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Amateur Gänsefüßchen
Beiträge: 18 Wohnort: Dresden
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23.01.2016 23:03
von Amateur
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Hallo Graven,
die Überarbeitung hat dem Text meiner Meinung nach gut getan, liest sich flüssiger.
Ganz schnell ein paar Sachen, die mir aufgefallen sind (ja, so ein Text wird nie ganz fertig ...):
Zitat: | Ich habe hatte sie auf die oberen Regale gestellt, und das Wasser ist auch nicht bis zu ihnen gestiegen, nein, das Wasser hat die Regale von unten hochgedrückt und zum Kippen gebracht. | [Von der Erinnerung aus - habe die Helfer in's Wohnzimmer gelockt ... dann die Bücher ins Regal gestellt ... stimmt ja so nicht - eine noch weiter in die Vergangenheit reichende Erinnerung, dort ist m.E. die abgeschlossene Vergangenheit notwendig. Nebenbei: Warum wurden die Regale eigentlich zum Kippen gebracht und nicht einfach umgekippt?]
Hinweis: Kostüm hat für mich als Mann eine etwas andere Bedeutung (weiß natürlich, was gemeint ist).
Zitat: | herausrausreißen |
Zitat: | Fekalien -> Fäkalien |
Zitat: | Am Abend sind wir mit der Arbeit fertig. Du gehst. Ich schaue ich dir nach, ... |
Zitat: | Meine Freundin Anna, die versprochen hat hatte, für mich einzukaufen, ist immer noch nicht da |
Die Satzkonstruktion ist unnötig kompliziert: "... die für mich einkaufen wollte ..." tut's auch. Warum hast du die Absage 'rausgenommen? Wäre ein Kontrast zur unerwarteten Hilfe der Kollegin. [edit: vergiss das mit der Absage, ich habe den Absatz nicht zuende gelesen, ich nehm's zurück und behaupte das Gegenteil. ]
Zitat: | ... schielen zu den versotteten Sachen am Bürgersteig ... |
Sorry für die Klugscheißerei aber versottet nennt man einen Kamin, wenn sich Ruß, Kondesat, Säuren etc. durch die Mauersteine fressen. Passt nicht wirklich. Besser verrottet?
edit: Was mir noch aufgefallen ist:
Zitat: | Freiwillig schleppe ich jetzt Ausgeräumtes auf die Straße |
Das geht aus zwei Gründen nicht: Erstmal ist Ausgeräumtes eine seltsame Abstraktion, zweitens ist es doch schon ausgeräumt. Liegt also schon draußen oder? Ich stelle mir vor, es liegt - was auch immer das ist - auf dem Gehweg / auf der Wiese. Warum das jetzt auf die Straße räumen? Statt Ausgeräumtes brauchst du etwas treffenderes. Ich zerbrech' mir schon den Kopf, komme aber auf die Schnelle auf nix Passendes. Wie wär's mit verseuchtem Parkett, was sie nach draußen schleppt?
lg,
Amateur
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Graven Eselsohr
Beiträge: 281
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23.01.2016 23:40
von Graven
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Hallo lieber Amateur,
vielen Dank fürs noch einmal drüber schauen (und Fehler aufstöbern). Du hast recht, es muss "hatte die Bücher gestellt" heißen.
Der Passiv bei "kippen" ist gewollt, Stilmittel, soll zeigen, dass die Regale machtlos dem Wasser ausgeliefert waren.
Kostüm - ist klar
Ja, mit dem Anruf der Freundin - ich habe es ein bisschen entschärft
Edit: Dein Edit und meine Antwort haben sich überschnitten
Die Klugscheißerei verzeihe ich Dir, sie kommt so freundlich.
Versottet nannten alle Beteiligten die Sachen, die durch Hochwasser verschlammt waren. Deutsch ist nicht meine Muttersprache, und jetzt frage ich mich, kann ich wirklich "versottet" in diesem Zusammenhang nicht gebrauchen? Ist das nicht ähnlich, wie wenn man sagt, jemand hat eine gefrorene Gesichtsmimik? Oder so?
Edit: jetzt fällt es mir ein: eingefrorenes Lächeln
Wenn Dir bei Ausgeräumt besseres einfällt, immer her damit
liebe Grüße
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Amateur Gänsefüßchen
Beiträge: 18 Wohnort: Dresden
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24.01.2016 20:36
von Amateur
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Hi Graven,
zum Thema versotten sagt der Duden:
Zitat: | versotten = durch sich ablagernde Rauchrückstände verunreinigt werden [von Schornsteinen] |
Sollten die Gegenstände nicht im Kamin oder Schornstein gelagert worden sein, können sie schwerlich versottet sein. Egal, ob die wirklichen Helfer sowas gesagt hatten oder nicht - es passt einfach nicht.
Geschriebene Sprache hat - zurecht - höhere Anforderungen, schließlich hat man ja als Schreiber wesentlich mehr Zeit, als ein Sprecher und als Schriftsteller hat man sowieso noch viel höhere Ansprüche. Und da die Bedeutung hier nicht passt, reißt du jeden Leser, der die Bedeutung kennt, aus deiner Geschichte.
Wenn du diese Aussage einem Helfer in den Mund legen würdest, könntest du ihn damit als Unwissenden dastehen lassen, aber wenn dem Erzähler so etwas passiert, fällt das sofort auf den Autor zurück.
