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Nemo Klammeraffe
Alter: 38 Beiträge: 963 Wohnort: Dresden
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13.03.2016 17:20
von Nemo
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Lieber Autor, liebe Autorin,
ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich ziemlich dicht an den Orten des Geschehens lebe, die zum Thema Deines Textes gehören, aber ich wusste beim ersten Querlesen, dass dieser Text meine Höchstpunktzahl bekommen wird. Ich finde gut herausgearbeitet, dass man sich engagieren sollte, auch wenn es gefährlich ist und man sich umeinander sorgt, auch wenn es leichter wäre, es zu lassen, und die Aussage, dass jeder sich einbringen kann - je auf seine Weise. Der Text weist einen starken Aktualitätsbezug auf, bringt sich in die Debatte ein, ist dabei aber persönlich und geht empathisch mit der Beziehung zwischen den sehr gut komponierten und gezeichneten Charakteren um. Sehr elegant ist auch die Einheit von Zeit und Ort über den Wechsel ins Futur gelöst. Glückwunsch zu diesem gelungenen Text.
Beste Grüße
Nemo
_________________ Kunst ist Leben. Also lebe! |
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Mic000 Leseratte
M
Beiträge: 166
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M 13.03.2016 18:14
von Mic000
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Hallo.
"zumfensterzurtürzumfensterzurtür" - Was soll das?
Ansonsten ist dein Stil solide. Der Blick in die Zukunft im letzten Abschnitt gefällt mir. Inhaltlich greifst du ein meiner Ansicht nach zwar aktuelles, aber schon übersättigtes Thema auf. Definitiv einer der stärkeren Texte, die ich bisher gelesen habe, aber du hättest den Moment, in dem sich der Protagonist entscheidet, etwas zu tun, vielleicht noch besser herausarbeiten können.
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Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
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14.03.2016 20:43
von Jenni
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Das hat (gesellschaftliche) Aktualität, und das hat auch Bezug, einen sinnigen inneren Textzusammenhang, aufstehen, (diesen Text) schreiben, Stellung beziehen. Was mir aber wirklich gut an dem Text gefällt, das ist die Freundschaft zwischen dem Du und dem Ich, die so verschieden sind im Sein und Handeln, aber so verwandt im Geiste, und die natürliche Akzeptanz zwischen beiden. Das Ende ist ein kleines bisschen pathetisch, so à la Club der toten Dichter - aber das gehört so.
Die 200 Worte hast du prima genutzt zum Erzählen von nicht zuviel und nicht zuwenig. Mag ich. 8 Punkte.
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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15.03.2016 07:47
von BlueNote
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Das aktuelle Zeitgeschehen, die derzeit umfänglichste Krise seit langem, auf einer Postkarte schablonenhaft wiedergegeben. Das musste ja schief gehen! Vor allem der Schluss wirkt hilflos, konstruiert und sprachlich daneben. Er wirkt auf mich fast wie Rhetorik aus der Zeit des 1. Weltkriegs
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Aneurysm Eselsohr
Beiträge: 462
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16.03.2016 20:01
von Aneurysm
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Eine gute Botschaft, der Schreibstil gefällt mir auch. Finde es nur merkwürdig, in der "Du-Perspektive" zu schreiben. Und es sind etwas viele Wörter kursiv.
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Lorraine Klammeraffe
Beiträge: 648 Wohnort: France
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16.03.2016 21:18
von Lorraine
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Hallo
Hm. Intention scheint klar. Titel fragwürdig. Die Haltung des Ich-Erzählers kann man ebenfalls hinterfragen, aber, um es kurz zu machen: Mich würde mehr interessieren, was danach kommt, von diesem Erzähler, wenn es da heisst:
Zitat: | Und was einer wie ich tun kann.
Ich nehme Stift und Papier und stehe auf. |
Das, was ich bis hierher von ihm erzählt bekomme, lässt mich unbehaglich zurück, das liegt nicht am was, sondern am wie. Jedenfalls erlaubt die Kûrze nicht, sich ihn, den Erzähler, mit Theoretisieren aufhalten zu lassen, aber der Versuch, dieses Problem anzudeuten, ist gut gelungen.
Grüsse,
Lorraine
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Lilly_Winter Eselsohr
Alter: 43 Beiträge: 250 Wohnort: Dortmund
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16.03.2016 22:43
von Lilly_Winter
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Lieber Inko,
zwei Menschen so unterschiedlich, wie Tag und Nacht und trotzdem verbindet sie eine Freundschaft.
Zitat: | zumfensterzurtürzumfensterzurtür |
Trotz kleiner Schummelei gefällt mir der Text ^^
lg Lilly
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5335 Wohnort: NRW
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17.03.2016 09:32
von Bananenfischin
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Mein Bild zum Wettbewerb:
Ich wollte gern mal wieder bei einem DSFo-Wettbewerb mitmachen; die fehlende Zeit sollte diesmal kein Argument sein. Und es war schön, sich wieder einmal an einem sehr kurzen Text zu versuchen. Das Thema, bei dem ich gleich an Jung denken musste, vermischte sich auch direkt mit dem sowieso vorhandenen Wunsch, mich schreiberisch zu steigender Fremdenangst und Fremdenhass zu äußern. Das sollte aber auch eine ganz persönliche Auseinandersetzung beinhalten, und so war dieser Text hier der einzige, den ich für diesen Pokapro schreiben konnte.
Mit dem Ergebnis bin ich selbst immer noch weitgehend zufrieden; an einer Stelle hätte ich im Nachhinein gern mehr geschrieben, an anderer würde ich lieber etwas vager bleiben.
