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Das Salz auf deiner Haut


 
 
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NikCe
Eselsohr
N


Beiträge: 251



N
Beitrag02.10.2015 18:23
Das Salz auf deiner Haut
von NikCe
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo liebes Forum!

Vor einer ganzen Weile habe mich pflichtbewusst auf dem roten Teppich präsentiert, muss aber gestehen, dass ich damals meine Vorstellung so schnell wie möglich über die Bühne gebracht habe, weil mir nicht die richtigen Worte einfallen wollten. Aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben, darum will ich mich hier ganz offiziell, wie es sich gehört, mit Schreibfeder und Tintenfass vorstellen, damit ihr wisst, was euch literarisch so von mir erwartet. Laughing
Ich bin sehr gespannt, wie mein Text auf euch wirkt.

Das Salz auf deiner Haut
Es gibt nur wenige dieser Momente, in denen sich das echte Leben abspielt.
Das wahre, das unverfälschte, das leibhaftige.
Spricht es nicht für sich, dass ich nach den richtigen Worten ringe, um das Gefühl überquellender Lebenslust zu beschreiben, von dem jeder träumt, doch das nur eine Handvoll auch am eigenen Leib erfahren haben?
Ich bin sicher keine Ausnahme.
Ich kam auf diese Welt, beugte mich dem Kreuz des Alltagstrottes und verschmolz mit der Masse der Gescheiterten, die nicht müde sind, sich einzureden, ihr großer Tag käme noch.
Ich war eine dieser trostlosen Gestalten, bis der alles verändernde Tag doch noch eintraf.
Nicht meiner. Seiner. Der Tag, an dem Darius in mein Leben trat.
Zwei sich kreuzende Blicke und zwei Leben, die sonst in geraden Bahnen verlaufen wären, gerieten ins Schleudern.
Ich hätte den Weg fortsetzen können, den meine Großmutter und Mutter gegangen waren. Den erstbesten Mann heiraten, der mir finanzielle Sicherheit versprach und mich dafür um die Aufzucht seiner Kinder kümmern.
Doch ich hatte in dieses sonnengegerbte Gesicht geblickt und entschieden, dass ich von nun an dort sein wollte, wo sich die Sonne in diesen verheißungsvollen Augen spiegelte.
Was Darius in diesem Augenblick durch den Kopf gegangen war, wusste ich nicht, später sagte er mir einmal, dass auch er gespürt hatte, „wie sich etwas Großes zwischen uns zugetragen hatte.“
Von Anfang an legte ich mein Schicksal in seine Hände, wurde verrückt vor Verzweiflung, wenn ein Tag verstrich, den ich von Darius getrennt sein musste. Ich war nie gläubig gewesen, der Sinn,, an der Existenz eines höheren Wesens festzuhalten, erschloss sich mir nicht.
Das hatte sich nun geändert.
Darius war zu meiner Religion geworden.
Sommer, Herbst, Winter, Frühling, die Frucht unserer Leidenschaft hatte allzeit Saison, blühte stets und verdarb nie.
Ich lernte die Sprache neu. Vokabeln wie Glück, Erfüllung, Lust, Begierde verstand ich erst jetzt. Ich tat mir fast schon etwas leid, dass ich sie die Jahre vor Darius so völlig missverstanden hatte. Doch wer zählt schon seine Tage als Kirchenmaus, wenn nur noch die einer zufrieden schnurrenden Katze folgen?
War ich zuvor eine Knospe nahe dem Verdorren gewesen, so entfaltete ich jetzt meine saftigen Blätter und badete in meinem Nektar, der so labend war, dass wir gemeinsam darin hätten ertrinken können.
Muse, Engel, Göttin – seine Namen für mich. Keiner davon schien mir übertrieben, denn in jeder Faser meines Körpers spürte ich: Ich bin nicht etwas Besonderes, nein, ich bin das Besondere, das sein Leben erst zu diesem macht. Nicht Übermut oder Wahn veranlassten mich zu der Unerschütterlichkeit dieser Ansicht, sondern einfach die Tatsache, dass Darius dasselbe für mich war.
Nie wäre es mir in den Sinn gekommen, dass Darius einmal nicht mehr derjenige für mich sein könnte, der er von der allerersten Sekunde für mich gewesen war.
Ich lebte tausend Leben und brannte doch so schnell ab wie ein Streichholz.
Darius blieb derselbe und warf mir vor, ich hätte mich verändert. Ich sei nicht mehr die, die er damals kennen und lieben gelernt hatte.
Wieso er plötzlich von der Vergangenheit sprach, wollte ich nicht begreifen. Immer war nur die Rede vom Hier und Jetzt, und wenn wir es wollten, auch von einer Zukunft gewesen. Nie aber hielten wir an Vergangenem fest. Das wäre ein Affront gegen die Jugend unseres Glücks.
Jeden Versuch, den Samen seiner Unzufriedenheit auf den Grund zu gehen, schmetterte er mit aller Grausamkeit ab. Kein Wort kam von ihm, die Sprache, der sprudelnde Quell unserer Kraft, war erlegen.
Auch ohne Worte aber erkannte ich bald den Kern seines Grolles:
Ich war es.
Sein Juwel, sein Göttertrunk, sein Augenstern war ihm von der einen auf die andere Sekunde eine Plage, die ihn zu ersticken drohte, wusste er nicht, sich baldigst davon zu erlösen. Alles an mir versetzte ihn in Rage, ich hätte ihm einen Gefallen getan, hätte ich mich in Luft aufgelöst. Denn da Darius seine Freiheit als göttliches Privileg durch das Nachgehen eines erträglichen Gewerbes geknechtet sah, lebte er nur von Luft und dem Inhalt meines Geldbeutels; unter meinem Dach breitete er seine Schwingen aus, die er mit einer Unterschrift eines Mietvertrages gebrochen fürchtete. Er entfaltete seine Flügel auf meine Kosten und war deshalb unweigerlich an meine Existenz gekettet, wie er mir schon bald zum Vorwurf machte.
