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Seraiya Mondsüchtig
Beiträge: 924
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06.03.2016 20:00 Seitenseiltanz von Seraiya
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Seitenseiltanz
Ich beobachte den Sonnenuntergang mit einer Tasse Tee in der Hand. Das langsame Eindunkeln hat etwas Behutsames an sich, wäre vollkommen, würde sich der Schlüssel in der Tür nicht drehen. Ich stelle die Tasse ab, binde das Haar in meinem Nacken zusammen und richte meine Kleidung. „Hallo Schatz.“
Ein undurchdringlicher Blick, erzwungene Ruhe in deiner Stimme. „Hast du nichts gekocht?“
Du marschierst an mir vorüber in die Küche.
„Im Ofen“, rufe ich und gehe ins Schlafzimmer, um den Koffer zu holen.
Es dauert nur Sekunden, bis ich das Stampfen höre. Mühsam beherrscht verfolgst du mich, den gefrorenen Fisch in der Hand.
Früher schmecktest du nach Wald und Regen, nicht nach Bitterkraut. Ich musste nicht jeden Abend die Seiten wechseln – von mir zu dir – tanzte in Vorfreude auf dem Abschied des Tages. Jetzt ist der Tanz nur noch ein Balanceakt. Ich warte nicht, bis ich falle.
Du hältst den Fisch hoch. „Was soll das?!“ Ein Blick auf den Koffer. „Wieso …?!“
Das Hupen des Taxis unterbricht. Als ich zur Tür gehe, lächle ich. Ich sage mir, das mit dir habe ich nur geträumt, und gebe der Nacht eine neue Chance.
Weitere Werke von Seraiya:
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4298
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07.03.2016 01:20
von hobbes
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Hier fehlt mir vor allem das Warum. Warum hält sie noch aus, bis er kommt? Warum dieser gefrorene Fisch im Ofen? Ich kann nur niederträchtige Motive vermuten und die verzeihe ich ihr nicht, dafür ist sie und ihre Situation mir noch zu fremd.
Keine Punkte.
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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07.03.2016 08:32
von Literättin
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Vermutlich wird es mir nicht möglich sein, angesichts der Textfülle dieses Wettbewerbs, allen Texten mit einem angemessenen Kommentar gerecht zu werden und vielleicht gehört dieser Text hier dazu. Das sagt dann aber eher etwas über meinen quantitativen Kommentierungsstress als etwas über die Qualität dieses Textes.
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HerbertH Klammeraffe
Beiträge: 544 Wohnort: terra sol III
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07.03.2016 10:20
von HerbertH
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neutraler kommentar, um werten zu können
_________________ schiefwinklig ist eine kunst
© herberth - all rights reserved |
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Ithanea Reißwolf
Alter: 34 Beiträge: 1062
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07.03.2016 20:05
von Ithanea
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Huch, allmählich häufen sich die häusliche-Gewalt/Ehemann-ist-ein-Arschloch-Themen hier. Zuerst habe ich die Nachtseite gesucht, finde sie aber nun darin, dass die Prota am Abend / in der Nacht eine andere sein muss, als sie am Tag allein sein kann. Gute Umsetzung eigentlich. Und trägt zur interessanten Feststellung dieses Wettbewerbs bei, dass viele die "andere Seite" in der An- oder Abwesenheit eines anderen finden, nicht so sehr in den unterschiedlichen Seiten in einem selbst, wie das meine Herangehensweise gewesen wäre. Spannend. Wieso dann nur "eigentlich" gute Umsetzung? Ist leider vom Geschriebenen nicht so mein Fall, Wald und Regen, Tanz und Balance, sehr damenhaft behutsam irgendwie, was nicht schlecht sein muss, nur, in der Kombination mit der Geschichte einfach nichts für mich. Sorry.
_________________ Verschrieben. Verzettelt. |
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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07.03.2016 22:30
von anuphti
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Der gefrorene Fisch Wenn das nicht die Beschreibung einer Borderline Beziehung ist ...
Den Blick von ihm hätte ich gerne gesehen.
Und ein Happy End
Sehr gerne gelesen!
3 Punkte
LG
Nuff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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weltensegler Wortedrechsler
Beiträge: 85 Wohnort: Nürnberg
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07.03.2016 22:31
von weltensegler
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Gefällt mir
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Oktoberkatze Eselsohr
Alter: 58 Beiträge: 314
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08.03.2016 23:40
von Oktoberkatze
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Ganz schön taff, hat mir gut gefallen, leider mit Flüchtigkeitsfehler.
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Babella Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 890
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09.03.2016 19:27
von Babella
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Sie geht. Er muss sich das Schlemmerfilet selbst backen. Geschieht ihm recht.
Schön geschrieben, nachvollziehbar, die Geschichte selbst aber nicht sehr originell ... er ist der Doofe, der Pascha... nun ja.
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Einar Inperson Reißwolf
Beiträge: 1675 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
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09.03.2016 22:56
von Einar Inperson
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Ein langer, lange ausgeträumter Traum endet mit tiefgefrorenem Fisch und die Nacht bittet zur zweiten Chance.
Ganz flüssig und dennoch nicht stereotyp erzählt.
8 Punkte
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
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Seraiya Mondsüchtig
Beiträge: 924
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09.03.2016 23:11
von Seraiya
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Gegen so viele gute Texte hab ich keine Chance. Üben, üben, üben!
_________________ "Some people leave footprints on our hearts. Others make us want to leave footprints on their faces." |
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tronde Klammeraffe
T
Beiträge: 522
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T 09.03.2016 23:40
von tronde
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Hallo!
Die Prota ist mir unsympathisch. Keine Aussprache, aber auch kein Verschwinden, wenn er nicht da ist. Nicht so mein Text.
