|
|
Autor |
Nachricht |
Gerling Exposéadler
G Alter: 59 Beiträge: 2372 Wohnort: Braunschweig
|
G 29.01.2017 16:37
von Gerling
|
|
|
BlueNote hat Folgendes geschrieben: | Kunst ist also Unterhaltungsliteratur. Unterhaltungsliteratur ist Kunst.
Es war mir schon vor Wochen klar, dass dieser thread in eben diese Erkenntnis münden wird. Kunst kommt von Können und ist Unterhaltungsliteratur.
Wenn Kunst Unterhaltungsliteratur ist, dann ist die These ja bereits widerlegt, dass Bevölkerungsgruppen aus Geldgründen der Zugang zu Kunst verwehrt wird. Unterhaltungsliteratur kann man ja in jeder öffentlichen Ausleihbibliothek, in Tauschbörsen oder sogar im Müll finden. Kostenlos! Weitgehendst! |
Um eben diese Diskussion zu vermeiden, habe ich ganz explizit bei den entscheidenden Passagen meines Beitrages Fettdruck verwendet. Ich stelle hier keine These auf, sondern äußere meine ganz persönliche Meinung. Also im Prinzip meine Definition von Kunst.
Die kann man teilen, verwerfen, ignorieren, doof finden oder was auch immer. Ist wurscht. Ändert nichts an meiner Meinung.
_________________ Die Ewigen (Juni 2018)
Architekt des Bösen - Edition M (Aug 2019)
Tag X - Bookspot Verlag (2020)
Caldera - Bookspot Verlag (März 2021)
Brandmale - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Argusaugen - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Kopfgeld - Rowohlt Verlag (April 2022)
Der Perfektionist - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Die Schuldigen - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Der Seelsorger - Rowohlt Verlag (Juli 2023) |
|
Nach oben |
|
|
traumLos Eselsohr
Beiträge: 380
|
29.01.2017 17:13
von traumLos
|
|
|
BlueNote hat Folgendes geschrieben: | Kunst ist also Unterhaltungsliteratur. Unterhaltungsliteratur ist Kunst.
Es war mir schon vor Wochen klar, dass dieser thread in eben diese Erkenntnis münden wird. Kunst kommt von Können und ist Unterhaltungsliteratur.
Wenn Kunst Unterhaltungsliteratur ist, dann ist die These ja bereits widerlegt, dass Bevölkerungsgruppen aus Geldgründen der Zugang zu Kunst verwehrt wird. Unterhaltungsliteratur kann man ja in jeder öffentlichen Ausleihbibliothek, in Tauschbörsen oder sogar im Müll finden. Kostenlos! Weitgehendst! |
Gehen wir mal weg von der Literatur und schauen uns das Theater an.
Wäre dann ein Kleist keine Kunst? Jetzt rein unter dem Aspekt der Unterhaltung betrachtet.
|
|
Nach oben |
|
|
d.frank Reißwolf
D Alter: 44 Beiträge: 1129 Wohnort: berlin
|
D 29.01.2017 18:00
von d.frank
|
|
|
Mir ist eine schöne Analogie eingefallen.
Ich beziehe mich auf die fernöstliche Kampfkunst.
Sie ist natürlich vor allem zunächst ausgefeilte Technik: Bewegungen werden so lange eingeübt, bis sie automatisch ablaufen. Und dann fängt es irgendwann an zu fließen, entwickelt sich zu einer Komposition aus Körper, Geist und Gefühl, einer Eigenständigkeit aus den Gegebenheiten des Ausübenden. Auch die Philosophie dahinter deckt sich in meinen Augen mit dem Begriff der Kunst.
Das Erlernen einer Kampfkunst dient seltsamerweise nicht dem Zweck jemanden zu verletzen, sondern dem genauen Gegenteil, zu sich selbst zu finden und friedlich zu leben.
Klassische Kampfkunststile haben einen Bezug zu ihren zugrunde liegenden Traditionen und Kulturen, modernere Formen vermischen verschiedene Stile, ohne diesen Bezug jedoch ganz zu verlieren.
|
|
Nach oben |
|
|
Gerling Exposéadler
G Alter: 59 Beiträge: 2372 Wohnort: Braunschweig
|
G 29.01.2017 18:11
von Gerling
|
|
|
Das ist ja das schöne an der Kunst; dass sie so vielfältig ist. Das sie sich einem nicht immer erschließt, gerade, weil sie so vielfältig ist. Es gibt Gemälde, die mir überhaupt nichts sagen, während andere davon zu Tränen gerührt werden. Sollte ich jetzt den Kopf über diejenigen schütteln, die beim Anblick eines Bildes anfangen zu weinen? Eher nicht. Soll ich an meinem Sachverstand zweifeln, weil ich nicht heule? Nö.
Wie schon häufiger erwähnt, liegt sie auch immer im Auge des Betrachters.
Klar gibt es eine ganz genaue Definition von Kunst. Es gibt sogar mehrere.
