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Uwe Helmut Grave
Geschlecht:männlichOpa Schlumpf

Alter: 69
Beiträge: 1016
Wohnort: Wolfenbüttel


Beitrag16.06.2016 14:23
Die auf der anderen Seite
von Uwe Helmut Grave
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Moin! Nachdem ich mich gestern „angemaßt“ habe, einen Text in der Einstand-Rubrik zu beurteilen, ist es wohl an der Zeit, dass ich einen eigenen Text zum Abschuss frei gebe, alles andere wäre unfair. Da es sich aber lediglich um einen winzigen Ausschnitt aus einem (noch) unveröffentlichten Roman handelt, sollte ich vorab wenigstens einige Erklärungen zur Entstehung hinzufügen.
Wie meinem Profil bzw. meiner Vorstellung hier im Forum andeutungsweise zu entnehmen ist, stand ich vor nicht allzu langer Zeit an der Schwelle des Todes (an dieser Stelle wäre ein dramatischer Trommelwirbel angebracht Aua ). Die Pumpe spielte über viele Monate hinweg total verrückt, ich bekam kaum noch Luft, erlitt eine Gewichtszunahme von 75 auf 100 Kilo innerhalb von vier Wochen, war nahezu bewegungslos (zeitweise konnte ich mich nur noch mit dem Rollator fortbewegen), hatte schwere Depressionen sowie seltsame Halluzinationen am Tag und in der Nacht (beispielsweise „besuchte“ mich ein kürzlich verstorbener Freund im Traum in einem Hospiz und meinte, ich sei mit dem Sterben noch nicht an der Reihe, erst müsse ich noch eine bestimmte Aufgabe erledigen); ich bildete mir ein, mittels einer zerfledderten Bibel Botschaften von „der anderen Seite“ zu erhalten, und als ich letztlich auch noch schlafwandelte (glücklicherweise kam ich in meinem Zustand nur bis ins nächste Zimmer), führte ich tags darauf einen dilettantischen Selbstmordversuch aus.
Später in der Klinik wollte ich nur noch sterben; lediglich eine einzige Operation ließ ich über mich ergehen, alle weiteren Vorschläge, mittels Ersatzteilen aus mir einen „Robocop“ zu machen, lehnte ich ab.
Und plötzlich, von einer Stunde auf die andere, war es, als habe jemand einen Schalter umgelegt. Die Depressionsnebel waren fort, die Halluzinationen ebenfalls, ich fühlte mich innerlich besser und wollte nur noch eins: weiterleben. Mein Monstergewicht war zu diesem Zeitpunkt auf 66 Kilo herabgesunken, mein äußerlicher Gesamtzustand war noch ziemlich desolat – und trotzdem war man in der Klinik mit meiner Entlassung einverstanden (vermutlich habe ich mit meinem Todesgeschwafel die anderen Patienten zu sehr entsetzt, daher musste man mich rasch loswerden).
Es dauerte lange, bis ich wieder in der Lage war, etwas zu schreiben, und natürlich versuchte ich, das Geschehene schriftstellerisch aufzuarbeiten, was die meisten hier sicherlich nachvollziehen können, schließlich sind wir alle „Schreiberlinge“ (ist nicht als Schimpfwort gemeint). Aber schon nach ein paar Kapiteln stellte ich fest, dass nichts weiter dabei herauskam als selbstmitleidige, weinerliche Seelenschmerzbewältigung. Derlei gequirlten Hühnermist würde ich selber niemandem glauben, schon gar keinem ehemaligen Gespensterheftchen- und Sciencefiction-Bücher-Schreiber.
Also ging ich das Ganze anders an. Ich fragte mich, was wäre, wenn die Botschaften und Erscheinungen gar keine Halluzinationen, sondern wahrhaftig gewesen sind und ich nur zu unwissend war, um das zu erkennen. Hatten „die auf der anderen Seite“ womöglich knapp vor einem Nervenkollaps gestanden, weil ich nichts, aber auch rein gar nichts kapierte?
Bevor ich mich’s versah wurde ein heiterer Roman daraus, mit einem fiktiven Typen, der leicht hypochondrische Züge hat; kein Schriftsteller, obwohl auch er in gewissem Sinne schreibt: In einer Fabrik ist er für die Herstellung von Beschriftungen zuständig. Der halb wahr und halb frei erfundene Text wechselt zwischen den vergangenen Erlebnissen des Protagonisten und den gegenwärtigen Geschehnissen in der Klinik; die Gegenwart schildert er quasi live in Ich-Form, der Rest wird erzählt.
Wechselweise wird zudem berichtet, was sich auf „der anderen Seite“ abspielt, wo der eigentliche Hauptdarsteller, ein kürzlich verstorbener Choleriker, den Auftrag bekommt, sich um den seelisch und körperlich erkrankten Todeskandidaten zu kümmern und dafür zu sorgen, dass er gefälligst bleibt, wo er ist, wenigstens so lange bis er seine persönliche Aufgabe erledigt hat.
Die nachfolgende Szene ist einer Gegenwartsschilderung entnommen. Sowohl die (halluzinative) Erscheinung an der Kliniktreppe als auch das, was sich in der Erinnerung des Protagonisten abspielt, hat sich tatsächlich so zugetragen. Allerdings heißt die gemeinnützige Organisation in unserem Haus nicht Das Boot, sondern … sag ich nicht.

