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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 02/2016
Der Schlund

 
 
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Mic000
Leseratte
M


Beiträge: 166



M
Beitrag12.03.2016 18:23

von Mic000
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Hallo.

Schreibtechnisch ist dein Text durchaus solide, allerdings finde ich, dass du zu viele Aufzählungen verwendest, insbesondere da einige Formulierungen doch etwas abgedroschen wirken ("das Ächzen der Alten, die sich am Geländer entlang tasteten, mit ihren arthritischen Gelenken hinunterquälten").

Inhaltlich läuft alles auf die Pointe am Ende zu, leider war ich von der etwas enttäuscht, da du auf recht dramatische Weise auf einen ordinären Punkt hinsteuerst. Insgesamt aber ein netter Versuch.
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Amaryllis
Geschlecht:weiblichForenschmetterling

Alter: 38
Beiträge: 1380

Das goldene Stundenglas Das Silberne Pfand


Beitrag13.03.2016 10:14

von Amaryllis
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Liebe/r Inko,

dein Text konnte mich leider nicht ganz überzeugen. Die Idee gefällt mir schon sehr gut, da es eine Umsetzung ist, die so nicht noch einmal mit Wettbewerb vorkommt, aber ich hätte mir für diese Art von Geschichte vielleicht einfach mehr Grusel gewünscht, mehr Gänsehaut.

Daher gibts von mir leider keiner Punkte.

Liebe Grüße,
Ama


_________________
Mein Leben ist ein Scherbenhaufen...
Aber ich bin der Fakir.
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag14.03.2016 21:45

von Jenni
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Das Jakobchen hält sich nicht fern von nächtlichen Herumtreibern oder … ja was eigentlich (da auch Kinder dabei sind), Obdachlose, Flüchtlinge, „arme Leute“, Modergeruch und Sirenen: wer oder was ist da unten? Das echte Leben? Nicht nur hält er sich nicht fern, er fühlt sich sogar angezogen davon. Und diese Anziehung, die mit Grusel gepaarte kindliche Neugier, die finde ich sehr gut umgesetzt. Bildlich erzählt. Gefällt mir. 5 Punkte.
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Nemo
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 38
Beiträge: 963
Wohnort: Dresden
Pokapro 2016 Pokapro III & Lezepo I
Postkartenprosa II


Beitrag14.03.2016 23:47

von Nemo
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Lieber Autor, liebe Autorin,

der dunkle Brauereikeller, der noch die Bedrückung verzweifelter Schicksale atmet, wird in deinem Text eindrücklich ausgearbeitet, eine gute Note Mystifizierung umschleiert ihn, wie das bei Kindheitserinnerungen oft der Fall ist. Aber Nacht liegt nicht nur tief im Keller, sondern auch in der Vergangenheit, eine Nacht, über die man nicht spricht, wenn man einmal in ihr wandelte, und in die man besser nicht wieder hinabsteigt. Das Thema ist also metaphorisch gut ausgearbeitet, stark veranschaulicht. Ich hätte mir noch ein wenig gewünscht, dass ich mehr über das Innenleben des Erzählers erfahre, aber ich vergebe sehr gerne Punkte an diesen Text.

Beste Grüße
Nemo


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Kunst ist Leben. Also lebe!
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Rübenach
Geschlecht:männlichExposéadler
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Beiträge: 2832



R
Beitrag15.03.2016 15:22

von Rübenach
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vier Punkte

_________________
"Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams
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Lorraine
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 648
Wohnort: France
Das goldene Stundenglas Ei 10
Lezepo 2017 Pokapro 2016


Beitrag17.03.2016 07:04

von Lorraine
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Hallo

Zitat:
Dort konnte ich sie nicht mehr erkennen, ich war ja noch nicht wirklich dabei.


Ähnlich geht es mir, nach der Lektüre. Ich sammle, während des Lesens, versuche einzuordnen. Schlund: passt nicht auf Schleuse oder Fluchthilfe, eher zu Deportation. Stimmen, Gerüche, kein deutliches Wort in der Erinnerung des kleinen Jungen.
Es sei kein guter Ort, sagt die Mutter.

Jakobs kindliche Sicht wird mit einer erwachsenen Erzählstimme dargestellt. Es gibt am Text nichts auszusetzen, er ist jedoch ein Ausschnitt, eine Rückblende.
Zeigt ganz gut die Schwierigkeit auf, mit so wenig Wörtern so viel sagen zu müssen. Der Schlund, die Nachtseite, die diffuse Angst im Bauch - es ist ja gesagt, was will ich mehr.

Grüsse,
Lorraine
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Constantine
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Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag17.03.2016 20:17

von Constantine
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Bonjour!

Du erzählst sprachlich schön und gut lesbar deine Geschichte. Du hast das Thema kreativ umgesetzt und die geschaffene Atmosphäre nimmt mich gefangen, so dass ich mit dem kleinen Jakob mitfiebern konnte. Prima.

sept points.

Merci beaucoup.