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft
I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf) |
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Gießkanne Volle Kanne ungeduldig
Alter: 21 Beiträge: 655 Wohnort: Nicht mehr in deiner Welt
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17.03.2016 14:30
von Gießkanne
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Schön, wie du deine Idee so geschickt mit dem Thema verbindest!
_________________ Die Schlacke einer verbrannten Liebe im Hochofen des Herzens ist ein Nebenprodukt, das man so schnell leider nicht loswird.
Mogmeier |
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holg Exposéadler
Moderator
Beiträge: 2394 Wohnort: knapp rechts von links
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17.03.2016 18:28
von holg
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ob das der Enantiodromie so ganz gerecht wird, würde ich gerne noch ausdiskutieren. Aber erstmal gibt es Punkte!
_________________ Why so testerical? |
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3308
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17.03.2016 19:57
von Constantine
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Bonjour!
Zwei Freunde beim Fernsehen des Vorkommnisses in Clausnitz: Flüchtlinge im Bus, Mob draußen.
Der Freund beschließt aktiv gegen Fremdenfeindlichkeit vorzugehen, der Aktivismus des Erzählers besteht darin, DSFo-passend wie die Teilnehmer der "Grenzenlos"-Anthologie, als Schreiber mit Papier und Stift dagegen vorzugehen.
Insgesamt gut geschrieben, aber die Themenvorgabe "Nachtseite" wurde mMn von anderen Beiträgen passender umgesetzt. Das Thema hier ist eher mögliche Formen des Aktivismus gegen Fremdenfeindlichkeit.
Was ich streichen würde wäre dies:
Zitat: | Zwei Zähne und beinahe ein Auge wirst du verlieren, aber nicht deine Entschlossenheit, und ich werde Angst um dich haben und stolz auf dich sein und an deinem Krankenbett mit einem Mal wissen, warum ausgerechnet wir beide Freunde sind. |
Ich verstehe nicht, was du mir als Leser themenrelevantes damit vermitteln möchtest. Muss der eine Freund erst verprügelt im Krankenzimmer liegen, damit der andere Freund weiß, warum die beiden Freunde sind? Warum das Ausmalen dieses gedanklichen Szenarios des Erzählers? Ist er Hellseher?
Sorry:zéro points.
Merci beaucoup.
Constantine
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5335 Wohnort: NRW
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21.03.2016 15:27
von Bananenfischin
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Danke euch für Kommentare und Punkte, nun möchte ich noch zusammenfassend auf einiges eingehen, das vielen Kommentatoren unklar geblieben ist oder ihnen gefehlt hat:
Der Titel: Um das Wort zu erklären, nehme ich eine Stelle aus Die Psychologie von C. G. Jung von Jolande Jacobi zu Hilfe, die ich paraphrasiere und darüber hinaus (zwangsläufig verkürzt) ergänze: Ursprünglich stammt der Begriff von Heraklit, der die regulierende Funktion der Gegensätze entdeckte; alles wird einmal zu seinem Gegenteil. Das kann man nach Jung auch als ein psychologisches Gesetz betrachten. Unsere Psyche ist demnach in Gegensatzstrukturen angelegt. Sind wir introvertiert, liegt unsere Extraversion im Schatten, und im Zuge einer gelungenen Individuation wäre es unsere Aufgabe, im Laufe unseres Lebens einen Teil davon ins Licht zu holen. Dabei geht es aber nicht um eine Umkehrung ins Gegenteil, sondern um die Anerkennung und Integration der Schattenseite (oder der Nachtseite, bezogen auf das Thema hier) unter Beibehaltung der anderen.
Bezug zum Thema: Tag- und Nachtseite, das ist natürlich auch so ein Gegensatz. Ich musste dabei sofort an Jung denken - und dieser Teil der Vorgabe passte unglaublich gut dazu: Zitat: | Mithilfe der Nachtseite lässt sich Vieles, was auf der Tagseite stattfindet, besser begreifen. Sei es durch Träume, sei es durch das Unbekannte, sei es durch die Nacht selbst | Ich habe das Thema damit also metaphorisch behandelt.
Gegensatzstrukturen ziehen sich auch durch den Text: drinnen - draußen, sitzen - stehen, Introversion - Extraversion, Verstand - Herz, handeln - erstarren, Angst - Mut.
Mehrfach kam auf, dass die Stelle, in der der "Kämpferfreund" im Krankenhaus liegt, als zu viel oder als irritierend empfunden wurde. Ich kann es nachvollziehen, fand der Kürze wegen aber keinen anderen Weg. Ich brauchte diese Stelle, damit dem "Nichtkämpferfreund" klar werden kann, dass sie Freunde sind, weil sie für einander ihre veräußerlichten Schatten sind. In dem Moment, wo der Kämpfer zur Untätigkeit verdammt wird, werden die Rollen getauscht, kann die Nachtseite ans Licht, und der andere merkt, dass er selbst auch "aufstehen" kann - und das, ohne seine introvertierte Natur leugnen zu müssen.
Das "Aufstehen" am Ende ist also auch metaphorisch zu betrachten und schon ein bisschen pathetisch, aber ich brauchte es, um den Tausch und ein weiteres Gegensatzpaar zu vervollständigen.
zumfensterzurtürzumfensterzurtür: Das war tatsächlich beabsichtigtes Stilmittel. Während des Schreibens hatte mein Text mal mehr, mal weniger als 200 Wörter, aber dies hier stammt schon aus einer der ersten Versionen.
Mein Fazit: Ich bin froh, mal wieder mitgemacht zu haben. Danke an die Organisatoren!
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft
I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf) |
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