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Die Meisten der Meisten


 
 
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Ich_bin_Bielefeld
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
I


Beiträge: 49
Wohnort: Ontario


I
Beitrag05.02.2016 02:54
Die Meisten der Meisten
von Ich_bin_Bielefeld
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

zu jeder Zeit und an jedem Ort
 sind Menschen dazu in der
 Lage sich
 zusammen zu schließen
 und eine Partei zu
 gründen

 und diese Partei ist in der Lage
 zu jeder Zeit und an
 jedem Ort Verbrechen
 zu begehen

 sie betreten dein Haus
 sie durchsuchen deine Kleider
 sie hören deine Gespräche ab
 sie schreiben dir vor wann du
 aus dem Haus zu gehen
 und wieder zurück
 zu kommen hast

 sie kennen dich nicht,
 aber sie hassen dich
 sie verstehen dich nicht, aber
 trotzdem wollen sie dir das Maul
 stopfen
 sie lügen nicht, aber so etwas wie
 Ehrlichkeit ist ihnen gänzlich fremd

 und weil du es fühlst,
 ist die Chance zu
 entkommen sehr gering

 denn nichts ist leichter für sie
 als dich zu verfolgen
 dich zu stellen
 und dich umzubringen

 und diese Leute
 sind Autoritäten
 sind deine Lehrer
 deine Nachbarn
 deine Eltern
 deine Arbeitskollegen
 deine Kommillitonen
 deine Freunde

 fürchte sie und
 fürchte ihre Zuneigung
 sie lieben es dich zu hassen
 sie lieben die Menschenmassen
 sie mögen es nicht allein zu sein
 denn sie können sich nicht leiden
 und haben Angst vor der Einsamkeit
 als ob es eine Krankheit wäre
 sie vernichten jeden
 der sich trotzdem traut
 damit zu leben

 denn das ist
 ihr höchstes Ziel

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Gießkanne
Geschlecht:weiblichVolle Kanne ungeduldig

Alter: 21
Beiträge: 655
Wohnort: Nicht mehr in deiner Welt


Beitrag05.02.2016 07:50

von Gießkanne
Antworten mit Zitat

Hallo Ich-bin-Bielefeld,
Ich muss sagen, ich bin schwer beeindruckt, selbst wenn ich mich mit Lyrik nicht besonders auskenne. Das Gedicht hat so einen Rhythmus und so schöne Sätze.
Bei dem ersten "Block" (?) hat mir der Zeilenumbruch nicht so gut gefallem, der Rest schon.

Ich weiß zwar nicht, von welcher Partei du sprichst ...
LG Gießkanne


_________________
Die Schlacke einer verbrannten Liebe im Hochofen des Herzens ist ein Nebenprodukt, das man so schnell leider nicht loswird.
Mogmeier
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag05.02.2016 08:30

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Zunächst bin ich davon ausgegangen, dass all die Übeltaten, die du aufzählst, von Parteien bzw. Politikern begangen werden würden. Dann aber wird das ominöse "sie" doch noch konkretisiert:

deine Lehrer
deine Nachbarn
deine Eltern
deine Arbeitskollegen
deine Kommillitonen
deine Freunde


Bei Lehrer war ich ja noch bei dir, aber Nachbarn, Eltern, Arbeitskollegen, Kommilitonen und Freunde? Also so gut wie alle?! Vielleicht, so denke ich, sind ja letzten Endes dann nicht "sie" (die meisten der meisten) das Problem, sondern "er", der Protagonist? Sturm und Drangphase halt ... Jugendrebellion ... so ein bisschen eben - das hat(te) schließlich jeder mal! Aber auch der Protagonist ist ja ein Nachbar, Arbeitskollege, Kommilitone, Freund und irgendwann ein Elternteil. Ist er ein anderer Nachbar, Arbeitskollege, Kommilitone, Freund und Elternteil als "sie", die all diese bösen Dinge tun? Wenn ja, Herzlichen Glückwunsch! Wenn nein ... dann ... ist der Protagonist ja Teil des Problems (warum ausgerechnet er nicht?!). Die bösen Anderen haben Angst vor der Einsamkeit, als ob es eine Krankheit wäre. Der Protagonist hingegen sucht offensichtlich sein Heil in der Einsamkeit? Soll er es tun! Die Lehrer, Nachbarn, Arbeitskollegen, Kommilitonen, Freunde und Eltern werden sicherlich auch ohne ihn auskommen.

Merke: Es sind immer die anderen (so sagt man)! Aber meistens sind die anderen nicht viel anders als man selbst.
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Ich_bin_Bielefeld
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
I


Beiträge: 49
Wohnort: Ontario


I
Beitrag05.02.2016 20:17

von Ich_bin_Bielefeld
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke Giesskanne, mit partei ist nicht umbedingt ne politische partei gemeint. ich mein das mehr so als zusammenschluss von leuten mit nem bestimmten ziel.


Danke an BlueNote. Ja das stimmt schon es sind immer die anderen.
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nebenfluss
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5982
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
Podcast-Sonderpreis


Beitrag07.02.2016 17:16

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Was die (inhaltliche) Wirkung auf mich angeht, kann ich bei BlueNote unterschreiben.

Mir scheint das aber auch formell als Lyrik nicht gut zu bestehen.
Gedichte sollten möglichst verdichten sein. Das ein oder andere originelle Symbol oder Bild für das, was ausgesagt werden soll, könnte auch helfen.
Ich finde das sprachlich noch ziemlich "gelabert", nicht prägnant genug, besonders auffällig an dieser Stelle:
Zitat:
sie lügen nicht, aber so etwas wie
Ehrlichkeit ist ihnen gänzlich fremd

Was ist denn "so etwas wie Ehrlichkeit" und braucht es wirklich das "gänzlich?"
Warum also nicht einfach:
sie lügen nicht, aber (alt.: doch)
Ehrlichkeit ist ihnen fremd

?
Einer Metrik oder Rhythmik scheint das nicht geschuldet zu sein!?