Constantine
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crim
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Die lange Johanne in Gold Lezepo 2015
Pokapro und Lezepo 2014 Pokapro VII & Lezepo V



Beitrag17.03.2016 20:23

von crim
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Ein Kind guckt in einen Schlund (oder aus ihm heraus? wird leider nicht ganz klar), der eigentlich ein Eingang zum Brauereikeller ist. OK. Ich verstehe nicht so recht, was mir der Text außerdem vermitteln will, und ein außerdem wäre wichtig für mich. Ansonsten sehr viel Beschreibung von Geräuschen, Düften, Bildern, wohl für die Athmo, aber es nimmt für meinen Geschmack einen viel zu großen Raum in diesem Text ein. Kann sein, dass ich unter diesem Wust etwas nicht entdecke, das mir den Text öffnen würde. Mehrfach gelesen, noch immer keine Idee, wo Jakobchen noch nicht wirklich dabei war. Sollte die Pointe sein, dass der Kleine noch nicht Saufen darf, schlägt diese fehl. Keine Punkte.
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Ithanea
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Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag17.03.2016 21:58

von Ithanea
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Ein sehr guter Text, der hinter den wenigen Worten noch ordentlich Substanz hat, irgendwie. Könnte vielleicht knapp werden mit Punkten, dann aber rein aus subjektiven (Themen)Vorlieben, die nichts mit der Textqualität zu tun haben.

_________________
Verschrieben. Verzettelt.
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crim
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Die lange Johanne in Gold Lezepo 2015
Pokapro und Lezepo 2014 Pokapro VII & Lezepo V



Beitrag19.03.2016 01:44

von crim
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Interessant, nachdem ich in den Kommentaren einen Schlüssel zum Text bekomme, gibt er ein anderes Bild ab. Diesen Schlüssel habe ich während der Wettbewerbsphase nicht gefunden. Das in meinem Kommentar angesprochene "außerdem" ist vorhanden, hat sich bei mir aber leider nicht entfaltet. Eine Änderung meiner Wertung hätte sich zwar wohl nicht ergeben, da andere geäußerte Kritikpunkte noch Bestand haben, aber der Eindruck ändert sich trotzdem.
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rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag19.03.2016 14:30

von rieka
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So viele Punkte und so viele nachdenkliche Rückmeldungen. Danke euch dafür.
Es wundert mich, dass der Text trotz seiner kargen und für Viele auch unbekannten Informationen so weit vorne gelandet ist. Und es freut mich, wie klar bei Einigen meine Absicht angekommen ist.  
Ein Kritiker gab mir im letzten Wettbewerb den Rat, mit direkten Informationen sparsam zu sein. Dieser Rat gefiel mir und ich probiere nun, was wann wie geht.

Auf die einzelnen Rückmeldungen möchte ich später noch eingehen, auch ein paar Fragen stellen.

Für die, denen sich mein Bild nicht erschließen konnte.
Meine Vorstellung:
Jakob erinnert sich. Es war um 1950, er war sechs oder sieben Jahre alt. (Daher Strumpfleibchen, Fuhrwerk und blaukarierte Schürze.) Jakob lebte in einem Ort, in dem der alte Brauereikeller als Bunker genutzt und später wieder verschlossen wurde. Er war ein waches, sensibles Kind. Er bekam mit, wenn in der Familie Themen halb angesprochen und in einem Erstarren beendet wurden und reimte sich Verhalten der Großen und Wissen mit dem, was er zu sehen bekam, zusammen. Er spürte das Grauen der Kriegserlebnisse in Eltern, Großeltern und Geschwistern.
Er war noch nicht wirklich dabei, vielleicht ist er kurz danach geboren, vielleicht war seine Mutter mit ihm schwanger. Das Empfinden steckte in ihm, das Wissen hörte und reimte er sich zusammen.

Den aktuellen Kriegs- und Nachkriegskindern wird es ähnlich gehen.
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sleepless_lives
Geschlecht:männlichSchall und Wahn

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Beiträge: 6477
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Beitrag19.03.2016 18:50

von sleepless_lives
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rieka hat Folgendes geschrieben:

Meine Vorstellung:
Jakob erinnert sich. Es war um 1950, er war sechs oder sieben Jahre alt. (Daher Strumpfleibchen, Fuhrwerk und blaukarierte Schürze.) Jakob lebte in einem Ort, in dem der alte Brauereikeller als Bunker genutzt und später wieder verschlossen wurde. Er war ein waches, sensibles Kind. Er bekam mit, wenn in der Familie Themen halb angesprochen und in einem Erstarren beendet wurden und reimte sich Verhalten der Großen und Wissen mit dem, was er zu sehen bekam, zusammen. Er spürte das Grauen der Kriegserlebnisse in Eltern, Großeltern und Geschwistern.
Er war noch nicht wirklich dabei, vielleicht ist er kurz danach geboren, vielleicht war seine Mutter mit ihm schwanger. Das Empfinden steckte in ihm, das Wissen hörte und reimte er sich zusammen.

Den aktuellen Kriegs- und Nachkriegskindern wird es ähnlich gehen.

Einer von zwei Texte, bei denen ich wirklich auf eine Erklärung gewartet habe, entweder von den Rezensenten oder von der Autorin. Ich muss aber leider sagen, ich verstehe den Text auch mit der Erklärung nicht. Wann erinnert sich Jakob und inwiefern spielt das eine Rolle? Er reflektiert doch nicht über die Situation in den 50ern. Außerdem wenn er sagt "ich war ja noch nicht wirklich dabei", dann interpretiert man das eher in dem Sinn, dass er in der Zukunft dabei sein wird, sonst würde man doch einfach "nicht geboren" oder "noch zu jung" sagen. Am wichtigsten aber, warum ist der Luftschutzkeller so negativ belegt, als Schlund, in dem Leute verschwinden? Offensichtlich hat er doch seinen Zweck erfüllt, nachdem er immer noch da ist. Es sei denn, es war ähnlich wie im Salzburger Luftschutzstollen, den Thomas Bernhard in seinem Roman "Die Ursache" beschreibt, gebaut für 2.500 Leute, aber beim zweiten Luftangriff auf Salzburg von 10.000 Menschen gestürmt, gewalttätige Szenen schon am Eingang und unzureichende Belüftung im Inneren. Aber nichts in die Richtung ist in der Geschichte angedeutet und somit ist das Bild nicht stimmig. Umgekehrt wird von der "Melodie der Sirene" gesprochen und der Ton der Luftalarmsirene wurde von den Leuten gehasst, viele konnten ihn auch Jahre nach dem Krieg noch nicht ertragen.


