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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 02/2016
Affenliebe

 
 
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Mic000
Leseratte
M


Beiträge: 166



M
Beitrag10.03.2016 10:59

von Mic000
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Hallo.

Ich interpretiere den Text so, dass in einem Labor mit einem Affen ein Experiment zur Kraft der Mutterliebe gemacht wird, die sich als sehr stark herausstellt, weil das Affenbaby die Nähe der Mutterattrappe trotz der ganzen Widerwärtigkeiten immer wieder sucht.

Die ersten beiden Abschnitte fand ich interessant. Im vierten Abschnitt gehen dir dann die Ideen aus und du wiederholst essentiell den zweiten Abschnitt, bei der engen Wortbeschränkung eine Verschwendung von viel Potential. Den letzten Abschnitt finde ich dann sehr schwach und die Wendung, die du versuchst am Ende einzubringen, überflüssig. Anscheinend denkt der Forscher an seine eigene Freundin/Mutter und vergleicht die Liebe zu der des Tieres. Für mich endet ein Text, der mit Potential begann, leider im Klischee und wird dadurch insgesamt zu einem eher schwachen Beitrag.
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag10.03.2016 22:46

von firstoffertio
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Ein interessanter Text, der mulmig macht. Hast du das erlebt?

Leider fielen meine Punkte auf andere Texte.

Die letzten beiden Zeilen scheinen mir zu viel.
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drusilla
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 41
Beiträge: 224
Wohnort: Schweiz
Ei 7


Beitrag11.03.2016 12:25

von drusilla
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Au Mann, ich konnte den Text fast nicht lesen! Offensichtlich hast du es damit wirklich geschafft, die richtigen Gefühle in meinem kleinen Mutterherz anzusprechen, andererseits möchte ich den Text aber wirklich kein zweites Mal lesen, er ist mir zu krass.
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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 42
Beiträge: 1424
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag11.03.2016 15:25

von Heidi
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Ich bin wohl zu empfindlich für deine Geschichte Embarassed Ist gut geschrieben, aber die Grausamkeit kommt mir zu direkt. Ich kann das wirklich kaum ertragen. Zwar habe ich es noch nie versucht, aber ich glaube schon, dass es möglich ist, etwas Grausames in schöne Worte zu verpacken (sprich: ohne rohe Gewalt und Begriffen wie Angstkot) - ähnlich wie im südkoreanischen Film "Seom - Die Insel". Eine grausame Geschichte, die in wunderschönen Bildern erzählt wird. Der Schrecken zeigt oft viel nachhaltigere Wirkung, wenn er einen nicht überfällt. Andererseits halte ich das auch für Geschmackssache.

Ich habe die Texte, unabhängig von den ersten zehn, grob unterteilt.
Dein Text hat es leider nicht unter die ersten zwanzig geschafft.
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rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag12.03.2016 14:27

von rieka
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Den Ablauf des psychologischen Experimentes hast du sorgfältig herausgearbeitet, die kalte Grausamkeit wird aufgezeigt.
Der emotionale Zwiespalt, das Wissen-wollen gegenüber dem Mitgefühl, der im Forscher stattgefunden haben könnte, ist nur schwach angedeutet, man muss es sich denken. Was vielleicht bei einer so kurzen Textvorgabe nicht verwunderlich ist.
Für mich leidet dein Text allerdings an einem Denk-, Wissens- oder Logikfehler:
Dem wichtigen, von dir herausgestellten Zusammenhang kann ich nicht folgen, deinem hergestellten Zusammenhang zur Liebe.
M.E. hat das verzweifelt Klammern des zerbrechlichen Geschöpfs mit Liebe nichts zu tun. Es ist reine Abhängigkeit, Existenz- und Vernichtungsangst. Ein Überlebenskampf. Liebe könnte entstehen, wenn diese ‚Mutter‘ das Sicherheitsbedürfnis und das Bedürfnis nach Vertrautheit des Äffchens befriedigen würde. Dann könnte die Liebesfähigkeit des Äffchens sich entfalten.
Im Text stecken interessante Aussagen, die es lohnt, nochmal konkreter herauszuarbeiten.
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Aneurysm
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 462



Beitrag12.03.2016 14:43

von Aneurysm
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Wer ist Harlow, wer Mabel? Sollte man die kennen? Der Schreibstil gefällt mir, erzeugt Bilder im Kopf. Interessantes Thema, nur das Ende lässt mich ratlos zurück.
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Amaryllis
Geschlecht:weiblichForenschmetterling

