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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5336 Wohnort: NRW
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06.03.2016 20:00 Enantiodromia von Bananenfischin
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„Die wolln vielleicht irgendwer sein, aber das Volk sind se nich!“ Dazu Hände, gerade noch an die Stirn gepresst, dann mit einer Streckbewegung der Arme gen Zimmerdecke katapultiert: Universalgeste hilflos wütender Verzweiflung. Wir haben gerade das Video gesehen. Den Bus, die Menschen drinnen und die draußen. Wir sind das Volk!
„Die ham doch alle n Schattn!“ Mittlerweile bist du aufgesprungen. Kopflosigkeit führt dich zumfensterzurtürzumfensterzurtür.
So bist du. Ich sitze da und würde dir gern sagen, wie recht du hast; dir von Carl Gustav Jungs Schatten erzählen, von Verdrängung und Fremdenfeindlichkeit als Projektion. Aber dann sehe ich, wie dein Blick schon wieder eine Richtung findet. Du bist niemand, der sich mit Theoretisieren aufhält. Oder mit Hilflosigkeit. So bin ich. Du hast die Hand schon an der Klinke.
„Da muss man doch was machen!“
Dabei machst du längst, aber von nun an wirst du auf keiner Gegendemo fehlen. Zwei Zähne und beinahe ein Auge wirst du verlieren, aber nicht deine Entschlossenheit, und ich werde Angst um dich haben und stolz auf dich sein und an deinem Krankenbett mit einem Mal wissen, warum ausgerechnet wir beide Freunde sind. Und was einer wie ich tun kann.
Ich nehme Stift und Papier und stehe auf.
Weitere Werke von Bananenfischin:
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Oktoberkatze Eselsohr
Alter: 58 Beiträge: 314
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06.03.2016 22:37
von Oktoberkatze
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Gut geschrieben, klare Handlung, macht Mut und gleichzeitig Angst.
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Ithanea Reißwolf
Alter: 34 Beiträge: 1062
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06.03.2016 23:37
von Ithanea
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Mag ich.
Ob das zumfensterzurtürzumfensterzurtür der Wortbegrenzung geschuldet ist? Ich hab nicht nachgezählt, weil ich es dir auch nicht übel nehmen würde. Es passt so gut. Flapsige Art, Macher, statt Schwafler, kurze Sätze, die es treffen - so mag ich diese Postkarte. Habe sogar einen Tipp auf den Absender. Nur die Nachtseite finde ich nicht.
Edit: Aber ja, jetzt kapier ichs. Mist, jetzt muss ich umpunkten.
_________________ Verschrieben. Verzettelt. |
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nothingisreal Bücherwurm
Beiträge: 3994 Wohnort: unter einer Brücke
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07.03.2016 00:03
von nothingisreal
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Hallo Inka/o,
ein schöner, nachdenklicher Text. Gut die Stimmung eingefangen, sprichst für viele.
Über die Punktevergabe denke ich später nach.
LG NIR
Dieser Kommentar spiegelt meine persönliche Meinung wider und ist aus zeitlichen Gründen kurz und direkt gehalten - wie auch alle anderen Kommentare. Er ist auf jeden Fall nicht böse gemeint.
_________________ "Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham |
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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07.03.2016 08:23
von Literättin
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Und hier ist es mir schon des Themas wegen schade, dass ich die Punkte anderswo gelassen habe. Um dies wenigstens etwas argumentativ zu begründen, kann ich hier eigentlich nur anführen, dass mir der oder die Jungianer/in ein bisschen zu viel selbst im Text denkend herum reflektiert. Ansonsten finde ich die zwei schon schön gezeigt, in ihrer unterschiedlichen Art, sich zu dieser aktuellen Angelegenheit zu verhalten und so stand dieser Text auch eine ganze Weile auf meiner die-ersten-zehn-Liste, doch dann kamen ihm einfach andere dazwischen. Also nur ein schlichtes Daumen hoch für die Idee, das Thema, die im Ansatz gar nicht schlechte Umsetzung.
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HerbertH Klammeraffe
Beiträge: 544 Wohnort: terra sol III
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07.03.2016 10:36
von HerbertH
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neutraler kommentar, um werten zu können
_________________ schiefwinklig ist eine kunst
© herberth - all rights reserved |
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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07.03.2016 22:08
von anuphti
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Diesen Text mag ich besonders, weil er Stellung bezieht, und weil er nicht nur die verschiedenen Seiten des Volkes aufzeigt, sondern auch einen Weg, wie man als "Nichtkämpfer" seine Meinung kund tun kann.
Der einzige Text, der die brisante Situation in Deutschland aufgreift (was mich überrascht hat ) und dabei sprachlich authentisch bleibt.
Sehr gerne gelesen!