_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
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rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag20.03.2016 14:36

von rieka
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Hallo Oktoberkatze  
Es freut mich riesig, dass die Wirkung bei dir angekommen ist.
Ich frage mich trotzdem, welche Inhalte, also Bilder, sich dir gezeigt haben. Ich frage das, weil ich festgestellt habe, dass sehr unterschiedliche Vorstellungen von dem Text entstanden sind. Vereinzelt entsprechen sie gar nicht meiner Absicht, kommen in ihrer Wirkung aber trotzdem an.

 

Hallo v.k.b.  
Ich glaube, v.k.b., so sehr warst du gar nicht auf dem Holzweg. Zweiter Weltkrieg, Nachkriegszeit, stimmte schon.
Im Text steckt aber ein kompliziertes emotionales Konstrukt, von dem ich nicht weiß, ob ich das geschickt genug rübergebracht habe.  Diese Aussage ist möglicherweise zu diffus gewesen. Dazu sind da noch Bilder, die man heute teilweise nicht mehr kennt.  
Am meisten freut mich, dass ich dein Bilderkarussell anwerfen konnte.
Und über die Punkte natürlich.



Hallo NIR  
Vorneweg, als böse empfinde ich an deiner Rückmeldung gar nichts. Egal wie du den Text verstanden hast und es mir sagst. Mit deiner Rückmeldung gibst du mir Orientierung, wie das, was ich transportieren will, bei dir ankommt. Und was nutzt mir meine schönste Absicht, wenn sie  nicht ausreichend verstanden wird.

Mit der Unklarheit über den Standort warst du nicht allein. Mindestens ein Leser war noch ratlos.

Weißt du denn jetzt, was es mit dem Schlund auf sich hat? Ich dachte mir, dass Jüngere mit den einzelnen Bildern, die ich eingebaut habe, nicht unbedingt was anfangen können. Oder weißt du, was ein Strumpfleibchen ist? smile extra

Danke für dein Reinschauen.



Hallo Hobbes.  
An deiner Rückmeldung erkenne ich nicht, ob du die Tragik in der Geschichte nicht magst, ob sich die Tragik aus meinen Formulierungen dir nicht zeigt oder ob dir die ganze Geschichte ein Rätsel bleibt.
Du gibst mir zu denken und dafür Danke



Hallo Litterättin.  
Was will ich mehr! Du hast meinen Versuch verstanden.
Zu deiner Frage:
>>> Ist diese Erinnerung letztlich so drängend, dass der sich erinnernde Protagonist regelrecht hineingesaugt wird, in diese Zeit, sodass er wieder zum "Jakobchen" wird und ein "Leibchen" überm brennenden Bauch trägt?<<<
Ich hatte in den letzten Jahren viel über „Kriegskinder“ gelesen und auch viel mit älteren Menschen zu tun und erlebe, wie so vieles Unerledigtes mit ihrer zunehmenden Schwäche in ihnen aufbricht.
Danke für deine Aufmerksamkeit und deine Punkte.



HerbertH hat Folgendes geschrieben:
neutraler kommentar, um werten zu können

Hallo HerbertH  
Nett, dich hier zu sehen. smile extra



weltensegler hat Folgendes geschrieben:
Beklemmend, schon vom Titel an. War sofort in der Geschichte. Echt gut geschrieben, für mich kein Wort zu viel und keines zu wenig.

Hallo weltensegler  
Da sag ich einfach nur DANKE smile für Aufmerksamkeit und Punkte

 

Danke dir KeTam.  
Für die Punkte.Auf deine subjektive Begründung bin ich höllisch gespannt. love    



  Hallo type  
Kurz und klar. Ich fühle meinen Text von dir verstanden. Und danke für Lob und Punkte.



  Hallo Seraiya  
Danke dir, dass du reingeschaut hast.



Hallo tronde.   
Stimmt, es ist Ersteres, Bombenschutzkeller. Zumindest war dies für dich zu erkennen. Das freut mich, es ist ja nicht unbedingt selbstverständlich.
Danke dir fürs Reinschauen.
Der Text packt dich nicht richtig. Ob die Beschreibungen zu wenig deutlich waren?



Hallo firstoffertio.  
Das ist die Rückmeldung, die mir Mut macht. Du hast auf Anhieb verstanden, wo ich mit dem Text hin will.
Eigentlich hatte ich damit gerechnet, höchstens ins Mittelfeld zu kommen, weil ich fürchtete, mein Textinhalt sei für die meisten Leser zu fremd und außerdem übe ich ja überhaupt noch.
Und jetzt habe ich Punkte auch von dir gekriegt. Danke.



 @ Tjana  
Schön, dass es dir gefällt, Tjana.
Es muss übrigens nicht in der Nacht geschehen sein. Die NACHTSEITE war eigentlich metaphorisch gemeint. Es ging um die dunkle, verborgene, schwer aushaltbare Seite im Inneren.



  Hallo Piratin.  
Ich freu mich, dass du mit dem Text Bilder verbinden konntest.
Wegen der Bewertung der Aufgabenstellung gehen unsere Meinungen auseinander. Für mich ist das Dunkle, schwer Erträgliche, das Unbewältigte und manchmal kaum Erzählbare in uns Menschen DIE Nachtseite überhaupt.
So unterschiedlich kann man Manches sehen. smile
Das Wichtigste ist für mich aber, dass du nicht nur reingeschaut, sondern auch deine Sichtweise mitgeteilt hast. Danke dir dafür.