Ich maß mir allen Ernstes an, etwas für meine Großzügigkeit zu verlangen.
Nie hatte ich ihm Vorhaltungen gemacht, nie hatte ich Fragen gestellt, wo er die Nächte verbrachte – ich war ihm jedes Mal glückselig um den Hals gefallen, sobald er durch meine Tür geschritten war, und hatte ihm jeden Wunsch von den Lippen gelesen. Für keine Erledigung war ich mir zu schade, ich degradierte mich selbst zur Magd, um ihn zu meinem König zu machen. Alles hätte ich gegeben, um Darius‘ Licht in meinen Wänden zu fangen.
Darum traf mich dieser eine Satz, den er mir mit Gift und Galle vor die Füße spie, härter als die Einsicht, dass unsere Liebe nicht viel länger angehalten hatte, als der Moment, in dem sich zum ersten Mal unsere Blicke getroffen hatten.
Kein böses Blut, lass ihn gehen, er kann mir unser vergangenes Glück nicht nehmen. Möge kommen, was will, das nimmt er mir nicht, redete ich mir gut zu, während ich still seinen Tobsuchtsanfall ertrug. Irgendwann jagte ich ihn zum Teufel.
Den Morgen danach traf ich alle nötigen Vorkehrungen, um alle Erinnerungen an ihn aus meiner Wohnung zu verbannen. Ich nahm mir frei von meiner Arbeit, die mir jeglichen Esprit und Charme raubte, wie Darius zuletzt nicht müde geworden war, immer wieder zu betonen, und deckte mich mit einer Jahresration Putzmittel ein, mit denen ich die Wohnung auf Vordermann brachte.
Ich begann mit dem Badezimmer, in dem wir die Abendstunden in Kerzenschein und nach Lavendel duftendem Schaum verbracht hatten. Ich schrubbte jede Fliese einzeln, bis jedes Stück von Darius entfernt war und ich mich darin spiegeln konnte. Mir gefiel nicht, was ich da sah, unglaublich, dass ich so das Haus verlassen hatte. Schrubbte, spritzte mich ab, tauchte unter und ab.
Erst als der Gedanke, der Mensch in meiner Haut sein zu müssen, wieder halbwegs erträglich war, trat ich ins Wohnzimmer hinaus und tilgte dort die restlichen Spuren von Darius. Ich hatte nie gemerkt, wie sehr er mich eingeengt hatte, nun da all seine Sachen weg waren, fühlte ich mich zum ersten Mal richtig frei.
Diese Freiheit unterschied sich von der, die er mir zu Beginn eingeflößt hatte. Es war keine fremd diktierte, die mich zu etwas drängte, das ich nicht war und mir vorgaukelte, ich wäre bis jetzt in Ketten gelegen. Ich war seit langem wieder ich, die sich für niemanden verbog und sich hinten anstellte.
Das Putzen hatte mich erschöpft und hungrig gemacht. Eigentlich fehlte mir die Energie, mich jetzt noch in die Küche zu stellen, doch die Vorstellung, heute noch jemandem unter die Augen zu treten, war zu abschreckend, als dass ich mir Essen bestellt hätte.
Die Hände schmerzten vom Tranchieren. Feinsäuberlich zerhackte ich das Fleisch in rechtwinkelige Würfel, achtete penibelst darauf, dass sie alle dieselbe Größe hatten. Genauso sorgfältig schnitt ich die Zwiebel, die ich in der Pfanne kurz anschwitzte und darin das Fleisch goldbraun garte. In einem Topf dünstete ich das Gemüse. Eine Handvoll Salz, Pfeffer und Thymian ließ ich darüber rieseln, als vermengte ich Zutaten für einen Zaubertrank. Inbrünstig labte ich mich am herben Dunst, der aus der Pfanne aufstieg, wo das Fleisch geräuschvoll vor sich hin brutzelte. Dabei ertappte ich mich, wie ich vor mich her summte und leicht im Takt wippte.
Ich war glücklich.
Aus Gewohnheit hätte ich für zwei gedeckt, doch ich bemerkte sofort meinen Fehler und richtete nur ein Gedeck. Weil ich mir schon lange nichts mehr gegönnt hatte, köpfte ich eine Rotweinflasche und schenkte mir mehr ein, als die Tageszeit erlaubte. Das Gemüse fächerte ich wie eine Muschel auf dem Teller auf, in der Mitte davon platzierte ich das Fleisch. Darius wäre stolz auf den Braunton gewesen, den das Fleisch angenommen hatte. Der Star des Gerichts. Ich war überzeugt davon, dass mir hier Großartiges gelungen war.
Das ist einer dieser Momente, in denen sich die Blüte des Lebens zeigt. Den meisten entgeht er wohl, weil sie denken, er wäre zu banal, um ihn festzuhalten.
Aber hier sitze ich, mit einem Glas exquisiten Rotwein aus Spanien, der viel zu dekadent für mich ist, im Hintergrund tönt Schoecks Penthesilea und verleiht dem Klang, was ich die letzten Stunden unausgesprochen in mir trage. So fügt sich alles und ich mich dem Moment.
Die Lippen blutrot, führe ich ein Fleischstück auf der Gabel aufgespießt an meinem Mund und sauge den Duft von Freiheit ein.
Er ist vertraut, die feine Thymiannote, die aus allen Poren strömt, neu. Ich schnuppere daran, genau wie all die Male, als mein Kopf in Darius‘ Nacken lag und sich meine Nase in die Härchen seines Ansatzes grub.
Ich erinnere mich an den salzigen Geschmack seiner sonnengegerbten Haut, der sich in meinem Mund ausbreitete, während ich mich unter ihm ausbreitete und bereit war, genauso viel von mir zu geben, wie ich von ihm empfangen konnte.
Nun lasse ich das Fleisch auf meiner Zunge zergehen und lecke das Salz von meinen Zähnen.

