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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5457 Wohnort: OWL
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08.01.2016 14:37
von Willebroer
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Graven hat Folgendes geschrieben: | Willebroer hat Folgendes geschrieben: | Manches klingt so, als wäre das Leiden Selbstzweck und würde sich nicht aus der Geschichte ergeben. Muß der Held wirklich leiden, weil wir ihm das auferlegen? Vielleicht gar weil wir uns an ihm abreagieren wollen? Oder lassen wir ihn zum Helden werden, weil irgendwelche Mühen oder Leiden nun mal mit der Geschichte verbunden sind und wir jemanden brauchen, der all das auf sich nimmt und dem wir die Bewältigung zutrauen, dem wir vielleicht auch das nötige Starterkit dafür mitgegeben haben? |
Natürlich reagieren wir uns an unseren Protagonisten ab. Deswegen sind wir Autoren geworden, weil wir uns nicht trauen, im realen Leben Leuten, die uns nerven, mit gleicher Münze heimzuzahlen.
Also, hat uns die Bäckereiverkäuferin ein altes Stück Kuchen angedreht? Ja wunderbar, wir setzen uns an den Computer und verpassen unserer Protagonistin einen fiesen Ausschlag, an dem Abend, an dem sie das Date ihres Lebens hat.
Ist der Busfahrer losgefahren, gerade in dem Moment, als wir keuchend die Haltestelle erreicht haben? Na toll, dann verpassen wir unserem Protagonisten einen stinkenden Durchfall ohne Klo.
Sind wir mit Auto gefahren und hat uns einer die Vorfahrt geschnitten? Ja super, dann wird unser Protagonist eher als sonst zu Hause ankommen und die Frau mit dem Postboten auf dem Küchentisch erwischen.
So läuft das. |
Finde ich irgendwie komisch. Der Busfahrer ärgert dich, und dafür machst du ihn zur Hauptperson? Klingt eher nach Belohnung. Oder gehen deine Geschichten für die Hauptperson immer schlimm aus?
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Graven Eselsohr
Beiträge: 281
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08.01.2016 14:44
von Graven
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Willebroer hat Folgendes geschrieben: | Graven hat Folgendes geschrieben: | Willebroer hat Folgendes geschrieben: | Manches klingt so, als wäre das Leiden Selbstzweck und würde sich nicht aus der Geschichte ergeben. Muß der Held wirklich leiden, weil wir ihm das auferlegen? Vielleicht gar weil wir uns an ihm abreagieren wollen? Oder lassen wir ihn zum Helden werden, weil irgendwelche Mühen oder Leiden nun mal mit der Geschichte verbunden sind und wir jemanden brauchen, der all das auf sich nimmt und dem wir die Bewältigung zutrauen, dem wir vielleicht auch das nötige Starterkit dafür mitgegeben haben? |
Natürlich reagieren wir uns an unseren Protagonisten ab. Deswegen sind wir Autoren geworden, weil wir uns nicht trauen, im realen Leben Leuten, die uns nerven, mit gleicher Münze heimzuzahlen.
Also, hat uns die Bäckereiverkäuferin ein altes Stück Kuchen angedreht? Ja wunderbar, wir setzen uns an den Computer und verpassen unserer Protagonistin einen fiesen Ausschlag, an dem Abend, an dem sie das Date ihres Lebens hat.
Ist der Busfahrer losgefahren, gerade in dem Moment, als wir keuchend die Haltestelle erreicht haben? Na toll, dann verpassen wir unserem Protagonisten einen stinkenden Durchfall ohne Klo.
Sind wir mit Auto gefahren und hat uns einer die Vorfahrt geschnitten? Ja super, dann wird unser Protagonist eher als sonst zu Hause ankommen und die Frau mit dem Postboten auf dem Küchentisch erwischen.
So läuft das. |
Finde ich irgendwie komisch. Der Busfahrer ärgert dich, und dafür machst du ihn zur Hauptperson? Klingt eher nach Belohnung. Oder gehen deine Geschichten für die Hauptperson immer schlimm aus? |
Ja, genau. Die braven Busfahrer sind mir zu langweilig.
