst, Muttersöhnchen, wechseln wir aber nicht deine Windeln!“, fuhr ihn Werner an. „Was ist? Gehst du endlich?!“
„Ich… bekomme ich denn nicht wenigstens eine Taschenlampe?“
„Eine Taschenlampe!“, äffte ihn Kurt nach, während er Michael einen harten Stoß versetzte. „Die Schwuchtel will noch ’ne Taschenlampe!“
„Taschenlampen sind nur was für Weicheier! Und wolltest du uns nicht beweisen, dass du keins bist?“, fragte Georg beinahe drohend.
„Doch, schon… aber ich dachte… wie soll ich das Buch in dieser Dunkelheit finden?“
„Bist du ’n blinder Spast? Oder hast du Angst, die Bäume fressen dich?“
„Nein… überhaupt nicht!“
„Gut so! Selbst diese Bäume würden von dir das Kotzen kriegen!“, stellte Kurt fest.
„Jetzt hört auf zu labern, Arschgesicht will doch nur Zeit klauen! Also los, rein mit dir!“
Georg schubste Michael so fest, dass er sofort in die Dunkelheit stolperte. Als er zurückschaute, befahl der Dicke: „Geh weiter, bevor ich dir in den Arsch trete!“
Michael schluckte und tat wie geheißen. Bei jedem Schritt schien sich die Finsternis zu verdichten, obwohl er noch gar nicht so weit vorgedrungen war. Allerdings hatte der Junge Angst, anzuhalten; er bildete sich ein, den Atem seiner Peiniger noch im Nacken zu spüren. Vor allem, als sie ihn anfeuerten: „Los, verschwinde!“
„Such’s Büchlein!“, fügte Georg hinzu. Dafür erntete er lautstarken Beifall; und der Spruch wirkte nicht einmal wie einer von seinen üblichen, schlechten Scherzen. Michael hatte den Eindruck, dass ihn der bullige Junge tatsächlich für kaum mehr hielt als einen Hund, mit dem sich nach Belieben böse Scherze spielen ließen.
Und doch gehorchte er, ließ sich Schritt für Schritt von der unheimlichen Umgebung gefangen nehmen. Er fühlte sich dabei, als bedeckten Dutzende von spinnenförmigen Eiswürfeln seinen Körper. Nach einigen Metern – Michael kam es jedoch vor, als wäre er schon dreimal um einen schwarzen Äquator gelaufen – traute er sich, zurückzublicken. Die drei Gestalten waren nirgends zu erkennen. Es schien, als rückten die Bäume hinter ihm zusammen, als wollte ihn dieser düstere Wald nie wieder freilassen.
Die unheimliche Stille war inzwischen einer Fülle von Geräuschen gewichen, die wie unzählige kleine Albträume in Michaels Ohren krabbelten. Überall ein Rauschen und Knistern, als würde sich ein Monster mit leichtfüßiger Präzision einen Weg durch den Wald bis zu dem verängstigen Jungen bahnen, um…
Nein, nicht daran denken. Das durfte Michael nicht, schon gar nicht, weil das hier eine Mutprobe war. Wenn er sich schon von allen anderen täuschen und vorführen ließ, dann wenigstens nicht von seinen eigenen Sinneseindrücken! Das hier war doch viel harmloser als in den zahlreichen Gruselgeschichten, die er gelesen hatte. Doch wünschte sich Michael in diesem Moment, er hätte nie in seinem Leben ein Buch angerührt. Hätte er seine Freizeit durchs Gras kickend oder durch die Stadt streunend verbracht, würde seine Phantasie jetzt keine Chance haben, sich bei ihm für seine Pflege zu bedanken…
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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08.12.2007 11:02
von Enfant Terrible
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Wirds langweilig, kitschig, überladen, unglaubhaft...?
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Eireena Eselsohr
Beiträge: 360
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08.12.2007 12:35
von Eireena
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Terrorkrümel hat Folgendes geschrieben: | Wirds langweilig, kitschig, überladen, unglaubhaft...? |
Nein, nichts von alledem. Die Dialoge finde ich insgesamt super, sie kommen sehr authentisch und so grausam rüber, wie es wohl tatsächlich auch zugeht.
Einige Deiner Bilder für den Wald sind Dir sehr gut gelungen, anderes finde ich störend und vieles Infos fehlen mir, so dass für mich kein Gesmatbild vom Wald entsehen kann:
Zitat: | Bald, viel zu bald, hatten sie den ominösen Wald erreicht. |
Fremdwort finde ich persönlich hier störend.