Alter: 38
Beiträge: 1380

Das goldene Stundenglas Das Silberne Pfand


Beitrag12.03.2016 20:02

von Amaryllis
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Liebe/r Inko,

prinzipiell finde ich deinen Text gelungen - inhaltlich und sprachlich auch gut umgesetzt, also dass du die Schattenseiten der Mutterliebe oder wie diese Instinkte ausgenützt werden können. Für mich haben es aber die letzten zwei Sätze irgendwie ruiniert, weil das zu wenig an Rahmenhandlung ist um mich zu ködern, aber zu viel, um mich von der Kernaussage des vorangegangenen Textes abzulenken. Mir hätte der Text wesentlich besser gefallen, hättest du mit "Die unendliche Macht der Mutter" abgeschlossen.

Daher reichts leider bei mir nicht für die Punkteränge.

Liebe Grüße,
Ama


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Aber ich bin der Fakir.
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crim
Geschlecht:männlichsex, crim & rock'n'roll


Beiträge: 1578
Wohnort: München
Die lange Johanne in Gold Lezepo 2015
Pokapro und Lezepo 2014 Pokapro VII & Lezepo V



Beitrag13.03.2016 12:35

von crim
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Harry Harlow beobachtet also eines seiner Experimente und denkt an seine Mutter Mabel. Das erfährt der Leser erst im letzten Absatz, als Zugabe sozusagen. Vielleicht wäre es schöner gewesen, das schon früher in dieses Schreckensbild des Testaffen und der grauenhaften Ersatzmutterpuppe einzubinden. Dieses Bild nimmt mich schon sehr mit, es ist eindringlich vermittelt. Leider ist mir der Schlussabsatz ein bisschen übererklärend, und der Schlussatz zu pathetisch. Aber insgesamt würde ich diesen Text immer noch überzeugend gestaltet nennen. Deshalb bekommt er einen Punkt und hat sich gegen ein paar andere Texte, die nun leider keinen mehr bekommen durchgesetzt, weil das Bild sich stark in meinem Gedächtnis verankert hat.
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Ithanea
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Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag13.03.2016 13:01

von Ithanea
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Nachtseite.
Die Nachtseite der Liebe? Das man alles über sich ergehen lässt, leidet? Vieles in Kauf nimmt? Was hat die Abhängigkeit eines Forschungsaffen mit Liebe zu tun? Der kriecht doch nicht zum Billardkopf zurück, weil er so voller Liebe ist, sondern weil er abhängig ist und Schutz sucht?
Oder bin ich jetzt falsch unterwegs? Ich komm leider nicht so ganz dahinter.


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Verschrieben. Verzettelt.
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Nemo
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Postkartenprosa II


Beitrag13.03.2016 18:48

von Nemo
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Lieber Autor, liebe Autorin,

es gibt einige Punkte, die mich bei dem Text etwas stören: Du setzt die Semikolons nicht richtig ein, es gibt auch viele Halbsätze. Auch befremdet mich etwas das Ungleichgewicht zwischen der Schilderung der Beobachtung des Affenkäfigs und der sehr dürftigen Behandlung des Beobachters. Auch muss man wohl fragen, ob es hier um Liebe geht (Gedanken an Mabel?) und beim Affenbaby doch eher um Abhängigkeit? "Harlow wird kalt" finde ich einen sehr schönen, mehrdeutigen Satz, vor allem angesichts der Beobachtungen des Affenkäfigs. Emotional kalt werden? Vor Schaurigkeit kalt werden? Gut, dass das offenbleibt, wenn der Text ansonsten schon eine recht zielgerichtete Wertung unter seine Beschreibungen legt. Trotz allem bleibt der letzte Satz wahr und landet einen schweren Treffer. Das ist ein sehr kluges Ende, das für mich die obenstehenden Kritikpunkte abschüttelt.