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5457 Wohnort: OWL
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08.01.2016 14:51
von Willebroer
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Und was machst du, wenn dich zwei oder drei Leute ärgern? Gibt es dann drei Hauptpersonen?
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Graven Eselsohr
Beiträge: 281
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08.01.2016 14:57
von Graven
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Willebroer hat Folgendes geschrieben: | Und was machst du, wenn dich zwei oder drei Leute ärgern? Gibt es dann drei Hauptpersonen? |
Dann lasse ich die Titanic sinken. Das reicht für einige Zeit.
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Magpie Reißwolf
Alter: 48 Beiträge: 1250 Wohnort: NRW
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09.01.2016 17:15
von Magpie
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Graven hat Folgendes geschrieben: | Willebroer hat Folgendes geschrieben: | Und was machst du, wenn dich zwei oder drei Leute ärgern? Gibt es dann drei Hauptpersonen? |
Dann lasse ich die Titanic sinken. Das reicht für einige Zeit. |
Da gibt es ein Kontingent? Mist.
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Graven Eselsohr
Beiträge: 281
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09.01.2016 18:27
von Graven
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Magpie hat Folgendes geschrieben: |
Da gibt es ein Kontingent? Mist. |
Nimm AIDA die ist noch frei
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L.P. Daniels Leseratte
Alter: 45 Beiträge: 121
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25.01.2016 04:17
von L.P. Daniels
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Früher, bei meinen Kurzgeschichten, die ich in der Jugend schrieb, liebte ich es meine Protagonisten sterben zu lassen. (Oder Schlimmeres)
Ich gab mir immer sehr viel Mühe dabei, ihnen wirklich Charakter und eine Persönlichkeit zu verleihen, so dass dem Leser nichts anderes übrig blieb, als mit ihm zu sympathisieren. Ich ließ ihn die Hölle durchleben und ihn mit knapper Haut davon kommen. Ich schuf einen Moment, in dem der Leser unweigerlich tief ausatmet und sich erst mal zum Aufatmen zurücklehnt, ... nur um den Charakter dann im letzten Moment doch zu erledigen.
Happy Endings vergisst man einfach zu schnell.
Aber so einen Schock zu verdauen, das dauert. Ich wollte immer ein Ende schaffen, dass keiner so schnell vergisst.
Jetzt habe ich allerdings eine Serie um einige noch sehr junge Protagonisten begonnen. Ich möchte damit die selbe Begeisterung für Sci-Fi in meinem Sohn wecken, wie ich sie selbst verspüre. Da wäre es äußerst kontraproduktiv, so vorzugehen, wie zu meiner Jugendzeit.
Es wird manchmal haarig, sie müssen ab und zu was einstecken, und für manchen Nebencharakter geht es nicht besonders gut aus, aber im Großen und Ganzen verschone ich die Kids. (Noch)
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TheMandalakind Gänsefüßchen
T Alter: 33 Beiträge: 41
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Poolshark Klammeraffe
Alter: 42 Beiträge: 827 NaNoWriMo: 8384 Wohnort: Berlin
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09.06.2016 12:01
von Poolshark
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Ich hab mal folgendes Zitat gehört: "Give your characters hell, and then give them what they deserve."
Also: gib deinen Charakteren die Kante und dann das, was sie "verdienen".
Ich finde, das ist ein guter Richtwert. Und dann finde ich auch, dass die Leiden der Protagonisten immer von der Größenordnung der Konflikte in der Geschichte geleitet werden sollten. Wer vorhat, die Welt zu retten, kann sich bei mir also auf was gefasst machen.
_________________ "But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro |
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Mika Schachtelkönig
Alter: 42 Beiträge: 1046 Wohnort: NRW
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09.06.2016 12:56
von Mika
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Und ich dachte schon, ich wäre ein Psycho... (okay, ich BIN ein Psycho, aber sind wir das nicht irgendwie alle?)