Um nicht Ausgeräumtes auf die Straße schleppen zu müssen, würde ich lieber das Parkett tragen, sogar aufgequollenes, schlammtriefendes und stinkendes. Es passt in den Kontext, ist konkret und erzeugt Bilder im Leser.
lg,
Amateur
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Graven Eselsohr
Beiträge: 281
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24.01.2016 22:28
von Graven
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Vielen lieben Dank für Deine Hilfe, Amateur
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Heidi Reißwolf
Beiträge: 1425 Wohnort: Hamburg
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24.01.2016 23:36
von Heidi
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Liebe Graven,
die Überarbeitung hat sich gelohnt Vor allem die Stelle mit der fernbleibenden Freundin, finde ich jetzt sehr gelungen.
Graven hat Folgendes geschrieben: | Diese Bücher habe ich von Oma geerbt. Die Abdrücke ihrer Finger hafteten ihnen noch an, und der Duft nach Kamille und Apfelkuchen klebte noch zwischen ihren Seiten.
|
Über diese Stelle bin ich auch bei der überarbeiteten Version gestolpert. Du schreibst ja im Präsens. Müssten die Abdrücke von Omas Fingern nicht auch in der Gegenwart noch an den Büchern haften? Aber vielleicht denke ich einfach nur verquer ...
Liebe Grüße
Heidi
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Graven Eselsohr
Beiträge: 281
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25.01.2016 00:17
von Graven
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Heidi hat Folgendes geschrieben: |
Graven hat Folgendes geschrieben: | Diese Bücher habe ich von Oma geerbt. Die Abdrücke ihrer Finger hafteten ihnen noch an, und der Duft nach Kamille und Apfelkuchen klebte noch zwischen ihren Seiten.
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Über diese Stelle bin ich auch bei der überarbeiteten Version gestolpert. Du schreibst ja im Präsens. Müssten die Abdrücke von Omas Fingern nicht auch in der Gegenwart noch an den Büchern haften? Aber vielleicht denke ich einfach nur verquer ...
Heidi |
Hallo liebe Heidi,
Du hast schon recht. Diese Stelle müsste heißen: Diese Bücher hatte ich von Oma geerbt. Die Abdrücke ihrer Finger hafteten ihnen noch an, und der Duft ... klebte .....
Und zwar möchte ich hier ausdrücken, dass die Abdrücke und der Duft VOR dem Hochwasser ihnen anhafteten. Danach waren sie weg.
Vielen Dank für Dein Feedback
P.S. Habe ich Dir schon erzählt, das ich ein Kommajunkie bin?
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Heidi Reißwolf
Beiträge: 1425 Wohnort: Hamburg
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25.01.2016 23:24
von Heidi
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Graven hat Folgendes geschrieben: |
Du hast schon recht. Diese Stelle müsste heißen: Diese Bücher hatte ich von Oma geerbt. Die Abdrücke ihrer Finger hafteten ihnen noch an, und der Duft ... klebte .....
Und zwar möchte ich hier ausdrücken, dass die Abdrücke und der Duft VOR dem Hochwasser ihnen anhafteten. Danach waren sie weg. |
Ah, verstehe!
Graven hat Folgendes geschrieben: |
P.S. Habe ich Dir schon erzählt, das ich ein Kommajunkie bin? |
Nein, hast du nicht, aber irgendwie hatte ich da so eine Ahnung. Weiß auch nicht warum
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5441 Wohnort: OWL
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26.01.2016 02:55
von Willebroer
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Graven hat Folgendes geschrieben: |
P.S. Habe ich Dir schon erzählt, das ich ein Kommajunkie bin? |
Was heißt das? Fehlen sie in deinem Text, weil du sie rauchst?
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Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1443
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26.01.2016 03:44
von Jack Burns
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Hallo Graven,
eine Geschichte, die ich mit ihrem Optimismus, so nicht schreiben könnte. Ich musste auch mehrmals lesen um sicher zu sein, dass sie mir nicht zu kitschig ist. Ist sie nicht. Einfach eine positive Geschichte. Ich habe gar nichts daran auszusetzen - die Perspektive und Zeitform passen, den sachliche Grundton empfinde ich als angemessen.
Ich bin trotzdem auf Krümelsuche gegangen. Für eine Veröffentlichung sollten die Rechtschreibfehler noch raus.
Schönen Gruß
Martin
Graven hat Folgendes geschrieben: | Hallo ihr Lieben
hier der überarbeitete Text.
Ich habe über alle Eure Vorschläge nachgedacht und mir die ausgesucht, die am besten zu meinem Stil passen. (Oder meinem Sturkopf )
Du klingelst Im Grunde "klingelt " sie nicht, wenn es nicht klingelt. Alternativ: Du drückst drei Mal auf die Klingel. , drei Mal, weil du nicht daran denkst, dass bei mir der Strom abgestellt ist. Als niemand kommt, gehst du nicht einfach über die Schwelle, wie die anderen, die vor dir gekommen sind, du bleibst an der ausgehängten Tür wenn sie ausgehängt ist, gibt es keine Tür. Oder die Tür steht noch neben dem Rahmen. Dann passt es. und rufst.
