Kurzfilmdrehbuch "Beschwörung"

[Antiriad]

Als Tim zu sich kommt, liegt er auf dem Fußboden in seinem Wohnzimmer.
Dort findet er von sich einen Abschiedsbrief. Die Welt um ihn herum ist nicht mehr dieselbe ...

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FADE IN:

1. EXT. NACHTHIMMEL

Vollmond hinter vorbeiziehenden Wolken.

2. EXT. STRASSE - NACHT

Eine Straßenlaterne, die ein leises elektrisches Summen von
sich gibt. Insekten tanzen im schummrigen Licht.

3. EIN MIETSHAUS

mit einem erhellten Fenster.

4. INT. WOHNZIMMER - NACHT

Messie-ähnliche Unordnung.

Ein TISCH auf dem viele Bierflaschen, ein überquellender
Aschenbecher, eine Flasche Whiskey, ein leeres
Tablettenröhrchen und ein Glas stehen. Inmitten des Chaos liegt TIM,
28, bäuchlings auf dem Fußboden, bekleidet im ausgeleierten Jogginganzug
und Pantoffeln sowie weißen Tennissocken. Als sei er tot.

Tim öffnet die Augen und steht auf. Er taumelt verwundert
paar Schritte zurück, zu einem flachen Schrank, auf dem ein
Zettel liegt. Überschrift: ABSCHIEDSBRIEF.
Tim nimmt seinen Abschiedsbrief in die Hand ...

TIM (V.O.)
Mein Leben hat keinen Sinn mehr.
Lieber tot und woanders, als im
Hier und Jetzt zu leben ...

... und legt ihn zurück. Sein Blick fällt auf einen
Fernseher, auf dem “KEIN SIGNAL” zu lesen ist.
Wie von Panik ergriffen schnappt er sich zuerst die
Fernbedienung und zappt durch die Kanäle. Kein Empfang.
Dann sein Handy. Kein Netz. Danach das Festnetz-Telefon.
Die Leitung ist tot. Zum Schluss setzt er sich an einen
Laptop. Kein Internetzugriff.

Tim klappt frustriert den Laptop zu und lauscht.

Totenstille.

Er steht auf und stürzt zum Fenster.

5. DAS AUFRAGENDE MIETSHAUS

Außenfassade mit erhelltem Fenster. Tim blickt durch die
Fensterscheibe. Er fixiert seinen Blick auf etwas und
reist erschrocken Augen und Mund auf. Schnell geht er in
Deckung.

6. AM FENSTER

Tim späht hinterm Vorhang hervor. Draußen vor seiner
Wohnung steht eine schwarz gewandete GESTALT, deren Gesicht
von einer Kapuze verdeckt wird. Sie blickt zu ihm auf.
Die Gestalt setzt sich in Bewegung und entzieht sich seinem
Blickfeld.

Tim schaut der Gestalt nachdenklich hinterher.

Der Fernseher beginnt zu flackern, dann erscheint das
Gesicht der Gestalt darauf. Sie blickt ins Wohnzimmer
hinein, als sei der Bildschirm ein Fenster.
Tim greift nach der Fernbedienung und schaltet den
Fernseher aus - als es plötzlich an der Haustür klopft.
Aus dem Klopfen wird ein Hämmern. Tim geht in den Flur.

7. IM FLUR
Tim blickt durch den Türspion in ein leeres Treppenhaus.
Er dreht den Haustürschlüssel um und entriegelt das
Sicherheitsschloss.

8. IM TREPPENHAUS

Tim tritt durch die Wohnungstür und schaut nach links und
rechts; er geht zum Treppengeländer und erblickt unten im
Erdgeschoss die Gestalt, die die Treppe hochkommt.
Tim stolpert erschrocken zurück, er schaut noch einmal
über’s Treppengeländer. Dann hastet er in seine Wohnung
und schließt die Tür hinter sich. Das Türschloss und der
Riegel des Sicherheitsschlosses rasten ein. KLACK! KLACK!

9. IM FLUR

Tim beugt sich vor und blickt durch den Türspion.
Plötzlich hält er inne und fährt erschrocken herum. Er
scheint zu spüren, dass noch jemand da ist. Mit
vorsichtigen Schritten geht Tim ins Wohnzimmer. Seine
Blicke suchen den Raum ab, als plötzlich die schwarze
Gestalt aus einer dunklen Ecke hervortritt und zum flachen
Schrank schreitet.