Zitat: | Wie eine undurchdringliche Mauer ragten die Bäume vor Michael in den Himmel hinauf |
Zitat: |
dunkler, als dass sich dafür eine Beschreibung finden ließ. |
Der Nachsatz schwächt eher die Aussage und den Gruselfaktor.
Zitat: | konnte es in einem Wald nachts nur so still sein, als hätte etwas auf einen Schlag alle Geräusche ermordet. |
Das habe ich mich auch gefragt
Nachher sagst Du zwar, dass er Geräusche hört, nachdem er hineingegangen ist, aber mit Sicherheit gibt es auch vorher jede Menge zu hören und wenn es nur ein Nachtvogel ist, der ruft und Blätter, die leicht rauschen oder so. Vielleicht hat die Jungengruppe auch durch ihre Geräusche einige Tiere aufgeschreckt... keine Ahnung, was so nachts am Waldrand zu hören ist... gar nichts glaub ich jedenfalls nicht.
Zitat: | Er fühlte sich dabei, als bedeckten Dutzende von spinnenförmigen Eiswürfeln seinen Körper. |
Das Bild verstehe ich nicht. Vielleicht könntest Du generell noch dazu schreiben, ob es eine warme Augustnacht ist oder eher kühl, windig... (dann hättest Du automatisch mehr Geräusche). Hat Michael vorher schon gefröstelt? An der Stelle bemerke ich nur, welche Sinneseindrücke bislang noch gar nicht beschrieben wurden und mir für ein Gesamtbild fehlen.
Zitat: | Es schien, als rückten die Bäume hinter ihm zusammen, als wollte ihn dieser düstere Wald nie wieder freilassen. |
Wann geht es weiter?
LG
Eireena
_________________ Wer A sagt, beherrscht noch lange nicht das ganze Alphabet. © Andreas Marti |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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08.12.2007 12:44
von Enfant Terrible
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Vielen Dank für deine professionelle Kritik! Du hast mir gekonnt Dinge aufgezeigt, an denen ich arbeiten werde (am Schluss poste ich sowieso den verbesserten Gesamttext)
Zitat: | Zitat:
Bald, viel zu bald, hatten sie den ominösen Wald erreicht.
Fremdwort finde ich persönlich hier störend. |
Find ich im Nachhinein auch. Danke!
Zitat: | Nachher sagst Du zwar, dass er Geräusche hört, nachdem er hineingegangen ist, aber mit Sicherheit gibt es auch vorher jede Menge zu hören und wenn es nur ein Nachtvogel ist, der ruft und Blätter, die leicht rauschen oder so. Vielleicht hat die Jungengruppe auch durch ihre Geräusche einige Tiere aufgeschreckt... keine Ahnung, was so nachts am Waldrand zu hören ist... gar nichts glaub ich jedenfalls nicht. |
Diese Formulierung mit den Geräuschen hatte dem Gruselfaktor gedient. Er ist am Anfang so aufgeregt, dass er kaum was wahrnimmt außer dem Stimmen der Mobber. Im Nachhinein, wo er allein im Wald ist, werden ihm all diese gruseligen Geräusche bewusst...
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Eireena Eselsohr
Beiträge: 360
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08.12.2007 12:55
von Eireena
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Zitat: | Diese Formulierung mit den Geräuschen hatte dem Gruselfaktor gedient. Er ist am Anfang so aufgeregt, dass er kaum was wahrnimmt außer dem Stimmen der Mobber. |
O.K., ist nachvollziehbar.
Nur so eine Idee, was ihn noch alles im Wald allein ängstigen könnte: Fledermäuse sind häufiger des Nachts in Wäldern zu finden (ich hoffe sehr auch in echten, zumindest hier im Stadtwald). Würde auf jeden Fall gut zur guseligen Stimmung passen.
Gruß
Eireena
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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08.12.2007 15:23
von Enfant Terrible
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Deine Idee sei mir Befehl
Die Fledermaus, die urplötzlich aus dem Gehölz geflogen kam und kreischend Michaels Gesicht mit dem Flügel streifte, hatte er sich aber keineswegs eingebildet! Er taumelte und schnappte nach Luft; beinah hätte er gekreischt wie ein Mädchen! Was würden wohl die drei Quälgeister dazu sagen?
