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schreibiheiri Gänsefüßchen
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Beiträge: 16 Wohnort: Schweiz
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S 22.05.2016 17:53 Depression von schreibiheiri
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Einsam sitzt er da, geplagt von seinen innersten Dämonen. Die Farbe der Wände bröckelt ab und die hässliche Fassade seines Hauses die zum Vorschein kommt lässt dass verdorbene, verfaulte Fundament auf dem es erbaut wurde erahnen.
Keiner kann ihm helfen.
Keiner kann ihm helfen.
Totale Isolation. Noch am Abend zuvor glänzte er, lachte er, konnte der Welt ein lächeln ins Gesicht Zaubern. Ein Trauriger Clown, dem die Welt Applaudiert. Doch in jenen ruhigen Stunden um Mitternacht wenn alles schläft, kriecht der Teufel aus seinem Leib und zerfrisst sein Selbst und sein Auge durch der er die Welt sieht, inert einem Bruchteil einer Sekunde.
Wie konnte das geschehen?
Wie konnte das geschehen?
Seine getrübten Augen Spiegeln Hass und Zorn. Das Licht suchend doch nur ein Nebliges Labyrinth findend, dass ist die Bestimmung, des manisch labilen.
Wann kommt die Erlösung?
Wann kommt die Erlösung?
Unmengen an Güter, doch nichts gibt ihm Trost. Doch dann nur ein Wort, ein Geruch, ein Geräusch und dass Licht reisst die Schwarzen Wolkendecke auseinander, die kreisenden Dämonen verschwunden, als ob sie nie Existierten, frohlockt die Hoffnung aus dem Fenster um das Szenario am nächsten Morgen erneut... zu Zelebrieren.
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_________________ Praktikant |
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5337 Wohnort: NRW
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22.05.2016 19:38
von Bananenfischin
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Hallo schreibiheiri,
willkommen im Forum!
Hast du versehentlich oder absichtlich in der Lyrik gepostet? Im ersteren Fall verschiebe ich den Text gern in den Prosa-Einstand.
Liebe Grüße
Bananenfischin
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft
I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf) |
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schreibiheiri Gänsefüßchen
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Beiträge: 16 Wohnort: Schweiz
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5337 Wohnort: NRW
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22.05.2016 19:59
von Bananenfischin
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Meine persönliche Definition von Lyrik ist sicher weder weitreichend noch besonders eng, und eigentlich solltest du das entscheiden, aber da ich denke, dass der Text innerhalb des Forums tatsächlich besser in der Prosa aufgehoben ist, verschiebe ich ihn.
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
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Gast
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22.05.2016 20:01 Re: Depression von Gast
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Einsam sitzt er da, geplagt von seinen Dämonen. Die Farbe der Wände bröckelt ab und die hässliche Fassade seines Hauses, die zum Vorschein kommt, lässt das verdorbene, verfaulte Fundament, auf dem es erbaut wurde, erahnen.
Keiner kann ihm helfen.
Keiner kann ihm helfen.
Totale Isolation. Noch am Abend zuvor glänzte er, lachte er, konnte der Welt ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ein trauriger Clown, dem die Welt applaudiert. Doch in jenen ruhigen Stunden um Mitternacht, wenn alles schläft, kriecht der Teufel aus seinem Leib und zerfrisst sein Selbst und sein Auge, durch das er die Welt sieht, im Bruchteil einer Sekunde.
Wie konnte das geschehen?
Wie konnte das geschehen?
Seine getrübten Augen Spiegeln Hass und Zorn. Das Licht suchend doch nur ein nebliges Labyrinth findend; das ist die Bestimmung des manisch Labilen.
Wann kommt die Erlösung?
Wann kommt die Erlösung?
Unmengen an Güter, doch nichts gibt ihm Trost. Doch dann nur ein Wort, ein Geruch, ein Geräusch und das Licht reißt die schwarze Wolkendecke auseinander, die kreisenden Dämonen verschwunden, als ob sie nie existierten, frohlockt die Hoffnung aus dem Fenster, um das Szenario am nächsten Morgen erneut ... zu zelebrieren.
