18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Lyrik -> Werkstatt
Wilder Mohn


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag10.07.2016 23:02
Wilder Mohn
von lilli.vostry
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Wilder Mohn

Ich bin wie der wilde Mohn
hinter dem verriegelten Tor
der aus steinigem Brachland
hervorleuchtet
den du nicht siehst und pflücken kannst
ohne über die Mauer zu springen

Ich bin wie ein Kind
das an jeder Ecke stehen bleibt
mit den Augen festhält
was es sieht
nie vergisst
was es verliert

Du legst den Finger
auf die wunde aufgeplatzte Mohnkapsel
voll widerhakender Wünsche
das ist beinahe wie in der Wüste Wasser sehen
und nicht trinken können
das hält keiner aus
sagst du mir
genauso Durstigen

Ich liebe nicht mehr
hinter verschlossenen Türen
seit wir uns umtanzen
vor und zurück stolpern
sehe dich und mich
mit anderen Augen
dein Duft an meinem Kleid
neues Sehnen wach gekitzelt

regt sich in mir
ungeborgen wie der wilde Mohn



_________________
Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2451
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag13.07.2016 10:37

von menetekel
Antworten mit Zitat

Hallo Lilly,
du könntest zunächst etwas verdichten:

Wilder Mohn

Ich bin wie ein wilder Mohn
hinter dem verriegeltem Tor
der aus steinigem Brachland
hervorleuchtet
den du nicht siehst und pflücken kannst
ohne über die Mauer zu springen

Ich bin wie ein Kind
das an jeder Ecke stehen bleibt
mit seinen Augen festhält
was es sieht
nie vergisst
was es verliert

Du legst den Finger
auf die wunde aufgeplatzte Kapsel
voll widerhakender Wünsche

das ist beinahe wie in der Wüste Wasser sehen
und nicht trinken können
das hält keiner aus
sagst du mir
genauso Durstigen

Ich liebe nicht mehr
hinter verschlossenen Türen
seit wir uns umtanzen
vor und zurückstolpern
sehe dich und mich
mit anderen Augen

deinen Duft an meinem Kleid
neues Sehnen wach gekitzelt

Und danach könntest du dich nochmals dem Rhythmus widmen ...
Sehr gut gefällt mir das Mohnbild, das du bis zum Schluss beibehältst.

Liebe Grüße
m.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Quadratschädel
Geschlecht:männlichLeseratte
Q

Alter: 70
Beiträge: 159
Wohnort: Berlin-Ost


Q
Beitrag13.07.2016 11:21

von Quadratschädel
Antworten mit Zitat

Hallo lilli.vostry

das Ich beschreibt sich als wilder Mohn, so ausdrückend, dass es frei und wild aufgewachsen ist wie der wilde Mohn auf der Müllkippe. Ein bisschen Über- bzw. Untertreibung ist dabei. Nun ist der wilde Mohn schon so ausreichend bedichtet worden, dass es eine andere Wildpflanze auch täte, so dass ich das Gefühl habe, hier wird etwas nachempfunden, was schon einmal geschrieben worden ist.

Ich finde ungeachtet dessen den Text gut geschrieben, man spürt die Jugend der Autorin durch jede Zeile. Sprachlich sauber, nur die "wunde, aufgeplatzte Mohnkapsel" könnte das "wunde" entbehren, ansonsten liest sich der Text gut.

Ein Problem habe ich mit der Länge des Gedichts, ich finde, es könnte  einige Zeilen ganz entbehren, weil sie wenig aussagen.

Schön aber die Conclusio, ihre Ausdrucksstärke, mit der man aus dem Gedicht herausgeht.

Gruß, Quadratschädel
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag13.07.2016 15:03
aw:WilderMohn
von lilli.vostry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Menetekel,

danke fürs Lesen meines Gedichts.
Zum Verdichten: durch Deine Wortänderungen kann ich weder sprachlich noch inhaltlich eine Verbesserung oder Verdichtung meines Gedichtes erkennen.

