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Ist das Schreiben für dich Hobby oder Beruf?

 
 
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Ist das Schreiben für dich ein Hobby oder ein Beruf?
Für mich ist das Schreiben mein Hauptberuf.
13%
 13%  [ 6 ]
Für mich ist das Schreiben Nebenberuf [der auch ein bisschen Geld abwirft].
28%
 28%  [ 13 ]
Für mich ist das Schreiben ein Hobby.
57%
 57%  [ 26 ]
Stimmen insgesamt : 45

Autor Nachricht
Nayeli Irkalla
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Beitrag21.02.2016 14:55

von Nayeli Irkalla
Antworten mit Zitat

Agu: Ich mag deine Idealismus- und Pragmatismus-Aufteilung. Daran ist sehr viel sehr Wahres. Das sollte sich jeder, der über einen Wechsel vom reinen Hobby in "professionellere", ergo marktorientiertere Regionen des Geschichtenerzählens nachdenkt, wirklich gründlich durchlesen und verinnerlichen.

Ich habe bei mir irgendwann auch schon mal gemerkt, dass die stärkere Fokussierung auf pragmatischere Aspekte stellenweise die Schreibfreude ein bisschen zu stark einschränkte. Wenn Pragmatismus den Tod des Idealismus bedeutet, dann läuft etwas ganz gehörig schief. Und diese Falle wartet, vermute ich, auf (fast) jeden, der anfängt, jenseits der reinen Liebhaberei zu schreiben.

Du schreibst, deine Lösung lag darin, mehr in den Hobbybereich zu gehen und den Idealismus wieder stärker in den Vordergrund zu rücken. Darüber habe ich auch nachgedacht. Bei mir habe ich gemerkt, dass es für mich nicht funktioniert. Mein "Idealismus" äußert sich nämlich in der Form, dass es mich wahnsinnig macht, an gar keiner Geschichte zu schreiben - oder zumindest viele der in mir schlummernden Geschichten zu "töten", weil die Zeit nicht für alle reicht. Aus irgendeinem Grund versorgt mich mein Unterbewusstsein genau in dem Tempo mit Geschichten, dass ich sie nur dann aufschreiben kann, wenn ich dieser Aufgabe all meine Zeit widme.

Ergo fühlt es sich an, als würde ich einen Teil von mir abschneiden müssen, wenn ich diese Zeit für etwas anderes als Schreiben nutzen würde.

Meine Lösung, die natürlich nur vorläufig sein kann, liegt jetzt darin, mehr von dem Idealismus in das pragmatische Feld zu holen. Ich philosophiere viel darüber, was Geschichten in ihrem Inneren zusammenhält und wirklich spannend macht. Ich versuche, Gesellschaftsanalyse und Psychologie mit hereinzuholen. Ich erforsche Plotmodelle und versuche gleichzeitig, herauszufinden, was diese mir darüber verraten, was Menschen träumen, sehnen, in ihrem Innern als wahr empfinden und was sie eben vom Fleißbienchen in Menschen verwandelt. Das bedeutet, dass ich vermehrt Bücher über Strömungen in der Geschichte lese, über Psychologie, auch über das Geschichtenerzählen, den Unterschied zwischen weiblicher und männlicher Heldenreise ... Ich versuche, meine idealistische Leidenschaft für das Geschichtenerzählen auszubauen, mehr zu erforschen und jede pragmatische Geschichte gleichzeitig mit Idealismus zu füllen, indem ich in ihr eine weitere Facette des Erzählens genauer erforsche.

Für mich ist das momentan ein akzeptabler Kompromiss - zumindest akzeptabler als alles, was ich sonst finden kann.

Ich glaube auch, dass Geschichten, die nur aus Pragmatismus geschrieben werden, ohne, dass der Autor auch ein gewisses (möglicherweise vorsortiertes und dosiertes) Maß an persönlichem Idealismus, Interesse und Leidenschaft mitbringt, nie wirklich gut werden können. Andererseits kann reiner Idealismus dazu führen, dass man die Bedeutung von Publikumsorientierung und der Erforschung von Mechanismen, die Geschichten für das Publikum befriedigend werden lassen, vielleicht vernachlässigt und manche Plotpoints oder Plotbögen nicht geschickt genug umsetzt oder der Geschichte den roten Faden hin zum befriedigenden Ende versagt.

Vor einiger Zeit habe ich mal darüber nachgedacht, warum ich mir außer Schriftstellerin keinen anderen Beruf mehr vorstellen kann. Die Antwort liegt sehr weit im idealistischen Feld: Keine andere Tätigkeit erlaubt mir, die Vielfalt des Lebens, der Träume, der Menschen und der ganzen Welt intensiver zu erforschen, zu durchdringen und meine Begeisterung für alles, was diese Welt so einzigartig macht, (in literarischer Form) zu kanalisieren. Die Pragmatik ist ein Rahmen drumherum, der nötig ist, damit ich diesen Weg (finanziell und durch Anerkennung halbwegs abgesichert) gehen darf. Aber ohne die idealistischen Aspekte hätte ich diesen Weg nie gewählt und auch kein Interesse daran, ihn weiterzugehen.

