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Ungehalten (Titel der ersten Passage, Arbeitstitel)


 
 
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Rodion
Wortedrechsler

Alter: 39
Beiträge: 80
Wohnort: Berlin


Beitrag08.11.2015 05:43
Ungehalten (Titel der ersten Passage, Arbeitstitel)
von Rodion
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Was haltet ihr von einem Anfang wie diesem? Ist das spannend genug? Ist alles klar und logisch? Oder ist der Zeitpunkt ungünstig gewählt? Es spielt 2004, ungefähr.


Ungehalten

Paul schmiss als erster seine Uno Karten hin, lehnte sich mit verschränkten Armen in seinen Holzstuhl zurück und legte einen Fuß auf die Tischkante.
„Paul, was soll das? Nimm den Fuß runter!“ forderte ihn Schwester Birgit sofort auf und der Junge gehorchte augenverdrehend. Ich konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Hanna gewann die Runde, mal wieder. Schwester Birgit wurde in einen anderen Raum gerufen. sofort beugte sich Paul zu uns über den Tisch.
„Ich sag es euch, heute nacht ist perfekt.“
„Ach Paul,“ wandte Hanna leicht genervt ein „das ist doch Unsinn. Sei doch mal realistisch.“
Er machte große Augen, was sein Gesicht mit den Segelohren noch sehr kindlich erscheinen ließ, trotz der unübersehbaren Zeichen seiner Vergiftung.
„Realistisch? Hallo? Ich bin der einzige von uns, der sich mal ein bißchen Gedanken macht. Guck dich doch um! Ist das etwa normal?“ Er wies auf Hannas tragbares Langzeit-EKG-Gerät, dass neben ihr auf dem Tisch lag, verbunden mit ihrem Körper.
„Oder guck dir den an,“ damit meinte er mich mit meinem noch wesentlich umständlicherem EEG-Kabeln auf dem Kopf. Paul lachte kurz, wurde aber sofort wieder ernst.
„Ihr könnt mir vertrauen, Leute. Ich mache das nicht zum ersten Mal. Und einfacher als hier geht es nicht. Echt. Das schaffen Fünfjährige.“ Er stand auf, ging zum halb vergitterten Fenster und winkte uns heran. Ich kam, Hanna nicht.
„Sieh mal, das Dach da unten geht um die ganze Hausseite. Von dort springen wir gleich da hinten an der Mauer runter und mit ein bißchen Schwung gehts hopp oben rüber und ab zur Bushaltestelle. Müssen wir nur vorher wissen wann einer fährt, sicherheitshalber.“
Es klang so einfach. Aber was dann? Wohin? Paul grinste mich breit an, seine Zahnlücke lugte hervor. Ich lächelte ebenfalls, aber Hanna schüttelte den Kopf.
„Heute kommt das Ding von deinem Kopf ab, oder?“
„Ja, endlich!“ antwortete ich und schlenkerte die elenden Kabel.
„Dann ist heute Nacht der beste und vielleicht letzte mögliche Zeitpunkt.“ Paul ließ nicht locker. Ich fragte mich wer von uns beiden mehr in seiner eigenen Welt lebte. Und wenn es DIE Möglichkeit meines Lebens sein sollte? Hatte ich nicht schon lange darauf gewartet?

Das Krankenhaus schlief. Paul zog den Reißverschluss seines Rucksackes leise zu und klopfte mir freudig auf die Schulter, dafür, dass ich in seinem Zimmer erschienen war. Er fasste mir auf den von Kabeln befreiten Kopf, wuschelte mein Haar und flüsterte, ich solle mir eine Farbe aussuchen, nur nicht blau. Sonst hielte man uns für Zwillinge, was ich arg bezweifelte. Wir schauten den Flur entlang. Alles schien zu schlafen. Da öffnete sich plötzlich eine Zimmertür und wir wichen sofort zurück in den Raum. Es war Hanna mit ihrer Tasche. Ich hätte sie am liebsten umarmt, aber so etwas tat ich nie. Jetzt war ich mir sicher, dass es mehr als nur ein dummer Versuch werden würde. Aber während wir die die Treppe hinabstiegen ( das mit dem Sprung war uns doch eine Nummer zu sportlich, zumindest im Moment) dachte ich schon darüber nach, wer von uns zu erst wieder nach Hause zurückkehren würde.

