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Wie Anosmie sich anfühlt


 
 
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Federfarbenfee
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 47
Beiträge: 94
Wohnort: Bayern


Beitrag18.05.2016 06:35
Wie Anosmie sich anfühlt
von Federfarbenfee
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hier nun mein zweiter Text. Ein wenig Kontrastprogramm zu meinem Fantasyprojekt. Wink

...................

Die noch schlaftrunkenen Kinder in den Arm nehmen. Tief einatmen und trotzdem den Duft ihrer Haare und ihrer Haut nicht wahrnehmen.

Morgenhygiene: Keine Zahnpasta schmecken. Keine Lotion und kein Deo riechen.

In die Küche kommen und das Aroma von frisch gebrühtem Kaffee vermissen.

Mit einem kleinen Hoffnungsschimmer die Dose mit den gemahlenen Nelken aus dem Regal nehmen.  Mein persönliches Barometer für die Ausprägung der Anosmie. Nichts.

Das Ämmale nach der Uhr wickeln und zwischendurch immer wieder in den Windel lugen, weil auch Gestank meine Riechzellen nicht erreicht.

In den herrlichen Frühlingstag, der draußen lacht, hinein tauchen und den verlockenden Düften nachgeben, sie förmlich inhalieren wollen. Und rein gar nichts davon wahrnehmen.

Sich fühlen, als säße man unter einer, sämtliche Aromen absorbierenden, Glaskuppel.  Getrennt von der Außenwelt. Wie in einem Paralleluniversum, das nur ein fader Abklatsch sein kann, ohne die Welt der Düfte. Das Eiliensche und das Ämmale schnuppern an einer Blume. Ich vermag mich immerhin an ihrer Schönheit zu ergötzen.

Sich zu erinnern versuchen, wie der Frischkäseringel, die Erdbeeren und die Blaubeeren geschmeckt haben, als mein Geruchssinn gerade mal zugegen war. Sicher nicht nach Esspapier und Zuckerwasser.

Das Obst penibel auf Schimmelanzeichen untersuchen.  Die Nase hat ihren Dienst als Spürhund quittiert. Oft muss ich auch M. als Vorkoster bemühen, sofern er denn da ist. Nicht einem jeden Lebensmittel ist sein Verfall anzusehen.

Das Chichilla mit Heu versorgen.  Das vertraute, würzige Aroma bleibt mir verwehrt. Hätte jemand das getrocknete Gras durch grün gefärbte Papierstreifen ersetzt – ich würde es nicht bemerken.

Mittagessen kochen. Nicht abschmecken können. Lediglich das Salz kann von meiner Zunge identifiziert werden.

Die Küche verlassen und nicht merken, dass die Mahlzeit anbrennt. Es erfüllt mich mit Sorge, dass ich nicht einmal den Brandgeruch wahrnehme.

Meinem Mann einen intensiven Begrüßungskuss geben. Etwas fehlt. Ich rieche ihn nicht.  Lege die Lippen auf die Kuhle an seinem Hals. Samtige Haut, aber kein Hauch von seinem körpereigenen Parfum.

Beim gemeinsamen Essen schauspielern und sich den „Mmmmh“- und „Ahhhh“-Lauten anschließen, um vor allem den Kindern nicht die Lust an den Speisen zu nehmen, obwohl sie für mich nach aufgeweichter, leicht gesalzener Pappe schmecken. Wieder fühle ich mich von ihnen abgeschnitten und ausgeschlossen von der Welt der kulinarischen Genüsse.

In der eigenen Erinnerung kramen und sich vorstellen, wie die vertrauten Lebensmittel schmecken müssten. Scheitern.

Sich immer wieder ängstigen, dass der Geruchssinn sich dieses Mal für immer verabschiedet und die Anosmie bleibt.

Es würde mich, zumindest partiell, umbringen.

Weitere Werke von Federfarbenfee:
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Jack Burns
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1444



Beitrag18.05.2016 13:01

von Jack Burns
Antworten mit Zitat

Hallo Federfarbenfee,

Ein interessantes Thema. Formal sehr gut umgesetzt.
Trotzdem wurde es mir ab der Hälfte ein wenig öde.