Ich glaube, ich will Berufsschriftstellerin sein, weil ich - alles in allem - den Druck der realen pragmatischen Erforderungen im Vergleich zu dem Gewinn auf der idealistischen Seite als kleine, vernachlässigbare Einschränkung erlebe. Zumindest momentan. Der Gewinn ist weit, weit höher. Zeitweise hat es sich auch schon anders angefühlt. Für mich lag die Lösung wie für dich darin, sich wieder stärker auf die idealistischen Aspekte zu konzentrieren, auch wenn ich dafür momentan eine andere Form als du gewählt habe.

Ohne Idealismus - was bleibt dann noch von uns und unseren Geschichten?


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Murmel
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Beitrag21.02.2016 16:33

von Murmel
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Zitat:
Für mich ist das Schreiben Nebenberuf [der auch ein bisschen Geld abwirft].

Dies sehe ich übrigens als falsch formuliert.

Ein Hobby kann auch nebenbei ein bisschen Geld oder einen Preis abwerfen, ändert aber nichts an der Tatsache, dass es ein Hobby bleiben darf.

Zitat:

Für mich ist das Schreiben Nebenberuf [der auch ein bisschen Geld abwerfen soll].


Dies wäre ehrlicher und trifft es besser, meiner Ansicht nach. Der kommerzielle Aspekt gehört in alles, was Beruf heißt, hinein. Er ist der wesentliche Unterschied zum Hobby. Du kannst ihn gerne auch pragmatischen Aspekt nennen.

Das Finanzamt sieht das ähnlich: Während du keine Aufwendungen für dein Hobby von der Steuer absetzen kannst, geht das beim Nebenberuf, dafür erwartet das Finanzamt besteuerbare Einnahmen.


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lupus
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Beitrag21.02.2016 20:37

von lupus
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Für mich war sehr lange Zeit das Schreiben Hobby. Mittlerweile ist es nicht einmal mehr das, weil mir die Qualität der produzierten Texte schlicht und ergreifend zu schlecht ist, zu immer gleich, zu nachgemacht, zu oberflächlich-bieder.

Daraus ergibt sich für mich eine vermehrte theoretische Beschäftigung mit Literatur und Erzähltheorien, aber auch das Lesen von Büchern, mit denen ich eigentlich nicht sehr viel anfangen kann; magischer Realismus etwa zählt dazu. Aber auch - und die liebe ich - österreichische Zwischenkriegsliteraten. Mit dem Ergebnis, dass ich mir (im Moment noch theoretische) Gedanken darüber mache, wie dieses typisch Österreichische, dieses einmal mehr, einmal weniger versteckt Politische wieder in die Gegenwartstexte einfließen kann (die Zeit an sich wäre ohnehin reif dafür).

Bei dieser Beschäftigung ist mir eines klar geworden:
Für mich (!) ist es völlig unerheblich ob jemand berufsmäßig (nicht zu verwechseln mit professionell) schreibt, oder als Hobby-Schriftsteller, Amateur, als Liebhaber also. Diese Unterscheidung halte ich für geradezu unmöglich, vielleicht sogar für ein bisserl gefährlich, jedenfalls für abwegig. Der Amateur liebt ja nicht das Ergebnis, liebt nicht seine eigenen Texte (möglicherweise sogar weniger als der "reine, marktorientierte Profi"), sondern die Arbeit an sich, das Schreiben, den Weg also vielleicht sogar mehr als das Ziel. Das ist also m.E. die Motivation und irgendwann, wenn das Ziel völlig unpragmatisch erreicht ist, wenn also ein Text fertig ist, weil er fertig ist, nicht weil der Abgabetermin vor der Tür steht; weil ein Text genau das sagt, was er sagen soll, dann - sicher nicht früher - beginnt möglicherweise(!) die Frage nach dem Publikum. Nennt mich einen Romantiker, von mir aus auch einen romantischen Deppen, aber für mich ist klar: sobald das Ziel (nämlich die Veröffentlichung) im Vordergrund steht oder zur Haupt-Motivation wird, leidet der Weg; der Profi ist jetzt tatsächlich vom Liebhaber zu unterscheiden. Ich denk mir: richtig gut (und darauf kommt es an) wird's dann, wenn nicht für ein Publikum geschrieben wird (noch besser möglicherweise sogar: gegen den Mainsteam, nota bene gegen das Publikum. Und genial ist es, wenn das 'für den Weg Schreiben', also das 'nur für sich Schreiben' und das Schreiben gegen den Mainstream (seltsamerweise aber doch) den Geschmack des Publikums trifft. So - und da schließt sich der Kreis - wie es anfangs ein Márquez, ein Borges gemacht haben oder ein Horwarth, Kraus, und wie sie alle heißen. Handke, Bernhard haben es nicht anders gemacht, heute machen es der Glavinic, der Köhlmeier, der offen politische Menasse (als Beispiele nur). Die haben auch ihre Vorgaben, auch da erwartet der Verlag seine 50 oder 80 Tausend verkaufte Bücher. Ich bin davon überzeugt: die schaffen es (1) weil sie nicht auf das Publikum achten und (2) weil - und im Endeffekt macht das den Unterschied - weil sie wirklich schreiben können und etwas zu sagen haben, nicht, weil sie Berufs-Schriftsteller sind. Die waren (im Herzen, wie pathetisch) immer Schriftsteller (nie Autoren) und wurden vom Publikum , um das sie sich nicht geschert haben - keinesfalls aber vom Finanzamt - zu Berufs-Schriftstellern gemacht.