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Nina Dichterin
Beiträge: 5012 Wohnort: Berlin
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schreibiheiri Gänsefüßchen
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Beiträge: 16 Wohnort: Schweiz
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Nina Dichterin
Beiträge: 5012 Wohnort: Berlin
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22.05.2016 20:40
von Nina
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schreibiheiri hat Folgendes geschrieben: | @Nina
Ein bisschen ausführlicher wäre schön : ) |
*lacht*
Mein Fragezeichen galt dem Posting von Ashcloud. Ich dachte, er hätte es 1:1 gepostet.
Was Deinen Text angeht, hm. Dämonen bringe ich nicht unbedingt mit Depressionen zusammen. Verdorbenes, verfaultes Fundament, ich weiß nicht. Das geht m.E. eher dran vorbei am Eigentlichen. Und natürlich kann jemandem geholfen werden, der an Depressionen leidet. Hass und Zorn ... puh. Mir ist das alles zu plakativ, weiß nicht, gefällt mir nicht, sorry.
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schreibiheiri Gänsefüßchen
S
Beiträge: 16 Wohnort: Schweiz
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Damelo Wortedrechsler
D Alter: 34 Beiträge: 92
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D 22.05.2016 21:55
von Damelo
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Hi!
Vorneweg: Sind die zig falsch gesetzen Groß- und Kleinschreibungen Stilmittel, die ich nicht richtig verstanden habe?
Falls es so sein sollte, dann ignorier den nächsten Satz: Ich hab mich nämlich geärgert, weil es zusätzlich zu den anderen Tippfehlern einen sehr lieblosen Eindruck machte. Sowas hätte man mit einmaligem Drüberlesen korrigieren können.
Ansonsten finde ich, dass du die Grundstimmung der Depression gut einfängst.
Allerdings hälst du das leider nicht überall durch. Am Abend vorher war er noch gut drauf, was du später als "manisch labil" beschreibst, und am Ende sagst du, dass die Depressivität von einem Moment auf den nächsten umschlägt in Hoffnung und Feierlaune (salopp gesprochen). Daran hab ich mich gerieben. Zwar gibt es ja Bipolarität, also manisch-depressiv Erkrankte, aber so schnelle, abrupte Wechsel zwischen den Phasen soweit ich weiß nicht.
Genau so sind bei den meisten Depressiven Hass und Zorn nicht im Vordergrund, sondern eher im Gegenteil Traurigkeit, erdrückende Schwere bis hin zur Gefühlslosigkeit und eher gehemmte Aggression.
Die manische "Phase" am Tag zuvor passt meines Erachtens auch nicht zum Bild des "traurigen Clowns, dem die Welt applaudiert", da er ja in dem Moment alles andere als traurig ist. Er wird sich ja dann da irgendwo auf der Achse: charmant, eloquent, kreativ, euphorisch, überdreht, außer Rand und Band befunden haben. Zum depressiven Clown, dem das Publikum zuklatscht, passt das nicht.
Manche Sätze gefallen mir ausgesprochen gut. z.B.
Zitat: | Unmengen an Güter, doch nichts gibt ihm Trost. |
Ich finde, genau mit sowas fängst du sehr gut die depressive Stimmung ein. Oder mit dem folgenden Satz auch die Manie:
Zitat: | Noch am Abend zuvor glänzte er |
Bei den längeren Sätzen hatte ich z.T., auch wegen fehlenden Kommas, Schwierigkeiten sie direkt zu erfassen. Ich fand da auch eher, dass sie nicht unbedingt förderlich für den Stil waren. Die Kürzeren gefielen mir besser und waren auch mMn "literarischer".
Generell würde ich glaub ich den Text noch mal auf Stimmigkeit der Bilder durchgehen, Rechtschreib- und Kommafehler beseitigen, und vielleicht mehr wirklich auf das rein Depressive fokussieren, weil ich dieses labil-schwankende zwischen Manie und Depression innerhalb eines Augenblicks eher als uncharakteristisch für Depression empfinde, als als gute Beschreibung des Zustands.
Ich hoffe du kannst was mit meinen Ideen anfangen. Sie sind natürlich auch nur mein subjektiver Eindruck den du nicht teilen musst. Vielleicht bin ich bei dem Thema auch etwas überkritisch, da ich selbst in dem Bereich arbeite.