Die Gesamtstruktur ist leider sehr gleichförmig. Mir fehlt eine emotionale Steigerung statt der Aufzählung einzelner Widrigkeiten auf relativ gleichem Gefühlsniveau. Ich vermute die Steigerung soll durch die steigende Wichtigkeit der verlorenen Gerüche ausggedrückt werden (Zahnpasta ... Geruch des Partners) Das funktioniert bei mir nur bedingt. Einzig der Begrüßungskuss mit dem Partner könnte einen Höhepunkt bilden, aber danach müsste etwas passieren - Wendung zur Akzeptanz des Problems oder Zusammenbruch. Aber es folgt eine weitere Aufzählung.

Die wiederholte Satzstrukturen tragen zur Gleichförmigkeit bei. Sicher steckt eine Absicht dahinter, es erzeugt leider auch Verdruss beim Lesen.
Noch eine Sache:
Zitat:
Die Nase hat ihren Dienst als Spürhund quittiert [...] weil auch Gestank meine Riechzellen nicht erreicht [...] Das vertraute, würzige Aroma bleibt mir verwehrt. [...]

Nur einige von vielen Beispielen, wie immer das gleiche mit anderen Worten erklärt wird. Das spricht zwar für Deine Kreativität aber mein Unterbewusstsein kriegt trotzdem mit, dass nichts Neues kommt und beginnt sich zu langweilen. Außerdem erzeugt es bei mir das Gefühl, zu viel erklärt zu bekommen. Ich würde etwa die Hälfte dieser (Ich kann nicht riechen-) Synonyme raus schmeißen und sehen, wie es auf den Text wirkt.

Schreiben kannst Du - gute Idee steckt auch dahinter.

Gruß
Jack


_________________
Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows.
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Aneurysm
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 462



Beitrag18.05.2016 15:42

von Aneurysm
Antworten mit Zitat

Hallo Federfarbenfee,

ich finde auch, dass die Idee, einen Text darüber zu schreiben, wie Anosmie sich anfühlt, eine originelle und vielversprechende ist. Zusammen mit dem unkonventionellen Schreibstil, der vor allem durch viele Infinitive und Ellipsen auffällt, sind die Grundvoraussetzungen für deine Geschichte sehr gut. Im Allgemeinen finde ich es interessant, Kurzgeschichten zu lesen, die aus einem anderen, neuen Blickwinkel geschrieben sind; und das ist hier sicherlich gegeben. Deshalb habe ich deinen Text auch insgesamt gerne gelesen.

Du hättest aber meines Erachtens noch mehr aus der Geschichte rausholen können, wenn du ihn an manchen Stellen gekürzt hättest. Denn diese immergleiche Satzstruktur gepaart mit den Aufzählungen, welche Probleme sich aus einer Anosmie ergeben, haben mich gegen Ende des Textes etwas ermüdet. Ich hätte mir entweder gewünscht, dass der Text noch kürzer ist und nur die wichtigsten dieser Punkte beinhaltet, oder dass er etwas Neues bietet, zum Beispiel die Gefühle der Protagonistin besser zum Ausdruck bringt oder eine unerwartete Wendung in der Handlung hat. Du wirkst ziemlich kreativ, also sollte dir sicher etwas dazu einfallen.

Wenn ich den Absatz auswählen müsste, der mir am besten gefallen hat, würde ich wahrscheinlich diesen wählen:

Zitat:
Mit einem kleinen Hoffnungsschimmer die Dose mit den gemahlenen Nelken aus dem Regal nehmen. Mein persönliches Barometer für die Ausprägung der Anosmie. Nichts.


Denn er ist noch vergleichsweise wichtig für die Handlung, er besteht nicht nur aus Aufzählungen, sondern vermittelt das Gefühl von Hoffnung. Wenn du solche Passagen ausgebaut und dafür ein paar der Aufzählungen, die im Grunde genommen oft das Gleiche aussagen, gestrichen hättest, hätte mir der Text noch besser gefallen.