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EWJoe
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Alter: 65
Beiträge: 274
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E
Beitrag08.11.2015 11:06

von EWJoe
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Servus Rodion,

Du schreibst recht flüssig, liest sich also gut. Du streifst zunächst eine Krankenhausatmosphäre, allzu viel Information verlierst Du nicht, die den Hintergrund der Geschichte erhellen würde. Ich habe rausgelesen, dass da vermutlich Jugendliche mit Langzeitmonitoren (eher sehr junge Jugendliche, fast noch Kinder, UNO ist eher ein Spiel, das eine sehr junge Altersgruppe spielen würde) in einem Gemeinschaftsraum eines KHes verbringen. Warum kommt nicht rüber, in jedem Fall ist das ungewöhnlich, da alle drei mobil sind. Die Drei schmieden einen Plan auszubüchsen. Auch hier stellt sich ein großes Warum auf. Der Verdacht, eine Dystopie wird hier erzählt, drängt sich schon mal auf. (Pauls Vergiftung wurde das stützen) Der Paul hatte schon mehrere Fluchtversuche hinter sich. Was war da seine Motivation und warum erscheint es ihm hier so einfach. Wären die Kinder/Jugendliche Versuchskaninchen zum Testen von Medikamenten, dann würden sie in einem besser gesicherten Bereich verbracht sein. Jedenfalls sagt der letzte Satz aus, dass alle drei ein Zuhause hätten, in das sie zurückkehren würden. Auch hier entsteht ein großes Fragezeichen. Sind die Kinder/Jugendlichen von Eltern ins KH geschickt worden, wieso sollten sie dann nicht wieder zurückgeschickt werden, wenn es die Behandlung erfordert, wurden die Kinder entführt (Dystopie), dann wären sie landesweit gesucht worden und daher nicht so locker im KH untergebracht.

Ich bin mal gespannt, wie Du diese Fragezeichen lösen wirst.
Man liest sich.

LG
Joe


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Violet_Pixie
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V
Beitrag08.11.2015 11:41

von Violet_Pixie
Antworten mit Zitat

Hallo Rodion,

mir gefällt der Einstieg. Kurz und knackig erzeugst du Fragen nach dem Warum, Weshalb, Wieso?!?
Ich würde weiterlesen wollen und klinke mich mal in die Gedanken von EW Joe ein, da ich in die gleiche Richtung gedacht habe.

Ich habe noch ein, zwei Fehler entdeckt:
Zitat:
„Paul, was soll das? Nimm den Fuß runter!“Komma forderte ihn Schwester Birgit

Zitat:
Ssofort beugte sich Paul zu uns über den Tisch.

Zitat:
„Ach Paul,“Komma kommt nach dem Anführungszeichen wandte Hanna leicht genervt einPunkt „ Das ist doch Unsinn. Sei doch mal realistisch.“

Zitat:
„Oder guck dir den anPunkt,“ Ddamit meinte er mich

Zitat:
„Ja, endlich!“Komma antwortete ich


LG
Violet
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BlueNote
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Beitrag08.11.2015 12:03

von BlueNote
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Ich denke auch, dass der Text mehr Fragen aufwirft, als man sich das selber (je) beantworten könnte (OK! Er ist ein Fragment - aber doch nur im Moment). Ich würde zwar all die ungeklärten Fragen beim Lesen des Anfangs zurückstellen, würde am Ende aber doch bemängeln, wenn sie nicht befriedigend beantwortet werden würden. "Langzeitmonitore" kenne ich nicht (allenfalls ein Langzeit-EKG) - ich weiß nicht, wofür das gut sein soll. Warum man die Kinder aber derart untersucht, muss unbedingt (noch) geklärt werden. Auch das "Zurückkehren" nach Hause verwirrt nicht. Können da die Jugendlichen nicht sofort wieder aufgegriffen werden (wenn sie sich denn im Jugendvollzug befinden, was ich hier so interpretieren würde).