Und weil sie gelesen werden, weil sie sich einen Namen erschrieben haben, liefern sie - und das ist deren Pragmatismus, nur das - regelmäßig irgendwelche Kolumnen bei diversen Zeitungen ab, womit sie dann 50% oder mehr ihrer Einnahmen lukrieren.

Hängen die Trauben zu hoch? Na, sollen sie doch! Ich weiß, dass das nie funktionieren wird, aber auch das macht nix. Die Frage war ja Ist [...] für dich [...]?


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lg Wolfgang

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Kris
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Beiträge: 453



Beitrag21.02.2016 21:57

von Kris
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Lieber lupus,

in vielen Dingen möchte ich Dir zustimmen, hier jedoch nicht:

lupus hat Folgendes geschrieben:
abwegig. Der Amateur liebt ja nicht das Ergebnis, liebt nicht seine eigenen Texte (möglicherweise sogar weniger als der "reine, marktorientierte Profi"), sondern die Arbeit an sich, das Schreiben, den Weg also vielleicht sogar mehr als das Ziel.


Ich würde sogar behaupten gerade weil man seinen Text liebt, will man ihn nicht dem Diktat des Marktes unterwerfen. Denn im Folgenden sagst Du ja selbst:

lupus hat Folgendes geschrieben:
Das ist also m.E. die Motivation und irgendwann, wenn das Ziel völlig unpragmatisch erreicht ist, wenn also ein Text fertig ist, weil er fertig ist, nicht weil der Abgabetermin vor der Tür steht; weil ein Text genau das sagt, was er sagen soll, dann - sicher nicht früher - beginnt möglicherweise(!) die Frage nach dem Publikum. Nennt mich einen Romantiker, von mir aus auch einen romantischen Deppen, aber für mich ist klar: sobald das Ziel (nämlich die Veröffentlichung) im Vordergrund steht oder zur Haupt-Motivation wird, leidet der Weg; der Profi ist jetzt tatsächlich vom Liebhaber zu unterscheiden.


Und anschließend:

lupus hat Folgendes geschrieben:
Ich denk mir: richtig gut (und darauf kommt es an) wird's dann, wenn nicht für ein Publikum geschrieben wird (noch besser möglicherweise sogar: gegen den Mainsteam, nota bene gegen das Publikum. Und genial ist es, wenn das 'für den Weg Schreiben', also das 'nur für sich Schreiben' und das Schreiben gegen den Mainstream (seltsamerweise aber doch) den Geschmack des Publikums trifft. So - und da schließt sich der Kreis - wie es anfangs ein Márquez, ein Borges gemacht haben oder ein Horwarth, Kraus, und wie sie alle heißen. Handke, Bernhard haben es nicht anders gemacht, heute machen es der Glavinic, der Köhlmeier, der offen politische Menasse (als Beispiele nur). Die haben auch ihre Vorgaben, auch da erwartet der Verlag seine 50 oder 80 Tausend verkaufte Bücher. Ich bin davon überzeugt: die schaffen es (1) weil sie nicht auf das Publikum achten und (2) weil - und im Endeffekt macht das den Unterschied - weil sie wirklich schreiben können und etwas zu sagen haben, nicht, weil sie Berufs-Schriftsteller sind. Die waren (im Herzen, wie pathetisch) immer Schriftsteller (nie Autoren) und wurden vom Publikum , um das sie sich nicht geschert haben - keinesfalls aber vom Finanzamt - zu Berufs-Schriftstellern gemacht.


Obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob die Horwarts, Kraus' und Handkes (vor allem!) ohne Publikum vor dem inneren Auge nur für sich geschrieben haben. Aber um das zu beurteilen, kenne ich die genannten doch zu wenig.
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Nayeli Irkalla
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Beitrag21.02.2016 21:59

von Nayeli Irkalla
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Ist es nicht autistisch, primär für sich selbst und nicht für mögliche Leser zu schreiben? Für mich ist Geschichtenerzählen irgendwie immer ein kommunikativer Akt gewesen und ist es weiterhin.

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Beitrag21.02.2016 22:10

von Einar Inperson
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Nayeli Irkalla hat Folgendes geschrieben:
Ist es nicht autistisch, primär für sich selbst und nicht für mögliche Leser zu schreiben? Für mich ist Geschichtenerzählen irgendwie immer ein kommunikativer Akt gewesen und ist es weiterhin.


Musik machen z.B. ist auch ein kommunikativer Akt. Ist es autistisch nicht auf der Bühne zu spielen. Lupus hat schon recht, ich stimme ihm in vielen Aspekten zu. Inbesondere in seiner Einlassung mit dem Weg.

Zurück zur Musik. Bei den meisten Menschen reicht es halt nicht für die Bühne. Genauso ist es mit dem Schreiben. Mir macht es Freude zu schreiben. Mir macht es Freude Geschichten auszudenken. Obwohl, die kommen eigentlich von ganz alleine.

Nur weil es bei mir nicht für die Bühne reicht, muss ich doch nicht aufhören zu schreiben.


