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Nimm ein Photon


 
 
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uffjedn
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 42
Beiträge: 140
Wohnort: Berlin


Beitrag23.06.2016 00:33
Nimm ein Photon
von uffjedn
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nimm ein Photon.
Es braucht etwa
Einhunderttausend Jahre,
um vom Sonneninneren
ins Weltall zu gelangen.

In nur acht Minuten
dringt es bis zur Erde vor,
prallt vom Mond ab,
und wirft sich durch die Atmosphäre
bis hinunter nach Prag, oder Budapest.

Dafür benötigt es
eine Sekunde.
Es trifft dort
auf eine Fotomembran.
Wird digitale Erinnerung.

Zwei Menschen
Blicken sich darüber an.
Ihre sterblichen Geister
erschaffen ewige Sätze
In nur wenigen Minuten.

Photonen haben keinen Geist.
Nur Geschwindigkeit.
Für sie existiert Zeit nicht,
sie erschaffen sie.
Und zwei Menschen leben sie dann.

Nimm ein Photon.



_________________
sagt Paul.
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag24.06.2016 00:28

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Finde ich interessant.

Dies meine Lieblingszeilen:

"und wirft sich durch die Atmosphäre
 bis hinunter nach Prag, oder Budapest."

Außerdem die Aufforderung: Nimm ein Photon.

Die letzten 1 1/2 Strophen überzeugen mich nicht so ganz.

erschaffen ewige Sätze?  Da weiß ich nicht, was gemeint ist.

Die letzte hingegen ist etwas zu erklärend, obwohl ich die Gedanken darin interessant finde.
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Santamaria
Eselsohr


Beiträge: 221
Wohnort: Lateinamerika


Beitrag24.06.2016 04:07

von Santamaria
Antworten mit Zitat

Mir ging es ebenso. Eine sehr interessante Thematik, vom Zeitlosen, Uferlosen, hin nach Prag, Budapest, das bleibt in mir haften.
Und haften bleibt auch das Liebespaar, das dem kuehlen Photon Lebendigkeit verschafft, Bezug zu uns Menschen herstellt.

Guter Fluss, doch die letzte Strophe
"Photonen haben keinen Geist.
Nur Geschwindigkeit.
Für sie existiert Zeit nicht,
sie erschaffen sie.
Und zwei Menschen leben sie dann. "

wuerde ich ganz loeschen. Halte ich fuer ueberfluesisg, schwaecht was stark war.


_________________
Mein Geist leuchtete aufnahmebereit. Und der Haken der Neugier, den ich mit einem guten Wurf gezielt ins Licht zu schlagen gedenke, ist scharf geblieben in all den Jahren.
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Gast







Beitrag25.06.2016 11:05

von Gast
Antworten mit Zitat

Hi,

ich hätte gerne mehr Substanz im Text.

Warum das Photo vom Mond?
Wie und warum blicken sich zwei Menschen darüber an?

Ich empfinde die beiden anfänglichen Strophen als tolle Aufmacher. Was mir dann fehlt, ist eine Konkludenz, oder ein prägendes Bild, in das diese Aufmacher münden.

Mit der Tatsache, dass Worte ewig dauern, kann ich mich so auch nicht abfinden. Ich finde eher, dass Worte wie Eintagsfliegen sind, und kann dies ebenso wenig belegen.

Dann würde ich ein bisschen kürzen: (ich schreibe einfach mal rein...)
Generell würde ich auf die STrophenform verzichten, die scheint mir nicht inhaltlich Bezugsreif.

Ein Photon braucht etwa
einhunderttausend Jahre,
um vom Sonneninneren
ins Weltall zu gelangen.
In acht Minuten dringt es
bis zur Erde vor, prallt
vom Mond ab, wirft sich
durch die Atmosphäre
bis hinunter nach Prag, oder Budapest.
Dafür benötigt es
eine Sekunde, trifft unten
auf eine Fotomembran.
Wird digitale Erinnerung.

Zwei Menschen
Blicken sich darüber an.
Ihre sterblichen Geister
erschaffen ewige Sätze
In nur wenigen Minuten.


Photonen haben keinen Geist.
Nur Geschwindigkeit.
Für sie existiert Zeit nicht,
sie erschaffen sie.
Und zwei Menschen leben sie dann.

Nimm

Ein Photon.
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Eredor
Geschlecht:männlichDichter und dichter

Moderator
Alter: 32
Beiträge: 3415
Wohnort: Heidelberg
Das silberne Stundenglas DSFx
Goldene Harfe Pokapro III & Lezepo I


Traumtagebuch
Beitrag26.06.2016 15:21

von Eredor
Antworten mit Zitat

love schön, dass du wieder da bist! Dieser Text ist mir nämlich noch bis heute in Erinnerung und ich bin sehr gespannt gewesen, was sich die Jahre über mit deiner Lyrik getan hat.

Und diesen Text habe ich auch sehr gerne gelesen - bin jedoch wie die anderen der Meinung, dass du da eine Menge streichen kannst --- der Text hat das Potential, viele der Sachen, die du noch ausschreibst, zwischen den Zeilen zu implizieren. Ein Beispiel ist das hier:


    Es trifft dort
    auf eine Fotomembran.
    Wird digitale Erinnerung.


Das Licht, das ewig reist, um hier anzukommen, auf eine Fotomembran zu treffen, ist ein Bild, das mich umhaut. Den Zusatz der digitalen Erinnerung brauche ich da gar nicht, ich weiß ja, was ein Foto ist. Lieber direkt zu den Menschen schwenken, die sich darauf anblicken, das vergrößert auch die Zoombewegung, die dein Text einnimmt.

