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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 02/2016
Selina und ich

 
 
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Amaryllis
Geschlecht:weiblichForenschmetterling

Alter: 38
Beiträge: 1380

Das goldene Stundenglas Das Silberne Pfand


Beitrag13.03.2016 16:24

von Amaryllis
Antworten mit Zitat

Liebe/r Inko,

puh, harter Tobak. Aber das Thema wahnsinnig gut umgesetzt, Gänsehautgefühl. Mein persönlicher Gewinner mit 12 Punkten!

Liebe Grüße,
Ama


_________________
Mein Leben ist ein Scherbenhaufen...
Aber ich bin der Fakir.
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Tjana
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 63
Beiträge: 1786
Wohnort: Inne Peerle


Beitrag13.03.2016 19:11

von Tjana
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Dass man eine gespaltene Persönlichkeit  so darstellen kann, beeindruckt mich sehr.
So fürsorglich, gar nicht „krankhaft“ und nachts mit einer ganz eigenen Freiheit versehen.
Allein die Idee verdiente Punkte, die Sprache auch.
Wenn ich doch nur mehr Punkte hätte


_________________
Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein)
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag14.03.2016 21:20

von Jenni
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Die Ich-Erzählerin ist Selina und ist es dann nicht, wenn es zu schwierig ist, Selina zu sein. Dann distanziert sie sich von Selinas Gefühlen, beobachtet sie von außen und sorgt dafür, dass Selina funktioniert. Entweder eine dissoziierte Persönlichkeit oder eine (erzählerisch) personifizierte Seite (Tagseite? Nachtseite?) von Selina. Nur wie das mit dem Anstarren in beiden Fällen gehen sollte, kann ich mir nicht so ganz erklären.
Dieser. Satz. wo. die. Stadt. schrumpft. Willst du das besonders betonen (warum?) oder soll es abgehackt wirken - wo dieses zum Himmel Fliegen doch etwas dynamisches ist, etwas fließendes?
Sicherlich ist Selina etwas furchtbares passiert, darüber erfahre ich nichts, oder jedenfalls konnte ich keinen Hinweis entdecken. Die Eltern z.B. wirken doch zugewandt und aufmerksam. Aber das würde zu weit führen in einem so kurzen Text. Und darin liegt vielleicht das Problem dieses Textes.
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nothingisreal
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4002
Wohnort: unter einer Brücke


Beitrag15.03.2016 15:46

von nothingisreal
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Hallo Inka/o,

ich komme nicht ganz hinter dem Text (ich musste ihn zwei Mal lesen), dennoch gefällt er mir. Ist „ich“ ein Geist? Mit dem Erzählstil komme ich nicht klar, aber das ist Geschmackssache.
Über die Punktevergabe denke ich später nach.

LG NIR

Dieser Kommentar spiegelt meine persönliche Meinung wider und ist aus zeitlichen Gründen kurz und direkt gehalten - wie auch alle anderen Kommentare. Er ist auf jeden Fall nicht böse gemeint.


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"Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham
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Lapidar
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 61
Beiträge: 2701
Wohnort: in der Diaspora


Beitrag15.03.2016 23:52

von Lapidar
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Nun... ich interpretiere es als Kindesmisshandlung.

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"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym.
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Bananenfischin
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant

Moderatorin

Beiträge: 5339
Wohnort: NRW
Goldene Feder Prosa Pokapro IV & Lezepo II
Silberne Harfe



Beitrag17.03.2016 22:08

von Bananenfischin
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Zuerst habe ich gedacht, es handle sich hier tatsächlich um zwei Kinder, von denen eines nachts missbraucht wird und das andere sich dann wegdenkt, aber beim zweiten Lesen sah ich die Hinweise auf die dissoziative Störung eines einzelnen Kindes. Gut und einfühlsam geschrieben: 5 Punkte.

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Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

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Ithanea
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Alter: 34
Beiträge: 1062

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Beitrag17.03.2016 22:59

von Ithanea
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Dissoziation?
Ich denke ja, da kommt wer rein, ins Zimmer (Papa?), aber eindeutig wirds nicht. Find ich gut, diesen Text, insbesondere den abgehackten Nachtfluchtteil richtig stark. Ein bisschen zu viel fehlt an diesem Text, was wahrscheinlich der Wortbegrenzung zum Opfer gefallen ist, ein bisschen zu sehr bleibe ich im Unklaren.


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Verschrieben. Verzettelt.
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crim
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Die lange Johanne in Gold Lezepo 2015
Pokapro und Lezepo 2014 Pokapro VII & Lezepo V



Beitrag18.03.2016 07:34

von crim
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Schwer zu durchschauen, was hier passiert. Die Erzählstimme scheint ein Teil von Selina zu sein, irgendwer kommt nachts und macht Selina Angst, und der erzählende Teil von ihr fliegt aus dem Fenster in den Himmel, und kehrt erst zurück, als es (was auch immer es ist, ich vermute Schreckliches) vorbei ist. Und dann weiß ich gar nicht mehr genau, ob ich wissen möchte, was passiert ist, als ein Teil von Selina abwesend war. So oder so, kein Text für mich.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag18.03.2016 10:36

von Constantine
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Lorraine
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 648
Wohnort: France
Das goldene Stundenglas Ei 10
Lezepo 2017 Pokapro 2016


Beitrag18.03.2016 16:39

von Lorraine
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Hallo

Hier lese ich den Versuch, in einem sehr kurzen Text die Ursache(n) des Enstehens einer dissoziativen Identitätsstörung zu zeigen, ich bin mir sehr unsicher, ob es möglich ist, das zu erkennen, wenn man nicht ein Minimum an Vorwissen besitzt.
Sicher bin ich mir auch keineswegs, ob ich es nicht zweifelhaft finde, sich der bereits abgespaltenen Persönlichkeit, eines zweiten Ichs von Selina zu bedienen, um in einem Text Inzest/sexuellen Missbrauch eines Kindes anzudeuten, dies also nicht beim Namen nennen zu müssen, denn: dieses zweite Ich weiss ja nicht, was da passiert, es dient Selina ja dazu, es nicht wissen zu müssen. Das darzustellen, gelingt aber im ersten Abschnitt nicht, würde ich sagen, "Ich" ist ausserhalb Selinas, macht den Eindruck, als wisse es, "wozu" es da ist, kurz: Ohne deine guten Absichten beim Verfassen des Textes infrage stellen zu wollen - ich halte das Ergebnis für nicht gelungen.

Grüsse,

Lorraine
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nebenfluss
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Beiträge: 5994
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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Beitrag18.03.2016 18:39

von nebenfluss
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Wenn ich das richtig verstanden habe, sind Selina und Ich-Erzähler(in) die gleiche Person. Ich bin mir nicht sicher, was passiert. Ein Alptraum, oder geht um Missbrauch und dessen Verdrängung, einer Spaltungsabwehr o. ä.? Vielleicht muss man das aber gar nicht wissen.

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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag28.03.2016 13:21

von Constantine
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Ihr Lieben,
endlich komme ich dazu, mich der vielen Kommentaren ausführlicher anzunehmen und zu antworten.
Ich sortierte die Kommentare ein wenig, um mir ein genaueres Bild über das Verständnis des Textes zu machen.

