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Die Sterbezwiebel


 
 
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ues
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 47
Wohnort: Berlin


Beitrag19.02.2016 12:56
Die Sterbezwiebel
von ues
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Als ich an einem schwülen Samstag im August so durch die Gemüseabteilung des Discounters meines Vertrauens schlenderte, entdeckte ich zwischen Knoblauch und Kartoffeln eine mir bis dato gänzlich unbekannte Zwiebelsorte. „Na sowas“, murmelte ich, und suchte nach einer Erklärung, welche glücklicherweise nicht lang auf sich warten ließ.
    Das Schildchen zur Kennzeichnung las sich vielversprechend:


„Sterbezwiebel“

~ Beschert einen schönen Tod ~

Herkunft: unbekannt
(kühl und trocken lagern)


Das Netz (1,5 Kg) kostete 1,49 Euro. „Netz?“, dachte ich, „Wieso gibt‘s die nicht einzeln?“ Egal. Statt nun händeringend nach einem „freundlichen Mitarbeiter“ Ausschau zu halten, bei dem man sich erkundigen könne, was es mit dieser ominösen Sterbezwiebel auf sich habe (und ob die jetzt zum Dauersortiment gehöre oder bloß Aktionsware sei), zog ich es vor, doch lieber selbst die Initiative zu ergreifen.
    Unauffällig riss ich ein etwa sterbezwiebelgroßes Loch ins Netz und nahm eine von ihnen heraus. Es folgte eine eingehende Untersuchung. In Form, Größe und Gewicht war sie von der gemeinen Speisezwiebel nicht zu unterscheiden. Auch roch sie nicht unzwiebelig. Auf einen Geschmackstest verzichtete ich aus vielfältigen Gründen. Dann strich ich mit meinen Fingern vorsichtig über die Schale und siehe da: eine leichte, kaum spürbare Vertiefung. „Ha!“, dachte ich, „Ich Teufelskerl!“ In ihr schien sich eine Art stecknadelkopfgroßer Druckknopf zu befinden. „Druckknopf, wie?“, sagte ich zu mir und … drückte den Knopf.

Kaum hörbar begann eine mir merkwürdig vertraute Melodie zu spielen. Ich schaute mich um (niemand in Sichtweite) und hielt die Zwiebel ganz nah an mein Ohr. „But you can say, baby“, nuschelte ich leise zur Melodie, „Baby can I hold you tonight“ Boyzone. Woher ich das wusste? Irrelevant.
    Nun hätte ich ja noch verstanden, etwa – passend zum Thema – Chopins „Marche funèbre“ aus der Zwiebel spielen zu hören. Auch denkbar: was Zynisches wie Monty Pythons „Always Look on the Bright Side of Life“. Meinetwegen einen Kultsong aus den Achtzigern. „I bless the rains down in Aaaaafricaaaaa!“ Sowas geht immer. Doch Boyzone waren da einfach nur unpassend und belanglos. Keine Ahnung.
    Aber zurück zur Sache. Zwar hatte ich nicht vor, in nächster Zeit aus diesem Leben zu scheiden, doch einerseits besitze ich einen ausgeprägten Hang zum Kuriosen und andererseits fand ich den Preis völlig in Ordnung. Außerdem mag man ja für alle Eventualitäten gewappnet sein, nicht wahr? Also rein in den Einkaufswagen, ab zur Kasse, bezahlen, einpacken, ins Auto und schnell nachhaus.

Zu Hause angekommen, legte ich die Einkäufe auf dem Küchentisch ab und schmiss meinen Rechner an. Ich war ja schon neugierig, was genau ich da erbeutet hatte. „Top oder Flop?“ – das war jetzt die Frage. Ich googelte. Einen Wikipedia-Eintrag gab es nicht, dafür fand besagte Sterbezwiebel in einer Handvoll dieser Wer-weiß-was-und-wie-viele-wissens-besser-Klugscheißer-Foren Erwähnung. So postete ein „leon2002“ beispielsweise:


„hey leutz hab die sterbezweibl von der ihralle labbat ma aubropirt undd mus sargen geile scheise hat echt funcktoniert!!!!!!1“


„Geile Scheiße“, nickte ich nachdenklich, „Gibt‘s im Jenseits jetzt schon Internet? Und zu welchen Konditionen? Ob sich ein Wechsel lohnt?“ Kurz überlegte ich, mich mit meinen Fragen an leon2002 zu wenden, entschied mich dann aber dagegen.
    Tatsächlich stieß ich bei meiner Recherche auf keinen einzigen glaubhaften Erfahrungsbericht, was ich – aus naheliegenden Gründen – als gutes Zeichen wertete. Sicher fanden sich viele Fragen zum Produkt – einzig die Antworten blieben aus. Zweifellos: auch das sprach für die Zwiebel. Ein siegessicheres Lächeln legte sich auf meine Lippen. Stolz ballte ich die Faust. Ich war mir sicher: es funktioniert!
    Zurück in der Küche, steckte ich besagtes Netz in die Plastiktüte des Discounters meines Vertrauens, verknotete die Henkel, übermalte mit meinem tiefschwarzen (Alpha-)Edding 850 (Dickster von allen) das knallbunte Logo mit einem riesigen, gut gelaunten Totenkopf und verstaute das Ganze schließlich neben dem Zwiebelkorb in meinem Vorratskeller.

So weit, so gut.

Wie es das Schicksal wohl für lustig befand, verließ mich ein Dreivierteljahr später meine langjährige Frau Inge dergestalt, dass sie mit meinem nicht minder langjährigen Chef Arne, der gleichzeitig mein bester-, ja mehr noch mein einziger Kumpel war, buchstäblich über Nacht in meinem heißgeliebten und wirklich top gepflegten Toyota Corolla (Bj. 97) durchbrannte.
    Kurzum: Ich hatte alles verloren. Über Nacht. Meine Frau. Meinen Job. Mein Auto. Meinen gesamten Freundes- und Bekanntenkreis. Ich wurde zum verdammten Klischee. Über Nacht. Na gut, was ich noch hatte, war unser gem… einsames Haus. Und mein 1,5Kg-Netz Sterbezwiebeln, was mir dummerweise erst fünf Wochen danach wie Schuppen von den Augen fiel.

Ich also aus dem Bett, durch den Müll, in den Keller, zu der Tüte mit dem Netz drin, aufgeknotet, hineingegriffen, Sterbezwiebel eingesteckt und per Slalomschritt zurück ins Bett. Unnötig zu erwähnen war die Zwiebel komplett verfault und stank bestialisch. Ebenso unnötig zu erwähnen war mir das zu dem Zeitpunkt herzlich einerlei. Auch Boyzone hatten schon bessere Zeiten erlebt. Ihr einstiger Nummer-zwei-Hit klang jetzt wie das „Jingle Bells“ aus einer dieser Weihnachtskarten mit Musik, nachdem man aus Spaß ein paar Mal mit der flachen Hand kräftig draufgeschlagen hatte. Also total kaputt. Aber irgendwie auch verdammt cool. Wie auch immer. Ich beschloss, die Zwiebel einfach direkt, roh und mit Schale aufzuessen. Ein billiger Chianti vom Discounter meines Vertrauens half dabei, sie runterzuspülen. Ich wartete. Wartete aufs Sterben. Den versprochenen schönen Tod.
    Zugegeben, ich kam mir ein bisschen so vor wie bei „Ich bin ein Star - holt mich hier raus“, mit dem Unterschied, dass ich kein Star, sondern ein Wurm war und mit „hier“ kaum der australische Dschungel als mehr mein wurmhaftes Leben gemeint sein musste. Jedenfalls wartete ich geduldig.