_________________
"You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson)
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Ich_bin_Bielefeld
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
I


Beiträge: 49
Wohnort: Ontario


I
Beitrag07.02.2016 22:48

von Ich_bin_Bielefeld
pdf-Datei Antworten mit Zitat

jau danke fuers kommentieren. ich werd hier noch so ein paar gedichte veroeffentlichen und ich kann jetzt schon sagen, dass ich mich ueberhaupt nicht mit dem formellen befasse oder wie gedichte sein sollen... ich konzentriere mich nur auf die "message". technik ist nichts fuer mich, inhalt oder gehalt aus. aber trotzdem danke. schoene gruesse aus kanada.
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Quadratschädel
Geschlecht:männlichLeseratte
Q

Alter: 70
Beiträge: 159
Wohnort: Berlin-Ost


Q
Beitrag08.02.2016 07:03

von Quadratschädel
Antworten mit Zitat

Hallo Bielefeld

das lyrische Ich glaubt die Welt zu verstehen: Man braucht bloß eine Partei zu gründen und schon bestimmt man den Lauf der Welt, und das sind immer (?) Verbrechen. Später konkretisierst du das auf deine unmittelbare Umgebung, die Lehrer, die Nachbarn usw. Dabei geht das lyrische Ich offensichtlich von den Verhältnissen in repräsentativen europäischen Demokratien aus, in denen ja Parteien die Politik bestimmen.

Ich glaube deine Intention zu verstehen, denke aber, dass das Gedicht noch zu sehr an der Oberfläche bleibt, als dass es aufklärerisch wirken würde. Und wenigstens das müsste es. Eher ist mein Eindruck, dass es sich um Äußerungen eines noch wenig politisch informierten Mitbürgers handelt, der versucht, sich die Welt zu erklären, und sie so nimmt, wie er glaubt, dass sie so ist, wie sie sich ihm darbietet. Der Protest erscheint mir bei aller angestrebten Konkretheit etwas diffus.

Zum lyrischen Gehalt des Gedichts lässt sich nicht allzuviel sagen, du bemühst dich nach meinem Eindruck eigentlich, jeden lyrischen Anklang zu vermeiden. Ich finde das nicht verkehrt, weil du den Leser auf diese Weise auf den Inhalt stößt und jede Ablenkung durch Metaphern u. ä. vermeidest. Aber man kann ein politisches Gedicht auch viel lyrischer schreiben, und das erreicht den Leser eben auch - oder nicht. Das politisches Gedicht ist ein sehr, sehr weites Feld, und immer hat es den Ruch von etwas, mit dem man eigentlich nicht zu tun haben will, weil man sich damit positioniert - entweder als staatstragend oder Unzufriedener - und doch im Grunde seines Herzens immer nur unpolitischer Poet sein will.

Falls du dich für dieses Genre der Lyrik wirklich interessierst, empfehle ich dir, zuallererst Heine zu Lesen. Auch Kästner, Tucholsky, Erich Weinert, alles Autoren der zwanziger Jahre. Neuere politische Gedichte findest du vor allem bei Erich Fried, Günter Grass und einer Handvoll anderer, die Palette politischer Gedichte seit 1945 ist in der Bundesrepublik ja recht übersichtlich gewesen. Mehr findest du in der DDR-Literatur, zum Beispiel Volker Braun, Brecht, Johannes R. Becher und so vielen anderen, deren Namen nicht so bekannt sind.

Quadratschädel
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Ich_bin_Bielefeld
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
I


Beiträge: 49
Wohnort: Ontario


I
Beitrag09.02.2016 00:58

von Ich_bin_Bielefeld
pdf-Datei Antworten mit Zitat

danke danke. sehr ausfuehrliches kommentar. politisch ist das gedicht nicht. auch wenn das wort partei vorkommt. ich meins mehr gesellschaftlich, als zusammenschluss von menschen. ich versuchs mal auf den punkt zu bringen. wenn leute sich zusammentuen, dann kommt da meistens nur bloedsinn bei raus. oder mord und totschlag. vielen dank dennoch.
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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 890

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag09.02.2016 11:40

von Babella
Antworten mit Zitat

Ich_bin_Bielefeld hat Folgendes geschrieben:
wenn leute sich zusammentuen, dann kommt da meistens nur bloedsinn bei raus.


Ach so. Das ist aber mal eine Weisheit.

Wenn Leute sich zusammentun, dann kann da auch eine Friedensbewegung, ein Freundeskreis, ein Baby, gute Musik oder ein Forum für Schriftsteller bei herauskommen.

Unfug auch, aber Unfug kann auch dabei herauskommen, wenn jemand allein in seinem Kämmerchen sitzt und sich mit sich selbst gegen die böse Welt da draußen verschwört.

Ich reagiere allergisch, wenn sich jemand in seiner Einsamkeit im Recht fühlt gegen all die Bösen "da draußen". Sobald man selbst etwas sagt oder tut ist man Teil dieses Systems. Mal abgesehen davon, dass sich die Welt da draußen meist gar nicht so für den einen in seinem Kämmerchen interessiert - das kommt dem nur so vor.
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Ich_bin_Bielefeld
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
I


Beiträge: 49
Wohnort: Ontario


I
Beitrag07.05.2016 16:30

von Ich_bin_Bielefeld
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Danke fuers kommentieren Babella! Das mit dem baby fand ich niedlich!Kuesschen!
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