Erstaunlich. Viele Leser konnten mit den beschriebenen Vorgängen etwas anfangen und haben das Thema erkannt. Insgesamt 32 Kommentatoren, davon 18 x in der Top Ten gelandet. Toll!



Von 32 Kommentatoren haben 18 erfasst (und manche sogar exakt benannt), was passiert:

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Heftig!
Du beschreibst sehr "schön" das zum-Zuschauer-werden einer beginnenden Persönlichkeitsspaltung bei Missbrauchopfern. Das Flüchten aus dem eigenen Körper, alles sehr eindrucksvoll. Geht richtig unter die Haut und macht erstmal sprachlos.
8 Punkte von mir!

Hallo V.B.K.!
Danke für die Bestätigung und fürs tolle Lob, dass der Text funktioniert und es mir gelungen ist in einer Kürzestgeschichte diesen Horror zu transportieren.

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Eine wirklich heftige Kurzgeschichte über Missbrauch in der Familie, der vom Vater an einem Kind vollzogen und von der Mutter verdrängt / ausgeblendet / nicht realisiert wird. Gezeigt werden hier vor allem die Folgen für das Kind: eine dissoziative Persönlichkeitsspaltung.

Hallo Literättin.
Ich freue mich, dass es mir gelungen ist, den Inhalt für dich erfassbar zu machen und auch die dahinter steckenden Mechanismen dir nicht fremd waren.

Zu deinen weiteren Anmerkungen:
Literättin hat Folgendes geschrieben:
Ein wenig zwiegespalten bin ich bezogen auf die Umsetzung des Themas in einem Kürzestgeschichtenwettbewerb. Lässt sich ein solches Thema im Hinblick auf die Umsetzung des Wettbewerbsthemas bewerten?

Es mag sich hier um eine rhetorische Frage handeln, vielleicht auch deinen Gedankenprozess aufzeigen, gegen eine Bewertung des Textes im Hinblick auf die Umsetzung des Themas spricht nichts.

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Nicht zu leugnen, dass hier eine der dunkelsten Arten der "Nachtseite" beleuchtet wird. Aber wie kann ich sagen, ob das gelungen ist, oder nicht?

Hier scheinst du deine Frage von oben selbst zu beantworten, dass der Text das Thema umgesetzt hat.
Auf deine zweite Frage gehst du im Anschluss ein und du zeigst mir, wo mein Text für dich funktioniert hat und wo nicht.

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Während die Dissoziation am Küchentisch einem beim Lesen wirklich die Haare zu Berge stehen lässt: es ist ein grausames Bild mit diesen "beiden" kleinen Kindern, von denen "das eine" noch vom "anderen" gefüttert wird, während der Vater die saublöde Frage nach einem "schlimmen Tag" vor absolut fürchterlichem und verschwiegenen Hintergrund der "schlimmen Nächte" stellt, steht dann auf der anderen Seite die weitere textliche Gestaltung - die aneinandergereihten Satzfragmente und die durch Punkt getrennten ein-Wort-Sätze. Beide wirken eher ... ich suche nach passenden Worten ... wie der reine Versuch einer Textgestaltung eines Effektes wegen, der sich allerdings vom vermittelten Inhalt getrennt hat.

Die durch Punkt getrennten Ein-Wort-Sätze. Sie haben dir leider nicht das vermittelt, was ich damit im Sinn hatte. Auch Jenni ging in ihrem Kommentar darauf ein und ich möchte dich auf meine Antwort zu ihrem Kommentar verweisen, wo ich auf diese „textliche Gestaltung“ eingehe.

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Im Beginn der "Geschichte" werde ich als Leser geradezu unfreiwillig "in die familiäre Situation hineingezogen" - die Erkenntnis über das, was sich dort vollzieht geschieht mittendrin, während ich es lese (es ist insofern literarisch gelungen umgesetzt). Ich sitze da plötzlich wie ein stummer Zeuge mit am Küchentisch - und werde dann zum Zuschauer im Kinderzimmer.

Beides will ich nicht wirklich sein: Zeuge und Zuschauer und doch bin ich als Leser sehr nah dabei, ob ich will oder nicht. Eine "minimale Zumutung" um etwas rüber zu bringen, das so schwer rüberzubringen und die unvergleichlich viel schwerwiegendere Zumutung ist?

Das war meine Herausforderung an mich. Mein Thema sprang mich an und verlangte nach einer Konzeption, die der Wortlimitierung gerecht werden würde. Sicherlich ein sehr komplexes Thema und mein Versuch, es innerhalb der Wortlimitierung zu transportieren. Ich war mir über nichts sicher, nicht die Wirkung auf andere Leser, nicht darüber, ob erkennbar ist, worum es im Text geht, wusste aber, und das triffst du genau in deinem Kommentar, dass der Leser sowohl Zeuge als auch Zuschauer sein wird, ob das der Leser möchte oder nicht. Du bist als Leserin sehr nah dabei und auch das ist ein großes Lob für mich. Ich habe mein schwer rüber zubringendes Thema transportiert bekommen, verstehe aber deine Bedenken, ob eine Kürzestgeschichte geeignet ist, dieses Thema zu behandeln und rüberzubringen.

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Die "Gedanken" des dissoziierenden Kindes, die dann folgen erreichen mich dann jedoch nicht: hier erscheint mir vielleicht die Textgestaltung zu vordergründig und vor allem die ein-Wort-Sätze zu ... fast zu "hip", zu "werbetextig" ... irgendetwas in dieser Art.

Schade, dass dich die Textgestaltung der Ein-Wort-Sätze nicht erreicht hat, um dir die zweite Persönlichkeit näher zu bringen.

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Das Thema an sich ist ein herausforderndes. Bei dieser Umsetzung bin ich mir nicht wirklich sicher, ob ich Punkte vergeben kann. Es wird sich im weiteren Verlauf herausstellen.

Ich habe es nicht in deine Top Ten geschafft, deine Kritikpunkte kann ich nachvollziehen, dennoch empfinde ich deine Anmerkungen als großes Lob und danke dir sehr dafür.


anuphti hat Folgendes geschrieben:
Sehr beklemmende Beschreibung einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung aufgrund von Kindesmissbrauch. Gänsehaut beim Lesen. Die dunkelste Seite einer Familie.
4. Platz
7 Punkte

Hallo anuphti!
Du hast das Thema exakt erfasst und der Text hat dich erreicht.. Danke für deine Bestätigung und die großartige Platzierung in deiner Top Ten.


KeTam hat Folgendes geschrieben:
In diesem Text hast du mehr weggelassen, als gezeigt und damit dem Grauen einen großen Platz zwischen den Zeilen eingeräumt, den dieses Grauen braucht. Ich finde das sehr gut umgesetzt.

Hallo Ketam!
Mit dem Weglassen habe ich die Gefahr gesehen und bin ein Risiko eingegangen, dass der Text für viele Leser eventuell unverständlich geraten könnte. Umso überraschender dann nach Wettbewerbende und der Aufdeckung mein Lesen der Kommentare und dass erstaunlich viele Leser erkannten, worüber mein Text handelt.
Danke für dein Lob und den tollen Platz in deiner Top Ten.

 
Oktoberkatze hat Folgendes geschrieben:
Bei dem Thema sind ja viele bittere Texte dabei, aber deiner hat mich derart aufgewühlt. Super geschrieben!