Viele Grüße[/quote]
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Lilly_Winter Eselsohr
Alter: 43 Beiträge: 250 Wohnort: Dortmund
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22.05.2016 21:59
von Lilly_Winter
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Hallo schreibiheiri,
ein schwieriges Thema. Für mich kratzt der Text zu sehr an der Oberfläche. Was sind das für Dämonen? Wie machen sie sich bemerkbar? Was machen sie mit dem Protagonisten?
Teilweise sind mir die Sätze zu lang.
Zitat: | Unmengen an Güter, doch nichts gibt ihm Trost. Doch dann nur ein Wort, ein Geruch, ein Geräusch und das Licht reißt die schwarze Wolkendecke auseinander, die kreisenden Dämonen verschwunden, als ob sie nie existierten, frohlockt die Hoffnung aus dem Fenster, um das Szenario am nächsten Morgen erneut ... zu zelebrieren. |
Ist es wirklich so? Verschwinden die Dämonen wirklich, oder ist es ein Aufraffen in den nächsten Tag? Mir ist das hier irgendwie zu kurz.
Ich wäre gerne mehr drin in dem Text, aber es scheint mir fast, als ob der Text zu Ende wäre, bevor er überhaupt angefangen hat.
LG Lilly
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schreibiheiri Gänsefüßchen
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Beiträge: 16 Wohnort: Schweiz
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schreibiheiri Gänsefüßchen
S
Beiträge: 16 Wohnort: Schweiz
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S 22.05.2016 22:22
von schreibiheiri
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Lilly_Winter hat Folgendes geschrieben: | Hallo schreibiheiri,
ein schwieriges Thema. Für mich kratzt der Text zu sehr an der Oberfläche. Was sind das für Dämonen? Wie machen sie sich bemerkbar? Was machen sie mit dem Protagonisten?
Teilweise sind mir die Sätze zu lang.
Zitat: | Unmengen an Güter, doch nichts gibt ihm Trost. Doch dann nur ein Wort, ein Geruch, ein Geräusch und das Licht reißt die schwarze Wolkendecke auseinander, die kreisenden Dämonen verschwunden, als ob sie nie existierten, frohlockt die Hoffnung aus dem Fenster, um das Szenario am nächsten Morgen erneut ... zu zelebrieren. |
Ist es wirklich so? Verschwinden die Dämonen wirklich, oder ist es ein Aufraffen in den nächsten Tag? Mir ist das hier irgendwie zu kurz.
Ich wäre gerne mehr drin in dem Text, aber es scheint mir fast, als ob der Text zu Ende wäre, bevor er überhaupt angefangen hat.
LG Lilly |
Danke für die Kritik. Die Dämonen sind aus der Sicht des manisch Depressiven Verschwunden, ja. Werde in Zukunft längere Texte liefern, hoffe ich jedenfalls
_________________ Praktikant |
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Damelo Wortedrechsler
D Alter: 34 Beiträge: 92
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D 22.05.2016 22:25
von Damelo
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zum lieblos:
Das meinte ich damit nicht. Ich glaube so gut, dass ein erster Textentwurf weder Rechtschreib-, Grammatik, Logikfehler etc. enthält, kann man als Autor fast nicht werden.
Ich meinte damit auch nicht deinen Text an sich, das klang dann vlt. falsch. Es ging mir eher darum, dass ich eigentlich die Erwartung hätte, dass man, bevor man einen Text dem öffentlichen Feedback preisgibt, zumindest noch mal auf Rechtschreibung & Grammatik checkt. So gut man es halt kann.
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Lilly_Winter Eselsohr
Alter: 43 Beiträge: 250 Wohnort: Dortmund
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22.05.2016 22:43
von Lilly_Winter
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Hallo schreibiheiri,
nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen kurze Texte, aber dann müssen sie für mich auch sitzen. Aber das auch nur meine persönliche Meinung^^.
Ich werde aber auch den nächsten Text lesen
LG Lilly
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Sonnenstunde Gänsefüßchen
Alter: 39 Beiträge: 15 Wohnort: Nordrhein-Westfalen
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23.05.2016 00:15
von Sonnenstunde
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Hallo schreibiheiri,
ich finde, dass dein Text viele Aspekte einer depressiven Phase sehr gut einfängt.
Besonders gefallen mir die gedoppelten Fragen! Sie stellen doch sehr schön das gefangen Sein in den immer wieder kreisenden negativen Gedanken dar!