TEXT

26. Januar 2015

Ohne Fahrstuhl wäre ich jetzt aufgeschmissen, denke ich und betrachte skeptisch die nach unten führenden Stufen der breiten Flurtreppe.
Ich habe Appetit auf ein Paar Wiener Würstchen mit Senf, doch der Klinikkiosk liegt im Erdgeschoss. Obwohl ich mich inzwischen selbständig fortbewegen kann, gaaaaanz laaaangsam, Trippelschritt für Trippelschritt, wage ich es noch nicht, die Treppe zu benutzen.
Treppe, Treppe … da war doch was …
Erinnerungsfetzen formieren sich in meinem von Grauschleiern durchseuchten Gehirn zu einem Ganzen – und plötzlich fällt sie mir wieder ein, die kleine Episode mit der „Betschwester“.

*

Im vergangenen Dezember war ich trotz Eiseskälte mehrfach mit meinem Rollator unterwegs gewesen. Einmal schaffte ich es sogar bis in die Innenstadt, um auf dem Weihnachtsmarkt einen Apfelpunsch zu trinken. Danach kehrte ich mit stolzgeschwellter Brust heim, in aller Gemächlichkeit.
Die zu meiner Wohnung führende große breite Flurtreppe war ein Hindernis, das es jedes Mal aufs Neue zu bewältigen galt. Egal, ich würde das schon packen – wie ich in den vergangenen Wochen immer alles irgendwie gepackt hatte, sämtlichen körperlichen Schmerzen, Atemnöten und meiner geistigen Halbumnachtung zum Trotz.
Ich atmete tief durch, musste husten, atmete nochmals tief durch, klappte Zigeuner zusammen und umschlang ihn mit beiden Armen. Ja, ich hatte meinem Rollator einen Namen gegeben, einen politisch unkorrekten zwar, aber das war mir wurscht. Die Gutmenschen aller Couleur konnten mir kreuzweise den Buckel runterrutschen. Den Begriff Zigeuner verband ich von Kindheit an mit „Wandern, Weiterziehen, Bewegung“. Was war daran schlecht?
Schnaufend kämpften wir uns Stufe für Stufe nach oben, Zigeuner und ich – bis ich hinter mir ein verärgertes Kläffen vernahm.
Im Erdgeschoss unseres Mietshauses gibt es zwei wichtige Institutionen: eine Tagesklinik und einen Stadtteiltreff. Auf der ersten Etage wohnen meine vier Mietnachbarn und ich.  Zudem hat sich dort eine dritte gemeinnützige Institution angesiedelt: Das Boot. Dort treffen sich an mehreren Tagen in der Woche die verschiedensten Leute auf ein Plauderstündchen mit ehrenamtlichen Mitarbeitern.
Eine der Boot-Besucherinnen bringt stets ihren Hund mit, und weil das etwa dackelgroße Tier, das aus mehreren Hunderassen zu bestehen scheint, zweifelsfrei nicht zu den gescheitesten zählt, hält es unser Haus fälschlicherweise für sein Revier, das es durch fortwährendes Anbellen der angestammten Bewohner zu verteidigen gilt.
Und als ob es nicht schon schlimm genug wäre, dumm zu sein … dieser Kläffer ist zudem extrem feige. Sobald sich ihm ein Fremder nähert, zieht er sich schleunigst zurück, um aus sicherer Entfernung angriffslustig weiterzubellen.
Immerhin verfügt er über eine gewisse Geschicklichkeit im Treppensteigen, weshalb ich damit rechnete, dass er gleich hechelnd an mir vorbeisausen und mich dann von der obersten Stufe aus anwuffen würde. Denkste! Ganz offensichtlich waren Zigeuner und ich ihm nicht geheuer. Wahrscheinlich kamen wir ihm wie ein mehrarmiges Ungeheuer mit Rädern vor, jedenfalls wagte er sich nicht an uns vorbei.
Frauchen ging an mir vorüber und rief ihn dann von oben zu sich. Der Hund nahm Anlauf, näherte sich mir Stufe für Stufe mit Hochgeschwindigkeit, bremste kurz vorher ab, kehrte wieder um, nahm Anlauf, drehte um … dieses tierische Schauspiel wiederholte sich mehrfach.
Ich war derweil auf dem mittleren Treppenabsatz stehengeblieben, um zu verschnaufen und den Feigling vorbeizulassen. Aber er traute sich einfach nicht.
Logisch, dass Frauchen mir die Schuld daran gab. Sie stieg ein paar Stufen herab und wollte mir den Rollator abnehmen. Das wiederum wollte ich nicht. Ich hasse es, wenn mir irgendwelche Möchtegernmenschenretter ungefragt ihre wohlmeinende Hilfe aufnötigen. Kaum erblicken sie ein altes verwirrtes Mütterchen am Straßenrand, schubsen sie es auch schon auf die andere Seite – und fragen erst hinterher, ob die Greisin die Fahrbahn überhaupt überqueren wollte.
„Finger weg!“, zischte ich die Hundebesitzerin an, noch bevor sie Zigeuner berühren konnte.
Ihr Wachhund griff sofort ein, indem er bellend ein Stück emporkam und wie gehabt wieder nach unten flitzte, wo es ihm sicherer erschien.
