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Das Versprechen


 
 
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James Blond
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 71
Beiträge: 448
Wohnort: HAMBURG


Beitrag15.07.2016 14:35
Das Versprechen
von James Blond
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Neue Version »

Das Versprechen

Ich stand von Herzenslast gebeugt,
von keiner Rettung überzeugt,
vor einem tief ergrauten Morgen
verzweifelt in den alten Sorgen.

Und als der große Regen kam,
mich sanft in seine Arme nahm,
da flüsterte er mir ins Ohr:
"Sei nun bereit, hab nichts mehr vor.

Ich wasche dich vom Leben rein,
du wirst bald wieder bei mir sein.
Zum Lebensgrund kehrst du zurück -
ich schenke dir ein neues Glück."

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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag15.07.2016 14:56

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Ach ja, schön wärs, wenns so wäre.


Sehr getragen mit den vierhebigen Jamben. Durch den Inhalt zwar melancholisch, aber hoffnungsfroh.
Was mir besonders gut gefällt, das ist das Bild der Wolken, die das Lebensglück verdüstern. Das ist ja eigentlich ein viel benutztes Bild, könnte nach Klischeealarm klingen, aber dadurch, dass du es so durchziehst, mit dem Wolkenfinale,  also Regen, der den Unglücklichen heimholt, als Abschluss, als Tod, der nur ein Neubeginn ist, finde ich es schön stimmig und in sich logisch.


Ich wollt, ich könnt auch so formgetreu Reime produzieren, ohne, dass das gewollt ausschaut. Bei mir hoppeln Jamben und Trochäen wild durcheinander, die Reime machen auch was sie wollen, eine Katastrophe. Ich probiers nämlich grad selbst aus und jetzt weiß ich, was das heißt, so formstreng zu dichten.

Schönes Gedicht.
Zufall
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag16.07.2016 08:06

von menetekel
Antworten mit Zitat

Zitat:
Das Versprechen

Ich stand von Herzenslast gebeugt,
von keiner Rettung überzeugt,
vor einem tief ergrauten Morgen
verzweifelt in den alten Sorgen.

Und als der große Regen kam,
mich sanft in seine Arme nahm,
da flüsterte er mir ins Ohr:
"Sei nun bereit, hab nichts mehr vor.

Ich wasche dich vom Leben rein,
du wirst bald wieder bei mir sein.
Zum Lebensgrund kehrst du zurück -
ich schenke dir ein neues Glück."


Hach,
schon wieder ein Wassergedicht!

Hier gefällt mir der Bezug zur alttestamentarischen Sintflut, den großen Regen, der immerwährenden Überschwemmung [Nildelta?], die tötet, reinwäscht, in anderer Lesart zum paradiesischen Ausgangspunkt zurückbringt.

Im Hebräischen nimmt der Begriff offenbar spielerisch auf die Stadt Babel und deren Sprachverwirrung Bezug, wie ich gerade eben erfahren durfte (danke, Wiki love ), das finde ich für unsereins überaus spannend, und ich werde in dieser Richtung ein wenig weiterforschen.
Denn nimmt man dies als Ebene  hinzu, dann dient die Flut, das Abfallen aller Verfehlungen, gleichzeitig einer Sprachbereinigung, im weiteren Sinne der Erschaffung einer universellen Sprache, bzw. die Rückkehr dorthin. - Gedichte könnt man ersinnen, die ...

Formal ist das Gedicht einfach gehalten, in jambischen Paarreimen. -
Warum? Wie ich dich kenne, hast du dir etwas dabei gedacht.
Ich selber stelle mir den großen Regen allerdings irgendwie unregelmäßiger, lauter, wilder vor.

Beste Grüße
m.
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purpur
Klammeraffe


Beiträge: 964



Beitrag16.07.2016 09:50

von purpur
Antworten mit Zitat

Gern gelesen, danke!
 Kommt noch was?
PpGrüße
Pia


_________________
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Quadratschädel
Geschlecht:männlichLeseratte
Q

Alter: 70
Beiträge: 159
Wohnort: Berlin-Ost


Q
Beitrag17.07.2016 10:55

von Quadratschädel
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Hallo James Blond

wofür steht eigentlich der "große Regen"? Du meinst doch wohl nicht den Geldregen? Für mich nicht vorstellbar, dass ein Regen, auch wenn er groß ist, sei es also ein Wolkenbruch, mich von Sorgen befreien könnte - es sei denn, ich wäre Bauer und hätte Sorgen um mein Maisfeld. Hier hast du einen Zusammenhang konstruiert, der logisch so nicht funktioniert. Ich kann mir die "Sorgen" also nur behebbar durch einen Geldregen erklären.