  Hallo Babella  
Für mich ist das ein tolles Statement, deine spontane Beschreibung deines ersten Eindrucks. Das überdeckt für mich die Abstriche.
Dann habe ich allerdings die Vermutung, dass dir der Text andere Bilder gemacht hat, als ich sie beabsichtigt habe. Da wundern mich die Ungereimtheiten nicht. lol
Die Rede ist zwar von einem alten Brauereikeller. Dieser fungierte aber im Krieg als Luftschutzkeller. Und dort wurden die Babys mit hin genommen.
Arthrose kannte ein vor den Fünfzigern geborenes Kind von den Großeltern, die damals sich auch in den noch verwinkelten alten Häusern auch an den Treppen entlang quälten. Hüft-OPs gab es noch nicht.
Dass dir der Text andere, bzw. unklare Bilder gemacht hat, wundert mich nicht. Ich habe damit gerechnet, dass die für Viele zu fremd sein werden.
Umso mehr freue ich mich darüber, dass der Text offensichtlich auch dann vielen gefällt, auch dir, wenn sich die Aussage gar nicht deutlich erschließt.
Danke für deine Rückmeldung.



  Hallo Jack Burns   
Warum wundert mich das nicht, dass keine Ahnung entstehen konnte. lol
Und es ist richtig. Es kann und muss ja nicht jeder Punkte von dir bekommen.
Ernsthaft: Dass du reinschaust und mir zeigst, wie es bei dir ankommt, ist mir viel wert.



Hallo Lapidar.  
Klar erkannt. Was ja, wie ich es vermutet hatte, nicht ganz einfach war.
Der Brauereikeller war wohl noch zusätzlich verwirrend. Das war nicht beabsichtigt. Ich weiß halt, dass an Orten, an denen kein eigener Keller angelegt war, solche Möglichkeiten, wie ein Brauereikeller oder Bergwerkstollen oder sonst was genutzt wurden. In meinem Text hat es, wie ich gelesen habe, die teilweise originellsten Bilder produziert.
Bei dir nicht. Gott sei Dank und ausreichend gut fandest du es auch noch, das seh ich an den Punkten. Danke dir.



Einar Inperson,  
du hast es sofort erfasst.
Du bist aber auch der Einzige, dem ich eher zu viel erklärt habe. Den Meisten war es zu wenig, zu missverständlich oder gar völlig unverständlich. Was mich nicht überraschte.
Deine Rückmeldung freut mich sehr. Dein Lob geht runter wie Sahne.
Deine Kritik an der zu ausführlichen Erklärung macht mich etwas ratlos. Wann ist etwas zu viel und wann und wodurch zu wenig.
Oder sollte ich besser fragen, für welchen Leser ist etwas zu viel oder für welchen zu wenig?



Hallo gold  
Dir hat also einiges an der Geschichte gefallen? Freut mich sehr. Ich hatte mit so vielen Punkten insgesamt nicht gerechnet.
Du zeigst einige Stellen auf, an denen du hängen geblieben bist. Ich werde noch einmal darüber nachdenken, aber erst sage ich dir mal, was ich mir dabei gedacht habe.

Gerade an der Melodie der Sirene habe ich länger gekaut. Sie kam raus aus dem Text und wieder rein. Weil ich mir vorstellte, wie das kleine Kerlchen am Gitter steht, von seinen der Realität so nahen Phantasien gefangen genommen wird und in seinem Kopf der Ton der Sirene an- und abschwillt.

Das Leibchen - genauer, das Strumpfleibchen, also da, was auch Jungens um 1950 trugen um die dicken Wollstrümpfe unter den kurzen Hosen festzuknöpfen – war mir wichtig, um die Zeit, in der es sich abspielte zu markieren. Der „kleine Körper“ hätte die Zeit nicht beschrieben.

Und die Mutter? Eigentlich geht es ja nicht um eine reale Gefahr für Jakob, sondern um die Gefahr, die sich unerledigt in der Mutter und in ihrem Umfeld festgefressen hat.

Gold, ich glaube, es ist mir teilweise nicht gelungen, mein Bild vom  Ganzen rüberzubringen. Umso mehr freut es mich, dass der Text trotzdem für viele so positiv gewertet wurde.

Danke dir für die Punkte.



Hallo Mermaid  
Was will ich mehr als mittenrein ziehen. Ich weiß zwar aufgrund deiner Rückmeldung nicht, ob es mir gelungen ist, dir meine Geschichte zu vermitteln.
Aber dass ich es hingekriegt habe, eine Atmosphäre entstehen zu lassen, die mir Punkte verschafft, macht mich stolz.



Hallo Mic000  
Danke für deine Rückmeldung. Solider Text finde ich trotz allem Negativen schon einmal gut. Ich muss halt noch viel lernen.
Allerdings frage ich mich, worin der ordinäre Punkt besteht, den du wahrgenommen hast.



Hallo Amaryllis  
Auch dir vielen Dank für die Rückmeldung.



Hallo Jenni  
Von dir Punkte zu bekommen freut mich sehr. Hat dir doch bisher an meiner Schreibe nach meiner Erinnerung Entscheidendes gefehlt. Mir sagt das, dass die Geschichte, obwohl sie sehr missverständlich und unrund ist, wie mir inzwischen klar geworden ist, gute und ansprechende Elemente hat.
Da ich auf der Suche bin, freut mich diese Anerkennung.