„Aber warum denn?“, fragte mich die Frau entrüstet.
„Weil ich es sage“, antwortete ich so ruhig wie möglich und setzte meinen mühseligen Aufstieg fort.
Als ich oben angekommen war, fasste sich der Hund endlich ein Herz und raste an mir vorbei. Mensch und Tier verschwanden hinter einer Flurzwischentür und aus meinem Blickfeld.
Ich lehnte mich ans obere Geländer um erneut zu verschnaufen. Lange blieb ich jedoch nicht allein, denn plötzlich stand eine Boot-Mitarbeiterin vor mir (anscheinend hatte der Hund mich verpetzt), faltete ihre Hände wie zum stillen Gebet vor ihrem Bauch und schaute mich ganz mitleidig an.
Noch so ein liebenswerter Mitmensch mit Helfersyndrom!, ging es mir ärgerlich durch den Kopf.
Weil die Dame absolut nichts sagte, kein Sterbenswörtchen, kehrte ich den Spieß um und erkundigte mich mit mitfühlender Stimme: „Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Kann ich Ihnen helfen?“
Hui! Das brachte sie umgehend von Null auf Hundert!
„Sie mir?“, blaffte sie mich an. „Nicht ich brauche Ihre Hilfe, sondern Sie meine!“
„Tatsächlich? Ich kann mich gar nicht besinnen, Hilfeschreie ausgestoßen zu haben“, konterte ich. „Da müssen Sie sich wohl verhört haben.“
Nun wurde ihre Entrüstung noch stärker. „Unglaublich! Da will man helfen und dann muss ich mir solche Frechheiten anhören! So was ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht untergekommen!“
Anscheinend hatte sie noch nicht viel erlebt.
Zeternd machte sie auf dem Absatz kehrt und ward nimmermehr gesehen.
Ich blieb allein zurück und fragte mich ratlos, wobei sie mir eigentlich hatte helfen wollen. Die Treppe hatte ich bereits bewältigt, es wäre ihr ohnehin schwergefallen, meine einhundert Kilo die Stufen hinauf zu bugsieren, und von meiner Wohnungstür befand ich mich nur noch einen Meter entfernt. Wollte sie mich hineintragen?
Bis heute habe ich dieses Rätsel nicht gelöst. Will ich auch gar nicht, manches bleibt besser im Dunkeln.

*
 
Während ich mich langsam von der Kliniktreppe wegdrehe und in Fahrstuhlrichtung navigiere, verblasst allmählich die Erinnerung an jenes seltsame Erlebnis, und ich wende mich wieder der Gegenwart zu.
Heute ist der 26. Januar 2015; meine Frau hat Geburtstag. Sie wird dreiundfünfzig und ist nicht hier bei mir in der Klinik, sondern in Hamburg – ich habe sie nämlich auf eine Kurzreise geschickt.
Ursprünglich hatte sie einen Einkaufsbummel im benachbarten Braunschweig machen wollen, unter erschwerten Bedingungen, denn seit einiger Zeit legt dort regelmäßig jeden Montag eine Gruppe Protestler – irgendwelche rechtslastigen Typen, die gegen Islamisierung oder gegen Ausländer oder gegen den Untergang des Abendlandes oder gegen was weiß ich demonstrieren – den öffentlichen Nahverkehr in der Innenstadt lahm.
„Braunschweig am Montag? Kommt gar nicht in Frage!“, habe ich deshalb zu meiner Frau gesagt, und schlagartig war mir eine Geschenkidee gekommen. „Wenn schon bummeln, dann richtig – ohne Verkehrsbehinderungen durch Fanatiker. Du reist im ICE nach Hamburg, selbstverständlich Erster Klasse, gehst nach Herzenslust shoppen, übernachtest in einem Luxushotel, shoppst anderntags weiter und fährst dann wieder in der Ersten Klasse heim.“
Die Mafiosos würden es wohl so formulieren: ein Angebot, das man nicht ablehnen kann.
Selbstverständlich beinhaltet das Gesamtpaket auch kulinarische Köstlichkeiten, die es in Hamburg an allen Straßenecken gibt. Wenn es jemand verdient hat, es sich ein, zwei Tage mal so richtig gutgehen zu lassen, dann ist es meine Frau!
Ich für meinen Fall begnüge mich heute gern mit Wiener Würstchen, vorausgesetzt, ich schaffe es bis zum Kiosk.
Noch einmal drehe ich mich zögernd zur Treppe um – da erblicke ich ihn: ER.
ER schwebt über den mittleren Stufen, so als wolle er sagen: „Komm, du schaffst das, es ist ganz leicht!“
Sekunden später ist er wieder fort.
„Ja, ich schaffe das!“, flüstere ich in einem Anfall wilder Entschlossenheit. „Ich packe das – wie seinerzeit beim Erklimmen der Haustreppe!“
Diese hier führt Gott sei Dank abwärts. Runter kommt man ja immer.
Wie in Trance setze ich mich in Bewegung und steige Stufe für Stufe hinab …