Ich bin von meinen Testlesern schon beinahe beschimpft worden, weil ich so mies zu meinen (geliebten - und das ist kein stumpfes Wort in dem Fall) Protas bin. Aber hey, das muss so! Außerdem können die das ab. Bleibt ihnen ja nichts anderes übrig.
Zuletzt hab ich sie alle nacheinander gekillt. Das war sehr ... merkwürdig. Hat mir das Herz, den Magen und alles weitere auch noch umgedreht, aber es musste sein.
Ich hab tatsächlich die ein oder andere Träne geweint dabei, auch wenn ich das Ende kannte.
Eigentlich will ich damit ja auch nicht meine Protas quälen, sondern die Leser. In Wahrheit bin ich ein fieser Sadist und liebe es, wenn ich sie mit Cliffhangern irgendwo stehenlasse. Könnt ich den ganzen Tag machen.
Muahaha! Schreiben is halt kein Ponyhof, nech?
_________________ "If you don't know it's impossible it's easier to do."
- Neil Gaiman |
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Poolshark Klammeraffe
Alter: 42 Beiträge: 827 NaNoWriMo: 8384 Wohnort: Berlin
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09.06.2016 13:35
von Poolshark
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Aber quälen wir wirklich aus reinem Sadismus? Ich schreibe und lese über Leid, weil ich Leid erlebt hab. Und weil ich sehen und dran glauben möchte, dass man es da rausschafft.
_________________ "But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro |
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Mika Schachtelkönig
Alter: 42 Beiträge: 1046 Wohnort: NRW
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09.06.2016 13:50
von Mika
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Ich glaub eher, das muss vorher richtig krachen, damit der Kontrast schöner ist, wenn das Licht wieder scheint.
Ohne Tiefen sind die Höhen doch nur kleine Huckel im Boden - und wir als Schreiber wollen doch die *echten* Emotionen!
_________________ "If you don't know it's impossible it's easier to do."
- Neil Gaiman |
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 55 Beiträge: 3227 Wohnort: Frankenberg/Eder
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09.06.2016 14:37
von Taranisa
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Mika hat Folgendes geschrieben: | Und ich dachte schon, ich wäre ein Psycho... (okay, ich BIN ein Psycho, aber sind wir das nicht irgendwie alle?) |
Sind wir nicht alle ein bisschen...Bluna (die ganz jungen unter uns werden die Werbung vermutlich nicht kennen)
Meine Protas leiden, um zu zeigen, wie stark sie sein müssen, um das durchzustehen. Frei dem Motto: Was uns nicht umbringt, macht uns nur noch härter.
Ich leide immer mit ihr, aber am Schluss bekommt sie ihre Rache, räusper, Gerechtigkeit
In meinem aktuellen Projekt wird meine Prota mehrfach missbraucht, gefoltert (ja, ist eine hochmittelalterliche Geschichte) und steht kurz davor entführt zu werden. Ihren Traummann hat sie schon (der Henker), ihre Rache bekommt sie bis zum Ende der Rohfassung auch noch.
Irgendwie wollte diese Geschichte aus mir heraus, dann soll sie doch.
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Nina C Klammeraffe
Alter: 36 Beiträge: 997 Wohnort: Op dr\' Jück
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09.06.2016 18:48
von Nina C
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In Kurzgeschichten gerne, die Hälfte überlegt die Angelegenheit auch nicht, in längeren Sachen bin ich etwas netter. Aber Spaß macht es mir schon, weniger, weil ich meine Protas gerne leiden sehe, sondern weil ich (von mir und von Gegenlesern) weiß, dass mein Talent bei schwierigen emotionalen Beschreibungen liegt, ist also eher eine Art Ego-Streichler *g* .