Erst geschah nichts, dann … auch nichts. Später war noch immer nichts geschehen und ich hatte das Warten langsam satt. Doch plötzlich, da bekam ich fürchterliche Magenkrämpfe. „Ein Witz?“, dachte ich und hätte, wenn es die Schmerzen zugelassen hätten, laut gelacht. „Diese Schmerzen …“, dachte ich folgerichtig, „Uhhhh!“ Ich wollte nur noch sterben. Egal wie. Doch statt mir einen schönen Tod zu bescheren, bescherte mir diese verkackte Sterbezwiebel ein noch unschöneres Leben.
    „Discounter meines Vertrauens …“, fluchte ich, „So eine Scheiße!“, und fieberte – inzwischen auf dem Klo einquartiert – derselben entgegen.



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firstoffertio
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Beitrag19.02.2016 22:17

von firstoffertio
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Ich habe diesen Text mit Vergnügen gelesen.

Bis vor den letzten beiden Abschnitten, also bis zu "Zugegeben" Das Folgende  enttäuschte mich dann.

Ein bisschen so, als ob der Text da abstirbt. Vielleicht war das sogar deine Idee?
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Ingabe
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Beitrag19.02.2016 22:19

von Ingabe
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Hammer!!!
Einfach nur unglaublich toll geschrieben Laughing
Manche Sätze scheinen mir etwas zu lange, aber darüber kann ich gerne hinwegsehen.

Riesen Kompliment an deine Kreativität! Ein unglaublich humorvoller Text, genial verpackt und flüssig wie Alkohol - macht verdammt gute Laune! smile
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Klemens_Fitte
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Beitrag19.02.2016 22:31

von Klemens_Fitte
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Moin ues.

Interessante – sehr interessante – Idee, die allein von ihrem Potential her Lust auf den weiteren Text macht; dann leider in der weiteren Ausführung ein wenig schlampig im Ton und das Ende mE ziemlich in den Sand gesetzt.
Vom Wurf her macht das mehr her als ein Großteil der Texte, denen man in der Prosa derzeit begegnet, liest sich aber wie auf halber Backe geschrieben.

So weit ein erstes spontanes Feedback.

Liebe Grüße,
Klemens


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ues
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


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Beitrag19.02.2016 23:19

von ues
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@firstoffertio Vielen Dank für deinen Leseeindruck!

Ich bin mir unsicher, ob ich den Text zum Schluss "absterben" lassen wollte. Was ich sicher wollte, war eine Art abruptes, plumpes, irgendwie auch doofes Ende zu schaffen. welches den ein oder anderen Leser vielleicht zunächst enttäuscht, ein paar Momente oder Minuten später jedoch zufrieden grinsend hinterlässt.

Lieben Gruß.



@Ingabe Wow, danke! Über so viel Lob freu ich mich sehr! Smile

Mit der Länge einiger Sätze hast du völlig recht. Ist so eine Schwäche von mir. Hoffe, sie sind trotzdem halbwebs verständlich.

Grüß dich lieb!



@Klemens Auch dir ein herzliches Dankeschön!

Was die leichten Schlampigkeiten im Ton (sofern du dich auf dessen Haltung beziehst) angeht, siehst du mich nicken. Das ginge runder.
Zum Ende, der Pointe, schrieb ich oben schon ein, zwei Sätze. Willst du näher erläutern, was an dem Schluss dir missfällt bzw. welche Richtung er deines Erachtens hätte einschlagen sollen?

Liebe Grüße.


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Klemens_Fitte
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Beitrag19.02.2016 23:33

von Klemens_Fitte
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ues hat Folgendes geschrieben:
Zum Ende, der Pointe, schrieb ich oben schon ein, zwei Sätze. Willst du näher erläutern, was an dem Schluss dir missfällt bzw. welche Richtung er deines Erachtens hätte einschlagen sollen?