Tim ist zu einer Salzsäule erstarrt und betrachtet
ungläubig und voller Ehrfurcht die Gestalt, die ein
wallendes schwarzes Gewand trägt.

TIM
(ängstlich)
W-wer sind Sie?
(Pause)
Wo bin ich hier eigentlich? Ich
meine, das kann unmöglich ...

Die schwarze Gestalt nimmt den Abschiedsbrief und hält ihn
Tim entgegen.

Tim stürmt zur Wohnungstür, entriegelt sie und stürzt
hinaus ins Treppenhaus. Die Gestalt macht keinerlei
Anstalten, Tim zu verfolgen und einzuholen.

10. IM TREPPENHAUS

Hallende Schritte. Tim eilt die Stufen hinunter. Er pocht
gegen Wohnungstüren. Er drückt Türklingeln. Niemand da.

TIM
(angsterfüllt)
Hilfe! So helft mir doch!
Machen Sie die Tür auf!
Aufmachen! Bitte! Hallo!
Hilfe!

11. MIETSHAUS

Die Eingangstür springt auf und Tim kommt auf die Straße
gelaufen.

TIM
Hey! Hilfe! So hilft mir doch
jemand! Hey! Hallo!

Tim sieht sich um - seine Hilferufe bewirken nichts. Kein
Licht geht an. Kein Rollladen wird hochgezogen. Die Stadt
um ihn herum ist menschenleer. Es herrscht eine
bedrückende, unnatürliche, beängstigende Stille.

Plötzlich taucht die Gestalt auf. Tim läuft verängstigt
die Straße hinter.

12. STRASSE

Tim dreht sich um und sieht die Gestalt hinter sich in der
Ferne.

Tim läuft weiter und biegt ab in eine Straße, als plötzlich
die Gestalt vor ihm steht. Tim macht kehrt - als erneut
die Gestalt vor ihm auftaucht. Wie aus dem Nichts.

Tim macht wieder kehrt und läuft die Straße hinunter, als
die Gestalt sich plötzlich vor ihm materialisiert. Egal
was er auch anstellt, um zu entkommen, es gelingt ihm
nicht.

Tim läuft schließlich wie ein gehetztes Tier in eine
Sackgasse hinein. Er dreht sich um und sieht die schwarze
Gestalt auf sich zukommen. Seine Augen groß und
angsterfüllt.

13. EXT. MIETSHAUS - TAG

Ein Leichenwagen und ein Polizeiauto parken am Straßenrand.

14. TIMS WOHNUNG

DOKTOR SPIKKER, 48, wendet sich von Tims Leichnam ab. Er
dreht sich zu ANDREAS, 40, POLIZIST, hin, der hinter ihm
steht. Zwei Bestatter kommen mit einem Sarg in den Raum.

ANDREAS
Klarer Fall von Suizid. Der Kerl
hat ‘ne Überdosis Schlaftabletten
genommen. Sogar ‘nen
Abschiedsbrief hat er
hinterlassen. Die verschlossene
Wohnungstür spricht für sich.
Eindeutiger geht’s nun wirklich
nicht.

DOKTOR
Die Leichenstarre ist schon weit
fortgeschritten. Er ist
mittlerweile seit mehreren
Stunden tot.

Die beiden Bestatter stellen den Sarg ab. Warten.

ANDREAS
Tja, hätte sein Bekannter nicht
hin und wieder hier nach dem
Rechten gesehen, dann hätte man
ihn nicht so früh gefunden. Der
arme Kerl ...

Doktor Spikker wendet sich an die Bestatter.

DOKTOR
Sie können sich jetzt an die
Arbeit machen.

BESTATTER#1
Ja, Herr Doktor.

ANDREAS
(zum Doktor)
Kommen Sie, wir gehen mal eben
nach nebenan. Ich muss mit Ihnen
noch kurz was besprechen.

DOKTOR
Ist gut.

Doktor Spikker und Andreas gehen aus dem Raum.
Die Bestatter sehen die Unordnung und rümpfen die Nase.

BESTATTER#1
(flüstert)
Wenn ich hier wohnen müsste,
würde ich mir auch die Kugel
geben.

BESTATTER#2
Na ja, vielleicht sitzt er ja
gerade auf Wolke sieben und hört
den Engeln zu.

BESTATTER#1
Wer weiß.