Heulen grundsätzlich nie. Aber vor zwei Monaten oder so musste ich eine Prota sich selbst einen Zahn ziehen lassen... danach hatte ich auch Zahnschmerzen, hab also wohl schon mitgelitten oO
Liebe Grüße,
Nina
_________________ Wenn ihr nicht die gequälten Sklaven der Zeit sein wollt, macht euch trunken, ohn’ Unterlass! Mit Wein, mit Poesie mit Tugend, wie es euch gefällt. (Charles Baudelaire) |
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Uwe Helmut Grave Opa Schlumpf
Alter: 69 Beiträge: 1016 Wohnort: Wolfenbüttel
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10.06.2016 15:17
von Uwe Helmut Grave
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Warum quälen, wenn ein einziger gezielter Schuss oder Unfall ausreicht? Erst verpasst man dem Todeskandidaten den Charakter einer realen Person, die man zum Kotzen findet, dann lässt man den Typen (bzw. die "Typin") Dinge tun, die ihn/sie als Arschloch entlarven - und zu guter Letzt kompromisslos: Peng!
Beim Beseitigen der betreffenden Person sollte man das kollektive Aufatmen der Leserschaft spüren, dann hat die Aktion ihren Zweck (Befriedigung des Autors) erfüllt.
_________________ U.H.G. - Freude am Lesen
"Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich!" - "Aber er hat ja gar nichts an!" (Hans Christian Andersen) - Die Welt ist anders(en) als sie es dir erzählen. |
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Poolshark Klammeraffe
Alter: 42 Beiträge: 827 NaNoWriMo: 8384 Wohnort: Berlin
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10.06.2016 23:39
von Poolshark
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Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben: | Warum quälen, wenn ein einziger gezielter Schuss oder Unfall ausreicht? Erst verpasst man dem Todeskandidaten den Charakter einer realen Person, die man zum Kotzen findet, dann lässt man den Typen (bzw. die "Typin") Dinge tun, die ihn/sie als Arschloch entlarven - und zu guter Letzt kompromisslos: Peng!
Beim Beseitigen der betreffenden Person sollte man das kollektive Aufatmen der Leserschaft spüren, dann hat die Aktion ihren Zweck (Befriedigung des Autors) erfüllt. |
Damit würdest du mich als Leserin aber ziemlich schnell langweilen. Wenn immer die bösen, unbequemen Charaktere sterben/leiden, ist das erstens sehr vorhersehbar, zweitens nicht sehr realistisch und drittens sehr mit dem erhobenen Zeigefinger geschrieben. Im wahren Leben, sind es doch die Nervensägen, die Skrupellosen, die Dummen die am längsten und am lautesten leben.
Viel origineller finde ich immer, wenn diese unbequemen Köpfe im Spiel bleiben, die Helden sich irgendwie mit ihnen arrangieren müssen. Oder noch besser: die Geschichte von ihnen abverlangt, dass sie selbst zu Hauptakteuren werden.
_________________ "But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro |
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Uwe Helmut Grave Opa Schlumpf
Alter: 69 Beiträge: 1016 Wohnort: Wolfenbüttel
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11.06.2016 03:36
von Uwe Helmut Grave
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Stimmt, sehr realistisch ist das nicht - aber ich persönlich lese vor allem, um der Realität zu entfliehen und diese Möglichkeit habe ich meinen Leserinnen und Lesern oft geboten. Natürlich nicht immer, sonst wäre es in der Tat vorhersehbar. Einen erhobenen Zeigefinger sehe ich allerdings nicht, wenn man eine Geschichte zu einem Happyend bringt, indem man den/die "Schurken" umnietet (wobei das mit dem Schuss/Unfall nicht wörtlich zu nehmen ist, sondern eher als eine Art Metapher, schließlich gibt es auch andere Methoden der kompromisslosen Beseitigung von Problemen).
Erhobene Zeigefinger finde ich hingegen häufig in moralinsauren Texten mit "sozialkritischem Realitätsanspruch", also wenn der Autor dem Leser verdeutlichen will: "So ist die Welt und nicht anders. Das ist meine Sicht der Dinge, also ab jetzt auch deine, klar?" Es war nie meine Absicht, Leser zu erziehen, ich wollte sie immer nur unterhalten, und das gelang mir mal mehr, mal weniger gut.