Hallo Nemo  
Du hast den Text verstanden, wie ich ihn gemeint habe. Du hast zwischen den Zeilen die Aussage intuitiv erfasst. Danke dir für den Mut, den du damit machst und für die Punkte.



Hallo Rübenach  
Vier Punkte. Kurz und knapp. Danke.



Hallo Lorraine  
Obwohl du die Schwachstellen des Textes deutlich erfasst hast, war er dir Punkte wert.
Was will ich mehr.
Danke für das Benennen der Schwachstellen und die Punkte.



Wow Constantine  
Ich konnte dich mit meinem Text erreichen. Toll
Wie es immer ist. Hinterher werden dann die Schwachstellen deutlich. Die geh ich jetzt suchen, genieße aber erst einmal die Wirkung, die ich mit dem Text schaffen konnte.
Danke schön



Hallo crim  
Dass du dem Text nichts entnehmen konntest, wundert mich nicht. Diese Bilder sind für Viele inzwischen zu unvertraut. Ich habe damit gerechnet.
Darüber hinaus fehlt dir, wie du später nachgetragen hast, an dem Text offensichtlich noch mehr.
Ich suche jetzt und hoffe, ich komme noch dahinter.
Danke für deine Rückmeldung, sie hilft mir, die Wirkung einzuschätzen.



Danke dir Ithanea  
Substanz. Das tut gut. Irgendwas hat gewirkt. Immerhin.
Ich bin, wie immer nach den Wettbewerben, verwirrt und versuche zu erfassen, was gut und fehlerhaft gelaufen ist. Du wirst das kennen. Deine Rückmeldung sagt mir, dass eine Menge gut war.



@ sleepless_lives  
Hab bitte noch etwas Geduld, ich komme nicht so schnell hinterher.
Die Antwort kommt noch.
!!!
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Einar Inperson
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Beiträge: 1675
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Beitrag20.03.2016 15:07

von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

rieka hat Folgendes geschrieben:

Einar Inperson,  
du hast es sofort erfasst.
Du bist aber auch der Einzige, dem ich eher zu viel erklärt habe. Den Meisten war es zu wenig, zu missverständlich oder gar völlig unverständlich. Was mich nicht überraschte.
Deine Rückmeldung freut mich sehr. Dein Lob geht runter wie Sahne.
Deine Kritik an der zu ausführlichen Erklärung macht mich etwas ratlos. Wann ist etwas zu viel und wann und wodurch zu wenig.
Oder sollte ich besser fragen, für welchen Leser ist etwas zu viel oder für welchen zu wenig!!!


Hallo rieka,

so wie Jakob sich erinnert, war er für mich in der Situation allenfalls wahrnehmend, aufnehmend, in sich verschließend.

Die Istsituation, die Lebenswirklichkeit eines Kindes. Typisch, diese Anziehung, die der Schlund ausübt und gleichzeitig die Scheu davor.

Finde ich ganz stark und sehr gut verständlich geschrieben.

Daher schien mir die Erklärung " ich war noch nicht wirklich dabei" unnötig. Und auch die Zeiteinordnung durch den Schluss nicht nötig.

Die Zeit der Wahrnehmung hat ja schon die Zeit der Rahmenhandlúng definiert.

Da ich jetzt sehe, dass es offenbar nur mir so ging, tut es mir doppelt leid, deinen Text, den ich ausgesprochen gut fand, deshalb aus den Rängen genommen zu haben.

Freue mich aber, das du gespürt hast, dass ich für deinen Text auch ohne Punkte ein deutliches Lob ausgesprochen habe.


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis

si tu n'es pas là, je ne suis plus le même

"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer
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rieka
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Beiträge: 816



Beitrag21.03.2016 00:36

von rieka
Antworten mit Zitat

Hallo sleepless_lives.
Das hat mir gerade noch gefehlt. Da glaubte ich, endlich einen einigermaßen passablen Text zustande gebracht zu haben, dann stellst du ein paar Fragen und das ganze Ding beginnt zu wackeln.
Nein, im Ernst.
Darauf habe ich gewartet. Ich bin doch daran interessiert, meine Logik- und Konstruktionsfallen zu erkennen.
Also dann:
 
sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
     Einer von zwei Texte, bei denen ich wirklich auf eine Erklärung gewartet habe, entweder von den Rezensenten oder von der Autorin. Ich muss aber leider sagen, ich verstehe den Text auch mit der Erklärung nicht.    


Verstehst du den Text, bzw. seine Aussage tatsächlich nicht, oder findest du ihn lediglich fehlerhaft aufgebaut?
Ich hatte damit gerechnet, dass Viele ihn nicht verstehen. Ich dachte dabei an junge Leser, die zu großen Abstand zu den betroffenen Generationen haben, die auch die Begriffe Laibchen mit Fußballtrikots verwechseln und Fuhrwerk als lediglich antiquiert wahrnehmen.
Jetzt sehe ich, dass wohl andere Kriterien maßgeblich eine Rolle spielen.
Und was hätten dir die Rezensenten erklären können?

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
      Wann erinnert sich Jakob und inwiefern spielt das eine Rolle? Er reflektiert doch nicht über die Situation in den 50ern.    


Für mich besteht die Frage, wozu es wichtig ist, wann sich Jakob erinnert. Er erinnert sich an das Kind, das er war und er gleitet in seine Haut.