Liebe Grüße,

Aneurysm
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Sonnenstunde
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 39
Beiträge: 15
Wohnort: Nordrhein-Westfalen


Beitrag18.05.2016 23:08

von Sonnenstunde
Antworten mit Zitat

Liebe Federfarbenfee,
was für eine tolle Idee! Gerade weil sich die meisten Menschen wohl ihres Geruchssinnes kaum oder nur wenig bewusst sind, finde ich die Idee, eine Welt ohne diesen Sinn darzustellen, ganz fantastisch.

Der Anfang liest sich für mich sehr spannend. Ein erster Höhepunkt der Geschichte liegt für mich bei
Zitat:
Mein persönliches Barometer für die Ausprägung der Anosmie. Nichts.

Der Grund: Zu erfahren, dass die Protagonistin nicht immer gleich stark betroffen ist und daher permanent auf Besserung hofft, gab der Geschichte für mich gleich eine größere Tiefe.

Dazu hier eine Idee: Wie fändest du es, im Titel noch nicht zu verraten, dass es um Anosmie geht? Dann würde der Leser erst in der von mir zitierten Stelle so richtig kapieren, um was es geht, und der Aha-Effekt wäre deutlich stärker.

Das mit den Windeln war ein besonders interessanter Punkt für mich, fast schon ein bisschen schockierend... Na ja, das liegt wohl daran, dass ich zu dem Thema einen persönlichen Bezug habe. Rolling Eyes
Allerdings bin ich über das "Ämmale" total gestolpert. Ich habe wirklich im ersten Moment überlegt, ob das vielleicht ein lokales Kosewort für Baby sein könnte.
Dass das Baby wohl Emma heißt habe ich erst verstanden als
Zitat:
Das Eiliensche und das Ämmale
nebeneinander standen.
Und wo wir schon dabei sind: Gestolpert bin ich auch über "M." Gib ihm doch ruhig einen richtigen Namen!

Schade, dass die Geschichte unterwegs für mich ein bisschen an Fahrt verliert. Ab der Hälfte etwa las ich mit etwas weniger Elan, weil es sich eher anfühlte, als würden nun immer weitere Aspekte der selben Sache aufgelistet.
Aber dazu haben sich ja meine Vorredner schon ausgiebig geäußert.

Insgesamt aber muss ich sagen: Ich bin froh, dass ich deine Geschichte gelesen habe, denn sie war eine echte Bereicherung.
Vielen Dank dafür!
Liebe Grüße, Sonnenstunde
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purpur
Klammeraffe


Beiträge: 964



Beitrag18.05.2016 23:23

von purpur
Antworten mit Zitat

Hallo Very Happy liebe Federfarbenfee,

dein Text gefällt mir sehr,
rechts und links, einverleibt,
Kann ich mir ein Drama
sehr gut Rolling Eyes vorstellen.
Bravo!
 Kommt noch was?
Liebe PpGrüße
Pia


_________________
.fallen,aufstehen.
TagfürTag
FarbTöneWort
sammeln
nolimetangere
© auf alle Werke
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Federfarbenfee
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 47
Beiträge: 94
Wohnort: Bayern


Beitrag19.05.2016 20:54

von Federfarbenfee
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Jack, Aneurysm, Sonnenstunde und Pia! Smile

Herzlichen Dank für Euer Feedback!

Es freut mich, dass Euch die Idee grundsätzlich zusagt. Smile

Zunächst eine kurze Erläuterung zum Hintergrund: Der Text basiert auf meinen eigenen Erfahrungen. Ich bin von partieller Anonsmie betroffen und erlebe täglich, dass die meisten Menschen nicht einmal im Ansatz erahnen, was dieses Krankheitsbild bedeutet. Oft ernte ich scherzhafte Kommentare wie etwa: „Ach, da wäre ich total dünn, wenn ich nichts mehr schmecken könnte.“ Oder: „Sei doch froh – dann bist Du auch immun gegen jeden Gestank!“ Statt dem ersten Impuls zu folgen und den freundlichen Mitmenschen direkt an die Gurgel zu gehen, dachte ich mir: Vielleicht würde es dem Verständnis auf die Sprünge helfen, wenn ich niederschreibe, was Anosmie bedeutet. In welchen Situationen sie die Lebensqualität massiv einschränkt oder sogar zur Gefahr werden kann. Das war die Intention beim Verfassen dieses Textes.