_________________ U.H.G. - Freude am Lesen
"Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich!" - "Aber er hat ja gar nichts an!" (Hans Christian Andersen) - Die Welt ist anders(en) als sie es dir erzählen. |
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Poolshark Klammeraffe
Alter: 42 Beiträge: 827 NaNoWriMo: 8384 Wohnort: Berlin
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11.06.2016 03:59
von Poolshark
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Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben: | Stimmt, sehr realistisch ist das nicht - aber ich persönlich lese vor allem, um der Realität zu entfliehen und diese Möglichkeit habe ich meinen Leserinnen und Lesern oft geboten. Natürlich nicht immer, sonst wäre es in der Tat vorhersehbar. Einen erhobenen Zeigefinger sehe ich allerdings nicht, wenn man eine Geschichte zu einem Happyend bringt, indem man den/die "Schurken" umnietet (wobei das mit dem Schuss/Unfall nicht wörtlich zu nehmen ist, sondern eher als eine Art Metapher, schließlich gibt es auch andere Methoden der kompromisslosen Beseitigung von Problemen).
Erhobene Zeigefinger finde ich hingegen häufig in moralinsauren Texten mit "sozialkritischem Realitätsanspruch", also wenn der Autor dem Leser verdeutlichen will: "So ist die Welt und nicht anders. Das ist meine Sicht der Dinge, also ab jetzt auch deine, klar?" Es war nie meine Absicht, Leser zu erziehen, ich wollte sie immer nur unterhalten, und das gelang mir mal mehr, mal weniger gut. |
Hast Recht. Eskapismus ist legitim. Und ich glaube, dass Fiktion nicht grundsätzlich Realitäten abbildet, sondern auch aufzeigen kann, wie unsere Realität noch aussehen könnte. Fiktion hat durch die Zeitalter hinweg, den Konsens abgebildet, was gut, was schlecht, was sozial und moralisch akzeptabel ist. Da muss dann der böse Feldherr am Ende sterben oder entehrt werden. Für mich wäre dann aber "ideal", dass auch als böse deklarierte Gestalten menschlich und fähig zum Umdenken sind und dass die Welt eben doch nicht so einfach mit einem Peng gerettet werden kann.
_________________ "But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro |
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Lapidar Exposéadler
Alter: 61 Beiträge: 2699 Wohnort: in der Diaspora
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11.06.2016 14:30
von Lapidar
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Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben: | Charakter einer realen Person, die man zum Kotzen findet, dann lässt man den Typen (bzw. die "Typin") Dinge tun, die ihn/sie als Arschloch entlarven - und zu guter Letzt kompromisslos: Peng!
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Ich bin gerade auf dem Trip. Ein oder zwei Personen, die mit meiner Art nicht sonderlich gut zurechtkamen, haben gemeint, sie müssten ein bisschen Machtspiele spielen. Was sie in Realität in ihrer Position können. Aber ich arbeite sie gerade in einen Krimi ein ...
Schreiben befreit und ist schön.
_________________ "Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym. |
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Uwe Helmut Grave Opa Schlumpf
Alter: 69 Beiträge: 1016 Wohnort: Wolfenbüttel
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11.06.2016 15:36
von Uwe Helmut Grave
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Poolshark hat Folgendes geschrieben: | Für mich wäre dann aber "ideal", dass auch als böse deklarierte Gestalten menschlich und fähig zum Umdenken sind ... |
Ein Gut-Böse-Umdenken wird gern in Romanen, Filmen usw. verwendet - auch ich machte hier und da in meinen Texten davon Gebrauch, wobei ich nicht zu sagen vermag, ob das glaubwürdig herüberkam oder von den Lesern eher als allzu konstruiert empfunden wurde. Das Problem dabei ist nämlich, keine pure Aus-Schwarz-wird-Weiß-Darstellung zu produzieren, sondern die Grautöne nachvollziehbar zu beschreiben. Für ein wirklich gelungenes Ergebnis hätte ich derlei Szenen wohl einige Zeit ruhen und auf mich einwirken lassen müssen - doch wenn man Auftragsarbeiten mit Ablieferungstermin schreibt, bleibt für feine Nuancen kaum Zeit.