Zerzaust und mit Matsch bespritzt haste ich die Kellertreppe hinauf, ich beeile mich herauszukommen, bevor da unten jemand nach mir sucht. Ich schäme mich für den ausgedienten Teppich, den die Flut gegen die Treppe getrieben hat; für die ausgelatschten Schuhe, die sich in seinen Falten verheddert haben; die aufgeweichten Kartons, die für irgendetwas hätten nützlich sein sollen - früher. Heute weiß ich nicht mehr, wofür. 'Alter, stinkender Schmodder' hat ein Helfer gesagt, 'nur Messies heben so etwas auf'. Ich habe ihn hinausgedrängt; ihn und all die anderen, die schon unten angelangt sind, willig die Beweise meiner Schlampigkeit zu entdecken, sie auf die Straße zu zerren und zu Bergen aufzutürmen - als Schauspiel für Nachbarn und Hochwassertouristen. Beispiel für einen, trotz Länge, sehr guten Satz. Stattdessen habe ich die Helfer ins Wohnzimmer gelockt. Dort ist der Boden mit Büchern übersät. Ich habesie auf die oberen Regale gestellt, hier wäre Plusquam angebracht um zu verdeutlichen dass das noch vor dem Aufräumen stattgefunden hatte. und das Wasser ist auch nicht bis zu ihnen gestiegen, nein, das Wasser hat die Regale von unten hochgedrückt und zum Kippen gebracht. Jetzt schmeißen die Helfer die versotteten Schmöker durch das Fenster nach draußen, sie üben Weitwurf, haben Spaß dabei. Diese Bücher habe ich von Oma geerbt. Die Abdrücke ihrer Finger hafteten ihnen noch an, und der Duft nach Kamille und Apfelkuchen klebte noch zwischen ihren Seiten.
An der Haustür muss ich die Tränen wegblinzeln. Du schaust mich an und stammelst: "Jana, bist du es?", als ob du angenommen hättest, mich hier in Pumps und Kostüm anzutreffen. Doch deine Stimme klingt fest und beherrscht, als du: "Ich bin jetzt da" zu mir sagst Der Doppelpunkt passt hier nicht , als wären wir beste Freundinnen. Dabei kennen wir uns nur aus dem Büro.
Du greifst nach einer Kiste und steigst die glitschigen Stufen in den Keller hinab. Durch das kleine Fenster fällt nur wenig Licht und der Boden ist voller Schlamm. Wir sammeln den Kleinkram auf, die Gläser und Dosen, die aus den Schränken gespüllt gespült wurden.
Du wirst zu meiner Komplizin, als du sachte meinen Arm drückst und sagst, ich müsste indirekte Rede = Konjunktiv I - ich müsse Mal deinen Keller sehen, der ist sei so vollgestellt, da kann ihm der meine nicht das Wasser reichen. Dann greifst du beherzt nach der Pappe und verziehst nicht einmal das Gesicht, obwohl sie matschig und glitschig an deinen Fingern haftet. Du rollst sie zusammen, drückst das Wasser aus und schleppst sie nach draußen. Danach sind dein Shirt, deine Hose, ja sogar deine Haare nass und verschmiert.
Ich sage: "Hoffentlich hast du etwas zum Umziehen mit."
Du schaust an dir herunter.
"Nö, habe ich nicht. Es herrscht doch Katastrophenalarm." Du grinst. "Oder denkst du, der Busfahrer nimmt mich so nicht mit?"
"Ich borge dir was", sage ich und überlege, wie ich an die Kisten mit der sauberen Kleidung herankomme. Sie stapeln sich, vom Wasser gerettet, auf dem Dachboden, hineingequetscht zwischen Geschirr und Kleinmöbeln. All die Kleidung, die ich in den letzten Tagen aufgestöbert habe, ist schon verschmutzt. Die Jeans und Shirts sind steif vom getrockneten ? Schlamm und riechen nach toter Maus. gefällt mir!
"Pack deine Wäsche zusammen", sagst du, als du meine Ratlosigkeit bemerkst. "Ich nehme alles mit. Bekommst du morgen gewaschen zurück."
Die Sachen gammeln auf einem Haufen hinter der Küchentür. Niemand soll sie dort entdecken.
"Glaubst du, ich lege meine Schmutzwäsche Kante auf Kante in den Wäschekorb oder was?", sagst du und stopfst alles in einen Plastiksack.
"Du willst doch nicht mit dem Ding durch die Stadt fahren?", sage ich. Du zwinkerst mir zu und sagst nur: "Katastrophenalarm."
Nachdem wir den Keller leer geräumt haben, gehst du nicht nach Hause. Du linst zu den Männern, die im Wohnzimmer das Parkett herausrausreißen herausreißen. getrennt wäre schöner , und schließt dich ihnen an.
Ich sage: "Das ist zu schwer."
Du lächelst und spannst spielerisch deine Bizeps Plural wäre: Bizepse. Klingt doof. Besser "deinen Bizeps" anpassen an.
"Schau, ich habe noch genug Kraft."
Stunde um Stunde räumen wir weiter. Essen und Trinken wird werden! Außerdem finde ich "Trinken" für Getränke zu umgangssprachlich. Hier eine stilistische Anmerkung: Wenn das Essen und Getränke genauer benannt werden (die Würste und das Bier) würde das ein Gefühl für die Atmosphäre verstärken. knapp. Meine Freundin Anna, die versprochen hat, für mich einzukaufen, ist immer noch nicht da. Ich traue mich nicht, das Leitungswasser für einen Kaffee zu benutzen. Die Fekalien Fäkalien, die das Wasserwerk verseucht haben, schwimmen womöglich immer noch drin. Freiwillig schleppe ich jetzt Ausgeräumtes auf die Straße, um nebenbei nach Anna Ausschau zu halten, doch sie kommt nicht.
Am Abend sind wir mit der Arbeit fertig. Du gehst. Ich schaue ich dir nach, wie du zur Bushaltestelle schlenderst, mein duftiges Sommerkleid übergestreift, während der schwarze Wäschesack um deine Beine schlenkert. schön! Allerdings stört mich "während" ein bisschen. Zwei Spaziergänger laufen an mir vorbei, schielen zu den versotteten Sachen am Bürgersteig; flüstern: "Zum Glück wohnen wir weit oben, zum Glück kann uns das Wasser nichts anhaben."
Du winkst mir von der Haltestelle zu und ich muss an die Leute denken, die unglücklich sind, obwohl sie nie eine Katastrophe getroffen hat.