Ihr habt völlig recht: Wenn ich will, dass er als Kurgeschichte funktioniert – und das wäre angebracht in einem Prosa-Forum, müsste ich einiges ändern. Der fehlende Spannungsbogen, die Redundanzen, die eintönige Schilderungsweise. Letztere sollte meine Gefühle widerspiegeln und zeigen, in welch fader, grauer Welt ich mich bewege, wenn ich nichts rieche. Doch dabei habe ich nicht bedacht, dass diese Gleichförmigkeit dem Lesevergnügen nicht eben zuträglich ist.

Wiederholungen finden sich vor allem dort, wo es um Essen und Geschmack geht. Im Nachhinein denke ich auch, dass es ausgereicht hätte, diesen Punkt einmal zu erwähnen.

Manchmal sind die Situationen und die Konsequenzen jedoch recht unterschiedlich, auch wenn sie auf den ersten Blick ähnlich wirken mögen. Ein Beispiel: Schimmelgeruch und „Stinkewindel“. Beides fällt unter die Kategorie: Mieses Odeur. Aber: Im einen Fall laufe ich Gefahr, verdorbene Lebensmittel zu mir zu nehmen, im anderen Fall besteht das Risiko, dass das arme Kind längere Zeit zu einem Sitzbad in den eigenen Exkrementen verdonnert wird und zudem ggf. den Supermarkt mit einer Pestwolke einnebelt.

Jack, falls es da eine minimale Steigerung in der Aufzählung gegeben haben sollte, ist sie nicht bewusst entstanden. Wobei die Steigerung ein wichtiger Aspekt ist, wenn der Leser am Ball bleiben soll. Da gebe ich Dir absolut recht. Und ja: Die Aufzählungen müssten schlussendlich in eine Aktion oder eine Quintessenz münden, damit der Text in sich rund ist. Ich selbst tendiere stark in Richtung Hoffnung. Von Akzeptanz bin ich weit entfernt. Bei Gelegenheit werde ich mir den Text nochmal vorknöpfen und mich dafür ein Stück weit von meiner persönlichen Situation distanzieren bzw. sie lediglich als Ausgangspunkt heranziehen. Dann könnte eine Kurzgeschichte daraus werden. Deinen Ratschlag zwecks der Synonyme werde ich dabei beherzigen. Bin selbst gespannt, was am Ende dabei rumkommt. Smile

Aneurysm, ja, sobald ich die Geschichte überarbeite, werde ich in Sachen Kürzen nicht zimperlich sein - versprochen! Smile Interessant, dass Dir die persönlichsten Zeilen am besten gefallen haben. Der Duft von gemahlenen Nelken ist inzwischen zu einem Symbol für meine Hoffnung geworden.

Sonnenstunde, dass Du meinen Text als Bereicherung empfindest, ehrt mich. Ich danke Dir! Zwecks der Namen hast Du völlig richtig getippt: Ich verfremde die Namen meiner Kinder im Internet, was mir vor allem in Sachen Blog sinnvoll erscheint. Da ich dort wegen der Impressumspflicht nicht anonym auftreten kann. M. ist mir irgendwie auch schon in Fleisch und Blut übergegangen - ich nannte meinen Mann schon in meinem alten Online-Tagebuch so. Doch es wäre sicher text- und leserfreundlicher, wenn ich ihm einen ordentlichen Namen gebe. Muss ja nicht sein echter sein. Wegen des Titels: Da vielen der Begriff Anosmie nicht geläufig ist, erschließt sich die Bedeutung tatsächlich oft erst innerhalb des Textes. Aber Du hast recht: Ein geheimnisvollerer Titel würde die Neugier und den Aha-Effekt erhöhen.