In der Realität kenne ich leider keine "Bösen", bei denen man das Gefühl hat, sie würden sich durch Einsicht oder Dazulernen zum Guten ändern.
Vielleicht liegt es ja daran, dass jeder so seine eigene Vorstellung von Gut und Böse hat, sich ein Böser also nie als ein solcher sieht, sondern fest überzeugt ist, in dieser schlechten Welt der einzige Gute zu sein.
(Nicht einmal Erdogan setzt sich morgens auf seinen Schminkstuhl und spricht zu seinem Spiegelbild: "Hallo, du unausstehliches Monster! Wie viele Mitmenschen unterdrückst und massakrierst du denn heute?")
@Lapidar: Gib es den beiden, aber mit Schmackes!!!
_________________ U.H.G. - Freude am Lesen
"Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich!" - "Aber er hat ja gar nichts an!" (Hans Christian Andersen) - Die Welt ist anders(en) als sie es dir erzählen. |
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Magpie Reißwolf
Alter: 48 Beiträge: 1250 Wohnort: NRW
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11.06.2016 15:52
von Magpie
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[quote="Uwe Helmut Grave"
Ein Gut-Böse-Umdenken wird gern in Romanen, Filmen usw. verwendet - auch ich machte hier und da in meinen Texten davon Gebrauch, wobei ich nicht zu sagen vermag, ob das glaubwürdig herüberkam oder von den Lesern eher als allzu konstruiert empfunden wurde. Das Problem dabei ist nämlich, keine pure Aus-Schwarz-wird-Weiß-Darstellung zu produzieren, sondern die Grautöne nachvollziehbar zu beschreiben. [/quote]
Das stimmt. Ich beschäftige mich ja immer gerne mit dem Thema, es fasziniert mich.
Aber genau aus dem Grund, aus dem es kein reines Schwarz-Weiß gibt, gibt es auch keine reinen Bösen.
Abgesehen vielleicht von krankhaften Soziopathen, aber auch hier muss es eine Ursache gegeben haben. (ja, ich bin Anhänger von "Ursache und Wirkung") und hey, sogar Hitler liebte Hunde ...
Die sog. Bösewichter sind oft Menschen, deren Ideale zu Fanatismus wurden. Aber jeder Mensch hat Facetten. Man kann dem Antagonisten vielleicht nur schwer seine Ideale nehmen - hier ein Umdenken zu bekommen wäre surreal - aber man kann versuchen, ihn in eine andere Richtung zu leiten. Eine gute Seite aufzusuchen und mit dieser zu "spielen", bis sie überhand nimmt. Man kann versuchen, die Ursache zu finden und da anzusetzen.
Oder man zwingt ihn, seine Ideale vorerst auf Eis zu legen, und mit der Zeit mildern sie mangels Fokus vielleicht ab ...
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Aneurysm Eselsohr
Beiträge: 462
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11.06.2016 16:17
von Aneurysm
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Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben: | In der Realität kenne ich leider keine "Bösen", bei denen man das Gefühl hat, sie würden sich durch Einsicht oder Dazulernen zum Guten ändern. |
Kennst du denn jemanden, der durch und durch böse ist, ohne (zumindest für sich selbst) einen plausiblen Grund oder Auslöser dafür zu haben? Ich nicht.
Aber in vielen Filmen, Videospielen und Büchern ist es eben so, dass der Antagonist böse ist, weil er böse ist und komplett oberflächlich bleibt. So etwas macht für mich die Geschichte extrem unrealistisch und verdirbt mir den Lesespaß. Die meisten Leser scheint es nicht zu stören.
Zum eigentlichen Thema: Ich finde die Frage so, wie sie gestellt ist, ein bisschen komisch. Wenn man eine Geschichte erzählt und die Protagonisten darin leiden, heißt das doch nicht, dass man Menschen gerne leiden sieht. In meinen Geschichten leiden Menschen nicht vordergründig, weil mir das Spaß macht oder ich sie nicht ausstehen kann. Das hat dann schon einen anderen Grund. Generell habe ich keine Skrupel, was das angeht, egal, ob die Charaktere nett sind oder nicht.
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