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Ich_bin_Bielefeld Gänsefüßchen
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Beiträge: 49 Wohnort: Ontario
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Gießkanne Volle Kanne ungeduldig
Alter: 21 Beiträge: 655 Wohnort: Nicht mehr in deiner Welt
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05.02.2016 07:50
von Gießkanne
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Hallo Ich-bin-Bielefeld,
Ich muss sagen, ich bin schwer beeindruckt, selbst wenn ich mich mit Lyrik nicht besonders auskenne. Das Gedicht hat so einen Rhythmus und so schöne Sätze.
Bei dem ersten "Block" (?) hat mir der Zeilenumbruch nicht so gut gefallem, der Rest schon.
Ich weiß zwar nicht, von welcher Partei du sprichst ...
LG Gießkanne
_________________ Die Schlacke einer verbrannten Liebe im Hochofen des Herzens ist ein Nebenprodukt, das man so schnell leider nicht loswird.
Mogmeier |
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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05.02.2016 08:30
von BlueNote
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Zunächst bin ich davon ausgegangen, dass all die Übeltaten, die du aufzählst, von Parteien bzw. Politikern begangen werden würden. Dann aber wird das ominöse "sie" doch noch konkretisiert:
deine Lehrer
deine Nachbarn
deine Eltern
deine Arbeitskollegen
deine Kommillitonen
deine Freunde
Bei Lehrer war ich ja noch bei dir, aber Nachbarn, Eltern, Arbeitskollegen, Kommilitonen und Freunde? Also so gut wie alle?! Vielleicht, so denke ich, sind ja letzten Endes dann nicht "sie" (die meisten der meisten) das Problem, sondern "er", der Protagonist? Sturm und Drangphase halt ... Jugendrebellion ... so ein bisschen eben - das hat(te) schließlich jeder mal! Aber auch der Protagonist ist ja ein Nachbar, Arbeitskollege, Kommilitone, Freund und irgendwann ein Elternteil. Ist er ein anderer Nachbar, Arbeitskollege, Kommilitone, Freund und Elternteil als "sie", die all diese bösen Dinge tun? Wenn ja, Herzlichen Glückwunsch! Wenn nein ... dann ... ist der Protagonist ja Teil des Problems (warum ausgerechnet er nicht?!). Die bösen Anderen haben Angst vor der Einsamkeit, als ob es eine Krankheit wäre. Der Protagonist hingegen sucht offensichtlich sein Heil in der Einsamkeit? Soll er es tun! Die Lehrer, Nachbarn, Arbeitskollegen, Kommilitonen, Freunde und Eltern werden sicherlich auch ohne ihn auskommen.
Merke: Es sind immer die anderen (so sagt man)! Aber meistens sind die anderen nicht viel anders als man selbst.
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Ich_bin_Bielefeld Gänsefüßchen
I
Beiträge: 49 Wohnort: Ontario
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5982 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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07.02.2016 17:16
von nebenfluss
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Was die (inhaltliche) Wirkung auf mich angeht, kann ich bei BlueNote unterschreiben.
Mir scheint das aber auch formell als Lyrik nicht gut zu bestehen.
Gedichte sollten möglichst verdichten sein. Das ein oder andere originelle Symbol oder Bild für das, was ausgesagt werden soll, könnte auch helfen.
Ich finde das sprachlich noch ziemlich "gelabert", nicht prägnant genug, besonders auffällig an dieser Stelle:
Zitat: | sie lügen nicht, aber so etwas wie
Ehrlichkeit ist ihnen gänzlich fremd |
Was ist denn "so etwas wie Ehrlichkeit" und braucht es wirklich das "gänzlich?"
Warum also nicht einfach:
sie lügen nicht, aber (alt.: doch)
Ehrlichkeit ist ihnen fremd
?
Einer Metrik oder Rhythmik scheint das nicht geschuldet zu sein!?