Pia, Dein Kommentar ist wie immer ein Gedicht. Im wahrsten Wortsinne! Smile Danke für Deine lieben Zeilen und ja: Für mich ist die Anosmie definitiv ein Drama. Menschen mit vollständiger, irreversibler Anosmie neigen oft zu Depressionen. Manche sind sogar suizidal. Noch bin ich diesbezüglich nicht gefährdet, aber ich kann gut nachfühlen, was in diesen Personen vorgeht. Potenzial für ein Drama ist daher durchaus geboten, ja. Gerade rieche ich mal wieder. Zwar eingeschränkt. doch ich bin unendlich dankbar dafür, dass meine Riechzellen noch nicht endgültig den Geist aufgegeben haben. Um so vieles bewusster nehme ich die Düfte um mich herum wahr. Auch über Gestank freue ich mich, was für Nichtbetroffene kaum verständlich ist.

Euch allen einen schönen Abend - wir lesen uns!
Mary
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DieGunkel
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 64
Beiträge: 139
Wohnort: Zwischen Pegnitz und Regnitz


Beitrag16.06.2016 11:18

von DieGunkel
Antworten mit Zitat

Hallo Federfarbenfee,

deine Idee, eine Welt ohne Geruchssinn darzustellen, finde auch ich fantastisch. Mal was anderes.
Zunächst habe ich gedacht, du schreibst über eine Wochenbettdepression. Etwas zu "erschnüffeln", auch wenn es unangenehm ist, wie stinkende Windeln, kann helfen zu "fühlen" - Und riechen ist fühlen.

Mir gefällt gerade die Aufzählung einzelner Widrigkeiten. Ich könnte mir durchaus vorstellen, das ein oder andere wegzulassen und vielleicht bekommst du durch eine andere Reihenfolge eine gezieltere Steigerung hinein?! Den Gestank fände ich sehr gut Richtung Ende hin.

Nun bin ich gespannt auf deine neue Version.
LG
Gunkel
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Federfarbenfee
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 47
Beiträge: 94
Wohnort: Bayern


Beitrag19.06.2016 21:24

von Federfarbenfee
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Hallo Gunkel,

danke für Deinen Kommentar! Smile

"und riechen ist fühlen": So ist es! Hoffentlich konnte ich auch diese wichtige Botschaft transportieren.

Ja, Deine Einschätzung deckt sich mit der Deiner Vorschreiber. Eine Steigerung hatte ich ursprünglich gar nicht im Sinn, aber sie würde diesen kleinen Text sicherlich lesefreundlicher und interessanter gestalten.

Ich gebe ganz offen zu, dass mir derzeit ein wenig der Auftrieb fehlt, an diesem kleinen, verbalen Erguss zu feilen. Meine Gedanken kreisen momentan eher um meine Mystery-Geschichte. Aber irgendwann werde ich mir kräftig in den Hintern beissen und das Textchen überarbeiten.

Viele Grüße,
Mary
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Yvo
Wortedrechsler

Alter: 42
Beiträge: 64
Wohnort: Bremen


Beitrag19.06.2016 22:23

von Yvo
Antworten mit Zitat

Moin Federfarbenfee,

ich finde den Text sehr gut. Zum einen kann ich mich Jack anschließen. Ich fand den Text etwas zu lang und gegen Ende wiederholt sich einiges, bzw. ist nicht mehr so spannend wie am Anfang. Ich würde vielleicht ein paar Sachen kürzen.
Die Gleichförmigkeit der Sätze fand ich hingegen gut. Führt zwar nicht zu einem "angenehmen Lesen", aber nicht jeder Text soll angenehm und flüssig lesbar sein.

Ich fände den gleichen Text als Lyrik mit Enjambements aber noch stärker. Du meinst ja selbst, dass es keine richtige Prosa ist. Das passt auch nicht zu diesem Text. Du beschreibst ja eher ein Gefühl, keine richtige Handlung. (Ja, es ist ein Tagesablauf, aber dennoch nicht wirklich eine Handlung. Ich denke, du verstehst, was ich meine.)