Schade, dass die Fehler in Groß-/Klein-Schreibung und Zeichensetzung den Lesefluss beeinträchtigt haben - aber reden wir nicht mehr davon, das hast du mit Damelo ja schon besprochen.
Am "Traurigen Clown" habe ich mich nicht gestört, denn ich habe es nicht so verstanden, dass er bereits zum Zeitpunkt der Clowns-Vorstellung ein Trauriger Clown war, sondern vielmehr sich von seinem jetzigen Blickwinkel aus im Rückblick so sieht. Und das könnte doch sein, oder?
Aber ich hatte die selben Gedanken wie Damelo bei "Hass und Zorn". Sind das nicht für eine depressive Phase viel zu heiße, aktive Emotionen?
Ein bisschen gestört habe ich mich eigentlich nur an einer Sache: In deinem Text entsteht der Eindruck als sei dein Protagonist tagsüber immer manisch und nachts (mitternachts) immer depressiv. Das deckt sich leider überhaupt nicht mit dem, was ich über manische Depressionen gelernt habe.
Wie ich sehe, kommst du aus der Schweiz. Das merkt man in deinem Text auch. Ist dir aber klar, dass viele deutsche Leser über einige Formulierungen stolpern werden? Ging mir jedenfalls so, konkret bei "inert" und bei "Unmengen an Güter".
Das muss nicht heißen, dass du es korrigieren musst. Ich will dich nur darauf aufmerksam machen.
Darf ich dir noch einen Satzbau-Vorschlag machen? Den zweiten Satz fand ich etwas holprig.
Zitat: | Die Farbe der Wände bröckelt ab und die hässliche Fassade seines Hauses die zum Vorschein kommt lässt dass verdorbene, verfaulte Fundament auf dem es erbaut wurde erahnen. |
Was hältst du stattdessen von:
Die Farbe der Wände bröckelt ab. Zum Vorschein kommt die hässliche Fassade seines Hauses und lässt das verdorbene, verfaulte Fundament erahnen, auf dem es erbaut wurde.
Übrigens finde ich deinen Text keinesfalls zu kurz. Im Gegenteil, meiner Meinung nach hast du es gut geschafft, in kurzem Rahmen (und das ist ja gerade die Herausforderung!) einen starken Eindruck der inneren Welt deines Protagonisten zu schaffen.
Liebe Grüße, Sonnenstunde
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schreibiheiri Gänsefüßchen
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Beiträge: 16 Wohnort: Schweiz
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S 23.05.2016 14:17
von schreibiheiri
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Sonnenstunde hat Folgendes geschrieben: | Hallo schreibiheiri,
ich finde, dass dein Text viele Aspekte einer depressiven Phase sehr gut einfängt.
Besonders gefallen mir die gedoppelten Fragen! Sie stellen doch sehr schön das gefangen Sein in den immer wieder kreisenden negativen Gedanken dar!
Schade, dass die Fehler in Groß-/Klein-Schreibung und Zeichensetzung den Lesefluss beeinträchtigt haben - aber reden wir nicht mehr davon, das hast du mit Damelo ja schon besprochen.
Am "Traurigen Clown" habe ich mich nicht gestört, denn ich habe es nicht so verstanden, dass er bereits zum Zeitpunkt der Clowns-Vorstellung ein Trauriger Clown war, sondern vielmehr sich von seinem jetzigen Blickwinkel aus im Rückblick so sieht. Und das könnte doch sein, oder?
Aber ich hatte die selben Gedanken wie Damelo bei "Hass und Zorn". Sind das nicht für eine depressive Phase viel zu heiße, aktive Emotionen?
Ein bisschen gestört habe ich mich eigentlich nur an einer Sache: In deinem Text entsteht der Eindruck als sei dein Protagonist tagsüber immer manisch und nachts (mitternachts) immer depressiv. Das deckt sich leider überhaupt nicht mit dem, was ich über manische Depressionen gelernt habe.
Wie ich sehe, kommst du aus der Schweiz. Das merkt man in deinem Text auch. Ist dir aber klar, dass viele deutsche Leser über einige Formulierungen stolpern werden? Ging mir jedenfalls so, konkret bei "inert" und bei "Unmengen an Güter".
Das muss nicht heißen, dass du es korrigieren musst. Ich will dich nur darauf aufmerksam machen.