Der Stil gefällt mir ganz gut. Spannend ist die Szene nicht, aber unterhaltsam.
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Jack Burns
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Beitrag08.11.2015 13:40

von Jack Burns
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Hallo Rodion,

Der Einstieg weckt mein Interesse am Fortgang der Story.
Stilistisch könnte man noch feilen, aber das kann man ja immer. Den Titel kann ich nicht einordnen. Ich warte mal ab, was noch kommt.

Gruß
Martin


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Graven
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Beitrag08.11.2015 15:33

von Graven
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Hallo Rodion

Ich fand es spannend genug. Für mich wirkt es wie ein ganz normales Krankenhaus für schwerkranke Kinder, die hoffen, wenn sie erst einmal wieder zu Hause sind, wird alles wieder gut.

Trotzdem fand ich es irgendwie ein wenig trocken und überlegte, woran es liegen könnte. Vielleicht liegt es daran, dass nicht alle Sinne angesprochen werden? Wie fühlen sich die Geräte an, drücken sie, sind schwer, machen Geräusche, kann man etwas riechen usw.

Ist nur meine persönliche Überlegung.
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hobbes
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Beitrag09.11.2015 15:39

von hobbes
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Ich hab folgendes Problem mit diesem Ausschnitt: Die Sprache passt für mich nicht zum Inhalt. Das ist jetzt ein wenig übertrieben, aber an manchen Stellen ist es eben so und schwupp, geht für mich die Glaubwürdigkeit verloren.

Ich würde das Alter der drei irgendwo zwischen Kindern und Jugendlichen ansiedeln. Wer weiß, vielleicht liegt ja auch hier der Fehler.

Mein erstes Problem habe ich hiermit:
Zitat:
„Paul, was soll das? Nimm den Fuß runter!“ forderte ihn Schwester Birgit sofort auf und der Junge gehorchte augenverdrehend.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Erzählerin von "der Junge" reden würde, diese Art der Ansprache fühlt sich mehr nach jemanden von "außerhalb" an.

Und überhaupt scheint mir die Art des Erzählens nicht zu einem Mädchen in diesem Alter zu passen.
Beispiele dafür:
Zitat:
Ich konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.

Zitat:
was sein Gesicht mit den Segelohren noch sehr kindlich erscheinen ließ


Nebenbei: Wie soll ich mir eigentlich ein halb vergittertes Fenster vorstellen?

Davon abgesehen vermute ich, nicht zu deiner Zielgruppe zu gehören, daher lasse ich deine Fragen lieber unbeantwortet.
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Rodion
Wortedrechsler

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Beitrag10.11.2015 02:43

von Rodion
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank für eure vielen Kommentare und Vorschläge. Ich sehe jetzt erstmal wie viele Fragen ich aufgeworfen habe. Es ist so, dass die drei Jugendlichen tatsächlich auf einer Kinderstation in einem Krankenhaus sind. Sie sind 15, 16 und 17 Jahre alt, das Personal entschied sich für die Kinderstation, weil es dort eben frei Plätze gab, das Krankenhaus steht in einer kleinen Stadt mit überwiegend älteren Patienten. Die Gründe für den Aufenthalt sind sehr unterschiedlich und eigentlich dachte ich, ich könnte das noch im Laufe des Textes unterbringen. Denn während Hanna dort wegen einem Missglückten Selbstmordversuch mittels Tabletten lag und Paul sich Schnittwunden an den Händen durch eine Schlägerei zugezogen hatte, ist mein Erzähler im Prinzip gesund, hat aber eine Schlafkrankheit, die bisher noch kein Arzt einordnen konnte und deshalb untersuchen sie ihn.
So, und jetzt habe ich das Problem, dass sie ja aus dem Krankenhaus fliehen und ich daher diese eben genannten dinge bloß noch durch Dialoge oder so dem Leser nahebringen kann. Das ist nicht gut, oder? Ich frage mich, wie lange sollte oder kann man den Leser über eine Sache in Unkenntnis lassen und wann ist es höchste Zeit, alles zu klären? Oder sollte lieber gleich alles klar werden?
Ich werde mich jetzt erstmal daran machen eure Verbesserungsvorschläge umzusetzen und dann sehen wir weiter.