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Michel
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Beitrag02.10.2015 20:25

von Michel
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Erst mal nur eine Frage:

Isst sie ihn auf?
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NikCe
Eselsohr
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Beiträge: 251



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Beitrag02.10.2015 20:37

von NikCe
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Das ist die Ein-Millionen-Euro-Frage, die Antwort kann ich dir leider nicht geben. Es steht absichtlich nichts (allzu) Explizites da. Das Ende ist bewusst so gehalten. Wink
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Seraiya
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Beiträge: 924



Beitrag02.10.2015 21:24

von Seraiya
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Hallo Nikce,

gefällt mir bis auf wenige Kleinigkeiten und die vielen Wiederholungen wirklich gut. Würde mir bei den Formulierungen mehr Kreativität wünschen. Zu viel "Hatte" und "war".
Und die detaillierten Beschreibungen am Ende, wenn sie ihre Mahlzeit zubereitet, fand ich irritierend bis verräterisch. Passt für mich nicht zum Rest.
Ansonsten I like smile


Zitat:
  Es gibt nur wenige dieser Momente, in denen sich das echte Leben abspielt.
Das wahre, das unverfälschte, das leibhaftige. <- das letzte ist mir hier zuviel.
Spricht es nicht für sich, dass ich nach den richtigen Worten ringe, um das Gefühl überquellender Lebenslust zu beschreiben, von dem jeder träumt, doch das nur eine Handvoll auch am eigenen Leib erfahren haben?
Ich bin sicher keine Ausnahme.
Ich kam auf diese Welt, beugte mich dem Kreuz des Alltagstrottes und verschmolz mit der Masse der Gescheiterten, die nicht müde sind, sich einzureden, ihr großer Tag käme noch. <- den Satz mag ich!
Ich war eine dieser trostlosen Gestalten, bis der alles verändernde Tag doch noch eintraf.
Nicht meiner. Seiner. Der Tag, an dem Darius in mein Leben trat.
Zwei sich kreuzende Blicke und zwei Leben, die sonst in geraden Bahnen verlaufen wären, gerieten ins Schleudern.
Ich hätte den Weg fortsetzen können, den meine Großmutter und Mutter gegangen waren. Den erstbesten Mann heiraten, der mir finanzielle Sicherheit versprach und mich dafür um die Aufzucht seiner Kinder kümmern.
Doch ich hatte in dieses sonnengegerbte Gesicht geblickt und entschieden, dass ich von nun an dort sein wollte, wo sich die Sonne in diesen verheißungsvollen Augen spiegelte.
Was Darius in diesem Augenblick durch den Kopf gegangen war, wusste ich nicht, später sagte er mir einmal, dass auch er gespürt hatte, „wie sich etwas Großes zwischen uns zugetragen hatte.
Von Anfang an legte ich mein Schicksal in seine Hände, wurde verrückt vor Verzweiflung, wenn ein Tag verstrich, den ich von Darius getrennt sein musste. Ich war nie gläubig gewesen, der Sinn,, an der Existenz eines höheren Wesens festzuhalten, erschloss sich mir nicht.
Das hatte sich nun geändert.
Darius war zu meiner Religion geworden.
Sommer, Herbst, Winter, Frühling, die Frucht unserer Leidenschaft hatte allzeit Saison, blühte stets und verdarb nie.
Ich lernte die Sprache neu. Vokabeln wie Glück, Erfüllung, Lust, Begierde verstand ich erst jetzt. Ich tat mir fast schon etwas leid, dass ich sie die Jahre vor Darius so völlig missverstanden hatte. Doch wer zählt schon seine Tage als Kirchenmaus, wenn nur noch die einer zufrieden schnurrenden Katze folgen?
War ich zuvor eine Knospe nahe dem Verdorren gewesen, so entfaltete ich jetzt meine saftigen Blätter und badete in meinem Nektar, der so labend war, dass wir gemeinsam darin hätten ertrinken können.
Muse, Engel, Göttin – seine Namen für mich. Keiner davon schien mir übertrieben, denn in jeder Faser meines Körpers spürte ich: Ich bin nicht etwas Besonderes, nein, ich bin das Besondere, das sein Leben erst zu diesem macht. <- schöner Satz Nicht Übermut oder Wahn veranlassten mich zu der Unerschütterlichkeit dieser Ansicht, sondern einfach die Tatsache, dass Darius dasselbe für mich war.
Nie wäre es mir in den Sinn gekommen, dass Darius einmal nicht mehr derjenige für mich sein könnte, der er von der allerersten Sekunde für mich gewesen war.
Ich lebte tausend Leben und brannte doch so schnell ab wie ein Streichholz. <- Letzteres verstehe ich, ersteres nicht.
Darius blieb derselbe und warf mir vor, ich hätte mich verändert. Ich sei nicht mehr die, die er damals kennen und lieben gelernt hatte.
Wieso er plötzlich von der Vergangenheit sprach, wollte ich nicht begreifen. Immer war nur die Rede vom Hier und Jetzt, und wenn wir es wollten, auch von einer Zukunft gewesen. Nie aber hielten wir an Vergangenem fest. Das wäre ein Affront gegen die Jugend unseres Glücks.
Jeden Versuch, den Samen seiner Unzufriedenheit auf den Grund zu gehen, schmetterte er mit aller Grausamkeit ab. Kein Wort kam von ihm, die Sprache, der sprudelnde Quell unserer Kraft, war erlegen.
Auch ohne Worte aber erkannte ich bald den Kern seines Grolles:
Ich war es.