Grüße
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Heidi Reißwolf
Beiträge: 1425 Wohnort: Hamburg
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10.03.2016 18:26
von Heidi
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Das ist eine nette Geschichte über die Entschlossenheit einer Frau (oder eines Mannes?). Ich mag deinen Schreibstil - es entstehen sofort Bilder.
Allerdings empfinde ich das Thema "Nachtseite" eher als Kulisse, da nur am Anfang erwähnt und nicht relevant für die restliche Geschichte.
Da ich nur für zehn Texte Punkte vergeben kann, geht deiner leer aus. Ich habe die Texte, die keine Punkte von mir bekommen, grob unterteilt. Deiner ist unter den ersten fünfzehn.
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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11.03.2016 16:56
von Piratin
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Hallo Inko,
ein Seiltanz zwischen Tag und Nacht und mittlerweile hat die Nacht ihren Zauber eingebüßt. Das ist einer der Texte, der meiner Meinung nach mehr Worte gebraucht hätte und mich deshalb nicht ganz erreicht.
Leider keine Punkte,
viele Grüße
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1443
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11.03.2016 21:47
von Jack Burns
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Na ja. Hier wirkt die Nachtseite zu künstlich aufgesetzt auf mich.
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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11.03.2016 22:48
von firstoffertio
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Ein bisschen zu einfach gestrickt bzw. gekocht oder ungekocht ist mir dieser Text, sorry.
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hypnobader Eselsohr
Alter: 63 Beiträge: 420 Wohnort: Voralpen
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12.03.2016 12:41
von hypnobader
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Das Verlassen des Mannes ganz gut eingefangen. Musste schmunzeln beim gefrorenen Fisch. Bei der Coolness der Frau bleibt ist es für mich unstimmig, dass sie den nicht früher konfrontiert hat und er jetzt so überrascht ist.
Punkte im unteren Bereich.
_________________ Es gilt das gebrochene Wort |
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rieka Sucher und Seiteneinsteiger
Beiträge: 816
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12.03.2016 14:49
von rieka
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Puhh, eine eisige Stimmung verbreitet er. Eisig wie der Fisch. Sie ist aber auch nicht ohne.
Ende einer Liebe. Schön geschrieben, wenn auch ein wenig schwarz weiß.
Mit schwarzweiß meine ich das Ende, das ruhige Abhaken, das ich eher als unrealistisch empfinde.
ABER: hier in dem Text muss es ja nicht um Realität gehen, sondern um Wirkung. Die ist gelungen.
Sie gefällt mir, deine Geschichte, sie hat es aber nicht ganz auf meine ersten zehn Plätze geschafft. Sie wäre die Dreizehnte geworden.
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Amaryllis Forenschmetterling
Alter: 38 Beiträge: 1380
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13.03.2016 16:23
von Amaryllis
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Liebe/r Inko,
dein Text gefällt mir - die Assoziation von "ich" und Tag und "dir" und "Nacht" finde ich sehr schön, eine gute Lösung. Dafür gibts von mir 7 Punkte!
Liebe Grüße,
Ama
_________________ Mein Leben ist ein Scherbenhaufen...
Aber ich bin der Fakir. |
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Tjana Reißwolf
Alter: 63 Beiträge: 1786 Wohnort: Inne Peerle
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13.03.2016 18:54
von Tjana
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Fein!
Titelwahl klasse. Idee und sprachliche Umsetzung ebenso.
Ich sehe sie deutlich vor mir, die Gesichter, muss bei „Im Ofen“, schmunzeln und spüre die Wehmut im Moment, da die Tasse abgestellt werden will
und in dem der Erinnerung an den Geschmack vergangener Zeiten.
Rundum gelungen.
Ziemlich weit oben wahrscheinlich
_________________ Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein) |
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gold Papiertiger
Beiträge: 4943 Wohnort: unter Wasser
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13.03.2016 20:48
von gold
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Der kalte Fisch im Ofen hat was...
Zitat: | Das langsame Eindunkeln | Dieser Ausdruck gefällt mir nicht.
Zitat: | hat etwas Behutsames an sich, wäre vollkommen, würde sich der Schlüssel in der Tür nicht drehen. Ich stelle die Tasse ab, binde das Haar in meinem Nacken zusammen und richte meine Kleidung.
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wohingegen ich die weitere Schilderung der Atmosphäre gut finde.
Zitat: | Früher schmecktest du nach Wald und Regen, nicht nach Bitterkraut. Ich musste nicht jeden Abend die Seiten wechseln – von mir zu dir – tanzte in Vorfreude auf dem Abschied des Tages. Jetzt ist der Tanz nur noch ein Balanceakt. Ich warte nicht, bis ich falle.
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Diese Stelle finde ich auch gut.
Zitat: | Du hältst den Fisch hoch.
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Die Vorstellung vom Mann mit dem gefrorenen Fisch in der Hand wirkt witzig.
Mit fünf Punkten bist du für mich dabei.
LG gold
_________________ es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern
Make Tofu Not War (Goshka Macuga)
Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso) |
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Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
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14.03.2016 21:26
von Jenni
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Er ist zur Nachtseite geworden, oder vielleicht auch mehr die gemeinsam verbrachte Zeit. Wo es früher Gemeinsamkeiten gab, hat sie jetzt das Gefühl, sich für ihn umstellen zu müssen. Die Geschichte ist in der Kürze sinnvoll und nachvollziehbar erzählt. Da ist lediglich (für mich) nichts, woran ich hängenbleiben würde, gedanklich.
(‚Eindunkeln‘, daran blieb ich hängen, aber das hast du dir gar nicht ausgedacht, sagt der Duden, sondern es ist ein geläufiges Wort in der Schweiz.)
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