Darf ich dir noch einen Satzbau-Vorschlag machen? Den zweiten Satz fand ich etwas holprig.
Zitat: | Die Farbe der Wände bröckelt ab und die hässliche Fassade seines Hauses die zum Vorschein kommt lässt dass verdorbene, verfaulte Fundament auf dem es erbaut wurde erahnen. |
Was hältst du stattdessen von:
Die Farbe der Wände bröckelt ab. Zum Vorschein kommt die hässliche Fassade seines Hauses und lässt das verdorbene, verfaulte Fundament erahnen, auf dem es erbaut wurde.
Übrigens finde ich deinen Text keinesfalls zu kurz. Im Gegenteil, meiner Meinung nach hast du es gut geschafft, in kurzem Rahmen (und das ist ja gerade die Herausforderung!) einen starken Eindruck der inneren Welt deines Protagonisten zu schaffen.
Liebe Grüße, Sonnenstunde |
Danke für das nette Feedback. Interessant zu sehen wie die Meinungen auseinander gehen Dein Formulierter Satz klingt wirklich viel schöner. Lange Sätze stilsicher zu schreiben, ist eine Kunst für sich, wie ich finde.
_________________ Praktikant |
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Leveret Pale Klammeraffe
Alter: 25 Beiträge: 786 Wohnort: Jenseits der Berge des Wahnsinns
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23.05.2016 15:35
von Leveret Pale
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Zitat: | Der Text wurde quasi in einem Guss geschrieben und danach nicht mehr viel daran verändert. Offensichtlich bin ich noch nicht auf dem Level so "Gut" zu schreiben. |
Egal wie gut man ist, die erste Fassung, der erste kreative Erguss, ist meist nicht viel mehr wert, als der eigene Popel, wenn es um die Sprache und den Stil geht. Nur der Inhalt ist machmal bereits ganz passabel. Selbst "Genies" und erfahrene Schreiber, überarbeiten ihre Texte zigmal, bis zum erbrechen.
Das nächste Mal, lies bitte den Text noch drei, vier Mal durch und korrigiere ihn, bevor du ihn reinstellst, das spart viel Zeit. Aber keine Sorge, als ich hier neu war, habe ich den gleichen Mist verbrochen.
Ich mach mal paar Anmerkungen zu der korrigierten Ashcloud-Version:
Zitat: |
Einsam sitzt er da, geplagt von seinen Dämonen. Die Farbe der Wände bröckelt ab und die hässliche Fassade seines Hauses, die zum Vorschein kommt, lässt das verdorbene, verfaulte Fundament, auf dem es erbaut wurde, erahnen.
| Das Bild und die Metaphern finde ich sehr gut. Depressionen sind zwar nicht unbedingt wie Dämonen, aber wenn eine Manische und damit meist auch eine psychotische Komponente einfließt, ist das Bild sehr passend. Dass das Fundament verdorben und verfault ist, finde ich ein bisschen unpassend, da ich das Fundament hier mit Kindheit oder angeborenen Charaktereigenschaften assoziere, aber diese können nicht wirklich verfaulen, da sie recht persistent sind. Es gibt bessere Beschreibungen, aber dazu müsste erstmal klar sein, was du meinst: grundlegende Charaktereeigenschaften oder Kindheitstrauma?
Zitat: | Totale Isolation. Noch am Abend zuvor glänzte er, lachte er, konnte der Welt ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ein trauriger Clown, dem die Welt applaudiert. Doch in jenen ruhigen Stunden um Mitternacht, wenn alles schläft, kriecht der Teufel aus seinem Leib und zerfrisst sein Selbst und sein Auge, durch das er die Welt sieht, im Bruchteil einer Sekunde. | Das finde ich ganz gut, allerdings stellt sich mir die Frage: Warum totale Isolation? Generell gefällt mir dein Text, auch wenn er nicht unbedingt den Titel Depression verdient, weil es hier meiner Meinung nach nicht nur um Depression geht, sondern allgemein um einen labilen-depressiven Zustand. Du könntest auch die Gedankenwelt des Protas weiter ausbauen. Empfindet er Selbstshass oder Trägheit, neigt er zu Autodestruktion usw.?