Nachdem sich Michael von dem Schrecken erholt hatte, setzte er schaudernd seinen Weg fort. Obwohl er sich weit vom Schullandheim, von Georg und seinem Gefolge entfernt hatte, fühlte er sich beobachteter denn je zuvor. Augen, schwarz in schwarz, schienen ihn hinter jedem bizarren Gebilde, das tagsüber wohl wie ein normaler Strauch aussah, seinen Bewegungen zu folgen.
In der Dunkelheit stolperte Michael ständig über Baumwurzeln, und einmal hatte er sein Gesicht an einem Ast gekratzt. Den leichten Schmerz verdrängte die ständige Frage: Hatte er schon den Sumpf erreicht? Es wurde stickiger, die Rufe der Nachtvögel lauter und warnender. Bei jedem Schritt sanken seine Turnschuhe immer mehr ein, aber das war nicht der einzige Grund, warum ihm das Gehen immer schwerer fiel. Eine unsichtbare Barriere aus Luft und seinen Ängsten schien sich auf Michaels Weg aufzubauen, schwach genug, damit er vordringen konnte, aber dennoch verstärkte sie seinen Wunsch, umzukehren… davonzurennen und diesen grausigen Ort hinter sich zu lassen…
Aber Michael konnte nicht zurück. Dass ihn Georg, Kurt und Werner im Falle einer Flucht noch mehr piesacken würden, war zweitrangig. Es schien aus einem unfassbaren, grausigen Grund, physisch wie auch vom Willen her, unmöglich, zurückzukehren. Etwas, das stärker und geheimnisvoller war als diese Barriere, trennte ihn von dem Ort, wo er am liebsten sein würde: Die obere Etage des Bettes in seinem winzigen Schullandheimzimmer.
Aber eigentlich ließ sich kein Ort festlegen, überall wäre er jetzt lieber als hier, in diesem Wald, der ihm wie eine schlecht getarnte Hölle vorkam. Warum musste er auch ins Schullandheim fahren, warum zur gleichen Schule gehen wie Georg und seine Gang, warum in diesem Land leben, warum…? Warum war er Michael, das Arschgesicht, das Muttersöhnchen, das sich von den anderen alles gefallen, sich selbst hierhin treiben ließ? Warum konnte er nicht wie Christian friedlich schlafen, als Unterlage für seinen Kopf das Wissen, dass es keinen schlimmeren Albtraum geben konnte, als den, den er jetzt erlebte?
Michael schüttelte den Kopf, wie um die unsichtbaren Dämonen loszuwerden, die sich an seinen Haaren festklammerten. Gleichzeitig wunderte er sich, warum er es überhaupt zuließ, so etwas zu denken. Das hier war nur ein verdammter Wald, alles andere bildete er sich ein... als wäre er auf Angst, auf Gänsehaut aus! Vielleicht hatte sein Vater, ein hagerer, strenger Mann, Recht, als er schimpfte, Michael könnte die Realität kaum von dem unterscheiden, was er in seinen geliebten Büchern las.
Bücher! Das brachte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück – den schlammigen Boden, dort, wo der Sumpf anfing. Jetzt erst sah Michael den Nebel, der sich wie ein Leichentuch über dem Sumpf ausbreitete. Es kostete den Jungen eine unglaubliche Anstrengung, albtraumhafte Gedanken von Moorleichen und anderen Grausigkeiten zurückzudrängen, stattdessen sich das weitere Vorgehen zu überlegen. Er war beinahe am Ziel… bei einer weiteren Unmöglichkeit angekommen. Nirgends war eine Brücke zu sehen, die ihn hinüberführen würde, zu der Hütte, wo sein Buch versteckt war. Die Hütte sah er auch nicht, dafür war der Nebel zu dicht. Sollte er etwas blindlings durch den Sumpf schreiten? Durch diese dunkle, dicke, faulig stinkende Brühe hindurch, die so gierig blubberte wie der Bauch einer Bestie, die sich auf eine frische Mahlzeit freute?
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Gabi Reißwolf
Alter: 53 Beiträge: 1216 Wohnort: Köln
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09.12.2007 17:42
von Gabi
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Hallo Krümel!
Grausig, schaurig! Du hast es echt drauf! Ich hätte gerne mal mein Gesicht beim Lesen gesehen.
Weiter so und lass dir bei der Fortsetzung bitte nicht zu viel Zeit!
L.G.
Gabi
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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09.12.2007 18:26
von Enfant Terrible
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Aye-aye, Ma'am!
Schön dass es dir gefällt!