Zumal fehlt eine nachvollziehbare Begründung. Einfach nur herum- und wegstreichen ganzer Passagen wie dem Schlussteil finde ich nicht gerade achtungsvoll dem Autor gegenüber. Das hat für mich wenig mit produktiver Textarbeit zu tun.

Grüße,
Lilli


_________________
Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag13.07.2016 15:17
aw:WilderMohn
von lilli.vostry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Quadratschädel,

vielen Dank für Deine Sichtweise des Gedichts und dass es Dich anspricht.
Warum es Wilder Mohn sein muss und nicht eine andere Pflanze, rührt daher  weil es zum einen meine Lieblingsblume ist und als Metapher viel über mein subjektives Befinden aussagt...

Nur weil über Mohn an sich schon viel gedichtet wurde, heißt es doch nicht, dass es kein anderer mehr tun darf, zumal in meinem ganz eigenen Kontext...
Mit diesem Argument zur Beurteilung eines Gedichts kann ich leider nichts anfangen.

Du schreibst, das Gedicht sei Dir zu lang... Auch wieder so eine pauschale Aussage. An welchen Stellen konkret würdest Du kürzen?

Es ist so lang, wie es braucht um das auszudrücken, was dem LI in dem Moment wichtig erschien, die Worte sind jedenfalls sorgfältig abgewogen.
Und es brauchte eine Zeit inneren Wachsens und Reifens, bis das Gedicht in der jetzigen Form vorliegt.

Inwieweit das für andere sichtbar wird, kann ich freilich nicht wissen. Daher bin ich gespannt auf weitere Reaktionen und Gedanken zum Text.

Grüße,
Lilli


_________________
Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Die Drahthexe
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 17



Beitrag13.07.2016 17:40

von Die Drahthexe
Antworten mit Zitat

Ich kann mich mit menetekels Vorschlag durchaus anfreunden.
Hat Pep!
Und wenn man den "wilden Mohn" z.B. gegen "schwarzen Mohn" austauscht, würde die Sache noch etwas exotischer.


_________________
"The light works. The gravity works. Anything else we have to take our chances with." (Douglas Adams)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Quadratschädel
Geschlecht:männlichLeseratte
Q

Alter: 70
Beiträge: 159
Wohnort: Berlin-Ost


Q
Beitrag13.07.2016 17:47

von Quadratschädel
Antworten mit Zitat

Hallo Lilli

nein, das heißt es nicht, dass du den wilden Mohn nicht in deinem Gedicht einsetzen darfst, natürlich darfst du das, du darfst alles. Ich hätte es aber trotzdem nicht gemacht, eben weil der wilde Mohn in der Lyrik schon zu sehr herhalten musste. Wäre zu überlegen.

Was die Länge des Gedichts angeht, so geht es mir nicht um die Länge, sondern um das Inhaltliche. Ich mache dir mal einen Kürzungs- und teilweisen Änderungsvorschlag:

 Wilder Mohn

Ich bin wie ein wilder Mohn
hinter dem verriegeltem Tor
der aus steinigem Brachland
hervorleuchtet
den du nicht siehst und pflücken kannst
ohne über die Mauer zu springen

Ich bin wie ein Kind
das an jeder Ecke stehen bleibt
mit seinen Augen festhält
was es sieht
nie vergisst
was es verliert

Du legst den Finger
auf die wunde aufgeplatzte Kapsel
voll widerhakender Wünsche

das ist beinahe wie in der Wüste Wasser sehen
und nicht trinken können
das hält keiner aus
sagst du mir
genauso Durstigen

Ich liebe nicht mehr
hinter verschlossenen Türen
seit wir uns umtanzen
vor und zurückstolpern
sehe dich und mich
mit anderen Augen

deinen Duft an meinem Kleid
neues Sehnen wach gekitzelt

Zur 1. und 2. Strophe schlage ich dir vor, das "wie" herauszunehmen, so dass es heißt "ich bin der wilde Mohn" und "ich bin ein Kind". Das ist ausdrucksstärker.