Aber vorher noch einmal eure konkreten Anmerkungen:
EWJoe und Violett_Pixie: Sie spielen UNO, weil es auf der Kinderstation kein anderes, besseres Spiel gab.
Sie wollen weg, weil sie alle mit ihrem Elternhaus unzufrieden sind, sich eingeengt fühlen, der eine mehr der andere weniger.
Vergiftung nennt der Erzähler hier lediglich die Zeichen von Drogenkonsum.  
BlueNote: Die Jugendlichen fliehen ja nicht nach Hause.
Und es gibt tatsächlich auch ein Langzeit EEG, also wo die Gehirnströme über Nacht gemessen werden.
JackBurns: Der Titel wird eh anders, das ist nur vorläufig
Graven: Ich werde mal sehen und bezüglich der Sinneseindrücke über den Text gehen
hobbes:nun, die Erzieherin ist ja eine Krankenschwester, die normalerweise viel jüngere Patienten hat und sich in der Tat auch ein wenig überfordert mit den drei Jugendlichen fühlt, insbesondere mit Paul, der er liebt zu provozieren. Und sie ist froh, wenn er wieder weg ist.
Mein Erzähler ist ein Junge und er ist 16. Vielleicht wirkt es wie von außerhalb, weil die Jugendlichen sich auch erst seit knapp zwei tagen kennen? Ein halb vergittertes Fenster, na wenn nur der untere Teil ein Gitter trägt, zum schutz vor dem Rausfallen, denke ich mal.

So, ich hoffe ich habe nichts vergessen. Bevor die Geschichte weitergeht, stelle ich euch ersteinmal die überarbeitete Version dieses ersten Abschnittes vor.
Vielen dank nochmal an alle

LG
Rodion
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Rodion
Wortedrechsler

Alter: 39
Beiträge: 80
Wohnort: Berlin


Beitrag11.11.2015 00:42

von Rodion
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hier ist die überarbeitete Version, in die ich eure Vorschläge versucht habe einzubauen. Was haltet ihr davon?