ENDE DES TEXTAUSSCHNITTS

Ich lasse mal offen, ob ich damals die Treppe heruntergefallen bin oder nicht. Böse Zungen behaupten, dass dies der Fall (Vorsicht, Kalauer!) war und ich mir dabei hart den Kopf angestoßen habe – und noch bösere Zungen lästern, ich hätte schon immer was am Kopf gehabt.
U.H.G.



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Sissi Fuß
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Beitrag16.06.2016 15:31

von Sissi Fuß
Antworten mit Zitat

Du schreibst ausgesprochen unterhaltsam. Trotz aller Leichtigkeit ist zu erahnen, was du mitgemacht hast, wie es dein Leben verändert hat.
Über diese Erlebnisse zu schreiben, ist sicherlich der beste Weg, damit fertig zu werden. Wenn so eine Vergangenheitsbewältigung so flott geschrieben daher kommt, ist das allemal lesenswert. Ich möchte unbedingt wissen, was du noch so mit ER erlebt hast!


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Uwe Helmut Grave
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Beitrag16.06.2016 22:21

von Uwe Helmut Grave
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In der Realität erschien mir die ER-Halluzination mehrere Male völlig unvermittelt, meistens dann, wenn es mir besonders dreckig ging.
Im Roman ist ER der oben erwähnte verstorbene Choleriker, der versucht, mit meinem Protagonisten-Pendant in Verbindung zu treten, aber in letzter Sekunde jedes Mal gleich wieder verschwindet, bevor man genau hinguckt.
Zack und weg - so erging es mir auch in jenem Augenblick, als ich (wie es bezeichne) kurz mal ins Jenseits schaute; bevor ich begriff, was es dort zu sehen (besser: zu erfühlen) gab, war da nur noch die Mitte von Nichts.
Im Klartext: Nein, ich kann dem Rest der Menschheit keine kosmischen Weisheiten vermitteln - ich bin schließlich nicht Nina Hagen im Gespräch mit Gott.
Alles was ich weiß, ist, dass es da (wo auch immer das sein mag) irgendwas gibt, und diese winzigwinzige Erkenntnis hat mein Leben verändert, zumal es mir unmittelbar nach dem "Jenseits-Hingucker" schlagartig besser ging.
Im Roman erfolgt der "Blick nach drüben" natürlich ebenfalls, aber auf gänzlich andere Weise, doch davon verrate ich an dieser Stelle nichts.


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Rheinsberg
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Bronzenes Messer


Beitrag17.06.2016 08:30

von Rheinsberg
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Hallo,

wie Sissi schon sagte: der geübte Schreiber guckt durch. Ich habe gut geschmunzelt und würde gerne weiterlesen. Die Szene, auch wenn sie ein Stück aus einem Roman ist, kann gut für sich stehen, die leichten Übertreibungen sind sehr schön verwendet.
Oder liegt es daran, dass ich Dackel nicht sonderlich mag? Wink


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Uwe Helmut Grave
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Beitrag17.06.2016 08:36

von Uwe Helmut Grave
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Rheinsberg hat Folgendes geschrieben:
Oder liegt es daran, dass ich Dackel nicht sonderlich mag?

Heißt das etwa, dieses Wesen in Deinen Avatar-Armen ist kein Hund? Question


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Muskat
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Beitrag17.06.2016 10:47
Uwe Helmut Grave
von Muskat
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Hallo Uwe Helmut,

Menschen, die sich am eigenen Schopf aus dem Elend herausziehen, verdienen Respekt und sind mir sympathisch. Ebenso sympathisch ist es, den Umgeng mit der Krankheit und Genesung humoristsich zu verarbeiten. Das ist dir in jedem Fall gelungen! Ich habe den Text wirklich gerne gelesen.