Denn ich bin glücklich. |
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
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Graven Eselsohr
Beiträge: 281
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26.01.2016 10:20
von Graven
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Hallo Martin,
Jack Burns hat Folgendes geschrieben: | Hallo Graven,
eine Geschichte, die ich mit ihrem Optimismus, so nicht schreiben könnte. Das verstehe ich. Nur bei mir ist es so, dass ich irgendwann Überlebensstrategie entwickelt habe, um nicht durchzudrehen. Kitschig sollte sie auf gar keinen Fall wirken - das hätte mich echt getroffen. Ich musste auch mehrmals lesen um sicher zu sein, dass sie mir nicht zu kitschig ist. Ist sie nicht. Einfach eine positive Geschichte. Ich habe gar nichts daran auszusetzen - die Perspektive und Zeitform passen, den sachliche Grundton empfinde ich als angemessen.
Ich bin trotzdem auf Krümelsuche gegangen. Für eine Veröffentlichung sollten die Rechtschreibfehler noch raus.
Die sind mir echt peinlich. Gerold hat versagt Er hat mir manchmal die letzte Silbe und die erste des nachfolgendes Wortes unterstrichen und totalen Quatsch vorgeschlagen. Ehrlich, ich weiß nicht, warum?
Schönen Gruß
Martin
Graven hat Folgendes geschrieben: | Hallo ihr Lieben
hier der überarbeitete Text.
Ich habe über alle Eure Vorschläge nachgedacht und mir die ausgesucht, die am besten zu meinem Stil passen. (Oder meinem Sturkopf )
Du klingelst Im Grunde "klingelt " sie nicht, wenn es nicht klingelt. Alternativ: Du drückst drei Mal auf die Klingel. , diese Version hatte ich auch schon, klang für mich zu umständlich, drei Mal, weil du nicht daran denkst, dass bei mir der Strom abgestellt ist. Als niemand kommt, gehst du nicht einfach über die Schwelle, wie die anderen, die vor dir gekommen sind, du bleibst an der ausgehängten Tür wenn sie ausgehängt ist, gibt es keine Tür. Oder die Tür steht noch neben dem Rahmen. Genau Dann passt es. und rufst.
Zerzaust und mit Matsch bespritzt haste ich die Kellertreppe hinauf, ich beeile mich herauszukommen, bevor da unten jemand nach mir sucht. Ich schäme mich für den ausgedienten Teppich, den die Flut gegen die Treppe getrieben hat; für die ausgelatschten Schuhe, die sich in seinen Falten verheddert haben; die aufgeweichten Kartons, die für irgendetwas hätten nützlich sein sollen - früher. Heute weiß ich nicht mehr, wofür. 'Alter, stinkender Schmodder' hat ein Helfer gesagt, 'nur Messies heben so etwas auf'. Ich habe ihn hinausgedrängt; ihn und all die anderen, die schon unten angelangt sind, willig die Beweise meiner Schlampigkeit zu entdecken, sie auf die Straße zu zerren und zu Bergen aufzutürmen - als Schauspiel für Nachbarn und Hochwassertouristen. Beispiel für einen, trotz Länge, sehr guten Satz.
Danke Ich mag lange Sätze, wenn sie verständlich sind. S. "Distelfink"
Stattdessen habe ich die Helfer ins Wohnzimmer gelockt. Dort ist der Boden mit Büchern übersät. Ich habesie auf die oberen Regale gestellt, hier wäre Plusquam angebracht um zu verdeutlichen dass das noch vor dem Aufräumen stattgefunden hatte. ja und das Wasser ist auch nicht bis zu ihnen gestiegen, nein, das Wasser hat die Regale von unten hochgedrückt und zum Kippen gebracht. Jetzt schmeißen die Helfer die versotteten Schmöker durch das Fenster nach draußen, sie üben Weitwurf, haben Spaß dabei. Diese Bücher habe ich von Oma geerbt. Die Abdrücke ihrer Finger hafteten ihnen noch an, und der Duft nach Kamille und Apfelkuchen klebte noch zwischen ihren Seiten.
An der Haustür muss ich die Tränen wegblinzeln. Du schaust mich an und stammelst: "Jana, bist du es?", als ob du angenommen hättest, mich hier in Pumps und Kostüm anzutreffen. Doch deine Stimme klingt fest und beherrscht, als du: "Ich bin jetzt da" zu mir sagst Der Doppelpunkt passt hier nicht , als wären wir beste Freundinnen. Dabei kennen wir uns nur aus dem Büro.
Du greifst nach einer Kiste und steigst die glitschigen Stufen in den Keller hinab. Durch das kleine Fenster fällt nur wenig Licht und der Boden ist voller Schlamm. Wir sammeln den Kleinkram auf, die Gläser und Dosen, die aus den Schränken gespüllt gespült wurden.
Du wirst zu meiner Komplizin, als du sachte meinen Arm drückst und sagst, ich müsste indirekte Rede = Konjunktiv I - ich müsse Mal deinen Keller sehen, der ist sei so vollgestellt, da kann ihm der meine nicht das Wasser reichen. Dann greifst du beherzt nach der Pappe und verziehst nicht einmal das Gesicht, obwohl sie matschig und glitschig an deinen Fingern haftet. Du rollst sie zusammen, drückst das Wasser aus und schleppst sie nach draußen. Danach sind dein Shirt, deine Hose, ja sogar deine Haare nass und verschmiert.
Ich sage: "Hoffentlich hast du etwas zum Umziehen mit."
Du schaust an dir herunter.
"Nö, habe ich nicht. Es herrscht doch Katastrophenalarm." Du grinst. "Oder denkst du, der Busfahrer nimmt mich so nicht mit?"
