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Walter

 
 
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Vanir7777
Wortedrechsler
V


Beiträge: 96



V
Beitrag15.11.2015 20:00
Walter
von Vanir7777
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Tag 0 und Tag 1
Walter saß im Bett. Zustände, kam es ihm in den Sinn, An Aus, Schlafend Wach. Sein Blick fiel auf das Bild auf seinem Nachttisch. Darauf zu sehen waren seine Enkel, seine Kinder, seine verstorbene Frau und zuletzt er. Er lächelte. Auch alles Zustände.

Tag 2
Walter saß in seinem Ledersessel. Heute ging es ihm nicht besonders gut. Er spürte, wie jeden Tag das Alter etwas mehr an ihm nagte. Sein Blick verfing sich in den Mustern seiner Raufasertapete.

Erst das Läuten von Kirchenglocken riss ihn aus seiner Gedankenlosigkeit. Nach mehrmaligem Blinzeln, richtete er seine müden Augen auf die Notizen, die ihm irgendeiner dieser jungen Betriebswirte heute Morgen vorgelegt hatte.

Da lag es - sein Leben in Cashflows. Nicht mein Leben, verbesserte er sich, mein Unternehmen. Abhängig von Jahreszeiten, Konjunkturzyklus und Rohstoffpreisen. Von Zinssätzen, Mitarbeitern und Konkurrenten.

Tag 4
Walter saß in einem Sitzungssaal. Heute fühlte er sich prima. Ihm war bewusst, dass seine Klarheit bald schwinden würde, aber dadurch schätzte er Tage wie diese mehr. Sein Blick nagelte seine Führungskräfte fest und er führte aus, was er von ihnen erwartete, sollte er nicht mehr sein.

Er beendete seine Ansprache und atmete aus. Mit einer kurzen Handbewegung, verscheuchte er die Mitarbeiter. Zufrieden saß er auf seinem Ledersessel, so lange, bis eine junge Frau klopfte und ihn bat, den Raum innerhalb von fünf Minuten zu verlassen. Walter nickte der Frau kurz zu und blieb wo er war. Sein Blick blieb auf einem Whiteboard hängen. Der starke Kontrast kam seinen Augen entgegen, die schwarzen Linien ordneten sich und enthüllten dem geneigten Betrachter ihre innere Logik.

Zahlen, dachte er, alles dreht sich nur um Zahlen. An der Wand hatte jemand eine Kalkulation vorgestellt. Um welches Produkt es genau ging, geisterte in einem entlegenen Winkel seines Kopfes herum. Aber eigentlich interessierte es ihn nicht. Sein Leben war ebenfalls eine Kalkulation. Sein Vater bedachte ihn erst mit Bildung, dann brachte er ihn mit den richtigen Menschen zusammen. Ein Investment in die blühende Zukunft seines Sohnes. Er lachte. Und was hat es meinem Vater genützt? Nichts, denn der war gestorben. An Lungenkrebs. Jeder Schaltkreis im Leben seines Sohnes hatte bei anliegender Spannung seinen Zustand gewechselt. Leider war einer seiner eigenen durchgeschmort. Und wie habe ich meinen Sohn angeleitet? Er hatte die beste Ausbildung bekommen, die ihm hatte ermöglicht werden können - er war Betriebswirt, wie Walter es von ihm erwartet hatte. Habe ich mir, als Vater, jemals die Frage gestellt, ob es das war, was er wirklich wollte? Er war mit den Werten aufgewachsen, die von Generation zu Generation zu Generation auf ihn übergegangen waren. Ohne all die äußeren Einflüsse, die ihn kalibriert hatten, könnte er heute ein kreativer Musiker sein, wie seine Schwester. Obwohl… Sein zweites Kind hatte er adoptiert. Hatte er seiner Tochter nicht dieselben Werte vermittelt? Ich habe sie im gleichen Geiste erzogen wie meinen Sohn. Selbstverständlich hatte er auf ihr Geschlecht Rücksicht genommen. Sie könnte niemals ein solcher Geschäftsmann sein, wie er oder sein Sohn. Alles abhängig von einem Chromosom. Hatte der Mensch denn keine Wahl, seinen Genen zu entkommen? Waren es letztendlich zwei Stränge aus Desoxyribonukleinsäure, die das Schicksal bestimmen? Er wusste es nicht.