Aber du liebst ja das Mystische, das Unklare, das irgendwie nicht Erklärbare, und so muss sich der Leser vorstellen, dass der Autor sorgengeplagt, auch wenn er nicht erfährt, um welcherart Sorgen es sich handelt, Sorgen bleiben Sorgen, auf den "großen Regen" wartet. Welcherart dieser ist, erfährt der Leser zwar auch nicht, aber das wird ihm den Genuss an dieser Art Lyrik nicht schmälern, die Welt ist heute so gestrickt, dass sie auf die Wirklichkeit pfeift und sich lieber in mystische Vorstellungen und Illusionen begibt, weil die Wirklichkeit "ja so schrecklich ist". Insofern bedienst du mit diesem Gedicht ein Bedürfnis des unaufgeklärtesten Teils der Leserschaft, und alles staunt über deine Kunstfertigkeit, dass du es geschafft hast, ein paar Reime zu finden und vier Hebungen pro Zeile zu fabrizieren, und das zwölf Zeilen lang. Mehr als eine Verarschung  wirklicher Poeten ist das Gedicht wohl kaum. Aber mit "Tiefenstruktur"! Wie du sie dir vorstellen magst, woran dich niemand hindern will und kann, auch ich als Leser und Kritiker nicht.

Gruß, Quadratschädel
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Soleatus
Reißwolf


Beiträge: 1000



Beitrag17.07.2016 11:37

von Soleatus
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Hallo James,

die zweite und die dritte Strophe scheinen mir gelungen (wenn auch etwas kitschig, aber das ist mein Eindruck und sagt nichts über den Text an sich aus), die erste dagegen genügt mir nicht recht als Vorbereitung, weil dort zum einen nur behauptet wird, und dieses Behaupten zudem sehr allgemein bleibt - so baut sich für mich keine Spannung auf, oder, um im Wasserbild zu bleiben: Es staut sich nichts oder wenig, und das Abfließen bis zum Ruhepunkt am Ende des Textes gestaltet sich zu schwach.

Was dagegen zu tun wäre, weiß ich aber auch nicht - ein erstes Gefühl ist, das Gedicht vierstrophig anzulegen, um das "Ich" in sich steigernden Aussagen an den Punkt zu bringen, wo der "Regen" übernimmt - zwei Strophen für das eine, zwei für das andere; und der zusätzliche Platz in der ersten Hälfte könnte genutzt werden, um etwas "gegenständlicher" zu werden?!

Regen kann als besondere Form von Wasser sicher in der Rolle auftreten, die du ihm zuweist - die Seelen, die aus der Lethe trinken, um zu vergessen, kamen mir als anderes Beispiel in den Sinn ... Da gibt es ja auch in der deutschen Dichtung einiges, mir fällt gerade Zachariäs Hexameter-Epos "Murner in der Hölle" ein:

"Murner trank den Letheischen Fluss mit geizigen Zügen,
...
Er vergaß den schmerzlichen Tod, in stiller Erwartung,
Einst in einem edleren Körper ins Leben zu kehren."

Gruß,

Soleatus
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag17.07.2016 12:48

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Hallo Quadratschädel,
Ich meide jetzt schon deine Gedichte, auch wenn ich sie oft schön finde, weil ich den Tonfall deiner Antworten nicht mag.
Du kannst von mir aus auch deinen Kampf um die Vorherrschaft im Forum, wer hier der beste Lyriker ist, weiterführen. Von mir aus. Auch wenn man diesen missgünstigen Konkurrenzlereien nur die Absicht ansieht, den anderen um jeden Preis schlecht zu machen. Machs halt.

Aber eines geht nicht: Die Kommentatoren und Leser zu beleidigen, die sich lobend über ein Gedicht äußern, das du nicht magst.

Für den Fall, dass du es nicht bemerkt haben solltest, hier das Zitat:
Zitat:
Insofern bedienst du mit diesem Gedicht ein Bedürfnis des unaufgeklärtesten Teils der Leserschaft, und alles staunt über deine Kunstfertigkeit, dass du es geschafft hast, ein paar Reime zu finden und vier Hebungen pro Zeile zu fabrizieren, und das zwölf Zeilen lang.

Mama Zufall hat mich aufgeklärt, als es Zeit war. Und selbst, wenn ich immer noch an die Zellteilung des LI oder Jambenmarmelade glauben würde, du hast dich nicht despektierlich oder abschätzig über Teile der Leserschaft zu äußern.