Zitat: | Seine getrübten Augen Spiegeln Hass und Zorn. Das Licht suchend doch nur ein nebliges Labyrinth findend; das ist die Bestimmung des manisch Labilen. |
Manie auf Depression folgend. Also es gibt bei bipolaren Störungen ultrarapidcycling (wechsel innerhalb von wenigen Tagen oder gar Stunden, statt über mehrere Monate) und gemischte Phasen, wie dysphorische Manie (Hölle), aber hier ist das vielleicht etwas zu abrupt, klingt eher nach einem (emotional-labilen) Borderliner (wahrscheinlich mit depressivem oder narzisstischen Symptomniveau), mit den Stimmungsschwankungen und dem Hass. Das ist zwar eigentlich eher sekundär, schließlich sind wir hier Schriftsteller und keine Psychiater und die Diagnosekriterien ändern sich sowieso alle paar Jahre, aber dennoch könntest du es noch ein bisschen anpassen, damit das Bild stimmiger ist.
Zitat: | Unmengen an Güter, doch nichts gibt ihm Trost. Doch dann nur ein Wort, ein Geruch, ein Geräusch und das Licht reißt die schwarze Wolkendecke auseinander, die kreisenden Dämonen verschwunden, als ob sie nie existierten, frohlockt die Hoffnung aus dem Fenster, um das Szenario am nächsten Morgen erneut ... zu zelebrieren. |
Den ersten Satz finde ich sehr gut, allerdings ist das folgende etwas unklar und der Übergang dazwischen etwas schwach. Du hättest den ersten Gedanken vielleicht etwas mehr ausbauen können. Ich verstehe das so, dass der Tag herangebrochen ist, aber woher kommt der Geruch und das Wort? Auch passt das wieder nicht zu manisch-depressiv, also Bipolar, sondern zu emotional-labil, also Borderline, dessen häufigste Komorbidität Depression ist. Aber ansonsten: Das ganze hat sehr viel Verbresserungspotenzial nach oben. Stil und Sprache, aber auch der Inhalt und die Gedanken dahinter können präzisiert und harmonisiert werden. Die Einschübe könnte man auch auslassen, den die passen nicht wirklich, denn ein Gedicht oder Lied ist es ja nicht.
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schreibiheiri Gänsefüßchen
S
Beiträge: 16 Wohnort: Schweiz
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S 23.05.2016 18:24
von schreibiheiri
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@L.P
Danke auch dir für das detailreiche Feedback. Für mich spielt es weniger eine Rolle ob der Text den Diagnostischen Kriterien einer Depression gleichkommt, sondern ob der Volksmund sich darunter einen Gefühlszustand vorstellen kann, sich selber unter Umständen wiedererkennt, der der Depression gleichkommt. Nur habe ich dabei Fehler gemacht wie z.B beim Hass und Zorn denn man nicht direkt mit der Depression in Verbindung bringt.
Zitat: | Das Bild und die Metaphern finde ich sehr gut. Depressionen sind zwar nicht unbedingt wie Dämonen, aber wenn eine Manische und damit meist auch eine psychotische Komponente einfließt, ist das Bild sehr passend. Dass das Fundament verdorben und verfault ist, finde ich ein bisschen unpassend, da ich das Fundament hier mit Kindheit oder angeborenen Charaktereigenschaften assoziere, aber diese können nicht wirklich verfaulen, da sie recht persistent sind. Es gibt bessere Beschreibungen, aber dazu müsste erstmal klar sein, was du meinst: grundlegende Charaktereeigenschaften oder Kindheitstrauma? |
Mit der Metapher des Fundamentes sind nicht Charaktereigenschaften oder Kindeheitstraumen gemeint, sonder Leitlinien, also die Werte nach denen der Protagonist sein Leben ausrichtet. Mir war Klar, das die Kindheit naheliegender erscheint, deswegen: Zitat: |
Unmengen an Güter, doch nichts gibt ihm Trost. |
Der Protagonist könnte ein leben im Sinne des oberflächlichen Glanzes von Karriere und Geld gelebt haben um dann festzustellen das man sich nicht unermessliches Glück erkaufen kann. Die Werte eben, die sich in schwierigen Zeiten als falsch, verdorben und verfault entpuppen.
Alles in allem hat mich dein Wissen über Psycho-pathologische Klassifizierungen sehr überrascht, gerade im Hinblick auf dein Alter. Doch das weist du bestimmt selber und hast du in anderen Bereichen auch schon festgestellt.
