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Catalano Leseratte
C Alter: 40 Beiträge: 136
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C 17.03.2016 20:39 Ein Spielbuch; funktioniert das so für euch? von Catalano
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Hallo,
irgendwann in der Vergangenheit gab es mal diese sogenannten Spielbücher. Das sind Geschichten, in denen man als Leser aktiv Entscheidungen treffen kann. Je nach Entscheidung muss man dann an einen anderen Abschnitt weiterlesen usw.
Ich hab selbst nie sowas gelesen, aber in letzter Zeit scheint mir so eine Form des Schreibens sehr interessant.
Zur Probe habe ich also mal so eine kurze Geschichte angefangen, und möchte euch hier fragen, ob das so für euch funktioniert; ob es interessant ist; ob es absurd und langweilig ist.
Hier:
Das Zimmer
Sonnenstrahlen wärmen dein Gesicht, als du aufwachst. Sie dringen durch die Spalte der Bretter, mit denen das Fenster abgedichtet ist – es ist das einzige Fenster in diesem dir unbekannten Raum.
Staubpartikel schweben in der Luft, wie kleine Sterne in einer fremden Galaxie. Wo bist du hier? Und warum bist du hier?
Du blickst auf die ranzige Matratze, auf der du liegst und ziehst deine Hände sofort an deinen Körper heran, als du die Flecken auf ihr siehst. Es stinkt hier nach Urin, Katzenklo und Kot. Und in der Tat bemerkst du die Rattenscheiße, die überall auf dem abgetretenen, grünen Teppich verteilt liegt.
Du spürst, wie heiße Tränen in deine Augen schießen und dein erster Impuls drängt dich dazu, zu schreien.
Wirst du schreien?
- ich schreie los und rufe um Hilfe (lies weiter bei Abschnitt 2)
- ich versuche mich zu beruhigen und erst mal die Lage genau zu erfassen (lies weiter bei Abschnitt 3)
2
Du versuchst aufzustehen und zur Tür zu laufen, während du unter Tränen nach Hilfe brüllst. Aber du fällst immer wieder auf den dreckigen Boden, weil deine Beine aus Pudding zu bestehen scheinen und dein Kopf sich dreht wie ein gruseliges Karussell – die abgewetzten Blumemustertapeten rauschen um dich herum wie geisterhafte Schemen.
Bei jedem Schrei, den du ablässt, droht dein Schädel zu explodieren. Du spürst deutlich die Rückstände irgendeines Giftes in dir, das dir verabreicht wurde.
Deine Stimme versagt, der Schwindel in deinem Kopf drängt dich wieder zurück in Richtung Matratze, wo du hinfällst und ohne Scheu vor den grässlichen Flecken liegen bleibst und die Augen schließt. In deinem jetzigen Zustand kannst du nichts unternehmen.
Lies weiter bei Abschnitt 5.
Weitere Werke von Catalano:
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Wolfin Leseratte
Beiträge: 120 Wohnort: Duisburg
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17.03.2016 21:19
von Wolfin
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Spielbücher kenne ich nicht, finde die Idee aber super.
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Babella Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 889
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17.03.2016 21:57
von Babella
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Ich würde nicht weiterlesen, weil mir das Szenario zu unappetitlich ist, und ich mag es auch nicht, beim Lesen angeredet zu werden, und die Alternativen Losschreien und Überlegen sind völlig uninteressant. Wenn es nun zwei Türen wären! Aber so ...Was gibt es da zu spielen? Hm...
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5442 Wohnort: OWL
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17.03.2016 22:40
von Willebroer
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Ach ja, früher nannte man das "Solo-Abenteuer". In diesem Beispiel ist es mir aber noch zu wenig Hintergrund. Da sind mir die Entscheidungen zu sehr Glückssache.
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sohndeslupus Leseratte
Alter: 31 Beiträge: 187 NaNoWriMo: 25495
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17.03.2016 23:03
von sohndeslupus
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Ich habe so was als Kind gerne gelesen (z.B. die Sagaland-Reihe und die Gänsehaut Spielbücher) und mich auch mal selbst an kleinen Geschichten versucht (höchstens 50 Abschnitte).