Tag 8
Walter saß auf einer Bank im Park. Eine bleierne Müdigkeit lag seit dem Aufstehen auf seinen Schultern, trotzdem war er zur Arbeit gegangen. Sie war das einzige, das ihm noch blieb. Sein Blick schweifte über die unzähligen, unglaublich beschäftigten Menschen im Park. Einige lagen mit Freunden im Gras und schnatterten, andere eilten mit dem Smartphone in der Hand oder am Ohr über die asphaltierten Wege.

Jedes Individuum in diesem Park agierte nur in Verbindung mit den anderen. Ob sie jetzt neben ihm lagen, oder mit ihm über Funkwellen in Verbindung standen. Ihm fiel es erst jetzt auf. Ihm, der am Ende seines Lebens alleine war. Die Welt glich einem Ameisenhügel, der einzelne Mensch führte lediglich seine vordefinierten Aufgaben aus. Er fragte sich nur, wer die Königin war. Wer erdachte die Choreographie dieses Zusammenwirkens?

Definitionen, schoss es ihm durch den Kopf, bestimmen unser Leben. Die Frage lautete nur, wer definierte? Die Eltern? Die Umstände? Man selbst? Ein Telefon klingelte. Er brauchte lange, um zu begreifen, dass es seines war. Seine Sekretärin redete auf ihn ein. Er brummte und legte auf. Die Zeit zu beobachten war für heute vorbei. Das Unternehmen verlangte nach ihm. Oder brauchte er in Wirklichkeit das Unternehmen? Er könnte einfach gehen. Oder? War es möglich seinen Platz im Gefüge zu verlassen? Würde dann nicht alles zusammenbrechen? Oder würden die übrigen Teile von alleine zusammenhalten? Waren die Verstrebungen stark genug? Nein! Sein Lebenswerk würde mit ihm sterben. Jeder Computer, jede neu entdeckte Gleichung, jedes Biotop starb, sie alle hatten ein Zerfallsdatum. Auch die Menschheit selbst, dieser Schwarm aus Arbeitern und Machern? Es knirschte bereits im Getriebe – seit Jahrhunderten. Der ganze Krieg, der Hass, der Hunger, den er selbst gut kannte. Würde die Königin der Menschheit, was immer dieses Ding sein mochte, eines Tages sterben und die Menschheit mit ihr? Zumindest das seine neigte sich dem Ende zu. Was sein Lebenswerk betraf: Es würde mit ihm untergehen. Vielleicht würde es neu geboren werden, mit anderen Rechenkernen und alten Komponenten. Aber tot wäre es dennoch. Vielleicht wäre es besser zu sagen es wäre heruntergefahren. Unwillkürlich schüttelte er seinen Kopf.
So viele Gedanken… und immer führen sie zu nichts. Während er langsam, wie es das hervorstechendste Merkmal Menschen seines Alters war, die schnurgerade Straße entlangging, veränderte sich seine Perspektive. Walter sah sich selbst. Er sah seinen Weg, seine vermeintlichen Abkürzungen, seine Reise. Hatte er sie aus eigenem Antrieb gemacht? Nein, wurde ihm klar, ich bin ein Opfer der Kausalität. Es kümmerte ihn nicht. Nicht mehr. Er setzte seinen Weg fort. Hin zu seinem Unternehmen. In seinem Büro angekommen tat er nichts, als einige Unterschriften zu leisten. Wie es sich für den Besitzer und Vorstand gehörte, lag seine Wohnung nicht weit. Die kühle Abendluft schlug ihm entgegen. Er schritt weiter, auf dem Weg seines Lebens, vor sich Spuren des Schicksals. Kurz streifte ein weiterer Gedanke sein Bewusstsein. Was wäre, wenn dieses Konstrukt nur dazu diente, ihm die freie Wahl zu ersparen, ihn in Luftpolster packte, die es nicht gab? Walter kicherte, heiser entwich der Laut seiner Kehle. Sich in seinen letzten klaren Momenten der Illusion hinzugeben, er hätte eine Wahl gehabt. Absurd.