Sein Juwel, sein Göttertrunk, sein Augenstern war ihm von der einen auf die andere Sekunde eine Plage, die ihn zu ersticken drohte, wusste er nicht, sich baldigst davon zu erlösen. Alles an mir versetzte ihn in Rage, ich hätte ihm einen Gefallen getan, hätte ich mich in Luft aufgelöst. Denn da Darius seine Freiheit als göttliches Privileg durch das Nachgehen eines erträglichen Gewerbes geknechtet sah, lebte er nur von Luft und dem Inhalt meines Geldbeutels; unter meinem Dach breitete er seine Schwingen aus, die er mit einer Unterschrift eines Mietvertrages gebrochen fürchtete. Er entfaltete seine Flügel auf meine Kosten und war deshalb unweigerlich an meine Existenz gekettet, wie er mir schon bald zum Vorwurf machte.
Ich maß mir allen Ernstes an, etwas für meine Großzügigkeit zu verlangen.
Nie hatte ich ihm Vorhaltungen gemacht, nie hatte ich Fragen gestellt, wo er die Nächte verbrachte – ich war ihm jedes Mal glückselig um den Hals gefallen, sobald er durch meine Tür geschritten war, und hatte ihm jeden Wunsch von den Lippen gelesen. Für keine Erledigung war ich mir zu schade, ich degradierte mich selbst zur Magd, um ihn zu meinem König zu machen. Alles hätte ich gegeben, um Darius‘ Licht in meinen Wänden zu fangen.
Darum traf mich dieser eine Satz, den er mir mit Gift und Galle vor die Füße spie, härter als die Einsicht, dass unsere Liebe nicht viel länger angehalten hatte, als der Moment, in dem sich zum ersten Mal unsere Blicke getroffen hatten.
Kein böses Blut, lass ihn gehen, er kann mir unser vergangenes Glück nicht nehmen. Möge kommen, was will, das nimmt er mir nicht, redete ich mir gut zu, während ich still seinen Tobsuchtsanfall ertrug. Irgendwann jagte ich ihn zum Teufel.
Den Morgen danach traf ich alle nötigen Vorkehrungen, um alle Erinnerungen an ihn aus meiner Wohnung zu verbannen. Ich nahm mir frei von meiner Arbeit, die mir jeglichen Esprit und Charme raubte, wie Darius zuletzt nicht müde geworden war, immer wieder zu betonen, und deckte mich mit einer Jahresration Putzmittel ein, mit denen ich die Wohnung auf Vordermann brachte.
Ich begann mit dem Badezimmer, in dem wir die Abendstunden in Kerzenschein und nach Lavendel duftendem Schaum verbracht hatten. Ich schrubbte jede Fliese einzeln, bis jedes Stück von Darius entfernt war und ich mich darin spiegeln konnte. Mir gefiel nicht, was ich da sah, unglaublich, dass ich so das Haus verlassen hatte. Schrubbte, spritzte mich ab, tauchte unter und ab.
Erst als der Gedanke, der Mensch in meiner Haut sein zu müssen, wieder halbwegs erträglich war, trat ich ins Wohnzimmer hinaus und tilgte dort die restlichen Spuren von Darius. Ich hatte nie gemerkt, wie sehr er mich eingeengt hatte, nun da all seine Sachen weg waren, fühlte ich mich zum ersten Mal richtig frei.
Diese Freiheit unterschied sich von der, die er mir zu Beginn eingeflößt hatte. Es war keine fremd diktierte, die mich zu etwas drängte, das ich nicht war und mir vorgaukelte, ich wäre bis jetzt in Ketten gelegen. Ich war seit langem wieder ich, die sich für niemanden verbog und sich hinten anstellte.
Das Putzen hatte mich erschöpft und hungrig gemacht. Eigentlich fehlte mir die Energie, mich jetzt noch in die Küche zu stellen, doch die Vorstellung, heute noch jemandem unter die Augen zu treten, war zu abschreckend, als dass ich mir Essen bestellt hätte.
Die Hände schmerzten vom Tranchieren. Feinsäuberlich zerhackte ich das Fleisch in rechtwinkelige Würfel, achtete penibelst darauf, dass sie alle dieselbe Größe hatten. Genauso sorgfältig schnitt ich die Zwiebel, die ich in der Pfanne kurz anschwitzte und darin das Fleisch goldbraun garte. In einem Topf dünstete ich das Gemüse. Eine Handvoll Salz, Pfeffer und Thymian ließ ich darüber rieseln, als vermengte ich Zutaten für einen Zaubertrank. Inbrünstig labte ich mich am herben Dunst, der aus der Pfanne aufstieg, wo das Fleisch geräuschvoll vor sich hin brutzelte. Dabei ertappte ich mich, wie ich vor mich her summte und leicht im Takt wippte.
Ich war glücklich.
Aus Gewohnheit hätte ich für zwei gedeckt, doch ich bemerkte sofort meinen Fehler und richtete nur ein Gedeck. Weil ich mir schon lange nichts mehr gegönnt hatte, köpfte ich eine Rotweinflasche und schenkte mir mehr ein, als die Tageszeit erlaubte. Das Gemüse fächerte ich wie eine Muschel auf dem Teller auf, in der Mitte davon platzierte ich das Fleisch. Darius wäre stolz auf den Braunton gewesen, den das Fleisch angenommen hatte. Der Star des Gerichts. Ich war überzeugt davon, dass mir hier Großartiges gelungen war.
Das ist einer dieser Momente, in denen sich die Blüte des Lebens zeigt. Den meisten entgeht er wohl, weil sie denken, er wäre zu banal, um ihn festzuhalten.
Aber hier sitze ich, mit einem Glas exquisiten Rotwein aus Spanien, der viel zu dekadent für mich ist, im Hintergrund tönt Schoecks Penthesilea und verleiht dem Klang, was ich die letzten Stunden unausgesprochen in mir trage. So fügt sich alles und ich mich dem Moment.
Die Lippen blutrot, führe ich ein Fleischstück auf der Gabel aufgespießt an meinem Mund und sauge den Duft von Freiheit ein.
Er ist vertraut, die feine Thymiannote, die aus allen Poren strömt, neu. Ich schnuppere daran, genau wie all die Male, als mein Kopf in Darius‘ Nacken lag und sich meine Nase in die Härchen seines Ansatzes grub.
Ich erinnere mich an den salzigen Geschmack seiner sonnengegerbten Haut, der sich in meinem Mund ausbreitete, während ich mich unter ihm ausbreitete und bereit war, genauso viel von mir zu geben, wie ich von ihm empfangen konnte.
Nun lasse ich das Fleisch auf meiner Zunge zergehen und lecke das Salz von meinen Zähnen.