Für Kinder bis 12 geht so eine Art des Erzählens relativ leicht. Ich kann mich nur noch nicht so ganz entscheiden, ob ich glaube, dass das auch für Erwachsene klappt. Ich denke es ist auf jeden Fall schwieriger zu schreiben … Erwachsene legen vermutlich mehr Wert darauf, das die Entscheidungen auch wirklich die sind die sie gerne machen würden, dass weniger Glück dabei ist und das das Ganze auch in jeder Variante eine lesenswerte Geschichte ist.
Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie dein Experiment weiter geht!
Tipp: Ich nehme an, dass es dem Teststück geschuldet ist, aber ich wollte es trotzdem noch erwähnen: Es macht Sinn, dass die wählbaren Abschnitte von der Seite der Wahl aus nicht lesbar sind. Sonst ist es für den Leser schwer sich nicht selbst zu betrügen.
lg
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lunapinki Schneckenpost
Beiträge: 12
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17.03.2016 23:44
von lunapinki
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Das kannte ich noch nicht. Die Idee finde ich sehr spannend, stelle es mir aber als Geschichte für Erwachsenen sehr schwierig vor.
Deine Story, Catalano, ist mir zu gruselig. Aber vielleicht wird es bald hell und sauber.
Ich würde mich für die Variante 2 - klaren Kopf behalten und nachdenken - entscheiden und bin gespannt wie das Experiment weiter geht.
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Catalano Leseratte
C Alter: 40 Beiträge: 136
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Aneurysm Eselsohr
Beiträge: 462
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18.03.2016 13:47
von Aneurysm
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Hmm ... ich habe im Alter von 6 bis 8 Jahren auch mal gerne solche Bücher gelesen; jetzt würde ich von mir aus nicht mehr darauf kommen. Meiner Meinung nach sind diese "Spielbücher", wie du sie nennst, eher ein Format für Kinder statt für Erwachsene.
Ich würde das Buch wahrscheinlich nicht weiter lesen. Der Anfang ist an sich nicht schlecht, aber die Ansprache mit "du" gefällt mir nicht wirklich. Außerdem könntest du die einzelnen Kapitel (wenn man das als Kapitel bezeichnen kann) etwas mehr ausgestalten und länger machen.
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YukiTheCat Schneckenpost
Alter: 33 Beiträge: 12 Wohnort: Hessen / Katzenkorb
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19.03.2016 01:27
von YukiTheCat
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Hey, die Idee finde ich (als ewiges Kind) total super
Meiner Meinung nach könnte das mit komplexen Szenarien, mehr Handlungsoptionen, einer anderen Erzählperspektive etc. durchaus Spannungspotenzial bieten - auch für Erwachsene. In der Videospielbranche haben Titel, die dem Spieler die Möglichkeit geben, durch seine Entscheidungen die Handlung selbst zu gestalten, einen riesengroßen Erfolg. Eine Umsetzung in Buchform wird mMn dennoch schwierig, da die - schon angesprochene - Art des "sich-selbst-Betrügens" doch sehr hoch ist. Trotzdem eine spannende Idee - ich hoffe, du experimentierst noch ein wenig, Catalano
PS: Ich werde den "Geruch nach Katzenklo" aus deinem Beispieltext jetzt mal nicht persönlich nehmen - bin nämlich ein sauberes Kätzchen
_________________ Wenn ich gefragt werde "Wie schreiben Sie?", antworte ich ohne zu zögern: "Ein Wort nach dem anderen." - Stephen King |
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6154 Wohnort: Nullraum
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27.03.2016 23:47
von V.K.B.
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Ich finde, das passt nicht mehr in die heutige Zeit. Solche Spielbücher waren ein Ersatz für visual novels, bevor diese erfunden wurden. Wer sowas mag, kann heute brillante Spiele wie 999 ( https://en.wikipedia.org/wiki/Nine_Hours,_Nine_Persons,_Nine_Doors ) oder Virtue's Last Reward spielen. Die funktionieren im Prinzip genauso und damit kann ich Stunden verbringen, das ist interaktive Literatur für Erwachsene. Oder schau dir die inform-Szene an (als Einstieg: https://de.wikipedia.org/wiki/Inform), dort gibt es Adventures wie Anchorhead, so sieht heute ein Horrorroman zum mitmachen aus.
Sorry, aber mit deinem Spielbuch lockst du heute niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Ist aber nur meine Meinung und bestimmt nicht böse gemeint, sondern eher konstruktiv. Inform als Programmiersprache ist schließlich nicht schwer zu lernen (wenn du rein textorientiert bist) und mit Python kann man relativ einfach visual novels gestalten (wenn man auch als Graphiker begabt ist oder sich mit einem zusammentut). Versuch dich lieber in diese Richtung.