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Nayeli Irkalla
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Beitrag21.02.2016 22:21

von Nayeli Irkalla
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Da mich dieser Nebenfaden sehr interessiert (Schreiben als isolierter oder als kommunikativer Akt), habe ich dazu einen eigenen Thread eröffnet, um diesen nicht mit Offtopic zu verwässern. Ihr schneidet da einen interessanten Punkt an, der in meinem bisherigen Geschichtenverständnis keine Rolle spielte, aber offenbar durchaus einiges Potential zum Verbessern der Erzählkunst birgt. Das Bild mit der Musik gefällt mir sehr gut - fast jeder Musiker kennt ja das Phänomen des Vorführeffekts: Wenn man für sich allein spielt, wird es manchmal viel, viel schöner, als es je für ein Publikum unter Leistungsdruck werden könnte. Ich würde mich freuen, dieses Thema in dem anderen Faden mit euch und anderen zu vertiefen smile.

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Eulenbaum
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Beitrag21.02.2016 22:22

von Eulenbaum
Antworten mit Zitat

Nayeli Irkalla hat Folgendes geschrieben:
Ist es nicht autistisch, primär für sich selbst und nicht für mögliche Leser zu schreiben? Für mich ist Geschichtenerzählen irgendwie immer ein kommunikativer Akt gewesen und ist es weiterhin.

Der Text muß in sich und für sich stimmen, erst dann gebe ich ihn heraus, an erste Gegenleser zum Beispiel, dasselbe gilt auch für einzelne Textpassagen .

Gruß,
Eulenbaum
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Nayeli Irkalla
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Beitrag21.02.2016 22:27

von Nayeli Irkalla
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Eulenbaum hat Folgendes geschrieben:
Nayeli Irkalla hat Folgendes geschrieben:
Ist es nicht autistisch, primär für sich selbst und nicht für mögliche Leser zu schreiben? Für mich ist Geschichtenerzählen irgendwie immer ein kommunikativer Akt gewesen und ist es weiterhin.

Der Text muß in sich und für sich stimmen, erst dann gebe ich ihn heraus, an erste Gegenleser zum Beispiel, dasselbe gilt auch für einzelne Textpassagen .

Gruß,
Eulenbaum


Ich merke, dass ich mich da blöd ausgedrückt habe. Bitte entschuldigt. Deswegen habe ich einen neuen Thread aufgemacht, weil mich diese Fragestellung tatsächlich sehr interessiert und ich hier OT-Diskussionen so gering wie möglich halten möchte.

@ all: Wenn euch mein ungeschickt formuliertes Zitat - mea culpa - sauer aufstößt, steinigt mich dafür bitte in dem anderen Thread!  http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=55642&highlight=

Oder schreibt im anderen Thread offen und ehrlich eure eigenen Einstellungen und Erfahrungen zum Thema "Geschichten als isolierten Akt schreiben" versus "Geschichten für gedachte Leser schreiben", es interessiert mich nämlich wirklich. Nicht, um recht zu behalten, sondern um aus euren unterschiedlichen und vielschichtigen Herangehensweisen vielleicht tatsächlich ein wenig mehr über das Erzählen zu lernen.


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Eulenbaum
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Beitrag22.02.2016 09:42

von Eulenbaum
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Seitenrascheln hat Folgendes geschrieben:
Der Grund, warum jemand schreibt, hilft mir aber den jeweiligen Beitrag einzuordnen. .


Für mich zählt der Inhalt der Beiträge, egal, wer das schreibt. Und das wünsche ich mir auch für meine Beiträge.

Ich mag die Offenheit, viele unterschiedliche Leute, eine erstmal grundsätzliche Akzeptanz, die in diesem Forum da ist, hier ist kaum Profilierungsdruck (nur manchmal, aber das sind wohl eher "Standortbestimmungen", die sind auch manchmal wichtig, wenn man derart für sich arbeitet, wie es dieses schreibende Metier mit sich bringt).

So ein ständiger Profilierungsdruck unter den Mitgliedern kann ein Forum auch kaputt machen.

Ich finde es schön, wie das hier im thread aber "aufgefangen" wurde.
(ich merke, wie ich da "sprachlos" werde, weil ich gesehen habe, was in anderen Foren passiert ist)

Gruß,
Eulenbaum
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Ynishii
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Beiträge: 355
Wohnort: Erde


Beitrag22.02.2016 11:29

von Ynishii
Antworten mit Zitat

Eulenbaum hat Folgendes geschrieben:
Seitenrascheln hat Folgendes geschrieben:
Der Grund, warum jemand schreibt, hilft mir aber den jeweiligen Beitrag einzuordnen. .


Für mich zählt der Inhalt der Beiträge, egal, wer das schreibt. Und das wünsche ich mir auch für meine Beiträge.

...


Absolut richtig. Das hatte ich ganz vergessen zu kommentieren.

Eigentlich kann man Beiträge vermutlich nur dann richtig einordnen, wenn man nicht weiß ob der Schreiber Berufs- oder Hobbyautor ist. Eine subjektive Vorbelegung ist so ziemlich das Schlimmste, was passieren kann.

Und auch ich habe schon wertvolle Tipps bekommen von Leuten zwischen 14 und 83, Hobby- und Berufsschreibern, Männern und Frauen, Deutschen, Amerikanern und sogar Chinesen smile extra (Die Liste ließe sich unbegrenzt fortführen)

LG Y.