Beste Grüße
Nemo


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Jenni
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Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag14.03.2016 21:13

von Jenni
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Ein unmenschlicher Tierversuch zur unerwiderten Liebe? Oder einfach nur eine zufällige und auf die eigene Gemütslage hin interpretierte Beobachtung im Zoo. Die Szene mag eine passende Metapher auf Menschen sein, die Liebe mit Besessenheit verwechseln. Die Nachtseite der Liebe, insofern sehe ich das Thema durchaus umgesetzt. Vermute fast, dass du aber auf etwas anderes hinauswolltest, Mabel Harlows Mutter ist? Die Liebe eines Kindes zu seiner Mutter halte ich durch diese Affensequenz für unrealistisch dargestellt.
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Abari
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Beiträge: 1838
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Der bronzene Durchblick


Beitrag15.03.2016 17:32

von Abari
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Eine drastische Geschichte, die mich befremdlich berührt. Schön, wie Du die Situation ins Wort nimmst. Gern gelesen.
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Lilly_Winter
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 43
Beiträge: 250
Wohnort: Dortmund


Beitrag16.03.2016 22:55

von Lilly_Winter
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Lieber Inko,

ein Text, der mich hat googeln lassen, und tatsächlich wurde ich bei dem Suchbegriff "Harlow" fündig.
Eine interessante Umsetzung des Themas, aber ich frage mich, ob es nicht auch ein anderes Thema hätte sein können.
Den letzten Satz braucht der Text für mich nicht.

lg Lilly
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Bananenfischin
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Moderatorin

Beiträge: 5338
Wohnort: NRW
Goldene Feder Prosa Pokapro IV & Lezepo II
Silberne Harfe



Beitrag17.03.2016 10:46

von Bananenfischin
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Ich habe dieses fiese Drahtgestell noch aus dem Unterricht im Kopf. Aber die dem Experiment innewohnende menschliche Grausamkeit wie auch das bittere Wissen darum, dass misshandelte Kinder sich genauso verhalten, haben mich hier wieder frösteln lassen. Die Erwähnung der Namen hat mich ratlos hinterlassen und auch irritiert; wenn es sich um eine Anspielung handelt, habe ich sie leider nicht verstanden. Ein Punkt von mir.

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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag17.03.2016 19:24

von Constantine
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Bonjour!

Eine Attrappe mit Stacheln, eisigem Wasser und einem Luftbläser dient in einem Labor als Versuchsvorrichtung für ein Affenbaby, um die Stärke/Kraft der Liebe zu untersuchen. Der Experimentator vergleicht sein Experiment mit seinem eigenen Privatleben und scheint seine Mabel nicht so sehr zu lieben wie das Affenbaby die Mutter-Attrappe.

Die Idee finde ich interessant, dennoch fand ich, kaust du mir zu viel vor, so dass ich als Leser wenig gefordert worden bin, mir selbst einiges zu erschließen.
Sorry: zéro points.

Merci beaucoup.

Constantine
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Gefühlsgier
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Beiträge: 421



Beitrag18.03.2016 13:24

von Gefühlsgier
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Liebe/r Unbekannte/r,

das ist in der Tat eine Sache, über die ich jetzt wohl ausschweifender nachdenken muss.

Er hat mich tief berührt und mir fällt es gerade schwer, dafür Worte zu fassen. Ich habe es schon einmal früher versucht, aber da fiel mir auch nichts besseres ein.

Auf jeden Fall ist er bei meinen Favoriten!


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Many bastards succeed
But I, I've learned nothing
I can't even elegantly bleed
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nebenfluss
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Beitrag18.03.2016 19:26

von nebenfluss
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Harry Harlow und seine Affen. "Unendliche Macht" als Schattenseite der Mutterliebe. Durchaus passabel geschrieben, hat mich als Umsetzung des Themas aber nicht ganz überzeugt. Für Punkte hat es knapp nicht gereicht.

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Akiragirl
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Beitrag18.03.2016 21:13

von Akiragirl
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Nur ein kurzer Kommentar, eventuell gehe ich morgen noch ausführlicher auf eure Meinungen ein:

Es war sicherlich ein wenig gewagt, und vielleicht hätte der Text in einem Wettbewerb mit nur 20 Texten mehr Leute dazu gebracht, den Namen "Harlow" zumindest einmal zu googeln. So blieb leider sehr viel Ratlosigkeit bei einigen Bewertern zurück. Auch das Thema "Nachtseite" haben einige als nicht erfüllt bemängelt oder gar den ganzen Punkt des Textes nicht erfasst ("Tierschutz"?).

