Endymion im Traumschlachthof

[V.K.B.]

Endymion im Traumschlachthof

Unhörbares klingelt unsere Welt entzwei. Diffuse Hintergrundfelsen einer imaginären Wiese im Nachtsonnenschein. Eine Decke im Gras, oder ein Handtuch, auf dem wir saßen und quatschten.
„Mein Wecker!“, unterbricht sie, „Es tut mir leid.“
Ihre Form schwindet vor meinen Augen. Und wieder ist alles fort.

Draußen noch Dunkelheit, als auch ich erwache. Baldige Morgendämmerung befiehlt mich ins Büro. Meine Tage sind Papierkram, grau und unbedeutend. Vergeblich umklammere ich nachtseitige Erinnerungen. Der Tag nimmt mir alles. Aktenordner und E-Mails zermalmen Überreste. Ich weiß nicht einmal mehr, wie sie aussieht. Ob sie meine Sprache spricht. Aber wir verstanden uns, wie zwei passende Teile einer kurzen Ewigkeit.

Beim ersten Mal hielt ich sie für einen ungewöhnlichen Traum. Beim dritten Mal zweifelte ich. Heute weiß ich: Sie ist dort draußen, irgendwo. Milliarden von Menschen auf der Welt. Sie ist so allein wie ich. Jeder Versuch sie bei Tage zu finden ist Scheitern. Ich habe kein Aktenzeichen, keine Kontaktdaten und keinen Namen. Nicht einmal mehr ihr Bild vor Augen.
  
Bedeutungsloser Alltag zieht albtraumgleich vorüber. Ich hoffe auf die Dunkelheit. Vielleicht ein weiteres Treffen mit ihr. Wir haben nur die Nacht.

Manchmal, eine Stunde …

[Oktoberkatze]

Gut geschrieben, hat mir gut gefallen.

[Literättin]

Hier googele ich mal gerne nach dem Endymion im Titel, weil mir der zweite Teil desselben: der Traumschlachthof so sehr gefällt, dass ich für mich dieses Geheimnis lüften will, wer denn da sich an einem solch üblen Ort befindet.

Und die Geschichte hält, was der Titel verspricht und sie gefällt mir außerordentlich gut in dieser herzhaften Mischung aus lakonischer Sprache und geradezu poetischem Inhalt, der sich auch in der Brechung von Traumwelt und Wirklichkeit noch einmal potenziert. Ein schöner Text und ganz weit oben in meiner Bewertung.

[HerbertH]

neutraler kommentar, um werten zu können

[nothingisreal]

Hallo Inka/o,

wunderschöne Geschichte, gerne gelesen. Einer meiner Lieblinge. An der Umsetzung hapert es meines Erachtens (kleine Fehlerchen und holprige Sätze z.B.: Jeder Versuch sie bei Tage zu finden ist Scheitern.)
Über die Punktevergabe denke ich später nach.

LG NIR

Dieser Kommentar spiegelt meine persönliche Meinung wider und ist aus zeitlichen Gründen kurz und direkt gehalten - wie auch alle anderen Kommentare. Er ist auf jeden Fall nicht böse gemeint.

[Kopfkino]

Eine interessante Idee. Die wunderbare Traumwelt ermöglicht Kontakt für einsame Träumer. Leider dräut immer der triste Alltag.
Was mich stört, ist die Hoffnungslosigkeit. Klar, am Ende bleibt die kleine Hoffnung, sich wieder im Traum zu sehen, doch sie wirkt klein.
Außerdem frage ich mich bei sowas immer, wieso, auch wenn sie an der Echtheit des Ganzen zweifeln, stellt keiner die Fragen, die eine reale Verbindung ermöglichen würden. Das ist ein menschliches Verhalten, das ich nicht leiden kann.

[hobbes]

Noch so eine Geschichte, die ich beim ersten Lesen als Punktekanditat eingeordnet hatte, beim zweiten Lesen dann schon nicht mehr. Irgendwie ist sie mir zu, künstlich, zu "erhöht".

Mal sehen, was das dritte Lesen ergibt.

[Seraiya]

Hallo Inko,

Gerne gelesen, hat es aber leider nicht in meine Top Ten geschafft.
Ich hätte gerne mehr Punkte zu vergeben.


