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Matthias Jecker Eselsohr
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Beiträge: 328
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M 29.02.2016 11:18 Fisch und Vogel von Matthias Jecker
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Ein Vogel saß auf einem Weidenzweige
und sang ein traurig Lied vom Dauerregen,
wie stark er zweifeln tät an Gottes Segen,
je stärker sich der Zweig zum Wasser neige.
Beklagte, dass die Flut noch weiter steige,
der Bach sich nicht mehr woll ins Bachbett legen.
Wie könne "vogel" Lust aufs Jagen hegen,
wenn sich die Sonne doch so lang nicht zeige?
Platsch! Hat ein Fisch ein Mücklein angesprungen.
Schnapp! Ist es weg, dem Fisch die Jagd gelungen.
Er schwimmt davon, satt, fröhlich und zufrieden.
So ist ein Tier vom andern sehr verschieden:
Der Vogel hätt das Wasser gern gemieden,
der Fisch hätt, hätt er können, es besungen!
Weitere Werke von Matthias Jecker:
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Blätterklingen Leseratte
Alter: 37 Beiträge: 177 Wohnort: Tübingen
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09.03.2016 12:22
von Blätterklingen
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"der Fisch hätt, hätt er können, es besungen!"
Das machst du ja dafür^^ oder allgemein die ganze Situation zu besingen.
Ich mag deine Gedichte sehr, habe aber den Eindruck, dass sie sich vor allem für die Bühne oder das Vorlesen eignen. Durch deine Betobung und die Art deines Sprechens kam bei dem Gedicht vieles noch spanneder herrüber.
Was ich rein vom Text her mag, ist die konsistent des Bildes, das in der ersten zwei Stophen klingend und sauber präsentiert wird.
Der Bruch des traurigen Idyls kommt in der dritten Strophe. Ich mag, das du hier das Metrum scheidest, um die Lautmalerischen Elemente besonders zu betonen. Nicht gefällt mir das aber hier:
"Er schwimmt davon, satt, fröhlich und zufrieden. "
Du hast drei betonte Silben hintereinander. Das bringt einen ganz schön ins straucheln, insbesondere, wenn man zuvor schon diesen Bruch des Metrums bedenkt.
Wenn man das Reimwort ändert, könnte man das ganze vielleicht umgehen:
Er schwimmt davon, zufrieden, statt und Fröhlich /oder ein anderes Wort, das sich auch tatsächlich auf irgendetwas reimt^^
Zur Moral der kleinen Fabel. Zwar gefällt sie mir sehr gut, das des einen missbehagen des anderen Glück ist, aber mich stört tatsächlich etwas der Fisch dabei.
Der Vogel macht nämlich eine gravierende Verändeurng seiner Futtersituation durch, der Fisch aber nicht. Für ihn ist eigentlich alles wie immer. Insekten an der Wasseroberfläche gibt es immer. Hier wäre vielleicht etwas sinnvoll gewesen, was durch das ausscheiden des Vogels oder durch die allgemeinen Witterungsbedürfnisse einen ganz klaren Vorteil zur sonstigen Situation erhällt, wenn du verstehst was ich miene.
_________________ was ist das? Das ist keine Kunst! Kunst ist etwas was verfault, wenn man es nach zwei Tagen nicht in den Kühlschrank stellt! |
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Matthias Jecker Eselsohr
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Beiträge: 328
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M 14.03.2016 22:21
von Matthias Jecker
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hallo blätterklingen
danke für deine kritik.
die thematik ist nicht wirklich sauber abgehandelt, die fabel spricht keine klare sprache. da hast du zweifelsohne recht und meine einzige ausrede ist: der menschheit lehren erteilen liegt mir nicht, also bleibe ich ganz gerne etwas vage oder unlogisch.
die sache mit der besonders unartigen zeile sehe ich ein wenig anders als du. wenn sie dir eine spezielle lesart aufzwingt und dich aus der leiernden bahn wirft, ist mir das nicht unwillkommen. unlieb wäre mir, wenn die lesart unkalr bliebe.
so viel zu zwei punkten deiner kritik, zu welchen mir etwas einfiel, zum ganzen, vor allem zur feststellung, dass beim vorlesen ein trügerisch-besseres bild des handwerks entstehe, kann ich nicht viel sagen ausser, dass ich mal überlege, ob ich denn schon dinge gemacht habe, wo das nicht der fall wäre, und wie ich allenfalls da mehr machen könnte.
einen schönen abend
mj
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Blätterklingen Leseratte
Alter: 37 Beiträge: 177 Wohnort: Tübingen
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21.03.2016 12:42
von Blätterklingen
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<<der menschheit lehren erteilen liegt mir nicht, also bleibe ich ganz gerne <<etwas vage oder unlogisch.