"Ich borge dir was", sage ich und überlege, wie ich an die Kisten mit der sauberen Kleidung herankomme. Sie stapeln sich, vom Wasser gerettet, auf dem Dachboden, hineingequetscht zwischen Geschirr und Kleinmöbeln. All die Kleidung, die ich in den letzten Tagen aufgestöbert habe, ist schon verschmutzt. Die Jeans und Shirts sind steif vom getrockneten ? Schlamm und riechen nach toter Maus. gefällt mir!
"Pack deine Wäsche zusammen", sagst du, als du meine Ratlosigkeit bemerkst. "Ich nehme alles mit. Bekommst du morgen gewaschen zurück."
Die Sachen gammeln auf einem Haufen hinter der Küchentür. Niemand soll sie dort entdecken.
"Glaubst du, ich lege meine Schmutzwäsche Kante auf Kante in den Wäschekorb oder was?", sagst du und stopfst alles in einen Plastiksack.
"Du willst doch nicht mit dem Ding durch die Stadt fahren?", sage ich. Du zwinkerst mir zu und sagst nur: "Katastrophenalarm."
Nachdem wir den Keller leer geräumt haben, gehst du nicht nach Hause. Du linst zu den Männern, die im Wohnzimmer das Parkett herausrausreißen herausreißen. getrennt wäre schöner , und schließt dich ihnen an.
Ich sage: "Das ist zu schwer."
Du lächelst und spannst spielerisch deine Bizeps Plural wäre: Bizepse. Klingt doof. Besser "deinen Bizeps" anpassen an. Danke. Hatte ich nicht gewusst
"Schau, ich habe noch genug Kraft."
Stunde um Stunde räumen wir weiter. Essen und Trinken wird werden! Außerdem finde ich "Trinken" für Getränke zu umgangssprachlich. Hier eine stilistische Anmerkung: Wenn das Essen und Getränke genauer benannt werden (die Würste und das Bier) würde das ein Gefühl für die Atmosphäre verstärken. Würste und Bier? Na, das hättest Du wohl gern Aber Du hast Recht, hier lässt sich noch etwas machen.
knapp. Meine Freundin Anna, die versprochen hat, für mich einzukaufen, ist immer noch nicht da. Ich traue mich nicht, das Leitungswasser für einen Kaffee zu benutzen. Die Fekalien Fäkalien, die das Wasserwerk verseucht haben, schwimmen womöglich immer noch drin. Freiwillig schleppe ich jetzt Ausgeräumtes auf die Straße, um nebenbei nach Anna Ausschau zu halten, doch sie kommt nicht.
Am Abend sind wir mit der Arbeit fertig. Du gehst. Ich schaue ich dir nach, wie du zur Bushaltestelle schlenderst, mein duftiges Sommerkleid übergestreift, während der schwarze Wäschesack um deine Beine schlenkert. schön! Allerdings stört mich "während" ein bisschen. Zwei Spaziergänger laufen an mir vorbei, schielen zu den versotteten Sachen am Bürgersteig; flüstern: "Zum Glück wohnen wir weit oben, zum Glück kann uns das Wasser nichts anhaben."
Du winkst mir von der Haltestelle zu und ich muss an die Leute denken, die unglücklich sind, obwohl sie nie eine Katastrophe getroffen hat.
Denn ich bin glücklich. |
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Vielen lieben Dank für Krümel suche.
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Graven Eselsohr
Beiträge: 281
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26.01.2016 10:29
von Graven
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Willebroer hat Folgendes geschrieben: | Graven hat Folgendes geschrieben: |
P.S. Habe ich Dir schon erzählt, das ich ein Kommajunkie bin? |
Was heißt das? Fehlen sie in deinem Text, weil du sie rauchst? |
Nein, ich backe Kekse.
Willebroer, ich weiß wirklich nicht, wie ich Dich einordnen soll. Möchtest Du nur Witze reißen, oder provozieren? Weil Textkritik ist das nicht.
Zur Aufklärung, nur für Dich: Heidi hat mir vorgeschlagen, viele Kommas in Punkte abzuändern. Mir gefallen aber Kommas an vielen Stellen besser, sie unterbrechen den Lesefluss nicht so stark. Also war das meine Antwort für Heidi gewesen. Ist das jetzt klar?
Grüße Graven
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5441 Wohnort: OWL
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29.01.2016 17:52
von Willebroer
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Hallo @ Graven,
man muß nicht alles einordnen, aber manchmal tut es ein Mittelweg. Zwischen Witzereißen und Provokation liegt für mich das Auflockern. Aber nicht ganz unmotiviert. Du hast ja meine (versteckte) Frage beantwortet: Was ist ein Kommajunkie? (Mir schwebten drei verschiedene Antworten vor.) Jetzt weiß ich zumindest, was du damit meinst.
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Graven Eselsohr
Beiträge: 281
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29.01.2016 18:04
von Graven
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Okay Willebroer,
dann einigen wir uns auf Auflockern. Das gefällt mir sogar
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5441 Wohnort: OWL
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29.01.2016 18:26
von Willebroer
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Gut.
Es ist auch das Bedürfnis, nicht einfach wieder zu verschwinden, wenn einem die Zeit für eine ausführliche Kritik fehlt. Ein tristes "Bin auch hier gewesen" wäre mir zu wenig.
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DieGunkel Leseratte
Alter: 64 Beiträge: 146 Wohnort: Zwischen Pegnitz und Regnitz
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01.02.2016 13:50
von DieGunkel
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Hallo Graven,
ich finde es jetzt richtig rund und hast, meiner Meinung nach, das beste an den Kommentaren herausgepickt. Vielleicht gibt es eine Ausschreibung zu der deine Kurzgeschichte passen könnte?!