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Verehrt mich nicht an dunklen Orten. Tretet hinaus in die Welt und macht sie bunt. - Arthamos, Gott der Künste (auch »Der Bunte« genannt)

Ich kann beweisen, dass dem Schöpfungsprozess eine gewisse kreative Eigeninitiative innewohnt. - Dr. Aurora Fleming
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Nayeli Irkalla
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Beitrag22.02.2016 11:35

von Nayeli Irkalla
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Ynishii hat Folgendes geschrieben:
Eigentlich kann man Beiträge vermutlich nur dann richtig einordnen, wenn man nicht weiß ob der Schreiber Berufs- oder Hobbyautor ist. Eine subjektive Vorbelegung ist so ziemlich das Schlimmste, was passieren kann.


Ja und nein. Wenn ich z. B. schreiben würde: Ich habe mich mit den Hintergründen zum klassischen Aufbau einer Liebesgeschichte nach Truby beschäftigt, den 12 Beats, die bewirken, dass die Liebesgeschichte voranschreitet und dem Leser glaubhaft erscheint und ihn nicht loslässt, und jetzt hake ich an der und der Stelle und kriege die Kurve von da und da zu so und so nicht ...

Dann ist es tatsächlich hilfreicher, wenn sich jemand damit unter der Prämisse auseinandersetzt, dass es okay ist, sich mit Modellen von Liebesgeschichten auseinanderzusetzen und konkret auf diese Frage eingeht, als wenn jemand schreibt, dass ich mich doch nicht von solchen Modellen einschränken lassen soll und lieber gucken, was sich für mich richtig anfühlt, wohin es mich führt, Inspiration, und ob man denn wirklich Liebesgeschichten nach Schema F schreiben müsse.

Letzteres ist dann nicht nur nicht hilfreich, sondern kontraproduktiv und inspirationszerstörend. Oft klingt bei so was auch ein wenig Abwertung mit. Bei Antworten auf solche Fragen kann es durchaus hilfreich sein, zu wissen, aus welcher Ecke jemand kommt, um manche leicht verletzende Äußerung nicht so nah an sich rankommen zu lassen, dass es wehtut und beim Schreiben hemmt - aber das weiß man bei Leuten, die länger im Forum sind, ohnehin früher oder später und kennt auch ihre ungefähren Einstellungen zu solchen Fragen. Am Anfang hilft es aber sicher durchaus, sich entlang solcher Kriterien zu orientieren.


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Eulenbaum
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Beitrag22.02.2016 12:19

von Eulenbaum
Antworten mit Zitat

Zitat:
Dann ist es tatsächlich hilfreicher, wenn sich jemand damit unter der Prämisse auseinandersetzt, dass es okay ist, sich mit Modellen von Liebesgeschichten auseinanderzusetzen und konkret auf diese Frage eingeht, als wenn jemand schreibt, dass ich mich doch nicht von solchen Modellen einschränken lassen soll und lieber gucken, was sich für mich richtig anfühlt, wohin es mich führt, Inspiration, und ob man denn wirklich Liebesgeschichten nach Schema F schreiben müsse.

Und das kann Dir jeweils jeder schreiben, Du mußt trotzdem gucken, was für Dich stimmt.

"Berufsautor" (oder wie auch immer dann die Bezeichnung für einen beruflich schreibenden Autor ist) heißt nicht, daß es da eine einheitliche und "richtige" Meinung gibt. Denn das ist breit gefächert, was einen Berufsautor ausmacht.

Selbst wenn man nur das eine Kriterium für einen Berufsautor anlegt: "kann von seinen Einnahmen über die Buchverkäufe seines beim Verlag verlegten Buches leben (ohne Lesungen, Schreibkurse und andere Einnahmen)".

Man muß z.B. wissen, in welchem Genre jemand unterwegs ist, oder ob überhaupt, ein Günter Grass könnte Dir auf Deine obige Frage schwer "einfach so" antworten, oder? - er müßte sich mit dem thema auseinandersetzen, so wie andere, die sich da nicht auskennen auch, obwohl er wohl alles ist, was man sich so unter "professionell schreibend"  vorstellen kann (oder doch nicht?).

Nein, es gibt "Berufsautoren", bei denen ich Substanz (für mich) gefunden habe, aber auch Beiträge, die mir nichts gesagt haben. Es gilt dasselbe bei anderen, Nichtberufsautoren sozusagen, die schreiben.

Es kommt mir auf die Substanz der Beiträge an; die Entscheidung, ob etwas mir etwas bringt, bringt nicht der Status des Verfassers, sondern der Inhalt des Beitrags (also: entscheide letztlich ... ich, da komme ich nicht "drumrum").

Gruß,
Eulenbaum
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nebenfluss
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Beitrag22.02.2016 12:39

von nebenfluss
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Nayeli Irkalla hat Folgendes geschrieben:
Ynishii hat Folgendes geschrieben:
Eigentlich kann man Beiträge vermutlich nur dann richtig einordnen, wenn man nicht weiß ob der Schreiber Berufs- oder Hobbyautor ist. Eine subjektive Vorbelegung ist so ziemlich das Schlimmste, was passieren kann.