Deshalb, für alle die das im Nachhinein vielleicht interessiert:
Harry Harlow war ein Verhaltensforscher, der mit Rhesusaffen experimentiert hat. Das in der Geschichte geschilderte Experiment hat genau so stattgefunden (man findet sogar Videos, wenn man ein wenig sucht ...).
Viele haben gesagt, man könnte den Instinkt nach Schutz nicht als Liebe bezeichnen. Nun, Harlow hat das getan. Für mich ist Mutterliebe genauso letztlich ein Instinkt wie es die Liebe eines Kindes für seine Mutter ist; eine Liebe, die letztlich natürlich ihren Ursprung in der Abhängigkeit hat, was ja auch geschildert werden sollte.
Einige schrieben, man könnte das nicht mit Menschen vergleichen. Kann man aber sehr wohl, jedenfalls, solange Kinder noch sehr klein sind, aber auch bis zu einem Alter von etwa 6/7 Jahren ist das so, auch bei Menschen, dass Kinder fast immer "treu" sind ihren Eltern gegenüber, alles tun, um von ihnen geliebt zu werden und immer wieder die Nähe suchen, egal wie sehr sie auch misshandelt werden.
Das war es auch, was im Text zum Ausdruck kommen sollte. Dass etwas ansich sehr Schönes (die Liebe eines Kindes zu seiner Mutter) auch etwas sehr Schreckliches sein kann, dann nämlich, wenn die Liebe nicht erwidert wird. Die Nachtseite der Liebe eben.
Und Mabel ist die Mutter von Harlow.

Die anderen Kritikpunkte kann ich nachvollziehen, insbesondere dass das Ende zu abrupt kam und vielleicht etwas zu dick aufgetragen war. Ich wollte sicher gehen, dass man versteht was ich will, was ja offenbar nicht so wirklich funktioniert hat Laughing

Dennoch freue ich mich sehr über einen 10.Platz und bedanke mich sehr herzlich bei allen, die mir Punkte dagelassen haben (@gold! lol2)
Aber natürlich auch bei allen, die sich die Zeit genommen haben, einen Kommentar dazulassen.
Später evtl. mehr ...


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Lorraine
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Beitrag25.03.2016 09:54
Re: Affenliebe
von Lorraine
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Hallo Akiragirl smile

Ich möchte mal den Versuch machen, darzustellen, wie es mir mit dem Text ging, dabei ist es klar, dass ein Kommentar nach zwei oder dreimal Lesen nicht so ausgefallen wäre und dass ich natürlich auch auf das eingehe, was ich glaube von deiner Intention verstanden zu haben, bzw. wie der Text sie für mich transportiert.

Den letzten Abschnitt ausgenommen, stellte sich mir das als eine Beschreibung einer Versuchsanordnung dar und was mich sehr störte, war die nur oberflächliche, szs vorgetäuschte Objektivität, unter der schon eine Interpretation des Geschehens geliefert wurde, zu der es keine Alternative zu geben schien. Dazu kam, dass sich mir in diesen Abschnitten das Thema „Nachtseite“ zwar andeutete, ich aber an dem Punkt, wo es fiktional wird, dem Text schon absprechen wollte, er könne genau das ableiten, was im letzten Abschnitt dann gefolgert wird.

Zurück zum Beginn. Mir fällt „Subjekt“ auf. Und sofort habe ich das Gefühl: da wird etwas durcheinander gebracht, das, was dort als Mutter fungieren soll, ist kein Subjekt, es täuscht vor, eins zu sein, nimmt die Stelle eines Subjekts ein, das „Reaktionen“ zeigt, die Simulation sind: Ablehnung, Abstoßen, Interaktion.

Ich habe dem Beobachter in diesem Moment nicht mehr abgenommen, dass er mehr sein könnte als ein Zuschauer, gar nicht mehr damit spekuliert, er könne für diese Versuchsanordnung verantwortlich sein und damit habe ich seine Gedanken, oder das, was von ihnen angedeutet wird, im letzten Abschnitt, als vom Geschehen abgeleitete, weitergehende interpretiert, und da, schien mir, sprach nicht die Figur „Harlow“, sondern der Autor und ich solle doch diesen Abgrund im Herzen der Liebe bitte als Teil dessen begreifen, was Liebe sei: das aber ist er nicht und das steht auch nicht dort geschrieben.

Am Ende des ersten Abschnitts:
Zitat:
Das ist die Mutter. Das ist alles, was das Baby hat.
Liebe.

Liebe, die nicht erwidert wird.


Das, was hier als Feststellung steht, ist ein Widerspruch, den weder der Autor, noch die Figur, noch der Text auflösen. Ich sollte, so war mein Lesen, eine falsche Schlussfolgerung als gegeben hinnehmen. Ich lasse mich zeitweilig mitnehmen, von einem Text, sobald ich aber das Gefühl habe, ich solle manipuliert werden, da wehrt sich etwas.
Und, wie ich schon andeutete, las ich hier Gedanken einer Figur, die zweckentfremdet wurden, um mir etwas als allgemeingültig zu verkaufen, eine Sicht der Dinge, die ich nicht teile.