Diese hier gefällt mir am besten:
Kunst ist eine wesentliche Ausdrucksform für Gefühle und Gedanken, welche den Menschen bewegen. Kunst ist hierbei weniger das, was Kritiker und Spekulanten für wertvoll und handelbar halten, sondern vielmehr all das, worin der Künstler ein Stück von sich selbst gegeben hat. Sei es ein großes oder ein eher bescheidenes Werk. Es ist immer Ausdruck einer expressiven Schaffenskraft und des Bedürfnisses, sich mitzuteilen.
_________________ Die Ewigen (Juni 2018)
Architekt des Bösen - Edition M (Aug 2019)
Tag X - Bookspot Verlag (2020)
Caldera - Bookspot Verlag (März 2021)
Brandmale - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Argusaugen - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Kopfgeld - Rowohlt Verlag (April 2022)
Der Perfektionist - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Die Schuldigen - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Der Seelsorger - Rowohlt Verlag (Juli 2023) |
|
Nach oben |
|
|
BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7306 Wohnort: NBY
|
29.01.2017 18:12
von BlueNote
|
|
|
Zitat: |
Wäre dann ein Kleist keine Kunst? Jetzt rein unter dem Aspekt der Unterhaltung betrachtet
|
Zitat: |
Mir ist eine schöne Analogie eingefallen.
Ich beziehe mich auf die fernöstliche Kampfkunst.
|
Mir ist auch eine Analogie dazu eingefallen:
Kleist ist Kunst, Kleister nicht!
Spaß beiseite!
Das Kunst in Kampfkunst bezeichnet hier wohl eher die Fertigkeit, wie auch bei Schmiedekunst, Erzählkunst, Schauspielkunst. Ein bloßes "Einüben" würde ich nicht als Kunst bezeichnen, weil hier der eigene Ideenreichtum, die Phantasie, die Kreativität fehlt.
|
|
Nach oben |
|
|
d.frank Reißwolf
D Alter: 44 Beiträge: 1129 Wohnort: berlin
|
|
Nach oben |
|
|
traumLos Eselsohr
Beiträge: 380
|
29.01.2017 18:42
von traumLos
|
|
|
BlueNote hat Folgendes geschrieben: |
Kleist ist Kunst, |
Also gibt es Unterhaltung, die für dich Kunst ist.
|
|
Nach oben |
|
|
BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7306 Wohnort: NBY
|
29.01.2017 18:56
von BlueNote
|
|
|
Kunst ist unterhaltend, das, was man unter Unterhaltungsliteratur versteht bzw. als solche verkauft, würde ich persönlich nicht als Kunst einstufen oder unter dem Kunstaspekt betrachten wollen.
Wobei ich eh interessanter fänden, wenn die einzelnen Diskussionsteilnehmer schreiben würden, was für sie Kunst ist, was Kunst für sie und ihr eigenes Schaffen bedeutet und man nicht nach einer allgemein gültigen Definition für alle suchen würde. Für mich sind Unterhaltungsromane keine Kunst. Wenn sie für dich Kunst sind, begründe doch einfach, warum sie es sind. Aber ich muss doch von dieser Meinung nicht überzeugt werden. Es würde ausreichen, wenn ich deine Meinung zur Kenntnis nähme als einen unter vielen Aspekten bei der Annäherung an das (sehr interessante und für uns relevante) Thema: Was ist Kunst?
|
|
Nach oben |
|
|
Abifiz Eselsohr
Beiträge: 236 Wohnort: Deutschland, in Nähe von Marburg seit 2007
|
29.01.2017 19:11
von Abifiz
|
|
|
Liebe Leute,
laßt bitte die Kampfkünste aus der Diskussion weg. Der Terminus "Kunst" bezieht sich bei den Kampfkünsten auf hartes, gelingendes Üben.
Keineswegs haben seriöse Kampfkünste je den Bezug zum Kämpfen verloren!
Selbstverständlich ist und bleibt das Ziel, sich gekonnt wehren zu können. Nur bedeutet dies nicht nur eine Fertigkeit, sondern auch eine innere Fähigkeit.
Sie soll eine Haltung ermöglichen, die sich nicht von angreifender Gewalt einschüchtern, erregen, verwirren läßt. Eine Haltung, welche eine innere, ausgleichende reife Mitte zum Vorschein bringt, die weiß, wann Flucht angebracht ist; wo/wie Rückkehr; die Grenzen und Möglichkeiten der eigenen Gewaltanwendung kennt, so daß sie angemessen ist.
Man darf kein Knecht der eigenen Kampffertigkeiten werden, nur dort kämpfen, wo unvermeidbar. Wenn nötig tödlich. Wenn nötig verletzend. Wenn nötig, betäubend. Wenn nötig, entwaffnend. Wenn nötig, ausweichend.
Der Aggressor bestimmt, was nötig wird.
Es geht also auch um Erkenntnis: Eine Situation, einen potentiellen oder offenen Gegner gut einschätzen zu können. Und um Erkenntnis von Grenzen: Nicht ich bestimme, sondern der Aggressor.