LG
Gunkel
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Graven Eselsohr
Beiträge: 281
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02.02.2016 22:30
von Graven
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Hallo liebe DieGunkel,
vielen Dank für Dein Feedback.
Ich glaube, wenn eine Geschichte hier gepostet wurde, gilt sie nicht mehr als unveröffentlicht, eignet sich also nicht unbedingt für einen Wettbewerb.
Liebe Grüße
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Eliane Klammeraffe
Beiträge: 823
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03.02.2016 12:25
von Eliane
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Ist zwar keine ausführliche Textkritik, aber ich wollte Dir nur kurz sagen, dass ich Deine Geschichte toll fand, gerade weil sie eher in einem lockeren Tonfall gehalten ist und sich nicht in der Dramatik der Situation suhlt.
Die Gefühle der Protagonistin sind für mich sehr gut nachempfindbar, ohne dass Du sie plakativ ausführst, anhand der Beschreibung dessen, was passiert - mir zieht sich alles zusammen, wenn Du von den Büchern schreibst. Und ich kann gut nachvollziehen, dass man Glück auch dann empfinden kann, wenn es eigentlich aufgrund der äußeren Umstände unmöglich erscheint.
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Graven Eselsohr
Beiträge: 281
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03.02.2016 17:14
von Graven
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Eliane hat Folgendes geschrieben: | sich nicht in der Dramatik der Situation suhlt.
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Liebe Eliane,
vielen Dank für Dein Feedback. Mit der Aussage s.o. triffst Du genau den Punkt.
Deine Rückmeldung freut mich sehr.
Liebe Grüße
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4295
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03.02.2016 19:24
von hobbes
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Hi Graven,
ich mag deinen Text, er kommt so schön in meiner Lieblingsstimmung daher, so eine leise Melancholie. Traurig, ohne zu jammern.
Nichtsdestotrotz fange ich mal an, Kleinkram zu zerpflücken (ich hab die anderen Kommentare nicht alle gelesen, kann also gut sein, dass ich Dinge erwähne, die längst schon gesagt wurden).
Zitat: | Du klingelst, drei Mal, weil du nicht daran denkst, dass bei mir der Strom abgestellt ist. |
Ich mag das erste Komma nicht. Es ist mir zu "schwach" für diese Unterbrechung. Vielleicht deshalb komme ich ins Stolpern, will das Komma gedanklich eliminieren, merke dann aber, dass es von der Betonung her gebraucht wird.
Bin mir auch nicht sicher, was mir da weiterhelfen würde. Strichpunkt, Gedankenstrich vielleicht. Oder ein Punkt.
Zitat: | Als niemand kommt, gehst du nicht einfach über die Schwelle, wie die anderen, die vor dir gekommen sind, du bleibst an der ausgehängten Tür stehen und rufst. |
Muss natürlich nicht sein, liest sich für mich aber flüssiger.
Zitat: | Zerzaust und mit Matsch bespritzt haste ich die Kellertreppe hinauf, ich beeile mich herauszukommen, bevor da unten jemand nach mir sucht. |
Hier mag ich das heraus aus dem herauszukommen nicht. Natürlich, es ist der Keller gemeint, aus dem Keller heraus, aber vermutlich wegen dem hinauf kurz zuvor finde ich das unschön.
Außerdem frage ich mich, ob nach dem "bespritzt" nicht auch noch ein Komma kommen müsste.
Zitat: | Heute weiß ich nicht mehr, wofür. |
Dieses (Komma) finde ich dagegen eher unnötig.
Zitat: | als Schauspiel für die Nachbarn und Hochwassertouristen. |
Normalerweise streiche ich solche die's eher, hier fände ich es aber gar nicht verkehrt.
Zitat: | Stattdessen habe ich die Helfer ins Wohnzimmer gelockt. Dort ist der Boden mit Büchern übersät. Ich habe sie auf die oberen Regale gestellt, |
Wieso stattdessen? Statt den Keller auszuräumen? Das ist mir ein wenig zu weit weg dafür.
Außerdem finde ich den Bezug im letzten Satz ein klein wenig missverständlich, mit ein wenig bösem Willen könnte man das "sie" auch noch auf die Helfer beziehen.
versotten - das Wort lese ich zum ersten Mal. Wenn ich dem duden glaube, passt es allerdings hier nicht -> Rauchrückstände?
Zitat: | Die Abdrücke ihrer Finger hafteten ihnen noch an, und der Duft nach Kamille und Apfelkuchen klebte noch zwischen ihren Seiten. | Das ist so ein Satz, den ich wegen der Stimmung, die er erzeugt, total mag. Und doch finde ich das doppelte "noch" unschön.
Zitat: | Du schaust mich an und stammelst: "Jana, bist du es?", als ob du angenommen hättest, mich hier in Pumps und Kostüm anzutreffen. Doch deine Stimme klingt fest und beherrscht, als du: "Ich bin jetzt da" zu mir sagst, als wären wir beste Freundinnen. Dabei kennen wir uns nur aus dem Büro. |
Vermutlich muss das hochoffiziell bzw. grammatikalisch so sein, mir gefällt der Doppelpunkt hier trotzdem nicht, weil er eine unnötige Lesepause erzwingt.
Zitat: | die aus den Schränken gespüllt wurden. |
Zitat: | ich müsste Mmal deinen Keller sehen |
Zitat: | "Hoffentlich hast du etwas zum Umziehen mit." |
Ich weiß nicht, vermutlich ist das so eine Region- oder Dialektsache, ich würde jedenfalls statt "mit" "dabei" sagen.
