aktuelle Namen in Euren Geschichten?

[czil]

Hallo.
Nachdem ich mir nun von zwiefacher Seite anhören durfte, dass der Name »Cornelia« wohl für eine aktuelle Geschichte kaum tauglich sein dürfte, wollte ich mich mal umhören:
 Wie haltet ihr das mit den Namen?

Richtet ihr euch nach den Namenshitparaden? Oder wonach komponiert ihr eure Charaktere diesbezüglich?

[Tjana]

Das hängt natürlich von der Art der Geschichte und auch sehr davon ab, ob schon mit dem Namen etwas Besonderes dieses Charakters verbunden werden soll.
Ich bemühe mich immer, ungewöhnliche Namen zu nutzen, manchmal denke ich sie mir auch aus. Nach meinem Gefühl kann man sich besser mit einer Figur identifizieren, die nicht heißt, wie die Nachbarin.
Dennoch können Listen hilfreich sein. Vielleicht springt dich ein Name an, wenn du dich dabei stark auf deine Figur konzentriert.
LGT

[BiancaW.]

Meine Figuren "sagen" mir, wie sie heißen wollen

Die Namen fallen mir ein, während ich die Charaktere entwickle.

Zur Inspiration nutze ich gerne Namenslisten. Entweder aus dem Geburtsjahr meiner Figuren, oder aus dem Land, in dem die Geschichte spielt.
Ich versuche dabei aber, die zehn beliebtesten Namen zu vermeiden

Zu deiner Cornelia: Das war doch in den 60er Jahren ein gängiger Vorname. Wenn er also zur Geschichte passt, warum nicht ... (heutzutage wäre es dann vielleicht die Oma Cornalia)

[Rainer Prem]

Hallo,

[Gast]

Spitzname: Conny. Meine Arbeitskollegin hieß übrigens auch so. Sehe bei dem Namen kein Problem. Klar, ist nicht der modernste, doch als archaisch würde ich ihn nicht bezeichnen ...

[Nicki]

Wenn man einen "nichtgängigen" Namen verwendet, kann man das doch auch in der Geschichte verwenden.
Claudia könnte über ihre Mutter schimpfen, die sich bei der Namensgebung durchgesetzt hat, obwohl ihr Vater unbedingt ein Chantal haben wollte. Dann nennt sie sich eben Neli oder Conny.
In meinem aktuellen Manuskript gibt es einen Hieronymus, der zwar schon Mitte fünfzig ist, aber sich in einem Gespräch darüber beschwert, dass seine Schulfreunde ihn früher wegen des Namens immer geärgert haben.
Eine Susanne wird von Freunden nur Sue genannt.
Warum also nicht Cornelia?

[Nayeli Irkalla]

Ich gehe da tatsächlich immer die Hitparaden der jeweiligen Geburtszeit durch bzw. der Jahre davor, um zu überlegen, in was für einem Umfeld dieser Name wohl gewählt worden sein könnte. Ja, gern auch Untypisches, aber dann bewusst eingesetzt, weil es was über die Haltung der Eltern aussagt.

[Willebroer]

Nach Statistiken oder Namen-shitparaden würde ich allenfalls die Nebenfiguren benennen. Die Hauptpersonen sollten aber etwas Besonderes sein.

Man kann natürlich auch mit Gegensätzen spielen, indem man etwa einer ganz ungewöhnlichen Hauptperson einen Allerweltsnamen verpaßt.

Also keine schematische Lösung.

[Nayeli Irkalla]

[Willebroer]

Ja, sicher. Vor allem wenn man sich eng an die Zeit anlehnen will. Z. B. kann ein Prota einen seltenen Namen haben, aber wenn zwanzig andere auch ungewöhnliche Namen haben (in einer klar definierten Zeit), ist das schon eine Authentizitätsfalle.

[Kris]

Die Namen meiner Figuren haben ausschließlich Bezug zu ihren Charakteren, nicht zu irgendwelchen Listen.

Und sie sind auf eine beiläufige Weise fast alle sogar sprechend.
Teilweise unabsichtlich...

[czil]

[Babella]

Ich frage mich immer, was "moderne" Namen sein sollen. Sind das die, die gerade an Neugeborene vergeben werden? Ist "Anna" ein moderner Name? Der ist nicht neu, der ist in allen Altersklassen einfach nur häufig. Dasselbe gilt für Marie oder Mohammed. "Max" war mal mega-altmodisch. "Lukas" ist biblisch.

Conny macht schon seit Jahrzehnten das Seepferdchen im Pixibuch.

Ich bin mir sicher, dass noch vor meinem Ableben Peter, Dirk und Antje wieder "modern" werden ... kurzum: Ich würde da nichts drauf geben.

[nothingisreal]

[Babella]

Vor meinem inneren Auge trägt Cornelia Ohrringe. Die Haare sind braun, und sie ist nicht sehr groß.