Wenn also etwas im Text eine Nachtseite sein könnte, dann wäre das für mich nicht die der Liebe, sondern läge im Charakter der Figur, die Schlüsse zieht aus dem, was sie offensichtlich unter Beweis stellen wollte, ich müsste also unterstellen, dass der Versuch so gestaltet war, dass zum gewünschten (oder befürchteten) Ergebnis  gelangt wird. Der Text versucht dasselbe, sage ich mir dann, und wenn „Harlow“ dann an Mabel denkt, kann ich beim besten Willen nicht erkennen, dass von seiner Mutter die Rede ist, auch wenn alles Vorige im Text ja darauf hinweisen soll. Vielleicht zeigt dir, warum ich nicht nach einem Namen gegoogelt habe, wenn du weißt, dass ich Harlow nicht als Wissenschaftler, sondern als Zuschauer, Student beispielsweise, gesehen habe und die Verwendung eines weiblichen Vornamens für mich diese Interpretation noch unterstützt hat. Ich konnte nicht davon ausgehen, dass Harlows Mutter gemeint ist.
Ich hätte diese Möglichkeit auch wieder verworfen, denn es liegt in der Natur der Sache, dass sich ein erwachsener Mann nicht darauf verlassen kann, über das eigene Erleben im Kleinkindalter ausreichende Informationen zu besitzen, vieles muss da nachträgliche Interpretation sein, und auch das drückt sich im Text aus, ist etwas, womit ich sehr vorsichtig umgehe.
Und vielleicht, vielleicht ist es ja das: dem Text angemerkt zu haben, dass nicht genügend Reflexion aufgebracht wurde, bevor er verfasst und mir vorgesetzt wurde. Empathie ist nicht zu spüren, vielmehr wird eine Inszenierung beschrieben, danach bezieht die Figur das Gesehene auf das eigene Erleben, und ich als Leser sollte damit „einverstanden“ sein:

Zitat:
Mein Gott, Liebe muss stark sein. Diese vollständige Abhängigkeit, die Sucht der Babys nach Nähe und Wärme, wie oft sie auch verweigert wird. So tief im Säugetiergehirn eingebrannt. Die unendliche Macht der Mutter.


Ich bekomme da so eine Art Definition von Liebe serviert, die in Richtung Sucht, Abhängigkeit geht, verknüpft mit einer zweifelhaften Logik, was die Macht der Mutter im Reich der Säugetiere angeht.

Der Schlusssatz setzt tatsächlich noch einen drauf, obwohl die dunkle Seite der Macht wirklich schon zur Genüge in den Text geflochten wurde. Spätestens hier werfe ich nochmals einen kritischen Blick darauf, wie der Text auf der sprachlich-stilistischen Seite funktioniert, und so betrachtet, konnte er bei mir nicht punkten. Dafür sei ein letztes Beispiel angeführt:
Zitat:
Nichts als ein frotteebespanntes Drahtgestell, flauschig ausgestopft; von innen erwärmt. Am Kopfende ist eine Billardkugel befestigt; darauf: ein stark stilisiertes Gesicht; Fahrradreflektoren als Augen.

Ich hatte ein vages Erinnerungsbild an so einen Versuch, aber ich dachte sofort, das kann ja nicht sein, eine Billardkugel als Kopf, wo sollte da Platz für das Beschriebene? Ich habe das nicht nachgeprüft und ja, vielleicht hast du recht, es waren so viele Texte, dass für den einzelnen sehr viel weniger Zeit war zu punkten, in einer spontanen Weise. Das hat aber dennoch funktioniert, teilweise, auch hier und man sieht schon, wie sehr es auf die Art ankommt, wie einem Text begegnet wird und bei welchen man schnell die Lust verliert, sich mehr als nur kurz gedanklich mit ihnen zu beschäftigen. Ich glaube mich zu erinnern, dass es dir bei meinen Texten mehr als einmal so ging, dass eine Konstellation von Charakteren oder ein als schon tausendmal gelesen empfundener Inhalt dich von eingehender Beschäftigung abgehalten hat.

Deine Art, die Texte in diesem Wettbewerb zu kommentieren, die Punktevergabe zu illustrieren, hat mir sehr gefallen und du hast immer begründet, was dir gefiel, was für dich den Ausschlag für die Bewertungen gab, ich fand das Klasse.