Tschüs

Tut mir leid, JB für das offtopic, aber das Gegiftel wird mir einfach zuviel. Da will ich wenigstens ein bisschen gegengesteuert haben, bevor ich auch noch abhaue.
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Soleatus
Reißwolf


Beiträge: 1000



Beitrag17.07.2016 13:30

von Soleatus
Antworten mit Zitat

Hallo James!

Mich juckte noch etwas im Hinterkopf wegen der Form der ersten Strophe - das ist, von ihrer Wirkung her, eine andere als die in "Zwei" und "Drei" verwendete; was ja passt im Sinne der Zweiteilung ...

Das Jucken jedenfalls war die letzte Strophe von Heines berühmten "Nachtgedanken", die auch den "Morgen-Sorgen-Reim" hat, aber inhaltlich ein Negativ zu deiner ist:  

Gottlob! durch meine Fenster bricht
Französisch heitres Tageslicht;
Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
Und lächelt fort die deutschen Sorgen.


Wenn man von da aus in geweckter Neugier weiterschaut, stellt man fest, dass die Strophe im 19. Jahrhundert viel für lyrische, verhaltene Inhalte genutzt wurde:

Schlaflose Nacht, der Regen rauscht,
Sehr wach ist mir das Herz und lauscht
Zurück bald nach vergangnen Zeiten,
Bald horcht es, wie die künftgen schreiten.

(Lenau)

Es ist ein Flüstern in der Nacht,
Es hat mich ganz um den Schlaf gebracht;
Ich fühl's, es will sich was verkünden
Und kann den Weg nicht zu mir finden.

(Storm)

Jetzt aber steigt aus Heck und Strauch
Ein zitternd unsichtbarer Rauch
Und zwischen Lebenden und Schemen
Schwebt flüsterstummes Abschiednehmen.

(Werfel)


Von daher stehst du in einer sinnhaften Reihe mit deiner Wahl ... Nur, wie gesagt: die Gestaltung sagt mir noch nicht so zu.

Gruß,

Soleatus
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Quadratschädel
Geschlecht:männlichLeseratte
Q

Alter: 70
Beiträge: 159
Wohnort: Berlin-Ost


Q
Beitrag17.07.2016 13:47

von Quadratschädel
Antworten mit Zitat

Hallo Reiner Zufall

du wirst es kaum glauben, dass ich keineswegs traurig bin, wenn du meine Gedichte meidest. Denn was könntest du zum besseren Gelingen meiner Gedichte eigentlich beitragen? Und du wirst es weiterhin kaum glauben, dass mir dein Ton auch gar nicht gefällt. Und noch weniger gefällt mir, wenn du glaubst, du könntest mir irgendwie geartete Vorschriften machen wollen, wie ich einen Text kommentiere. Wie kommst du mir denn vor? Merkst du nicht, dass du zu weit gehst? Wenn du glaubst, du müsstest dich zum Vormund eines anderen Schreibers machen - meinst du nicht auch, dass du damit nur Unruhe stiftest? Ich will mit dem Autor über sein Gedicht diskutieren, er ist ja schließlich keiner, der den Mund nicht aufkriegt.

Ja, ich mache genau das, was die hiesigen Regeln für die Rubrik Feedback vorschreiben: Ich nehme kein Blatt vor den Mund, ich lege den Finger auf jede Silbe, und wenn ich feststelle, der Text ist für das Feedback nicht geeignet, weil er bestimmte Anforderungen nicht erfüllt, dann schreibe ich es hin, mehr mache ich doch gar nicht. Und darüber bist du so empört? In den Regeln stehen noch mehr interessante Sachen, interessiere dich mal dafür. Um diese Regeln aber anwenden zu können, braucht man wenigstens ein bescheidenes Arsenal an lyrischem Wissen, und das bezieht das Handwerk nur am Rande mit ein. Beherrschung des Handwerk setze ich im Feedback schlicht voraus. Ich, ob du es glaubst oder nicht, suche mehr in einem Gedicht als nur Metrum und Reimschema. Ich suche ein schlicht ein Gedicht, das auch wirklich eines ist, nicht mehr und nicht weniger.

Quadratschädel
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag17.07.2016 14:59

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Zitat:
du wirst es kaum glauben, dass ich keineswegs traurig bin, wenn du meine Gedichte meidest

Schön, dass wir uns einig sind.

Zitat:
Denn was könntest du zum besseren Gelingen meiner Gedichte eigentlich beitragen?

Nächste abschätzige Bemerkung.


Weder ging es um Vorschriften noch um deine Kommentare. Kommentiere Texte, wie du es magst. Aber erspar dir in Zukunft abschätzige Bemerkungen und andere Respektlosigkeien fremden Lesern gegenüber. Das sollte eigentlich eine Minimalvoraussetzung unter Erwachsenen sein.  
 