Wahrscheinlich hat mich das an der ersten Cornelia, die ich kennenlernte, beeindruckt (vor allem die Ohrringe), aber an die kann ich mich nicht erinnern.

So sind auch die Namen von Eltern und Geschwistern natürlich "besetzt".

Aber wenn  man dann Lisbeth Salander kennengelernt hat, verändert sich das Gefühl für "Lisbeth" - das muss kein liebes bezopftes Mädchen sein, eben nicht "Lieschen Müller".

Das ist doch gerade das Spannende an Geschichten: Dass man Leute kennenlernt. Fertige Stereotypen in Namen zu packen ist öde.

[czil]

[Ruby Smith]

Also bei mir ist das so, dass mir viele Charaktere direkt sagen, wie sie heißen wollen. Es gibt keinen einzigen Charakter, der bei mir lange ohne Namen bleibt (und mit nicht lange meine ich, dass er maximal zehn Minuten namenlos ist, bis dahin habe ich seinen Namen).

Manchmal wissen die Charaktere aber selber noch nicht, wie sie heißen wollen und in diesem Zweifelsfall bemühe ich eines meiner zwei Vornamenlexika. Ich finde sie ultra praktisch, denn häufig stehen da auch die Bedeutungen zum jeweiligen Namen drin und wovon sie sich ableiten.

Das eine ist aus meinem Geburtsjahr (1990) und das andere von 2007. Beide sind total unterschiedlich. In dem älteren sind viele ältere Namen zu finden (und die Bedeutungserklärungen sind viel detaillierter). Im jüngeren der beiden stehen über 8000 Namen mit Listen und Verzeichnissen und den Top-10-Listen des vergangenen Jahrhunderts (für jedes Jahrzehnt eine eigene Top-10-Liste) und Top-10-Listen der verschiedenen Länder um 2004/5.

Sehr praktisch ist in dem neueren der beiden Bücher auch das Vornamenverzeichnis ganz am Ende. Dort gibt es eine Alphabetische Liste der Vornamen für Mädchen und Jungen (also zwei Listen). Diese Listen überfliege ich dann meistens und werde ganz schnell fündig.

Interessant ist wohl auch die Frage, woher man eigentlich weiß, dass es der richtige Name ist.

Bei mir äußert sich das in einem klingenden Gefühl in der Brustgegend. Dann weiß ich, dass es der richtige Name ist und mein Charakter so heißt/heißen will.

Wie ist das bei euch?

Und czil: Ich kenne vier Cornelias die Jünger sind als ich (also unter 25). Lass dir da nichts einreden. Wenn der Charakter so heißen will/heißt, dann heißt er so.

[Magpie]

Mir ist tatsächlich diesbezüglich bei meinem neuen Buch etwas passiert, das ich nie erahnt hätte.

Normalerweise bennenen sich die Charaktere selbst. Vielleicht ändert man mal den Nachnamen, aber oft ist es bei mir so, dass die Protas mit ihren Namen wachsen.
An der Geschichte meines letzten Buches saß ich sehr lange. Als ich anfing, den Plot zu konstruieren, war ich noch voll von Anfängerfehlern. Enthusiastisch bekam mein Antagonist einen englisch-klingenden Namen.
Die Geschichte spielt allerdings in Europa.

Dann, als mich mein Lektor darauf aufmerksam machte, begann ich, zu suchen. Welche Namen gab es in der Gegend, aus der er stammte (Skandinavien)? Da stieß ich auf einen Namen, der hervorragend passte! Wie angegossen, wie für diesen Charakter geschaffen. Viel besser, als der alte. Es war beinahe wie eine zweite Geburt.
Ich setzte ihn ein und nichts, rein gar nicht fehlte. Obwohl mein Anta jahrzehntelang den anderen Namen hatte, vermisste ich ihn keine Sekunde. Der neue war einfach der perfekte Name. Hatte nur auf ihn gewartet.
Long story short: Namen kann man durchaus ändern, wenn es passt. Es muss aber passen.

[meerenblau]

Irgendwie "sehe" ich Charakter und Name immer gleichzeitig vor mir. Also wenn ich eine Person erfinde, dann pendelt sich auch immer gleich der Name mit ein. Die sind dann untrennbar miteinander verbunden.

[Nordwind]

[Ruby Smith]

Um da ein bisschen Abhilfe zu schaffen:

http://www.beliebte-vornamen.de/jahrgang/j2015

Das sind die beliebtesten Vornamen des Jahres 2015. "Cornelia" ist zwar nicht darunter, das heißt aber noch lange nichts. Denn es gibt bestimmt in Deutschland irgendein Mädchen, dass im letzten Jahr geboren wurde, das den Namen "Cornelia" bekommen hat. So ein Ranking zeigt ja auch nur die meistvergebenen Namen und nicht die breite Masse.

[Ankh]