Ja und nein. Wenn ich z. B. schreiben würde: Ich habe mich mit den Hintergründen zum klassischen Aufbau einer Liebesgeschichte nach Truby beschäftigt, den 12 Beats, die bewirken, dass die Liebesgeschichte voranschreitet und dem Leser glaubhaft erscheint und ihn nicht loslässt, und jetzt hake ich an der und der Stelle und kriege die Kurve von da und da zu so und so nicht ...

Dann ist es tatsächlich hilfreicher, wenn sich jemand damit unter der Prämisse auseinandersetzt, dass es okay ist, sich mit Modellen von Liebesgeschichten auseinanderzusetzen und konkret auf diese Frage eingeht, als wenn jemand schreibt, dass ich mich doch nicht von solchen Modellen einschränken lassen soll und lieber gucken, was sich für mich richtig anfühlt, wohin es mich führt, Inspiration, und ob man denn wirklich Liebesgeschichten nach Schema F schreiben müsse.

Das widerspricht Ynishiis Aussage aber doch nicht!?
Hobbyautoren können sich doch genauso mit Schreibtechniken und literarischen Konzepten auseinandersetzen wie Profis. Und ob man meint, nach Schema F schreiben zu müssen oder nicht, hat auch nur bedingt mit Professionalität zu tun.
Aussagekräftig ist immer nur die Aussage selbst. Im Falle eines solchen Hilfegesuchs ist sie für den Hilfesuchenden entweder relevant oder eben nicht. Ein qualitatives Vorurteil nach dem Motto: "Wer kein Geld mit dem Schreiben verdient, kann eigentlich nicht mitreden" fände ich da fehl am Platz.


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agu
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Beitrag22.02.2016 15:41

von agu
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nebenfluss hat Folgendes geschrieben:

Hobbyautoren können sich doch genauso mit Schreibtechniken und literarischen Konzepten auseinandersetzen wie Profis. Und ob man meint, nach Schema F schreiben zu müssen oder nicht, hat auch nur bedingt mit Professionalität zu tun.
Aussagekräftig ist immer nur die Aussage selbst. Im Falle eines solchen Hilfegesuchs ist sie für den Hilfesuchenden entweder relevant oder eben nicht. Ein qualitatives Vorurteil nach dem Motto: "Wer kein Geld mit dem Schreiben verdient, kann eigentlich nicht mitreden" fände ich da fehl am Platz.


Das sehe ich auch so.
Es gibt kommerziell erfolgreiche Autoren, die noch nie was von Heldenreise oder Plotpoints gehört haben ebenso wie ambitionierte Hobyisten, die zwar nicht veröffentlichen, aber sich trotzdem enorm gut mit dem Handwerk auskennen und dementsprechend wertvolle Hilfe bei entsprechenden Fragen leisten können.
Geht es um Aspekte des Verlags- und Vertragswesens abseits literarischer Inhalte, ist ein entsprechender Background natürlich hilfreich ... aber das sortiert sich von ganz allein, wer sich in welchen Threads äußert, und wer still mitliest.
In diesem Sinne - auf weiterhin vielfältigen Austausch! Smile


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Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur)
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Murmel
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Beitrag22.02.2016 19:51

von Murmel
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Warum sollten Hobbyautoren nicht etwas Sinnvolles zu den Inhalten und Ausführung eines Textes sagen können? Selbst zu Genrekonventionen, denn nach meiner Definition heißt Hobbyautor nicht gleich unveröffentlichter Autor. Ein Hobbyautor kann durchaus auch veröffentlicht sein, er betreibt die Schreiberei nur nicht unter dem kommerziellen Aspekt.

Zudem hat immer der Leser das letzte Wort, was die Wirksamkeit eines Textes angeht, nicht die Autoren, egal welcher Couleur.


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lupus
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Beitrag22.02.2016 22:18

von lupus
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Das hat weder mit Hobby oder Profi zu tun (eine Unterscheidung, die ich immer noch ... wurscht jetzt) oder mit veröffentlicht oder Schubladen-Schreiber.

Sondern mit literarischem Verständnis, Allgemeinbildung und Gefühl. Das wirklich spannende, herausfordernde - die hohe Kunst - ist es ja eigentlich, oder zumindest ein Aspekt davon, wenn derjenige, der eine Stilfigur, einen intertextuellen Verweis, historischen Bezug, erzähltechnische Trick, etc. nicht versteht keinen Schaden nimmt (also sich einfach 'unterhalten' kann), derjenige, der's versteht aber einen Zusatznutzen erkennt.

Was die Wirkung angeht - ja, der Leser (den es ja nicht gibt, es gibt höchstens eine an Heterogenität kaum zu überbietende Leserschaft) mag das letzte Wort haben. Nicht aber was die Qualität betrifft. Da sind wohl - zumindest tendenziell - eher das Feuilleton gefragt und irgendwelche Poetik-Freaks. Und ja, ich bin immer noch der Meinung, dass es zumindest ansatzweise so etwas wie objektivierbare Literarizität gibt. Möglicherweise, aber wirklich nur möglicherweise wäre eine Unterscheidung zwischen 'Wissen um' und 'Nicht-Wissen um Literarizität' ein Unterschiedungskriterium, wobei Wissen vlt auch 'Gefühl' sein kann; wenn man denn unbedingt unterscheiden will.