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Eireena Eselsohr
Beiträge: 360
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09.12.2007 22:45
von Eireena
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Hallo Krümel,
gefällt mir auch gut, vor allem die Beschreibungen hier sind sehr gut für den Stimmungsaufbau:
Zitat: | Es wurde stickiger, die Rufe der Nachtvögel lauter und warnender. Bei jedem Schritt sanken seine Turnschuhe immer mehr ein, aber das war nicht der einzige Grund, warum ihm das Gehen immer schwerer fiel. Eine unsichtbare Barriere aus Luft und seinen Ängsten schien sich auf Michaels Weg aufzubauen, schwach genug, damit er vordringen konnte, aber dennoch verstärkte sie seinen Wunsch, umzukehren… davonzurennen und diesen grausigen Ort hinter sich zu lassen…
...
Michael schüttelte den Kopf, wie um die unsichtbaren Dämonen loszuwerden, die sich an seinen Haaren festklammerten. Gleichzeitig wunderte er sich, warum er es überhaupt zuließ, so etwas zu denken. Das hier war nur ein verdammter Wald, alles andere bildete er sich ein... als wäre er auf Angst, auf Gänsehaut aus! |
Das einzige was micht stört sind deine Lichtverhältnisse. Ist es wirklich stockdunkel, scheint der Mond? Es entsteht leider kein einheitliches Bild, denn das einemal kann er noch nicht mal die Hand vor Augen in der dunklen Nacht sehen, da er sogar Äste nicht sieht, kurz bevor sie über sein Gesicht kratzen, dann aber verdeckt nur der Nebel die Sicht auf die nähere Umgebung bei der Suche nach einer Brücke. Ich frage mich auch, ob der den Nebel nicht nur ganz dicht um sich herum sieht oder nicht sogar einfach nur an seinen Beinen spürt.
Zitat: |
In der Dunkelheit stolperte Michael ständig über Baumwurzeln, und einmal hatte er sein Gesicht an einem Ast gekratzt. | = Sichtweite = 0 m
Zitat: |
Nirgends war eine Brücke zu sehen, die ihn hinüberführen würde, zu der Hütte, wo sein Buch versteckt war. Die Hütte sah er auch nicht, dafür war der Nebel zu dicht. |
= Sichtweite bis auf die nähere Umgebung, die nur der Nebel mindert...
LG
Eireena
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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09.12.2007 22:48
von Enfant Terrible
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Es ist so: Die Sicht ändert sich, weil er ja vorankommt. Erst ist er im stockdunklen Wald, dann aber kommt er zum Sumpf, wo der Nebel weißlich leuchtet und so.
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Eireena Eselsohr
Beiträge: 360
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09.12.2007 23:02
von Eireena
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Aber der Nebel leuchtet doch nicht von sich aus wie irgendwas fluoreszierendes. Zumindest Mondlicht müsste da sein.
Vielleicht passt es ja auch, da beim Sumpf die Bäume lichter werden und das Mondlicht besser durchkommt und somit auch der Nebel besser zu sehen ist. Aber bislang steht es da nicht so eindeutig
LG
Eireena
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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09.12.2007 23:03
von Enfant Terrible
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Stimmt, genau so habe ichs gemeint. Werde es in der verbesserten Version auf jeden Fall präzisieren. Danke!
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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12.12.2007 18:45
von Enfant Terrible
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Michael hatte keine Wahl, und Angstzustände brachten ihn auch nicht weiter. Praktisch gesehen bestand seine Aufgabe nur daraus, den Sumpf zu überqueren und das Buch zu finden. Er versuchte, sich zu beruhigen: Bestimmt war dieser Sumpf nicht einer wie aus den Schauergeschichten, wo ein Schritt reichte, um in der zähen Substanz für immer zu versinken. Nein, redete sich Michael ein, das Moor hier war kaum mehr als eine überdimensionale Schlammpfütze, er musste nur seinen Ekel und sein Unbehagen überwinden, und dann…
Er wagte einen Schritt hinein. Sofort schloss sich die Masse schmatzend um seine Turnschuhe. Einen Moment lang machte sich Michael Sorgen, was seine Mutter wohl dazu sagen würde, wenn er das ehemals weiße Paar als zwei Drecksklumpen aus dem Schullandheim zurückbrachte. Doch dann riss er sich zusammen, wütend auf sich selbst. Das, genau dieses kindische Denken war doch der Grund, warum ihn Georgs Gang Muttersöhnchen schimpfte! Jetzt war es egal, was seine Mutter sagte – er war kein Weichei, der sich vor Mamis Schimpfen fürchtete. Und wenn dieses unheimliche Spielchen überstanden war, würde er auch nie mehr in seinem Leben ein Buch anrühren, schwor sich der Junge, als er mühsam den Fuß aus dem Sumpf zog und nach vorne setzte.