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Schreibhand
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Beiträge: 105



Beitrag16.11.2015 23:24

von Schreibhand
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Hmm...ich empfand es sehr alltäglich bzw. nicht sehr aufregend ...aber das muss ja nichts heißen...
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Literättin
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Beitrag17.11.2015 13:56

von Literättin
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Ein Unternehmer an seinem Lebensende blickt zurück auf ein Leben, das hätte perfekt sein sollen. Die Gedanken, die er sich dazu und darüber hinaus macht, entwickeln bei mir leider keinen Funken oder Sog, der mich hineinziehen könnte, in seine Überlegungen. Vielleicht liegt es daran, dass Walter mir trotz der ihn umgebenen Tragik irgendwie nicht nahe kommt. Und dass seine Fragen in Bezug auf die Freiheit des Menschen, seine Gebundenheit oder nicht Gebundenheit in der Welt, über Kausalität und genetische Bestimmtheit, oder Definiertheit so lose umeinander kreisen, dass sie nichts weiter in mir anstoßen.

Und beinahe möchte ich zustimmen, wenn es gegen Ende hin im Text heißt:

Zitat:
So viele Gedanken… und immer führen sie zu nichts.
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holg
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Beitrag17.11.2015 14:40

von holg
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Erser Eindruck: So richtig neu ist das nicht. Alter Homo Faber sieht sein Leben als fixen Parametern zwingend folgende Abfolge von Zuständen. Sprachlich ist das ok gemacht, aber der scroogige Typ wird weder richtig lebendig, noch sympatisch, noch erreicht er mich irgendwie. Vor allem, weil am Ende, oh heilige, plötzliche Wendung, war alles nur ein blöder Gedanke, oder doch nicht? Wenigstens wacht er nicht aus einem Alptraum auf.

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nebenfluss
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Beitrag20.11.2015 00:30

von nebenfluss
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E. g. ist dies einer der wenigen Texte, die mich in keiner Disziplin besonders überzeugt haben. Sicherlich, es ist ein Fragment und die Vorgaben können als erfüllt betrachtet werden. Doch was darüber hinaus? Die Grundidee (ein scheidender Manager wird auf seine alten Tage nachdenklich und erkennt auf einmal, was er im Leben alles verpasst hat) ist nicht besonders neu. Dass er das Leben und auch sich selbst nun als eine Art Maschine begreift, schon eher. Aber nichts von dem, was hier angerissen wird, geht in die Tiefe. Am Schluss werden alle Fragen, die eventuell zum "koproduzieren" hätten anregen können, mit einem wegwerfenden "Absurd." beerdigt. Vielleicht soll gerade das zum Widerspruch gegen diesen Nihilismus animieren, hat dann bei mir aber nicht geklappt.

Könnte übrigens sein, dass mir die Geschichte im Präsens besser gefallen hätte.

Die ersten beiden Tage soll ich mir wohl als Wochenende vorstellen, das hätte da dann ruhig stehen können. Überhaupt fand ich den Text teilweise unnötig konfus, vor allem gegen Ende. Genau genommen schon hier:
Zitat:
Und was hat es meinem Vater genützt? Nichts, denn der war gestorben. An Lungenkrebs.

Seltsame Schlussfolgerung, wo es doch um die Investition des Vaters in die Ausbildung des Sohnes geht. Was sollte dem Vater das schon nützen? Außerdem sterben wir doch alle irgendwann, ob an Krebs oder etwas anderem. So gesehen würde ja nichts, was wir tun, uns etwas nützen.

Zitat:
Der ganze Krieg, der Hass, der Hunger, den er selbst gut kannte.

Macht eigentlich den Rest des Textes nicht den Eindruck als sei Walter einer, der schon mal echten Hunger erlebt hätte.

Zitat:
Wie es sich für den Besitzer und Vorstand gehörte, lag seine Wohnung nicht weit.

Na ja, die meisten Vorstände größerer Unternehmen wohnen am Stadtrand im Grünen und fahren da mit ihrer Limousine hin. Wenn das unternehmen noch ein bisschen größer ist, haben sie vielleicht sogar einen Chauffeur. Nähe zur Wohnung ist da eher kein Kriterium, und Zu-Fuß-zur-Arbeit-gehen eingentlich nicht standesgemäß.

So weit ein paar Beispiele für die Stellen, an denen ich die Stirn gerunzelt habe.
Nichts für ungut.


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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 889

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag22.11.2015 09:50

von Babella
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Solche Sätze

Er spürte, wie jeden Tag das Alter etwas mehr an ihm nagte.