Und damit bin ich raus.
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
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A
Beitrag17.07.2016 15:20

von Aranka
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Hallo JamesBlond,

es ist nicht die Lyrik, die mich zu langen Kommentaren hinreißt, auch wenn ich die Könnerschaft des Dichters durchaus erkenne.

Was ich jedoch in diesem Faden gerade genieße, ist die ruhige und sachliche Auseinandersetzung mit dem Text, die ich in Soltaus Kommentaren vorfinde. Das lockt mich nun doch, seine Überlegungen zur ersten Strophe nachzuvollziehen und die Beispiele aus der Literatur näher zu betrachten und mir meine eigenen Gedanken zu machen.

Ich freue mich einfach über Lyrik, die eine Auseinandersetzung lohnt, und dazu gehört dieses Gedicht mit Sicherheit. Werde diesen Faden mit Interesse weiter verfolgen.

Schönen Rest-Sonntag. Aranka


_________________
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Quadratschädel
Geschlecht:männlichLeseratte
Q

Alter: 70
Beiträge: 159
Wohnort: Berlin-Ost


Q
Beitrag17.07.2016 15:40

von Quadratschädel
Antworten mit Zitat

Hallo Reiner Zufall

ich würde dich sehr freundlich bitten, deine unsachlichen Bemerkungen, die nichts mit dem obigen Text zu tun haben, zu unterlassen. Wenn du mir etwas mitteilen möchtest, tu es bitte per PN.

Quadratschädel
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Gamander
Gänsefüßchen
G


Beiträge: 16



G
Beitrag17.07.2016 16:21

von Gamander
Antworten mit Zitat

.

Hallo James Blond,

ich vermute, dein Gedicht nimmt Bezug auf Bob Dylans „A Hard Rain's a-Gonna Fall“.

Grüße
Gamander

.
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James Blond
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 71
Beiträge: 448
Wohnort: HAMBURG


Beitrag18.07.2016 09:40

von James Blond
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Antwortenden,

ich danke euch für die ergiebigen und hilfreichen Betrachtungen und für den sachlichen Ton in euren Kommentaren.

Die Entstehungsgeschichte dieses Gedichtes bestätigt den Eindruck, den Soleatus hatte: die erste Strophe wurde erst Jahre später den anderen beiden zugefügt und verträgt sich noch nicht recht mit ihren Vorgängern, oder anders gesagt: S1, S3 und S4 sind bereits vorhanden, aber nun fehlt eine 2. Strophe, um die Ausgangslage zu verdeutlichen. Ich werde das Gedicht daher in die lyrische 'Werkstatt' verschieben lassen, um es noch weiter zu ergänzen.   

Die schlichte und einfache Sprache des Regens hat es mir angetan. Hier ergießt es sich auf eine recht undramatische Art, die so gleichförmig wie dauerhaft vor sich hin tropft und plätschert, dass allein schon das Geräusch eine hypnotische, amnestische Wirkung ausübt, mit der sie die abwartenden Lebewesen in ihren Bann zieht, den ich hier durch einen einfachen, getragenen Jambus darzustellen versuche.

Ich danke auch für die wertvollen Hinweise auf Heine, Lenau, Storm, Werfel und auch Dylan, die, auch wenn ich sie nicht im Hinterkopf hatte, zeigen, wieviel lyrische Tiefe in dem Thema steckt. Versteht man das Mystische als eine Art vorreligiöser Urerfahrung, so vermag der Regen dazu als Mittler auftreten. Wer sich einmal von einem warmen Regenfall hat 'in den Arm nehmen' lassen, wird dies bestätigen können.

Hier geht es weniger um ein Bekenntnis, als vielmehr um die Suche nach den Quellen der Religion, bei welcher dem Regen eine Schlüsselrolle zukommt. In Goethes 'Gesang der Geister über dem Wasser' wird diese Affinität wie folgt beschrieben:

Zitat:
Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es.
Ewig wechselnd.

[...]

Seele des Menschen
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!


Folgerichtig sind alle Religionen auch um das Wasser herum gebaut: Die Taufe, das Weihwasser, die Sintflut, die Quelle im Paradiesgarten. Zahllose Reinigungsriten von der Fußwaschung bis zum Bad im Ganges zeugen vom spirituellen Charakter des Wassers. Das Leben in dieser 'Welt des roten Staubes' hinterlässt seine "Anhaftungen", die der Regen abwäscht und uns so für einen neuen Anfang vorbereitet. Ob das zutrifft? Keine Ahnung, aber ...