Zitat: | Sie stapeln sich, vom Wasser gerettet, auf dem Dachboden, hineingequetscht zwischen Geschirr und Kleinmöbeln. |
Mag ich auch nicht, das "hinein" scheint mir falsch zu sein. In anderer Satzkonstellation würde ich "zwischen Geschirr und Kleinmöbel gequetscht" schreiben, da wäre auch kein "hinein."
Und gerade frage ich mich, ob es nicht mehr hermacht, die Kleinmöbel durch etwas konkreteres zu ersetzen.
Zitat: | Die Jeans und Shirts sind steif vom Schlamm und riechen nach toter Maus. |
Und - tada!- das ist so ein Fall, bei dem ich das "die" rauswerfen würde.
Zitat: | Du linst zu den Männern |
So rein gefühlt, scheint mir "linst" das falsche Verb zu sein. Vermutlich, weil ich es mit etwas unsicherem, vorsichtigen verbinde und es somit nicht mit der bisher gezeigten zupackenden Art zusammenpassen will.
Zitat: | Du lächelst und spannst spielerisch deine Bizeps an. |
Duden sagt, der Plural von Bizeps ist Bizepse. Das hört sich ziemlich dämlich an, daher vielleicht "den Bizeps"? Einer würde doch eigentlich auch schon reichen.
Zitat: | Die Fekalien, die das Wasserwerk verseucht haben, schwimmen womöglich immer noch drin. |
Fäkalien.
Das orangefarbene klingt - gerade im Gegensatz zum restlichen Text - etwas unbeholfen. "noch immer darin herum"?
Zitat: | Freiwillig schleppe ich jetzt Ausgeräumtes auf die Straße, um nebenbei nach Anna Ausschau zu halten, doch sie kommt nicht. |
Den letzten Satzteil (ohne das "doch") würde ich als eigenständigen Satz abtrennen, um ihm dadurch mehr Gewicht zu geben.
Das Ende finde ich auch noch nicht 100% gelungen. Also vom Sinn her schon, ich meine die Umsetzung.
Vielleicht das "zum Glück" der Vorübergehenden irgendwie aufgreifen?
Oder den letzten Satz weglassen, den braucht es im Grunde nicht.
So, das war jetzt furchtbar viel Kleinkram, hat richtig Spaß gemacht, den Text zu zerpflücken (ihn zu lesen natürlich auch). Ich hoffe, du kannst auch was damit anfangen.
edit:
Den Titel mag ich übrigens auch nicht, er verspricht viel mehr Schmalz als der Text hergibt.
Hm, andererseits könnte man ihn auch ganz "einfach" lesen, dann würde er doch passen.
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Graven Eselsohr
Beiträge: 281
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03.02.2016 19:53
von Graven
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Hallo Hobbes,
vielen Dank fürs Lesen und Feedback. Und für Kleinarbeit natürlich sehr. Viele von Dir angesprochene Punkte wurden schon angemerkt, ich habe die neue Version noch nicht geschrieben.
Manchmal setzte ich Kommas oder Füllworte nach Klang/Gefühl, weil ich die Texte immer laut lese. Das kann natürlich zu Irritationen führen. Unten versuche ich, auf Einiges einzugehen.
hobbes hat Folgendes geschrieben: |
Zitat: | Du klingelst, drei Mal, weil du nicht daran denkst, dass bei mir der Strom abgestellt ist. |
Ich mag das erste Komma nicht. Es ist mir zu "schwach" für diese Unterbrechung. Vielleicht deshalb komme ich ins Stolpern, will das Komma gedanklich eliminieren, merke dann aber, dass es von der Betonung her gebraucht wird. Genau. An diesem Satz habe ich schon die Tastatur weichgeklopft.
Bin mir auch nicht sicher, was mir da weiterhelfen würde. Strichpunkt, Gedankenstrich vielleicht. Oder ein Punkt.
Zitat: | Als niemand kommt, gehst du nicht einfach über die Schwelle, wie die anderen, die vor dir gekommen sind, du bleibst an der ausgehängten Tür stehen und rufst. |
Muss natürlich nicht sein, liest sich für mich aber flüssiger.
Zitat: | Zerzaust und mit Matsch bespritzt haste ich die Kellertreppe hinauf, ich beeile mich herauszukommen, bevor da unten jemand nach mir sucht. |
Hier mag ich das heraus aus dem herauszukommen nicht. Natürlich, es ist der Keller gemeint, aus dem Keller heraus, aber vermutlich wegen dem hinauf kurz zuvor finde ich das unschön.
Außerdem frage ich mich, ob nach dem "bespritzt" nicht auch noch ein Komma kommen müsste.
Zitat: | Heute weiß ich nicht mehr, wofür. |
Dieses (Komma) finde ich dagegen eher unnötig. Hmm, beim Sprechen ist hier immer Pause...
Zitat: | als Schauspiel für die Nachbarn und Hochwassertouristen. |
Normalerweise streiche ich solche die's eher, hier fände ich es aber gar nicht verkehrt. Ja, herrlich Wann mit, und wann ohne, dass begreife ich nie!
Zitat: | Stattdessen habe ich die Helfer ins Wohnzimmer gelockt. Dort ist der Boden mit Büchern übersät. Ich habe sie auf die oberen Regale gestellt, |
Wieso stattdessen? Statt den Keller auszuräumen? Das ist mir ein wenig zu weit weg dafür.
Außerdem finde ich den Bezug im letzten Satz ein klein wenig missverständlich, mit ein wenig bösem Willen könnte man das "sie" auch noch auf die Helfer beziehen. Das stimmt. Hier müsste es "Ich [color=red]hatte sie auf die... gestellt heißen, weil es noch vor dem Hochwasser passierte. Das wird geändert. [/color]
versotten - das Wort lese ich zum ersten Mal. Wenn ich dem duden glaube, passt es allerdings hier nicht -> Rauchrückstände? Das hat schon Amateur angekreidet. Ich weiß noch nicht, was ich damit mache. Versottet trifft es eben so gut. Nass und verdreckt.