Je weiter er sich hineinwagte, desto schwerer fiel ihm jeder Schritt. Immer fester umklammerte das Moor, wie ein einziger bösartiger Organismus, jeden Teil von Michael, der sich in seine Fänge wagte. Ihm stand der Schlamm bis zum Knöchel, bald schon bis zu den Schienbeinen, und ohne es zu merken, watete Michael irgendwann knietief in der dicken Brühe. Das Ende des Moors und die Hütte waren jedoch nicht in Sicht. Das Unbehagen verstärkte sich mit jedem Zentimeter, den der Junge zurücklegte.
Als Michael noch eine mühsame Bewegung versuchte, stellte er entsetzt fest, dass er seinen Fuß nicht mehr aus dem Sumpf ziehen konnte! Kein Weg vor, kein Weg zurück. Alles gab unter ihm nach, das klebrige Zeug war zu instabil, als dass er sich noch fortbewegen konnte, und doch seine Umklammerung stark genug, um Michael festzuhalten – für immer?
Während der eisige Griff der Angst sich immer fester um seinen Nacken schloss – simultan mit dem des Sumpfes um seine Beine – wurde Michael klar, dass er einen furchtbaren, dummen Fehler begangen hatte. Was hatte er sich dabei gedacht, einfach mitten ins Moor hineinzuschreiten, als würden all die Warnungen, all die Gruselgeschichten um diesen verwunschenen Sumpf nicht mehr existieren? Als verlor dieser lebensgefährliche Ort jede Tücke, nur weil… nur weil Arschgesicht sein Büchlein suchte?
Es kostete Michael eine ungeheuere Anstrengung, nicht in Tränen auszubrechen. Immer heftiger wurden seine Befreiungsversuche, durch die er jedoch nur immer weiter einsank. Bis zur Hüfte steckte er schon im Sumpf, der ihn langsam verschluckte. Schlagartig hörte er auf, zu strampeln. Es musste doch einen anderen Weg geben! Wenn er nur irgendeinen Halt fand, einen Stein, einen Zweig, an dem er sich festklammern und sich aus dem Moor ziehen konnte! Aber nichts sah er, außer diesem Nebel, dessen Gestank sich mit dem von Michaels Angst vermischte. Ihm wurde übel vor Todesangst. War es gleich aus?
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Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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Gabi Reißwolf
Alter: 53 Beiträge: 1216 Wohnort: Köln
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12.12.2007 18:55
von Gabi
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Hallo Krümel!
So ein Sumpf fand ich immer schon grausig und nach deiner Beschreibung erst recht.
Bin gespannt, wie es weiter geht.
L.G.
Gabi
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Eireena Eselsohr
Beiträge: 360
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13.12.2007 10:35
von Eireena
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Hallo Krümel,
super geschrieben! Das Moor wird sehr lebendig und gruselig, gleich der Anfang mit dem
Zitat: |
Sofort schloss sich die Masse schmatzend um seine Turnschuhe
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gefällt mir sehr gut, auch die inneren Monologe.
Wann geht's weiter?
LG
Eireena
_________________ Wer A sagt, beherrscht noch lange nicht das ganze Alphabet. © Andreas Marti |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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14.12.2007 18:27
von Enfant Terrible
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So, hier kommt der vorletzte Teil...
Nicht einmal um Hilfe rufen konnte Michael noch. Er wusste, dass es nichts bringen würde, außerdem versagten ihm seine Stimmbänder den Dienst, genau wie der Rest seines Körpers. Eine eigenartige Resignation, furchtbarer als alles, was er in diesen Minuten bereits durchgemacht hatte, ergriff von dem Jungen Besitz. Als wollte er, wenn ihm schon nichts übrig blieb als sich von der dunklen Masse verschlucken zu lassen, wenigstens die letzten Augenblicke nicht durch einen sinnlosen Kampf vergeuden.
Als gäbe es in seiner Situation nicht schon genügend Schrecken, sah Michael nun im Nebel eine Gestalt auf sich zuschweben. Der Würgegriff des Sumpfes, in dem er inzwischen bis zu den Ellbogen feststeckte, hinderte Michael daran, die Augen zu reiben. Spielte ihm sein, durchs Entsetzen terrorisierter, Verstand einen Streich? Er wollte nicht als letztes eine Halluzination sehen, die ihn durch ihr Erscheinen, durch ihre Verschwommenheit auslachte.