Die Bestatter beugen sich über den Leichnam.

15. TREPPENHAUS

Bestatter#1 und Bestatter#2 tragen den Sarg die Treppe
hinunter. ALEXANDER, 25, gekleidet ganz in schwarz,
gruftiähnliches Outfit, kommt die Treppe hoch. In der
rechten Hand eine Tragetasche mit Einkäufen. Verwundert
tritt er beiseite und schaut den Bestattern hinterher, wie
sie den Sarg nach unten ins Erdgeschoss befördern.
Als die Bestatter die Eingangstür hinter sich schließen,
geht Alexander die Treppen weiter hoch, bis zu seiner
Wohnungstür. Seine Wohnung und Tims Wohnung liegen
nebeneinander.

Doktor Spikker und Andreas kommen aus Tims Wohnung.

Alexander schaut neugierig und kramt den Wohnungsschlüssel
hervor.

DOKTOR
Schon traurig, ein junger Mann in
dem Alter.

ANDREAS
Ja.

ALEXANDER
Tag.

DOKTOR
Guten Tag.

ANDREAS
Tag.

Andreas schließt die Wohnungstür von Tim und geht mit
Doktor Spikker die Treppe hinunter. Alexander steckt den
Schlüssel ins Schloss und dreht ihn.

16. ALEXANDERS WOHNUNG

Alexander kommt zur Tür herein und geht mit seinen
Einkäufen in die Küche. Death Metal-Poster an den Wänden.
Satanische Ferse und satanische Symbole wo man hinsieht.

Auf dem Wohnzimmertisch liegt eine Anleitung zu Geister-/
Dämonenbeschwörung und ein ... Witch-Board.

17. KÜCHE (ETWAS SPÄTER)
Essen auf dem Herd. Alexander öffnet den Küchenschrank und
nimmt sich einen Teller. Dann Besteck aus einer Schublade.

IM WOHNZIMMER

Fokus auf das Witch-Board. Plötzlich gleitet die
Planchette über das Witch-Board und bildet wiederholend das
Wort “HILFE”. Erst langsam, dann immer schneller.

FADE OUT.

ENDE

[nothingisreal]

Hm... Ich kann zum Inhalt irgendwie nichts sagen. Einerseits habe ich bis zum Schluss gelesen, weil es mich interessiert hatte, andererseits habe ich nicht das Gefühl, dadurch ein Mehrwert erhalten zu haben.

Ein bisschen Kritik:

Ein Drehbuch muss nicht mit Fade in beginnen und mit Fade out enden. Woher kommt dieser Irrglaube?

[Antiriad]

Danke für Deinen Kommentar. Die angesprochenen Dinge leuchten ein. Das mit dem EXT. weglassen: Das habe ich in einem Buch über Drehbuchschreiben gelesen. Da gab es ein Drehbuchbeispiel, wo das so gemacht wurde. Aber nochmals danke für die Tipps.

[nothingisreal]

[Filmfan]

@ nothingisreal
Bei der Szenenüberschrift gibt es verscheidene Möglichkeiten. Ich zeig Dir hier vier Verschiedene aus meiner Drehbuchsammlung:

AUSSEN. SPORTPLATZ AM KINDERHEIM - TAG (aus: Auf Augenhöhe, ist die klassische Form

WOHNUNG SCHOLL, KÜCHE, TAG/INNEN (aus: Sophie Scholl - Die letzten Tage. Autorenfilmversion)

EMPTY ROOM WITH SINGLE CHAIR (aus: Ocean's Eleven) moderne Version, wird nur in einigen Stellen benutzt)

EXT—DAIRY FARM—DAY (aus: Inglorious Basterds)

Bei allen handelt es sich jeweils um die erste Szene.

[V.K.B.]

@Filmfan: Der Thread ist 4 Jahre alt und der Ersteller (cooler Nick übrigens, ich hab diesen C=64 Klassiker damals auch geliebt) war laut seiner Profilseite schon seit 2 Jahren nicht mehr hier. Die Mühe, ihm da noch Drehbuchanfänge rauszusuchen, hättest du dir wahrscheinlich sparen können, ich denke nicht, dass er das noch liest.

Oder war das nur für NIR bestimmt und nicht als Hilfe für den OP gedacht?

[Filmfan]

Ich wusste das nicht von dem Eröffner des Treads. Zufällig hab ich nur etwas Ahnung von Drehbüchern.