Aber ich meine zu ahnen, was du meinst.
Ich pendele zu unbestimmt zwischen dem erlebenden/empfindenden Kind und dem reflektierenden Erwachsenen. Im Text ist meine schreibende Position nicht geklärt.
Das könnte bedeuten, dass, je nachdem, welche dieser Positionen der Leser aufnimmt, er sich mit ihr identifiziert. Er reagiert entweder auf das Kind, oder auf den Erwachsenen, er reagiert entweder auf das Erleben des Kindes oder aber auf reflektierende, analysierende Beobachtung des Erwachsenen. Die Reaktion des Lesers könnte sein: emotional berührt oder Unverständnis, vielleicht auch in einer Mischung von beiden und daraus mit  Verwirrung oder Irritation.
Das könnte die auseinandertriftenden Interpretationen meiner Kritiker auf den Text und die Reaktionen darauf erklären.

Hier entsteht für mich die Frage, ob/wie es in EINEM Text gelingen kann, vom reflektierenden Erwachsenen in das erlebende Kind zu wechseln und evtl. zurück?
In der Realität erlebe ich solche Wechsel häufig. Dort geben mir Haltung und Mimik desjenigen, der hin und her gleitet, eine Orientierung.
Wie aber gelingt das in einem Text, dazu noch in einem kurzen dürren Text?

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
      Er reflektiert doch nicht über die Situation in den 50ern.   


Er gleitet in der Erinnerung an diesen Eingang in die Empfindungen, die er als Kind hatte.

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
       Außerdem wenn er sagt "ich war ja noch nicht wirklich dabei", dann interpretiert man das eher in dem Sinn, dass er in der Zukunft dabei sein wird, sonst würde man doch einfach "nicht geboren" oder "noch zu jung" sagen.   


>>>Ich war noch nicht wirklich dabei<<<
Hmmm. Ein wohl misslungener Versuch, nicht zu erklärend zu schreiben. Nicht ganz so eindeutig zu sein. Vielleicht auch die Zweideutigkeit seines Empfindens zu fassen. Er war nicht dabei, kam aber in seiner kindlichen Fantasie mit dem ihm zur Verfügung stehenden Material in einen Zustand, der in das „Gesehene“, „Erlebte“ als (fast) real empfinden ließ.
In das reale Reflektieren ist er ja dann auch zurückgekehrt. Er hätte also ruhig sagen können: „Ich war noch nicht geboren.“ Ja, das hätte er.

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
       Am wichtigsten aber, warum ist der Luftschutzkeller so negativ belegt, als Schlund, in dem Leute verschwinden?   


Der Begriff >>>Der Schlund<<< entstand aus der Position des Kindes, das aus dem Verhalten, den Stimmen und Worten der Erwachsenen entnimmt, dass es um Schlimmes geht, was es wohl emotional, aber nicht mit komplettem Wissen erfasst. Die Mutter nannte den Keller ja nicht so, sie nannte ihn 'alten Brauereikeller'. Ein sechs- bis siebenjähriger, der nur mit Halbwissen und mit kargen Informationen gefüttert wird, kann so empfinden.

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
       Offensichtlich hat er doch seinen Zweck erfüllt, nachdem er immer noch da ist. Es sei denn, es war ähnlich wie im Salzburger Luftschutzstollen, den Thomas Bernhard in seinem Roman "Die Ursache" beschreibt, gebaut für 2.500 Leute, aber beim zweiten Luftangriff auf Salzburg von 10.000 Menschen gestürmt, gewalttätige Szenen schon am Eingang und unzureichende Belüftung im Inneren.   


Ein Bunker kann doch auch, wenn alles gut gegangen ist, negativ besetzt bleiben, weil er mit unbewältigten Ängsten verknüpft ist. Ich kenne alte Menschen, die bis heute einen großen Bogen um solche Plätze machen, u.a. Klaustrophobie, die sie damit verbinden.

Es hängt nicht ausschließlich von solchen dramatischen Unglücken ab, wie sie in manchen Großstädten vorkamen, dass Menschen erdrückt wurden, durch den Feuersturm erstickten, der Luftschutzraum zerstört wurde. Auch wenn dies in der Folge wesentlich schlimmer war.   

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
       Aber nichts in die Richtung ist in der Geschichte angedeutet und somit ist das Bild nicht stimmig.     


Es ging mir um das Empfinden des Kindes, das weiß und doch nicht wirklich weiß, dass in den Erwachsenen etwas erspürt, was es noch nicht fassen kann. Das es lediglich mit ein paar Bildern, die es aufgeschnappt hat und dem Grauen, das es spürt füllt. Das es, gerade, weil es keine Klarheit hat, immer wieder zu dem Bunker zieht.

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
      . Umgekehrt wird von der "Melodie der Sirene" gesprochen und der Ton der Luftalarmsirene wurde von den Leuten gehasst, viele konnten ihn auch Jahre nach dem Krieg noch nicht ertragen.


Auch das ist wieder aus der Position des Kindes geschrieben, das den an- und abschwingenden Ton der Sirene kennt, der sich in der vertieften Konzentration, im Erleben des Kindes wie Musik anhören kann, es auch mit unterschiedlichen Affekten besetzt.
Aber ich stimme dir zu, das ist grenzwertig. Die Erwachsenen, von denen das Kind seine Eindrücke aufgenommen hatte, empfanden ganz sicher nicht so.
Ehrlich gesagt, kann ich dir nicht ganz genau sagen, was mich, obwohl ich diesen Begriff MUSIK mehrmals rein und wieder raus gezogen hatte, gedrängt hat, ihn zu benutzen. Es war ein Bauchgefühl. Ich kann dir nicht sagen, ob der Begriff hier richtig oder falsch ist. Immer noch nicht.