LG,
Seraiya


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Violet_Pixie
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V
Beitrag03.10.2015 00:20

von Violet_Pixie
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Hallo NikCe,

schön, dass du etwas in den Einstand gestellt hast.

Ich halte es kurz:

Eigentlich mag ich Wortmalerei sehr gern. Allerdings ist mir das bei deinem Text einfach zu viel.
Wenn ich davon noch ein paar Hundert Seiten lesen müsste, würde ich vorzeitig abbrechen.

Ist es denn ein Textausschnitt aus deinem Buch?

LG
und
Nichts für ungut
Violet
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NikCe
Eselsohr
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Beiträge: 251



N
Beitrag03.10.2015 19:14

von NikCe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Da freue ich mich aber, dass gleich so reges Feedback kommt. smile

@Seraiya
Ich kann nur teilweise deine Kritik an den Wiederholungen von den Wörtchen "war" und "hatte" nachvollziehen, da diese größtenteils der deutschen Grammatik geschuldet sind, die nun mal die Verwendung dieser in der entsprechenden Zeit vorschreibt. In Einzelfällen könnte ich wohl auf Nominalisierungen ausweichen, aber ich denke, dadurch würde der Text noch um eine Spur hochtrabender, als er ohnehin schon ist.
Wie gesagt, ich sehe in den Wortwiederholungen kein wirkliches Problem, da die Verwendungen dieser Verben nun mal im Deutschen vorhergesehen ist. Aber vielleicht kannst du mir an Beispielen eine konkrete Alternative anbieten?