Einige Vorschläge zum Feintuning:


Zitat:
Obwohl ich mich inzwischen selbständig fortbewegen kann, gaaaaanz laaaangsam, Trippelschritt für Trippelschritt, wage ich es noch nicht, die Treppe zu benutzen.



Wie wäre es ohne das „gaaaanz laaangsam“? Die Trippelschritte beschreiben doch das Gehen präzise.


Zitat:
wie ich in den vergangenen Wochen immer alles irgendwie gepackt hatte


Ohne „irgendwie“?

Zitat:
musste husten


hustete

Zitat:
sich dort eine


da statt dort, den „dort“ folgt gleich im folgenden Satz


Zitat:
verschiedensten Leute


unterschiedlichsten Leute

Zitat:
Eine der Boot-Besucherinnen bringt stets ihren Hund mit, und weil das etwa dackelgroße Tier, das aus mehreren Hunderassen zu bestehen scheint, zweifelsfrei nicht zu den gescheitesten zählt, hält es unser Haus fälschlicherweise für sein Revier, das es durch fortwährendes Anbellen der angestammten Bewohner zu verteidigen gilt.


Magst du den Satz teilen?

Vielleicht so:

Eine der Boot-Besucherinnen bringt stets ihren Hund mit. Das etwa dackelgroße Tier scheint aus mehreren Hunderassen zu bestehen  und zählt zweifelsfrei nicht zu den gescheitesten, denn es  hält  unser Haus fälschlicherweise für sein Revier,  das es durch fortwährendes Anbellen der angestammten Bewohner zu verteidigen gilt.

Zitat:
Und als ob


ohne „und“


Zitat:
zieht er sich schleunigst zurück, um aus sicherer Entfernung angriffslustig weiterzubellen.


...schleunigst zurück und bellt ...

,
Zitat:
wo es ihm sicherer erschien.


Das braucht es m.M. nach nicht.

Zitat:
Als ich oben angekommen war


Nachdem ich oben angekommen war...


Zitat:
Mensch und Tier verschwanden hinter einer Flurzwischentür und aus meinem Blickfeld.

Ohne: und aus meinem Blickfeld, denn das ist schon klar.

Zitat:
Ich lehnte mich ans obere Geländer um erneut zu verschnaufen


Komma vor „um“.

Zitat:
Lange blieb ich jedoch nicht allein


Ich blieb jedoch nicht lange ...


Zitat:
ging es mir ärgerlich durch den Kopf.


braucht es auch nicht


Zitat:
Weil die Dame absolut nichts sagte, kein Sterbenswörtchen,


Weil die Dame kein Sterbenswörtchen sagte, ..

Zitat:
kehrte ich den Spieß um und erkundigte


Vielleicht hier einen Punkt setzen. ...den Spieß um. Ich erkundigte...

Zitat:
verblasst allmählich die Erinnerung an jenes seltsame Erlebnis,


Das klingt, als wäre eine lange Zeit vergangen, er erinnerte sich aber gerade noch. Reichte es nicht, wenn du schriebest:

Ich drehe mich weg und navigiere in Richtung Fahrstuhl. Heute ist der Geburtstag ...

Zitat:
Ursprünglich hatte sie einen Einkaufsbummel im benachbarten Braunschweig machen wollen,


wollte sie

Zitat:
ich habe sie nämlich auf eine Kurzreise geschickt.


ich schickte sie

Zitat:
habe ich deshalb zu meiner Frau gesagt


sagte

Zitat:
schlagartig war mir eine Geschenkidee gekommen


kam mir die Idee


Nimm dir die Vorschläge, die dir richtig erscheinen, den Rest wirf in die Tonne.

Ich hoffe doch, noch weitere Teile aus dem humorvollen Roman lesen zu dürfen.

Liebe Grüße

Muskat
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Rheinsberg
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Bronzenes Messer


Beitrag17.06.2016 11:36

von Rheinsberg
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Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben:
Rheinsberg hat Folgendes geschrieben:
Oder liegt es daran, dass ich Dackel nicht sonderlich mag?

Heißt das etwa, dieses Wesen in Deinen Avatar-Armen ist kein Hund? Question


Möge mein Kater dir im Traume erscheinen!