In der 4. Zeile der 2. Strophe würde ich ein "und" einfügen, so dass es dann heißt: "was es sieht und nie vergisst, was es verliert". In der letzten Zeile könntest du das Du auffordern: "Spring über die Mauer!" statt des etwas farblosen Nebensatzes.

Die "wunde aufgeplatzte Kapsel" habe ich schon erwähnt, hier reicht wirklich die "aufgeplatzte". Die "widerhakenden Wünsche" sind eine schöne Alliteration, ich schlage dir aber vor, statt "widerhakend" das Wort "widerspruchsvoll" zu schreiben. Man muss nicht mit Gewalt neue Wörter erfinden, wenn sie die Sache nicht genau treffen. Und das liegt meiner Ansicht nach hier vor.

Die dann folgende Strophe mit der Wüste würde ich, ginge es nach mir, ganz rausnehmen. Es sei denn, du beziehst dich auf die oben erwähnte Brache. Die Wüste ist gedanklich ein bisschen zu weitentfernt und wirkt wie an den Haaren herbeigezogen.

In der darauffolgenden Strophe gefällt mir das "umtanzen" nicht. In des Wortes Bedeutung heißt das ja, das Du wird umgetanzt, das meinst du aber nicht, sondern du meinst das Tanzen miteinander. Das "vor und zurück stolpern" erscheint mir nicht sehr glücklich formuliert. Ich würde es so, wie es da steht, streichen oder neu formulieren.

Die Idee der Conclusio ist sehr schön: "der Duft an meinem Kleid". Formuliert allerdings mit dem "Wachkitzeln" spricht es mich nicht an.
Da müsste dir noch etwas einfallen.

Das sind Vorschläge, die ich dir mache. Vielleicht kannst du was damit anfangen.

Gruß, Quadratschädel
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2451
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag13.07.2016 18:04

von menetekel
Antworten mit Zitat

Zitat:
Hallo Menetekel,

danke fürs Lesen meines Gedichts.
Zum Verdichten: durch Deine Wortänderungen kann ich weder sprachlich noch inhaltlich eine Verbesserung oder Verdichtung meines Gedichtes erkennen.

Zumal fehlt eine nachvollziehbare Begründung. Einfach nur herum- und wegstreichen ganzer Passagen wie dem Schlussteil finde ich nicht gerade achtungsvoll dem Autor gegenüber. Das hat für mich wenig mit produktiver Textarbeit zu tun.


Das Wort "zunächst" scheint dir entgangen zu sein. Macht aber nix.
In Zukunft werde ich dich mit meinen Kommentaren nicht mehr belästigen, obwohl du m. E. (noch) jede Hilfe brauchen könntest. Rolling Eyes  

Im Grunde ist es mir selber lieber, mich auf die Texte zu beschränken, die mich ernsthaft interessieren und mich nicht aus Höflichkeit oder Gemeinschaftsgeist an anderem abzuarbeiten.
(Dass Wie-Vergleiche in Gedichten meist nicht sonderlich dienlich sind, hatte ich als Basiswissen vorausgesetzt - das wäre dann die Erklärung, die du so schmerzlich vermisst Wink Embarassed ).

Dir einen schönen Tag
m.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Lyrik -> Werkstatt
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Trash
wilder stier
von LoraVanDoge
LoraVanDoge Trash 1 21.11.2013 05:26 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Der Duft von wilder Minze
von anuphti
anuphti Werkstatt 15 14.11.2011 18:18 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Wilder Kerl
von Kristallkind
Kristallkind Werkstatt 2 20.12.2009 02:05 Letzten Beitrag anzeigen

BuchBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchBuchEmpfehlungBuch

von Leveret Pale

von Nayeli Irkalla

von Nordlicht

von Tiefgang

von EdgarAllanPoe

von Ralphie

von Dorka

von Kätzchen

von Gefühlsgier

von fancy

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!