Paul schmiss als erster seine Uno Karten hin, lehnte sich mit verschränkten Armen in seinen Holzstuhl zurück und legte einen Fuß auf die Tischkante.
„Paul, was soll das? Nimm den Fuß runter!“, forderte ihn Schwester Birgit sofort auf und der Junge gehorchte augenverdrehend. Ein kleiner Triumph lang vertrauter Ordentlichkeit.  Hanna gewann die Runde, mal wieder. Schwester Birgit wurde in einen anderen Raum gerufen, worüber sie ganz froh zu sein schien. Sofort beugte sich Paul zu uns über den Tisch.
„Ich sag es euch, heute Nacht ist perfekt.“
„Ach Paul“, wandte Hanna leicht genervt ein „das ist doch Unsinn. Sei doch mal realistisch.“
Er machte große Augen, wobei er wie ein Kobold aussah, ein Riesenkobold mit durchlöcherten Ohren und Iro.
„Realistisch? Hallo? Ich bin der einzige von uns, der sich mal ein bißchen Gedanken macht. Guck dich doch um! Ist das etwa normal?“ Er wies auf Hannas tragbares Langzeit-EKG-Gerät, dass neben ihr auf dem Tisch lag, verbunden mit ihrem Körper.
„Oder guck dir den an.“ Damit meinte er mich mit meinem noch wesentlich umständlicherem EEG-Kabeln auf dem Kopf. Paul lachte kurz, wurde aber sofort wieder ernst.
„Ihr könnt mir vertrauen, Leute. Ich mache das nicht zum ersten Mal. Und einfacher als hier geht es nicht. Echt. Das schaffen Fünfjährige.“ Er stand auf, ging lässig zum halb vergitterten Fenster und winkte uns mit heran. Ich kam, Hanna nicht.
„Sieh mal, das Dach da unten geht um die ganze Hausseite. Von dort springen wir gleich da hinten an der Mauer runter und mit ein bißchen Schwung gehts hopp oben rüber und ab zur Bushaltestelle. Müssen wir nur vorher wissen wann einer fährt, sicherheitshalber.“
Es klang so einfach. Aber was dann? Wohin? Paul grinste mich breit an, seine Zahnlücke lugte hervor. Ich lächelte ebenfalls, aber Hanna schüttelte den Kopf.
„Heute kommt das Ding von deinem Kopf ab, oder?“
„Ja, endlich!“, antwortete ich und schlenkerte die elenden Kabel, die mich bei jeder Kopfbewegung sachte daran erinnerten, wozu mich meine Eltern hier her geschickt hatten.
„Dann ist heute Nacht der beste und vielleicht letzte mögliche Zeitpunkt.“ Paul ließ nicht locker. Ich fragte mich wer von uns beiden mehr in seiner eigenen Welt lebte. Und wenn es DIE Möglichkeit meines Lebens sein sollte? Hatte ich nicht schon lange darauf gewartet? Und war es nicht ein ganz überwältigend genialer Zufall, dass wir drei uns hier trafen, genau jetzt und genau so?
Das Krankenhaus schlief in seinen vanillegelben Wänden und weißen Halogenleuchten. Dazu ein Schlummerlied aus leisem, stetigen Piepen.
Paul zog den Reißverschluss seines Rucksackes leise zu und klopfte mir freudig auf die Schulter, dafür, dass ich in seinem Zimmer erschienen war. Er fasste mir auf den von Kabeln befreiten Kopf, wuschelte mein gewaschenes Haar und flüsterte, ich solle mir eine Farbe aussuchen, nur nicht blau. Sonst hielte man uns für Zwillinge, was ich arg bezweifelte. Wir schauten den Flur entlang. Nichts regte sich. Da öffnete sich plötzlich eine Zimmertür und wir wichen sofort zurück in den Raum. Es war Hanna mit ihrer Tasche. Ich hätte sie am liebsten umarmt, aber so etwas tat ich nie. Jetzt war ich mir sicher, dass es mehr als nur ein dummer Versuch werden würde. Aber während wir den von Laborgeruch erfüllten Flur entlang eilten und die alte, breite Treppe hinabstiegen ( das mit dem Sprung war uns doch eine Nummer zu sportlich, zumindest im Moment) dachte ich schon darüber nach, wer von uns zu erst wieder nach Hause zurückkehren würde.
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EWJoe
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E
Beitrag12.11.2015 13:04

von EWJoe
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Servus Rodion,

Du hast Deinen Text leicht geändert, ohne aber wesentliche strukturelle Anpassungen vorzunehmen. Daher überzeugt mich diese Version auch noch nicht. Ich will's Dir mal so sagen: Wenn ein Text einer Gebrauchsanweisung bedarf, wie wir, Deine Leser, ihn zu interpretieren haben, dann fehlt einfach etwas Wesentliches.