Zitat:
Ich lebte tausend Leben und brannte doch so schnell ab wie ein Streichholz.
<- Letzteres verstehe ich, ersteres nicht.


Ich hatte von Anfang an Bauchweh bei dem Satz, fand ihn aber doch zu schön, um ihn zu löschen/verändern. Gemeint ist, dass die Erzählerin "tausend Leben lebt", was einerseits erfüllend ist und andererseits, gemessen der Logik, wenn jedes Leben eine Zeitspanne von mehreren Jahrzehnten einnimmt, sich wie eine Ewigkeit anfühlen muss. Doch dieses Erleben ist nur von kurzer Dauer, darum auch das Streichholz. Aber vielleicht kostet das "Leben tausender Leben" so viel Kraft, dass sie gerade deswegen ausbrennt?
Würde sich dir der Satz eher erschließen, würde ich das "doch" streichen?

Ja, ja, das Ende. Es gab mal sogar eine noch explizitere Form, wurde mir aber von mehreren Leserinnen ausgeredet. Du wirst es nicht glauben, es gab sogar Leser(innen), die die Möglichkeit des Kannibalismus nicht im Entferntesten wahrgenommen haben und dementsprechend gelangweilt waren, denn wen interessiert schon eine Frau mit Liebeskummer, die sich Essen macht? Rolling Eyes
Solche Leute hatte ich im Kopf, als ich der Zubereitung extra Aufmerksamkeit schenkte. Aber das Kochen sollte auch stellvertretend für das Leben (klammern wir mal Darius' Verbleib aus) stehen, was für Wonnen in Kleinigkeiten wie etwa dem Kochen liegen. Du siehst, ich bin hin und her gerissen, wie viel Platz ich dem zukommen lassen soll. Ich schätze, es kommt wieder mal auf den goldenen Mittelweg an.

Freut mich, dass der Text dir gefallen hat. smile


@Violet_Pixie

Keine Angst, hierbei handelt es sich nur um eine Kurzgeschichte. Vor dem eigentlichen Schreiben hatte ich mir die Erzählerin eher in einem sarkastischen Tonfall vorgestellt und auch eher in der 3. Person erzählt. Während dem Schreibprozess aber kristallisierte sich die 1. Person heraus, der die blumige Sprache es besonders angetan hatte. Ich erkläre es mir damit, dass sie in diesem Ausschnitt von sehr heftigen Gefühlen erfüllt ist (Liebe, -skummer, Lebensgefühl) und finde, dass die Erzählart deswegen zum Text passt, auch wenn ich dir zustimme, dass das Lesen (und auch das Schreiben!) auf Dauer anstrengend wird.

Danke für deine Meinung!

LG

NikCe
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Dave
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Beitrag04.10.2015 13:07

von Dave
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Hallo NikCe!

Also mir hat dein Text sehr gut gefallen. Auch ich glaube, dass diese zahlreichen Wortbilder bei einem Roman zu viel wären, bei einer Kurzgeschichte sind sie jedoch passend und gut gelungen.

Die Tatsache, dass du das Ende offen hältst, finde ich gut, aber jetzt muss ich darüber nachdenken, ob sie ihn gegessen hat oder nicht und das wird mich heute noch eine Weile beschäftigen Very Happy

Gruß,

Dave


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Seraiya
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Beiträge: 924



Beitrag04.10.2015 14:11

von Seraiya
Antworten mit Zitat

NikCe hat Folgendes geschrieben:

@Seraiya
Ich kann nur teilweise deine Kritik an den Wiederholungen von den Wörtchen "war" und "hatte" nachvollziehen, da diese größtenteils der deutschen Grammatik geschuldet sind, die nun mal die Verwendung dieser in der entsprechenden Zeit vorschreibt. In Einzelfällen könnte ich wohl auf Nominalisierungen ausweichen, aber ich denke, dadurch würde der Text noch um eine Spur hochtrabender, als er ohnehin schon ist.
Wie gesagt, ich sehe in den Wortwiederholungen kein wirkliches Problem, da die Verwendungen dieser Verben nun mal im Deutschen vorhergesehen ist. Aber vielleicht kannst du mir an Beispielen eine konkrete Alternative anbieten?

Zitat:
Ich lebte tausend Leben und brannte doch so schnell ab wie ein Streichholz.
<- Letzteres verstehe ich, ersteres nicht.


Ich hatte von Anfang an Bauchweh bei dem Satz, fand ihn aber doch zu schön, um ihn zu löschen/verändern. Gemeint ist, dass die Erzählerin "tausend Leben lebt", was einerseits erfüllend ist und andererseits, gemessen der Logik, wenn jedes Leben eine Zeitspanne von mehreren Jahrzehnten einnimmt, sich wie eine Ewigkeit anfühlen muss. Doch dieses Erleben ist nur von kurzer Dauer, darum auch das Streichholz. Aber vielleicht kostet das "Leben tausender Leben" so viel Kraft, dass sie gerade deswegen ausbrennt?
Würde sich dir der Satz eher erschließen, würde ich das "doch" streichen?