Ich fände Enjambements gut, denn dadurch werden mehr "Brüche" in die Sätze gebracht und man wird gezwungen, das ganze langsamer zu lesen.

Der Anfang könnte dann zum Beispiel so aussehen:

Die noch schlaftrunkenen Kinder
in den Arm nehmen.
Tief einatmen
und trotzdem
den Duft ihrer Haare und ihrer Haut
nicht wahrnehmen.

(Morgenhygiene:)    (<---würde ich streichen, da unnötig)
Keine Zahnpasta
schmecken.
Keine Lotion und kein Deo
riechen.

In die Küche kommen
und das Aroma von
frisch gebrühtem Kaffee
vermissen.
...

Vielleicht magst du da ein wenig experimentieren. Ich fände den Text wie gesagt als Lyrik besser. Auch, weil man dann mit einer anderen Erwartungshaltung rangeht. (Da beschwert sich niemand über die Gleichförmigkeit der Sätze, sondern bewundert, wie es dir gelungen ist, immer Verben ans Versende zu setzen... Wink )

Yvo
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Yvo
Wortedrechsler

Alter: 42
Beiträge: 64
Wohnort: Bremen


Beitrag19.06.2016 22:23

von Yvo
Antworten mit Zitat

Moin Federfarbenfee,

ich finde den Text sehr gut. Zum einen kann ich mich Jack anschließen. Ich fand den Text etwas zu lang und gegen Ende wiederholt sich einiges, bzw. ist nicht mehr so spannend wie am Anfang. Ich würde vielleicht ein paar Sachen kürzen.
Die Gleichförmigkeit der Sätze fand ich hingegen gut. Führt zwar nicht zu einem "angenehmen Lesen", aber nicht jeder Text soll angenehm und flüssig lesbar sein.

Ich fände den gleichen Text als Lyrik mit Enjambements aber noch stärker. Du meinst ja selbst, dass es keine richtige Prosa ist. Das passt auch nicht zu diesem Text. Du beschreibst ja eher ein Gefühl, keine richtige Handlung. (Ja, es ist ein Tagesablauf, aber dennoch nicht wirklich eine Handlung. Ich denke, du verstehst, was ich meine.)

Ich fände Enjambements gut, denn dadurch werden mehr "Brüche" in die Sätze gebracht und man wird gezwungen, das ganze langsamer zu lesen.

Der Anfang könnte dann zum Beispiel so aussehen:

Die noch schlaftrunkenen Kinder
in den Arm nehmen.
Tief einatmen
und trotzdem
den Duft ihrer Haare und ihrer Haut
nicht wahrnehmen.

(Morgenhygiene:)    (<---würde ich streichen, da unnötig)
Keine Zahnpasta
schmecken.
Keine Lotion und kein Deo
riechen.

In die Küche kommen
und das Aroma von
frisch gebrühtem Kaffee
vermissen.
...

Vielleicht magst du da ein wenig experimentieren. Ich fände den Text wie gesagt als Lyrik besser. Auch, weil man dann mit einer anderen Erwartungshaltung rangeht. (Da beschwert sich niemand über die Gleichförmigkeit der Sätze, sondern bewundert, wie es dir gelungen ist, immer Verben ans Versende zu setzen... Wink )

Yvo
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Federfarbenfee
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 47
Beiträge: 94
Wohnort: Bayern


Beitrag20.06.2016 22:27

von Federfarbenfee
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Hallo Yvo,

vielen Dank für Dein Feedback!

Dein Vorschlag, den Text in einen lyrischen "umzuwandeln" und ihn mit Zeilensprüngen zu versehen, gefällt mit sehr. Eine super Idee, die mir ad hoc mehr zusagt als der Ausbau zur Kurzgeschichte. Du hast völlig recht: Ich beschreibe ein Gefühl und durch die Gleichförmigkeit wollte ich ursprünglich die Tristesse, die in einer Welt ohne Gerüche allgegenwärtig ist, zum Ausdruck bringen.