Die Richtung kann ich dir nicht sagen. Ebenso wenig kann ich dir sagen, was ich erwartet hätte – das macht ja gerade den Reiz des Beginns aus: man bekommt als Leser die "Sterbezwiebel" vorgesetzt, ein Einfall, der viel Potential hat und in alle möglichen Richtungen gehen kann. Man liest, um zu sehen, was aus diesem Einstieg gemacht wird und weiß eigentlich, dass man eigentlich nur überrascht werden kann.
Das momentane Ende ist allerdings keine Überraschung, sondern eine Enttäuschung; die zumindest bei mir auch jetzt noch anhält und sich nicht in ein zufriedenes Lächeln verwandelt hat. Da ist "Ich wollte ein plumpes Ende" für mich auch kein Argument, denn das nehme ich dem Text nicht ab. Ich glaube dem Text nicht, dass er nur so enden konnte, vermute vielmehr, dass da eine Idee nicht konsequent weitergedacht wurde.
Das beginnt im Grunde schon vorher:
Zitat:
Kurzum: Ich hatte alles verloren. Über Nacht. Meine Frau. Meinen Job. Mein Auto. Meinen gesamten Freundes- und Bekanntenkreis. Ich wurde zum verdammten Klischee.

Der Erzähler sagt es selbst. Ein Klischee – von der Frau wegen des Chefs und Freundes verlassen et cetera: gähn! – anstelle einer Überraschung, einer echten Einsicht, irgendetwas, das Klick machen würde. Das ist dem Beginn der Geschichte nicht angemessen. Und deshalb bin ich wahrscheinlich grade recht kritisch.


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ues
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


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Wohnort: Berlin


Beitrag19.02.2016 23:44

von ues
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Danke dir für die rasche Antwort, Klemens.

Ich denke, jetzt verstehe ich. Habe beim Lesen deiner Kritik erneut viel nicken müssen. Ergo nachvollziehbar, für mich.
Sicher werde ich noch mal in mich gehen und sehen, ob mir eine überraschende Alternative einfällt.

Dank & Gruß.


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Klemens_Fitte
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Beitrag19.02.2016 23:48

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Freut mich. Viel Erfolg dabei.

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Katha1
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Wohnort: Bayern


Beitrag20.02.2016 17:08
Vergnüglich
von Katha1
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Ich habe deinen Text mit Genuss gelesen. Das wäre meiner Meinung nach ein gelungener auftakt für etwas längeres. Das Ende kam mir zu abrupt, um die Geschichte wirklich abzuschließen. Ich habe eher mit einer Reise in ein fantastisches Abenteuer nach dem Motto: "Ich hol mir mein Leben zurück" gerechnet.

Beste Grüße
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ues
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 47
Wohnort: Berlin


Beitrag21.02.2016 16:06

von ues
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Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren, Katha!

Deinem Eindruck vom zu abrupten Ende schließe ich mich (mittlerweile) an, ja. Gleichzeitig macht es Mut zu lesen, dass du Idee und Auftakt für interessant genug hältst, um etwas Längeres daraus zu machen.

Lieben Gruß dir.


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llll
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Beiträge: 121



L
Beitrag27.07.2016 23:36
betrifft "Sterbezwiebel"
von llll
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Soeben entdeckte ich diesen Text
und find ihn einfach nur S U P E R
ganz genau so wie er ist !!!
Bitte kein einziges Wort ändern !!!
Ein mit Ironie und Esprit gekonnt verzerrender
Spiegel dessen,  was uns alles "verkauft" wird,
verlockend durch "Mehrzweck" - nun sogar sterbetauglich -
also vom Zwiebel-Banalsten bis zum Letztendlichen = Sterben
- wofür früher einzig vertrauenswürdige Kirchen zuständig waren -
nun compact, alles in einem, zu kriegen beim Discounter unsres Vetrauens....
obendrein obligat garniert mit Musik wie überhaupt alles überall....
Dieser Spiegel entlarvt auch, wie kaufgeil und gleichzeitig aber auch misstrauisch
und kleinkrämerpfennigfuchserisch auf immer absurdere Angebote eingegangen wird und  
"ein sterbezwiebelgroßes Loch ins Netz" gerissen wird......
Dieses Adjektiv z.B. ist so genial wie der ganze Text Wort für Wort !
Ich LIEBE Adjektive !
wie ich auch diese langen Sätze liebe und echt genieße !
In diesen obengenannten Spiegel passt auch genau, dass
- als es dem Erzähler schlecht geht - prompt voll penetrant
bzw. erbarmungslos langweilend
die ganze allbekannte Klischee-Litanei abgespult wird
und dass er sich dann vor allem darüber ärgert, zum "verdammten Klischee" zu werden....
Dies alles keineswegs klischeehaft, sondern genialst geschrieben
inclusive der dann extrem kurzen Staccato-Sätze gegen Ende
- " auf dem Clo einquartiert" -  Dass das Ganze sooooooo banal endet
entlarvt übertrieben deutlich die verlogenen Versprechungen
unserer Vertrauensinstanzen, denen wir dauernd aufsitzen.
Bitte kein Wort ändern, sondern ohne Zögern zum Drucken anbieten, ehrlich !
llll
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nebenfluss
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Beitrag28.07.2016 01:18