Dann sei doch vage und unlogisch : ) Besser noch wage vager und unlogischer zu sein, wenn du es sein willst.
Wie wäre es beispielsweise mit einer Libelle mit Motorproblemen, die im Nassen nicht fliegen kann? Dummes Beispiel, aber was ich wichtig fände wäre, das wieder mehr Dichter wagen würden etwas weiter zu gehen^^
<<wenn sie dir eine spezielle lesart aufzwingt und dich aus der leiernden bahn <<wirft, ist mir das nicht unwillkommen.
Tuschè. das ist immer gut, solange es klar bleibt. "Sauberer" - ob das besser ist muss sich jeder aussuchen - wäre natürlich eine Änderung der Zäsur innerhalb des Metrums, statt eines Bruchs des Metrums. aber das ist jedem selbst überlassen.
<<dass beim vorlesen ein trügerisch-besseres bild des handwerks entstehe
Ich befürchte fast, dass das ein allgemeines Problem ist. Gelesen klingt vieles besser und Fehler oder sagen wir Stellen die man Subjektiv jetzt nicht so gut findet, gehen in der Rede gerne unter. Eine Fluss zu hören und zu sehen ist meist schöner als eine Fotografie des Flusses anzuschauen.
Mit diesem nicht ganz treffenden Bild wünsche ich dir einen wunderschönen Wochenstart
_________________ was ist das? Das ist keine Kunst! Kunst ist etwas was verfault, wenn man es nach zwei Tagen nicht in den Kühlschrank stellt! |
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Matthias Jecker Eselsohr
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Beiträge: 328
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M 23.03.2016 21:29
von Matthias Jecker
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danke für deine erweiterte kritik zum wochenstart hin und auch die guten wünsche.
ja, die libelle gefällt mir sehr, sehr gut! wer weiss, ob ich deine idee nicht mal klaue!
aber das bild vom vogel und vom fisch finde ich doch nicht so öde wie du. kennst du juliette gréco? in einem ihrer berühmtesten chansons geht's zwar auch um verschiedenheiten, aber in anderem sinne.
ausserdem sind fisch und vogel auch direkt zu beobachten, z.b. an meiner lieblingsstelle im schwarzenbachtal, auch bei regen.
wenn ich dir (immer noch) in bezug auf das schlecht ausgearbeitete thema ("weder fisch noch vogel", haha...) folgen kann, so bleibt es mir leider gänzlich unmöglich, das rhythmisch-metrische problem in der erwähnten ten zeile zu erkennen. ich sehe keinen bedarf, da etwas umzustellen, tschuldigung.
Und was das Vortragen betrifft, so meine ich eigentlich, dass ich, wenn ein Leser beim stillen Lesen nicht sich einen Vortrag denken kann, nochmals über die Bücher muss. Darauf hat aber die mangelhafte Behandlung des Inhalts hier doch wohl keinen Einfluss, denke ich.
Ich meine, den entscheidenden Schwachpunkt dieses Textes dank deiner Kritik verstanden zu haben. Sehe aber keine Möglichkeit, den Text in dieser Hinsicht zu ändern. Ich müsste schon ganz von vorne anfangen, mit der Libelle z.B.
In diesem Sinne
Gruss von Matthias
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Blätterklingen Leseratte
Alter: 37 Beiträge: 177 Wohnort: Tübingen
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02.04.2016 19:16
von Blätterklingen
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Zitat: | ja, die libelle gefällt mir sehr, sehr gut! wer weiss, ob ich deine idee nicht mal klaue! |
Wir sitzen alle an der selben Wasserquelle. Wenn dir das Bild detwas gibt und du daraus etwas Zaubern kannst, immer her damit : D Ich würde das fantastisch finden^^
juliette gréco kenne ich leider nicht, ich kann leider auch kein Französisch. Kennst du einen Link zu einer Übersetzung dieser Texte ins deutsche oder englische? Das würde mich sehr interessieren.
Mein Lieber, ich habe weder Öde noch schlecht gesagt noch gemeint. Um Ödes Land und Literatur schippere ich Wortlos meinen Kahn, also versteh mich bitte nicht falsch. Ich find das Klasse was du machst, wenn nicht würde ich nicht mit dir darüber reden.