Ehrlich gesagt habe ich halt keinen blassen Dunst von Lyrik. Ok, rudimentäre Kenntnisse aus der Schulzeit lasse ich mal aussen vor. Wink

Gestern habe ich allerdings einen sehr kurzen Blogpost verfasst, bei dem mir auch der Gedanke kam, dass er eher im Bereich Lyrik ein zu Hause finden könnte. Wenn ich jedoch lese, was andere im entsprechenden Forum verfassen, schicke ich die paar Zeilen lieber erstmal unter die Brücke. Wink

Viele Grüße
Mary
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Santamaria
Eselsohr


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Wohnort: Lateinamerika


Beitrag20.06.2016 23:49

von Santamaria
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ich moechte es mir sehr einfach machen. Ich stelle dir einen Link rein. Hier siehst du wie man verknappen kann auf das Wesentliche und der Text gewinnt.
Mir hat dein Text gefallen, auch wenn er ganz unkorrigiert und etwas ausgeleiert ist.
http://projekty.osu.cz/tipp/13c.html


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Federfarbenfee
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Beiträge: 94
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Beitrag21.06.2016 10:51

von Federfarbenfee
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Hallo Santamaria,

Dein Kommentar und der Textverweis motivieren und frustrieren zur gleichen Zeit. Wink

Ja, der Verfasser des verlinkten Textes versteht es virtuos, wichtige Passagen zu verstärken und unnötigen Firlefanz wegzulassen. Eindringliche Zeilen, die haften bleiben. Auch die Zeilensprünge sind perfekt platziert.

"Frühstück" zeigt, was möglich ist.

Viele Grüße
Mary
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Santamaria
Eselsohr


Beiträge: 221
Wohnort: Lateinamerika


Beitrag21.06.2016 21:09

von Santamaria
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Federfarbenfee hat Folgendes geschrieben:
Hallo Santamaria,

Dein Kommentar und der Textverweis motivieren und frustrieren zur gleichen Zeit. Wink

Ja, der Verfasser des verlinkten Textes versteht es virtuos, wichtige Passagen zu verstärken und unnötigen Firlefanz wegzulassen. Eindringliche Zeilen, die haften bleiben. Auch die Zeilensprünge sind perfekt platziert.

"Frühstück" zeigt, was möglich ist.

Viele Grüße
Mary

Es sollte dich nicht frustrieren! Es sollte ein Beispiel sein.  Doch ich weiss, jeglicher Hinweiss wie es besser sein koennte (Moeglichkeitsform) kann weh tun, kenne ich.
Also nur mut!


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orangelunar
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Beiträge: 105



O
Beitrag21.06.2016 22:12

von orangelunar
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Also, mir gefällt dein Text sehr gut. Ja, er wirkt eintönig, aber ist gleichzeitig sehr informativ und ich habe mich nicht eine Zeile gelangweilt (und normalerweise langweile ich mich bei eintönigen Texten sehr schnell). Du hast interessante Bilder in meinen Kopf gemalt.
Mag sein, dass dieser Text umgeschrieben auch als Lyrik Potential hat, aber ich würde diesen Text genau so lassen, wie er ist.
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Federfarbenfee
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 47
Beiträge: 94
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Beitrag22.06.2016 20:25

von Federfarbenfee
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Hallo Santamaria,

alles gut. Für solche Textbeispiele bin ich dankbar. Ich sehe sie als Bereicherung, bisweilen sogar als Inspiration. Die Frustration hat penetrant mit dem Auge gezwinkert. Wink
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Federfarbenfee
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Alter: 47
Beiträge: 94
Wohnort: Bayern


Beitrag22.06.2016 20:36

von Federfarbenfee
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Hallo orangelunar,

freut mich, dass Dir der Text gefällt! Smile

Ja, für`s Erste werde ich diese Zeilen so belassen. Eventuellen Überarbeitungsambitionen stehen derzeit meine pragmatische Bequemlichkeit sowie meine Geistergeschichte im Weg.

Viele Grüße
Mary
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