Rainer Zufall hat Folgendes geschrieben:

Ach ja, schön wärs, wenns so wäre.


Tja. Rolling Eyes

JB
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James Blond
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 71
Beiträge: 448
Wohnort: HAMBURG


Beitrag21.07.2016 13:01
Jetzt mit 2. Strophe
von James Blond
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Das Versprechen

Ich stand von Herzenslast gebeugt,
von keiner Rettung überzeugt,
verzweifelt in den alten Sorgen
vor einem tief ergrauten Morgen.

Im fahlen Licht gezählter Tage
begrub ich einst die Lebensfrage,
nun wartete ich angesichts
des nahen Unheils auf das Nichts.

Doch als der große Regen kam,
mich sanft in seine Arme nahm,
da flüsterte er mir ins Ohr:
"Sei nun bereit, hab nichts mehr vor.

Ich wasche dich vom Leben rein,
du wirst bald wieder bei mir sein.
Zum Lebensgrund kehrst du zurück -
ich schenke dir ein neues Glück."
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James Blond
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 71
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Wohnort: HAMBURG


Beitrag21.07.2016 13:09

von James Blond
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Ich vergaß noch zu erwähnen, dass ich mir den schönen Begriff "Herzenslast"

bei dem Arzt und Poeten Justinus Kerner  ausgeliehen habe.

JB
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purpur
Klammeraffe


Beiträge: 964



Beitrag21.07.2016 14:16

von purpur
Antworten mit Zitat

Rolling Eyes

Vielen Dank für den Hinweis und Link!
 Kommt noch was?
VGPia


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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag21.07.2016 15:14

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-


Das Versprechen

Ich stand von Herzenslast gebeugt,
von keiner Rettung überzeugt,
verzweifelt in den alten Sorgen
vor einem tief ergrauten Morgen.

Im fahlen Licht gezählter Tage
begrub ich einst die Lebensfrage,
nun wartete ich angesichts
des nahen Unheils auf das Nichts.

Doch als der große Regen kam,
mich sanft in seine Arme nahm,
da flüsterte er mir ins Ohr:
"Sei nun bereit, hab nichts mehr vor.

Ich wasche dich vom Leben rein,
du wirst bald wieder bei mir sein.
Zum Lebensgrund kehrst du zurück -
ich schenke dir ein neues Glück."


------------------------------------------------


Hallo James Blond,


mal so über deine neue Version nachgedacht. Der innere Dämon führt sich selbst aufs Glatteis  / drängt Li zur schmerzlichen Trennung vom kopfkino_LD, was vice-versa genau die leichtigkeitende Lösung des Problems ist, liegt des Pudels Kern zumeist in den Gedankenknoten  / ergo:  sich wie ein Regentropfen aus der Wolke befreien. und wieder neue Pflanzen etc ... Tau benetzen.


Mein Herz zerbarst entzwei
die Liebe, Dämon spricht’s:
mein Leben nur noch Nichts
Du Tölp, bist endlich frei.

Tatsächlich dacht ich so
bin frei. Mal sehn, ob Lore
lei Zeit hat. Wär ich froh,
zudem es regnet Rohre.

    ----

Und außerdem frei games
die “Herzenslast“ manchette
gediebt; mein lieber James;
statt Pommes une croquette.



-----------------------


Gruß Stimmgabel ...


-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
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James Blond
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 71
Beiträge: 448
Wohnort: HAMBURG


Beitrag22.07.2016 08:42

von James Blond
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Stimmgabel hat Folgendes geschrieben:

mal so über deine neue Version nachgedacht. Der innere Dämon führt sich selbst aufs Glatteis  / drängt Li zur schmerzlichen Trennung vom kopfkino_LD, was vice-versa genau die leichtigkeitende Lösung des Problems ist, liegt des Pudels Kern zumeist in den Gedankenknoten  / ergo:  sich wie ein Regentropfen aus der Wolke befreien. und wieder neue Pflanzen etc ... Tau benetzen.


Es ist die Frage, wer oder was uns wohin führt. Die eigenen Überzeugungen können zu Fallstricken werden, die tiefe Einsicht zum Tunnelblick.

Und es ist die Frage, welche Instanzen des Verstehens uns zur Verfügung stehen. Offenbarungen sind (per definitionem) Einsichten, zu denen wir nicht ohne fremde Hilfe gelangen. Dabei stellt sich die Frage nach des Pudels Kern eigentlich nicht, weil hier äußere Kräfte mit inneren Instanzen aus tieferen Schichten korrespondieren.

Einsicht erwächst demnach nicht allein aus der Betrachtung, sie beruht auf eigenem Erleben.

JB
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