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Uwe Helmut Grave
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Beitrag17.06.2016 16:28

von Uwe Helmut Grave
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Nur zu, Rheinsberg! Auf einen verrückten Traum mehr oder weniger kommt es eh nicht an.
@ Muskat Danke für die viele Mühe, die Du Dir gegeben hast - ich werde nicht minder mühevoll jeden Vorschlag akribisch prüfen. Bisher kann ich jederzeit Änderungen vornehmen, denn zwar liegt das Manuskript derzeit bei ein paar Verlagen, aber nur als Exposé mit umfangreichen Textausschnitten, die ungefähr ein Drittel des Gesamtskripts ausmachen; einige wollten vorerst sogar nur Leseproben von drei Kapiteln. Wer ernsthaft interessiert ist, fordert beizeiten mehr an; von den Uninteressierten höre ich wohl nie wieder etwas. Über einen schnellen Verkauf mache ich mir daher keine Illusionen (kann Jahre dauern), ich stehe also genau wie jeder Schreibanfänger auf der untersten Stufe, da nutzen mir meine Veröffentlichungen als Comicautor und Groschenromanschreiber nichts, und selbst die weit über hundert Sciencefiction-Bücher fallen dabei nicht ins Gewicht.
Liebe Neuautoren: Ich bin jetzt einer von Euch!
In erster Linie war das Schreiben dieses Romans natürlich Therapie, aber veröffentlichen möchte ich ihn trotzdem, nötigenfalls honorarfrei. (Nur zahlen will ich möglichst nix.)


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Muskat
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Beitrag17.06.2016 16:59
Uwe Helmut
von Muskat
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Hallo Uwe Helmut,

es wäre auch schade darum, wenn der Roman in der Schublade läge. Ich drücke die Daumen für eine Veröffentlichung und wünsche viele Leser.

Liebe Grüße

Muskat
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Sissi Fuß
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Beitrag17.06.2016 17:15

von Sissi Fuß
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Das ist eine sehr noble Einstellung, lieber Uwe-Helmut und macht anderen Betroffenen sicherlich Mut, aber ich hoffe für dich, dass du trotzdem ein bisschen was dran verdienen kannst.

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Ajanoli
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Beitrag17.06.2016 17:45

von Ajanoli
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Ich drück dir auch alle Daumen, dass es klappt, denn auch ich habe deinen nachdenklich-humoristischen Auszug gerne gelesen und Appetit auf mehr bekommen. Gib uns doch Bescheid, wenn es soweit ist, damit wir alle fleißig kaufen können Wink
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Uwe Helmut Grave
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Beitrag17.06.2016 18:06

von Uwe Helmut Grave
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Danke, noch ein paar Freundlichkeiten mehr und ich fange an zu weinen. rotwerd
Im Prinzip habe ich das Prädikat "Am-eigenen-Schopf-aus-dem-Sumpf-ziehen" nicht verdient, denn wie ich bereits erwähnte, standen mir helfende Kräfte bei, woher die auch immer kamen. Na ja, zumindest eine Kraft ist mir namentlich bekannt: Sie heißt Monika und ist meine Frau - und sie hat verdammt viel mitmachen müssen, bis mein Kopf wieder klar war.
Der Choleriker-Geist im Roman vollzieht die "Wiederauferstehung" seines Schutzbefohlenen übrigens so: "Wie war das doch gleich? Stehe auf und ... und was? Egal! Jetzt oder nie! Steh auf, Arschloch!" (Anhand der Wortwahl ist klar erkennbar, dass es sich um ein literarisch wertvolles Werk handelt.)


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Muskat
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Beitrag17.06.2016 19:05
Uwe Helmut
von Muskat
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Dein Werk hat einen ernsten Hintergrund, ist unterhaltsam und bringt die Leser zum Lachen. Ist das nicht viel wert? Und sag jetzt nicht, es sei einfach humorvoll zu schreiben!
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MoL
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag17.06.2016 22:40

von MoL
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Lieber Uwe!

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, gelle? Wink

Also: Du verrutscht in den Zeiten und zwar hier:

"Was war daran schlecht?
Schnaufend kämpften wir uns Stufe für Stufe nach oben, Zigeuner und ich – bis ich hinter mir ein verärgertes Kläffen vernahm.
Im Erdgeschoss unseres Mietshauses gibt es zwei wichtige Institutionen:"

und hier:

"Immerhin verfügt er über eine gewisse Geschicklichkeit im Treppensteigen, weshalb ich damit rechnete,"

Ich erkenne mich in dir wieder und unterstelle dir einfach mal, dass du dich - im Gegensatz zu den meisten Schreiberlingen - im Präsens sehr wohlfühlst, aber leider das Problem hast, dass du immer wieder denkst, es sei besser, im Präteritum zu schreiben, wäre das möglich? So geht es mir nämlich und ich beobachte dieselben "Abrutscher" bei mir: Ich nutze quasi jeden Vorwand ("Das ist immer noch so, also, äh, muss das jetzt ins Präteritum oder in den Präsens? Und wie war das nochmal mit dem Konjunktiv???"), um wieder die Zeit zu wechseln. Embarassed

An der Stelle: "da erblicke ich ihn: ER." fände ich rein vom Verständnis her "da erblickte ich IHN" besser.