    Zwei Menschen
    Blicken sich darüber an.
    Ihre sterblichen Geister
    erschaffen ewige Sätze
    In nur wenigen Minuten.


Hier genauso. Diese ganzen expliziten Stellen brauche ich nicht, das steckt alles zwischen den Zeilen bei dir! Dass Menschen sterblich sind, dass sie ein anderes Zeitfenster haben, entsteht alles aus dem direkten Vergleich mit der Ewigkeit dieses Photons. An den ewigen Sätzen stört mich auch etwas, ich kann dir aber konkret nicht sagen, was. Warum gehst du hier mit dem Bild nicht weiter? Zwei Menschen blicken sich an, wie sehen sie aus? Wie kannst du die Sterblichkeit, die Ewigkeit der Sätze, in einem Bild einfangen? Mein (kurzschluss-)Vorschlag: Einer hat den Mund zum Sprechen aufgemacht, oder es ist so ein unfotogenes Bild, wo der Mund sich beim Formen der Buchstaben so verkrampft - vielleicht überlagert eine Haarsträhne das Gesicht, oder es gibt kahle Stellen? Das alles würde für mich viel besser in diese Szene reinpassen und (je nach Bild) viel, viel tiefer gehen als die Erklärung dessen, was das Bild beim Leser ausdrücken soll.


    Photonen haben keinen Geist.
    Nur Geschwindigkeit.
    Für sie existiert Zeit nicht,
    sie erschaffen sie.
    Und zwei Menschen leben sie dann.


Hier ähnlich. Dass Licht die Zeit erschafft, für die wir leben, ist eine großartige Perspektive (und ich widerspreche Monochrom, der sagt:

monochrom hat Folgendes geschrieben:

Was mir dann fehlt, ist eine Konkludenz, oder ein prägendes Bild, in das diese Aufmacher münden.


Beim prägenden Bild stimme ich schon zu, aber gerade diese Beliebigkeit des Photons, eines aus abermillionen, das den Weg auf dieses Foto findet, ist es ja, die das Gedicht so gut macht. ),

aber um diesen gottlos zerstückelten Satz zu Ende zu bringen: ich fände es auch hier besser, wenn du für diesen Gedanken ein Bild finden würdest (was natürlich leichter klingt, als es ist).

Das klingt jetzt nach mehr Kritik als es ist, ich finde die Substanz des Textes nämlich wunderbar; sie schillert mMn. nur mehr, wenn sie frei von Explizierungen ist. "Nimm ein Photon" ist eine tolle Wendung.

Gern gelesen und schön, mal wieder was von dir gehört zu haben!

LG Dennis


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"vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag28.06.2016 17:33

von Aranka
Antworten mit Zitat

Zitat:
Nimm ein Photon.
Es braucht etwa
Einhunderttausend Jahre,
um vom Sonneninneren
ins Weltall zu gelangen.

In nur acht Minuten
dringt es bis zur Erde vor,
prallt vom Mond ab,
und wirft sich durch die Atmosphäre
bis hinunter nach Prag, oder Budapest.

Dafür benötigt es
eine Sekunde.
Es trifft dort
auf eine Fotomembran.
Wird digitale Erinnerung.

Zwei Menschen
Blicken sich darüber an.



Nimm ein Photon.


Eine wunderbare Texteröffnung: Nimm ein Proton!

Und dann umreißen wenige Zeilen Unendlichkeiten an Raum und Zeit und stellen die Endlichkeit des Menschen dem gegenüber und immer schwingt die Zufälligkeit gerade dieses Protons im Text mit und neben Geschwindigkeit wird auch die Zufälligkeit, die Beliebigkeit ein Thema.

Das alles in einer Sprache, die einem Sachtext entnommen sein könnte und dennoch, oder gerade deshalb, zeigt sie das Ausmaß des Gesagten in besonderer Weise., lässt es einfach

Was ich weggelassen habe sind Erläuterungen, die mir keine Gedankentiefen eröffnen oder Spielräume lassen.

Die Aufforderung des Titels ist so stark, dann lass es den Leser auch nehmen und etwas damit machen. Vielleicht gelingt dir noch eine Zeile, ein Bild, dass eine Richtung öffnet, ohne etwas zu erklären. mMn sollte diese Zeile noch einen Blick auf die Menschen werfen und die Zufälligkeit und Flüchtigkeit noch einmal einfangen.

Eine interessante Lyrik. Gern gelesen. Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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uffjedn
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 42
Beiträge: 140
Wohnort: Berlin


Beitrag29.06.2016 20:33

von uffjedn
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo alle,

danke für das tolle Feedback und auch das Erinnern von früher. Den "Grün"-Text hatte ich tatsächlich vergessen.

Wie ihr vollkommen richtig erkannt habt, war der hintere Teil des Textes auch der, der mir im Auge stach. Ich bin ziemlich schlecht in "kill your darlings", aber ihr habt mir eindeutig vor Auge geführt, wo es zu streichen gilt. Toll!

Leider wird nach den Streichungen die Kleinstgeschichte nicht mehr erzählt, die ich eigentlich einfangen wollte. Da sie anscheinend sowieso keinem von euch aufgefallen ist, gehe ich damit zurück an den Schreibtisch, hehe.

Ich poste hier Updates, sofern es welche gibt.


_________________
sagt Paul.
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