Hallo Oktoberkatze!
Mein Text hat dich erreicht und das freut mich ungemein. Danke für dein Lob und den großartigen Platz in deiner Top Ten.

Einar Inperson hat Folgendes geschrieben:
Ja, was ist das denn?
Inzest oder ein Brand, oder Inzest und ein Brand, oder Geschwisterliebe, oder Fürsorge, oder eine Persönlichkeitsstörung, durch Inzest ausgelöst, oder eine nächtliche Flucht vor dem Grauen zu den Sternen, bis alles vorbei ist.
Ja, eine erschütternde Geschichte. Ja, Nachtseiten in ihrer grausamsten Form.
Mehr gibt es nicht zu sagen.
10 Punkte

Hallo Einar!
Der Vorhang ist gelüftet, die Verfasser zu den jeweiligen Beiträgen sind bekannt und hinter diesem hier stehe ich.
Kein Brand oder nicht wirklich Geschwisterliebe, oder ich sehe, du hast meinen Text erfasst, oder ich freue mich, dass er dich erreicht hat.
Danke für deine Bestätigung, dein Lob und den großartigen Platz in deiner Top Ten.
Irgendwann, Einar, irgendwann …


shatgloom hat Folgendes geschrieben:
Ich denke, hier erlebt ein Kind Schreckliches. Um dem zu entgehen, verlässt seine "Seele"? zeitweise den Körper. Die Persönlichkeit spaltet sich auf.
Was in diesem kurzen Text vermittelt wird, ist bewundernswert. Auf jeden Fall einer meiner Favoriten.

Hallo shatgloom!
Du hast erfasst, was ich in der Kürze versucht habe, zu erzählen und bestätigst damit, dass der Text trotz seiner Limitierung funktioniert. Danke für dein Lob und die unglaubliche Platzierung in deiner Top Ten.

Piratin hat Folgendes geschrieben:
harter Stoff, der mich zwar nicht kalt lässt, aber auch nicht so ganz packt. Ich denke es hätte mehr Worte gebraucht, um mir das "ich" näher zubringen.
Leider keine Punkte,
viele Grüße
Piratin

Hallo Piratin!
Ich freue mich, dass du die Geschichte erfasst hast und danke dir für diese Bestätigung.
Die Wortlimitierung ist sicherlich ein Aspekt, der einen qualitativen Einfluss auf die textliche Ausarbeitung eines Themas hat und auch auf das Erreichen der Leser. Dich konnte ich leider nicht zur Gänze erreichen.


tronde hat Folgendes geschrieben:
Beklemmender Text. Diese Andeutungen sind klasse. Und dann die Dissoziation, gut beschrieben. Oben dabei.Grüße

Hallo tronde!
Danke für deine Bestätigung – der Text funktioniert für dich, du hast die Dissoziation erkannt und die Geschichte schafft es, dich zu erreichen.
Danke für dein tolles Lob und den grandiosen Platz in deiner Top Ten.


hypnobader hat Folgendes geschrieben:
Ein sehr schwieriges Thema gut umgesetzt. MPS und Dissoziation werden ungekünstelt und nachfühlbar beschrieben. Mutig und gut.
Punkte im oberen Bereich.

Hallo hypnobader!
Ich war mir überhaupt nicht sicher, ob mein Text funktioniert und ich das schwierige Thema vermittelt bekomme. Du schreibst „mutig“. Ich zweifelte, ob es eine gute Idee ist, ob ich in all der Kürze die nötige Sensibilität, den nötigen Abstand aufbringe und meinem Thema überhaupt gerecht werden kann. Bei all den Beiträgen, die ich zu DSFo-Wettbewerben eingereicht habe, war ich mir hier am unsichersten über die Leser-Resonanz. Die vielen Kommentare bestätigen, dass es mir zum Großteil gelungen ist, das schwierige Thema umzusetzen. Du hast das Thema genau erkannt.
Danke für deine Bestätigung, dein tolles Lob und den unglaublichen Platz in deiner Top Ten.

rieka hat Folgendes geschrieben:
Ein heftiges Stück. Der Versuch, das Ausgeliefertsein eines Kindes darzustellen, das aus-sich-heraustreten aufzuzeigen. Ich finde, du hast es ganz gut geschafft, dies umzusetzen. Dein Schreibstil ist lebendig und klar. Du schreibst spannend und es gelingt dir weitgehend, dich in das Kind zu begeben.

Hallo rieka!
Ich freue mich, dass du den Inhalt nachvollziehen konntest und mein Text dich erreicht hat. Danke für die Bestätigung, dein Lob der textlichen und stilistischen Umsetzung und den tollen Platz in deiner Top Ten.

Zu deinen Fragen:
[quote=“rieka“]An einigen Stellen bin ich ins Stolpern gekommen:
>> Keine Sorge, niemand wird UNS entdecken.<<
Meinst du UNS oder DICH, Selina, den von Seli verselbständigten Teil.[/quote]
Uns. Beide sind Überlebende und es ist wie eine Art Verschwörung oder wie ein geheimer Bund, den die beiden Persönlichkeiten haben. Beide Persönlichkeiten teilen sich einen Körper und beide möchten nicht entdeckt werden, nicht als Individuen von der Außenwelt wahrgenommen werden, denn das würde beide zerstören. Beide sind Selina und für die Außenwelt gibt es nur eine Selina. Dieses Geheimnis gilt es zu bewahren.

[quote=“rieka“]>>»Schlaf gut, Liebes.« Mama löscht das Licht und schließt die Tür.<<
Ist hier die echte Mutter gemeint oder die die Kontrolle und Sorge übernehmende Seli.[/quote]
Die echte Mutter. Die direkte Rede und die Handlung der Mutter sind in der gleichen Zeile, wodurch ich mir erhoffte, dass die Zuordnung klar sei, wer spricht.


Mermaid hat Folgendes geschrieben:
Erst beim zweiten Lesen wurde mir klar, dass die Erzählerin und Selina dieselbe Person sind, dass beide im Körper eines kleinen Mädchens wohnen, das zwischen Vernunft und Angst hin- und hergerissen wird. Mit einer so begrenzten Wörterzahl einen solchen Konflikt so darzustellen – Respekt! Und dann ist es doch die Vernünftige, die zu den Sternen fliegt …
Stoff zum Nachdenken. Von mir gibt es 10 Punkte.

Hallo mermaid!
Es mag sein, dass du nicht alles zur Gänze erfasst hast, aber Selina hat dich mit ihren beiden Persönlichkeiten und ihrer „Überlebensstrategie“ erreicht.
Ja, die Wortbegrenzung war sehr tricky und das Thema, welches mich ansprang, als Text für den Wettbewerb formuliert zu werden, hielt sich sehr hartnäckig an mir fest. Danke fürs „Respekt!“. In Realität war ich sehr unsicher, ob mein Text in dieser Form funktioniert, ob Leser verstehen würden, was vorgeht, ob meine Herangehensweise der Komplexität und Sensibilität des Themas gerecht wird, und ob ich den Schrecken/das Grauen an den Leser transportiert bekomme.
Du nennst die zweite Persönlichkeit die „Vernünftige“. Sie ist für die Überlebensstrategie auch die Unwissende, was den erlebten Schrecken der ersten Persönlichkeit angeht, davon weiß sie nichts und wird von der ersten Persönlichkeit bei „Gefahr“ aus dem Körper „verbannt“ und hilft in schweren Situationen aus, Selina für die Außenwelt am Funktionieren zu halten.
Vielen Dank für deine Bestätigung, dein Lob und den 2. Platz in deiner Top Ten.