Ich sage nr was ich mir vorstellen könnte, das sind Hinweise und Sichtweisen die du natürlich nicht teilen musst. Es ist keine negative Kritik und kein: verändere das sonst ist der Text wertlos.
Es irritiert mich, wenn ich deine Reaktion lese, ahbe ich das Gefühl wessentlich die falschen Worte gewählt zu haben und viel zu scharf argumentiert zu haben. Wenn dem so ist, tut es mir aufrichtig leid. Was ich will ist ein spielerisches Abklopfen der Texte die vielleicht zu veränderungen, vielleicht zu erweiterungen führen, aber keine vernichtende Kritik oder Arbeitsanwesung oder sonst etwas.
In diesen Sinne:
Ganz liebe Grüße.
_________________ was ist das? Das ist keine Kunst! Kunst ist etwas was verfault, wenn man es nach zwei Tagen nicht in den Kühlschrank stellt! |
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Matthias Jecker Eselsohr
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Beiträge: 328
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M 12.05.2016 15:45
von Matthias Jecker
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hallo bl.
danke für das angebot.
ich habe ganz und gar nicht irgendwo oder irgendwas als invasive kritik empfunden. es ist wohl eher so, dass ich meine antwort zu wenig sorgfältig formuliert habe oder meine eigene kritik am text einbezogen.
Und hier noch wie gewünscht der Text des Chansons, welches durch Juliette Greco berühmt wurde:
Refrain:
Un petit poisson, un petit oiseau
S'aimaient d'amour tendre
Mais comment s'y prendre
Quand on est dans l'eau
Un petit poisson, un petit oiseau
S'aimaient d'amour tendre
Mais comment s'y prendre
Quand on est là-haut
Ein kleiner Fisch und ein kleiner Vogel,
einand voll Zartheit zugetan,
aber wie sich freuen dran,
wenn einer im Wasser lebt?
Ein kleiner Fisch und ein kleiner Vogel,
einand voll Zartheit zugetan,
aber wie sich freuen dran,
wenn einer am Himmel schwebt?
Quand on est là-haut
Perdu au creux des nuages
On regarde en bas pour voir
Son amour qui nage
Et l'on voudrait bien changer
Au cours du voyage
Ses ailes en nageoires
Les arbres en plongeoir
Le ciel en baignoire
Schwebt man dort oben,
zwischen Wolken verloren,
blickt man runter zum andern,
der zum Schwimmen geboren.
Und man tauschte so gerne
unterm Leuchten der Sterne:
Gäb die Flügel für Flossen,
das eigene Reich
für einen simplen Teich.
(Refrain)
Quand on est dans l'eau
On veut que vienne l'orage
Qui apporterait du ciel
Bien plus qu'un message
Qui pourrait d'un coup
Changer au cours du voyage
Des plumes en écailles
Des ailes en chandail
Des algues en paille
Schwimmt man im Wasser,
so wünscht man sich Sturm her,
welcher vom Himmel mehr
als nur Zeichen bringt.
Und mit einem Schlag,
unterm Leuchten der Sterne
Verwandlung als Anfang:
Schuppen statt Federbehang,
anstatt Bäume Tang.
Frz. Text: Jean-Max Rivière
Deutsche Übersetzung: Matthias Jecker
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Blätterklingen Leseratte
Alter: 37 Beiträge: 177 Wohnort: Tübingen
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13.05.2016 00:02
von Blätterklingen
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Dann ist es gut : )
Mir war wichtig, das es nicht falsch ankam, aber das tat es anscheinend nicht.
Uh, der text klingt wirklich richtig schön : ) danke für die Übersetzung, dieses drängen und wünschen und wollen zwischen zwei Welten finde ich sehr faszinirend.
_________________ was ist das? Das ist keine Kunst! Kunst ist etwas was verfault, wenn man es nach zwei Tagen nicht in den Kühlschrank stellt! |
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purpur Klammeraffe
Beiträge: 964
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13.05.2016 07:00
von purpur
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Guten Morgen Matthias Jecker,
da hast du ja was wirklich Schönes angerichtet,
ich mag dein Gedicht, hab es mir für heute
gleich auf den Leib geschrieben und
werd es mir noch etwas mehr einverleiben.
...in meinem nächsten Leben möchte ich
Gärtner und Pilot werden Fr.13:-)
Frohe Pfingsten,
PpGrüße
Pia
_________________ .fallen,aufstehen.
TagfürTag
FarbTöneWort
sammeln
nolimetangere
© auf alle Werke |
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Matthias Jecker Eselsohr
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Beiträge: 328
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