_________________ Hang the cosmic muse!
Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills … |
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6154 Wohnort: Nullraum
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27.03.2016 23:54
von V.K.B.
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Sorry, Doppelpost, wollte per "edit" noch schnell einen Satz hinzufügen und hab "Zitat" angeklickt:
V.K.B. hat Folgendes geschrieben: | Ich finde, das passt nicht mehr in die heutige Zeit. Solche Spielbücher waren ein Ersatz für visual novels, bevor diese erfunden wurden. Wer sowas mag, kann heute brillante Spiele wie 999 ( https://en.wikipedia.org/wiki/Nine_Hours,_Nine_Persons,_Nine_Doors ) oder Virtue's Last Reward spielen. Die funktionieren im Prinzip genauso und damit kann ich Stunden verbringen, das ist interaktive Literatur für Erwachsene. Oder schau dir die inform-Szene an (als Einstieg: https://de.wikipedia.org/wiki/Inform), dort gibt es Adventures wie Anchorhead, so sieht heute ein Horrorroman zum mitmachen aus. Hab damit zwei Nächte bei Kerzenschein am Laptop verbracht, das ist eine Erfahrung, die jeden Lovecraft-Schinken toppt.
Sorry, aber mit deinem Spielbuch lockst du heute niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Ist aber nur meine Meinung und bestimmt nicht böse gemeint, sondern eher konstruktiv. Inform als Programmiersprache ist schließlich nicht schwer zu lernen (wenn du rein textorientiert bist) und mit Python kann man relativ einfach visual novels gestalten (wenn man auch als Graphiker begabt ist oder sich mit einem zusammentut). Versuch dich lieber in diese Richtung. |
_________________ Hang the cosmic muse!
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czil Eselsohr
C Alter: 63 Beiträge: 399 Wohnort: Dachau
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C 27.03.2016 23:58
von czil
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Der Hexenmeister vom flammenden Berg?
Ha, das haben meine Kids damals gespielt bis die Schwarte zerfleddert war.
Ich auch.
Warum auch nicht?
Dass man das im PC abbilden kann ist klar, ist aber dort mindestens langweilig.
Wenn das Buch gut gemacht ist, warum dann nicht?
Und als Zielgruppe vielleicht nicht allein Erwachsene. Aber doch auch. Wer liest denn heute noch Bücher?
_________________ theo |
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6154 Wohnort: Nullraum
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28.03.2016 02:42
von V.K.B.
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czil hat Folgendes geschrieben: |
Dass man das im PC abbilden kann ist klar, ist aber dort mindestens langweilig.
[…] Wer liest denn heute noch Bücher? |
Ich weiß nicht, ob man da so radikal trennen muss. Hyperfiction, visual novels und inform-adventures sind in meinen Augen genauso Literatur wie gedruckte Bücher. Nur eben eine Literaturform, die ein anderes Medium verwendet, weil sie in gedruckter Form nicht funktionieren würde. graphic novels spricht heute auch kaum noch jemand ab, ernstzunehmende Literatur sein zu können, selbiges gilt für die oben genannten Genres, auch wenn sie oft unterschätzt werden. Natürlich gibt's da eine Menge Schund und Müll, aber das gilt für gedruckte Texte genauso.
Wenn man was interaktives machen will, warum dann unbedingt ein Buch verwenden, wenn es Medien für diese Literatur gibt, die wesentlich geeigneter sind?
_________________ Hang the cosmic muse!
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czil Eselsohr
C Alter: 63 Beiträge: 399 Wohnort: Dachau
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6154 Wohnort: Nullraum
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28.03.2016 11:42
von V.K.B.
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czil hat Folgendes geschrieben: |
Auch wenn ich dir recht geben, VKB, dass diese Medien ihre Berechtigung haben, all das können sie nicht. |
Ich selbst bin auch ein großer Freund von gedruckten Büchern und ziehe diese immer dem e-Book vor, aber wenn wir modern und realistisch denken: Es gibt Handys und Tablets mit Solarcharger oder Kurbel-Laptops. Und die sind für Dschungel, Wüste, Strand, etc.