Babella hat Folgendes geschrieben:
Überleben, indem ein zweites Ich für einen sorgt. Sehr bewegend.

Hallo Babella!
Ich freue mich, dass du die Überlebensstrategie von Selina und mMn die Geschichte erfasst hast. Inwiefern mein Text funktioniert und beim Leser eine Reaktion auslöst, war ich mir sehr unsicher. Danke für dein „sehr bewegend“, deine Bestätigung, dein Lob und dass ich es in deine Top Ten geschafft habe.


Amaryllis hat Folgendes geschrieben:
puh, harter Tobak. Aber das Thema wahnsinnig gut umgesetzt, Gänsehautgefühl. Mein persönlicher Gewinner mit 12 Punkten!
Liebe Grüße,
Ama

Hallo Ama!
Ich bin begeistert, dass dich mein Text erreichen konnte und du erfassen konntest, wovon die Geschichte handelt. Danke für die Bestätigung und dein tolles Lob („Gänsehautgefühl“ und dein „Thema wahnsinnig gut umgesetzt“). Puh, dein persönlicher Gewinner mit 12 Punkten!
Unfassbar. Danke!


Tjana hat Folgendes geschrieben:
Dass man eine gespaltene Persönlichkeit  so darstellen kann, beeindruckt mich sehr. So fürsorglich, gar nicht „krankhaft“ und nachts mit einer ganz eigenen Freiheit versehen. Allein die Idee verdiente Punkte, die Sprache auch.
Wenn ich doch nur mehr Punkte hätte

Hallo Tjana!
Danke für die Bestätigung, dass mein Text sein Thema und seine Geschichte an dich vermitteln konnte. Ich freue mich, dass dir meine beschriebene Überlebensstrategie von Selina von der Idee her und der Sprache gefallen hat. Und dann haben wir das Dilemma: viele tolle Texte und nur eine begrenzte Anzahl an zu vergebenden Punkten. Für deine Top Ten hat es nicht gereicht, aber das ist zweitrangig. Mit deinem Lob hast du mich reich „bepunktet“. Danke!



Bananenfischin hat Folgendes geschrieben:
Zuerst habe ich gedacht, es handle sich hier tatsächlich um zwei Kinder, von denen eines nachts missbraucht wird und das andere sich dann wegdenkt, aber beim zweiten Lesen sah ich die Hinweise auf die dissoziative Störung eines einzelnen Kindes. Gut und einfühlsam geschrieben: 5 Punkte.

Hallo Bananenfischin!
Ich freue mich, dass dir meine Geschichte beim zweiten Lesen die nötigen Hinweise zum Verständnis liefern konnte und du den Text richtig erfasst hast. Ich war mir nicht sicher, ob ich meinem gewählten Thema mit der Wortbegrenzung gerecht werden konnte. Danke fürs „gut und einfühlsam geschrieben“, deine Bestätigung, dein Lob und den tollen Platz in deiner Top Ten!


Lapidar hat Folgendes geschrieben:
Nun... ich interpretiere es als Kindesmisshandlung.

Hallo Lapidar!
Dein Kurzkommentar spricht einen wichtigen Teilaspekt an der Geschichte an und es freut mich sehr, dass du dies erkennen konntest. Allein schon für diese Bestätigung: Danke! Ob du die Geschichte in ihrer Gesamtheit erfassen konntest, weiß ich nicht.



Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Hier lese ich den Versuch, in einem sehr kurzen Text die Ursache(n) des Enstehens einer dissoziativen Identitätsstörung zu zeigen, ich bin mir sehr unsicher, ob es möglich ist, das zu erkennen, wenn man nicht ein Minimum an Vorwissen besitzt.

Hallo Lorraine!
Danke für die Bestätigung, dass das Thema und auch die Geschichte meines Textes erkennbar sind. Deine Bedenken, was ein gefordertes Maß an Vorwissen des Lesers zum Verständnis des Textes angeht, waren auch meine und ich habe eher negative Resonanz und viel Unverständnis in den Kommentaren erwartet. Überraschenderweise haben sehr viele Leser meinen Text erfassen können und mir dadurch bestätigt, dass meine Herangehensweise funktioniert hat.

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Sicher bin ich mir auch keineswegs, ob ich es nicht zweifelhaft finde, sich der bereits abgespaltenen Persönlichkeit, eines zweiten Ichs von Selina zu bedienen, um in einem Text Inzest/sexuellen Missbrauch eines Kindes anzudeuten, dies also nicht beim Namen nennen zu müssen, denn: dieses zweite Ich weiss ja nicht, was da passiert, es dient Selina ja dazu, es nicht wissen zu müssen. Das darzustellen, gelingt aber im ersten Abschnitt nicht, würde ich sagen, "Ich" ist ausserhalb Selinas, macht den Eindruck, als wisse es, "wozu" es da ist, kurz: Ohne deine guten Absichten beim Verfassen des Textes infrage stellen zu wollen - ich halte das Ergebnis für nicht gelungen.

Das zweite Ich von Selina weiß nichts vom Missbrauch, richtig, aber es weiß, dass es den gemeinsamen Körper in gewissen Situationen beschützen und am Funktionieren gegenüber der Außenwelt halten soll. Was du mMn nur siehst, ist dass das zweite ich eine Art Diener-Funktion, eine Art Bedienung für das erste Ich hat. In Wirklichkeit „dienen“ beide Persönlichkeiten der jeweils anderen. Während das zweite Ich mehr oder weniger tagsüber „dient“, „dient“ das erste Ich nachts. Beide Persönlichkeiten schützen einander, bilden eine Art Symbiose, sind getrennt als auch vereint.
Danke für deine ausführliche Einschätzung und Bewertung meines Textes. Du konntest das Thema erfassen, aber mein Text hat dich leider nicht überzeugt.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag28.03.2016 16:16

von Constantine
Antworten mit Zitat

Bei einigen bin ich mir nicht sicher, wie viel sie nachvollziehen konnten, aber den ein oder anderen hat mein Text erreicht und mich mit einer Platzierung in ihrer Top Ten belohnt:

HerbertH hat Folgendes geschrieben:
neutraler kommentar, um werten zu können

Hallo HerbertH!
Danke fürs Lesen und Bewerten. Wie viel du von meiner Geschichte erfassen konntest, weiß ich leider nicht, aber dadurch dass ich in deiner Top Ten gelandet bin, muss dich mein Text erreicht haben. Das freut mich sehr. Danke!

Ithanea hat Folgendes geschrieben:
Dissoziation?
Ich denke ja, da kommt wer rein, ins Zimmer (Papa?), aber eindeutig wirds nicht. Find ich gut, diesen Text, insbesondere den abgehackten Nachtfluchtteil richtig stark. Ein bisschen zu viel fehlt an diesem Text, was wahrscheinlich der Wortbegrenzung zum Opfer gefallen ist, ein bisschen zu sehr bleibe ich im Unklaren.