_________________ Praktikant |
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Damelo Wortedrechsler
D Alter: 34 Beiträge: 92
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schreibiheiri Gänsefüßchen
S
Beiträge: 16 Wohnort: Schweiz
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S 23.05.2016 20:18
von schreibiheiri
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Damelo hat Folgendes geschrieben: | Ich finde die Metapher vom morschen Fundament gar nicht schlecht. In der Tat steht ja oft bei psychischen Störungen Selbstwert und -bild auf wackeligen Beinen.
Die gefällt mir im Gegenteil sogar sehr gut!
Zitat: | Der Protagonist könnte ein leben im Sinne des oberflächlichen Glanzes von Karriere und Geld gelebt haben um dann festzustellen das man sich nicht unermessliches Glück erkaufen kann |
Das finde ich allerdings schwierig.
Man muss sich ja fragen, weshalb so etwas wie eine Depression entsteht.
Ich würde sagen, dass selten der Wunsch: Ich will möglichst viel Geld, Karriere etc. an erster Stelle steht, so wie es in dem Satz für mich klingt.
Viel eher ist es doch (im Großteil der Fälle), dass ein Mensch aus welchen vielfältigen Gründen auch immer Gefühle des Nicht-Genügens, der Minderwertigkeit, der Notwendigkeit viel zu leisten, entwickelt und in dessen Folge sich bis zur Belastungsdepression in Arbeit stürzt oder andere Formen der Selbstwertstabilisierung (Geld & Güter). Das ist jetzt alles natürlich etwas verkürzt und etwas plakativ.
Wobei das jetzt vielleicht zu weit vom Thema abschweift.... Wenn ja, dann sorry |
Nein du schweifst überhaupt nicht ab, du triffst den Kern der Sache sehr gut
Ich bin eben der Überzeugung, das jeder Mensch ein potenzielles Gefühl der Minderwertigkeit in sich trägt und ständig kompensiert.
Die frage ist nur, welchen weg der Kompensation geht er?
Was macht glücklicher, Millionen verdienen in einem Job der einen auslaugt und keine Freude bereitet oder etwas eigenes zu erschaffen, sich selber zu verwirklichen, indem man z.B ein Buch schreibt. es gibt zig Möglichkeiten dies zu tun, allerdings muss man dabei im Einklang mit seinen wahren Werten sein. Auch ein Manager der Millionen verdient und der sein eigenes Business aufgebaut hat kann selbstverständlich glücklich sein, wenn er dabei mit sich selber im reinen ist, nur denke ich, dass die wenigsten die nach dem grossen Geld streben sich ihrer wahren Werte bewusst sind sondern einfach ein gesellschaftlich falsches Bild von Glück nacheifern.
Deswegen ist, meiner meinung nach, das verfaulte Fundament eine gelungene Metapher für die falschen Werte, die früher oder später in eine Depression führen können
_________________ Praktikant |
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Leveret Pale Klammeraffe
Alter: 25 Beiträge: 786 Wohnort: Jenseits der Berge des Wahnsinns
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23.05.2016 20:44
von Leveret Pale
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schreibiheiri. Eine Frage: Du hast offensichtlich ganz gute Ideen zum Hintergrund und dem Charakter deines Protagonisten. Warum versuchst du nicht einfach eine Kurzgeschichte daraus zu machen? Vielleicht ist sie nur eine bis paar Seiten lang, nicht viel mehr als eine Szene, aber ich habe so das Gefühl, dass dir das liegen könnte. Den lyrisch ist dein Text nicht wirklich, aber vollwertige Prosa (für meinen subjektiven Geschmack) auch nicht. Versuch dich doch mal an Prosa, statt dich auf Lyrik festzulegen. Denn als Lyrik funktioniert der Text leider bei mir nicht und ich habe auch den Eindruck, als wäre Lyrik nicht wirklich dein Handwerk - auch wenn die Metaphern sehr gut sind.
Das ist natürlich nur mein Eindruck und Ratschlag. Was du daraus machst, liegt bei dir.
Zitat: | Alles in allem hat mich dein Wissen über Psycho-pathologische Klassifizierungen sehr überrascht, gerade im Hinblick auf dein Alter [...] |
Danke
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