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Beitrag23.02.2016 12:12

von agu
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lupus hat Folgendes geschrieben:
Das wirklich spannende, herausfordernde - die hohe Kunst - ist es ja eigentlich, oder zumindest ein Aspekt davon, wenn derjenige, der eine Stilfigur, einen intertextuellen Verweis, historischen Bezug, erzähltechnische Trick, etc. nicht versteht keinen Schaden nimmt (also sich einfach 'unterhalten' kann), derjenige, der's versteht aber einen Zusatznutzen erkennt.


Danke Lupus.
Das ist allerdings ein sehr wichtiger Punkt, der - glaube ich - bei all dem Gezerre um die Natur und Definierbarkeit von Qualität noch gar nicht genannt worden ist. Er trifft meiner Meinung nach aber ins Schwarze.

Das ist nämlich tatsächlich die Königsdisziplin der Unterhaltungsliteratur (und hat nebenbei - so man sie denn beherrscht - den Vorteil, dass man damit eine wirklich breite Leserschaft anspricht).


_________________
Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur)
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Nayeli Irkalla
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Beitrag23.02.2016 22:12

von Nayeli Irkalla
Antworten mit Zitat

Vielleicht noch einmal zur Chronologie:

Seitenrascheln stellt in diesem Thread http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=55542&highlight=seitenrascheln eine Frage.

Zitat:
Die Frage ist bei Kinderbüchern vermutlich noch wichtiger als bei Romanen für Erwachsene: Welches Geschlecht soll die Hauptperson bekommen?


Zunächst kommen Antworten, die sich auf eigene subjektive Vorlieben beziehen oder darauf, dass bestimmte Aussagen unter emanzipatorischen Gesichtspunkten fragwürdig erscheinen.

Seitenrascheln merkt, dass er nicht klar genug gemacht hat, was eigentlich seine Frage war. Er präzisiert:

Zitat:
Ja, du hast recht, da ist einiges im Argen.


... und geht dann noch mal genauer auf das ein, was ihn aus beruflicher Sicht - jenseits von moralisch richtig und falsch, sondern im Interesse der Verkaufbarkeit - interessiert:

Seitenrascheln hat Folgendes geschrieben:
nothingisreal hat Folgendes geschrieben:
@Seitenrascheln: Du solltest dich mal fragen, was du erzählen willst. Dann wirst du wissen, wer deine Hauptfigur ist und entsprechend ihr Geschlecht.

Nee, so einfach ist das nicht, wenn du mit einem großen Verlag ein Kinderbuch konzipierst. Da wird schon darauf geachtet, wer die Zielgruppe sein soll und mit welchen Mitteln man die erreicht.

nothingisreal hat Folgendes geschrieben:
Wenn es dir allerdings nur um die Verkaufszahlen geht, dann würde ich dir vorschlagen, ein Buch über Ponys und Prinzessinen zu schreiben. Sowas verkauft sich immer. Rolling Eyes

Buäh! Das mache ich nicht!

Ich weiß nicht, ob ich das oben geschrieben habe, aber ich denke bei dieser Frage nicht an Bücher, die man für sich selbst schreibt - da kann man machen, was man will. Mir geht es um Bücher, die auf dem Markt eine Chance haben. Und auch wenn es vielleicht desillusionierend ist: Da kommt ihr mit "das will ich erzählen" und Prototypen nicht weit.


Immer noch kommen keine Antworten, die sich konkret auf das Entwickeln von Kinderbüchern entlang von Marktrealitäten beziehen, das, wonach Seitenrascheln gefragt hat.

***

Ich vermute, dass Seitenrascheln sich dann fragte, ob das Fehlen solcher Antworten vielleicht daran liegt, dass hier primär Schreibende unterwegs sind, für die solche Fragen einfach nicht relevant sind. Tja. Und so kam dann die Berufsschriftstellerfrage auf.

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:

Hobbyautoren können sich doch genauso mit Schreibtechniken und literarischen Konzepten auseinandersetzen wie Profis.


Murmel hat Folgendes geschrieben:
Warum sollten Hobbyautoren nicht etwas Sinnvolles zu den Inhalten und Ausführung eines Textes sagen können? Selbst zu Genrekonventionen, denn nach meiner Definition heißt Hobbyautor nicht gleich unveröffentlichter Autor. Ein Hobbyautor kann durchaus auch veröffentlicht sein, er betreibt die Schreiberei nur nicht unter dem kommerziellen Aspekt.

Zudem hat immer der Leser das letzte Wort, was die Wirksamkeit eines Textes angeht, nicht die Autoren, egal welcher Couleur.


lupus hat Folgendes geschrieben:
Das hat weder mit Hobby oder Profi zu tun (eine Unterscheidung, die ich immer noch ... wurscht jetzt) oder mit veröffentlicht oder Schubladen-Schreiber.


In vielen Bereichen stimme ich euch zu. Aber: Immer geht das wohl einfach nicht. Siehe auch:

agu hat Folgendes geschrieben:
Geht es um Aspekte des Verlags- und Vertragswesens abseits literarischer Inhalte, ist ein entsprechender Background natürlich hilfreich ... aber das sortiert sich von ganz allein, wer sich in welchen Threads äußert, und wer still mitliest.