Du hast dies mit Deiner Erklärung

Zitat:
EWJoe und Violett_Pixie: Sie spielen UNO, weil es auf der Kinderstation kein anderes, besseres Spiel gab.
Sie wollen weg, weil sie alle mit ihrem Elternhaus unzufrieden sind, sich eingeengt fühlen, der eine mehr der andere weniger.
Vergiftung nennt der Erzähler hier lediglich die Zeichen von Drogenkonsum.
BlueNote: Die Jugendlichen fliehen ja nicht nach Hause.
Und es gibt tatsächlich auch ein Langzeit EEG, also wo die Gehirnströme über Nacht gemessen werden.
JackBurns: Der Titel wird eh anders, das ist nur vorläufig
Graven: Ich werde mal sehen und bezüglich der Sinneseindrücke über den Text gehen
hobbes:nun, die Erzieherin ist ja eine Krankenschwester, die normalerweise viel jüngere Patienten hat und sich in der Tat auch ein wenig überfordert mit den drei Jugendlichen fühlt, insbesondere mit Paul, der er liebt zu provozieren. Und sie ist froh, wenn er wieder weg ist.
Mein Erzähler ist ein Junge und er ist 16. Vielleicht wirkt es wie von außerhalb, weil die Jugendlichen sich auch erst seit knapp zwei tagen kennen? Ein halb vergittertes Fenster, na wenn nur der untere Teil ein Gitter trägt, zum schutz vor dem Rausfallen, denke ich mal.


geliefert.

Das muss doch Dein Text leisten! Deine Message an BN ist auch mit Deinem neuen Text, zumindest missverständlich, wenn nicht sogar unlogisch. Dein letzter Satz:

Zitat:
... , zumindest im Moment) dachte ich schon darüber nach, wer von uns zu erst wieder nach Hause zurückkehren würde.

stellt sich da (ohne zusätzliche Erklärung) klar widersprüchlich zur Aussage Die Jugendlichen fliehen ja nicht nach Hause..

Mit ein bisschen Textkosmetik ist da nichts, da musst Du mMn schon intensiver ran. (Ein paar Rechtschreibfehler wollen auch noch raus, aber das lässt sich einfach beheben.)

Z.B. Das mit dem UNO-Spiel lässt sich leicht lösen, dass Paul den Hinschmiss der Karten mit einer entsprechenden Anmerkung  kommentiert. A'la "Scheiß Laden hier, nur lauter Kinderspiele, ich hab's einfach Dicke" oder so. Deine Charaktere sind noch nicht so dargestellt, dass man sich in sie hineinfühlen kann, dass man ihre Motivation, Träume erahnen könnte.


Hoffentlich kannst Du damit etwas anfangen. Vielleicht waren das nur für mich Probleme und andere sehen das wieder ganz anders.

LG
Joe


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Rodion
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Beitrag13.11.2015 00:26

von Rodion
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Hi Joe

Alles Klar,ich weiß was du meinst. Ja, du hilfst mir mit deiner Antwort und ich schreibe jetzt einen ganz neuen Anfang. also fast ganz neu. Möglicherweise ist dies überhaupt auch nicht so der beste Zeitpunkt in der Geschichte, um sie zu beginnen. Hab vielen Dank.
Bis bald
Rodion
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hobbes
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Beitrag15.11.2015 17:36

von hobbes
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Rodion hat Folgendes geschrieben:

hobbes:nun, die Erzieherin ist ja eine Krankenschwester, die normalerweise viel jüngere Patienten hat und sich in der Tat auch ein wenig überfordert mit den drei Jugendlichen fühlt, insbesondere mit Paul, der er liebt zu provozieren. Und sie ist froh, wenn er wieder weg ist.
Mein Erzähler ist ein Junge und er ist 16. Vielleicht wirkt es wie von außerhalb, weil die Jugendlichen sich auch erst seit knapp zwei tagen kennen? Ein halb vergittertes Fenster, na wenn nur der untere Teil ein Gitter trägt, zum schutz vor dem Rausfallen, denke ich mal.