Hallo Ithanea!
Du warst dir nicht sicher, was passiert. Dir fehlte einiges, vieles bleibt im Unklaren.
Das Unklare liegt daran, dass die zweite Persönlichkeit selbst nichts vom Missbrauch weiß, da sie von der ersten Persönlichkeit „rechtzeitig“ aus dem gemeinsamen Körper „vertrieben“ wird. Ich war mir wirklich nicht sicher, ob der Leser dennoch nachvollziehen kann, wovon der Text handelt. Dir hat meine Herangehensweise zu viele Fragezeichen gelassen, wodurch ich dich leider verloren habe, auch wenn du mit deinen Gedankengängen richtig gelegen hast.
Danke fürs Lob, dass dir der Text gefallen hat und du mir trotz des Unklaren mit deinen fragenden Gedanken gezeigt hast, dass einiges, was ich selbst als Problematisch ansah, zumindest für dich erahnbar ist.

Kopfkino hat Folgendes geschrieben:
Dieser Text. Er erzeugt ein beklemmendes Gefühl.

Hallo Kopfkino!
Wie viel des Beschriebenen in meinem Text für dich ersichtlich war, weiß ich leider nicht. Der Text erzeugte in dir eine Beklemmung und es freut mich sehr, dich erreicht zu haben. Mit deiner großartigen Platzierung in deiner Top Ten zeigst du mir, dass dich mein Text überzeugt hat. Danke fürs Lesen und dein Lob.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Der Schluss deiner Geschichte ist sehr gelungen.
Natürlich braucht ein Schluss auch ein Davor - auch das ist dir gelungen. Aber vor allem das Ende hat mich mitgerissen und berührt.
Ich bin mit deinem Ich-Erzähler hinausgeflogen aus dem Fenster, zu den Sternen.
Du bekommst viele Punkte.

Hallo Heidi!
Die Ich-Erzählerin hat dich erreicht. Du warst ihr sehr nahe und konntest mit ihr mitfühlen. Das freut mich sehr, dass dir mein Text gefallen hat und für dich als gelungen anzusehen ist.
Bei manchen meiner vorigen Wettbewerbsbeiträge wurde ab und an das Ende bemängelt. Dahingehend freut es mich sehr, dass mir hier das Ende gelungen ist.
Danke für deine Bestätigung, dein tolles Lob und den großartigen Platz in deiner Top Ten.

Jack Burns hat Folgendes geschrieben:
7 Punkte

Hallo Jack!
Wir Favoriten unter uns. Smile
Der Text muss dich erreicht und überzeugt haben, sonst hätte ich nicht so viele Punkte von dir bekommen. Wie viel du aus dem Text ziehen konntest, weiß ich leider nicht, aber es muss sehr viel gewesen sein.
Ich danke dir für deine reiche Bepunktung, womit du mir bestätigst, das mein Text für dich auf mehreren Ebenen funktioniert hat.

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Es gab so viele Texte...Dieser bleibt fuer mich ein Spiel, etwas fehlt mir.

Hallo firstoffertio!
Dich konnte ich mit meinem Text leider nicht erreichen. Als ein Spiel habe ich ihn nicht angesehen und konzipiert, sondern ich hatte versucht mein herausforderndes Thema unter den Vorgaben zu verfassen, aus der Sicht der zweiten Persönlichkeit, die über die Vorgänge um die erste Persönlichkeit unwissend ist. Wahrscheinlich fehlt dir deswegen etwas?
Danke fürs Lesen und Kommentieren.

Seraiya hat Folgendes geschrieben:
Ebenfalls ein schöner Text, der es aber leider nicht in meine Top Ten geschafft hat. Gerne gelesen.

Hallo Seraiya!
Wie viel des Beschriebenen in meinem Text für dich ersichtlich war, weiß ich leider nicht. Dennoch freue ich mich, dass dir mein Beitrag gefallen hat. Ja, es waren viele Texte und leider eine begrenzte Anzahl an Punkten zu vergeben. Danke für dein Lob.

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Eine Rätselgeschichte. Es könnte um Kindesmisshandlung gehen. Es gibt aber  auch Stellen, die dagegen sprechen. Dann könnte es alles mögliche andere sein. Ist aber wohl eher unwahrscheinlich.
Mich kriegt der Text jedenfalls nicht, dafür erreicht mich von Selina zu wenig und falls es tatsächlich um Misshandlung geht, kommt der Horror des Ganzen wenig bis gar nicht bei mir an. Keine Punkte.

Hallo hobbes!
Du scheinst vom Verständnis her auf dem richtigen Weg gewesen zu sein, doch manche Stellen haben dich vom Weg gebracht. Vielleicht liegt es daran, dass aus der Sicht der zweiten Selina-Persönlichkeit erzählt wird und diese nichts vom Missbrauch mitbekommt und weiß. Die erste Selina-Persönlichkeit schützt ihr zweites Ego. Aufgrund dieser Unwissenheit habe ich einiges an „Lücken“ gelassen, in der Hoffnung, dass der angedeutete Horror des Ganzen reichlich Freiraum hat und im Kopf des Lesers konkrete Formen annimmt.
Dich habe ich leider nicht erreicht, danke dir für deine aufschlussreichen Gedanken zum Text, dass das Thema für dich zumindest erahnbar gewesen ist.

Jenni hat Folgendes geschrieben:
Die Ich-Erzählerin ist Selina und ist es dann nicht, wenn es zu schwierig ist, Selina zu sein. Dann distanziert sie sich von Selinas Gefühlen, beobachtet sie von außen und sorgt dafür, dass Selina funktioniert. Entweder eine dissoziierte Persönlichkeit oder eine (erzählerisch) personifizierte Seite (Tagseite? Nachtseite?) von Selina. Nur wie das mit dem Anstarren in beiden Fällen gehen sollte, kann ich mir nicht so ganz erklären.

Hallo Jenni!
Eine dissoziierte Persönlichkeit, ja. Beide sind Individuen und ich habe versucht, diese Individualität dadurch hervorzuheben, in dem sich beide auch gegenseitig ansehen können, obwohl sie im gleichen Körper sind. Diese Individualität war in der ersten Version des Textes noch expliziter, so dass die Gefahr für den Leser bestand, nicht zu erkennen, dass es sich um eine Person handelte. Dennoch, beide Persönlichkeiten können sich im Körper, den sie teilen, „sehen“ und wahrnehmen, als wären sie in separaten Körpern.

[quote=“Jenni“]Dieser. Satz. wo. die. Stadt. schrumpft. Willst du das besonders betonen (warum?) oder soll es abgehackt wirken - wo dieses zum Himmel Fliegen doch etwas dynamisches ist, etwas fließendes?[/quote]
Dieser. Satz. Wo. Die Stadt. Schrumpft.
Für mich war das ein Versuch, der losgelösten Persönlichkeit eine andere, intensivere Wahrnehmung zu geben, wenn sie nicht im gleichen Körper ist. Es ist wie ein Aufsaugen der Reize, vielleicht auch eine Reizüberflutung, ein Rausch der Sinne und auch ein Dehnen der Zeit der Dissoziation. Damit kommt für mich auch eine Zeitlosigkeit mit rein.
Dadurch, dass ich den Satz in Einzelwort-Sätze geschrieben habe, nehme ich ihm mMn das (Lese-)Tempo, der Leser bleibt bei jedem Wort stehen (Aufhebung der Zeit), bekommt Einzelreize, die in ihrer Gesamtheit sich summieren (Reize, wie im Rauch der Sinne) und damit erhoffte ich mir auch, die Grenzenlosigkeit und die Freiheit während der Dissoziation zu verstärken.