LG,
Seraiya

[tronde]

Hallo!
Eine schöne Idee, der Tag-Teil gefällt mir sehr gut. Der Einstieg im Traum ist mir zu häh?, vor allem der zweite Satz. Von daher wohl keine Punkte.
Grüße

[Jack Burns]

Das gefällt mir sehr. Leider habe ich nicht genug Punkte übrig und so fällt die Story aus der Wertung.
Schweren Herzens.

[firstoffertio]

Den Anfang finde ich am besten, erster Absatz.

Dann verlauft sich das irgendwie.

[Tjana]

Gern gelesen. Das Dilemma des armen Büromenschen fein gezeichnet. Nachvollziehbar.

[BlueNote]

Die sprachliche Extravaganz dieses Textes wirkt recht bemüht. Manche Formulierungen sind ansprechend, andere übertrieben.

[Heidi]

Ich mag die Melancholie, die in deiner Geschichte mitschwingt. Aber Sätze, wie

[Einar Inperson]

Erinnert an Phantasmagoria von Lewis Carroll.

Ein Nicht wissen. Eine Realität in der Irrealität. Ein Tragen in den Tag, ein dort sich Auflösen und eine Hoffen auf die nächste Nacht. Der Einsamkeit träumend (oder virtuell) dagegen halten. Gemeinsam im Traum, ist nicht einsam.

Gerne gelesen, leider war kein Platz in den Punkten mehr frei.

[rieka]

Oh, eine Traumbeziehung. Die Härte, Nacktheit, Kälte und die Hetze des Alltags finden einen Ausgleich im Schlaf. Hier haben Bedürfnisse noch ihren Platz. Nicht ganz unrealistisch das Ganze, interessant aufgearbeitet.
Aber warum >Schlachthof<? Den Titel finde ich befremdend. Er gefällt mir nicht, wirkt zum sonst für mich stimmigen und einnehmenden Text bemüht. M.M. passt er nicht.
Punkte

[Mermaid]

Der Titel hätte mich davon abhalten können, den Text zu lesen. Traumschlachthof …? Brr. Aber: ihn nicht zu lesen, wäre nicht fair in einem Wettbewerb.

Mir gefällt die Idee, dass der Erzähler eine Nachtgeliebte hat, eine Frau, die nachts für ihn real ist und tagsüber verschwindet - dann, wenn „Träume geschlachtet“ werden ...?

Einiges ist ein bisschen kantig formuliert, malmende Aktenordner und E-Mails zum Beispiel. Andererseits gibt es schöne Wortschöpfungen. Mit dem Nachtsonnenschein hattest Du mich.

1 Punkt.

[Lapidar]

Sehr romantisch..

[Amaryllis]

Liebe/r Inko,

dein Text gefällt mir sehr gut, da ich ihn als sehr rund empfinde, du bist mit der Zeichenzahl gut zurechtgekommen. Auch inhaltlich überzeugt mich dein Text, Themenstellung ist eindeutig umgesetzt.

Nur mit dem Titel bin ich nicht so ganz glücklich. Also einerseits schön, der Verweis auf die griechische Mythologie aber den Traumschlachthof empfinde ich für diese bittersüße Liebesgeschichte nicht als passend.

Alles in allem war dein Text für mich jedenfalls in der engeren Auswahl für die Punkteränge, aber leider hats dann knapp nicht gereicht.

Liebe Grüße,
Ama

[Piratin]

Hallo Inko,

der Prota tut mir leid, er ist auf der Suche und wenigstens hat er seine Hoffnung noch nicht verloren.
Einen Punkt war mir das wert.
Viele Grüße
Piratin

[Jenni]

Das ist keine neue aber eine schöne Vorstellung, diese Begegnung im Traum, die so realistisch ist, dass man ihr eine eigene Realität zuschreiben möchte. Und du hast das souverän erzählt, die begrenzten Möglichkeiten der 200 Worte gut genutzt, ohne dass es zu knapp oder unverständlich wäre. Gerne gelesen. 2 Punkte.

[crim]

Hier leidet die Geschichte meiner Meinung nach unter dem Versuch, ihr eine höhere Sprachebene zu geben. Das geht für mich nach hinten los und wirkt ein wenig aufgesetzt. Keine Punkte.