Nicht "die Erzieherin". Die Erzählerin. Von der schrieb ich (da ich annahm, es sei eine sie). Und es wirkt wie von außerhalb, weil ein 16-jähriger über einen anderen 16-jährigen (oder 15, oder 17) sicher nicht als "der Junge" reden würde, vor allem dann nicht, wenn er seinen Namen kennt.

Ansonsten habe ich die Geschichte völlig woanders hingesteckt, sicher nicht in ein "normales" Krankenhaus, mehr in eine Science Fiction Welt.
Das fängt mich "Schwester Birgit" an, die mehr wie eine Aufsichtsperson, als eine normale Krankenschwester wirkt. Vor allem auch deshalb, weil sie einen Namen bekommt. Hat sie den "verdient", ist sie so wichtig?
Jedenfalls, warum sollte sie da herumsitzen, dazu sehe ich (jedenfalls im Text) keinen Anlass, daher dachte ich, die drei müssten irgendwie überwacht werden. Vor allem natürlich, weil sie heimlich verschwinden wollen. In einem "normalen" Krankenhaus können sie doch wohl einfach so vor die Tür gehen, zur Not eben so tun, als wollten sie ein bisschen frische Luft schnappen. Wozu die Heimlichkeit? Die halb vergitterten Fenster tragen ihr übrigens dazu bei. Wenn du wirklich nur diesen "Rausfallschutz" meinst, würde ich das anders nennen. Oder einfach weglassen, verwirrt nur.
Und warum wollen sie überhaupt fliehen? Lässt sich aus dem Text auch nicht herauslesen.

Na ja, ist ja jetzt eh überholt, wenn du einen neuen Anfang schreiben willst.
Im Grunde meine das gleiche wie EWJoe - deine Erklärungen finden sich einfach nicht im Text. Oder anders gesagt: der Text zeigt in eine ganz andere Richtung.
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Jack Burns
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Beitrag15.11.2015 21:03

von Jack Burns
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Hallo Rodion,

hab es noch mal gelesen. Zwei Formulierungen sind unglücklich. Halb vergittertes Fenster und der letzte Satz. Das verwirrt die Leser. Der Rest ist, für einen Anfang ausreichend klar. Die Hintergründe der Figuren sollten bald folgen. Für mich war das Krankenhaus logisch, nach den Eckpunkten: Schwester Biggi, EEG ...
Wäre ganz gut, wenn man schnell ein Gefühl für die Altersgruppe bekäme.
Warum die dort sind, warum sie fliehen, kann ich gerne später erfahren.

Gruß
Jack


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Rodion
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Beitrag02.12.2015 01:42

von Rodion
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Vielen Dank noch an hobbes und Jack, für eure Anmerkungen.
Ich habe inzwischen viele neue Anfänge probiert, keiner hat mir recht gefallen. Das Problem ist vielleicht, dass ich nicht recht weiß an welcher stelle ich beginnen soll. weiter vorn oder weiter hinten?
Hier möchte ich euch nun mal einen weiter vorn gelegenen Anfang zeigen. Ich hoffe er lässt nicht so viele Fragen offen wie der erste und verwirrt auch nicht so sehr. Aber möglicherweise ist er auch weniger interessant. Oder? Was sagt ihr? Oder ist es zu kurz?