Jenni hat Folgendes geschrieben:
Sicherlich ist Selina etwas furchtbares passiert, darüber erfahre ich nichts, oder jedenfalls konnte ich keinen Hinweis entdecken. Die Eltern z.B. wirken doch zugewandt und aufmerksam. Aber das würde zu weit führen in einem so kurzen Text. Und darin liegt vielleicht das Problem dieses Textes.

Aufgrund der von mir gewählten Erzählperspektive, dem zweiten Ich, habe ich es mir nicht leicht gemacht, mein Thema und meine Geschichte zu transportieren. Das zweite Ich weiß nichts vom Missbrauch und wird vom ersten Ich beschützt und unwissend gelassen. Die Eltern wirken auf dich wie auf die zweite Persönlichkeit, aufmerksam und ihr zugewandt. Die zweite Persönlichkeit springt beim gemeinsamen Abendessen ein und übernimmt den Körper und die Kontrolle. Ich habe versucht es so zu verbildlichen, als würde die eine die andere füttern und ihr zeigen, wie man kaut.
Insgesamt war mir bewusst, dass ohne einige Vorkenntnisse über Dissoziation und auch in Anbetracht der Wortbegrenzung, die eine weitere Herausforderung war sich dem Thema anzunähern, sicherlich der ein oder andere Leser im Dunkeln tappen würde, was da passiert bzw. was da passiert ist, ohne Erklärungen oder Zaunpfahlwinken meinerseits.
Ich habe im Text vor allem das Verständnisproblem gesehen. Ich musste die Geschichte so schreiben, wie ich sie geschrieben habe und das Risiko mit meinem Text unterzugehen, ohne zumindest ein wenig den „Erklärbären“ rauszulassen, hämmerte und klopfte vehement, aber ich ignorierte meine Bedenken.
Danke für deine ausführlichen Gedanken zum Text.


crim hat Folgendes geschrieben:
Schwer zu durchschauen, was hier passiert. Die Erzählstimme scheint ein Teil von Selina zu sein, irgendwer kommt nachts und macht Selina Angst, und der erzählende Teil von ihr fliegt aus dem Fenster in den Himmel, und kehrt erst zurück, als es (was auch immer es ist, ich vermute Schreckliches) vorbei ist. Und dann weiß ich gar nicht mehr genau, ob ich wissen möchte, was passiert ist, als ein Teil von Selina abwesend war. So oder so, kein Text für mich.

Hallo crim!
Für dich ein schwer zu durchschauender Text und hinter manches Angedeutete möchtest du vielleicht auch nicht blicken, wodurch manche Unklarheit aufgelöst worden wäre. Immerhin, die beiden Selina-Persönlichkeiten  und auch den äußeren Handlungsstrang der Dissoziation der zweiten Persönlichkeit aus dem Kinderzimmer erfasst du. Danke für diese Bestätigung.
Es ist wie es ist, kein Text für dich.
Danke für deine ehrlichen Gedanken zum Text.

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
Wenn ich das richtig verstanden habe, sind Selina und Ich-Erzähler(in) die gleiche Person. Ich bin mir nicht sicher, was passiert. Ein Alptraum, oder geht um Missbrauch und dessen Verdrängung, einer Spaltungsabwehr o. ä.? Vielleicht muss man das aber gar nicht wissen.

Hallo nebenfluss!
Du hast richtig verstanden, dass Selina eine gespaltene Persönlichkeit hat. Erfreulicherweise konnte ich dir zumindest dies transportieren.
Kein Alptraum, sondern die Überlebensstrategie einer dissoziativen Persönlichkeit aufgrund von Missbrauch. Dem Missbrauch warst du auf der Spur, aber ich konnte ihn dir nicht vermitteln, weil die Ich-Erzählerin, die zweite Persönlichkeit, selbst nichts vom Missbrauch mitbekommt. Einige Unklarheiten, einiges war für dich erahnbar.
Danke für die teilweise Bestätigung und deine Gedanken.
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag28.03.2016 16:30

von Constantine
Antworten mit Zitat

Zwei konnten mit dem Text leider nichts anfangen:

nothingisreal hat Folgendes geschrieben:
Hallo Inka/o,

ich komme nicht ganz hinter dem Text (ich musste ihn zwei Mal lesen), dennoch gefällt er mir. Ist „ich“ ein Geist? Mit dem Erzählstil komme ich nicht klar, aber das ist Geschmackssache.
Über die Punktevergabe denke ich später nach.
LG NIR
Dieser Kommentar spiegelt meine persönliche Meinung wider und ist aus zeitlichen Gründen kurz und direkt gehalten - wie auch alle anderen Kommentare. Er ist auf jeden Fall nicht böse gemeint.

Hallo NIR!
Du hast den Text nach zweimaligem Lesen leider nicht erfasst und ich konnte dir dessen Inhalt aufgrund meines missverständlichen Erzählstils nicht klar transportieren. Das tut mir leid.
Die Ich-Erzählerin ist kein Geist, sondern die zweite Persönlichkeit von Selina. Selina erfährt in der Nacht Schreckliches und ich habe versucht ihre Überlebensstrategie zu vermitteln, in dem ein Teil von ihr sich von ihr abspaltet und vom Horror nichts mitbekommt.
Danke, dass dir mein Text gefallen hat und du mir die Problematik meiner Herangehensweise aufgezeigt hast.


Ashcloud hat Folgendes geschrieben:
Mit diesem Text weiß ich absolut nichts anzufangen. Vor allem das Ende hat mich irritiert - von dem habe ich nichts verstanden.
Vielleicht habe ich ein Brett vor dem Kopf und sehe das Offensichtliche nicht, ich weiß es nicht. Umso gespannter bin ich natürlich auf die Auflösung. Von mir gibt es leider keine Punkte.

Hallo Ashcloud,
gräme dich nicht, dass dir mein Text geheimnisvoll geblieben ist. Das ist mein Risiko gewesen, dessen war ich mir bewusst, dass es sicherlich Leser geben wird, die mit dem geschilderten nichts anfangen werden können.
Ich behandle in meiner Geschichte die dissoziative Persönlichkeitsstörung aufgrund von Kindesmissbrauch und erzähle aus der Sicht der zweiten Persönlichkeit, die von diesem Missbrauch nichts weiß und nichts mitbekommt, der ersten Persönlichkeit aber in schwierigen Situationen hilfreich ist und den gemeinsamen Körper für die Außenwelt am Funktionieren hält. Schwieriges Thema und es aus dieser Sicht zu schreiben und zu hoffen, dass der Leser versteht, was vor sich geht.
Danke fürs Lesen und Kommentieren.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag28.03.2016 16:42

von Constantine
Antworten mit Zitat

Soweit ein Versuch, die Kommentare einzuschätzen und zu sortieren.

Extrem gefreut hat mich, dass ein Großteil der kommentierenden Leser den Inhalt und die Vorgänge zuordnen konnte. Ich befürchtete eher, dass es andersherum laufen würde: Ein Großteil an Lesern mit Fragezeichen und vielleicht eine Handvoll Leser, die den Inhalt verstehen würden.

Ich freue mich sehr über meine Platzierung im Wettbewerb. Das kam sehr überraschend.