Ob du aber jetzt klarer siehst?
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Oktoberkatze
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Alter: 58
Beiträge: 314

Ei 1 Ei 9


Beitrag21.03.2016 12:16

von Oktoberkatze
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rieka hat Folgendes geschrieben:
Hallo Oktoberkatze  
Es freut mich riesig, dass die Wirkung bei dir angekommen ist.
Ich frage mich trotzdem, welche Inhalte, also Bilder, sich dir gezeigt haben. Ich frage das, weil ich festgestellt habe, dass sehr unterschiedliche Vorstellungen von dem Text entstanden sind. Vereinzelt entsprechen sie gar nicht meiner Absicht, kommen in ihrer Wirkung aber trotzdem an.

Hallo rieka,
bei mir waren es die Bilder aus den Erzählungen meiner Mutter und Großmutter, die bei Fliegeralarm im zweiten Weltkrieg in den Keller des gegenüberliegenden Hauses flüchteten, wo sie dann mit den Nachbarn aus der ganzen Straße gemeinsam abgewartet haben. Meine Mutter war damals keine vier Jahre alt und ihr kleiner Bruder konnte wohl gerade laufen.
Von deinem Jakobchen nehme ich an, dass er erst kurz nach dem Krieg geboren wurde, also quasi im Bauch der Mutter mit in den Keller musste.
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KeTam
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Beitrag22.03.2016 11:28

von KeTam
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Liebe rieka,

was mir an deinem Text gefällt, ist dieses Fühlen von vergangenem Grauen, das Zeigen, dass Vergangenes weiter lebt. Für mich daher auch ein politischer Text. Gegen das Vergessen. Der Kleine schaut hin, will sehen, erfühlen.
Doch er soll das nicht, weil es unangenehm ist. Lieber wegschauen, vergessen.

Zitat:
„Jakobchen, was machst du nur immer am alten Brauereikeller. Bleib dort weg. Das ist kein guter Ort.“ Und die Hände meiner Mutter verknoteten sich hinter ihrer blaukarierten Schürze, ihre Lippen wurden zu einer schmalen Linie.


Die verknoteten Hände, gegen das Tun, die geschlossenen Lippen, gegen das Sagen. Die Hände, die sich hinter der blaukariereten Schürze verstecken.
Bayern oder Zufall? Laughing
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rieka
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Beitrag23.03.2016 14:22

von rieka
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Hallo Einar Inperson
Zu deiner Nachricht vom 20.03.2016
Es ist doch prima, dass so ein Wettbewerb anonym abläuft. So kann man unbefangen seine Gedanken ohne hindernde oder relativierende Einflüsse niederschreiben.
Dass es nur dir so ging mit dem Zuviel, braucht dir überhaupt nicht leid tun. Ohne das hätte ich von dieser Sichtweise gar nichts erfahren.
Letzten Endes helfen mir doch gerade diese gegenläufigen Sichtweisen sehr.
In diesem Wettbewerb ist mir noch mehr als in den Vorigen deutlich geworden, dass es natürlich auf meine Art zu schreiben ankommt und dass ich noch Vieles verfeinern oder raffinierter machen muss, dass aber auch immer der Faktor Leser mit seinen persönlichen, ihm selbst zu Verfügung stehenden Bildern eine Rolle spielt.
Also, was deine Rückmeldung angeht – so ist es doch bestens gelaufen für mich. Sahne halt.
Was die Punkte angeht – dass mein Schreiben nicht als grottenschlecht gewertet wird, ist mir schon wichtig. Aber auf dem Treppchen stehen muss er nicht.
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rieka
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Beiträge: 816



Beitrag23.03.2016 14:26

von rieka
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Oktoberkatze hat Folgendes geschrieben:
   
Hallo rieka,
bei mir waren es die Bilder aus den Erzählungen meiner Mutter und Großmutter, die bei Fliegeralarm im zweiten Weltkrieg in den Keller des gegenüberliegenden Hauses flüchteten, wo sie dann mit den Nachbarn aus der ganzen Straße gemeinsam abgewartet haben. Meine Mutter war damals keine vier Jahre alt und ihr kleiner Bruder konnte wohl gerade laufen.
Von deinem Jakobchen nehme ich an, dass er erst kurz nach dem Krieg geboren wurde, also quasi im Bauch der Mutter mit in den Keller musste.


Danke, dass du mir das noch einmal geschildert hast. Du hast mir mit diesem Nachschub noch mal geholfen.

Du hattest demnach Bilder in dir, die sich mit meinem Text verbunden haben. Das macht mir sehr bewusst, dass es nicht ausschließlich auf den Schreiber, sondern auch auf den Leser und seine ihm zur Verfügung stehenden Bilder ankommt, ob ein Text verstanden werden kann.

Die Frage der Qualität ist noch mal eine andere, aber darum geht es hier nicht.

Ja, meine Vorstellung war, dass Jakob im Bauch der Mutter mit dabei gewesen sein könnte. Zumindest aber nicht viel später geboren ist. Deswegen dieses erklärende „ich war ja noch nicht wirklich dabei“.
 Very Happy
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rieka
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Beiträge: 816



Beitrag23.03.2016 14:29

von rieka
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@ KeTam
KeTam hat Folgendes geschrieben:
Liebe rieka,

was mir an deinem Text gefällt, ist dieses Fühlen von vergangenem Grauen, das Zeigen, dass Vergangenes weiter lebt. Für mich daher auch ein politischer Text. Gegen das Vergessen. Der Kleine schaut hin, will sehen, erfühlen.
Doch er soll das nicht, weil es unangenehm ist. Lieber wegschauen, vergessen.