„Sascha, nimm die Kopfhörer ab!“
Ich zuckte leicht zusammen und gehorchte. Mein Blick ließ sich jedoch nur mit Verzögerung von dem Gebäude abwenden, dass mich vom ersten Moment an faszinierte. Dunkelrot-braune Backsteine formten ein wunderschön verwinkeltes, abwechslungsreich gegliedertes, neogotisches Bauwerk das mich mehr an ein kleines Schloss als an ein Krankenhaus denken ließ. Vater zog die Autoschlüssel ab.
„Also,“ fuhr er fort als wir beide ausstiegen „nochmal, du weißt ich habe einen Termin. Es ist ja auch alles klar, oder hast du noch Fragen? Los mach, dann komm ich noch kurz mit rein. Das wird ja sonst wieder nichts.“ Er warf einen Blick zum verregneten Himmel, verzog das Gesicht und eilte mit Riesenschritten auf das Portal zu. Von hier hinten sah es beinahe aus, als wollten die dunklen Wände ihn verschlucken. Gleich würde das schwarze Tor sich öffnen und den Mann mit den strahlend weißen Hemd in sich aufnehmen wie eine bittere Tablette, dachte ich bei mir. Und mich auch.
Vielleicht kann man nicht gerade sagen, dass ich ahnte, was passieren würde. Aber zu behaupten, ich hätte nichts gespürt wäre ebenso falsch. Es lag wohl, so redete ich mir ein, an dem alten Gemäuer, dass nebenbei gesagt wunderbar viele Möglichkeiten bot mein Skizzenbuch weiter zu füllen. Es lag an diesem ungewöhnlich dunkel verhangenem Himmel, an all der Nässe und an der Musik, die ich hörte. Ich fand viele Erklärungen. Aber eine leise Stimme in mir flüsterte, dass ich irre. Und ich lächelte, ohne die Mundwinkel zu heben.
„Sascha! Was ist denn, schläfst du?“
Innen unterschied sich dieser Ort wenig von anderen seiner Art. Vielleicht ein oder zwei Jahrzehnte im Verzug. Alte Menschen überall, oder solche, die eigentlich nicht wirklich alt waren, sich aber wie Greise bewegten. Im Jogginganzug oder Strickjacke. Fußböden aus Linoleum, Wände in Pastellfarben, nichts sagende Landschaftsbilder und automatisch öffnende, surrende Türen. Vielleicht lag mein eigenartig aufwühlendes Gefühl auch daran, dass es hier so wenig Glas gab. Ich meine Wände oder Türen aus Glas. Während ich mich umsah, war mir entgangen, wo die Ärztin hergekommen ist. Sie stand plötzlich neben uns und sprach mit meinem Vater. Beide in Weiß, beide gleich groß, beide energisch und schnell im Reden - ein eigentümliches Bild. Ich zog es vor so gut es ging mich dem Gespräch zu entziehen, aber Vater ließ mir keine Wahl. Er klopfte mir zum Abschied kurz auf die Schulter. Ganz klar um mein Erwachsensein zu unterstreichen, damit Frau Dr. nicht auf die Idee käme, der Mann würde seinen Sohn hier quasi nur absetzen und verschwinden. Als sich die Tür hinter ihm wieder schloss und ich frei atmen konnte, stieg ich mit Frau Dr. Wendling in den Fahrstuhl. Sie sah müde aus.
„Wir bringen dich erst einmal auf der Kinderstation unter, ich hoffe das ist O.K. für dich. Aber die Schwestern dort sind wirklich sehr nett und die Zimmer sind auch schöner als die übrigen. Dr. Müller wird dann gleich Zeit für dich haben.“
Ich nickt zustimmend.
„Ich hoffe wir kommen einen Schritt weiter mit deinem Problem. Kommst du denn damit im Alltag einigermaßen gut zurecht?“
Ich nickte wieder. Aber ich wollte nicht unhöflich sein und antwortete:“ Es stört mich eigentlich kaum. Ich merke es ja meistens nur im Bus oder im Auto oder manchmal im Unterricht.“
„Ja? Na wir werden sehen, was Dr. Müller dazu sagt. Er hatte schon einige Narkolepsie-Patienten und kann vielleicht herausfinden, weshalb bei dir keines der Medikamente dagegen wirkt. Wäre ja schön, wenn wir dir helfen können, hm?“

Sobald ich in meinem Einzelzimmer allein war, zog ich die Kopfhörer wieder auf die Ohren, kramte meinen Stift und das Skizzenbuch aus dem Rucksack und begab mich auf die Suche nach einem geeigneten Objekt.
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