Nun zum Vergnügen:
Der Text. War mir ein Vergnügen. Smile
Toll geschrieben, locker, witzig, warmherzig, mag ich!!!!!

Als Privatmensch interessiert es mich jetzt mal ehrlich, was los war mit dir ...?
Aber schön, dass es dir wieder gut geht, Wahnsinn, und schön, dass du hier bist! Smile

MoL

P.S.: Zu "deinem" Dackel kam mir eben spontan ein Witz in den Sinn. Aber der ist leider nicht jugendfrei.
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Willebroer
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Beitrag17.06.2016 22:46

von Willebroer
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Das mit den Zeiten hängt davon ab, von welcher Ebene aus der Erzähler spricht.

Zum Beispiel wenn die Leute, denen er was von früher erzählt, in genau dem Mietshaus sitzen, von dem hier die Rede ist.

Das gilt auch für den Treppensteiger. Vielleicht sitzt er selber unter den Zuhörern. Dann ist das Präsens berechtigt.
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Tjana
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Beitrag18.06.2016 02:22

von Tjana
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Hallo Uwe, (willst du lieber mit beiden Vornamen angesprochen werden?)
ich bewundere deinen Mut, so offen zu schildern, wie es zu dem Text kam.
Anders als manchmal gelingt es dieser Vorrede, den Text von vorn herein anders zu betrachten.
Künftige Leser werden diesen Einblick nicht haben, o.k. aber ich  stehe hier ja auch nicht am Büchertisch.
Nach meinem Eindruck ersten Lesens gelingt es dir hervorragend, Heftiges, Erlebtes, mit einem Schmunzeln zu erzählen. Humorvoll verpackt, mit einer Leichtigkeit, die nur so scheint.
Macht neugierig auf mehr.
Ich würde am reinen Text noch etwas Senf loswerden wollen, doch dies ist der Einstand. Im Werkebereich vielleicht – irgendwann -  wenn du das möchtest.
Mit Freude gelesen
LGT


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Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein)
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Muskat
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Beitrag18.06.2016 08:18
Uwe Helmut Graven
von Muskat
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Hallo,

was das Präsens angeht, am Beispiel der Institutionen im Mietshaus bzw. des Hundes, da halte ich es für richtig,  weil es sie wohl noch gibt und der Hund noch über seine Sprungkraft verfügt.

Wäre es eine einmalige Angelegenheit oder es wäre damals so gewesen, nun aber nicht mehr, sähe die Sache anders aus. An den beiden Stellen stimmt das Präsens meiner Meinung nach.

Ich kann in einer im Präteritum geschriebenen Geschichte doch auch nicht schreiben:

"Hamburg lag im Norden Deutschlands".

Liebe Grüße

Muskat


Nachtrag: Gerade las ich in einer Grammatik: Da heißt es:
Wenn etwas Allgemeingültigkeit (was für ein Wort!) besitzt, steht es im Präsens.
Das meinte ich mit meiner langen Rede.
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Uwe Helmut Grave
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Beitrag18.06.2016 09:41

von Uwe Helmut Grave
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Uff, das beantworte ich alles nachher, dazu fällt mir so einiges ein, doch jetzt muss ich rasch weg. Ich gehe nämlich einem kleinen Rentner-Nebenjob nach: "Wachmann" in einem Museum, wo ich den Leuten solche höflichen Fragen stelle: "Hätten Sie vielleicht die unendliche Güte, dieses wertvolle Artefakt nicht zu berühren? Oder muss ich Ihnen erst die Finger brechen?" Twisted Evil

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Uwe Helmut Grave
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Beitrag18.06.2016 14:58
Re: Die auf der anderen Seite
von Uwe Helmut Grave
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Vorgestern hatten wir im Museum eine internationale Kunstausstellungseröffnung. Eine iranische Delegation war da, viel Presse (sogar BILD und FAZ), und ich stand mittendrin im Trubel. Und heute? Wie an jedem Samstagvormittag gingen die Touristen und Kunstfreunde lieber einkaufen, statt in die Museen, denn dafür ist ja nachmittags noch Zeit genug. Also saß ein einsamer Wachmann inmitten all der Poesie und Lyrik - und las einen Krimi.
Danke an alle, die sich mit meinem Text befasst haben. Die Einstand-Werkstatt-Regeln sind mir auf Grund einer freundlichen PM inzwischen bekannt, weshalb ich mich an dieser Stelle möglichst kurz fasse.
In den vergangenen zehn Jahren habe ich mich immer mal wieder als Korrektor betätigt - und für so etwas hätte ich den betreffenden Autor geteert, gefedert und in einem mit Nägeln bespickten Fass in der Oker versenkt:
Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben:
Zudem hat sich dort eine dritte gemeinnützige Institution angesiedelt: Das Boot. Dort treffen sich an mehreren Tagen in der Woche...