Erst das Läuten von Kirchenglocken riss ihn aus seiner Gedankenlosigkeit.

hindern mich am Weiterlesen. Ich sehe auch das Thema nicht richtig umgesetzt.
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rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag24.11.2015 13:14

von rieka
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Hallo Inco.
Es ist ziemlich schwierig für mich, den Texten dieses Wettbewerbs gerecht zu werden. Ich versuche es:
Gute Umsetzung des Themas.
Nachdenken eines Workaholics am Ende seiner Karriere über das Dasein des Menschen als Rädchen im Getriebe, zum maschinellen Funktionieren reduziert?
Der Text gefällt mir, weil er auf die Mechanik hinweist in der wir stecken, die Mechanik die die Menschheit im Guten wie im Schlechten vorantreibt, ohne, dass wir das Geschehen klar erfassen.
Der Schreibstil ist ruhig und fließend, nicht unbedingt aufregend, aber nachdenklich. Die Idee ist nicht neu, aber durch die Szenerie anschaulich ausgearbeitet.
LG rieka
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Akiragirl
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Beitrag25.11.2015 23:03

von Akiragirl
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Hallo Inko,

ich mag rhetorische Fragen in literarischen Texten nicht. Wirklich, überhaupt gar nicht. Ich habe dann immer das Gefühl, der Autor möchte dadurch den Anschein erwecken, sein Text sei tiefsinnig und böte viele Punkte zum Nachdenken, aber in Wahrheit ist nichts leichter als rhetorische Fragen über Grundthemen des Lebens zu stellen und sie gänzlich unbeantwortet zu lassen. Oder, noch schlimmer: Sie kurz danach in vereinfachender, der Frage nicht gerecht werdender Weise, doch zu beantworten.

Zitat:
Die Frage lautete nur, wer definierte? Die Eltern? Die Umstände? Man selbst?
(…)
Oder brauchte er in Wirklichkeit das Unternehmen? Er könnte einfach gehen. Oder? War es möglich seinen Platz im Gefüge zu verlassen? Würde dann nicht alles zusammenbrechen? Oder würden die übrigen Teile von alleine zusammenhalten? Waren die Verstrebungen stark genug? Nein! Sein Lebenswerk würde mit ihm sterben. Jeder Computer, jede neu entdeckte Gleichung, jedes Biotop starb, sie alle hatten ein Zerfallsdatum. Auch die Menschheit selbst, dieser Schwarm aus Arbeitern und Machern?


Das Thema des Textes ist die alte Frage, ob das Handeln, das Schicksal von Menschen, in seiner „Bauart“, seinen Genen, seiner Familie und dem Umfeld, in das er geboren wurde, festgeschrieben steht oder ob doch jeder Mensch eine eigene Wahl hat. Determinismus vs. Freier Wille. Leider keine neue Frage, ganz und gar nicht. Das wäre ja nicht weiter problematisch, wenn der Text es schaffen würde, diesem Thema neue Aspekte abzuringen, es aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Davon habe ich leider nichts gefunden. Mir sind das eindeutig zu viele Floskeln und Allerwelts-Fragen/Weisheiten, mir bleibt das schale Gefühl, das alles schon zigfach so oder so ähnlich gehört oder gelesen zu haben.

Daher leider keine Punkte von mir.

Liebe Grüße
Anne


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"Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel)
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tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag25.11.2015 23:41

von tronde
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Hallo!
Fragment: ja
Menschmaschine: für mich nicht so gut getroffen.
Lebensrückblick eines Dementen? Der Schluss gefällt mir.

Wahrscheinlich keine Punkte.

Grüße
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Flotte Schreibefeder
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 30
Wohnort: Bayern


Beitrag26.11.2015 12:44

von Flotte Schreibefeder
Antworten mit Zitat

Der Text war spannend und unerwartet und hat mir wirklich vermittelt, was Walter für ein Mensch ist. Ein irgendwie einsames und trauriges Ende eines Menschen, der erst jetzt seine Fehler erkennt.