von nebenfluss
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Danke, llll,

für das 'Hochholen' dieses Textes, dessen Lektüre ich seinerzeit früh abgebrochen hatte, keine Ahnung warum.
Beim jetzigen Lesen fand ich ihn frisch, frech und unterhaltsam zu lesen im besten Sinne, und llll hat mir nun auch noch die Augen ein Stück weiter geöffnet, warum er trotz all der Skurrilät doch nicht wahllos-blödelig wirkt.

Der Forderung, bloß kein Wort zu ändern, kann ich mich freilich nicht anschließen, dazu deckt sich mein Leseeindruck zu sehr mit dem von Klemens, was die Schwächen zum Ende hin angeht. Vor allem der Tonfall trägt nicht ganz bis zum Schluss, das Pulver scheint verschossen, wo sich die Pointe ankündigt, wo noch mal nachladen angesagt wäre.
Auch wenn ich verstehe, dass das enttäuschende Ende szs zum Konzeot gehört, fehlt da noch was an Schliff (ohne dass ich jetzt spontan wüsste, wie der aussehen müsste) statt nur (Dünn-)Pfiff.

Dennoch, sehr gerne und amüsiert gelesen.

(vielleicht komm ues ja mal wieder vorbei und findet diese zweite Kommentar-Runde Wink )


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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
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Beitrag30.07.2016 03:31

von V.K.B.
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Auch ich hab den Text erst jetzt entdeckt und gerne gelesen, mich prächtig amüsiert, leider nur bis zu der Stelle, wo die Zwiebel erstmal im Keller verschwunden ist. Danach kommt nämlich irgendwie nichts mehr und es wird eher Klischee und dann noch nicht einmal eine Überraschung am Ende? Schade, verschenktes Potenzial.

Richtig gut getroffen fand ich den Frageforen-Text, da hab ich mich fast weggeschmissen. Besonders, weil man sowas ähnliches schon so oft gelesen hat, nur eben nicht so auf den Punkt gebracht.

Über ein neues Ende, das dem Anfang der Geschichte mehr gerecht wird, würde ich mich freuen. Aber es ist natürlich deine Sache, wie du das Ende haben willst.

LG,
Veith


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gold
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Beitrag30.07.2016 15:31

von gold
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hallo ues,

leider kann ich nicht in den Chor der deinen Text wertschätzenden Leser einstimmen. Die Idee der Sterbezwiebeln erscheint mir zu absurd und an den Haaren herbeigezogen. Das wäre anders, wenn diese Zwiebeln einen kleinen Realitätsbezug hätten, z.B. dass sich der Käufer verlesen hat und diese Zwiebelsorte in Wirklichkeit anders heißt, z.B. Strebezwiebeln oder Stebezwiebeln, da sie vom Bauern Strebe bzw. Stebe angebaut wurden.

Vielleicht kannst du ja etwas mit meinen Gedanken anfangen?