Hallo Nikce,

Wenn du in den Wiederholungen kein Problem siehst und nicht nachvollziehen kannst, dass die immer wieder gleich gewählten Formen beim Lesen stören, lass dich von meiner Meinung nicht stören.
Wie sagt man so schön: Ich bin nur ein Sandkorn in den endlosen Weiten der Wüste.

Beispiele:
Zitat:
  Ich hätte den Weg fortsetzen können, den meine Großmutter und Mutter gegangen waren.  

Ich hätte dem Weg meiner Mutter und Großmutter folgen können.
Für meine Mutter und Großmutter gab es nur diesen einen Weg, dem ich ebenfalls folgen sollte/hätte folgen können/der auch für mich bestimmt gewesen wäre/auch mein Leben bestimmen sollte/
...

Mir ist bewusst, in wieweit das den Satz verändert, aber mir sind Abwechslungen lieber als immer wieder dieselben Wörter.
Ich arbeite selbst noch an diesem Problem und hoffe, dass ich allmählich kreativer werde, was die Formulierungen angeht.

Zitat:
  Was Darius in diesem Augenblick durch den Kopf gegangen war, wusste ich nicht, später sagte er mir einmal, dass auch er gespürt hatte, „wie sich etwas Großes zwischen uns zugetragen hatte.“  

Ich wusste damals nicht, was Darius in diesem Augenblick durch den Kopf ging. Später sagte er mir einmal, dass er ebenfalls spürte, dass zwischen uns etwas großes passierte.
Zitat:
Darius war zu meiner Religion geworden.   

Meine Religion trug nun seinen Namen/hieß nun Darius.

Zitat:
War ich zuvor eine Knospe nahe dem Verdorren gewesen, so entfaltete ich jetzt meine saftigen Blätter und badete in meinem Nektar, der so labend war, dass wir gemeinsam darin hätten ertrinken können.   

Zuvor eine Knospe nahe dem Verdorren, entfaltete ich jetzt meine saftigen Blätter und badete in labenden Nektar, in dem wir beide hätten ertrinken können.

Ich höre hier auf.
Ich sage nicht, dass es ohne gehen muss, aber mir ist es hier auf engem Raum einfach zuviel des Guten, worauf du keine Rücksicht nehmen musst.

Vielleicht rede/schreibe ich hier auch Unsinn und begehe einen grammatikalischen Fauxpas. smile
Ändert aber nichts an meiner Meinung.

Zitat:
Gemeint ist, dass die Erzählerin "tausend Leben lebt", was einerseits erfüllend ist und andererseits, gemessen der Logik, wenn jedes Leben eine Zeitspanne von mehreren Jahrzehnten einnimmt, sich wie eine Ewigkeit anfühlen muss.   

Mir erschließt sich der Sinn dieses Satzes in diesem Zusammenhang nicht.
Warum hat sie tausend Leben gelebt? Was meint sie damit? Ich habe eine ganz gewöhnliche junge Frau vor mir gesehen und stelle mir vor, wie meine Nachbarin vor mir steht und sagt, sie habe tausend Leben gelebt. Mein Gesichtsausdruck wäre filmreif. Wink
Natürlich verstehe ich, was du hier mit tausend Leben und Streichholz meinst. Darum ging es mir aber nicht. Ich fand diese Aussage in deiner Geschichte einfach überraschend, vlt. sogar unpassend. Es sei denn, deine Prota ist eine langlebige Kannibalistin, Vampirlady, andere Unsterbliche.
An sich gefällt mir die Metapher sehr gut.
Das ist aber, wie auch alles andere, nur meine persönliche Meinung.


LG,
Seraiya


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Michel
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Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag04.10.2015 16:41

von Michel
Antworten mit Zitat

Anders als der Roman. Ganz anders.
Kennst Du das Buch "Salz auf unserer Haut"? Sehr schwärmerisch, sehr schwelgend. Da gibt es Gemeinsamkeiten - im Schluss eher nicht. lol

Auch mir geht es mit den Zeiten etwas zu viel durcheinander. Plusquamperfekt mag an vielen Stellen grammatikalisch korrekt sein, lesbar ist es so noch nicht.
Ein gängiger Kunstgriff bei einer längeren Rückblende (und Deine Geschichte ist zum größten Teil eine Rückblende) ist, Anfang und Schluss grammatikalisch richtig im Plusquamperfekt zu setzen und dazwischen ins Präteritum zu wechseln. Liest sich i.d.R. flüssiger und wird durch die Einklammerung im PQP trotzdem als Rückblende erkennbar. Noch konsequenter wäre es, in zwei Zeitebenen zu erzählen. In Deinem Fall ginge das z.B., indem Du Einleitung und Pointe/Schluss im Päsens erzählst und die Rückblende durch Leerzeilen absetzt. Nur ein Beispiel.