Viele Grüße von hier, seit langem mal wieder,

Lorraine
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Akiragirl
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Alter: 33
Beiträge: 3632
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Beitrag25.03.2016 22:13
Re: Affenliebe
von Akiragirl
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Liebe Lorraine,

ich freue mich, dass du dir die Zeit genommen hast, dich noch einmal so ausführlich mit meinem Text zu befassen. Ich habe deine Ausführungen interessiert gelesen, aber leider immer noch nicht so ganz verstanden, was genau dich gestört hat. Ich umkreise es mal ...

Lorraine hat Folgendes geschrieben:

Am Ende des ersten Abschnitts:
Zitat:
Das ist die Mutter. Das ist alles, was das Baby hat.
Liebe.

Liebe, die nicht erwidert wird.


Das, was hier als Feststellung steht, ist ein Widerspruch, den weder der Autor, noch die Figur, noch der Text auflösen. Ich sollte, so war mein Lesen, eine falsche Schlussfolgerung als gegeben hinnehmen. Ich lasse mich zeitweilig mitnehmen, von einem Text, sobald ich aber das Gefühl habe, ich solle manipuliert werden, da wehrt sich etwas.

Du schreibst mir zwar, da sei ein Widerspruch und eine falsche Schlussfolgerung, aber du führst nicht aus wieso und worin für dich da der Widerspruch besteht. Dadurch fällt es mir schwer, deinen Gedanken hier zu folgen.
Ich nehme an, im Kern geht es darum:

Lorraine hat Folgendes geschrieben:

Ich bekomme da so eine Art Definition von Liebe serviert, die in Richtung Sucht, Abhängigkeit geht, verknüpft mit einer zweifelhaften Logik, was die Macht der Mutter im Reich der Säugetiere angeht.

Nun, das Problem lässt sich wohl im Wesentlichen darauf reduzieren, dass verschiedene Menschen den Begriff "Liebe" sehr unterschiedlich verstehen. Dass zwar alle dasselbe Wort benutzen, aber doch ganz andere Vorstellungen damit verbinden. Das haben ja wie gesagt einige Kommentatoren an dem Text bemängelt, immer wieder wurde darauf hingewiesen, dass man ja wohl nicht von Liebe sprechen könne, wo es doch im Grunde um Abhängigkeit, um Nähe und Schutz gehe.
Ich habe mich eine Weile intensiver mit Harlow beschäftigt. Für Harlow war klar, dass er mit seinen Experimenten die Liebe untersucht; er benutzte genau dieses Wort.
Er sprach z.B. einmal auf einer Konferenz über das Thema, über seine Versuche und die Liebe und ein Wissenschaftler unterbrach ihn und fragte: "Sie meinen sicher Nähe, oder?", aber Harlow blieb dabei, dass er wenn er Liebe sagte auch Liebe meinte. Eine seiner berühmtesten Reden, die er im Zuge der Auswertung seiner zahlreichen Experimente an Affen hielt, trug den Titel "Die Natur der Liebe" (the nature of love).
Ich habe versucht, hier im Text Harlows Interpretation seiner Versuche einzufangen. Da ist es für mich nur folgerichtig, auch die von ihm verwendete Terminologie zu nutzen. Ob dem jetzt jeder Leser zustimmen würde ist ja wieder eine ganz andere Frage. Als Leser kann man natürlich genauso sagen: Alles Quatsch was der Harlow da gefolgert hat. Dann ist das so.

Nun fandest du ja auch Harlow im Text als Wissenschaftler nicht gut charakterisiert. Ich weiß halt nicht was du über ihn weißt. Alles was ich gelesen habe deutet darauf hin, dass er jemand war, der gern aneckte, der große Worte benutzte, auch oft etwas pathetisch war. Der eben gerade eine Menge hineininterpretiert und geschlussfolgert hat in und aus seinen Forschungen. Das habe ich hier einzufangen versucht.

Ich finde es trotzdem toll, dass du mir deine Sichtweise und wie der Text auf dich gewirkt hat, nochmal im Detail erklärt hast.
Es ist ja schon schön, wenn solche Texte am Ende des Wettbewerbs nicht einfach in der Versenkung verschwinden.

Und dir nochmal Gratulation zu einem extrem gelungenen Beitrag und einem hochverdienten 2. Platz smile

Liebe Grüße
Anne


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