Im Nachhinein hätte ich mir aber mehr Facetten gewünscht. Die Erkenntnis von Walter kommt mir irgendwie zu einfach vor. Gab es nicht auch gute Seiten, fröhliche Zeiten, etwas schönes in seinem Leben?
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Jenni
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Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag26.11.2015 14:57

von Jenni
Antworten mit Zitat

Walter lebt für sein Unternehmen, wie schon sein Vater, und wie auch sein Sohn. Wie es ihnen vorherbestimmt war, in den Genen liegt und worauf sie in ihrer Erziehung vorbereitet wurden. Als kleiner Teil der großen Menschheitsmaschine? Erst in hohem Alter, den Tod vor Augen, denkt Walter - offenbar zum ersten Mal - darüber nach, ob man sein Schicksal nicht vielleicht auch selbst hätte lenken können. Diese Gedanken werden mir in ihrer ganzen Naivität und Beliebigkeit ausgebreitet und (über)erklärt.
Das kann passieren, solche Menschen gibt es, bestimmt sogar.
Bei mir hat der Text aber weiter nichts ausgelöst. Walter bleibt für mich farblos, seine Gedanken so wenig originell, und so auch die Sprache, in der sie wiedergegeben sind.

Was mir richtig gut gefällt, das ist der Schluss, die letzten beiden Sätze, da wird er für mich lebendig der Walter, für einen Moment - und vielleicht ist das sogar so beabsichtigt, vielleicht soll der Walter ansonsten so farblos bleiben. (Wieso allerdings sollte er mich dann interessieren.)

Andere Texte im Wettbewerb haben mich mehr beeindruckt, mir mehr Gedankenanstöße gegeben.

Meine Bewertung habe ich nach mehrmaligem Lesen aller Texte im Vergleich und unter Berücksichtigung von Thema und Vorgaben vorgenommen. Dein Text hat es am Ende leider nicht in meine Top 10 geschafft.
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Eredor
Geschlecht:männlichDichter und dichter

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Das silberne Stundenglas DSFx
Goldene Harfe Pokapro III & Lezepo I


Traumtagebuch
Beitrag26.11.2015 17:35

von Eredor
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Hier ist es die Geschichte, die zum Verhängnis wird. Zu viel Geschichte auf zu wenig Raum. Das könnte ein ganzer Roman werden. Und das merkt man als Leser. Da ist so viel Geschichte drin, dass kein Platz mehr für Emotionen, Empfindungen, Visualisierung bleibt. Und daher wirkt der Text nicht auf mich. Tut mir Leid, von mir gibt's dafür keine Punkte.

LG Dennis


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"vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag26.11.2015 19:59

von anderswolf
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War das mit den Blicken (Sein Blick fiel. Sein Blick verfing sich. Sein Blick nagelte. Sein Blick schweifte.) konstruiert? Sicherlich. Was aber sollte es bedeuten? Dass alles eine Frage der Perspektive ist? Dass ein Zustand aus einer bestimmten Perspektive ganz anders erscheint als aus einer anderen?

Walter glaubt an das Leben als im Idealfall gut laufende Maschine; seine Maschine aber machts nicht mehr: sein binäres Leben aus richtig und falsch ist vorbei. Oder hat sich anders entwickelt als gedacht.

Sprache leider teils unpräzise (bspw. Luftpolster oder Luftpolsterfolie?), teils gibt es schlecht verschleierten Infodump, dazu kommen Interpunktionsschwierigkeiten (bspw. "Nach mehrmaligem Blinzeln, richtete er seine müden Augen", "Ob sie jetzt neben ihm lagen, oder mit ihm", "Sie könnte niemals ein solcher Geschäftsmann sein, wie er oder sein Sohn.")

Im Wesentlichen bleibt von Walter (Protagonist und Text) außer einem schwammigen "Ist ja auch egal"-Gefühl nicht viel übrig, was schade ist, weil genau der eingangs angesprochene Blick-Dualismus könnte durchaus Spielraum für Resonanz bieten, die hier komplett fehlt.
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Lilly_Winter
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 43
Beiträge: 250
Wohnort: Dortmund


Beitrag26.11.2015 21:51

von Lilly_Winter
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Hallo Inko,
ein neutraler Kommentar, um zu Bepunkten.

lg Lilly
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3914
Wohnort: wien



Beitrag27.11.2015 15:05
Re: Walter
von lupus
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Guten Abend,

nun, die Idee einen Manager, CEO oder was auch immer zu einem Rädchen im großen Getriebe ist nicht neu, Das muss auch nicht sein, aber hier wird es sehr eindimensional transportiert. Er: Rädchen; die Wirtschaft/Gesellschaft: Maschine; er kann nix dagegen tun. Tja ... diese Oberflächlichkeit kulminiert dann in einer Anhäufung von Fragen, Fragen aber sollten sich für den Leser ergeben, ohne sie explizit zu erwähnen, gar nicht in dieser Konzentration.