10 Punkte
Nuff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4298
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07.03.2016 23:59
von hobbes
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zumfensterzurtürzumfensterzurtür
Ich hab jetzt nicht nachgezählt, ob das der Wortbegrenzung geschuldet war, ist ja auch egal, so gut wie das passt.
Ich hoffe, irgendjemand erklärt in den Kommentaren dann noch, was Enantiodromia bedeutet. Das Internet erklärt das auch, aber nur auf englisch und das ist mir zu anstrengend um diese Uhrzeit und wer weiß, ob das innerhalb der Bewertungszeit jemals anders wird. Vielleicht ist das aber auch gar nicht so notwendig, der Text erklärt es ja eigentlich auch, wenn man mal die Verknüpfung zu Carl Gustav bekommen hat.
Ich glaube, ich würde die Geschichte ohne die Zähne und das Auge noch mehr mögen.
So oder so ein Punktekandidat für mich.
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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09.03.2016 14:44
von Piratin
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Hallo Inko,
der Gegenlauf also, und somit im übertragenen Sinne auch Tag und Nacht. Wenn ich nun die "wir sind das Volk"-Brüllenden als Nacht des menschlichen Geistes definiere, ist hier die Aufgabenstellung zwar erreicht, aber langt für mich nicht in die wenigen Punkte, die zur Vergabe bereitstehen.
Viele Grüße
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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crim sex, crim & rock'n'roll
Beiträge: 1578 Wohnort: München
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09.03.2016 16:59
von crim
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Das ist mal eine Umsetzung eines tagesaktuellen Themas bei der ich mitgehen kann. Stilistisch solide, das Du funktioniert hervorragend gut in diesem Zusammenhang. Interessant auch der Wechsel in die Zukunft, obwohl mir das dann zu detailliert ist, und dadurch irgendwie seltsam. Der Ich-Erzähler sagt mir zu genau was mit dem Du passieren wird, aber er/sie kann das an dieser Stelle ja gar nicht wissen? Also eine leichte Irritation hinsichtlich der Erzählzeit, bei der ich jetzt nicht abschließend entscheiden kann, ob gerade diese Irritation an dieser Stelle dem Text noch etwas hinzufügt, oder ob sie ihm etwas von seiner Wirkung nimmt. Die Aussage (mal runtergebrochen: jeder kann sich auf seine Weise dem Fremdenhass entgegenstellen - und sollte das auch tun) finde ich sehr gelungen transportiert. Dafür gibt es von mir 5 Punkte.
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tronde Klammeraffe
T
Beiträge: 522
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T 09.03.2016 22:26
von tronde
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Hallo!
Motivationsgeschichte zum aktuellen Anlass, jeder sollte tun, was er kann, auch wenn es unterschiedlich ist. Mir fehlt das Besondere, sprachlich, emotional. Oder vielleicht durch den nachvollziehbaren Zorn zu zweidimensional.
Grüße
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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09.03.2016 22:31
von firstoffertio
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Ein akrueller Text.
Zudem werde ich von ihm angeregt, herauszufinden, was Enatiodromia ist.
Und lerne es.
Der Schluss zur Geschichte ist gut und verdeutlicht den Titel.
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Seraiya Mondsüchtig
Beiträge: 924
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09.03.2016 22:58
von Seraiya
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Hallo Inko,
Der Text hat mich leider nicht angesprochen und nicht in meine Top Ten geschafft.
LG,
Seraiya
_________________ "Some people leave footprints on our hearts. Others make us want to leave footprints on their faces." |
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drusilla Eselsohr
Alter: 41 Beiträge: 224 Wohnort: Schweiz
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10.03.2016 09:21
von drusilla
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Vermutlich mache ich mich nun unbeliebt, aber die Geschichte ist gut gemeint, trieft aber nur so vor Pathos. Ich finde den ganzen aufflackernden Extremismus auch scheisse, wünsche mir aber ein differenziertes Bild. Zum Beispiel dass die Gegendemos oft auch gewalttätig sind und die Polizei angegriffen wird, die nur für Ordnung sorgen sollte... Hier werden die Verletzungen des Freundes aber geradezu heldenhaft hochstilisiert. Gerade bei Extremismus und Polarisierung wäre es doch angebracht, durch Differenzierung ein Zeichen zu setzen und nicht in dieselbe betriebsblinde "Falle" zu tappen wie der "Gegner". Meine Sache ist es somit leider nicht.
lg, drusilla
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Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1443
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10.03.2016 15:54
von Jack Burns
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Da hier nur zwei moralisch hochwertige Individuen handeln, entgeht mir leider der Bezug zur Nachtseite. Auch den Titel finde ich im Text nicht wieder. Kurz gesagt bezeichnet er eine Gegensätzlichkeit, die als Grundlage allen Seins gilt. Das wird für mich nicht sehr deutlich
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
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Tjana Reißwolf
Alter: 63 Beiträge: 1786 Wohnort: Inne Peerle
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11.03.2016 00:13
von Tjana
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Eine gut geschrieben Geschichte, die zu berühren vermag.