Mein Dank gilt allen Teilnehmern,
ihr habt es mir mit euren Beiträgen nicht leicht gemacht, aus der Vielzahl an Texten eine Top Ten zu erstellen.

Mein Dank gilt allen Kommentatoren in meinem Faden für ihre Mühen. Einige Kommentatoren habe ich hier leider vermisst.

Mein Dank gilt den Organisatoren,
ihr habt einen schönen Wettbewerb mit einem tollen Thema und herausfordernden Vorgaben auf die Beine gestellt. Im Gegenzug habe ich mich mit meinem Thema herausgefordert, wofür solche Wettbewerbe eine dankbare Fläche bieten.

Es hat Spaß gemacht, es war anstrengend, es war eine Herausforderung in vielerlei Hinsicht.

Danke!

LG,
Constantine
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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1425
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag29.03.2016 21:50

von Heidi
Antworten mit Zitat

Hallo Constantine,

ich habe deine Geschichte anders interpretiert, als von dir beabsichtigt. Zwar habe ich ein minimales Vorwissen über dissoziative Identitätsstörung im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch, wäre aber dennoch nicht darauf gekommen.

Den Anfang und Mittelteil der Geschichte empfand ich dunkel, dann flackerte ein kurzer Lichtblick auf, der gleich wieder mit Dunkelheit überschattet wurde. Warum ich den abfälligen Satz des Vaters nicht richtig interpretiert, und im ersten Satz des letzten Absatzes das entscheidende "in" (Als das Licht verglimmt, tauche ich in die Dunkelheit, zurück in die Stadt, ins Zimmer, in Selina.) überlesen habe, ist mir im Nachhinein ein Rätsel.

Hier nun meine Interpretation:
Für mich waren Selina und der Ich-Erzähler zwei verschiedene Personen. Den Ich-Erzähler habe ich mir als die ältere Schwester von Selina vorgestellt; Selina selbst noch klein, vielleicht drei, vier Jahre alt. In meiner Fantasie waren beide Kinder schwer traumatisiert. Ich habe mir ein Kriegsgebiet vorgestellt. Die Kinder sehen Dinge, die Kinder eigentlich nicht sehen sollten. Die Eltern (selbst traumatisiert) schaffen es nicht ihre Kinder zu unterstützen und ihnen die Ängste ein Stück weit zu nehmen, deshalb beruhigt die Ich-Erzählerin ihre Schwester, versucht sie zu trösten, obwohl sie selbst Trost nötig hätte. Die Last, die ihr auf den Schultern liegt ist schwer.
Nachts schreckt Selina im Schlaf aus einem Albtraum hoch und schreit. Die Ich-Erzählerin wacht ebenfalls auf, kann das Leid ihrer Schwester nicht mehr ertragen, flüchtet sich hinaus zu den Sternen, um ihr Schicksal erträglicher zu machen. Aber die Realität holt sie wieder zurück ins Zimmer.

Nun, meine Fantasie ist gehörig mit mir durchgegangen. Ich frage mich selbst, wie ich auf all das gekommen bin, weil der Name Selina ja nicht gerade zu den aktuellen Kriegsgebieten passt. Vielleicht lag es an dem Satz: Keine Sorge, niemand wird uns entdecken. Der hat mich an die Vergewaltigungen nach dem zweiten Weltkrieg erinnert. Mein Oma etwa, musste sich gemeinsam mit ihrer Schwester im Wald vor den Besatzern verstecken.
Vielleicht hatte ich aber auch vor deiner Geschichte „Der Schlund“ oder „Das Ölbild“ gelesen und war beeinflusst. Ich kann es dir nicht sagen.

Trotzdem habe ich die Beklemmung und die kurzzeitige Flucht in eine andere Welt genauso wahrgenommen, wie von dir beabsichtigt.

Für mich nach wie vor eine der besten Geschichten. Ich finde es gut, wenn eine gewisse Offenheit gegeben ist, die ich selbst weiterführen muss. Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich kurzzeitig etwas völlig anderes aus deinem Werk gemacht habe.

Liebe Grüße
Heidi
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firstoffertio
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Beitrag29.03.2016 22:09

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich las den Text unbedarft und sicher zu schnell.

Habe zwei Geschwister und etwas Fantasie darin gesehen.

Wenn ich erneut lese, fallen mir schon Hinweise auf, nachdem ich die Kommentare und Erklaerungen gelesen habe.
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Kopfkino
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Beitrag30.03.2016 20:07

von Kopfkino
Antworten mit Zitat

Hallo Constantine,

ich denke, nach dem zweiten oder dritten Lesen hatte ich erfasst, worum es geht. Dissoziative Identitätsstörung war als Begriff zwar nicht in meinem Kopf, aber was passiert, das war mir klar.

Durch das eben - nicht  beschreiben der Dinge, die bei Selinas Körper geschehen, wird das Beklemmungsgefühl verstärkt. Ausgelöst wird es durch viele Kleinigkeiten, die beim zweiten Lesen, sobald alles etwas eingeordnet ist, noch stärker wirken, weil klar ist, dass sie sich selbst stützen muss.

Grüßle

Jenny


_________________
Lächeln!
____
...
Stop complainig said the farmer
who told you a calf to be?
...
But whoever treasures freedom
like a swallow has learned to fly.
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(Donna Donna, Zeitlin und Secunda, Übers. Joan Baez)
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Constantine
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Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag01.04.2016 20:04

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo Heidi,

Heidi hat Folgendes geschrieben:
ich habe deine Geschichte anders interpretiert, als von dir beabsichtigt. Zwar habe ich ein minimales Vorwissen über dissoziative Identitätsstörung im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch, wäre aber dennoch nicht darauf gekommen.

Der Text ist recht vage, was die Vorgänge angeht, Andeutungen und Hinweise sind spärlich gesät, können leicht überlesen werden und je nach dem, wie viel Vorwissen der Leser besitzt und was er wie zusammensetzt, kann es zu differentiellen Interpretationen kommen.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Den Anfang und Mittelteil der Geschichte empfand ich dunkel, dann flackerte ein kurzer Lichtblick auf, der gleich wieder mit Dunkelheit überschattet wurde.

Danke.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Warum ich den abfälligen Satz des Vaters nicht richtig interpretiert, und im ersten Satz des letzten Absatzes das entscheidende "in" (Als das Licht verglimmt, tauche ich in die Dunkelheit, zurück in die Stadt, ins Zimmer, in Selina.) überlesen habe, ist mir im Nachhinein ein Rätsel.

Die Tücke der Wortlimitierung. Der Versuch to-the-point zu schreiben. Da kann jedes Wörtchen wichtig sein und den Text je nach Lesart in ein anderes Licht erscheinen lassen.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Hier nun meine Interpretation:
Für mich waren Selina und der Ich-Erzähler zwei verschiedene Personen. Den Ich-Erzähler habe ich mir als die ältere Schwester von Selina vorgestellt; Selina selbst noch klein, vielleicht drei, vier Jahre alt. In meiner Fantasie waren beide Kinder schwer traumatisiert. Ich habe mir ein Kriegsgebiet vorgestellt. Die Kinder sehen Dinge, die Kinder eigentlich nicht sehen sollten. Die Eltern (selbst traumatisiert) schaffen es nicht ihre Kinder zu unterstützen und ihnen die Ängste ein Stück weit zu nehmen, deshalb beruhigt die Ich-Erzählerin ihre Schwester, versucht sie zu trösten, obwohl sie selbst Trost nötig hätte. Die Last, die ihr auf den Schultern liegt ist schwer.
Nachts schreckt Selina im Schlaf aus einem Albtraum hoch und schreit. Die Ich-Erzählerin wacht ebenfalls auf, kann das Leid ihrer Schwester nicht mehr ertragen, flüchtet sich hinaus zu den Sternen, um ihr Schicksal erträglicher zu machen. Aber die Realität holt sie wieder zurück ins Zimmer.