Nur, dass es sich in Seitenraschelns Ausgangsthread nicht von allein sortierte, sondern sich in Richtungen entwickelte, die nicht den Antworten entsprachen, die er suchte, und ihn deswegen nicht weiterbrachten. Warum? Das versuchte er dann wohl - auf etwas unelegante Weise -, herauszufinden.


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Beitrag23.02.2016 22:55

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Hallo Nayeli,

zunächst mal finde ich, dass Seitenrascheln seine Motivation für die Eröffnung dieses/r Threads selbst benennen sollte, wenn er das für nötig hält.

Was die Chronologie an sich angeht, gebe ich dir weitgehend recht. Allerdings ist das wieder ein anderes Thema, das ich nicht
hier diskutieren würde, sondern dort: *klick*


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phronesis
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Beitrag26.02.2016 17:44

von phronesis
Antworten mit Zitat

Nayeli Irkalla hat Folgendes geschrieben:
Ist es nicht autistisch, primär für sich selbst und nicht für mögliche Leser zu schreiben?.


Nein, ist es nicht. Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung. Primär für sich selbst zu schreiben, ist dafür meines Wissens kein Diagnosekriterium. Dein Missbrauch des Wortes "autistisch" grenzt an Diskriminierung und Stigmatisierung. Letzteres meint, als würde man irgendetwas Doofes als "schwul" bezeichnen. Oder jemanden, den man blöd findet, als "behindert".

Entschuldige bitte, aber da ich mit der Thematik persönlich viel zu tun hatte, muss ich mich hierzu einfach äußern. Bitte versteh es nicht als Angriff, denn es geht nicht gegen dich als Person. Ich finde viele deiner Beitrage sehr differenziert und damit (für mich) informativ ausgesprochen wertvoll.

Ich möchte mich nur ausdrücklich gegen den achtlosen Gebrauch irgendwelcher psychiatrischer Diagnosebegriffe in der Alltagssprache aussprechen. Was für ein soziales Versagen in einer scheinbar aufgeklärten Zeit (ganz generell).


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Nayeli Irkalla
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Beitrag26.02.2016 17:59

von Nayeli Irkalla
Antworten mit Zitat

phronesis hat Folgendes geschrieben:
Nayeli Irkalla hat Folgendes geschrieben:
Ist es nicht autistisch, primär für sich selbst und nicht für mögliche Leser zu schreiben?.


Nein, ist es nicht. Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung. Primär für sich selbst zu schreiben, ist dafür meines Wissens kein Diagnosekriterium. Dein Missbrauch des Wortes "autistisch" grenzt an Diskriminierung und Stigmatisierung. Letzteres meint, als würde man irgendetwas Doofes als "schwul" bezeichnen. Oder jemanden, den man blöd findet, als "behindert".

Entschuldige bitte, aber da ich mit der Thematik persönlich viel zu tun hatte, muss ich mich hierzu einfach äußern. Bitte versteh es nicht als Angriff, denn es geht nicht gegen dich als Person. Ich finde viele deiner Beitrage sehr differenziert und damit (für mich) informativ ausgesprochen wertvoll.

Ich möchte mich nur ausdrücklich gegen den achtlosen Gebrauch irgendwelcher psychiatrischer Diagnosebegriffe in der Alltagssprache aussprechen. Was für ein soziales Versagen in einer scheinbar aufgeklärten Zeit (ganz generell).


In der Umgangssprache hat "autistisch" leider tatsächlich in bestimmten Kontexten die Bedeutung von "in-sich-zurückziehen-und-sich-aus-kommunikativen-Situationen-heraushaltend". Ich hätte es hier in der Forendiskussion jedoch nicht umgangssprachlich, sondern differenzierter ausdrücken sollen. Bitte entschuldige.

Ich habe das, was ich meinte, auch noch mal neu formuliert:

Nayeli Irkalla hat Folgendes geschrieben:
Eulenbaum hat Folgendes geschrieben:
Nayeli Irkalla hat Folgendes geschrieben:
Ist es nicht autistisch, primär für sich selbst und nicht für mögliche Leser zu schreiben? Für mich ist Geschichtenerzählen irgendwie immer ein kommunikativer Akt gewesen und ist es weiterhin.

Der Text muß in sich und für sich stimmen, erst dann gebe ich ihn heraus, an erste Gegenleser zum Beispiel, dasselbe gilt auch für einzelne Textpassagen .

Gruß,
Eulenbaum


Ich merke, dass ich mich da blöd ausgedrückt habe. Bitte entschuldigt. Deswegen habe ich einen neuen Thread aufgemacht, weil mich diese Fragestellung tatsächlich sehr interessiert und ich hier OT-Diskussionen so gering wie möglich halten möchte.

@ all: Wenn euch mein ungeschickt formuliertes Zitat - mea culpa - sauer aufstößt, steinigt mich dafür bitte in dem anderen Thread!  http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=55642&highlight=

Oder schreibt im anderen Thread offen und ehrlich eure eigenen Einstellungen und Erfahrungen zum Thema "Geschichten als isolierten Akt schreiben" versus "Geschichten für gedachte Leser schreiben", es interessiert mich nämlich wirklich. Nicht, um recht zu behalten, sondern um aus euren unterschiedlichen und vielschichtigen Herangehensweisen vielleicht tatsächlich ein wenig mehr über das Erzählen zu lernen.


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