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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Ich_bin_Bielefeld Gänsefüßchen
I
Beiträge: 49 Wohnort: Ontario
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Quadratschädel Leseratte
Q Alter: 70 Beiträge: 159 Wohnort: Berlin-Ost
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Q 08.02.2016 07:03
von Quadratschädel
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Hallo Bielefeld
das lyrische Ich glaubt die Welt zu verstehen: Man braucht bloß eine Partei zu gründen und schon bestimmt man den Lauf der Welt, und das sind immer (?) Verbrechen. Später konkretisierst du das auf deine unmittelbare Umgebung, die Lehrer, die Nachbarn usw. Dabei geht das lyrische Ich offensichtlich von den Verhältnissen in repräsentativen europäischen Demokratien aus, in denen ja Parteien die Politik bestimmen.
Ich glaube deine Intention zu verstehen, denke aber, dass das Gedicht noch zu sehr an der Oberfläche bleibt, als dass es aufklärerisch wirken würde. Und wenigstens das müsste es. Eher ist mein Eindruck, dass es sich um Äußerungen eines noch wenig politisch informierten Mitbürgers handelt, der versucht, sich die Welt zu erklären, und sie so nimmt, wie er glaubt, dass sie so ist, wie sie sich ihm darbietet. Der Protest erscheint mir bei aller angestrebten Konkretheit etwas diffus.
Zum lyrischen Gehalt des Gedichts lässt sich nicht allzuviel sagen, du bemühst dich nach meinem Eindruck eigentlich, jeden lyrischen Anklang zu vermeiden. Ich finde das nicht verkehrt, weil du den Leser auf diese Weise auf den Inhalt stößt und jede Ablenkung durch Metaphern u. ä. vermeidest. Aber man kann ein politisches Gedicht auch viel lyrischer schreiben, und das erreicht den Leser eben auch - oder nicht. Das politisches Gedicht ist ein sehr, sehr weites Feld, und immer hat es den Ruch von etwas, mit dem man eigentlich nicht zu tun haben will, weil man sich damit positioniert - entweder als staatstragend oder Unzufriedener - und doch im Grunde seines Herzens immer nur unpolitischer Poet sein will.
Falls du dich für dieses Genre der Lyrik wirklich interessierst, empfehle ich dir, zuallererst Heine zu Lesen. Auch Kästner, Tucholsky, Erich Weinert, alles Autoren der zwanziger Jahre. Neuere politische Gedichte findest du vor allem bei Erich Fried, Günter Grass und einer Handvoll anderer, die Palette politischer Gedichte seit 1945 ist in der Bundesrepublik ja recht übersichtlich gewesen. Mehr findest du in der DDR-Literatur, zum Beispiel Volker Braun, Brecht, Johannes R. Becher und so vielen anderen, deren Namen nicht so bekannt sind.
Quadratschädel
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Ich_bin_Bielefeld Gänsefüßchen
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Beiträge: 49 Wohnort: Ontario
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Babella Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 890
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09.02.2016 11:40
von Babella
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Ich_bin_Bielefeld hat Folgendes geschrieben: | wenn leute sich zusammentuen, dann kommt da meistens nur bloedsinn bei raus. |
Ach so. Das ist aber mal eine Weisheit.
Wenn Leute sich zusammentun, dann kann da auch eine Friedensbewegung, ein Freundeskreis, ein Baby, gute Musik oder ein Forum für Schriftsteller bei herauskommen.
Unfug auch, aber Unfug kann auch dabei herauskommen, wenn jemand allein in seinem Kämmerchen sitzt und sich mit sich selbst gegen die böse Welt da draußen verschwört.
Ich reagiere allergisch, wenn sich jemand in seiner Einsamkeit im Recht fühlt gegen all die Bösen "da draußen". Sobald man selbst etwas sagt oder tut ist man Teil dieses Systems. Mal abgesehen davon, dass sich die Welt da draußen meist gar nicht so für den einen in seinem Kämmerchen interessiert - das kommt dem nur so vor.
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Ich_bin_Bielefeld Gänsefüßchen
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Beiträge: 49 Wohnort: Ontario
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