Eins können diese Dinger aber wirklich nicht: nämlich wie mein Lieblingsbuch riechen. Dafür bedienen sie dann andere Sinne. Ich denke, das ist hauptsächlich Geschmackssache.
Edit: Mir ist gerade noch ein Vorteil eingefallen: Bücher sind EMP sicher und man kann sie auch nach dem Atomkrieg noch im Bunker lesen.Und wenn Donald Trump jetzt wirklich Präsident… Okay, schreib das doch als Buch! Ganz schnell!
_________________ Hang the cosmic muse!
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Drakenheim Eselsohr
Alter: 44 Beiträge: 389 NaNoWriMo: 50166 Wohnort: Burg Drakenheim Gelehrtenturm
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03.04.2016 07:12
von Drakenheim
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Öhm...
Ich möchte bitte bei Abschnitt 3 weiterlesen. Postest du den zufällig noch?
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Resa1310 Gänsefüßchen
R Alter: 28 Beiträge: 15
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R 03.04.2016 10:30
von Resa1310
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Ich hab als Kind solche Bücher in Massen verschlungen und nachdem ich alle Möglichkeiten auswendig kannte, mir die besten Auswege zurechtgelegt. Aber jetzt würde ich ein solches Buch nicht mehr lesen. Um mich zu überzeugen müsste es von Beginn an absolut packend sein- dein Anfang klingt mir dann doch zu lasch. Vorstellen kann ich mir dieses Bild doch sehr gut, aber diese Entscheidungen wären schon beides nicht wirklich, was ich tun würde. Gerade diesen Konflikt musst du bei einem solchen Buch für Erwachsene doch umgehen. Als Kind schon habe ich mich geärgert, dass es nicht die Möglichkeit gibt, welche ich gerne gehabt hätte, aber habe dann einfach weiter gelesen. Als Erwachsener würde ich das bei einer oder zwei Entscheidungen tun aber danach auch nicht mehr.
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RomyDeVille Leseratte
Alter: 38 Beiträge: 154 Wohnort: Hanau
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11.07.2016 13:55
von RomyDeVille
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Mein Sohn liebt solche Bücher. Allerdings hat er nach dem ersten Mal keine weitere Lust den Anfang noch mal zu lesen.
ich selber habe als Kind diese Bücher regelrecht verschlungen und mit Bleistift markiert wofür ich mich beim letzten Mal entschieden habe.
_________________ LG Romy |
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Nathan Pascal Gänsefüßchen
N Alter: 30 Beiträge: 39
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N 11.07.2016 14:56
von Nathan Pascal
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Es riecht nach Katzenminze.
Hat da jemand Videospiele gesagt?
Als Kind las ich einmal ein solches Buch, auf Dauer war es aber ziemlich nervig, ständig von Seite 7 nach 63, nach 211, nach 18, nach 201 etc. zu springen und aus dem ganzen Konzept eine flüssige Story zu machen ist auch eher schwer, da man entweder stark Railroaden muss und Entscheidungen damit überflüssig werden oder nicht wissen kann, wo der Leser war und wo nicht und so lauter zusammenhanglose Szenen aufeinanderfolgen.
Komplexe Zusammenhänge aufzubauen scheint mir so fast unmöglich, will man nicht mehrere tausend Seiten schreiben, von denen die Hälfte nie gelesen wird.
Vielleicht haben andere Solo-Abenteuer, die ich nicht kenne, das besser gelöst.
Für mich funktioniert dieses Konzept also eher nicht, da normale Bücher da wesentlich fesselndere Geschichten erzählen können, durch ihre durchgeplante Struktur.
Egal, wozu gibt es Videospiele?
Ich will ja keine Werbung machen... Was Rede ich da? Wir sprechen hier ständig von Werken und Verlagen und Autoren, außerdem verdiene ich ja nichts daran...
Die Choice-of-Games 'Spiele' transportieren das Konzept von diesen Abenteuerbüchern sehr gut für Erwachsene, wie ich finde.
Technisch gesehen Videospiele verzichten diese dennoch auf alles von Grafik bis Sound, nur schwarzer Text auf weißem Grund und die Buttons um Entscheidungen zu treffen.
Ja, und etwas Statistik, fein.
Der besondere Vorteil im Gegensatz zum Buch ist aber, dass immer die passende nächste Seite aufgeschlagen wird und das virtuelle Buch sich Entscheidungen merken kann.