Logisch, aus "dort" wird im ersten Satz "da".
Über alles Weitere verhandele ich derzeit noch mit mir selbst.
Was hingegen die Sache mit der Vergangenheits- bzw. Gegenwartsform angeht: Das ist exakt so gewollt, und ich denke mal, dass ich in dieser Hinsicht alles richtig gemacht habe. Eventuell werkeln wir anderswo im Einzelnen noch daran herum, nicht jetzt hier in diesem Thread.
MoL hat Folgendes geschrieben:
Als Privatmensch interessiert es mich jetzt mal ehrlich, was los war mit dir ...?

Viel mehr als das, was ich bereits schrieb, gibt es da nicht zu erzählen, bis auf dies: Mein Vater starb mit 71 an Herzproblemen, meinen älteren Bruder erwischte es anno 2013 bereits mit 62 Jahren. Dann gingen die gleichen Probleme bei mir los, schritten zügig voran ...
Dass es mich schon mit 59 dahinraffen sollte, erschien mir nun doch ein wenig zu früh. Ich empfand das als "kosmische Ungerechtigkeit", und meine Entrüstung wandelte sich letztlich in monatelange Depressionen, die dadurch, dass mein langjähriger beruflicher Weggefährte und Freund Hajo F. Breuer (wir hatten bei den Gespenstergeschichten und der SF-Serie insgesamt fast dreißig Jahre zusammengearbeitet) Ende 2014 mit 59 verstarb, nicht gerade besser wurden.
Im Nachhinein empfinde ich das selbst als deppig; wenn man glaubt, dass man bald stirbt, sollte man sein Leben genießen und keine Zeit damit verschwenden, depressiv zu sein.
Doch je desolater der körperliche Zustand wurde, desto mehr verstärkten sich die Depressionen. Das ist wie eine Nebelwand, durch die man kaum durchgucken kann. (Im Roman rede ich von Grauschleiern - in Anlehnung an eine frühere Gardinenwerbung.) Als ich mich letztlich kaum noch fortbewegte und sich meine Frau beim Anblick meines Monsterkörpers (Wasseransammlungen überall) vermutlich fragte: "Ist das Kunst oder kann das weg?", bat ich sie, den Krankenwagen zu rufen, damit man mir in der Klinik den Rest gibt. Dort stopfte man mich mit Medikamenten voll, rammte mir einen Schlauch in den Leib, bereitete zwei Herzoperationen vor ...
Tja, und dann kam von einer Stunde auf die andere besagte "Wiederauferstehung" und ich verließ die Klinik bereits einen Tag später.
Wie lange das jetzt noch gutgeht, weiß der Geier (Hausarzt und Kardiologe zucken nur mit den Schultern und geben ihr Bestes), jedenfalls genieße ich jeden Tag intensiv.
Mal ehrlich, auf ein paar Jährchen mehr oder weniger kommt es nun wirklich nicht an, denn am Ende unseres Lebens steht (bei allen!) immer das Ende des Lebens. Und wer weiß: Vielleicht mache ich ja noch Johannes Heesters Konkurrenz.


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MoL
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag19.06.2016 10:49

von MoL
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Das Leben ist merkwürdig, bisweilen a*schig.
Toll, was du geschafft hast. Ich drücke dir die Daumen, dass du hier noch jahrzehntelang neue Threads eröffnest! Smile
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Uwe Helmut Grave
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Beitrag19.06.2016 14:28

von Uwe Helmut Grave
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MoL hat Folgendes geschrieben:
... dass du hier noch jahrzehntelang neue Threads eröffnest! Smile

Und wenn ich mich gut führe, komme ich dann nach 15 Jahren hier raus? Blink


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Federfarbenfee
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Beitrag19.06.2016 21:11

von Federfarbenfee
Antworten mit Zitat

Mir gefällt die Kombination aus persönlichem Hintergrund, einer ordentlichen Portion Humor und der übersinnlichen Komponente ebenfalls sehr gut.

(Ich selbst jongliere in meinem aktuellen Projekt mit diesen Elementen - allerdings in einem anderen Mischverhältnis. Wink)

Die Szene mit dem Dackel und seinem bekloppten Frauchen ist mir allerdings ein wenig zu langatmig und die mit "ER" zu kurz. Auch wenn "ER" nur für Sekunden erscheint, würde ihm eine kleine Beschreibung gut zu Gesicht stehen. Selbst dann, wenn Letzteres nicht zu erkennen ist. Smile

Viele Grüße
Mary
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