War diese Gestalt, die ein Teil des Nebels zu sein schien, eins dieser Gespenster, um die sich die schaurigsten Geschichten rankten? Genau konnte er es nicht sagen, denn dieses Etwas erschien viel zu zittrig hinter dem milchigen Vorhang. Seine Konturen waren teilweise von dem lügnerischen Weiß verborgen, aber Michael sah genug, um sich noch verlorener zu fühlen. Kam es, um ihn zu holen? Michael wollte es gar nicht wissen, viel zu schwer drückte die Gleichgültigkeit auf ihn. Wenn er nicht im Sumpf erstickte, würde er das Opfer dieses Geistes werden…
Gerade als er in seiner Verzweiflung glaubte, es gäbe keine Rettung mehr, hörte er plötzlich eine Stimme – und verspürte eine gewisse Erleichterung, so weit, wie es in seiner Situation möglich war. Diese Stimme klang nicht so, wie man sich die eines Gespenstes vorstellte; es war sogar eine vertraute Mädchenstimme, die rief: „Halte durch, Micha!“
Im selben Moment, wo dieser Ruf die Geräuschkulisse des Sumpfes unterbrach, zerriss die Gestalt den Nebel weit genug, um erkannt zu werden. Jetzt begriff Michael, dass es Laura war, die auf ihn zurannte. Aber aus irgendeinem Grund kam ihm nicht einmal in den Sinn, dass sie ihn retten konnte; im Gegenteil, auf einmal verstärkte sich seine Angst – dass nun auch sie, die nichts mit dem grausamen Streich zu tun hatte, hier im Moor ihr Ende finden könnte. Er hatte kaum noch genug Kraft, um zu schreien: „Geh nicht weiter!“
Gerade noch rechtzeitig blieb sie stehen, aber nicht so sehr, weil sie auf Michaels Warnung hörte, sondern, weil sie nach etwas suchte, um ihn herauszuholen. In diesen schrecklich langen Momenten, als sie sich umsah und suchend am Boden tastete, sank Michael immer weiter ein. Obwohl er es wie durch ein Wunder schaffte, die Arme aus dem Sumpf zu ziehen, stand ihm die Masse bis zu den Achseln. Wenn er nicht sofort etwas zum Festhalten fand…
„Ich hol dich doch hier raus!“, versicherte Laura, was Michael mit einer Mischung aus Skepsis und Aufregung aufnahm.
Er konnte sie im Nebel nicht völlig scharf erkennen, doch bildete er sich voller Schrecken ein, zu sehen, wie auch sie langsam einzusinken begann. Ein bedenklich großer Teil ihrer Schuhe – wie die seinen nicht besonders modisch – war inmitten des Schlamms nicht mehr zu erkennen.
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
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Gabi Reißwolf
Alter: 53 Beiträge: 1216 Wohnort: Köln
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15.12.2007 01:55
von Gabi
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Nö, Krümel. Ich weiß zwar nicht, und ich will es auch gar nicht wissen, wie es ist, wenn man im Sumpf versinkt, aber ....
Ich kann mir vorstellen, dass man nicht wirklich an Hallus denkt in diesem Moment. Ich glaube, da ist man schon sehr realitätsnah.
Ist aber nur meine Meinung, weil ich mir als Kind schon mal Gedanken darüber gemacht habe, als ich vor einem Sumpf stand.
Lass sie ihn einfach nur retten, wenn gerade sein Mund versinkt und er nur noch durch die Nasen atmen kann. Denke, meiner Meinung nach reicht das, wenn er sich gerade von seinem jungen Leben verabschiedet.
(Gerade denke ich wieder daran, dass man froh sein kann, wenn man nicht immer weiß, was die Spößlinge gerade auf der Klassenfahrt veranstalten. Hab da auch schom mal so mal was im nachhinein erfahren!)
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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16.12.2007 10:38
von Enfant Terrible
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Vielleicht hast du Recht, was das Realistische betrifft. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich das hier bewerkstelligen muss:
Zitat: | Lass sie ihn einfach nur retten, wenn gerade sein Mund versinkt und er nur noch durch die Nasen atmen kann |
Wie soll sie ihn dann rausziehen? Literarisch "am Schopf"? Gerade da wollte ich so ein bisschen Realismus wahren. Aber ich werde drüber nachdenken.
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
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