Am Anfang wählt man meist sein Geschlecht oder Namen oder dergleichen und die gesamte Geschichte hindurch wird der Charakter mit diesen referenziert, ebenso können die Entscheidungen aus vorherigen Kapiteln in späteren erwähnt werden und die Story beeinflussen, dadurch, dass im Hintergrund Daten gespeichert und abgerufen werden können.
Um das alles in einem gedruckten Buch zu berücksichtigen? Naja, tausend Seiten und mehr.
Dennoch fühlt sich das ganze wie eine geschriebene Geschichte an, nicht wie ein Videospiel. Für mich jedenfalls.
Sollte man ohnehin E-Books lesen dürfte der Unterschied noch geringer sein.
Von den Vorteilen für den Autoren, nicht an Seitenlängen gebunden zu sein muss ich gar nicht erst reden, auch wenn hier etwas Railroading immer noch notwendig ist. Klar.
Findet mal einen Verlag, der über eine Million Worte pro Buch drucken will.
Natürlich, wie bei allen literarischen Werken schwankt auch die Qualität dieser virtuellen Bücher von Choice-of-Games ganz erheblich von gut bis sehr, sehr mies, und sie sind nur auf Englisch verfügbar, soweit ich weiß..
Ich wollte ja keine Werbung machen, nur betonen, dass diese Solo-Abenteuer für Erwachsene funktionieren können und bereits existieren.
Die Virtualität überwindet dabei viele Hemmnisse der gedruckten Solo-Abenteuer.
Maunz
Nathan Pascal
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Dorka Eselsohr
Alter: 69 Beiträge: 391 Wohnort: Allertal
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12.07.2016 09:48
von Dorka
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Da sehe ich jetzt erst, was für eine spannende Diskussion an mir vorbei gegangen ist im März und April.
Ich habe wissenschaftlich und experimentell zum Thema "interaktives Erzählen" gearbeitet.
Interaktive Erzählungen (oder Hyperfiction) bestehen tatsächlich aus mehr Textteilen als beim ersten Mal gelesen werden. Der Leser/die Leserin sucht sich ihren Weg durch die Erzählung. Dabei kann dies inhaltlich sein oder "nur" die Reihenfolge der Textteile betreffen.
Inhaltlich bedeutet, die Geschichte selbst ändert sich, je nach Wahl des Lesers. In einem Strang bricht sich der Protagonist den Arm, im anderen nicht. Je nach dem, wie viele "Abzweigungen" es gibt, wird die Anzahl der möglichen Enden erhöht. Ich hatte in den Neunzigern eine Geschichte (Interstory) im Netz, in der es nach jedem Absatz zwei Möglichkeiten gab. War eine Möglichkeit nicht ausformuliert, kam die Leserin zu einem Editor und konnte die Folge selbst schreiben. Es war klasse, wie das angenommen wurde und wie fantasievoll die Leser waren.
Möchte man als Autorin, dass möglichst alle Texte gelesen werden, so muss man eine Neugier erzeugen: was, wenn ich nun die andere Entscheidung getroffen hätte?
In den oben beschriebenen Spielbüchern wird dieses Konzept verfolgt und dem Leser nahegelegt, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren (deshalb das Du). Tatsächlich sind diese Spielbücher mit der heute möglichen Grafikqualität besser als PC-Spiel umzusetzen (gibt es auch viele gute! Früher: Spacequest, Kingsquest ...) Beide haben aber ein implizites "Ziel": die Leserin/Spielerin muss den Weg finden, der zu einem guten Ende führt. Man nennt das auch: working for the plot. Mag nicht jeder.
Bleibt die Geschichte inhaltlich unverändert, gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Leserinnen dennoch ihren eigenen, individuellen Weg durch die Erzählung zu gestatten:
Berühmtes Beispiel: "Afternoon" von Michael Joyce. Er hatte bestimmte Worte mit Links versehen, die zu anderen Textteilen/Absätzen führten. Die Worte waren nicht markiert, der Leser wusste nie, bin ich durch das Klicken an sich oder durch das Klicken auf ein bestimmtes Wort hier gelandet? Die Erzählung war sehr lyrisch, mit vielen Hinweisen/Zitaten auf andere Literaten, Philosophen usw.