Auch mir ist der Text anfangs zu schwärmerisch, später zu ... hm, finde kein Wort. Emotional vielleicht. Sicher auch Geschmackssache, aber hier finde ich es übertrieben. Normalerweise hätte ich beim Lesen irgendwann abgebrochen.
Auch der Wechsel im Erzählton wirkt dadurch auf mich unglaubwürdig. Erst das Schwärmen, dann ein Bruch, der nicht dargestellt, sondern erklärt wird ...
Zitat:
Nie wäre es mir in den Sinn gekommen, dass Darius einmal nicht mehr derjenige für mich sein könnte, der er von der allerersten Sekunde für mich gewesen war.
... und dadurch die erste Pointe verliert. Da ist kein Überraschungsmoment mehr drin.
Und dann die zweite Pointe. Texte mit Pointe sind, finde ich, ausgesprochen schwer zu inszenieren. Dir ist es hir gelungen, erst beim zweiten Lesen interpretiere ich das Schrubben des Bades als Beseitigung verräterischer Spuren. Was die Ich-Erzählerin mit dem Rest des Ex macht, liegt im Dunkeln und hat in der Geschichte auch nichts verloren. Beim zweiten Lesen musste ich an Loriots Weihnachtsgedicht denken ("Nun muss die Försterin sich eilen, den Gatten sauber zu zerteilen ..."). Der Schluss wäre eines Roald Dahl würdig ("Küsschen, Küsschen"), passt aber in seiner rabenschwarzen Inszenierung nicht zum Rest der Geschichte. Wäre der erste Bruch konkreter, direkter und nicht erklärt, sondern inszeniert gewesen, hätte ich Dir's wohl abgenommen. So bleibt das Gefühl, dass zwei Teile aus unterschiedlichen Puzzles zusammengesteckt wurden.

Mein Fazit: Kurzgeschichte mit spannendem Bruch, der aber sorgfältig inszeniert und von Wortballast befreit werden muss.

Herzliche Grüße,
Michel
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NikCe
Eselsohr
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Beiträge: 251



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Beitrag10.10.2015 11:31

von NikCe
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@Seraiya

Jetzt kann ich nachvollziehen, was du meintest. Danke für deine konkreten Verbesserungsvorschläge! Ich werde den Text mit diesen Hinweisen im Hinterkopf nochmal durchgehen und werde schauen, wo ich sie anwenden kann.

@Michel

Als ich den Titel für den Text wählte, habe ich mich gefragt, ob er nicht schon in der ein oder anderen Variante vorhanden ist, da er doch sehr griffig ist. Google machte mich dann mit dem erwähnten Buch (nicht sogar auch ein Film?) bekannt. Von daher kann ich nur sagen, dass es sich um eine zufällige Ähnlichkeit handelt.

Ich hatte & habe tatsächlich auch das Problem mit den Zeiten und hätte es normalerweise genauso gehandhabt, wie du es vorgeschlagen hast, allerdings ließ mich etwas im Text selbst zögern. Vielleicht weil es eher in innerer Monolog als eine Erzählung ist und die vergangene Handlung (=Entwicklung der Beziehung zu Darius) auf relativ kleinen Raum von der Erzählerin reflektiert und kommentiert wird, wodurch die Erzählebenen von Anfang an etwas durcheinander gewürfelt sind.
Wie gesagt, die Zeitformen in diesem Text haben mir immer schon zu schaffen gemacht; ich muss mir noch Gedanken darüber machen, wie ich das löse. Deine Vorschläge dazu sind mir etwas zu gut strukturiert, da sie der emotionalen Achterbahn der Erzählerin nicht gerecht werden (vl mache ich es mir auch zu schwer^^), mal schauen.

Den Wortballast werde ich allerdings nicht loswerden, der gehört zu dem Text und sein Fehlen würde ihn dessen Charakteristik berauben.

Danke für dein Feedback und die Literaturvorschläge^^.

LG
NikCe
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NikCe
Eselsohr
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Beiträge: 251



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Beitrag14.10.2015 20:02

von NikCe
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Lade ich eine überarbeitete Version hier hoch oder wähle ich dafür besser die Werkstatt? (sobald ich meinen zweiten Einstandstext gepostet habe)
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag14.10.2015 20:13

von Constantine
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NikCe hat Folgendes geschrieben:
Lade ich eine überarbeitete Version hier hoch oder wähle ich dafür besser die Werkstatt? (sobald ich meinen zweiten Einstandstext gepostet habe)

Hi NikCe,

Es gilt die "Ein Thread"-Regel pro Text.
Einiges kannst du hier und in den Regeln nachlesen.

Deine Überarbeitung dieses Textes setzt du in diesen Faden ein. Zur Übersichtlichkeit und leichteren Auffindung deiner Überarbeitung/neuen Version setzt du noch den Haken in "neue Version" unten im Eingabefenster.

LG,
Constantine
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NikCe
Eselsohr
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Beiträge: 251



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Beitrag14.10.2015 20:21

von NikCe
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Danke smile
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Christof Lais Sperl
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 941
Wohnort: Hangover
Der silberne Roboter


Beitrag12.01.2017 16:43
Hallo!
von Christof Lais Sperl
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Respekt! Das fließt! Gute Bewegungen sind da drin. Das hier fand ich sperrig: "nicht mehr derjenige für mich sein könnte"    ... könnte ein solcher für mich nicht mehr sein... er könne, in zukünftiger Zeit, nicht mehr der Wichtigste, mein ein nd alles sein...

LG, CLS


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Lais
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