Zitat:
„Jakobchen, was machst du nur immer am alten Brauereikeller. Bleib dort weg. Das ist kein guter Ort.“ Und die Hände meiner Mutter verknoteten sich hinter ihrer blaukarierten Schürze, ihre Lippen wurden zu einer schmalen Linie.


Die verknoteten Hände, gegen das Tun, die geschlossenen Lippen, gegen das Sagen. Die Hände, die sich hinter der blaukariereten Schürze verstecken.
Bayern oder Zufall? Laughing


Manno KeTam.
Mit diesem >>Zeigen, dass Vergangenes weiterlebt<< triffst du genau ins Schwarze. Du glaubst gar nicht, wie mich dieser Gedanke berührt. Jetzt hätte ich eigentlich so viel zu sagen. Viel mehr, als hier Platz hat und als an diesen Ort, bei dem es ums gute Schreiben geht, hingehört.

Ich weiß, dass es so ist. Es bedrückt mich auf eine gewisse Art, weil ich sehe, dass damit von Generation zu Generation immer wieder von neuem Schlimmes entsteht. Viele sehen „das Böse“ ausschließlich im Außen. Ich denke, es wird immer wieder viel zu wenig im Innern verhindert oder aufgeräumt.
Jetzt muss ich aber aufpassen, sonst verliere ich mich in meinen Gedanken und lande in einem Nachdenk-Vortrag.

Die blaukarierte Schürze! Bayern! Sowas aber auch! Gute Idee.
Aber daran hatte ich nicht gedacht. Nein. Ich habe versucht, ohne Zeitangabe mit Hilfe von z.B. dem Fuhrwerk, dem (Strumpf)leibchen und eben auch mit der Schürze die Zeit anzudeuten, in der sich Jakob befindet. Man trug damals noch sowas. Später kamen dann die bunten Kittelschürzen.

Sie hat mich sehr gefreut, deine Rückmeldung
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gold
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Beitrag23.03.2016 19:55

von gold
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Liebe rieka,

ich habe die Kommentare der anderen Rezensenten jetzt bewusst nicht gelesen. Ich wollte dir nur noch dalassen, dass ich mit dem Brauereikeller einen Ort assoziiert habe, wohin Juden mit ihren Familien zur Zwangsarbeit deportiert wurden.

Liebe Grüße
gold


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sleepless_lives
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Beitrag24.03.2016 05:49

von sleepless_lives
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rieka hat Folgendes geschrieben:
Ob du aber jetzt klarer siehst?

Oh ja, natürlich alles zu vollsten Zufriedenheit geklärt. Ich sage mal, dass das ein sehr ambitioniertes Anliegen war für eine Geschichte von max 200 Wörter. Aber für das Ausprobieren von Neuem und das Risiko von einschüchternden Herausforderung sind die Wettbewerbe ja da. Zu interessanten Texten führt das allemal.


rieka hat Folgendes geschrieben:

sleepless_lives hat Folgendes geschrieben:
       Offensichtlich hat er doch seinen Zweck erfüllt, nachdem er immer noch da ist. Es sei denn, es war ähnlich wie im Salzburger Luftschutzstollen, den Thomas Bernhard in seinem Roman "Die Ursache" beschreibt, gebaut für 2.500 Leute, aber beim zweiten Luftangriff auf Salzburg von 10.000 Menschen gestürmt, gewalttätige Szenen schon am Eingang und unzureichende Belüftung im Inneren.   


Ein Bunker kann doch auch, wenn alles gut gegangen ist, negativ besetzt bleiben, weil er mit unbewältigten Ängsten verknüpft ist. Ich kenne alte Menschen, die bis heute einen großen Bogen um solche Plätze machen, u.a. Klaustrophobie, die sie damit verbinden.

Es hängt nicht ausschließlich von solchen dramatischen Unglücken ab, wie sie in manchen Großstädten vorkamen, dass Menschen erdrückt wurden, durch den Feuersturm erstickten, der Luftschutzraum zerstört wurde. Auch wenn dies in der Folge wesentlich schlimmer war.  
  
Das war schon klar. Deswegen habe ich auch den autobiografischen Roman von Bernhard erwähnt. Allerdings bin ich der Meinung, dass eine Geschichte ihre wesentlichen Elemente transportieren muss, d.h., in der Vorstellung der Leser hervorrufen muss. Es kann nicht nur plausibel sein, wenn es tragend in der Geschichte ist. Das ist ein wenig wie die Umdrehung der Anweisung (wohl nicht ganz richtig Anton Tschechow zugeschrieben), dass wenn im ersten Akt ein Gewehr an der Wand hängt, es im letzten Akt abgefeuert werden muss. Irgendwo müssen die besonderen Ereignisse im Bunker angedeutet sein, denke ich. Oder die Tatsache, dass der Bunker für den ganzen Krieg steht, was natürlich auch geht und ja wohl auch deine Absicht war. Im Nachhinein zumindest müsste das zu finden sein, auch wenn man es erst einmal nicht kapiert (was ja individuell immer vorkommen kann und wird). Man kann sich das in einer Umkehrung der Geschichte veranschaulichen. Wenn die Mutter lächeln würde und Jakob durchs Haar streicht und sagt: "Ach, der alte Brauereikeller." Selbst das wäre nicht genug, auch wenn man als Leser annehmen (!) könnte, dass die Schutzfunktion gemeint wäre, und als Intention der Autorin sogar dahinter stünde, dass Jakob im Bunker geboren wurde. Auch hier müsste die Geschichte Hinweise setzen, so positiv ist der Bunker angesichts der Verbindung mit Kriegszeit auch wieder nicht.


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If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
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