Der Satz gefällt mir besonders:
Zitat: | Zwei Zähne und beinahe ein Auge wirst du verlieren, aber nicht deine Entschlossenheit, und ich werde Angst um dich haben und stolz auf dich sein und an deinem Krankenbett mit einem Mal wissen, warum ausgerechnet wir beide Freunde sind. |
Leider finde ich keinen, bzw. nur einen herbei gezwungenen Bezug zum Thema
_________________ Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein) |
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Heidi Reißwolf
Beiträge: 1425 Wohnort: Hamburg
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11.03.2016 12:29
von Heidi
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Der Anfang deiner Geschichte liest sich vielversprechend. Besonders gut gefallen mir die Dialoge.
Die Sache mit der Verdrängungstheorie gefällt mir aber nicht zu hundert Prozent, da ich mich (in einer Geschichte) erst gar nicht in das Gehirn eines Rassisten hineindenken möchte, um die Hintergründe seines Denkens und Handelns herauszufinden. Das liegt vermutlich daran, weil ich schon viele Gespräche hatte, die in diese Richtung gingen. Darüber lässt sich lange diskutieren, in einem literarischen Text ist mir das aber zu wenig.
Ich glaube, die Geschichte (das Thema ist absolut spannend und zeitgemäß, um nicht zu sagen notwendig) würde sehr viel eindringlicher wirken, wenn die Sache mit den Projektionen wegfallen, und mehr die Ängste des Ich-Erzählers in den Vordergrund treten würden (indem sie gezeigt werden). Denn Angst macht das alles und diese Angst darf (und soll) gezeigt werden.
Da ich nur für zehn Texte Punkte vergeben kann, geht deiner leer aus. Ich habe die Texte, die keine Punkte von mir bekommen, grob unterteilt. Deiner ist unter den ersten zwanzig.
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Einar Inperson Reißwolf
Beiträge: 1675 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
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12.03.2016 12:37
von Einar Inperson
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Einer, der weniger mit Sprache, als mit Handeln und einer, der mit Stift und Papier auf die Gegenwart reagiert. Beide sind Freunde. Es gibt keine Wertung. Beide sind Freunde.
Ich glaube deiner Geschichte hätte es gut, in meinem Lesen, getan, etwas niedriger, etwas realer zu sein. Zähne fehlen, Augen fast, Krankenhaus. Vielleicht eine Zukunft, wer weiß.
Aber es hat für mich die zentrale Aussage, das Handeln, wie handeln, etwas in den Hintergrund geschoben.
Leider keine Punkte.
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
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rieka Sucher und Seiteneinsteiger
Beiträge: 816
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12.03.2016 14:37
von rieka
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Lebendig und nachvollziehbar geschrieben.
Was Enantiodromia bedeutet habe ich nirgends finden können.
Der Text hat es bei mir nicht ganz in die ersten Zehn geschafft.
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Mermaid Leseratte
Beiträge: 143
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12.03.2016 17:17
von Mermaid
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Den Bezug zum vorgegebenen Thema kann ich nur mit Mühe finden, ich lasse die Nachtseite trotzdem gelten. Sehr aktueller Bezug. Ein kraftvoller Text, er wirkt für mich vor allem durch das „du“, das angesprochen wird und die Gegensätze zwischen den beiden Freunden deutlich macht.
6 Punkte.
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Lapidar Exposéadler
Alter: 61 Beiträge: 2699 Wohnort: in der Diaspora
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12.03.2016 20:38
von Lapidar
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Schön, zwei Wege, wie man Widerstand leisten kann, zwei unterschiedliche Menschen und doch ein Ziel.
_________________ "Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym. |
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Amaryllis Forenschmetterling
Alter: 38 Beiträge: 1380
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13.03.2016 10:39
von Amaryllis
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Liebe/r Inko,
prinzipiell gefällt mir dein Text gut, weil er ein aktuelles Thema aufgreift und auch die unterschiedlichen Wege, damit umzugehen, schildert. Aber ich bin mir nicht sicher, ob für mich das Thema richtig getroffen ist. Die Organisatoren könnens aber sehen, sonst hätten sie den Text ja nicht freigegeben.
Ich hab dann noch lang überlegt, aber für die Punkteränge hats dann bei mir doch knapp nicht gereicht.
Liebe Grüße,
Ama
_________________ Mein Leben ist ein Scherbenhaufen...
Aber ich bin der Fakir. |
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