Alles andere ist Geschwafel, Schau, Ballett, Onanie.
Unter dem Einfluß westlicher Neugierde/Schaulust/"Touristerei" und vor allem romantischer, anbetender Erfindung eines weisen Orients in graziöser Bewegung und mit "Harmonien ad nauseam" hat sich eine Chinoiserien-Industrie herausgebildet, die aus Shaolin eine Geldmaschine aus Ballett-"Mönchen" entstehen läßt.
Die Chinesen machen bereitwillig mit; erzählen, was man hören will; sacken das Geld ein; und machen sich über die doofen Langnasen lustig.
Bitte, bleibt beim Thema: "Was ist Kunst?"
Das bedeutet auch für mich, "was intendiert sie?"
Was ist mit der "Art brut?"
Was ist mit dem (in meinen Ohren geistlosen) Spruch: "Das oder dies ist nicht mehr zeitgemäß, entspricht nicht dem Zeitgeist!" (In China hab' ich gelernt, daß man "Zeitgeister" mit Böllern vertreibt...)
Wie auch immer: Der Strang hat es in sich, bringt mir in der Tat die eine oder die andere Einsicht, fördert Überlegungen.
Herzlich
Abifiz
_________________ Meine sehr kluge Signatur befindet sich noch in der Herstellungsphase. Falls keine gravierenden Inkompatibilitätsprobleme auftauchen werden, rechne ich mit ihrer Lieferung für das 1. Quartal 2034. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen. |
|
Nach oben |
|
|
Rübenach Exposéadler
R
Beiträge: 2832
|
R 03.03.2017 16:59
von Rübenach
|
|
|
gerade eben interessanten Artikel in der online-faz gelesen.
Zitat: |
Lange war das anders. Die Römer haben die Statuen der Griechen kopiert. Im Mittelalter malten eigentlich alle das gleiche. Und dann wetteiferten wieder alle darum, wer so gut ist wie die Griechen. Kunst kam von Können, und selbst als Künstler nicht mehr fest für die Kirche oder einen König arbeiteten, sondern alles machen konnten, was sich verkaufen ließ, dachte man, für das Können gäbe es feste Regeln. Dann kam vor gut hundert Jahren Kasimir Malewitsch und malte ein schwarzes Quadrat. Und dann kam Marcel Duchamp und stellte einen Flaschentrockner in die Galerie. Und plötzlich gab es keine Regeln mehr, beziehungsweise jeder konnte seine eigenen Regeln aufstellen.
Es gab natürlich vorher schon ganz viele, die Regeln brachen. Im Museum hängen nur die Regelbrecher, die, die so gemalt haben wie sonst keiner, die anderen werden vergessen.
|
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/familie/wie-erklaere-ich-s-meinem-kind/warum-kann-nicht-jeder-moderne-kunst-machen-14907414-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
_________________ "Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams |
|
Nach oben |
|
|
Fjodor Reißwolf
Beiträge: 1485
|
03.03.2017 17:31
von Fjodor
|
|
|
Ich plädiere dafür, so oft es geht, die Begriffe "Kunst und Unterhaltung" gemeinsam zu verwenden, damit ist alles gerechtfertigt, nichts degradiert und gleichzeitig ein Bewusstsein für Unterscheidungsmöglichkeiten wachgehalten.
|
|
Nach oben |
|
|
d.frank Reißwolf
D Alter: 44 Beiträge: 1129 Wohnort: berlin
|
D 04.03.2017 16:07
von d.frank
|
|
|
Guter Artikel, der zusammenfasst, was hier im Faden ja auch in die Richtung diskutiert wurde. Was ich schön finde, ist, dass er sagt, dass Kunst offen wäre, für den, der sie macht, und für den, der Kunst in ihr erkennen will.
Diese Offenheit schließt auch ein, dass einer das formvollendete Handwerk sehen darf, während ein anderer die Innovationen bestaunt.
Das Beispiel mit dem Bonbon Haufen zeigt wirklich sehr anschaulich, was kunst beinhaltet: einen Diskurs des betrachters mit dem Werk, eine dem Autor innewohnende aussage, mehrere Blickwinkel, die überhaupt nicht miteinander in Kongruenz stehen müssen. Nimmt sich ein Betrachter einen der Drops weg, lutscht ihn, legt ihn eine Schachtel als Erinnerung an den Museumsbesuch, wirft ihn in den nächsten mülleimer, macht er das kunstwerk zu seinem eigenen, nimmt dem Autor aber auch die Ganzheit seiner Aussage ( die Assoziation zum Gewicht / der Gewichtung des mit dem Kunstwerk verbundenen Geliebten), deshalb werden die Bonbons nachgefüllt, deshalb existiert die Aussage unabhängig vom Betrachter im Kern des Künstlers.
So habe ich das jedenfalls verstanden?
_________________ Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer |
|
Nach oben |
|
|
|
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen. In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
|
Empfehlung | Empfehlung | Buch | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|