Meine Experiment in dieser Kategorie: "Katz und Maus". Eine Erzählung, bei der man nach jedem Kapitel wählen konnte, ob man das Folgekapitel aus Sicht der Frau, des Mannes oder der Katze lesen wollte. Bedeutet: die ganze Geschichte habe ich dreimal geschrieben, jeweils aus jeder Sicht.
In den Neunzigern gab es mal einen Film, der gleichzeitig auf ZDF und ARD gesendet wurde: "Mörderische Wahl". Ein Sender zeigte die geschichte aus Sicht der Frau und begleitete diese auf ihrem Weg, der andere aus Sicht des Mannes.
Als Bücher gibt es dazu: Andreas Okopenko: „Lexikon einer sentimentalen Reise zum Exporteurtreffen in Druden“. Der Roman ist wie ein Lexikon aufgebaut: Alphabetisch. Auch „Das Chasarische Wörterbuch“ von Milorad Pavic zählt dazu.
Insgesamt halte ich dieses Thema nicht mehr für aktuell. Es waren alles wunderbare, spannende Experimente. Aber die meisten Leser haben keine Lust, sich ständig entscheiden zu müssen, was als nächstes passieren soll oder was sie als nächstes gerne lesen möchten. Auch bei Filmen möchten sie sich eher zurücklehnen und schauen und nicht aufmerksam beobachten, um herauszufinden, wo sie aktiv werden könnten.
Gruß
Dorka
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Johann B Schneckenpost
Alter: 35 Beiträge: 9
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12.07.2016 19:21
von Johann B
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Hallo Catalano,
Zunächst mal muss ich mich als großer Fan dieser Bücher outen. Als Kind habe ich sie geliebt, mittlerweile finde ich sie aber nirgendwo und wenn, dann in einer Gesamtqualität, die mich nicht anspricht.
Allerdings sehe ich mich damit, wie Dorka es schreibt, in der Minderheit. Du scheinst diese Bücher auch zu mögen. Die Frage ist allerdings, ob man einen Weg findet, die angesprochenen Probleme zu überkommen, oder ob die Grundidee verworfen werden muss.
Der Schreibstil hat die Besonderheit der 2.Person "du machst...", welche allgemein als unvorteilhaft empfunden wird. Allerdings bietet sie auch viele Möglichkeiten, mit ihr zu spielen. Beispiele für interessante Anwendungen sind leider nicht so zahlreich. Das heißt aber nur, dass es schwierig ist. Nicht unmöglich.
Interessant finde ich besonders die Möglichkeiten, die solche Textformen bieten, wenn man sie nicht in einem Buch (aus Papier) umsetzt. Große Beliebtheit erfreuten sich (damals...) Text-Adventures in den frühen Stunden der Computerspiele. Diese waren eben genau das, was du als Buch versuchst. Durch die Texteingabe über die Tastatur brachte man die Geschichte so voran, wie man wollte. Später erst kam eine wirkliche grafische Oberfläche hinzu.
Die Frage ist, ob man mit einer zeitgenössischen Version eines digitalen Textadventures nicht generell besser beraten ist, als mit einer auf Papier. Denn das Umblättern nervt. Links, auf die man klicken kann, ersparen das Blättern. Eine grafische Unterstützung der Geschichte lässt sich so auch leichter und jederzeit einfügen. Die technischen Fähigkeiten, die man dafür benötigt, sind minimal & schnell gelernt. Nur begibt man sich damit in Konkurrenz von Fantasy Geschichten (Bücher, Ebooks etc.) und grafischen Spielen (in denen ich meine Entscheidungen sogar sehe). Man müsste also die Stärken genau dieser Form des Erzählens herausfinden und fokussieren, um es sinnvoll umzusetzen.
Liebe Grüße
Johann
P.S.: Zitat: | Du spürst, wie heiße Tränen in deine Augen schießen | "Heiße Tränen schießen in deine Augen."
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spinat.ist.was.anderes Klammeraffe
Beiträge: 502 Wohnort: Hamburg (ab und zu)
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13.07.2016 10:31
von spinat.ist.was.anderes
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Ich kann mich dunkel erinnern und fand diese Bücher toll. Vor allem habe ich immer versucht, alle möglichen Varianten durchzuspielen. Dabei war es nur blöd, wenn man nach unterschiedlichen Abzweigungen wieder auf einen schon bekannten Weg kam.
Für einen Autor muss das irre viel Arbeit sein. Da brauchst du eine vernünftige Lösung zum Plotten, denke ich mir.
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