Liebe Grüße
gold


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träumerchen
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T
Beitrag01.08.2016 22:25

von träumerchen
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Einige echt schöne und auch kritische Passagen zur modernen konsumgesellschaft.
Discounter des Vertrauens
Dauersortiment oder aktionsware
Oder die Tatsache, dass der Protagonist den Einkauf m Keller verschimmeln lässt und scheinbar ursprünglich auch gar nicht vorhatte, die zwiebeln zu essen, diese unbedingt-haben-wollen-aber-gar-nicht-verwenden-mentalität
Außerdem auch die Einstellung, das ist neu. Da sind zwar erdnusse drin, die ich eigentlich nicht mag, aber diese kenne ich nichr, also kaufe ich es bzw. In deinem Fall : sterben will ich eigentlich nicht, aber ich habe nicht nie sterbenszwiebelngesehen, also kaufe ich sie

AAußerdem gefällt mir der Abschnitt zu den Internetforen sehr gut.
Allerdings hat auch mich das Ende enttäuscht.
Trotzdem alles in allem ein schöner Text.
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BlueNote
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Beitrag02.08.2016 08:23

von BlueNote
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Kommentar wegen Inaktivität des Users (3 Monate) wieder gelöscht!
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Robert Arnold Müller
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Beitrag08.10.2016 07:41

von Robert Arnold Müller
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Ja... ganz nett, der Text, ganz nett ... nee, echt gut - Liebe Grüße   Rob

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Kissa
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Beitrag08.10.2016 08:18

von Kissa
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Herrje, mein lieber Scholli ... äh Konfuziues!

Immer wieder schön, deine Sterbezwiebel!

Liebe Grüße
Kissa ♥


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"Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."

Voltaire (1694 - 1778)
eigentlich François-Marie Arouet,
französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller

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wohe
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W

Alter: 71
Beiträge: 632
Wohnort: Berlin


W
Beitrag09.10.2016 14:09

von wohe
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Hallo,

diesen Text habe ićh leider eben erst gelesen. Äußerst vergnüglich.
Der Meinung, der Schluß sei nicht so gut, schließe ich mich nicht an - ich finde ihn pointiert und gut.
Weiter so.

MfG Wohe
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Can
Geschlecht:männlichErklärbär
C


Beiträge: 4
Wohnort: Niedersachsen


C
Beitrag22.11.2018 20:54

von Can
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Hi u.
Die Lauchartigen töten schon mit nicht geringer Hinterlist. Wer's organischer mag, greift zur Gurke.  Die Gurke nimmt sich Zeit, hört zu und rät notfalls im Rahmen eines Stuhlkreises zu diesem und jenem.
Sie ist also ein totsicherer Tipp, wobei ich das zweite p noch immer für eine Illusion halte.
LG
Can
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Ralfchen
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 76
Beiträge: 375



Beitrag22.11.2018 23:59

von Ralfchen
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hallo allerseits -

auch ich finde die sätze teils viel zu lang und verwurbelt. die idee ist gut nur fehlt mir auch dabei die originelle entwicklung und spannung.

Ein siegessicheres Lächeln legte sich auf meine Lippen. Stolz ballte ich die Faust....

Statt nun händeringend nach einem „freundlichen Mitarbeiter“ Ausschau zu halten, bei dem man sich erkundigen könne, was es mit dieser...


...STOLZ...wofür...?

...HÄNDERINGEND...warum...?

überflüssige und nicht nachvollziebare handlungen/zustände...und andere ähnlich sätze vermitteln mir etwas gekünsteltes. aus dieser idee liesse sich m.m.n. wesentlich mehr machen. allein den ersten absatz würde ich verdichten er leitet schon mit langem atem ein...

Ein wenig ziellos aber angenehm erfrischt latschte ich durch die Gemüseabteilung meines Discounters. Den schwülen Augustsamstag hatte ich erstmal draußen gelassen. Was mir im Regal zwischen Knoblauch und Ingwerknollen plötzlich ins Auge stach war eine neue Zwiebelsorte, auf die ein knallrotes Schild mit gelber Schrift hinwies:
Neu! Todeszwiebel!

Komisch noch nie gehört, dachte ich, stutzig geworden.


lieben gruß
r[/i]


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gold
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Beitrag23.11.2018 08:27

von gold
Antworten mit Zitat

Hallo, can und Ralfchen,

ues war zuletzt am 08.07.18 online. Also scheinen eure Beiträge vergebliche Liebesmüh zu sein, aber sie sind dennoch interessant. Wink


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