Es IST ein Problem, aber an der wahren Problematik wird nur ganz leicht an der Oberfläche gekratzt, was bleibt ist Emonationalisieren. Zu sehr für meinen Geschmack, zu sehr v.a. um es als E zu bezeichnen.

Und sprachlich ist mir zu wenig ausgereift. (Immer wohl gemerkt im Wettbewerbsvergleich; im normalen Dsfo-Mode wär das gar kein Problem, das wäre mit ein paar Griffen zu reparieren); ich geb dir ein paar Beispiele:



Guy Incognito hat Folgendes geschrieben:
Tag 0 und Tag 1
Walter saß im Bett. Zustände, kam es ihm in den Sinn, An Aus, Schlafend Wach. Sein Blick fiel auf das Bild auf seinem Nachttisch. Darauf zu sehen waren seine Enkel, seine Kinder, seine verstorbene Frau und zuletzt er. Er lächelte. Auch alles Zustände diesen Satz zum Beispiel find ich gar nicht schlecht, allerdings geht er verloren durch die Ungereimtheiten davor.

Tag 2
Walter saß in seinem Ledersessel. Heute ging es ihm nicht besonders gut. Er spürte, wie jeden Tag das Alter etwas mehr an ihm nagte. Sein Blick verfing sich in den Mustern seiner Raufasertapete. auch hier: ziemlich gut, aber: du reduzierst seine Wahrnehmung aufs Optische

Erst das Läuten von Kirchenglocken riss ihn aus seiner Gedankenlosigkeit. Nach mehrmaligem Blinzeln, richtete er seine müden Augen auf die Notizen, die ihm irgendeiner dieser jungen Betriebswirte heute Morgen vorgelegt hatte.



Naja, und zu guter letzt: ein Weiterdenken wird nicht initiiert mit diesem Text.

lgl


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
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Nihil
{ }

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Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag27.11.2015 17:42

von Nihil
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    Keine Punkte für Walter

    Ein kurzer Trip ins Selbstmitleid
    Bald hat es sich ausgewaltert. Kurz vor seinem Rücktritt denkt ein Firmenchef über das Altern und sein Leben nach und erkennt: Sein ganzes Leben war determiniert. Damit wird er nicht zum nächsten Adorno.

    Ein Geschäftsführer, der vor lauter Arbeitsstress allein zum Roboter wird, bietet für das Thema des Wettbewerbs zu wenig. Am Ende seines Lebens hat Walter nichts gelernt. Er sieht sich als Opfer seiner Umstände, ohne die Möglichkeit gehabt zu haben, etwas anders zu machen. Etwa seine Kinder weniger sexistisch zu erziehen oder seine Angestellten besser zu behandeln. Die Determinierung ist seine Entschuldigung. Seine Überlegungen verkommen zum Gejammer und leiten nicht etwa eine Diskussion darüber ein, ob wir wirklich so selbstbestimmt handeln, wie wir es immer denken. Das wäre schon eher eine Richtung gewesen, die dem Wettbewerb angemessen gewesen wäre.

     
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Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag27.11.2015 17:50

von Ithanea
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Gefällt mir gut, deine Geschichte. Also vor allem der Schluss ist ja schon der Hammer.
Zitat:
Sich in seinen letzten klaren Momenten der Illusion hinzugeben, er hätte eine Wahl gehabt. Absurd.

Ich mag, wie du ihn geschrieben hast und ich mag das Thema natürlich, von dem ich selbst nie loskomme.


_________________
Verschrieben. Verzettelt.
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wwwave
Gänsefüßchen
W


Beiträge: 27
Wohnort: Hinterm Mond


W
Beitrag27.11.2015 19:47

von wwwave
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Gefällt mir.
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Vanir7777
Wortedrechsler
V


Beiträge: 96



V
Beitrag30.11.2015 01:15

von Vanir7777
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Danke an diejenigen, die mir doch noch Punkte gegeben haben smile
Sehr wertvolles Feedback, ich werde auf jeden Fall das nächste Mal versuchen, meinen Text besser zu konstruieren und erst ein Konzept erstellen und nicht einfach aus dem Bauch raus loszuschreiben.
Danke dafür, ich arbeite daran wink
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