Zitat: | Die Abdrücke ihrer Finger hafteten ihnen noch an, und der Duft nach Kamille und Apfelkuchen klebte noch zwischen ihren Seiten. | Das ist so ein Satz, den ich wegen der Stimmung, die er erzeugt, total mag. Und doch finde ich das doppelte "noch" unschön. Wieso fiel mir das nicht eher auf?
Zitat: | Du schaust mich an und stammelst: "Jana, bist du es?", als ob du angenommen hättest, mich hier in Pumps und Kostüm anzutreffen. Doch deine Stimme klingt fest und beherrscht, als du: "Ich bin jetzt da" zu mir sagst, als wären wir beste Freundinnen. Dabei kennen wir uns nur aus dem Büro. |
Vermutlich muss das hochoffiziell bzw. grammatikalisch so sein, mir gefällt der Doppelpunkt hier trotzdem nicht, weil er eine unnötige Lesepause erzwingt.
Zitat: | die aus den Schränken gespüllt wurden. |
Zitat: | ich müsste Mmal deinen Keller sehen |
Zitat: | "Hoffentlich hast du etwas zum Umziehen mit." |
Ich weiß nicht, vermutlich ist das so eine Region- oder Dialektsache, ich würde jedenfalls statt "mit" "dabei" sagen.
Zitat: | Sie stapeln sich, vom Wasser gerettet, auf dem Dachboden, hineingequetscht zwischen Geschirr und Kleinmöbeln. |
Mag ich auch nicht, das "hinein" scheint mir falsch zu sein. In anderer Satzkonstellation würde ich "zwischen Geschirr und Kleinmöbel gequetscht" schreiben, da wäre auch kein "hinein."
Und gerade frage ich mich, ob es nicht mehr hermacht, die Kleinmöbel durch etwas konkreteres zu ersetzen.
Zitat: | Die Jeans und Shirts sind steif vom Schlamm und riechen nach toter Maus. |
Und - tada!- das ist so ein Fall, bei dem ich das "die" rauswerfen würde.
Zitat: | Du linst zu den Männern |
So rein gefühlt, scheint mir "linst" das falsche Verb zu sein. Vermutlich, weil ich es mit etwas unsicherem, vorsichtigen verbinde und es somit nicht mit der bisher gezeigten zupackenden Art zusammenpassen will.
Zitat: | Du lächelst und spannst spielerisch deine Bizeps an. |
Duden sagt, der Plural von Bizeps ist Bizepse. Das hört sich ziemlich dämlich an, daher vielleicht "den Bizeps"? Einer würde doch eigentlich auch schon reichen. Ja
Zitat: | Die Fekalien, die das Wasserwerk verseucht haben, schwimmen womöglich immer noch drin. |
Fäkalien.
Das orangefarbene klingt - gerade im Gegensatz zum restlichen Text - etwas unbeholfen. "noch immer darin herum"? Herum lässt sich einfügen, danke
Zitat: | Freiwillig schleppe ich jetzt Ausgeräumtes auf die Straße, um nebenbei nach Anna Ausschau zu halten, doch sie kommt nicht. |
Den letzten Satzteil (ohne das "doch") würde ich als eigenständigen Satz abtrennen, um ihm dadurch mehr Gewicht zu geben.
Das Ende finde ich auch noch nicht 100% gelungen. Also vom Sinn her schon, ich meine die Umsetzung.
Vielleicht das "zum Glück" der Vorübergehenden irgendwie aufgreifen?
Oder den letzten Satz weglassen, den braucht es im Grunde nicht.
So, das war jetzt furchtbar viel Kleinkram, hat richtig Spaß gemacht, den Text zu zerpflücken (ihn zu lesen natürlich auch). Ich hoffe, du kannst auch was damit anfangen.
edit:
Den Titel mag ich übrigens auch nicht, er verspricht viel mehr Schmalz als der Text hergibt.
Hm, andererseits könnte man ihn auch ganz "einfach" lesen, dann würde er doch passen. |
Vielen Dank und liebe Grüße
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Eliane Klammeraffe
Beiträge: 823
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05.02.2016 22:19
von Eliane
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Ich hab nochmal über Dein "versottet" nachgedacht und bin auf eine mögliche Erklärung für das Wort gekommen:
Könnte es evtl. ein sehr schlecht erkennbarer Anglizismus sein? Es gibt im Englischen nämlich tatsächlich ein Wort, das dem sehr nahe kommt: "sodden" = durchnässt, durchweicht
Das würde vom Klang und der Bedeutung passen ...
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Graven Eselsohr
Beiträge: 281
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05.02.2016 22:51
von Graven
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Danke, das ist echt lieb, Eliane. Das wird schon so sein. Ich kenne kein anderes Wort für durchs Hochwasser nicht nur durchnässten, sondern gleichzeitig verschlammten Sachen. Auch Fachleute vom THW gebrauchten den Ausdruck. Ich habe mal nach Hochwasser und versotten gegoogelt und siehe da, in verschiedenen Artikeln ist die Rede von versottetem Mauerwerk, versottetem Fußboden, versotteten Zuflusssieben. Das wird kein Zufall sein. Passt auch zum Schadensbild der Schornsteine.
Wortherkunft nach bedeutet sott Abgesetztes, Abgelagertes. Passt auch.
Liebe Grüße
Edit: Auch Brunnen und Motoren können versotten. Zumindest steht es so im Netz
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