Ich danke dir sehr für deine Interpretation.
Dass es sich um eine Geschichte um traumatisierte Kinder, bzw. eine Familie, in einem Kriegsgebiet handelt, liegt mMn von der Atmosphäre bzw. dem Gefühl, die du dabei gespürt hast, nicht weit von der eigentlichen Intention des Textes. Selina befindet sich in einem Kriegszustand und muss überleben.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Nun, meine Fantasie ist gehörig mit mir durchgegangen. Ich frage mich selbst, wie ich auf all das gekommen bin, weil der Name Selina ja nicht gerade zu den aktuellen Kriegsgebieten passt. Vielleicht lag es an dem Satz: Keine Sorge, niemand wird uns entdecken. Der hat mich an die Vergewaltigungen nach dem zweiten Weltkrieg erinnert. Mein Oma etwa, musste sich gemeinsam mit ihrer Schwester im Wald vor den Besatzern verstecken.
Vielleicht hatte ich aber auch vor deiner Geschichte „Der Schlund“ oder „Das Ölbild“ gelesen und war beeinflusst. Ich kann es dir nicht sagen.

Der Text besitzt einiges an Freiräumen, wodurch ich es manchen Lesern nicht leicht gemacht habe, in die Geschichte zu finden. Die bekannte Sender-Empfänger-Problematik. Meine Aufgabe als sendender Verfasser lag darin, zu versuchen der Erzählperspektive und der Geschichte treu zu bleiben, aber diese Freiräume nicht all zu groß werden zu lassen, damit der empfangende Leser die "Lücken" füllen kann und sich hoffentlich passendes zusammensetzt/zusammenreimt. Im Großen und Ganzen scheint mir dies gelungen zu sein.
Die Gefahr, dass der Leser eines (Kurz-)Textes bei einem Satz falsch abbiegt, ist vorhanden, so kann aus Lesersicht manches überlesen worden sein, ein hilfreiches Vorwissen zum Verständnis kann fehlen, die Konzentration kann geschwächelt haben, Ermüdung, Reizüberflutung, manches kann im Leser zu abschweifenden Assoziationen geführt haben, usw.
Lange Rede, kurzer Sinn: Das Senden und Empfangen kann durch diverse Gründe nicht optimal gewesen sein.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

Trotzdem habe ich die Beklemmung und die kurzzeitige Flucht in eine andere Welt genauso wahrgenommen, wie von dir beabsichtigt.

Danke für deine Bestätigung.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Für mich nach wie vor eine der besten Geschichten. Ich finde es gut, wenn eine gewisse Offenheit gegeben ist, die ich selbst weiterführen muss.

Danke fürs Lob.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich kurzzeitig etwas völlig anderes aus deinem Werk gemacht habe.

Mein Einfluss ist begrenzt und letztenendes zieht der Leser aus einem Text, was ihm passend erscheint. Im anschließend gemeinsamen Dialog können wir einiges klären. Dein Kriegsgebiet-Szenario und meine eigentliche Handlung sind sich handlungstechnisch fern, aber mMn von der Atmosphäre und vom Gefühl her verwandt.

Vielen Dank für deine detaillierte Rückmeldung, Heidi. Ich habe mich über dein erneutes Vorbeischauen sehr gefreut.

LG,
Constantine
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag01.04.2016 21:51

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo firstoffertio,

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Ich las den Text unbedarft und sicher zu schnell.

Unbedarft beim ersten Lesen passt, eventuell auch schnell, um sich einen Überblick über die Wettbewerbstexte zu verschaffen.
 
firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Habe zwei Geschwister und etwas Fantasie darin gesehen.

Ich weiß nicht, wie oft du die Wettbewerbstexte gelesen hast.
Heidi hat auch zwei Schwestern gesehen und meinte in ihrer Rückmeldung, sie habe den "in"-Hinweis im Satz
Zitat:
Als das Licht verglimmt, tauche ich in die Dunkelheit, zurück in die Stadt, ins Zimmer, in Selina.

überlesen, wodurch es mMn u.a. eindeutig wird, dass es sich bei der Erzählerin und Selina um eine Person handelt.
Dazu noch die Schwierigkeit des Themas, welches vage angedeutet wird, in einem kurzen Text, wodurch die "Flucht" der Erzählerin zu den Sternen als ein Fantasie-Element wahrgenommen werden könnte.

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Wenn ich erneut lese, fallen mir schon Hinweise auf, nachdem ich die Kommentare und Erklaerungen gelesen habe.

Das freut mich.

Danke fürs nochmalige Reinschauen und deine Rückmeldung, firstoffertio.

LG,
Constantine
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Constantine
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Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag01.04.2016 23:24

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo Kopfkino,

Kopfkino hat Folgendes geschrieben:
ich denke, nach dem zweiten oder dritten Lesen hatte ich erfasst, worum es geht. Dissoziative Identitätsstörung war als Begriff zwar nicht in meinem Kopf, aber was passiert, das war mir klar.

Die genaue Etikettierung mit Fachbegriffen ist eigentlich nebensächlich, zeigt sie auf kurz-prägnante Art das Fach-Verständnis der Thematik und die Erfassung des Textes durch den Leser.
Ich freue mich, dass für dich der Text dahingehend klar geworden ist. Danke für deine klärende Bestätigung.

Kopfkino hat Folgendes geschrieben:
Durch das eben - nicht  beschreiben der Dinge, die bei Selinas Körper geschehen, wird das Beklemmungsgefühl verstärkt. Ausgelöst wird es durch viele Kleinigkeiten, die beim zweiten Lesen, sobald alles etwas eingeordnet ist, noch stärker wirken, weil klar ist, dass sie sich selbst stützen muss.

Es war eine fraglich_fragile Gratwanderung für mich, wie viel Lücken lassen und ob die vagen Andeutungen und eingestreuten Hinweise ausreichen, damit die Leserschaft nachvollziehen kann, was im Text passiert. Ich denke auch, dass ab dem zweiten Lesen einiges klarer werden sollte, nachdem das erste Lesen eher eine Orientierung war, und ich freue mich, wenn die anfängliche Beklemmung deines ersten Lesens beim zweiten Lesen noch stärker geworden ist.

Danke für dein erneutes Reinschauen und dein Lob, liebe Jenny.

LG,
Constantine
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Minerva
Geschlecht:weiblichNachtfalter


Beiträge: 1150
Wohnort: Sterndal
DSFo-Sponsor


Beitrag06.09.2022 15:09

von Minerva
Antworten mit Zitat

Übel. Gut gemacht für, vor allem für die Kürze - sehr eindringlich. Sehr liebevoll geschildert mit dem Blick auf das Kind.

Schappoo!


_________________
... will alles ganz genau wissen ...
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